Im Netz der Göttin

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Zwischen Gebet und Grauen

von Jhea'kryna Ky'Alur » 21 Jun 2025, 09:39

Dicht und schwer lag der Weihrauch in der Luft, als sich die schwarzen Vorh?nge der inneren Kapelle des Hauses Ky?Alur zur Seite schoben. Eine dr?ckende Stille breitete sich in der Halle aus, nur unterbrochen vom leisen Klirren der Ornamente an den Roben der Priesterinnen. Inmitten dieses feierlichen Schattens stand Jhea?kryna Ky?Alur, die Ilharess, hoch erhoben auf der obersten Stufe des Podiums, das sich wie ein gezackter Obsidianstern um den Hauptaltar spannte. Ihr K?rper war geh?llt in das schwarzen Kleid der hohen Priesterinnen, durchwirkt mit Silberf?den, die sich wie Spinnennetze ?ber ihre Schultern und Arme zogen. Ein Diadem aus ge?tztem Runenstahl umschloss ihre Stirn, aus dessen Zentrum ein kleiner Splitter schimmernden Kristalls in die H?he ragte ? ein Tribut an die dunkle G?ttin.

Zu ihrer Rechten stand Dhaunae, mit einer W?rde, die selbst f?r eine Tochter der Ilharess ungew?hnlich war. Ihre langen wei?en Haare waren zu einer kunstvollen Krone aus Z?pfen geflochten worden, in denen winzige schwarze Knochenperlen eingearbeitet waren. Zu ihrer Linken Yrea?jahrae, jung, sch?n und streng ? das Ebenbild der Herrin selbst, in karger, fast asketischer Robe, nur durchzogen von einem einzigen roten Spinnenornament, das sich ?ber ihre Brust spannte.

Die Halle selbst war von purpurnen Flammen erhellt, die aus dutzenden Feuerschalen aufstieg. Jede Flamme war von einem f?nfzackigen Kreis umrahmt, gezeichnet und geweiht mit Blut. Am Rande der Halle bewegten sich die Tempeldienerinnen in strengen, synchronen Bahnen. Ihre Weihrauchkessel schwangen in weiten B?gen durch die Luft, verstr?mten dichten, s??lich-bitteren Rauch, der sich wie ein Leichentuch auf alles legte.

Die Gl?ubigen hatten sich auf den B?nken hinter dem offenen Altarbereich niedergelassen ? die Krieger, Magier, und die einfachen Angeh?rigen des Hauses Ky'Alur, ihre Stirnen mit Asche gezeichnet, ihre H?nde auf den Boden gepresst, die K?pfe gesenkt. Vereinzelt erklangen bereits leise, monotone Ges?nge ? alte Worte, lang vergessen in der Oberwelt, aber hier in Elashinn gepflegt wie Reliquien aus Blut.

Mit langsamen Schritten trat Jhea?kryna an den Rand des Altars. Ihre H?nde waren leer, doch der Raum f?llte sich augenblicklich mit einer Pr?senz, die mehr Gewicht hatte als jeder Stahl. Dann hob sie die H?nde, lie? sie sacht nach au?en gleiten ? eine Geste der ?ffnung, des Empfangens.

?Vernehmt mich, Kinder der Tiefe,? sprach sie mit einer Stimme, die keinen Zweifel lie?. ?Heute ?ffnen wir das Netz. Heute wird Blut gefordert. Heute flie?en Kraft und Fleisch, um die G?ttin zu n?hren.?

Ihre rechte Hand kreiste, beschrieb ein Spinnennetz in der Luft. Die linke strich ?ber die Brust, ein Zeichen der Demut, ein Bekenntnis zur Hingabe.

?Lloth, Mutter der Schatten, webe deine F?den durch unsere Herzen. Nimm das, was schwach ist. Best?rke das, was treu ist.?

Dhaunae trat vor, verneigte sich knapp und begann, den Altar zu reinigen ? mit Asche, Wein, und einem blutgetr?nkten Tuch. Daneben kniete Yrea?jahrae, entfaltete langsam ein Tuch, in dem sorgf?ltig der Opferdolch lag: eine gezackte Klinge aus obsidianem Stahl, geschmiedet mit dem Blut dreier Geknechteter. Der Griff war umwickelt mit altem Tempelleinen, durch das die Reste von G?ttlicher Magie pulsierten.

Jhea?kryna senkte ihre Stimme nun zu einem Singsang ? ein uralter Choral, in der Sprache der Yathrinen, un?bersetzt und uralt. Die Gl?ubigen begannen mit einzustimmen. Erst leise, dann lauter. Immer eindringlicher. Immer ekstatischer. Die Tempeldienerinnen marschierten im Kreis, lie?en die Kessel kreisen, w?hrend sie selbst nun fl?sterten, schrien, flehten ? jede auf ihre Weise, aber im selben Takt.

Dann erklang der Gong. Ein dumpfer, bebender Schlag, der durch die Knochen fuhr. Schweigen fiel wie ein Schnittmesser auf die Halle. Jhea?kryna trat zur Seite, bedeutete mit einer winzigen Geste, dass das Opfer gebracht werden sollte.

Zwei Tempeldiener f?hrten ihn herein ? einen Mann, mittleren Alters, seine Augen weit aufgerissen, die Bewegungen fahrig. Die Kleidung war von Dreck und Blut durchtr?nkt. Er hatte offenbar gek?mpft, aber der Kampf war ihm l?ngst genommen worden ? durch Gifte, Fesseln und das unaufhaltsame Gewicht der Erkenntnis. Er war wach. Er war bewusst. Und er wusste.

Er wurde auf den Altar gelegt. Die Seile waren fest, aber unn?tig ? der K?rper hatte kaum noch Kraft, sich zu wehren. Als er den Kopf drehte, fl?sterte er tonlos, kaum h?rbar: ?Bitte... warum...?

Jhea?kryna trat nahe heran, beugte sich zu ihm herunter ? und strich ihm mit einer fast liebevollen Geste ?ber die Wange. Ihre Finger waren k?hl, aber sanft. Ein L?cheln lag auf ihren Lippen, aber es war die Art L?cheln, die nichts Gutes versprach.

?Du darfst Lloth dienen, Sterblicher. Mehr kann man in seinem Leben kaum erreichen.?

Sie wandte sich ab.

Dhaunae trat vor. In ihrer linken Hand hielt sie den Dolch. Ihre rechte war zu einer geballten Faust geformt, auf ihrem Handr?cken ein altes Zeichen der G?ttin, das in dunkler Tinte eingebrannt worden war.

Langsam, unerbittlich, hob sie die Klinge.

Dhaunaes Blick war starr auf den Dolch gerichtet, den sie nun in beiden H?nden hielt. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, keine Schw?che ? nur reine Konzentration und entschlossene Hingabe. Dann, ohne zu z?gern, senkte sie die Klinge mit ruhiger Kraft in die Brust des Mannes, der unter ihr auf dem Altar lag.

Der Dolch glitt durch Fleisch und Muskel, bis das Knacken von Knochen das einzige Ger?usch war, das die gespannte Stille durchbrach. Ein ersticktes R?cheln entrang sich den Lippen des Opfers ? seine Augen weiteten sich ein letztes Mal, als das Leben aus ihm wich.

Doch diesmal sollte es nicht einfach ins Nichts entweichen.

