Wolfszorn und Menschenschicksal

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Rianon
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Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Rianon »

Der Geruch erreichte ihn lange bevor er den Körper sah. Ein bitterer Hauch aus kaltem Blut, altem Schweiß und dem metallischen Gestank von Eisen. Rianon hielt inne, seine Pfoten im feuchten Moos wie festgewurzelt, der Kopf leicht gesenkt, die Ohren nach vorn gerichtet. In seinen goldenen Wolfsaugen zuckte ein unstetes Leuchten wie ein Wechselspiel aus Zorn, Schmerz und scharfer Wachsamkeit. Er glitt zwischen Farn und Unterholz, die Muskeln unter dem Fell angespannt wie die Sehne eines Bogens. Als er die kleine Lichtung betrat, blieb er abrupt stehen, der Schweif erstarrte, die Lefzen zuckten unmerklich. Vor ihm lag der Fuchs, einst ein prächtiges Tier mit feuerrotem Pelz, nun stumpf und verklumpt vom Blut. Die Augen starrten ins Leere, der Körper unnatürlich verdreht. Keine Spuren eines Kampfes, keine Spuren einer Jagd, nur eine Drahtschlinge, halb verborgen im Moos, kalt und grausam in ihrer Einfachheit. Rianons Nackenfell stellten sich auf. Er beugte sich langsam vor, schnupperte, und ein heiseres, kaum hörbares Grollen vibrierte in seiner Kehle. Die Schlinge roch nach Menschenhänden – grobem Leder, ungewaschenem Schweiß, feuchtem Holz. Wilderer. Die Art von Zweibeinern, die den Wald plünderten, ohne Dank, ohne Maß.
Sein innerer Wolf drängte vorwärts, Zähne und Zorn zeigend, bereit, zu jagen. Sein innerer Adler breitete unsichtbare Schwingen in seinem Geist aus, scharfäugig, empört, verlangend, die Schuldigen zu finden. Der Waldelf in ihm aber senkte den Blick, verharrte einen Augenblick still. Er trat dichter heran, berührte mit der feuchten Nase das weiche Fell des Fuchses, schloss kurz die Augen. Ein stummes Versprechen und ein Abschied. Dann hob er den Kopf, schnupperte gründlich. Da war die Fährte: frischer Menschengeruch, gemischt mit dem leichten Hauch von altem Feuerrauch, der sich in Kleidung und Haut gefressen hatte.
Ein letztes, kehliges Knurren ließ seine Flanken erzittern. Der Schweif senkte sich, der Körper duckte sich tief, die Ohren legten sich an. Lautlos wie ein Schatten glitt er ins Unterholz – jeder Muskel auf Jagd gespannt.

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Talos
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Talos »

Das eintönige Scheppern des schweren Hammers schallte durch den Wald. Der Geruch von glühender Kohle und heißem Eisen erfüllte die Luft um sein kleines Haus am Waldrand.
Hunderte Dolche waren bestellt und immer wieder fragte er sich, wer diese alle gebrauchen könne. Seine Gedanken schweiften kurz zu einer Bekannten, einer Drow, und er lachte leise. Mit festen, funkensprühenden Schlägen brachte er das Metall in Form bevor es mit einem lauten Zischen im Öl gehärtet wurde.
Gerade wollte er mit dem Schliff der Klinge beginnen, da vernahm er wildes Gegröhle aus dem Wald. Knackende Äste waren zu hören und ließen erkennen das Fremde näher kamen. Der Schmied raunte.

Aus dem Wald traten 4 Gestalten nicht weit seines Hauses. Talos Blick fiel auf sie und ihr Blick auf den Schmied.
Sie waren dreckig und laut. Sofort war zu erkennen das es sich um Wilderer handelte. Blut an ihrer Kleidung, tote Kleintiere an ihren Gürteln und ein Reh um die Schultern des einen ließen keine Zweifel übrig.
Die Gestalten redeten kurz miteinander und kamen auf die Hütte des Schmiedes zu. Talos seufzte. Hatte er doch letztens erst Streit mit einem Ork gehabt und war froh darum, dass dieser sich nun zu beruhigen vermochte, kamen diese Fratzen aus dem Wald.
Der Vorderste von ihnen kam bis auf eine Armlänge an ihn heran.

