Die Gabe des Hauses Ky’Alur... [Statthalter Moonglow]
Verfasst: 01 Dez 2025, 21:52
Lyr’sa kniete still auf dem kalten Steinboden vor der Ilharess, den Kopf gesenkt, die Hände ordentlich gefaltet, als wollte sie jeden Anschein von Unruhe vermeiden; und doch verriet die leichte, kaum sichtbare Bewegung ihrer Schultern, dass ihre Atmung noch immer von dem schnellen Gang durch die Schmiede getragen wurde. Jhea’kryna betrachtete sie einen Moment lang mit jener undurchdringlichen Ruhe, die sie sich in den Jahren der Herrschaft angewöhnt hatte, und ließ den Blick über die leicht bläulichen Wangen gleiten. Ein Teil von Jhea’kryna nahm zweifelsohne wahr, wie sehr sich Lyr’sa mühte, ein Bild der Loyalität darzustellen, doch ein anderer Teil testete mit feiner Berechnung, wie tief diese Loyalität wirklich reichte. Erst als die Stille im Raum schwer genug wurde, hob sie die Hand, das Zeichen dafür, dass die Handwerkerin zuhören sollte.
„Du wirst einige der Vorräte des Qu’ellars nehmen,“ sagte Jhea’kryna mit ruhiger, beinahe sanfter Stimme, die dennoch keinen Widerspruch duldete, „Hirse, Hafer, getrocknetes Brot, all jenes, was die Flüchtlinge nähren kann. Du wirst die Karren auffüllen und Duergrin mitnehmen, damit er daraus eine Mahlzeit bereitet, die ihrem Zustand angemessen ist. Unser Haus soll sich großzügig zeigen. Es wäre unklug, wenn Moonglow nicht verstünde, dass wir geben können, bevor wir nehmen.“
Lyr’sa nickte sofort, die Stirn beinahe am Boden, und murmelte ein „Usstan saph nindel, malla Ilharess“, das deutlich machte, wie sehr sie sich bemühte, die Freude des Marktes hinter sich zu lassen und die Härte ihrer Rolle wieder einzunehmen.
Doch während Jhea’kryna sprach, schob sich ein anderer Gedanke in ihr Bewusstsein, eine Erinnerung, scharf wie die Klinge eines Ritualmessers.
Vor wenigen Stunden hatte Duergrin, der düstere Koch des Hauses, mit seinen schweren Stiefeln das Arbeitszimmer betreten, der dunkle Bart in zwei geflochtene Stränge geteilt und der Blick so wachsam wie immer, wenn er wusste, dass er zu einer Aufgabe gerufen wurde, die nicht ausgesprochen werden durfte.
„Du wirst den Brei zubereiten,“ hatte Jhea’kryna ihm in leisem Tonfall mitgeteilt, während sie über ein Pergament strich, das keine Schrift, sondern nur Schatten zu tragen schien, „und du wirst dem Essen eine besondere Zutat hinzufügen. Kein schnelles Gift, keines, das auffällt oder Panik verursacht. Etwas Feines. Etwas, das nur diejenigen schwächt, die zu schwach sind, um überhaupt von Interesse zu sein.“
Duergrin hatte nicht gefragt, er hatte nie gefragt; stattdessen wanderte sein Blick zur Decke, als müsse er überlegen, welche Ingredienzien aus seinem Arsenal am geeignetsten waren, um Lebenskräfte zu dämpfen, ohne Leben unmittelbar zu nehmen. „Langsam wirkend. Organisch. Nicht bitter. Die Zunge darf es nicht verraten,“ murmelte er, bevor er schließlich nickte.
Jhea’kryna hatte den Kopf leicht geneigt. „Genau. Die Schwächsten sollen fallen. Die Starken jedoch werden nur so weit geschwächt, dass man sie in den Transportkäfigen ruhiger erleben wird. Sie werden uns nützlich sein, dort unten, wo es dunkel ist. Und wo die Göttin sieht.“
Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Duergrin verstand. Er verstand stets.
„Ryld'yrr - der Bewegungsmagier vor der Tür - wird dir helfen... er ist bereits unruhig... und erschreckt die Hühner... Gib ihm zu tun!“
„A dos Quarth'!“
Als die Erinnerung verblasste, sah Jhea’kryna wieder auf Lyr’sa herab, deren Atem ruhig geworden war, als hätte sie sich bereits mit ihrem neuen Auftrag abgefunden. „Geh,“ sagte die Ilharess leise, „und erfülle deine Aufgabe. Sei freundlich, sei hilfsbereit, sei das Bild, das sie in dir sehen wollen. Lass nicht zu, dass jemand ahnt, was wirklich hinter uns steht.“
Lyr’sa erhob sich vorsichtig, verneigte sich tief und verließ den Raum mit schnellen, leichten Schritten, die den Rest ihrer früheren Heiterkeit verrieten. Sie würde die Karren beladen, Duergrin holen, den Flüchtlingen Hoffnung schenken – und nie erfahren, dass diese Hoffnung vergiftet war.
