So ein hübscher Sport... [Statthalter Moonglow]
Verfasst: 27 Nov 2025, 18:28
Bezieht sich auf den Post von Behemoth und dieser Reihe:
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Der Abend über dem Anwesen von Aurelius Vaelcourt war erhellt von dem gedämpften Schimmer dutzender Laternen, die in den makellos gepflegten Zedern hingen wie sorgsam platzierte Sterne. Der Moonglower liebte nichts so sehr wie Inszenierung. Sein gesamtes Anwesen war ein Bühnenbild für einen Mann, der sich selbst stets im besten Licht sehen wollte. An diesem Abend jedoch war sein Lächeln schärfer als sein Pagenmesser und sein Charme nur die vergoldete Spitze eines Dolches.
Im Innenhof kam ein Mann in dunkler Reisekleidung auf ihn zu, einer der Schatten, die Vaelcourt zu bezahlen pflegte, wenn etwas aus dem Weg zu räumen war. Der Attentäter bewegte sich ruhig, beinahe lautlos, und verneigte sich flach vor seinem Auftraggeber.
„Ihr wolltet mich sprechen, Mylord?“
Aurelius Vaelcourt nickte langsam, legte eine Hand an den goldbestickten Ärmel seines Mantels und führte den Mann zu einer kleinen Terrasse, von der aus man das angrenzende Waldstück sah — jenes, das er am nächsten Morgen zur Jagd ausgewählt hatte. Seine Stimme war beladen mit falscher Freundlichkeit, wie süßer Wein, der heimlich vergoren war.
„Unsere reizende Drow-Dame hat eine… sagen wir… bemerkenswerte Anhängerschaft gewonnen. Gewissen Kreisen zufolge glaubt man, sie könne Moonglow besser leiten als ich. Ein Irrtum, der korrigiert werden muss.“
Der Attentäter blickte hinüber in die Baumkronen, dann zurück zu Vaelcourt.
„Ihr wollt, dass der Unfall im Wald geschieht.“
„Aber natürlich.“ Vaelcourt lächelte, als sei dies das Natürlichste der Welt. „Ein tragischer Jagdunfall. Man sieht einen Fasan, man zielt, irgendetwas erschüttert die Ruhe… und schon hat sich die Natur gegen sie verschworen. Traurig. Unvermeidlich. Für die Stadt ein großer Verlust — doch für mich ein segensreicher.“
Der Mann nickte knapp. „Position?“
„Dort oben“, sagte Vaelcourt und deutete auf eine breite, solide Astgabel. „Ihr habt freie Schusslinie auf die Dame. Sie wird nicht erwarten, dass jemand es wagt; und ihr Leibwächter… dieser Tath’raen… er ist zu stolz, um einzugestehen, dass er nicht jeden Schatten kontrollieren kann.“
Der Attentäter verhärtete den Blick. „Und wenn es schief geht?“
Vaelcourt lachte leise. „Wenn es schief geht, werde ich überrascht und tief bestürzt sein. Moonglow wird trauern. Ich werde trauern. Und niemand wird je erfahren, dass Ihr jemals existiert habt.“
Es war kein Befehl, sondern ein Todesurteil für den, der versagte.
Der Attentäter verneigte sich erneut, verschwand in die Dunkelheit — und Vaelcourt blieb noch einen Augenblick stehen, während die Laternen glitzerten. Morgen, so glaubte er, würde ein Problem weniger existieren. Es war ein beruhigender Gedanke. Sehr beruhigend... Danach nur noch Bareti und diese Alniira...
Der Morgen kam mit einem dünnen, goldenen Licht, das durch die Blätter brach, und Vaelcourt empfing Jhea’kryna Ky’Alur mit jenem übertriebenen Pomp, für den er bekannt war: eine Eskorte, drei Diener, ein silbernes Tablett mit Erfrischungen und ein Lächeln, das so glatt war, dass es beinahe rutschte. Tath’raen, der Sargtlin, blieb dicht an Jheas Seite, in dunkler Rüstung und mit Blicken, die jeden Strauch misstrauisch musterten.
„Meine verehrte Ilharess“, begrüßte Vaelcourt sie überschwänglich, „wie schön, dass Ihr meiner bescheidenen Einladung gefolgt seid. Nichts fördert ein gutes Gespräch so sehr wie eine entspannte Jagd, nicht wahr? Die Fasane sind hier von besonders feiner Qualität.“
Jhea’kryna nickte nur leicht; ein Schatten eines Lächelns spielte über ihre Miene, doch in ihren Augen glomm jene gefährliche Ruhe, die selbst unter Drow gefürchtet war.
