Equilibrium
Verfasst: 06 Aug 2025, 22:22
Sziedeyna fühlte sich von einer explosionsartigen Wucht getroffen, die sie zu Boden warf. Der Lichtblitz ließ sie kurzzeitig erblinden und der Knall ließ ein Fiepsen in ihren Ohren zurück. Sie brauchte eine Weile, um sich wieder zu berappeln. Sie saß auf dem Fußboden. Vor ihr lagen Glassplitter verteilt. Bei ihrem Versuch, wieder Orientierung zu gewinnen, hatte sie sich geschnitten, sodass etwas Blut an ihrer Hand herunterlief. Sie schaute zum Spiegel über der Kommode, der dort, wo er vor kurzem noch hing, nicht mehr war. Der Holzrahmen war zerfetzt und das Spiegelglas verteilte sich im ganzen Raum.
Noch immer wacklig auf den Beinen stand sie vorsichtig auf. Sie achtete darauf, sich nicht noch mehr an den Splittern zu schneiden. Einen hatte sie übersehen. Dieser stach ihr in den Fuß. Sie zog erschrocken den Fuß hoch und fluchte. Danach gelang es ihr, das Splitterlabyrinth erfolgreich zu verlassen. Sie zog sich ihre Pantoffeln an und holte den Besen aus der Ecke. Damit kehrte sie die Splitter erst einmal auf.
Danach erst beschäftigte sie sich mit ihrer Situation und sich selbst. Was war eben passiert? Da war sie im Spiegel. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Aber auch nicht sie. Es war nicht ihr Spiegelbild, was sie gesehen hatte, sondern eine Art Doppelgängerin. Eine von ihnen war Vampir, die andere Mensch. Und dann berührten sie sich an der Spiegelfläche und sie konnte sich nur noch an ein gleißend helles Licht und einen lauten Knall erinnern.
Jetzt wo sie darüber nachdachte, war ihr nicht mehr klar, wer sie dabei gewesen war und wer die andere Sziedeyna. War sie die Vampirin gewesen oder der Mensch? Lag es am sich zuvor beschleunigenden Wechsel zwischen den zwei Zuständen oder hatte es einen anderen Grund? Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass das, was die letzten Wochen passiert war, nun ein Ende gefunden hatte. Als hätte alles auf diesen Moment zugesteuert.
Doch was war sie nun? Vampir oder Mensch? Im Spiegel konnte sie sich nun nicht mehr betrachten. Sie prüfte ihren Puls. Sie spürte etwas. Schwach aber vorhanden. Ungewöhnlich schwach. Ihre Hände und Arme hatten einen blassen Ton, dennoch nicht so blass, wie sie es bei sich als Vampirin in Erinnerung hatte. Aber auch nicht so rosig wie als Mensch. Das ließ sie grübeln. Konnte es sein? Konnte sie auf seltsame Weise beides sein? Mensch und Vampir?
Eine Probe aufs Exempel wusste sie noch: Sich dem Sonnenlicht aussetzen und schauen, was passiert. Sie blickte zu den Vorhängen vor dem Fenster. Es waren die normalen Vorhänge wie sie sie als Mensch kannte. Es kam nur wenig Licht hindurch, aber so viel, dass sie sehen konnte, dass draußen Tag war. Vorsichtig näherte sie sich ihnen und schob ihre rechte Hand zwischen Vorhang und Fensterscheibe, wo das Sonnenlicht hinschien. Es schien zu gehen... sie ließ die Hand im Licht verweilen, doch dann spürte sie doch etwas. Sie zog die Hand schnell zurück und begutachtete sie. Sie war ganz rot und fühlte sich wund an. Der Zustand verschlechterte sich im Nachhinein weiter. Es juckte und brannte. Quaddeln hatten sich inzwischen gebildet.
Es war nicht der totale Schock, mit der Sonne in Berührung zu kommen, wie das letzte Mal als Vampirin, als sie sich das Gesicht prompt schwer verbrannt hatte. Aber einfach in die Sonne gehen wie ein Mensch konnte sie so auch auf keinen Fall. Sie starb vielleicht nicht gleich, aber so in etwa stellte sie sich Folter vor. Jetzt war ihr endgültig klar, dass sie weder Fisch, noch Fleisch war. Irgendeine Chimäre aus Vampir und Mensch. Vielleicht war es das, was Knall und Blitz als Ergebnis der Berührung der beiden bewirkt hatten. Sie hatten beide Sziedeynas zu einer verschmolzen und damit auch ihre Eigenschaften, was sich einer Erklärung nach bisherigen Erkenntnissen der Wissenschaft komplett entziehen mochte.
