Sie waren hierher gekommen, um Antworten zu finden – und Yllaria war bereit, alles zu tun, um ihnen ein Stück näher zu kommen. Die beiden Waldelfen saßen vor dem Gebäude des Bunds der Wachenden im Gras und hielten sich an den Händen. Yllaria spürte eine Welle der Zuneigung, als sie Elandor anblickte. Ihr Weg hatte sie erst vor Kurzem nach Yew geführt. Alles fühlte sich noch neu an – und doch auf eine tiefe, unerklärliche Weise vertraut.
Sie hatte eine neue Familie gefunden, auch wenn diese Bande noch zart und frisch waren. Aber sie trug so viel Hoffnung in sich. Inmitten all des Chaos um sie herum war das hier ihr fester Halt geworden –
ein stiller Mittelpunkt, der sie daran erinnerte, wer sie war.
Die Abenddämmerung legte sich über Yew wie ein Atemzug des Waldes selbst. Das Licht, golden und weich, ließ das Laub aufleuchten. Sie hielt Elandors Blick fest. Er glaubte an sie, glaubte daran, dass sie es schaffen konnte. Jetzt musste auch sie Vertrauen fassen. Sie war keine Gelehrte, kannte keine Worte der Macht. Ihre Magie war ungeschliffen, instinktiv – wie etwas, das schon immer in ihr geschlummert hatte.
Oft wusste sie nicht, wie sie wirkte, nur dass es geschah. Ein Kribbeln in den Fingerspitzen, ein Flüstern im Wind, eine Kraft, die kam, wenn sie gebraucht wurde. Zweifel waren da, ja – aber auch ein stilles Vertrauen. Die Magie war ein Teil von ihr.
Kurz zuvor hatten sie noch einen lauten Knall gehört, gefolgt von einer Welle der Angst, die wie ein kalter Schauer durch Elandor und Yllaria gefahren war. Was immer da auf sie zukam – es blieb nicht mehr viel Zeit.
Deshalb musste es jetzt geschehen. Es gab keinen Raum mehr für Zögern. Sie musste die Angst abschütteln, bevor sie ihre Konzentration trübte.
Yllaria versuchte, den Fokus auf ihre Umgebung zu lenken: auf Elandor, auf das Gras unter ihren Beinen, auf das leise Plätschern des Wassers hinter ihr – und auf das Rauschen der Blätter des Hüters des Yew-Waldes. Wegen ihm waren sie hierher gekommen. Anders als die übrigen Bäume schien er kaum von der Veränderung betroffen. Sein breiter Stamm war von Moos überzogen, seine Krone spannte sich wie ein schützendes Dach über das Grün. Der Wind, der durch seine Blätter strich, klang wie eine leise Melodie – beruhigend, stark, voller Versprechen von Schutz und Standhaftigkeit. Diese Melodie ließ sie in sich weiter klingen, bis ihre eigene Magie zu ihr zu singen begann. Yllaria konzentrierte sich auf die auf diesen warmen, leuchtenden Fluss, der durch ihren Körper strömte und jede ihrer Zellen zum Schwingen brachte. Sie verstärkte das Gefühl der Verbundenheit, richtete sie auf die wachsamen Präsenz des Hüters. Sie ließ sich tiefer in die Verbindung sinken – und griff nach ihrer Magie. Ein kleines bisschen davon ließ sie in die Verbindung fließen.
Eine einzelne, leuchtende Wurzel breitete sich unter ihr aus, wuchs weiter, strahlte Wärme aus. Weitere Wurzeln folgten – zunächst fein, dann breiter, bis sich ein chaotisches, leuchtendes Muster über den Boden spannte. Immer wieder staunte Yllaria darüber, wie sich ihr das magische Netzwerk offenbarte – und blickte mit stiller Bewunderung auf das leuchtende Wurzelgeflecht.
Ein fordernder Sog erhob sich in ihr, nahm einen Teil ihres Selbst in Besitz. Er lockte sie: Sie sollte dem Licht folgen, sich darin verlieren.
Es wäre so einfach – nur loslassen.
Doch erschrocken rief Yllaria das Bild der Hecken und Mauern um sie herum in ihren Geist.
Sie stemmte sich gegen den Sog, baute die Begrenzung in ihrem Geistes nach – Stück für Stück.
Allmählich ließ der Sog nach. Erleichtert atmete sie aus.
Der schwerste Teil war überstanden.
Sie richtete ihre Konzentration auf den Hüter – und sah eine leuchtende Wurzel zu ihren Füßen besonders hell aufleuchten.