"Hey du! Bist du Schmied?" sprach er gen Talos. Sein Atem stank nach Alkohol und ranzigem Fleisch.
"Wonach sieht es denn aus?" fragte der Schmied schnippisch zurück und deutete auf die umliegenden Utensilien.
"Hrm, ja. Wir brauchen Waffen und ein paar Fallenteile. Willst du nicht ein paar gegen etwas gutes Fleisch tauschen?" gab er wieder und wackelte mit seiner Hand an einem der Kleintiere an seinem Gürtel.
"Nein. Ihr gehört nicht zu der Gruppe von Leuten mit denen ich Geschäfte mache." gab er zurück und fing an den Dolch in seiner Hand zu schärfen.
"Wir wollten Geschäfte machen aber dann nehmen wir uns eben was wir brauchen.". Die vier lachten dreckig und ihr Redner legte die Hand auf einen der fertigen Dolche auf dem nahestehenden Tisch.
"Los Männer, einpacken was ihr tragen..." fing er an zu sprechen bevor er in einen lauten Schrei ausbrach.
Es ging alles so schnell und Talos wusste selbst nicht was in ihn gefahren war, doch diese Gestalten hatten ihn zornig gemacht.
Ihre widerliche Art, ihr Gestank, die toten Tiere überall an ihren Körpern.
Der Schmied hatte dem Wilderer den Dolch, den er schärfte, von oben in die gierige Hand gerammt und diese am darunterliegenden Tisch festgepinnt.
Der Wilderer jaulte und fluchte lautstark. Sofort zückten seine Mitstreiter ihre rostigen Klingen.
Talos zog seinen Hammer aus dem Gürtel und deutete an, ihrem festgenagelten Freund den Schädel einzuschlagen.
"Einen Schritt weiter und er ist tot." gab er ihnen zu verstehen.
"Murkst den Penner ab!" krächzte der Wilderer unter Schmerzen.
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Rianon
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Rianon »

Der Wald lag still, nur das leise Rascheln der Blätter im Wind begleitete das lautlose Gleiten einer grünen Gestalt zwischen den Stämmen. Rianon bewegte sich wie ein Schatten, die Muskeln unter dem smaragdschimmernden Fell angespannt. Seine Nase war dicht am Boden, die Ohren nach vorn gerichtet. Die Fährte war frisch. Schwere Stiefel hatten den Waldboden zerwühlt, Moos zerdrückt, Wurzeln gebrochen. Vier verschiedene Gerüche drangen in seine Nase, jeder scharf und unangenehm: altes Leder, ranziges Fett, kalter Rauch – und Blut. Viel Blut. Es klebte an ihnen wie eine zweite Haut, getränkt in das Leid unzähliger Tiere. Zwischen den schmutzigen Fußspuren fand Rianon andere Zeichen. Einzelne Federn, achtlos zertreten. Ein zerbrochener Knochen, zu klein für ein Reh, zu groß für ein Eichhörnchen. An einer Stelle roch er den süßlichen, schon leicht verfallenen Gestank eines Hasens – jung, kaum ausgewachsen. Der Tod war kein natürlicher. Keine Spuren von Kampf, keine Fluchtfährte. Ein sauberer, schneller Schnitt, ausgeführt von einer Hand ohne Mitgefühl.
Sein innerer Wolf knurrte tief, ein grollendes Geräusch, das in der Dunkelheit vibrierte. Jeder Instinkt drängte ihn, sofort zuzuschlagen, zu beißen, die Schuldigen zu Boden zu reißen. Der Adler in ihm spannte seine Schwingen, empört über die Entweihung des Waldes, über die respektlose Jagd ohne Not, ohne Achtung vor dem Gleichgewicht. Doch der Waldelf in ihm fühlte die Trauer. Er sah den leblosen Körper des Fuchses vor sich, sah seine leergewordenen Augen und wusste: Dieses Leben war aus reiner Gier genommen worden.
Rianon folgte der Spur weiter, zwar lautlos, jedoch ging sein Atem schneller. Die Geräusche wurden deutlicher: grobes Lachen, das Knacken von Ästen, der klirrende Klang von Metall. Sie waren nicht weit – vielleicht ein paar Stunden Laufen nur noch oder weniger. Der Zorn in ihm wollte die Distanz sofort überwinden, doch sein Verstand hielt ihn zurück: Diese Männer waren keine einsamen Wilderer, die er lautlos hätte niederstrecken können. Sie waren eine Rotte, und Rotte bekämpft man mit Rudel. Die Stärke des Wolfs liegt nicht allein in seinen Zähnen, sondern in der Einheit seines Blutes.
Rianon blieb stehen, hob den Kopf und schloss die Augen. Er spürte die aufsteigende Kraft, wie ein Beben unter seiner Haut. Dann ließ er es heraus: Ein Heulen, tief, sonor und mächtig, das wie ein Sturmwind durch die Bäume rollte. Es begann als Ruf, doch es wuchs, wurde zu einem Schrei aus Zorn, Trauer und Kampfeslust. Der Klang drang weit; über Lichtungen, durch Täler, an Hängen hinauf. Er schien die Luft selbst zum Schwingen zu bringen. Als das Echo zurückkam, öffnete er die Augen. Selbst ihn hatte die Gewalt seines Rufs überrascht. Es war kein gewöhnlicher Jagdruf. Es war ein Befehl, eine Kriegserklärung, ein Versprechen. Und irgendwo tief im Wald, da wusste er es, hatten Alniira, Koda und der Rest seines Rudels ihn gehört. Heute jagt das Rudel.