Sie spürte nun, da sich alles etwas gesetzt hatte, auch leichten Hunger. Sowohl auf herkömmliche Nahrung wie auch auf... Blut. Beides war präsent, aber nicht mehr so vordergründig. Sie stellte sich Blut jetzt eher einfach lecker vor, wie einen Nachtisch. Sie hatte jetzt wohl viel an sich zu entdecken. Wie sie wirklich funktionierte und was sie wirklich brauchte. Wo nun ihre Stärken und Schwächen lagen. Und vor allem: Wo sie nun hingehörte.
Es war lange her, dass sie Speck mit Eiern gegessen hatte. Ihr häufigstes Frühstück vor diesen unglaublichen Ereignissen, die mit einem Traum begannen. Sie wartete bis zum späten Nachmittag und nutzte die Zeit für weitere Reflexion ihrer Situation. Zu dieser Zeit waren auf dem Marktplatz noch Händler, aber die Sonne stand nicht mehr so hoch am Himmel. Sie wollte schauen, ob sie wirklich bis zur Nacht warten musste, um das Haus sicher verlassen zu können, oder ob sie dies vielleicht auch etwas früher tun konnte. Sie begutachtete ihre Hand, die inzwischen fast vollständig geheilt war. Nur noch etwas Rötung war zu erkennen. Selbstregenerierung hatte sie also, bloß längst nicht so schnell und effektiv wie es bei ihr als vollständige Vampirin der Fall gewesen war.
Vorsichtig streckte sie nun wieder ihre Hand aus und hielt sie zwischen Vorhang und Fenster. Sie schien Recht zu behalten. Das Licht war nun nicht mehr intensiv genug, um ihr unmittelbar zu schaden. Zur Sicherheit entschied sie sich, den Mantel mit Kapuze anzuziehen, bevor sie rausging. Aber sie wollte bei diesem Gang zum Markt auch herausfinden, wo ihre Grenze lag. Auf dem Weg zum Markt zog sie daher immer wieder kurz die Kapuze nach hinten. Es schien ihr nicht zu schaden. Also war es wirklich vor allem die Mittagssonne, die für sie problematisch war.
Am Markt angekommen, erblickte sie sogleich den Händler, bei dem sie vor kurzem noch die Blutwürste gekauft hatte. Der Gedanke an die Würste war verlockend, aber sie entschied sich dennoch für den Speck und ein paar Eier. Die Interaktion mit dem Händler verlief ganz normal. Sie schien in der Stadt nicht weiter aufzufallen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich nicht mehr zerrissen. Als hätte die Welt nie vorgehabt, sie ganz auf die eine oder andere Seite fallen zu lassen.
Eines war ihr jedoch aufgefallen. Es war, als spürte sie etwas bei der Interaktion mit dem Händler. So als hatte sie diffus Gefühle wahrnehmen können. Als der Händler sie erblickte, erfasste sie der Hauch einer freudigen Stimmung, als hatte sie spüren können, dass der Händler sich über eine weitere Kundin gefreut hatte. Hatte sie hier auch eine besondere Fähigkeit, die zwar nicht so potent wie bei einem normalen Vampir war, jedoch über das, was ein Mensch wahrnehmen konnte, hinausging?
Sziedeyna fragte sich nun, ob sie nicht nur Emotionen spüren, sondern diese auch beeinflussen konnte. Sie sah einen kleinen Jungen auf einer Bank sitzen, der vermutlich auf jemanden wartete. Sie setzte sich daneben. Der Junge lächelte ihr zu und sie zurück. Vom Jungen ging ein Gefühl von kindlicher Unschuld aus. Jetzt begann ihr Experiment: Sie versuchte, dem Jungen über schiere Gedankenkraft Angst zu machen. Sein Blick veränderte sich. Sie spürte Unsicherheit in ihm aufsteigen und er schaute sie mit einem seltsamen Blick an. Danach fing er an zu weinen und lief davon. Sie hatte das nicht unbedingt gewollt, aber gerade war ihr nichts anderes eingefallen und er würde sich sicherlich bald davon erholt haben. Sie wusste jetzt jedenfalls, dass sie gewisse Kräfte besaß, wenn auch nicht auf dem Niveau ihres früheren Vampirdaseins.