Yllaria folgte dieser Verbindung bis zu ihrem Ende.
Ein Strom aus Zuversicht und Frieden sickerte von dem Hüter in sie hinein.
An ihren Händen spürte sie Elandors Magie, ein sanftes Kribbeln. Einen kleinen Teil ihrer eigenen und seiner Magie ließ sie in die leuchtende Wurzel sickern.
Blaue Lichtpunkte strömten durch die Wurzel zum Hüter, breiteten sich über seine Rinde aus.
Eine leuchtende, blaue Sphäre umhüllte ihn – und begann, langsam in ihn hineinzugleiten.
Zunächst geschah nichts.
Dann glitt ein Gefühl der Dankbarkeit durch die Verbindung zu ihr zurück, wie eine Welle, die sich sanft über ihren Geist legte.
In ihrem Inneren formte sich ein Bild: Zwei kleine Setzlinge, die am Fuß des Hüters aus der Erde gedrückt wurden und ihre zarten Blätter der Sonne entgegenstreckten.
Das war seine Antwort.
Yllaria ließ die Schultern sinken. Erleichtert zog sie ihre Magie zurück. Die Wurzeln um sie herum verblassten.
Sie spürte Elandors Blick und drückte kurz seine Hände, bevor sie ihre sinken ließ.
Stolz erfüllte sie – und mit neuer Kraft stieß sie sich in die Höhe. Dankbar glitt ihr Blick zu Elandor, der mit ihr aufstand.
Langsam gingen sie zum Hüter. Ihre Augen fanden die beiden kleinen Ableger am Fuß des Stammes.
„Nurd’dhao“, murmelte Elandor neben ihr. Yllaria verneigte sich ehrfurchtsvoll.
Elandor griff in seinen Beutel und holte einen seiner alten Stiefel hervor. Vorsichtig füllte er ihn mit Erde vom Fuß des Baumes und setzte einen der zarten Ableger in die Mitte.
Yllaria nahm ebenfalls einen Stiefel entgegen, tat es ihm gleich und drückte das provisorische Gefäß dann sanft an sich. Für einen Moment verharrte sie still.
Das hier war nicht die Antwort, nach der sie gesucht hatten –
aber vielleicht war es der Anfang eines neuen Weges, der nun endlich klarer vor ihnen lag.

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Sie waren hierher gekommen, um Antworten zu finden – und Yllaria war bereit, alles zu tun, um ihnen ein Stück näher zu kommen. Die beiden Waldelfen saßen vor dem Gebäude des Bunds der Wachenden im Gras und hielten sich an den Händen. Yllaria spürte eine Welle der Zuneigung, als sie Elandor anblickte. Ihr Weg hatte sie erst vor Kurzem nach Yew geführt. Alles fühlte sich noch neu an – und doch auf eine tiefe, unerklärliche Weise vertraut.
Sie hatte eine neue Familie gefunden, auch wenn diese Bande noch zart und frisch waren. Aber sie trug so viel Hoffnung in sich. Inmitten all des Chaos um sie herum war das hier ihr fester Halt geworden –
ein stiller Mittelpunkt, der sie daran erinnerte, wer sie war.
Die Abenddämmerung legte sich über Yew wie ein Atemzug des Waldes selbst. Das Licht, golden und weich, ließ das Laub aufleuchten. Sie hielt Elandors Blick fest. Er glaubte an sie, glaubte daran, dass sie es schaffen konnte. Jetzt musste auch sie Vertrauen fassen. Sie war keine Gelehrte, kannte keine Worte der Macht. Ihre Magie war ungeschliffen, instinktiv – wie etwas, das schon immer in ihr geschlummert hatte.
Oft wusste sie nicht, wie sie wirkte, nur dass es geschah. Ein Kribbeln in den Fingerspitzen, ein Flüstern im Wind, eine Kraft, die kam, wenn sie gebraucht wurde. Zweifel waren da, ja – aber auch ein stilles Vertrauen. Die Magie war ein Teil von ihr.
Kurz zuvor hatten sie noch einen lauten Knall gehört, gefolgt von einer Welle der Angst, die wie ein kalter Schauer durch Elandor und Yllaria gefahren war. Was immer da auf sie zukam – es blieb nicht mehr viel Zeit.
Deshalb musste es jetzt geschehen. Es gab keinen Raum mehr für Zögern. Sie musste die Angst abschütteln, bevor sie ihre Konzentration trübte.
