Re: Im Schatten von Britain
Verfasst: 05 Jul 2025, 14:57
Ulaf unter Tage
Der dumpfe Klang von Stahl auf Stein hallte durch die engen Gänge. Es war ein gleichmäßiger, fast beruhigender Rhythmus – unterbrochen nur vom leisen Knirschen der Lorenräder, dem Schaben von Schaufeln und dem gelegentlichen dumpfen Fluch, wenn ein Werkzeug abrutschte oder ein Balken nicht auf Anhieb passte.
Mit verschränkten Armen stand Ulaf ein gutes Stück hinter dem aktuellen Tunnelkopf. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die Pfeife zwischen den Zähnen. Der schwere Tabakduft mischte sich mit kalter Erde, Schweiß und frischem Harz. Das Licht der Leuchtrunen, die entlang der Träger schimmerten, spiegelte sich matt in seinen funkelnden Augen.
„Zu flach,“ brummte er schließlich und trat vor. Mit einem kräftigen Ruck stieß er den Keil aus der frisch eingesetzten Balkenverbindung und korrigierte den Winkel eigenhändig. „Wenn das so bleibt, senkt sich der ganze Abschnitt. Und das brauch ma hier unten wie 'n Loch im Kopf.“
Er griff zur Axt – keine Waffe, sondern ein scharfes, gut gepflegtes Werkzeug mit Zwergenzeichen am Schaft – und begradigte den Querträger. Neben ihm standen zwei Männer aus dem Syndikat, schweigend, schwitzend, nicht sicher, ob sie helfen oder einfach nur nicht im Weg stehen sollten.
„Los, stützt’s ab. Jetzt.“ Der Ton ließ keinen Widerspruch zu, war aber nicht schroff – eher wie der feste Griff eines Vaters, der sein Kind beim Klettern sichert.
Ulaf war nicht nur der Planer. Er war einer von denen, die den Stein schmeckten, den Boden hörten und an den Fingerspitzen spürten, ob die Wand hielt. Wenn etwas knirschte, war er der Erste, der das Werkzeug wechselte. Wenn ein Abschnitt lag, der schwer zu sichern war, übernahm er selbst. Keine Scheu vor Dreck, kein Respekt vor der Dunkelheit.
„Stützen. Trennen. Ablenken. Atmen.“ murmelte er wie ein Mantra, während er weiterging und mit der flachen Hand das Holz prüfte. Jeder Balken, jeder Schnitt musste stimmen.
Er prüfte das Gefälle, sah nach den Runen, die der Magier Vadan eingebrannt hatte – zufrieden nickte er. „Die Dinger taugen was“, grummelte er. „Kein Ruß, keine Brandgefahr. Hält. Das ist selten. Gebt ihm meinen Dank.“
Als später die Pause kam und der Schweiß in Rinnen aus den Nacken tropfte, saß Ulaf nicht im Schatten. Er hockte bei der Lorre, reparierte eine gebrochene Achse. Niemand hatte ihn gebeten. Niemand wunderte sich.
Er war halt Ulaf. Der Geode. Der, der hört, wenn der Berg atmet. Und solange der Tunnel noch nicht stand, ruhte er nicht
Der dumpfe Klang von Stahl auf Stein hallte durch die engen Gänge. Es war ein gleichmäßiger, fast beruhigender Rhythmus – unterbrochen nur vom leisen Knirschen der Lorenräder, dem Schaben von Schaufeln und dem gelegentlichen dumpfen Fluch, wenn ein Werkzeug abrutschte oder ein Balken nicht auf Anhieb passte.
Mit verschränkten Armen stand Ulaf ein gutes Stück hinter dem aktuellen Tunnelkopf. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die Pfeife zwischen den Zähnen. Der schwere Tabakduft mischte sich mit kalter Erde, Schweiß und frischem Harz. Das Licht der Leuchtrunen, die entlang der Träger schimmerten, spiegelte sich matt in seinen funkelnden Augen.
„Zu flach,“ brummte er schließlich und trat vor. Mit einem kräftigen Ruck stieß er den Keil aus der frisch eingesetzten Balkenverbindung und korrigierte den Winkel eigenhändig. „Wenn das so bleibt, senkt sich der ganze Abschnitt. Und das brauch ma hier unten wie 'n Loch im Kopf.“
Er griff zur Axt – keine Waffe, sondern ein scharfes, gut gepflegtes Werkzeug mit Zwergenzeichen am Schaft – und begradigte den Querträger. Neben ihm standen zwei Männer aus dem Syndikat, schweigend, schwitzend, nicht sicher, ob sie helfen oder einfach nur nicht im Weg stehen sollten.
„Los, stützt’s ab. Jetzt.“ Der Ton ließ keinen Widerspruch zu, war aber nicht schroff – eher wie der feste Griff eines Vaters, der sein Kind beim Klettern sichert.
Ulaf war nicht nur der Planer. Er war einer von denen, die den Stein schmeckten, den Boden hörten und an den Fingerspitzen spürten, ob die Wand hielt. Wenn etwas knirschte, war er der Erste, der das Werkzeug wechselte. Wenn ein Abschnitt lag, der schwer zu sichern war, übernahm er selbst. Keine Scheu vor Dreck, kein Respekt vor der Dunkelheit.
„Stützen. Trennen. Ablenken. Atmen.“ murmelte er wie ein Mantra, während er weiterging und mit der flachen Hand das Holz prüfte. Jeder Balken, jeder Schnitt musste stimmen.
Er prüfte das Gefälle, sah nach den Runen, die der Magier Vadan eingebrannt hatte – zufrieden nickte er. „Die Dinger taugen was“, grummelte er. „Kein Ruß, keine Brandgefahr. Hält. Das ist selten. Gebt ihm meinen Dank.“
Als später die Pause kam und der Schweiß in Rinnen aus den Nacken tropfte, saß Ulaf nicht im Schatten. Er hockte bei der Lorre, reparierte eine gebrochene Achse. Niemand hatte ihn gebeten. Niemand wunderte sich.
Er war halt Ulaf. Der Geode. Der, der hört, wenn der Berg atmet. Und solange der Tunnel noch nicht stand, ruhte er nicht