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Alniira Vrammyr
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Alniira Vrammyr »

Die Nachmittagssonne wärmte Alniiras Wolfsfell, während die Welpen des Rudels spielerisch an ihr zerrten. Ein seltener Moment vollkommenen Friedens, der jäh zerrissen wurde.

Ein Heulen.

Es war kein Jagdruf. Es war Rianons Stimme, doch entstellt von rohem Zorn, Schmerz und einer Kampfeslust, die die Luft erzittern ließ. Augenblicklich war die spielende Wölfin verschwunden. An ihre Stelle trat die Jägerin, das Fell gesträubt, die Muskeln zu Stahl gespannt. Naya und Koda waren ebenfalls aufgesprungen, ihre Blicke wachsam auf sie gerichtet.
Alniira hat geschrieben:Das... das war er. Aber was...
Ihr Verstand raste. Dieser Ruf konnte nur eines bedeuten: Die Untoten. Die stille Fäulnis, von der gesprochen worden war, musste Rianon erreicht haben. Allein. Sein Heulen war kein Angriff, es war ein verzweifelter Ruf an sein Rudel.
Alniira hat geschrieben:Die Zeit ist gekommen.
Es war keine Frage mehr, nur noch eiserne Gewissheit. Ein einziger, scharfer Blick zu Naya und Koda genügte. Koda stieß ein tiefes, grollendes Knurren aus, eine Antwort auf den Ruf. Naya stieß die verängstigten Welpen sanft, aber bestimmt in Richtung der sicheren Höhle.

Alniira wartete nicht. Sie stieß sich vom Boden ab und raste los, ein grauer Blitz, der durch das Unterholz schoss. Hinter ihr folgten die schweren, rhythmischen Schritte von Koda und Naya. Das Rudel war in Bewegung. In ihrem Kopf gab es nur ein Bild: Rianon, umzingelt von wandelnden Leichen. Und sie rannte, angetrieben von einer wilden, verzweifelten Liebe und der kalten Wut einer Jägerin, deren Familie bedroht wurde.

