Wenn die Kundschaft ausbleibt - [Ungeziefer]

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Pyrian
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Wenn die Kundschaft ausbleibt - [Ungeziefer]

Beitrag von Pyrian »

𝔍n Minoc, am Marktplatz Nummer 6, liegt die altehrwürdige Taverne Zum Glücklichen Holzfäller. An gewöhnlichen Abenden hallen hier das Klirren der Krüge, das Lachen der Arbeiter und der Duft von Braten durch die Stube. Doch an diesem Abend ist es anders: zwischen den halb leeren Tischen, über denen die Schatten der Laternen tanzen, sitzen Sandrine und Martin, Schankmaid und Schankbursche der Stätte – und Sandrine bricht schließlich ihr Schweigen.

Sandrine warf das Tuch, mit dem sie soeben noch über die Theke gewischt hatte, frustriert auf die Holzplanken. „Bei allen Göttern, Martin,“ begann sie, ihre Stimme klang eine Spur zu laut in dem halbleeren Schankraum, „ich halt das nicht mehr aus. Seit Tagen stolpern wir hier über die Biester, und es werden immer mehr. Hast du gesehen, wie sie heute Nachmittag sogar in der Küche über den Tisch gehuscht sind? Ich schwöre dir, wenn noch einmal eine Ratte in den Brotteig fällt, geb ich den ganzen Kram auf und lauf davon.“

Sie stemmte die Hände in die Hüften, sah zu den verwaisten Bänken und schnaubte. „Schau dich doch um! Früher war’s hier laut, fröhlich, voller Stimmen – und jetzt? Nur Stille. Die Kundschaft bleibt aus, und wer will’s ihnen verdenken? Niemand mag sein Bier mit einem Rattenschwanz teilen. Wenn das so weitergeht, Martin, können wir den Laden dichtmachen, und ich weiß nicht, wovon wir dann leben sollen.“

Martin stützte sich schwer auf den Schankdeckel, die Ärmel hochgekrempelt, als wolle er gleich mit bloßen Händen gegen die Nager ins Feld ziehen. „Du meinst, ich merk das nicht?“ brummte er, schüttelte den Kopf und rieb sich die Schläfen. „Letzte Nacht bin ich wach geworden, weil ich dachte, es regnet auf dem Dach – dabei waren’s die Krallen der Biester, die im Gebälk kratzen. Ich träum inzwischen von Rattenschwänzen, Sandrine. Und das will was heißen.“

Er schnaufte, griff nach dem Krug, der kaum mehr als einen Schluck fasste, und nahm ihn in einem Zug. „Du hast recht – wir müssen zu Godomar. Der sitzt in seinem feinen Haus, zählt die Münzen, und wir stehen hier knietief im Ungeziefer. Helden, Söldner, verdammte Katzen, meinetwegen – Hauptsache, es kommt jemand, der sich darum kümmert. Denn wenn’s so weitergeht, haben wir bald nicht nur keine Kundschaft mehr, sondern auch keinen Dielenboden, auf dem wir stehen können.“

Mit einem müden Grinsen, das mehr Resignation als Humor war, fügte er hinzu: „Und wenn’s am Ende keine Helden gibt… dann graben die Ratten vielleicht schneller als wir und eröffnen ihre eigene Schenke. Ich seh’s schon kommen: ‚Zur dreiäugigen Ratte‘ – mit mehr Gästen als wir sie je hatten.“

Einen Moment schwieg sie, biss sich auf die Lippe, und dann klopfte sie mit dem Finger auf die Theke. „Wir müssen mit Meister Godomar reden. Er ist der Eigentümer, er kassiert seinen Anteil, aber kümmern tut er sich einen Dreck. Wenn er will, dass die Taverne nicht endgültig den Bach runtergeht, dann soll er gefälligst ein paar Helden anheuern. Leute, die die Rattenplage beseitigen – und wenn’s sein muss, auch noch den Grund für dieses ganze Elend herausfinden.“

Sie atmete scharf durch und fügte hinzu: „Und wenn er nicht will, dann gehen wir eben direkt zum Bürgermeister – zu Kunrad Roswylde. So viel Stolz wird er schon haben, dass der Marktplatz von Minoc nicht zur Rattenburg verkommt. Am Ende geht’s ja nicht nur um uns, Martin – wenn die Leute erst anfangen, über eine verseuchte Taverne am Hauptplatz zu reden, dann leidet der ganze Ort.“