Jhea?kryna trat an den Rand des Altars, w?hrend die ersten Tropfen Blut ?ber den Obsidiansockel liefen. Ihre Finger formten ein Muster in der Luft, eine Geste aus der Schrift der alten Priesterinnen. Ihre Lippen bewegten sich, doch kein Laut war zu h?ren ? nicht f?r Sterbliche. Ihre Worte riefen nicht Lloth, sondern befehligten die Essenz selbst. Ihr Blick war nicht auf das Opfer, sondern auf das Artefakt am Kopfende des Altars gerichtet.

Das Ger?t ruhte auf einem kleinen, dreibeinigen Tisch aus Adamant, direkt neben dem Altar. Die drei Kristalle, noch immer leer, begannen unter ihrer Konzentration zu flimmern. Feine F?den zogen sich vom Ger?t ?ber den Boden, verankert in einem Kreis, den sie selbst vor der Zeremonie gezogen hatte ? genau dort, wo das Blut jetzt hinfloss.

Die ersten Tropfen ber?hrten die Linien.

Und dann geschah es.

Ein feines Summen erhob sich ? kaum wahrnehmbar, wie ein ferner Chor aus einem l?ngst vergessenen Reich. Der Arkanit begann schwach zu leuchten. Kein grelles Licht ? ein pulsierendes inneres Glimmen, als w?rde er mit jedem Herzschlag des sterbenden Mannes atmen.

Jhea?kryna kniete sich nieder. Ihre Finger ruhten nun direkt auf dem Ger?t, die Augen weit ge?ffnet. Ein d?nner Schleier von Schwei? gl?nzte auf ihrer Stirn, w?hrend sie die Essenz lenkte. Es war kein Fluss, sondern ein Ringen ? das Leben wollte entweichen, aufsteigen oder sich in den Hallen der Unterwelt verlieren. Doch sie zwang es. Ihre Gedanken schnitten sich durch das Blut, durch Schmerz, durch Erinnerung. Die Energie wurde umgelenkt, gesammelt, gefesselt.

Ein Ruck durchzuckte das Ger?t. Der Arkanit ver?nderte sich sichtbar, nahm eine dunklere Nuance an. Der Mondstein begann zu pulsieren ? langsam, dann schneller, im Takt der sinkenden Lebenskraft des Opfers.

Ein leichtes Zischen erklang, als die ersten Funken zwischen den Kristallen zu tanzen begannen.

Dann trat Yrea?jahrae an den Altar. Mit einer Geste wies sie die Tempeldienerinnen an, das n?chste Opfer hereinzuf?hren. Eine Frau diesmal ? eine hochgewachsene Schamanin aus den Weiten des Nordens, mit T?towierungen ?ber Gesicht und Armen. Ihre Augen waren glasig, aber noch klar genug, um zu erkennen, wo sie war.

Sie k?mpfte nicht. Vielleicht war es Einsicht. Vielleicht war es Resignation.

Dhaunae reinigte die Klinge mit einem dunklen Tuch, das zuvor in gesegnetes Wasser getr?nkt worden war. Sie trat zur Seite, lie? das Blut vom ersten Opfer langsam auf die Robe tropfen, als w?re es eine zweite Weihe.

Jhea?kryna kniff die Augen zusammen, als das Ger?t kurz zu flackern begann. Der Fluss der Essenz war nicht gleichm??ig. Sie ver?nderte die Runen mit einem Zauber ihrer linken Hand, korrigierte die Bahn des Flusses, lie? die Emotionen des Sterbenden durch den Kristall flie?en.

Das Ger?t zitterte. Ein inneres Knacken. Dann Stabilisierung.

?Er ist bereit f?r das N?chste,? murmelte sie heiser.

Dhaunae nickte. Der Schamane wurde auf den Altar gelegt ? diesmal ohne Worte. Nur ein Fl?stern drang von seinen Lippen, eine alte Sprache, ein Gebet an einen l?ngst vergessenen Geistergott. Es wurde von der Pr?senz der G?ttin in der Halle verschluckt.

Der Dolch fuhr erneut nieder.

Wieder begann der Fluss. Und diesmal bereitete sich Jhea?kryna vor. Ihre Finger formten schneller werdende Muster, ihre Stimme wurde klarer, dr?ngender. Der Arkanit begann nun in einer neuen Frequenz zu leuchten ? tiefer, rotgl?hend. Der Mondstein zeigte erste kristalline Linien, als ob sich neue Kan?le bildeten. Und ganz am Boden ? der Kristall der Empathie ? flackerte kurz auf, ver?nderte seine Struktur.

Ein Rinnsal aus Emotion ? Furcht, Trauer, Trotz ? rann in ihn hinein, f?rbte ihn schwach violett.

Der gesamte Raum schien sich zu neigen. Die Gl?ubigen begannen wieder zu singen. Der Gong hallte erneut. Diesmal begleitet von Taktst?cken, die auf kleine bronzene Platten schlugen. Die Ger?usche wurden zu einem Crescendo, das die Grenze zwischen Klang und Magie durchbrach.

Jhea?kryna schwankte. Doch sie hielt stand.

Das Ger?t vibrierte nun. Die Essenz zweier Leben war darin gespeichert. Noch roh, noch ungeordnet ? aber sp?rbar.

Ihre Lippen formten ein letztes Wort: ?Weiter.?

Und schon wurde das dritte Opfer gebracht.

Re: Im Netz der G?ttin

von Maldrak Tal'vharin » 20 Jun 2025, 18:12

Die Pr?fung

Die Ilharess und Anf?hrerin des Hauses Ky?Alur ? hatte sie zu sich gerufen. Das bedeutete nur eines: alles stehen und liegen lassen. Kein Z?gern. Kein Hinterfragen.
Wer gerufen wurde, erschien. Sofort. Ohne Umweg. Sie waren beide noch neu, erst k?rzlich aufgenommen in die Reihen des Hauses. Maldrak wusste es. Sarkul ebenso:
Solange man nichts bewiesen hatte, war man Austauschmaterial. Geduldet ? aber nicht gebunden. Fr?her oder sp?ter w?rde die Pr?fung kommen.
Und Maldrak f?hlte es: Jetzt war es so weit. Der Weg durch die Hallen war still. Kein Diener kreuzte ihren Pfad. Keine Stimme st?rte ihre Schritte. Der Schatten selbst schien sie zu begleiten ? als pr?fe er, ob sie w?rdig waren. Dann traten Maldrak und Sarkul in den Thronsaal. Hoch. D?ster. Still. Die Banner des Hauses hingen reglos zwischen den schwarzen S?ulen. Der Boden gl?nzte wie poliertes Obsidian, und das Licht der magischen Feuerschalen flackerte ged?mpft ? als h?tte selbst das Feuer Respekt vor dem, was hier thronte. Und dort sa? sie. Jhea?kryna Ky?Alur,Ilharess auf einem Thron aus schwarzem Metall von dem aus sie nicht einfach befahl, sondern entschied, wer leben durfte und wer nicht.
Die beiden M?nner verneigten sich knapp. Kein ?bertriebener Kniefall ? das h?tte Schw?che gezeigt. Nur genau so viel wie n?tig.
Jhea?kryna musterte sie mit unbewegter Miene pr?fend. Dann sprach sie. Ruhig ? aber schneidend.

?Ich brauche Opfer. Nicht Sklaven. Nicht niedere Kreaturen. Keine willenlosen Wesen. Denkende Opfer, gefasst in einem Moment der falschen Sicherheit?

Maldrak sp?rte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Sarkul stand reglos da.

