Der "Tod" von Arencia Dorn-Fernol

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Arencia
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Der "Tod" von Arencia Dorn-Fernol

Beitrag von Arencia »

Der kalte Wind pfiff durch die undichten W?nde ihrer armseligen H?tte am Rande der kargen Minenfelder von Minoc. Wieder einmal war Arencia mit leeren H?nden und noch schwererem Herzen von ihrer verzweifelten Suche nach Erz f?r die Ilharess zur?ckgekehrt. Die Stollen, die sie in den letzten Wochen mit einer Mischung aus Notl?gen, Drohungen und manchmal auch einem Hauch ihrer alten Magie "bearbeitet" hatte, waren wie leergefegt. Entweder gab das Gestein nichts mehr her, oder die wenigen verbliebenen Minenarbeiter hatten gelernt, ihre N?he zu meiden wie die Pest selbst.

Arencia lie? sich auf die harte Pritsche fallen, die ihr als Bett diente. Staub rieselte von der Decke.
Die Erkenntnis ihres endg?ltigen Versagens schlug ein wie ein vergifteter Blitz: Die Metallquote war unerreichbar.
Panik, roh und eisig, begann von ihr Besitz zu ergreifen, kroch wie Spinnengift durch ihre Adern.

In dieser zugigen H?tte, ihrem Gef?ngnis nahe Minoc, f?hlte sie sich leerer als die ausgebeuteten Erzadern da drau?en, k?lter als der Wind, der durch die Ritzen heulte.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Die Ilharess... Was wird sie mit mir tun. Nein, die Frage ist nicht was, sondern wie grausam wird ihre Strafe ausfallen.
Allein der Name war ein Synonym f?r unvorstellbare Qualen, f?r Schreie, die in den lichtlosen Tiefen von Elashin verhallten, ohne je ein Echo der Gnade zu finden.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Sie wird mich nicht einfach t?ten. Oh nein, das w?re eine viel zu milde Gabe f?r eine Wanre, die versagt hat. Sie wird mich als Exempel statuieren. Jeder meiner Knochen, jeder meiner Nerven wird ihren Zorn sp?ren, bis ich darum bettle, von ihren verdammten Spinnen verschlungen zu werden, nur damit es aufh?rt.
Die Erinnerung an die W?rme in der Taverne von Moonglow, an das sanfte L?cheln der Wirtin, tauchte wie ein grausamer Scherz in ihren Gedanken auf, ein flackerndes Irrlicht in der Dunkelheit ihrer Verzweiflung.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Diese W?rme... warum nur musste ich sie sp?ren. Sie macht die K?lte hier, die K?lte in mir, nur noch unertr?glicher. Es ist wie ein gl?hendes Eisen auf offener Wunde, jedes Mal, wenn ich daran denke. Ein Leben, ein winziger Augenblick von etwas anderem, das ich niemals wirklich haben werde. Und die Ilharess... sie wird nicht nur meinen K?rper bestrafen. Sie wird diese winzige, kostbare Erinnerung an etwas Gutes in mir finden, sie wird sie vergiften, sie gegen mich verwenden, bis ich winselnd am Boden liege und w?nschte, ich h?tte nie etwas anderes als Hass und Angst gekannt.
Tr?nen brannten in ihren Augen, Tr?nen der Wut, der Ohnmacht, der totalen Ersch?pfung.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Ich kann nicht mehr k?mpfen. Wogegen auch. Gegen ein Schicksal, das mir als Dienerin der Drow von Geburt an in die Seele ge?tzt wurde. Gegen eine Welt, die f?r meinesgleichen nur Leid und Dunkelheit bereith?lt.
Und da, in den Tiefen ihrer Verzweiflung, als die Mauern ihrer H?tte wie die eines Grabes auf sie zukamen, h?rte sie sie wieder ? die trockene, raschelnde Stimme aus dem Wald. Findualia.
Ja, das war ihr Name. Findualia hatte ihn ihr anvertraut, damals, w?hrend jenes endlosen, surrealen Gespr?chs, als die Grenzen zwischen den Welten zu verschwimmen schienen. Sie hatte von Orten gesprochen, an denen der Tod eine starke Pr?senz hat, wo die Schleier zwischen den Welten d?nn sind. Friedh?fe... ja, Friedh?fe. Und sie hatte gesagt, wie man sie rufen konnte: ihren Namen an einem solchen Ort anrufen, fast wie ein Gebet an eine l?ngst vergessene, d?stere Gottheit.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Keine Gef?hle mehr. Das ist es. Das ist die einzige Rettung. Die einzige wirkliche Freiheit.