Für sie stand jetzt fest: Sie schien eine schwächere Form eines Vampirs zu sein. Ihre Schwächen fielen dadurch geringer aus. Sie war nicht ganz so empfindlich gegenüber Sonnenlicht. Am späten Nachmittag konnte sie bereits der Sonne standhalten. Mittags jedoch war es ihr unmöglich, ohne Schutzmaßnahmen vor die Tür zu gehen. Ihre Stärken fielen ebenfalls geringer aus als bei einem Normalen Vampir. Sie konnte ihre Verletzungen regenerieren, aber viel langsamer. Sie konnte Emotionen diffus wahrnehmen und beeinflussen, aber sicher niemanden in Trance versetzen oder ihn gar ganz psychisch kontrollieren.
Auf eigenartige Weise fühlte sie sich jedoch jetzt irgendwie ganz. So als hätte die kosmische Ordnung immer schon danach gestrebt, dass sie so ist, wie sie nun ist. Nicht ganz Vampir, aber auch nicht mehr ganz Mensch.
So ging sie mit einem zufriedenen Gefühl nach Hause, lagerte den Speck und die Eier im Keller ein und briet sich endlich wieder ihren geliebten Speck mit Eiern. Das war nun ihr letzter Test: Vertrug sie das Essen? Ja, sie konnte es essen, aber irgendwie schmeckte es etwas fade. Etwas fehlte. War etwas mit dem Essen nicht in Ordnung? Nein, der Speck sah gut aus und roch normal. Die Eier waren ebenfalls frisch und so wie man es erwartet. Lag es an ihr? Vielleicht war es das Ergebnis der Fusion. Vampire aßen keine herkömmliche Nahrung mehr. Sie tranken ausschließlich Blut. Deswegen hatte sich ihr Geschmacksempfinden gegenüber herkömmlicher Nahrung möglicherweise abgeschwächt.
Blut... den Gedanken daran empfand Sziedeyna schon als schön. Aber sie war diesmal bestimmt nicht gierig genug, um Dummheiten dafür anzustellen. Sie wollte sich etwas überlegen, wie sie an Blut kommen konnte, ohne dass es für sie ein Risiko darstellte und wieder unschuldige Personen dafür sterben mussten. Bis dahin hielt sie es mit Speck und Eiern aus, auch wenn diese nicht mehr so schmeckten wie früher.
Ins Bett ging Sziedeyna von nun an am frühen Morgen, bevor die Sonne ihre Kraft entfalten würde. Sie schlief dann, und ja, sie schlief tatsächlich und hatte auch Träume, bis nachmittags und begann den Tag außer Haus am späten Nachmittag bis frühen Abend, sodass ihr die Sonne nicht mehr schadete.

Noch immer wacklig auf den Beinen stand sie vorsichtig auf. Sie achtete darauf, sich nicht noch mehr an den Splittern zu schneiden. Einen hatte sie übersehen. Dieser stach ihr in den Fuß. Sie zog erschrocken den Fuß hoch und fluchte. Danach gelang es ihr, das Splitterlabyrinth erfolgreich zu verlassen. Sie zog sich ihre Pantoffeln an und holte den Besen aus der Ecke. Damit kehrte sie die Splitter erst einmal auf.
Danach erst beschäftigte sie sich mit ihrer Situation und sich selbst. Was war eben passiert? Da war sie im Spiegel. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Aber auch nicht sie. Es war nicht ihr Spiegelbild, was sie gesehen hatte, sondern eine Art Doppelgängerin. Eine von ihnen war Vampir, die andere Mensch. Und dann berührten sie sich an der Spiegelfläche und sie konnte sich nur noch an ein gleißend helles Licht und einen lauten Knall erinnern.
Jetzt wo sie darüber nachdachte, war ihr nicht mehr klar, wer sie dabei gewesen war und wer die andere Sziedeyna. War sie die Vampirin gewesen oder der Mensch? Lag es am sich zuvor beschleunigenden Wechsel zwischen den zwei Zuständen oder hatte es einen anderen Grund? Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass das, was die letzten Wochen passiert war, nun ein Ende gefunden hatte. Als hätte alles auf diesen Moment zugesteuert.
Doch was war sie nun? Vampir oder Mensch? Im Spiegel konnte sie sich nun nicht mehr betrachten. Sie prüfte ihren Puls. Sie spürte etwas. Schwach aber vorhanden. Ungewöhnlich schwach. Ihre Hände und Arme hatten einen blassen Ton, dennoch nicht so blass, wie sie es bei sich als Vampirin in Erinnerung hatte. Aber auch nicht so rosig wie als Mensch. Das ließ sie grübeln. Konnte es sein? Konnte sie auf seltsame Weise beides sein? Mensch und Vampir?