Sie gingen gemeinsam in den Wald, Vaelcourt stets einen halben Schritt zu nah, Tath’raen stets einen halben Atemzug zu angespannt. Bald erreichten sie eine Lichtung, über der sich die Bäume verzweigten — und in einer dieser Kronen lag der Attentäter, reglos, die Armbrust bereits angelegt.
„Hier wären wir“, sagte Vaelcourt mit gespielter Gelassenheit und nahm von einem Diener eine kunstvoll gearbeitete Armbrust. „Ein prächtiges Stück Handwerk. Bitte, versucht Euch doch. Oh seht dort kommen Sie! Sucht euch einen aus. Es ist so ein hübscher Sport, wirklich.“
Tath’raens Blick verfinsterte sich augenblicklich. „Malla Ilharess, Ihr solltet Euch solchen Gefahren nicht aussetzen. Ich rate dringend davon ab—“
„Aber bitte!“ Vaelcourt hob abwehrend die Hände. „Es ist nur ein Fasan. Das größte Risiko ist ein misslungener Schuss. Und Ihr müsst zugeben — politisch wäre es… wohltuend harmonisch… wenn wir ein wenig Gemeinsamkeit zeigen.“
Jhea’kryna nahm die Armbrust entgegen. Diese krudern Gerätschaften hatte Sie schon zu hauf gesehen. Einige sogar selbst verzaubert, meist wurden diese jedoch von der kleinen Lyr'sa gefertigt, die sicher irgendwo am Waldrand saß und sich diesen Anblick nicht entgehen lassen wollte.
Ihre Finger glitten über das Holz wie über den Hals eines widerspenstigen Tieres. Tath’raen öffnete den Mund, um erneut zu protestieren, doch ein einziger Blick von ihr brachte ihn zum Schweigen.
Sie hob die Waffe, zielte, folgte einem Fasan, der gemächlich zwischen den Farnen entlanglief. Vaelcourt wartete auf den Klang des verfehlten Bolzens, auf Tath’raens gereizte Reaktion, auf die Gelegenheit, die kleinen Unfälle der Natur bedauern zu können.
Der Schuss löste sich. Der Fasan flatterte auf, völlig unversehrt.
Vaelcourt lächelte — ein Lächeln, das bereits den Sieg schmeckte.
„Leider daneben, fürchte ich.“
Tath’raen spannte sich an, wollte etwas sagen — wollte schreien, wollte einschreiten — doch Jhea’kryna hob nur die Hand, ganz ruhig, als befände sie sich in einer Sitzungshalle des Qu’ellars, nicht in einem Wald voller Absichten.
„Ach wirklich?“, fragte sie leise. Ein Hauch von Spott. Ein Stich aus Samt.
Dann raschelte es über ihnen — ein einziger, kurzer, brutaler Laut, und der Attentäter stürzte aus der Baumkrone, schlug hart auf den Boden und blieb reglos liegen, mit der Bolzenwunde, die eindeutig nicht von seiner eigenen Waffe stammte.
Vaelcourts Gesicht verlor augenblicklich seine Farbe. Sein Lächeln erstarb.
Jhea’kryna reichte ihm die Armbrust zurück, elegant, beinahe höflich.
„Man trifft manchmal mehr, als man beabsichtigt.“, sagte sie mit sanfter, gefährlicher Wärme.
Vaelcourt öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus.
Tath’raen trat einen halben Schritt vor, wartete auf das Zeichen.
Eine einzige, leichte Bewegung von Jhea’krynas Fingern.
Mehr brauchte er nicht, hatte er nie gebruacht.
Der Sargtlin zog die Klinge, und bevor Vaelcourt auch nur den ersten Laut eines Protestes formen konnte, durchtrennte kalter Stahl seine Ambitionen. Der Moonglower sank zwischen die Farne, sein Blut tränkte die Wurzeln eines Baumes.
Jhea’kryna wandte sich um, als wäre dies nicht mehr als das Ende eines Gesprächs gewesen, und Tath’raen folgte ihr schweigend.
„Dies ist so ein hübscher Sport“, bemerkte Jhea'kryna als Tath'raen zu ihr aufschloss und sie den Weg zurück zur Schmiede antragen.