Yllaria versuchte, den Fokus auf ihre Umgebung zu lenken: auf Elandor, auf das Gras unter ihren Beinen, auf das leise Plätschern des Wassers hinter ihr – und auf das Rauschen der Blätter des Hüters des Yew-Waldes. Wegen ihm waren sie hierher gekommen. Anders als die übrigen Bäume schien er kaum von der Veränderung betroffen. Sein breiter Stamm war von Moos überzogen, seine Krone spannte sich wie ein schützendes Dach über das Grün. Der Wind, der durch seine Blätter strich, klang wie eine leise Melodie – beruhigend, stark, voller Versprechen von Schutz und Standhaftigkeit. Diese Melodie ließ sie in sich weiter klingen, bis ihre eigene Magie zu ihr zu singen begann. Yllaria konzentrierte sich auf die auf diesen warmen, leuchtenden Fluss, der durch ihren Körper strömte und jede ihrer Zellen zum Schwingen brachte. Sie verstärkte das Gefühl der Verbundenheit, richtete sie auf die wachsamen Präsenz des Hüters. Sie ließ sich tiefer in die Verbindung sinken – und griff nach ihrer Magie. Ein kleines bisschen davon ließ sie in die Verbindung fließen.
Eine einzelne, leuchtende Wurzel breitete sich unter ihr aus, wuchs weiter, strahlte Wärme aus. Weitere Wurzeln folgten – zunächst fein, dann breiter, bis sich ein chaotisches, leuchtendes Muster über den Boden spannte. Immer wieder staunte Yllaria darüber, wie sich ihr das magische Netzwerk offenbarte – und blickte mit stiller Bewunderung auf das leuchtende Wurzelgeflecht.
Ein fordernder Sog erhob sich in ihr, nahm einen Teil ihres Selbst in Besitz. Er lockte sie: Sie sollte dem Licht folgen, sich darin verlieren.
Es wäre so einfach – nur loslassen.
Doch erschrocken rief Yllaria das Bild der Hecken und Mauern um sie herum in ihren Geist.
Sie stemmte sich gegen den Sog, baute die Begrenzung in ihrem Geistes nach – Stück für Stück.
Allmählich ließ der Sog nach. Erleichtert atmete sie aus.
Der schwerste Teil war überstanden.
Sie richtete ihre Konzentration auf den Hüter – und sah eine leuchtende Wurzel zu ihren Füßen besonders hell aufleuchten.
Yllaria folgte dieser Verbindung bis zu ihrem Ende.
Ein Strom aus Zuversicht und Frieden sickerte von dem Hüter in sie hinein.
An ihren Händen spürte sie Elandors Magie, ein sanftes Kribbeln. Einen kleinen Teil ihrer eigenen und seiner Magie ließ sie in die leuchtende Wurzel sickern.
Blaue Lichtpunkte strömten durch die Wurzel zum Hüter, breiteten sich über seine Rinde aus.
Eine leuchtende, blaue Sphäre umhüllte ihn – und begann, langsam in ihn hineinzugleiten.
Zunächst geschah nichts.
Dann glitt ein Gefühl der Dankbarkeit durch die Verbindung zu ihr zurück, wie eine Welle, die sich sanft über ihren Geist legte.
In ihrem Inneren formte sich ein Bild: Zwei kleine Setzlinge, die am Fuß des Hüters aus der Erde gedrückt wurden und ihre zarten Blätter der Sonne entgegenstreckten.
Das war seine Antwort.
Yllaria ließ die Schultern sinken. Erleichtert zog sie ihre Magie zurück. Die Wurzeln um sie herum verblassten.
Sie spürte Elandors Blick und drückte kurz seine Hände, bevor sie ihre sinken ließ.
Stolz erfüllte sie – und mit neuer Kraft stieß sie sich in die Höhe. Dankbar glitt ihr Blick zu Elandor, der mit ihr aufstand.
Langsam gingen sie zum Hüter. Ihre Augen fanden die beiden kleinen Ableger am Fuß des Stammes.
„Nurd’dhao“, murmelte Elandor neben ihr. Yllaria verneigte sich ehrfurchtsvoll.
Elandor griff in seinen Beutel und holte einen seiner alten Stiefel hervor. Vorsichtig füllte er ihn mit Erde vom Fuß des Baumes und setzte einen der zarten Ableger in die Mitte.
Yllaria nahm ebenfalls einen Stiefel entgegen, tat es ihm gleich und drückte das provisorische Gefäß dann sanft an sich. Für einen Moment verharrte sie still.
Das hier war nicht die Antwort, nach der sie gesucht hatten –
aber vielleicht war es der Anfang eines neuen Weges, der nun endlich klarer vor ihnen lag.
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