?Ihr werdet sie mir bringen. Lebendig. Ohne Makel. Ohne Aufsehen? sprach sie weiter.

?Potenzielle Ziele?? fragte Maldrak, knapp.

?Ein Kloster. Zwischen Yew und Elashin. Offen. Gutgl?ubig. Eine T?r, die nie verschlossen ist.? erwiderte die Ilharess

Sie machte eine abf?llige Geste mit der Hand. ?Sie beten zum Licht. Teilen Brot mit Fremden. Und glauben, Gnade sei Schutz.?

Sie lehnte sich vor.

?Die Waldelfen, die sonst ?ber diesen Pfad wachen, sind abgelenkt. Jetzt ? genau jetzt ? ist euer Moment.?

Ein kurzes Schweigen folgte. Dann:

?Keine Zeugen. Keine Spuren. Kein Versagen.?


?A dos quarth?, sagten Maldrak und Sarkul gleichzeitig.

?Geht und beweist euch?, sprach die Ilharess und lehnte sich zur?ck.

Die beiden verneigten sich erneut ? und verlie?en den Saal. Lautlos wie Schatten. Dies war der Moment, in dem sich entschied,
ob sie bleiben durften oder sterben w?rden ? wie so viele vor ihnen.

Das Kloster zwischen Yew und Elashinn

Die Nacht war l?ngst hereingebrochen, und ein tr?ger Wind strich durch die B?ume, trug den fernen Geruch von Moos, Erde ? und etwas anderem, Metallischem ? durch die Luft. Aus dem gro?en Gemeinschaftsraum des Klosters drangen Stimmen, das behagliche Klirren von Kr?gen und Tellern, ged?mpftes Lachen. Das Abendmahl war beendet. Die M?nche, Pilger und Zufluchtsuchenden sa?en noch beisammen, manche in stiller Andacht, andere im vertrauten Gespr?ch. Das Licht der ?llampen tanzte golden an den Steinw?nden.

Dann ? mit einem Schlag ? barsten die zwei gro?en Fl?gelt?ren des Klosters auf.

Ein k?hler Luftzug st?rmte herein, warf einige Kerzenflammen zur Seite. F?r einen Herzschlag lang war nichts zu sehen au?er der Dunkelheit hinter dem Portal. Ein alter Mann erhob sich langsam, den R?cken leicht gekr?mmt, in der Annahme, der Wind habe sich einen Scherz erlaubt. Das Tor war zu dieser Stunde noch nicht verschlossen ? Reisende waren stets willkommen. Doch kaum hatte er drei Schritte getan, traten zwei Gestalten aus der Finsternis.

Schwarz gewandet, maskiert, lautlos. Nur das fahle Licht offenbarte blasswei?es Haar und obsidianschwarze Haut ? unverkennbar: Drow.

Bild

Zuerst regte sich niemand. Die Anwesenden starrten ? irritiert, dann zunehmend alarmiert. M?nner zogen ihre Frauen n?her an sich, M?tter pressten ihre Kinder an die Brust. Ein Junge, kaum zwanzig Sommer alt, sprang auf, ein Messer gez?ckt, der Mut der Jugend in den Augen, aber keine Ahnung vom Tod.

Er rannte los.

Maldrak hob kaum merklich die Hand ? und der Junge flog. Wie von einem unsichtbaren Riesen gepackt, schleuderte ihn eine magische Druckwelle gegen die Wand zu seiner Rechten. Ein dumpfer Schlag. Dann nur noch das schmatzende Ger?usch von Fleisch, das auf den Boden sank. Blut quoll aus den Augen, der Nase, dem Mund ? als h?tte der K?rper selbst begriffen, dass nichts mehr in ihm funktionierte. Ein Schrei. Ein zweiter Junge sprang auf ? der Bruder, wie man sp?ter sagen w?rde, falls noch jemand davon erz?hlen k?nnte. Doch bevor er den ersten Schritt getan hatte, durchbohrte ein Pfeil seine linke Augenh?hle. Die Spitze trat hinten am Sch?del wieder aus, schleuderte Gehirn und Knochensplitter in einem Bogen an die Mauer. Der K?rper fiel wie ein nasser Sack.

Maldrak und Sarkul traten nun weiter vor, in den voll erleuchteten Raum. Keine Hast. Kein Z?gern. Nur die pr?zise K?lte von M?nnern f?r die der Tod ein st?ndiger Begleiter war.
Zwei Pilger wollten durch eine Seitent?r fliehen ? doch Maldrak murmelte ein Wort und die T?r schlug wie von Geisterhand zu. Kein Mensch konnte sie mehr mit reiner K?rperkraft ?ffnen.

Panik machte sich in der Menge breit. Ver?ngstigtes Schluchzen, zitternde Finger, die nach Halt suchten, wo keiner war. Einer der M?nner begann zu beten, leise, fast tonlos. Eine Frau kauerte sich auf den Boden, sch?tzend ?ber ihr Kind. Andere begannen zu weinen, oder standen nur stumm, den Blick auf die dunklen Silhouetten gerichtet, wie das Kaninchen auf die Schlange.

Maldraks Augen wanderten durch den Raum, kalt, analytisch. Dann blieben sie stehen. Eine junge Frau, kaum ?lter als sechsundzwanzig Sommer, versuchte sich unter einem Tisch zu verstecken. Doch nichts entging dem Blick des Faern. Mit einem kaum merklichen Nicken deutete Maldrak auf sie ? und Sarkul trat vor. Lautlos, zielgerichtet. Er riss den Tisch zur Seite, packte sie am Arm, zerrte sie hervor. Sie schrie, trat um sich, schlug mit beiden F?usten gegen seine Brust ? doch Sarkul reagierte nicht. Seine Muskeln blieben wie aus Stein. Sein Griff war unbarmherzig.

Ein Mann aus der Gruppe ? vielleicht ihr Vater ? machte einen Schritt nach vorne, die F?uste erhoben. Doch andere hielten ihn zur?ck, mit angstverzerrten Gesichtern. Sie wussten: Ein einziger Schritt ? und sie alle w?ren tot. Sarkul ?bergab die zappelnde Frau an Maldrak. Der hielt sie fest, als sei sie nicht mehr als ein Beutel Mehl. Dann schlug Sarkul ihr mit der flachen Hand leicht in den Nacken ? gezielt, routiniert. Sie erschlaffte sofort, sackte in Maldraks Arme zusammen.

?Wie immer?? fragte Sarkul nun in der rauen, gl?sernen Sprache der Drow, unverst?ndlich f?r menschliche Ohren.

Maldrak nickte. ?Wie immer. Keine Zeugen. Ich warte drau?en.?

?A dos quarth?, brummte Sarkul und wandte sich der verbliebenen Gruppe zu.

Maldrak trat hinaus, das Bewusstlose Opfer im Arm. Mit einer weiteren Geste lie? er die T?r wieder zufallen ? lautlos diesmal. Von au?en ? unzug?nglich.

Im Inneren begannen die Schreie.

Sie dauerten nicht lange. Als Sarkul schlie?lich aus dem Kloster trat, war seine Bewegung ruhig, gleichm??ig. Seine Stiefel trugen Blutspritzer, sein linker Handschuh war triefend. Er trat neben Maldrak, der reglos auf ihn wartete. Er nickte. Sarkul verstand nicht sofort. Dann fuhr er sich mit dem Handr?cken ?ber die Wange, wischte einen Blutspritzer weg und grummelte leicht.