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Talos
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Talos »

Die verbliebenen Drei nickten sich zu und kamen in Richtung des Schmieds.
Bevor sie ihn erreichten, schmetterte Talos Hammer auf den Schädel ihres Kumpanen nieder. Mit einem dumpfen Geräusch traf der Hammer ihn und er sackte am Tisch zusammen.
Kurz zuckten die drei leicht und ein Hauch von Unsicherheit war in ihrem Blick zu erkennen, als sie sich abermals flüchtig zuschauten.
Dies gab dem Schmied genug Zeit um, mit einem festen Ruck, den Dolch aus dem Tisch und der Hand des, nun toten, Wilderers zu ziehen.
Mit Dolch und Hammer bewaffnet stellte er sich den Angreifern.
Als die erste rostige Klinge auf ihn nieder ging, fing er diese zwischen Klinge und Handschutz seines langen Dolches nur um gleich darauf mit dem Hammer gegen die Breitseite der Klinge des Angreifers zu schlagen. Er hatte tausende Klingen geschmiedet und wusste wo ihre Schwachstellen waren, vor allem wenn es sich um so eine verbrauchte und rostige Klinge handelte. Mit einem metallischen klirren sprang sie entzwei und ließ den Wilderer überrascht zurück.
Einem weiteren eingehenden Schlag eines Nebenstehenden wich Talos, mit einem Sprung zurück, aus. Sofort stach der Dritte nach ihm und versenkte seine Klinge in der Schulter des Schmiedes, welcher einen wütenden, schmerzerfüllten Schrei von sich gab. Als Antwort auf den Angriff des Dritten schlug er seinen Hammer direkt auf dessen Hand am Knauf seiner Klinge und brach ihm damit 3 Finger. Außerdem fiel damit das Schwert desselbigen zu Boden und ließ eine blutende Wunde an der Schulter des Schmiedes zurück.
Schnaubend ging Talos 2 Schritte zurück und beobachtete wie es weiter gehen sollte.

Der Erste, dessen Waffe zerbrochen war, bediente sich an den ausgelegten Dolchen des Schmiedes um sich neu zu bewaffnen.
Der Zweite, einzig unverletzte, schaute zwischen seinen Leuten und dem Schmied hin und her.
Der Dritte hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Hand, bevor er sich runter beugte um mit seiner funktionsfähigen Hand sein Schwert wieder aufzuheben.

Er musste handeln, undzwar schnell...
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Rianon
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Rianon »

Rianon bewegte sich als Wolf leise durch das dichte Unterholz, die Nase tief gesenkt, den Blick wachsam auf den Boden gerichtet. Der Geruch der Wilderer lag deutlich in der Luft: Schweiß, altes Blut, Tierkadaver. Die Fährte war frisch und führte ihn direkt zum Waldrand, wo die Bäume lichter wurden. Schon bevor er das kleine Haus sehen konnte, drang das metallische Klirren von Klingen, wütendes Rufen und das schwere Atmen von Kämpfenden an seine gespitzten Ohren.
Vorsichtig schob er sich durch die letzten Sträucher und blieb schließlich in Deckung, um die Szene zu beobachten. Auf dem Hof stand ein Schmied, die Beine breit gesetzt, in der einen Hand einen Hammer. Blut lief an seiner Schulter herab, doch er hielt sich standhaft. Vor ihm standen drei Wilderer, schmutzig, zerlumpt, und von einer gefährlichen Entschlossenheit getrieben. Einer hielt eine gebrochene Hand, ein anderer hatte sich bereits mit einem Dolch des Schmieds bewaffnet, und der Dritte wirkte zwar unsicher, doch er war noch kampfbereit.
Rianon knurrte leise. Wut, Trauer und Empörung kochten in ihm hoch, als er die Männer sah, an deren Gürteln tote Tiere hingen, deren Blutgeruch noch frisch war. Alles in ihm drängte danach, sofort anzugreifen, die Wilderer niederzureißen und die Waldtiere zu rächen. Doch sein Verstand, der Teil in ihm, der nicht Wolf, sondern Waldelf war, hielt ihn zurück. Drei bewaffnete Menschen waren gefährlich, und so stark er allein auch war, ein unbedachter Angriff konnte sein Ende bedeuten. Er atmete tief durch und ließ sich in das feuchte Gras sinken, die Muskeln angespannt, jede Bewegung auf der Lichtung genau beobachtend. Dann hob er leicht den Kopf und lauschte in den Wald hinein. Kurz darauf vernahm er das entfernte Echo eines tiefen Heulens – Koda. Wenige Herzschläge später folgte eine hellere, klare Stimme – Alniira. Sein Rudel hatte seinen Ruf gehört und war auf dem Weg.
Noch hielt er sich zurück. Seine bernsteinfarbenen Augen blieben auf Talos und die Wilderer gerichtet, jede Faser seines Körpers bereit, zuzuschlagen, sobald die anderen eintrafen. Wenn das Rudel da war, würde der Wald zeigen, dass er seine Kinder beschützt.