Eine Probe aufs Exempel wusste sie noch: Sich dem Sonnenlicht aussetzen und schauen, was passiert. Sie blickte zu den Vorhängen vor dem Fenster. Es waren die normalen Vorhänge wie sie sie als Mensch kannte. Es kam nur wenig Licht hindurch, aber so viel, dass sie sehen konnte, dass draußen Tag war. Vorsichtig näherte sie sich ihnen und schob ihre rechte Hand zwischen Vorhang und Fensterscheibe, wo das Sonnenlicht hinschien. Es schien zu gehen... sie ließ die Hand im Licht verweilen, doch dann spürte sie doch etwas. Sie zog die Hand schnell zurück und begutachtete sie. Sie war ganz rot und fühlte sich wund an. Der Zustand verschlechterte sich im Nachhinein weiter. Es juckte und brannte. Quaddeln hatten sich inzwischen gebildet.
Es war nicht der totale Schock, mit der Sonne in Berührung zu kommen, wie das letzte Mal als Vampirin, als sie sich das Gesicht prompt schwer verbrannt hatte. Aber einfach in die Sonne gehen wie ein Mensch konnte sie so auch auf keinen Fall. Sie starb vielleicht nicht gleich, aber so in etwa stellte sie sich Folter vor. Jetzt war ihr endgültig klar, dass sie weder Fisch, noch Fleisch war. Irgendeine Chimäre aus Vampir und Mensch. Vielleicht war es das, was Knall und Blitz als Ergebnis der Berührung der beiden bewirkt hatten. Sie hatten beide Sziedeynas zu einer verschmolzen und damit auch ihre Eigenschaften, was sich einer Erklärung nach bisherigen Erkenntnissen der Wissenschaft komplett entziehen mochte.
Sie spürte nun, da sich alles etwas gesetzt hatte, auch leichten Hunger. Sowohl auf herkömmliche Nahrung wie auch auf... Blut. Beides war präsent, aber nicht mehr so vordergründig. Sie stellte sich Blut jetzt eher einfach lecker vor, wie einen Nachtisch. Sie hatte jetzt wohl viel an sich zu entdecken. Wie sie wirklich funktionierte und was sie wirklich brauchte. Wo nun ihre Stärken und Schwächen lagen. Und vor allem: Wo sie nun hingehörte.
Es war lange her, dass sie Speck mit Eiern gegessen hatte. Ihr häufigstes Frühstück vor diesen unglaublichen Ereignissen, die mit einem Traum begannen. Sie wartete bis zum späten Nachmittag und nutzte die Zeit für weitere Reflexion ihrer Situation. Zu dieser Zeit waren auf dem Marktplatz noch Händler, aber die Sonne stand nicht mehr so hoch am Himmel. Sie wollte schauen, ob sie wirklich bis zur Nacht warten musste, um das Haus sicher verlassen zu können, oder ob sie dies vielleicht auch etwas früher tun konnte. Sie begutachtete ihre Hand, die inzwischen fast vollständig geheilt war. Nur noch etwas Rötung war zu erkennen. Selbstregenerierung hatte sie also, bloß längst nicht so schnell und effektiv wie es bei ihr als vollständige Vampirin der Fall gewesen war.
Vorsichtig streckte sie nun wieder ihre Hand aus und hielt sie zwischen Vorhang und Fenster. Sie schien Recht zu behalten. Das Licht war nun nicht mehr intensiv genug, um ihr unmittelbar zu schaden. Zur Sicherheit entschied sie sich, den Mantel mit Kapuze anzuziehen, bevor sie rausging. Aber sie wollte bei diesem Gang zum Markt auch herausfinden, wo ihre Grenze lag. Auf dem Weg zum Markt zog sie daher immer wieder kurz die Kapuze nach hinten. Es schien ihr nicht zu schaden. Also war es wirklich vor allem die Mittagssonne, die für sie problematisch war.
Am Markt angekommen, erblickte sie sogleich den Händler, bei dem sie vor kurzem noch die Blutwürste gekauft hatte. Der Gedanke an die Würste war verlockend, aber sie entschied sich dennoch für den Speck und ein paar Eier. Die Interaktion mit dem Händler verlief ganz normal. Sie schien in der Stadt nicht weiter aufzufallen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich nicht mehr zerrissen. Als hätte die Welt nie vorgehabt, sie ganz auf die eine oder andere Seite fallen zu lassen.