Jhea’kryna blieb allein zurück, und als das Geräusch der Schritte verklang, legte sich ein kaum merkliches Lächeln auf ihre Lippen. Bald würde sie die Orks rufen, jene brutalen Diener Tairachs, deren Hunger und Stärke sie benötigte, und wenn all dies seinen Lauf genommen hatte, würde Moonglow begreifen, dass wahre Macht nicht durch Waffengewalt entsteht, sondern durch jene leisen Fäden, die sich um Hälse legen, ohne dass jemand merkt, wie eng sie wirklich werden.
„Du wirst einige der Vorräte des Qu’ellars nehmen,“ sagte Jhea’kryna mit ruhiger, beinahe sanfter Stimme, die dennoch keinen Widerspruch duldete, „Hirse, Hafer, getrocknetes Brot, all jenes, was die Flüchtlinge nähren kann. Du wirst die Karren auffüllen und Duergrin mitnehmen, damit er daraus eine Mahlzeit bereitet, die ihrem Zustand angemessen ist. Unser Haus soll sich großzügig zeigen. Es wäre unklug, wenn Moonglow nicht verstünde, dass wir geben können, bevor wir nehmen.“
Lyr’sa nickte sofort, die Stirn beinahe am Boden, und murmelte ein „Usstan saph nindel, malla Ilharess“, das deutlich machte, wie sehr sie sich bemühte, die Freude des Marktes hinter sich zu lassen und die Härte ihrer Rolle wieder einzunehmen.
Doch während Jhea’kryna sprach, schob sich ein anderer Gedanke in ihr Bewusstsein, eine Erinnerung, scharf wie die Klinge eines Ritualmessers.
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Vor wenigen Stunden hatte Duergrin, der düstere Koch des Hauses, mit seinen schweren Stiefeln das Arbeitszimmer betreten, der dunkle Bart in zwei geflochtene Stränge geteilt und der Blick so wachsam wie immer, wenn er wusste, dass er zu einer Aufgabe gerufen wurde, die nicht ausgesprochen werden durfte.
„Du wirst den Brei zubereiten,“ hatte Jhea’kryna ihm in leisem Tonfall mitgeteilt, während sie über ein Pergament strich, das keine Schrift, sondern nur Schatten zu tragen schien, „und du wirst dem Essen eine besondere Zutat hinzufügen. Kein schnelles Gift, keines, das auffällt oder Panik verursacht. Etwas Feines. Etwas, das nur diejenigen schwächt, die zu schwach sind, um überhaupt von Interesse zu sein.“
Duergrin hatte nicht gefragt, er hatte nie gefragt; stattdessen wanderte sein Blick zur Decke, als müsse er überlegen, welche Ingredienzien aus seinem Arsenal am geeignetsten waren, um Lebenskräfte zu dämpfen, ohne Leben unmittelbar zu nehmen. „Langsam wirkend. Organisch. Nicht bitter. Die Zunge darf es nicht verraten,“ murmelte er, bevor er schließlich nickte.
Jhea’kryna hatte den Kopf leicht geneigt. „Genau. Die Schwächsten sollen fallen. Die Starken jedoch werden nur so weit geschwächt, dass man sie in den Transportkäfigen ruhiger erleben wird. Sie werden uns nützlich sein, dort unten, wo es dunkel ist. Und wo die Göttin sieht.“
Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Duergrin verstand. Er verstand stets.
„Ryld'yrr - der Bewegungsmagier vor der Tür - wird dir helfen... er ist bereits unruhig... und erschreckt die Hühner... Gib ihm zu tun!“
„A dos Quarth'!“
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Als die Erinnerung verblasste, sah Jhea’kryna wieder auf Lyr’sa herab, deren Atem ruhig geworden war, als hätte sie sich bereits mit ihrem neuen Auftrag abgefunden. „Geh,“ sagte die Ilharess leise, „und erfülle deine Aufgabe. Sei freundlich, sei hilfsbereit, sei das Bild, das sie in dir sehen wollen. Lass nicht zu, dass jemand ahnt, was wirklich hinter uns steht.“
Lyr’sa erhob sich vorsichtig, verneigte sich tief und verließ den Raum mit schnellen, leichten Schritten, die den Rest ihrer früheren Heiterkeit verrieten. Sie würde die Karren beladen, Duergrin holen, den Flüchtlingen Hoffnung schenken – und nie erfahren, dass diese Hoffnung vergiftet war.
Jhea’kryna blieb allein zurück, und als das Geräusch der Schritte verklang, legte sich ein kaum merkliches Lächeln auf ihre Lippen. Bald würde sie die Orks rufen, jene brutalen Diener Tairachs, deren Hunger und Stärke sie benötigte, und wenn all dies seinen Lauf genommen hatte, würde Moonglow begreifen, dass wahre Macht nicht durch Waffengewalt entsteht, sondern durch jene leisen Fäden, die sich um Hälse legen, ohne dass jemand merkt, wie eng sie wirklich werden.
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