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Alniira Vrammyr
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Alniira Vrammyr »

Ein Flüstern von Bewegung im Unterholz, so leise wie fallendes Laub, ließ Rianon nicht einmal zucken. Er hatte sie gespürt, lange bevor er sie hörte.

Drei graue Schatten lösten sich aus dem Unterholz hinter ihm, ihre Pfoten machten kein Geräusch auf dem weichen Waldboden. Koda, dessen junge Kraft wie eine gespannte Sehne vibrierte. Naya, deren alte Augen die Szene mit einer ruhigen, unerschütterlichen Weisheit erfassten. Und Alniira.
​Ihr Blick war ein Speer aus Eis und Abscheu, der über Rianons Schulter hinweg direkt auf die Wilderer zielte. Sie sah nicht den Schmied, nicht das Haus. Sie sah nur die toten Tiere, die wie makabre Trophäen an den Gürteln der Männer hingen. Sie roch den Gestank von ranzigem Fett und altem Blut, und der Wolf in ihr knurrte leise, ein tiefes, grollendes Versprechen von Vergeltung.

Alniira innerlich hat geschrieben:Sie bringen den Tod in unseren Wald... und lachen dabei.
​Rianon hob kaum merklich den Kopf, ein stilles Kommando, das keine Stimme brauchte. In diesem Augenblick begann der Tanz.

​Es war keine chaotische Flucht nach vorn. Es war eine lautlose Choreographie, eine tödliche Geometrie, die nur ein Rudel beherrschte, das wie ein einziger Organismus dachte und fühlte.

Koda löste sich als Erster. Er bewegte sich in geduckten, kraftvollen Sätzen nach links, nutzte jeden Busch, jeden Schatten als Deckung. Sein Weg war ein Halbkreis, der ihn unweigerlich hinter die Gruppe von Männern führen würde.
​Naya, die alte Fähe, wartete einen Herzschlag länger. Dann glitt sie wie ein Nebelschleier nach rechts. Ihre Bewegungen waren langsam, bedächtig, aber unaufhaltsam. Sie suchte nicht den direkten Weg, sondern den strategischsten, jenen, der jede mögliche Fluchtroute abschneiden würde.

​Alniira bewegte sich zuletzt von den Dreien. Sie war ein fließender Schatten, eine perfekte Mischung aus der instinktiven Anmut des Wolfes und der kalkulierten Präzision der Drow. Sie folgte keinem der beiden, sondern wählte einen dritten Weg, der sie in eine Position brachte, von der aus sie die gesamte Szene überblicken konnte, eine Jägerin, die das Schlachtfeld beurteilt.

​Würde man die Szene von oben betrachten, hätte es weniger wie ein Angriff und mehr wie ein tödliches Ballett ausgesehen. Vier Tänzer aus Schatten, die auf einer Bühne ihre Positionen einnahmen.

In der Mitte, ahnungslos und gefangen in ihrem eigenen, schmutzigen Drama, die Menschen. Und um sie herum schloss sich langsam, unweigerlich und vollkommen lautlos der tödliche Kreis.

​Die Falle war zugeschnappt, ohne ein Geräusch zu machen. Vier Wölfe, vier Punkte in einem unsichtbaren Netz, warteten nun, ihre Muskeln angespannt, die Augen auf Rianon gerichtet. Sie warteten nur noch auf das eine Signal, das den Wald in einen Sturm aus Zähnen und Klauen verwandeln würde.
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Talos
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Talos »