Sie seufzte tief, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und senkte die Stimme. „Denn eins sag ich dir, Martin… irgendwas stimmt da unten nicht. Ratten kommen nicht von allein in solchen Scharen. Es ist, als hätten wir die Pest im Gemäuer. Und wenn’s wirklich so ist, dann… dann wird uns ein sauberes Bier nicht mehr retten.“

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Pyrian
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Wenn selbst der Meister springt - [Ungeziefer]

Beitrag von Pyrian »

𝔇ie Tür der Taverne schwang auf, und Meister Godomar trat ein, den Mantel über die Schulter geworfen, die Stirn voller Unmut. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, als wolle er mit einem einzigen finsteren Blick Sandrines und Martins Klagen zum Verstummen bringen. „So, so… eine Rattenplage also“, murrte er, während er langsam zu seinem Tisch ging, der am Fenster stand. Seit Jahren führ ich dieses Haus, und nie war es mehr als ein kleines Nagerlein, das sich in einen Sack Getreide verirrte. Ihr beide macht Wind um nichts.“

Er ließ sich schwer auf die Bank fallen, legte den Mantel beiseite und griff nach dem Krug, den Martin hastig vor ihn gestellt hatte. Doch ehe er den ersten Schluck nehmen konnte, huschte eine Ratte über die Lehne, landete krachend auf dem Tisch und fauchte ihn an. Zwei weitere lugten keck unter der Bank hervor, ihre Augen funkelten im Kerzenlicht.

Godomar erstarrte, dann fuhr er mit einem Fluch hoch. Die Ratte auf dem Tisch schnellte vor, direkt auf seinen Ärmel, und er sprang mit einem Schrei zurück, riss den Krug um, sodass Bier und Schaum über den Boden flossen. „Bei allen Hämmern Minocs! Das Biest hat mich angesprungen!“
Sandrine verschränkte die Arme, blickte ihn nur streng an. „Wir haben es Euch gesagt, Meister.“
Martin nickte langsam, die Stimme ruhig, aber eindringlich: „Es wird schlimmer. Und ohne Hilfe wird’s nicht besser.“
Godomar stand keuchend, wischte sich über den Ärmel, als könne er die Schmach wie den Schmutz abstreifen. Einen Moment rang er nach Worten – dann presste er hervor: „Genug. Ich werde ein Schreiben aufsetzen. Wenn diese Stadt Helden hat, dann sollen sie hier erscheinen. Ich bezahle jeden Preis, nur damit diese verfluchten Biester verschwinden.“

Er ließ sich wieder auf die Bank fallen, diesmal mit deutlich weniger Würde, griff nach Pergament und Feder – und begann, den Aushang zu verfassen.

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Gesucht: Erfahrene Kammerjäger und beherzte Abenteurer!

In meiner ehrwürdigen Taverne am Marktplatz 6 hat sich seit einiger
Zeit ein höchst unerfreuliches Problem eingestellt.
Ratten – nicht wenige, sondern ein ganzes Heer –
durchwühlen Vorräte, schrecken Gäste auf und drohen,
den Ruf des Hauses wie auch der Stadt Minoc zu beschmutzen.

Die Beschwerden meiner getreuen Schankleute,
Sandrine und Martin, sind nicht länger zu überhören.
Da es sich allem Anschein nach nicht um gewöhnliches
Ungeziefer handelt, sondern um eine Plage von
ungewöhnlichem Ausmaß, suche ich hiermit erfahrene
Kammerjäger, Söldner oder andere verlässliche
Helden, die den Keller untersuchen, die Ursache
der Misere finden und für Abhilfe sorgen.

Belohnung: Angemessen nach Leistung,
in Gold und freiem Trunk.

Interessierte melden sich bitte direkt in der Taverne
Zum Glücklichen Holzfäller.

Gezeichnet,

Meister Godomar
Besitzer der Taverne Zum Glücklichen Holzfäller
Pyrian
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Zeugenaussage vor der Stadtwache von Minoc - [Ungeziefer]

Beitrag von Pyrian »

... aufgenommen in den späten Stunden des folgenden Morgens bei der Garde zu Minoc...