Gerade wollte Maldrak die Anweisung zur Exfiltration geben, als Sarkuls Arm sich hob ? ein instinktives, flie?endes Ziehen des Bogens, die Sehne gespannt, der Pfeil schon unterwegs. Er zischte an Maldraks Ohr vorbei und verschwand im Unterholz hinter ihnen. Ein erstickter Schrei. Jemand hatte sie beobachtet.

?Ich k?mmere mich?, knurrte Sarkul und setzte sich sofort in Bewegung, wie ein Schatten zwischen den B?umen. Maldrak sah ihm nach, das M?dchen fest in den Armen. Dann wandte er sich um ? und verschwand lautlos in der Nacht, die Richtung Elashinn vorgegeben.

Der Auftrag hatte Vorrang.

Re: Im Netz der G?ttin

von Jhea'kryna Ky'Alur » 18 Jun 2025, 21:53

Seit Tagen herrscht eine gespannte Unruhe in den Schatten von Elashinn. Der steinerne Leib der Stadt pulsiert mit dunkler Erwartung ? nicht laut, nicht chaotisch, sondern in jener kalten, geordneten Weise, wie es nur diese drowische Stadt vermag. Die Stra?en sind leerer als gew?hnlich, Gespr?che verstummen, sobald Schritte aus den Nebeng?ngen n?herkommen. Es ist kein Fest, das bevorsteht ? sondern etwas Gr??eres. Etwas Sakraleres. Etwas Unausweichliches.

Die Kriegerinnen und Sklavenj?ger des Hauses Ky?Alur, kaum zwei Dutzend an der Zahl, aber entschlossen wie hundert, hatten die Oberwelt durchstreift und ihren Tribut geholt. Ein Konvoi kehrte aus der Richtung des alten Klosters zur?ck, dessen Heilerinnen ? Menschen mit leiser, unbemerkter Gabe ? nun in Ketten lagen. Von einem Waisenhaus, kaum mehr als ein verlassener Hof, zerrte man einige Kinder heran, die zu viel sp?rten, zu oft tr?umten. Aus dem Grenzland kamen gefesselte Schamanen der Barbarenst?mme, deren totemhafte Magie schwach, aber sp?rbar war. Sie alle w?rden dienen.

Elashinn selbst bereitete sich vor.

Die gro?en, dreif??igen Feuerschalen, sonst nur bei besonderen Vollmonden entz?ndet, brannten nun mit flackerndem Purpur. Die Mischung aus Alchemisten?l, Schwefelrinde und zersto?enem Pilzstaub roch scharf und s??lich ? wie Brand und Tod. Der Widerschein der Flammen malte die H?hlendecke in lebendige Schatten, lie? Gesichter grotesk tanzen und warf das Zeichen der Spinne an jede Wand.
Aus dem Turm des Qu'ellar Ky'Alur dr?hnen Gongs. Jeder Schlag hallt durch G?nge ? und l?sst das Mark erzittern. Die Schl?ge sind kein Takt, sondern eine Mahnung. Eine Erinnerung daran, dass Lloth sieht. Dass sie verlangt. Und dass bald gegeben wird.

Vor dem Schrein der Arach-Tinilith wischten zwei Priesterinnen schweigend das Pflaster mit Blut ? einem alten Ritual folgend, das nicht mehr gelehrt, sondern nur noch getan wurde. Die J?ngeren hielten sich abseits. Selbst jene, die sonst achtlos oder hochm?tig durch die H?hlen traten, wirkten nun klein. Die Dunkelheit war aufmerksamer geworden. Die Stille lauernder.

Und irgendwo im Zentrum, vielleicht schon am Altar selbst, wartet die Ilharess ? unbewegt, reglos, vorbereitet. Denn wenn das Werk beginnt, wird kein Z?gern geduldet. Nur Kraft. Nur Opfer. Nur Sinn.

Re: Im Netz der G?ttin

von Lirael Vanya'thiel » 18 Jun 2025, 18:41

Sie waren unterwegs, zu dritt nun, angespannt und konzentriert, der F?hrte auf der Spur. Mittlerweile waren die Zeichen klar ersichtlich, es musste sich um Dunkelelfen handeln, wie Rianon bereits vermutet hatte. Nachdem die Spuren im Unterholz teilweise schwierig zu erkennen gewesen waren, f?hrten sie nun ?ber offene Felder und waren klar ersichtlich. Sie wurden immer breiter und von Zeit zu Zeit kamen andere Spuren aus anderen Richtungen dazu. Es schien, als w?ren mehr aus anderen Richtungen dazugestossen und nach einer Weile schien es, als ob ein ganzer Trupp hier entlang gehastet w?ren.

Die Pferde galoppierten mittlerweile ?ber das offene Feld, der H?gelkette, die sich langsam n?herte, entgegen. Kurz vor einem mit B?umen bewachsenen Gel?ndeanstieg, der den Beginn einer H?gelkette darstellte, verzettelten sich die Spuren auf einmal. Rianon hob die Hand und deutete den Dreien zu stoppen. Die Spuren im Gras sahen so aus, als ob ein Trupp von etwas ?ber einem Dutzend sich hier etwas ausgebreitet h?tte. Vielleicht haben sie kurz gerastet oder mussten sich besprechen, aber der Halt liess sich am Untergrund deutlich erkennen.

Rianon, Lirael und Ya?ranel stiegen von ihren Pferden und untersuchten das Umfeld. Sie gingen umher und suchten nach Hinweisen oder Spuren. Immer wieder kniete sich jemand hin, um einen Abdruck genauer zu untersuchen oder weil er glaubte ein Kleidungsst?ck oder sonst etwas zu sehen. Nach einer Weile kamen sie erneut in der Mitte zusammen, ernst blickten sie sich gegenseitig in die Gesichter. Sie wussten, was das niedergedr?ckte Gras hier bedeutete? es waren mindestens ein Dutzend Personen hier gewesen, eher mehr. Wie viele davon Dunkelelfen und wie viele davon ihre Opfer waren liess sich kaum absch?tzen. Rianon deutete hinter sich in Richtung der H?gel.

?Die Spuren f?hren in die H?gel?

Sie hatten es alle gesehen, der Trupp hatte keine Anstalten gemacht seinen Weg zu verheimlichen, was in sich bereits viel ?ber ihre St?rke aussagte.
Einen Moment lang standen sie schweigend da, den Blick ernst abwechselnd auf den Boden und in die Runde gewandt. Nach einer Weile sprach Rianon vorsichtig, den Blick mit einer Mischung aus Gewissheit und Unsicherheit auf Lirael gewandt.

?Dann wollen wir??

Lirael sah ihm in die Augen, ohne ein Wort zu sprechen. Sie wusste, was er dachte. Sollten sie versuchen Verst?rkung zu finden? War es die richtige Entscheidung den Spuren weiter zu folgen? F?r Rianon offensichtlich, aber sollte sie und w?rde Ya?ranel folgen?
Nach einigen Augenblicken, die ihnen l?nger vorkamen als sie waren, nickte Lirael leicht, eher zu sich selber als zu Rianon und drehte sich ihrem Pferd zu. Sie nahm ihren Bogen vom R?cken und f?hrte das Reittier in Richtung der ersten B?ume am Fusse der H?gel, wo sie es schliesslich an einen Baum band. Sie streichelte dem Pferd ?ber den Hals und fl?sterte ihm nicht h?rbar zu, w?hrend sie darauf wartete dass es Rianon und Ya?ranel ihr gleichtaten.