Zur Überraschung seiner Angreifer, kam er im Laufschritt auf sie zu.
Der Zweite, unverletzte, war die größte Gefahr. Er Warf seinen Dolch nach ihm, sicher das er ihn nicht töten würde. Aber vielleicht verletzen oder zumindest ablenken und das sollte reichen.
Der Wilderer wehrte den fliegenden Dolch mit seinem Schwert ab, doch der Schmied stand nun genau vor ihm und trat ihm in zwischen die Beine.
Das sollte ihn für eine Weile ausschalten, dachte Talos und wollte sich zu den anderen drehen, als ihn ein scharfer Schmerz im Rücken traf. Der Dritte hatte ihm seine Klinge von hinten in den Rücken gerammt. Das Gefühl von Hitze, von brennendem Eisen, breitete sich an seinem Rücken aus. Vor Schmerzen ächzend sank der Schmied auf seine Knie als der Erste ihn von der Seite trat und zu Boden schickte.
Dort lag er nun, blutend im Dreck und von Schmerzen in Rücken und Schulter erfüllt, die Augen geschlossen, wartend auf sein Schicksal.

Er hörte sie Reden, doch es klang als wären sie weit weg.
"Töten wir ihn?"
"Ja"
"Mach was du willst aber vergesst nicht mitzunehmen was ihr tragen könnt"
Dann hörte er Schritte näher kommen.
Er öffnete die Augen und sah, über ihm stehend, einen der Wilderer zum Hieb mit dem Schwert ausholen.
"Das wars dann wohl..." war sein letzter Gedanke.
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Rianon
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Rianon »

Rianon spürte das Adrenalin wie ein wildes Beben durch seinen Körper strömen, als er die Szene auf der Lichtung beobachtete. Talos lag im Dreck, das Blut sickerte dunkel in die Erde, und die Wilderer standen über ihm, ihre rostigen Klingen blitzten im Licht der untergehenden Sonne. Das leise Knurren, das tief aus seiner Kehle kam, war kaum mehr zu unterdrücken, doch er wartete. Sekunden dehnten sich, das Heulen seines Rudels hallte noch in seinem Inneren wider. Dann vernahm er das Rascheln hinter sich, das kaum hörbare Geräusch von Pfoten, die sich über feuchtes Moos schoben. Koda war da. Naya ebenfalls. Und Alniira trat aus dem Schatten, ihre Augen leuchteten vor kalter Entschlossenheit.
Ohne ein weiteres Zögern spannte sich Rianons Körper an, und mit einem lautlosen Rucken stieß er sich aus dem Gebüsch. Der Wald schien den Atem anzuhalten, als vier Schatten lautlos durch das Unterholz brachen und sich wie entfesselte Sturmwinde auf die Wilderer stürzten. Der Erste schaffte es kaum, sein Schwert zu heben, bevor Koda ihn rammte. Der massive Wolf prallte mit solcher Wucht gegen ihn, dass er ins Taumeln geriet, während Koda die Kiefer fest in seinen Hals schlug. Ein gurgelnder Laut erstickte schnell im eigenen Blut, ehe der Wilderer zusammensackte.
Naya war schnell. Ihr schlanker, heller Körper huschte um ihn herum, ihre Krallen rissen tief durch Leder und Haut, ehe ihre Fänge die Schlagader trafen. Der Mann schrie kurz, stolperte zurück und griff reflexartig nach seiner Wunde, doch Naya war bereits an ihm vorbei, ihr Maul blutverschmiert.
Alniira bewegte sich nicht wie ein Tier, sondern wie eine Klinge selbst. Lautlos schritt sie vor, in jeder Bewegung eine tödliche Präzision, und ehe der Dritte begreifen konnte, dass er in Gefahr war, hatten ihre Reißzähne bereits seinen Weg zwischen seine Rippen gefunden. Ihr Biss brach Rippen, zertrümmerte die Organe und der Mann brach keuchend zusammen, während sein Blick ins Leere glitt.
Rianon selbst stürzte sich auf den letzten Wilderer. Er schwang sein Schwert in einem verzweifelten Hieb. Doch der grüne Wolf duckte sich unter der Klinge hinweg, schnappte nach dem Handgelenk, riss es mit einem heftigen Ruck nach unten und brachte den Mann zu Boden. Mit einem schnellen Satz setzte er sich auf seine Brust, die Pfoten gegen die Schultern gepresst, und seine Fänge fanden die Kehle des Mannes. Ein Ruck, ein Knacken, und auch der letzte Wilderer regte sich nicht mehr.
Schwer atmend blieb das Rudel stehen, umgeben vom metallischen Geruch von Blut, während die Stille des Waldes langsam zurückkehrte. Nur das heisere Atmen von Talos war zu hören, der auf dem Boden lag, sein Körper bebend, das Gesicht blass. Rianon näherte sich ihm vorsichtig und beugte sich über den Schmied. Er roch Blut, Schweiß, Eisen – und etwas anderes. Etwas Fremdes und gleichzeitig Vertrautes, etwas, das nicht von dieser Welt war. Ein Geruch, den er kannte, aber selten wahrgenommen hatte. Die Saat. Rianons bernsteinfarbene Augen weiteten sich, und sein Atem beschleunigte sich unwillkürlich. Talos trug sie in sich, dieses uralte Erbe, von dem so wenige wussten. Er war einer von ihnen, auch wenn er es selbst nicht ahnte.
In Rianon tobten widersprüchliche Gedanken. Sein Wolf wollte Talos retten, ihn ins Rudel aufnehmen, doch der Elf in ihm wusste, was das bedeutete: Ein neues Leben, ein anderes Leben. Kein Schmied, kein einfacher Mensch mehr. Ein Leben voller Instinkt, Kampf, und einem Hunger, den man niemals ganz unterdrücken konnte. Die Entscheidung wog schwer, und in seinem Inneren spürte er die Last der Verantwortung.
Langsam hob er den Blick zu Alniira, die still neben ihm stand, ihre Schnauze noch von Blut dunkel verfärbt. Ihre Augen trafen die seinen, und in diesem Blick lag ein unausgesprochenes Verständnis. Sie nickte kaum merklich; auch sie hatte den Geruch bemerkt. Rianon atmete tief ein, und sein Körper begann sich zu verändern. Knochen verschoben sich, Muskeln zogen sich zusammen, Fell wich glatter Haut, bis er wieder in seiner Elfenform neben dem verwundeten Schmied kniete. Er legte Talos sanft die Hand auf die Brust, spürte das flackernde Leben darunter, und sprach mit leiser, ernster Stimme: „Mensch...du hast die Wahl. Willst du sterben… oder willst du leben? Es wird kein Leben sein wie zuvor. Es wird Schmerz bringen, und mehr als du dir jetzt vorstellen kannst. Aber du wirst weiteratmen… nur eben anders.“ Die Worte hingen zwischen ihnen, schwer wie der Atem des sterbenden Mannes, während der Wald um sie her still und lauschend wirkte.