Eines war ihr jedoch aufgefallen. Es war, als spürte sie etwas bei der Interaktion mit dem Händler. So als hatte sie diffus Gefühle wahrnehmen können. Als der Händler sie erblickte, erfasste sie der Hauch einer freudigen Stimmung, als hatte sie spüren können, dass der Händler sich über eine weitere Kundin gefreut hatte. Hatte sie hier auch eine besondere Fähigkeit, die zwar nicht so potent wie bei einem normalen Vampir war, jedoch über das, was ein Mensch wahrnehmen konnte, hinausging?
Sziedeyna fragte sich nun, ob sie nicht nur Emotionen spüren, sondern diese auch beeinflussen konnte. Sie sah einen kleinen Jungen auf einer Bank sitzen, der vermutlich auf jemanden wartete. Sie setzte sich daneben. Der Junge lächelte ihr zu und sie zurück. Vom Jungen ging ein Gefühl von kindlicher Unschuld aus. Jetzt begann ihr Experiment: Sie versuchte, dem Jungen über schiere Gedankenkraft Angst zu machen. Sein Blick veränderte sich. Sie spürte Unsicherheit in ihm aufsteigen und er schaute sie mit einem seltsamen Blick an. Danach fing er an zu weinen und lief davon. Sie hatte das nicht unbedingt gewollt, aber gerade war ihr nichts anderes eingefallen und er würde sich sicherlich bald davon erholt haben. Sie wusste jetzt jedenfalls, dass sie gewisse Kräfte besaß, wenn auch nicht auf dem Niveau ihres früheren Vampirdaseins.
Für sie stand jetzt fest: Sie schien eine schwächere Form eines Vampirs zu sein. Ihre Schwächen fielen dadurch geringer aus. Sie war nicht ganz so empfindlich gegenüber Sonnenlicht. Am späten Nachmittag konnte sie bereits der Sonne standhalten. Mittags jedoch war es ihr unmöglich, ohne Schutzmaßnahmen vor die Tür zu gehen. Ihre Stärken fielen ebenfalls geringer aus als bei einem Normalen Vampir. Sie konnte ihre Verletzungen regenerieren, aber viel langsamer. Sie konnte Emotionen diffus wahrnehmen und beeinflussen, aber sicher niemanden in Trance versetzen oder ihn gar ganz psychisch kontrollieren.
Auf eigenartige Weise fühlte sie sich jedoch jetzt irgendwie ganz. So als hätte die kosmische Ordnung immer schon danach gestrebt, dass sie so ist, wie sie nun ist. Nicht ganz Vampir, aber auch nicht mehr ganz Mensch.
So ging sie mit einem zufriedenen Gefühl nach Hause, lagerte den Speck und die Eier im Keller ein und briet sich endlich wieder ihren geliebten Speck mit Eiern. Das war nun ihr letzter Test: Vertrug sie das Essen? Ja, sie konnte es essen, aber irgendwie schmeckte es etwas fade. Etwas fehlte. War etwas mit dem Essen nicht in Ordnung? Nein, der Speck sah gut aus und roch normal. Die Eier waren ebenfalls frisch und so wie man es erwartet. Lag es an ihr? Vielleicht war es das Ergebnis der Fusion. Vampire aßen keine herkömmliche Nahrung mehr. Sie tranken ausschließlich Blut. Deswegen hatte sich ihr Geschmacksempfinden gegenüber herkömmlicher Nahrung möglicherweise abgeschwächt.
Blut... den Gedanken daran empfand Sziedeyna schon als schön. Aber sie war diesmal bestimmt nicht gierig genug, um Dummheiten dafür anzustellen. Sie wollte sich etwas überlegen, wie sie an Blut kommen konnte, ohne dass es für sie ein Risiko darstellte und wieder unschuldige Personen dafür sterben mussten. Bis dahin hielt sie es mit Speck und Eiern aus, auch wenn diese nicht mehr so schmeckten wie früher.
Ins Bett ging Sziedeyna von nun an am frühen Morgen, bevor die Sonne ihre Kraft entfalten würde. Sie schlief dann, und ja, sie schlief tatsächlich und hatte auch Träume, bis nachmittags und begann den Tag außer Haus am späten Nachmittag bis frühen Abend, sodass ihr die Sonne nicht mehr schadete.