Nachdem ihre Begleiter festgebunden und umsorgt waren machten sie sich auf den Weg. Sie hatten nun ihre Waffen in den H?nden und eilten den Spuren entlang, die Sinne wachsam und mit leichten Schritten. Rianon ging voran und nachdem sie eine Weile im Unterholz unterwegs waren, hielt er mit einem Male inne. Sie knieten sich alle hin, wachsam um sich schauend und scheinbar auf alles vorbereitet. Rianon deutete vor sich und fl?sterte seinen Begleitern zu:

?Dort vorne enden die Spuren?

Und tats?chlich, mitten im Wald schienen die Fussspuren zu verschwinden. Erst bei genauerem hinsehen wurde ersichtlich, dass das Gel?nde den Augen einen Streich spielte. Es handelte sich um eine kleine Senke, die sich umgeben von B?umen als Lichtung hinter ein paar Feldbl?cken zu ?ffnen schien.

Langsam schlichen sie sich in geb?ckter Haltung zu den Felsbl?cken um einen Blick dahinter werden zu k?nnen. Tats?chlich hatte es auch hier Spuren, jedoch f?hrten diese nach einigen Pferdel?ngen in eine H?hle zwischen ein paar Steinbl?cken und B?umen sichtbar wurde.

Erneut hielten sie inne und beobachteten die Umgebung f?r eine Weile, doch dann war es Lirael die dieses Mal die Initiative ergriff und mit leichten, aber schnellen Schritten ?ber die Kuppe in Richtung H?hle rannte. Angekommen dr?ckte sie sich an einen Baum, um hinter dem Stamm Schutz zu finden oder sich verstecken zu k?nnen. Sie blickte zur?ck zu ihren Begleitern, die es ihr nun gleichtaten und ebenfallt ?ber die Lichtung eilten.

Gemeinsam schlichen sie dann in Richtung des H?hleneingangs. Es war dunkel und der Gang, der sich ihnen er?ffnete, war gross genug damit sie nebeneinander aufrecht gehen konnten. Nach einem Moment vernahmen sie schwache Ger?usche, die sie stocken liessen. Sie blickten sich gegenseitig an und ihr feines Geh?r erlaubte es ihnen das Wahrgenommene einzuordnen. Sie erbleichten und Entsetzen stieg ihnen ins Gesicht. Die Ger?usche h?rten sich an nach Schreien, qualvollen Schreien erf?llt von Horror.

Nachdem sie den ersten Schrecken ?berwunden hatten, tasteten sie sich vorw?rts. Mit ihrem elfischen Blick konnten sie gut sehen, aber es schien, als w?ren sie nicht in Eile, unsicher ob sie wirklich mehr wissen wollten, dar?ber was sich hier abspielte. Die Schreie wurden lauter und durchdrangen Mark und Bein, dazu gesellte sich immer mehr dunkles Gel?chter, das nicht weniger abstossend und angsteinfl?ssend war als das Betteln, das auf grosse Schmerzen deuten liess.

Nachdem sie etwas weiter gegangen waren, wurde es etwas heller, die H?hle schien sich zu ?ffnen zu einer Art Halle, und das flackernde Licht, das den Gang bereits hier erhellte liess auf Fackeln deuten. Langsam n?herten sie sich einigen Feldbl?cken, die den ?bergang von gang zu Halle dazustellen schienen. Einer nach dem anderen schlichen sie sich kurz etwas nach vorne um einen Blick in diesen gr?sseren Teil der H?hle werden zu k?nnen.

Als Lirael an der Reihe war und leise nach vorne kroch und vorsichtig einen Blick wagte gefror ihr das Blut in den Adern. Sie hatte die Situation schnell erfasst. Neun Personen knieten mit dem R?cken zur Wand gefesselt am Boden. Zwei davon waren vermutlich Elfen, ihrer schm?chtigeren Statur nach zu urteilen. F?nf Dunkelelfen befanden sich im sichtbaren Teil der H?hle, wobei eine Anweisung zu geben schien und ein anderer mit Werkzeugen in den H?nden mit einer Person besch?ftigt war, die auf eine Art Tisch gekettet war. Die Schreie, die auf unermessliche Qualen schliessen liessen, stammten von der Person auf dem Tisch, die blut?berstr?mt angekettet dalag.

Sie zog sich zur?ck und Rianon versuchte mit angedeuteten Worten und Handzeichen die Situation zu kl?ren:
F?nf Entf?hrer, Dunkelelfen
Zehn Entf?hrte

Lirael und Ya?ranel nickten ihm zu.

Wut, Ekel und Abscheu stand ihnen ins Gesicht geschrieben und nachdem sie sich einige Augenblicke ernst in die Augen sahen, legten sie alle ihre rechte Hand in ihrer Mitte aufeinander, als wollten sie sich gegenseitig bekr?ftigen und beschw?ren.
Wortlos spannten Lirael und Rianon dann ihren Bogen und Ya?ranel zog seine Elfenklinge aus der Scheide. Sie hatten das ?berraschungsmoment auf ihrer Seite, die Dunkelelfen f?hlten sich offensichtlich sicher und erwarteten keinen Widerstand, und schon gar nicht von den gefesselten Bauern.

Rianon z?hlte leise von drei zur?ck und auf einen Schlag traten die drei in die H?hle. Die vorgespannten Bogen surrten als sich Lirael und Rianon blitzschnell ihre Ziele gesucht hatten. Die Pfeile trafen die beiden Dunkelelfen zielsicher in der K?rpermitte und sie sanken an Ort und Stelle in sich zusammen. Ya?ranel st?rmte auf den K?mpfer zu, der augenscheinlich mit der Bewachung der am Boden knienden Gefangenen betraut war. Ya?ranel?s Schwert bohrte sich in den K?per des Dunkelelfen noch bevor dieser sich vollst?ndig umgedreht hatte und die Situation erfassen konnte.

Lirael und Rianon hatten beide bereits den n?chsten Pfeil in die Sehne ihrer B?gen gespannt und zielten auf den n?chsten Dunkelelfen. Sich ihres Missverst?ndnisses nicht bewusst, schossen sie beide im selben Moment und trafen denselben Gegner, der unmittelbar zusammensackte.

Der letzte und verbleibende Dunkelelf schien die Situation schneller zu erfassen als seine nun toten Kollegen und er hatte das Gl?ck als letzter zum Ziel der Retter aus Yew zu werden. Er wandte sich um und rannte tiefer hinein in die H?hle. Rianon und Ya?ranel setzen ihm nach, aber er hatte fast ein Dutzend Pferdel?ngen Vorsprung.

Lirael machte sich derweil daran zwei der gefesselten Bauern loszubinden. ?Helft den andern? schrie sie beinahe, bevor sie sich zum blutenden Folteropfer auf dem Tisch begab. Der Anblick, der sich ihr bot war grausig und liess die Grausamkeit der Dunkelelfen nur erahnen. Sein Gesicht war zugeschwollen und bei genauerem Hinsehen konnte man auch auf seinem Oberk?rper viele kleinere Schnitte erkennen, die ihm scheinbar pr?zise zugef?gt wurden.

Lirael musste einen Moment in die Hocke gehen und sich fassen. Sie schloss die Augen und versuchte durch ruhiges Atmen das eben gesehene zu verarbeiten. Nach einem kurzen Moment richtete sie sich wieder auf und sprach zu den beiden Elfen in der Gruppe der gefangenen Bauern:

?was wollten sie??