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Talos
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Talos »

Urplötzlich vernahm er lautes Getose. Knurren, Schreie von Aufregung und Schmerz erfüllten den Waldrand. Der Wilderer der eben noch über ihm stand war verschwunden. Dann gurgelnde Kehlen und Stille.
Talos Augenlider wurden immer schwerer, wie ein Vorhang aus Eisen der sich über seine Augen legte und mit jedem Öffnen mehr Kraft kostete.
Er vernahm eine leicht feuchte Berührung und hörte das leise Schnuppern eines Tieres. Er öffnete seine Augen ein winziges Stück und sah grünes Fell aber konnte kaum klare Formen wahrnehmen. Immer wieder vielen seine Augen zu. Das Tier wich den Umrissen einer Person.
Hatte er bereits mit dem Leben abgeschlossen, drang doch eine Stimme zu ihm durch. Sie war stark und bestimmt aber mit einer bedachten Ruhe.
Eine Hand legte sich vorsichtig auf seine Brust und die Stimme bat ihm eine Chance. Eine Möglichkeit weiter zu leben. Sie würde ihn retten aber dazu verdammen ein anderes Leben zu führen, anders als er es kannte.

Ein tiefer rasselnder Atemzug ging durch die Brust des am Boden liegenden Mannes. Der Schmied nahm alle Kraft die er noch aufbringen konnte, legte langsam seine große raue Hand auf die Hand auf seiner Brust und zwang leise die Worte hinaus "Bitte hilf mir...", in der Hoffnung das er gehört wird.
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