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Der Abend über dem Anwesen von Aurelius Vaelcourt war erhellt von dem gedämpften Schimmer dutzender Laternen, die in den makellos gepflegten Zedern hingen wie sorgsam platzierte Sterne. Der Moonglower liebte nichts so sehr wie Inszenierung. Sein gesamtes Anwesen war ein Bühnenbild für einen Mann, der sich selbst stets im besten Licht sehen wollte. An diesem Abend jedoch war sein Lächeln schärfer als sein Pagenmesser und sein Charme nur die vergoldete Spitze eines Dolches.
Im Innenhof kam ein Mann in dunkler Reisekleidung auf ihn zu, einer der Schatten, die Vaelcourt zu bezahlen pflegte, wenn etwas aus dem Weg zu räumen war. Der Attentäter bewegte sich ruhig, beinahe lautlos, und verneigte sich flach vor seinem Auftraggeber.
„Ihr wolltet mich sprechen, Mylord?“
Aurelius Vaelcourt nickte langsam, legte eine Hand an den goldbestickten Ärmel seines Mantels und führte den Mann zu einer kleinen Terrasse, von der aus man das angrenzende Waldstück sah — jenes, das er am nächsten Morgen zur Jagd ausgewählt hatte. Seine Stimme war beladen mit falscher Freundlichkeit, wie süßer Wein, der heimlich vergoren war.
„Unsere reizende Drow-Dame hat eine… sagen wir… bemerkenswerte Anhängerschaft gewonnen. Gewissen Kreisen zufolge glaubt man, sie könne Moonglow besser leiten als ich. Ein Irrtum, der korrigiert werden muss.“
Der Attentäter blickte hinüber in die Baumkronen, dann zurück zu Vaelcourt.
„Ihr wollt, dass der Unfall im Wald geschieht.“
„Aber natürlich.“ Vaelcourt lächelte, als sei dies das Natürlichste der Welt. „Ein tragischer Jagdunfall. Man sieht einen Fasan, man zielt, irgendetwas erschüttert die Ruhe… und schon hat sich die Natur gegen sie verschworen. Traurig. Unvermeidlich. Für die Stadt ein großer Verlust — doch für mich ein segensreicher.“
Der Mann nickte knapp. „Position?“
„Dort oben“, sagte Vaelcourt und deutete auf eine breite, solide Astgabel. „Ihr habt freie Schusslinie auf die Dame. Sie wird nicht erwarten, dass jemand es wagt; und ihr Leibwächter… dieser Tath’raen… er ist zu stolz, um einzugestehen, dass er nicht jeden Schatten kontrollieren kann.“
Der Attentäter verhärtete den Blick. „Und wenn es schief geht?“
Vaelcourt lachte leise. „Wenn es schief geht, werde ich überrascht und tief bestürzt sein. Moonglow wird trauern. Ich werde trauern. Und niemand wird je erfahren, dass Ihr jemals existiert habt.“
Es war kein Befehl, sondern ein Todesurteil für den, der versagte.
Der Attentäter verneigte sich erneut, verschwand in die Dunkelheit — und Vaelcourt blieb noch einen Augenblick stehen, während die Laternen glitzerten. Morgen, so glaubte er, würde ein Problem weniger existieren. Es war ein beruhigender Gedanke. Sehr beruhigend... Danach nur noch Bareti und diese Alniira...
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Der Morgen kam mit einem dünnen, goldenen Licht, das durch die Blätter brach, und Vaelcourt empfing Jhea’kryna Ky’Alur mit jenem übertriebenen Pomp, für den er bekannt war: eine Eskorte, drei Diener, ein silbernes Tablett mit Erfrischungen und ein Lächeln, das so glatt war, dass es beinahe rutschte. Tath’raen, der Sargtlin, blieb dicht an Jheas Seite, in dunkler Rüstung und mit Blicken, die jeden Strauch misstrauisch musterten.
„Meine verehrte Ilharess“, begrüßte Vaelcourt sie überschwänglich, „wie schön, dass Ihr meiner bescheidenen Einladung gefolgt seid. Nichts fördert ein gutes Gespräch so sehr wie eine entspannte Jagd, nicht wahr? Die Fasane sind hier von besonders feiner Qualität.“
Jhea’kryna nickte nur leicht; ein Schatten eines Lächelns spielte über ihre Miene, doch in ihren Augen glomm jene gefährliche Ruhe, die selbst unter Drow gefürchtet war.