?ngstlich, schwach und dennoch mit un?berh?rbarer Erleichterung sprach der eine von Ihnen:

?wir wissen es nicht, aber es gibt mehr??

Liraels sah ihn erneut mit schreckerf?lltem Gesicht fragend an, bevor er weitersprach.

?Es gab weitere Gruppen wie diese hier. Wir haben eine gesehen, nicht weit vom Eingang zu dieser H?hle gab es einen weiteren Trupp Dunkelelfen der offenbar ebenfalls Gefangene mit sich f?hrte. Und sie haben sich damit ?ber uns lustig gemacht?. Wir w?ren nur ein paar Schafe einer Ganzen Herde, die zur Schlachtbank gef?hrt w?rden.?

Lirael musste sich abermals zusammenreissen, um nicht zusammenzubrechen. Wer konnte derartiges ?bel wollen oder gar planen?
Im selben Moment kamen Rianon und Ya?ranel zur?ckgerannt.

?er ist entkommen, die H?hle hatte einen zweiten Ausgang und als er einmal draussen war, ist er uns entkommen.?

---

Sie f?hrten die Befreiten nach draussen, wobei Rianon und Ya?ranel den Verletzten trugen, und unsicher was nun zu tun sei. Offenbar handelte es sich um eine gr?sser angelegte Gr?ueltat, doch wem sollten sie diese melden?
Als sie draussen an der frischen Luft waren, erlaubten sie sich einen Augenblick Rast, wohlwissend, dass sie schnell w?rden verschwinden m?ssen aus Angst vor den zur?ckkehrenden Dunkelelfen.

Ernst sahen sie einander an. W?rden sie diese Bilder jemals wieder vergessen k?nnen? Was sollten sie mit den K?rpern der Verstorbenen tun? Die dankbaren Blicke der Geretteten gaben ihnen Mut, aber sie standen in einem krassen Gegensatz zu zur Angst vor dem Unheil, das sie gesehen hatten und das m?glicherweise noch auf sie zukommen w?rden.

Re: CSI: Yew

von Rianon » 17 Jun 2025, 19:09

Der Nebel hatte sich wie ein schmaler Schleier ?ber den Waldboden gelegt. Er tanzte um unsere F??e, stieg in kleinen Spiralen zwischen Farnen auf und lie? selbst vertraute B?ume wie stumme W?chter wirken. Die Spur der Entf?hrer f?hrte uns weiter in den dichten Wald n?rdlich der Ettinzacken. Lirael ging an meiner Seite, lautlos wie immer, ihr Blick aufmerksam und wach. Wir hatten nur wenig gesprochen seit dem Mondtor. Die Spuren sprachen f?r sich.

Ich beugte mich gerade ?ber eine Abdr?ckung im feuchten Moos ? zu tief f?r einen Menschen, zu schmal f?r einen Ork. Und dann war da dieser Hauch ? Als h?tte jemand Spinnenseide an die Rinde gebunden. Unsichtbar f?r das Auge, aber sp?rbar f?r jene, die den Atem der W?lder kannten. Drow. ?Siehst du das??, fl?sterte ich. Lirael kniff die Augen zusammen, nickte nur kaum merklich.

Da h?rten wir es. Erst nur ein Knacken von Zweigen, wie ein neugieriger Dachs vielleicht. Dann Huftritte. Sanft. Gez?hmt. Kein schweres Kriegstier ? nein, ein Reittier der Waldelfen. Ich legte die Hand an meinen G?rtel, spannte aber keine Sehne. Der Wald h?tte l?ngst Alarm geschlagen, w?re es Gefahr gewesen.

Wenig sp?ter trat er durch das Dickicht ? vorsichtig, als wolle er die Rinde nicht st?ren, durch die er sich bewegte. Hoch gewachsen, aber nicht einsch?chternd. Eher wie jemand, der in der Sala gelernt hatte, dass jedes Wort ein Lied ist. Ya?ran?l. Ich kannte ihn vom Sehen, ein begabter Holzschnitzer, wenn ich mich nicht irrte. Und Fl?tenspieler, wenn der Wind g?nstig war. Er blieb stehen, als er uns sah. Ich musterte ihn kurz ? der Bogen war gespannt, nicht aus Angst, sondern aus Vorsicht. ?Sanyasala, Rianon, Lirael?, sagte er leise, aber klar. Keine Fragen, kein Z?gern. Nur ein Tonfall, in dem Besorgnis lag. Und mehr noch ? Verantwortung. ?Sanyasala, Ya?ran?l?, erwiderte ich und trat ihm entgegen. ?Du hast die Spuren gesehen?? Er nickte. ?Das Bauernhaus war verw?stet. Ich konnte ? sp?ren, dass etwas nicht stimmt. Ich glaube, ihr seid nicht die Ersten, die diesen Weg nehmen.? Ich sah kurz zu Lirael, dann wieder zu ihm. ?Und doch bist du gekommen. Trotz der Gefahr.? Ein L?cheln huschte ?ber sein Gesicht, ein schwaches, aber echtes. ?Ich bin vielleicht kein Krieger. Aber ich bin Waldelf. Ich kann nicht zusehen, wenn Schatten ?ber unser Land schleichen.? Ich trat einen Schritt zur Seite und deutete auf die schmale Schneise vor uns, wo die Spuren der Drow wie ein dunkler Schnitt durch das Herz des Waldes f?hrten. ?Dann geh mit uns. Noch wissen wir nicht, was vor uns liegt. Aber es ist besser, wenn wir ihm nicht allein begegnen.? Er nickte erneut ? diesmal mit jener stillen Entschlossenheit, die ich bei wenigen gesehen hatte. So wurden wir zu dritt. Und der Wald hielt den Atem an.

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Re: Im Netz der G?ttin

von Ya'ranel » 16 Jun 2025, 21:59

Ya?ran?l hatte viele Tage tief im Wald verbracht, um eine Fuchsfamilie zu beobachten, mit dem Ziel, ein Lied ?ber diese scheuen, anmutigen Tiere zu komponieren. Wie so oft verlor er dabei jedes Gef?hl f?r Zeit. Erst als ihn ein leiser Windsto? aus seinen Gedanken riss, erinnerte er sich daran, dass er sich eigentlich mit Ira treffen wollte.
Eine gute Gelegenheit, ihr seine neueste Komposition vorzuspielen. Auch Mamya, seine Gef?hrtin auf vier Hufen, hatte vermutlich langsam genug von den Gr?sern der Weide, auf der er sie zur?ckgelassen hatte. Sie liebte es schlie?lich, wenn er ihr Sellerie mitbrachte.
Ob er ihr ein Lied ?ber Sellerie schreiben sollte?

Gr?belnd trat Ya?ran?l auf die Lichtung hinaus und dort kam ihm Mamya auch schon entgegen, die N?stern gebl?ht, als h?tte sie ihn l?ngst erwartet.
?Sanya, Mamya?, murmelte er mit einem L?cheln, w?hrend er kurzerhand ihre Schnute umarmte und sie liebevoll am Hals kraulte.
Kurz darauf schwang er sich auf ihren R?cken, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur?ck nach Yew.
?Ich habe ?ber ein Lied nachgedacht ??, begann er schlie?lich zu plaudern, w?hrend der Wald leise an ihnen vorbeizog. Dann griff er nach seiner Querfl?te, hob sie an die Lippen und begann ihr vorzuspielen.