„Also… ich schwöre bei allen Hämmern der Minen, ich hab’s mit eigenen Augen gesehen! Ich kam vom Fluss zurück, hatte noch Holz auf dem Karren, da hörte ich mitten in der Nacht so ein Poltern bei der Bank. Erst dacht’ ich, es wär nur der Wind oder einer der betrunkenen Holzfäller, die den Heimweg nicht finden. Aber dann – da war Bewegung. Zwei Gestalten, beide mit tief in die Stirn gezogenen Kapuzen, schleppten jemanden zwischen sich her.

Und ich sag euch, das war kein Betrunkener – das war der Bänker Lyndon! Ich hab ihn erkannt, auch wenn er hing wie ein Sack Kartoffeln. Einer der Kerle hielt ihn bei den Schultern, der andere stapfte voraus, und sie schleppten ihn… ich konnte’s kaum glauben… in Richtung der alten Stallungen beim Marktplatz.

Die Laterne dort war fast erloschen, aber ich hab gesehen, wie einer der Schurken noch mal zurückgeschaut hat. Hab mich sofort ducken müssen, sonst hätten sie mich entdeckt. Dann hörte ich nur noch das Quietschen der Stalltür, und alles war still.

Ich geb’s ehrlich zu: Mir ist das Herz in die Hosen gerutscht. Mit der Angst im Nacken hab ich mich nicht näher herangetraut – was soll ein einfacher Bürger auch gegen zwei Kerle mit Fäusten ausrichten? Also bin ich so schnell wie möglich zu euch gelaufen, um es der Wache zu sagen. Mehr weiß ich nicht, aber dass sie ihn in den Stall geschleppt haben, darauf würd’ ich schwören.“
Kunrad Roswyde

Amtliche Bekanntmachung des Bürgermeisters zu den jüngsten Vorkommnissen in Minoc

Beitrag von Kunrad Roswyde »

Amtliche Bekanntmachung

Im Namen des Rates und der Stadt Minoc

Die Kunde von der Rattenplage im Glücklichen Holzfäller und die beunruhigenden Gerüchte um das Verschwinden des Bänkers Lyndon haben auch mich erreicht.
Als Bürgermeister wie auch als Ratsherr des Bundes von Minoc ist es meine Pflicht, die Sicherheit und das Wohl der Bürgerschaft zu gewährleisten.

Daher gebe ich Folgendes bekannt:
Beruhigung der Bürger und Händler
Niemand soll aus Furcht vor Ratten oder dunklen Gestalten seine Geschäfte aufgeben. Die Stadtverwaltung steht geschlossen hinter euch, und wir werden alles unternehmen, um die Ordnung wiederherzustellen.

Mobilisierung der Wache
Ich habe die Stadtwache sowie die Garde des Bundes angewiesen, die Taverne am Marktplatz zu sichern. Gardisten und tüchtige Männer des Bundes von Minoc werden die Straßen patrouillieren, um unseren Händlern und Gästen ein Gefühl der Sicherheit zurückzugeben.

Untersuchungen
Der Keller des Glücklichen Holzfällers wird umgehend inspiziert, damit wir der Quelle der Rattenplage auf den Grund gehen.

Ebenso ist den Hinweisen zur Entführung von Meister Lyndon nachzugehen. Die alten Stallungen am Marktplatz werden durch die Wache durchsucht. Sollte jemand weitere Beobachtungen gemacht haben, möge er sich vertrauensvoll an mich oder an das Wachhaus wenden.

Im Namen des Rates rufe ich auch die Bürgerschaft sowie die freien Abenteurer Minocs auf: Wer tatkräftig bei der Bekämpfung des Ungeziefers helfen oder Licht in das Verschwinden Lyndons bringen kann, der möge sich im Rathaus melden. Die Stadt wird Dienste und Mut angemessen entlohnen.

Minoc wird dieser Prüfung standhalten – gemeinsam.

Gezeichnet,
Kunrad Roswylde
Bürgermeister und Ratsherr des Bundes von Minoc
minoc aushang.png
minoc aushang.png (2.28 MiB) 26 mal betrachtet
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