Sie gingen gemeinsam in den Wald, Vaelcourt stets einen halben Schritt zu nah, Tath’raen stets einen halben Atemzug zu angespannt. Bald erreichten sie eine Lichtung, über der sich die Bäume verzweigten — und in einer dieser Kronen lag der Attentäter, reglos, die Armbrust bereits angelegt.
„Hier wären wir“, sagte Vaelcourt mit gespielter Gelassenheit und nahm von einem Diener eine kunstvoll gearbeitete Armbrust. „Ein prächtiges Stück Handwerk. Bitte, versucht Euch doch. Oh seht dort kommen Sie! Sucht euch einen aus. Es ist so ein hübscher Sport, wirklich.“
Tath’raens Blick verfinsterte sich augenblicklich. „Malla Ilharess, Ihr solltet Euch solchen Gefahren nicht aussetzen. Ich rate dringend davon ab—“
„Aber bitte!“ Vaelcourt hob abwehrend die Hände. „Es ist nur ein Fasan. Das größte Risiko ist ein misslungener Schuss. Und Ihr müsst zugeben — politisch wäre es… wohltuend harmonisch… wenn wir ein wenig Gemeinsamkeit zeigen.“
Jhea’kryna nahm die Armbrust entgegen. Diese krudern Gerätschaften hatte Sie schon zu hauf gesehen. Einige sogar selbst verzaubert, meist wurden diese jedoch von der kleinen Lyr'sa gefertigt, die sicher irgendwo am Waldrand saß und sich diesen Anblick nicht entgehen lassen wollte.
Ihre Finger glitten über das Holz wie über den Hals eines widerspenstigen Tieres. Tath’raen öffnete den Mund, um erneut zu protestieren, doch ein einziger Blick von ihr brachte ihn zum Schweigen.
Sie hob die Waffe, zielte, folgte einem Fasan, der gemächlich zwischen den Farnen entlanglief. Vaelcourt wartete auf den Klang des verfehlten Bolzens, auf Tath’raens gereizte Reaktion, auf die Gelegenheit, die kleinen Unfälle der Natur bedauern zu können.
Der Schuss löste sich. Der Fasan flatterte auf, völlig unversehrt.
Vaelcourt lächelte — ein Lächeln, das bereits den Sieg schmeckte.
„Leider daneben, fürchte ich.“
Tath’raen spannte sich an, wollte etwas sagen — wollte schreien, wollte einschreiten — doch Jhea’kryna hob nur die Hand, ganz ruhig, als befände sie sich in einer Sitzungshalle des Qu’ellars, nicht in einem Wald voller Absichten.
„Ach wirklich?“, fragte sie leise. Ein Hauch von Spott. Ein Stich aus Samt.
Dann raschelte es über ihnen — ein einziger, kurzer, brutaler Laut, und der Attentäter stürzte aus der Baumkrone, schlug hart auf den Boden und blieb reglos liegen, mit der Bolzenwunde, die eindeutig nicht von seiner eigenen Waffe stammte.
Vaelcourts Gesicht verlor augenblicklich seine Farbe. Sein Lächeln erstarb.
Jhea’kryna reichte ihm die Armbrust zurück, elegant, beinahe höflich.
„Man trifft manchmal mehr, als man beabsichtigt.“, sagte sie mit sanfter, gefährlicher Wärme.
Vaelcourt öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus.
Tath’raen trat einen halben Schritt vor, wartete auf das Zeichen.
Eine einzige, leichte Bewegung von Jhea’krynas Fingern.
Mehr brauchte er nicht, hatte er nie gebruacht.
Der Sargtlin zog die Klinge, und bevor Vaelcourt auch nur den ersten Laut eines Protestes formen konnte, durchtrennte kalter Stahl seine Ambitionen. Der Moonglower sank zwischen die Farne, sein Blut tränkte die Wurzeln eines Baumes.
Jhea’kryna wandte sich um, als wäre dies nicht mehr als das Ende eines Gesprächs gewesen, und Tath’raen folgte ihr schweigend.
„Dies ist so ein hübscher Sport“, bemerkte Jhea'kryna als Tath'raen zu ihr aufschloss und sie den Weg zurück zur Schmiede antragen.
⊱⋅ ───────── ༻ 𝔎𝔶'𝔄𝔩𝔲𝔯 ༺ ───────── ⋅⊰