Gem?chlich trabte Mamya die Stra?e entlang, in Richtung Yew. Es musste etwa Mittag sein, als Ya?ran?l ein mulmiges Gef?hl ?berkam. Etwas stimmte nicht.
Der Wald um ihn wirkte pl?tzlich ... ersch?ttert. Auch Mamya wurde unruhiger, ihre Schritte verloren an Leichtigkeit. Ya?ran?l, der gerade noch gespielt hatte, verstummte sofort. Er packte seine Fl?te weg und begann, sich aufmerksam umzusehen.
Schon nach kurzer Zeit entdeckte er das Bauernhaus, das Rianon noch vor wenigen Stunden entdeckt hatte. In der Erde fielen ihm deutlich die Spuren von Pferden auf.
?Soahin?iama, soahin?iama ??, murmelte er immer wieder. ?Das ist nicht gut.?
Ya?ran?l war kein Krieger. Er war ein K?nstler, ein Handwerker. Zwar hatte man ihn in der Sala im Umgang mit Waffen unterwiesen, und er wusste sich zur Not zu verteidigen, doch bei diesem Anblick kroch ihm die Angst in die Glieder. Es war lange her, dass er so deutliche Zeichen von Gewalt in der N?he von Yew gesehen hatte.
Er stieg von Mamyas R?cken und begann, die Umgebung genauer zu untersuchen. Eine Entf?hrung vielleicht?
Ya?ran?l war kein ge?bter F?hrtensucher, aber er hatte ein waches Auge f?r Spuren, liebte es, Tiere zu beobachten. Die Zeichen hier waren un?bersehbar.
Er schloss die Augen, versuchte, sich ganz auf seinen sechsten Sinn zu konzentrieren.
Waldelfen waren hier gewesen, da war er sich sicher. Und noch etwas ? fremdes, ungreifbares. Es war zu lange her, als dass er es genau h?tte benennen k?nnen, doch die Spuren waren klar.
Ein neues Gef?hl stieg in ihm auf, st?rker als die Angst: Sorge.
Ya?ran?l nahm seinen Reiserucksack vom R?cken und l?ste vorsichtig den daran befestigten Bogen und K?cher. Mit ernster Miene spannte er die Sehne und befestigte den K?cher mit etwa zehn Pfeilen an seiner H?fte.
Dann schwang er sich wieder auf Mamyas R?cken.
?Dann mal los, Iama ??, fl?sterte er ihr zu.
So begannen die beiden, der Spur zu folgen.
Ya?ran?l wusste nicht, was er ausrichten konnte, sollte den Geschwistern etwas zugesto?en sein, aber eines wusste er genau: Im Verborgenen durch das Unterholz zu gleiten, war eine seiner St?rken.
Sollte es gef?hrlich werden, w?rde er Mamya zur?ck nach Yew schicken und zu Fu? weiter gehen. Auch wenn er wusste, sie trug in diesem Moment wahrscheinlich mehr Mut in sich als er selbst.

Re: Im Netz der G?ttin

von Tath'raen » 16 Jun 2025, 01:15

Tath?raen erstarrte. Ein Hauch in der Luft ? nicht Wind, nicht Tier. Zwei J?ger. Leichtf??ig, vorsichtig, aber nicht unsichtbar. Waldelfen. Er sp?rte sie, lange bevor er sie sah. Die Art, wie sich der Wald spannte, wie das Licht sich ver?nderte ? es verriet ihre N?he. Er glitt lautlos zur?ck in den Schatten eines zerkl?fteten Baumstamms. Kein Ger?usch. Kein Blick zur?ck. Nur die Information, dass sie auf seiner Spur waren. Das Portal war gefunden, das war sicher. Und sie waren schnell. Zu schnell.

Bei der Gruppe angekommen ? gefesselte Bauern, m?de und ver?ngstigt ? wartete seine Gruppe bereits. ?Zwei. Elfen. Sie kommen?, sagte er knapp. Die anderen Drow nickten nur. Keine Panik. Nur Pr?zision. Tath?raen warf einen letzten Blick in den d?mmernden Wald.
Sie w?rden ihnen folgen. Dann w?rden sie lernen, was es hei?t, Beute zu sein.

CSI: Yew

von Rianon » 16 Jun 2025, 01:11

Die Spur war ?lter als ich gehofft hatte. Der Boden war weich genug, um F?hrten zu tragen, aber der Wind hatte in den letzten Stunden mit feinen Nadeln und Bl?ttern gespielt ? genug, um alles zu verwischen, was kein ge?btes Auge zu deuten vermochte. Doch ich sah es trotzdem. Eine Linie im Gras, unnat?rlich gezogen. Ein zu schwerer Schritt, dann wieder schleifend, als w?rde jemand getragen oder... gezogen.

Neben mir bewegte sich Lirael lautlos wie ein Schatten. Ich sp?rte ihre Aufmerksamkeit, fokussiert, ruhig. Sie war keine blo?e Begleitung ? sie war Teil der Jagd geworden. ?Sieh dort,? sagte ich leise und zeigte auf eine Stelle, wo Moos an einem Baumstamm abgerissen worden war. ?Etwas Schweres. Jemand, der sich nicht mehr wehren konnte.? Lirael nickte. ?Das f?hrt direkt...? Sie hielt inne. Ich folgte ihrem Blick ? und dort war es. Ein blasses, pulsierendes Leuchten zwischen den alten Wurzeln einer Eiche, nur sichtbar, wenn man wusste, wonach man suchte. Ein Mondtor. Ich trat n?her, pr?fte kurz die Energien. Der Kreis war instabil, nicht nat?rlich ? keine normale Mondpforte. ?Ein tempor?rer Riss,? murmelte ich. ?K?nstlich erschaffen. Jemand wollte ungesehen reisen.? ?Oder verfolgt werden?, erg?nzte Lirael. Ihre Finger lagen ruhig auf dem Schaft ihres Bogens. Ich sah sie an, und ohne ein weiteres Wort traten wir gemeinsam durch das Portal.

Ein Ruck durchfuhr mich, dann Stille. Als mein Blick sich kl?rte, roch ich Kiefernnadeln, feuchte Erde ? und Blut. Wir standen n?rdlich der Ettinzacken, ein zerkl?fteter, rauer Wald, den selbst die Druiden meiden. Und doch: frische Spuren. ?Hier sind sie wieder,? sagte ich und kniete mich an eine Stelle, wo der Boden von hastigen Schritten durchbrochen war. Zwei Paar, vielleicht drei. Und da ? ein St?ck Stoff, zu fein f?r ein Bauernhemd. Ich hob es auf. Schwarzer Seidenstoff, fein wie Spinnenwebben. Ich sp?rte, wie sich mein Magen zusammenzog. ?Das ist drowisch?, sagte Lirael, ihre Stimme rau. ?Das Muster ? das ist nicht aus dieser Welt. Dunkelweberei.? Ich sagte nichts. Stattdessen fuhr ich mit der Fingerspitze ?ber die Rinde eines nahegelegenen Baumes. Dort ? eine Kerbe, dreifach eingeritzt, wie ein stilisierter Fangzahn. Es war kein Zufall. Ein Zeichen. Ein Bekenntnis. ?Sie sind durch diesen Wald gezogen. Die Drow?, murmelte ich. Die Worte schmeckten bitter.

Ein Ger?usch lie? uns beide innehalten. Rascheln. Bewegung. Kein Tier. Etwas... aufrecht. Ich legte die Hand auf mein Schwert, Lirael spannte leise den Bogen. Unsere Blicke kreuzten sich. Ein stilles Einvernehmen. Egal, was vor uns lag ? wir w?rden dem folgen. Den Opfern. Der Spur. Den Schatten. Denn selbst wenn das Netz Lloths bereits gesponnen war ? wir waren bereit, es zu zerrei?en.

Re: Im Netz der G?ttin

von Lirael Vanya'thiel » 13 Jun 2025, 23:30

Lirael war auf dem Weg nach Yew. Dabei war ihr noch immer etwas mulmig zumute, hatte sie sich doch ihrer Vergangenheit in der Stadt der Waldelfen noch immer nicht gestellt. Doch sie musste in die Waldstadt reisen, wollte sie doch versuchen, ein St?ck Holz einer Yew-Weide zu finden, um einen neuen Elfenbogen anzufertigen. Au?erdem plante sie, Pfeile aus den Federn herzustellen, die sie bei der Bognerin gefunden hatte. Man sagte, Pfeile mit diesen Federn w?rden schneller und weiter fliegen. Dazu wollte sie noch den Bauern au?erhalb der Siedlung aufsuchen. Sie hatte geh?rt, er h?tte sechs H?hner auf seinem Feld, und vielleicht w?rde sie ihm ein oder zwei abkaufen k?nnen, damit die Taverne t?glich frische Eier h?tte.
Nachdem Lirael ihre Besorgungen erledigt hatte, machte sie sich auf den Weg zum Bauern. Pl?tzlich erblickte sie in der Ferne eine Gestalt, die mit ihrem Pferd abseits der Wege durchs Dickicht ritt. Das w?re an sich nicht weiter bemerkenswert gewesen, h?tte sie nicht geglaubt, Rianon zu erkennen, und h?tte die Person nicht die ganze Zeit suchend auf den Boden geachtet.

Neugierig und mit einer Mischung aus Vorsicht und Anspannung n?herte sie sich der Szene. Das Pferd der Gestalt schritt gem?chlich voran, w?hrend Rianon ? sie war sich inzwischen sicher, dass er es war ? sich zwischendurch immer wieder erhob und nach vorne lehnte, um den Boden genauer zu betrachten. Lirael ritt ruhig n?her und beobachtete das Geschehen aus der N?he. Sie kannte Rianon nicht sehr gut, doch ihr Interesse war geweckt.

?Sanyasala,? sprach sie laut und deutlich, damit er sie h?ren konnte, nachdem sie bis auf einige Pferdel?ngen an ihn herangeritten war. Er hatte sie nicht kommen h?ren, ein Zeichen daf?r, dass er mit einer ernsten Angelegenheit besch?ftigt war.
Rianon sah sich um ? nicht erschrocken, doch mit einem Ausdruck, der andeutete, dass er hier niemanden erwartet hatte.

?Sanyasala, Lirael,? erwiderte er und blickte kurz in ihre Richtung, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Boden richtete.
?Was tust du hier?? fragte sie.

?Eine Entf?hrung ? vermute ich jedenfalls,? antwortete er nach kurzem Z?gern. ?Der Bauer ist nicht da, und diese Spuren hier sind sonderbar ? als ob jemand geschleift worden w?re.? Er stockte kurz, als m?sste er sich ganz auf die Spuren konzentrieren, bevor er wieder zu Lirael aufsah. ?Der Bauernhof wurde auch verw?stet. Ich folge jetzt dieser Spur.? Dabei deutete er auf den Boden. ?Ich k?nnte etwas Unterst?tzung gebrauchen.? Sein Blick wanderte dabei zu dem Bogen auf Liraels R?cken.

Lirael lenkte ihr Pferd neben ihn und begann ebenfalls, die Spuren am Boden zu analysieren. So folgten sie Schritt f?r Schritt der Spur, Seite an Seite, in der Hoffnung, Hinweise zu finden.

H?tten sie ihren Blick gehoben, h?tten sie in der Ferne durch das Dickicht das Gl?hen der Moongates von Yew sehen k?nnen und Spuren die direkt darauf zu f?hrten.

CSI: Yew

von Rianon » 11 Jun 2025, 16:40

CSI: Yew

Der Wind war k?hl an jenem Morgen, und goldenes Licht sickerte durch das gr?ne Bl?tterdach wie Honig durch altes Tuch. Cealindor schnaubte leise unter mir, aufmerksam, aber nicht beunruhigt. Der Pfad, auf dem wir ritten, war kaum mehr als ein Wildwechsel ? dichtes Buschwerk, der Geruch feuchter Erde, und das Wispern der B?ume, das nur der vernahm, der zu lauschen gelernt hatte. Ich war nicht auf der Jagd. Kein Auftrag, keine Spur, kein Ruf hatte mich hierhergef?hrt. Und doch?etwas stimmte nicht.

Cealindor hielt von allein an, die Ohren gespitzt, der Blick in die Tiefe des Waldes gerichtet. Dann sah auch ich es: Nicht einmal drei?ig Schritt entfernt stand ein Bauernhaus, halb verfallen, die Fensterl?den schief, das Dach eingesunken wie ein gebrochener R?cken. Doch es war nicht die Verlassenheit, die mich stutzig machte. Es war der Widerspruch. Ein Eimer Wasser stand noch am Brunnen. Frisch. Ein Lappen flatterte am Zaun ? blutverschmiert, aber nicht verwest. Die T?r hing halb offen, splitternd, als h?tte sie etwas aufgebrochen. Kein Tier. Kein Sturm. Etwas mit Absicht.

Ich glitt aus dem Sattel. Cealindor blieb still wie ein Standbild. Ich bedeutete ihm, zu warten, und zog den Bogen von der Schulter. Das Gras vor der Schwelle war niedergedr?ckt. Jemand ? mehrere ? waren hier gewesen, schwer beladen oder k?mpfend. Ich trat ein. Der Gestank war scharf: kalter Schwei?, altes Blut, verbrannter Talg. Ein Tisch lag umgest?rzt, eine Sch?ssel zerschlagen. Der Herd war kalt, doch darunter: Asche, die noch nicht ganz grau war. Stunden. Nicht Tage. Ich kniete nieder und ber?hrte einen Abdruck im Staub. Barfu?. Klein. Vielleicht ein Kind. Daneben: schwere Stiefel, spitz zulaufend ? zu regelm??ig f?r Waldarbeiter oder Bauern. Ich kannte solche Spuren nicht. Oder? ich kannte sie, aber nur aus den Geschichten. Ein Riss im Boden. Eine geschleifte Linie. Etwas oder jemand war fortgezogen worden ? Richtung Westen. Tiefer in den Wald. Dorthin, wo die alten Pfade sich verlieren, wo das Licht seltener wird und selbst die Tiere schweigsamer. Ich richtete mich auf. Mein Herz schlug ruhig, aber tiefer. Kein Zufall. Kein Raubtier.

Eine Entf?hrung.

Ich trat zur?ck vor die T?r, hob den Blick zum Himmel. Die Sonne stand nun hoch, golden und klar. Ein friedlicher Tag f?r dunkle Taten. Ich ber?hrte die Rinde einer alten Eiche am Weg ? bat um F?hrung ? und stieg dann wieder auf. ?Cealindor, wir folgen den Schatten. Heute reiten wir nicht f?r die Jagd. Heute reiten wir f?r die Wahrheit.? Die Spuren waren klar genug f?r einen, der zu lesen verstand. Und ich verstand. Doch einer gegen alle? Ich sollte mir Hilfe der meinen holen.

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