Ihr Verstand klammerte sich an diesen Gedanken wie ein Ertrinkender an ein letztes St?ck Treibholz in einem sturmgepeitschten Meer.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Wenn ich nichts mehr bin als Knochen, reine, stille, unempfindliche Knochen, dann kann mir niemand mehr wehtun. Nicht die Ilharess mit ihren Spinnen und Peitschen. Nicht meine eigenen verr?terischen Erinnerungen, die mich martern. Findualia wird es verstehen. Sie hat die wahre Freiheit erkannt.
Minoc hatte keinen richtigen Friedhof, keinen Ort, der alt und von Tod durchtr?nkt genug gewesen w?re, um als Ankerpunkt f?r eine solche Beschw?rung zu dienen. Britain. Die gro?e Menschenstadt im S?den. Dort musste es einen geben. Der Marsch von ihrer armseligen H?tte bei Minoc nach Britain w?rde Tage dauern. Tage, die zu einer Pilgerreise ins Herz ihrer eigenen Finsternis wurden, zu ihrem letzten, verzweifelten Akt.
Der Marsch war eine Tortur, nicht nur f?r ihren geschundenen K?rper, sondern vor allem f?r ihren aufgew?hlten Geist. Die Landschaft zog an ihr vorbei, W?lder, Felder, kleine D?rfer ? doch Arencia sah sie kaum. Ihr Blick war nach innen gerichtet, auf das tobende Chaos ihrer Seele.
Ihr Inneres war ein Schlachtfeld widerstreitender Gef?hle und wahnhafter Hoffnungen.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Was ist schon ein K?rper. Dieses Fleisch, das hungert, das d?rstet, das bei jedem Schlag zuckt und bei jeder Dem?tigung brennt. Knochen sind ewig. Knochen f?hlen nichts. Die Ilharess kann Knochen nicht so brechen, wie sie einen Geist bricht. Sie kann keine Seele aus kalten, toten Knochen rei?en.
Diese Logik, so verdreht und falsch sie bei klarem Verstand gewesen w?re, bot ihr in ihrer jetzigen Verfassung einen seltsamen, d?steren Trost.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Die Wirtin in Moonglow... ihr L?cheln... eine Falle. Alles an dieser Oberfl?chenwelt ist eine Falle, eine Fassade. Es gibt keine W?rme ohne Hintergedanken, keine G?te ohne einen verborgenen Preis. Nur Schmerz in tausend Verkleidungen. Findualia... sie allein hat die Wahrheit erkannt. Nur im Nichts ist Wahrheit. Im Stillstand. Im Ende allen F?hlens.
Manchmal, in Momenten tr?gerischer Klarheit, fl?sterten Zweifel, ?berreste ihres alten, analytischen Verstandes.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Aber... alles aufgeben. Meine Magie, die ein Teil von mir ist, meine einzige Waffe, mein einziger Stolz. Mein Bewusstsein. Mein Ich. Ist das nicht auch nur eine andere Form der Vernichtung, eine totale Kapitulation.
Doch die Angst vor der Ilharess, die unertr?gliche Last ihrer Emotionen, die Erinnerung an jede Dem?tigung, schrien diese leisen Zweifel nieder, erstickten sie im Keim.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Was ist dieses 'Ich' denn schon wert. Eine gequ?lte Wanre, ein Spielball grausamer Drow-Launen, ein B?ndel aus Schmerz und geplatzten Tr?umen. Besser kein 'Ich' als dieses elende, leidende 'Ich'. Besser die kalte, ewige Stille als dieses endlose innere Schreien.
So wanderte sie, getrieben von einer fast fiebrigen Entschlossenheit, einer Pilgerin gleich, die ihrem dunklen Heiligtum entgegenstrebte.
Endlich, nach Tagen, die wie eine Ewigkeit wirkten, erreichte sie Britain. Die Stadt war ein Moloch aus L?rm, Ger?chen und einer wimmelnden Gesch?ftigkeit, die Arencia in ihrer jetzigen Verfassung noch verhasster war als je zuvor. Sie fragte sich nicht lange durch, mied den Kontakt mit den Menschen so gut es ging.

Ein alter, gro?er Friedhof lag am Rande der Stadt, von hohen, efeubewachsenen Mauern umgeben, ein Ort des Vergessens und der tiefen Stille inmitten des pulsierenden Lebens. Hier war es. Hier musste es sein.

Die D?mmerung senkte sich bereits herab, als sie durch das rostige, quietschende Tor trat. Verwitterte Grabsteine, von Moos und Flechten ?berzogene Engelsskulpturen, eine Atmosph?re, schwer von vergangenen Leben und dem allgegenw?rtigen Hauch des Todes. Es war perfekt. Unheimlich. Und f?r Arencia seltsam verlockend.

Sie suchte sich eine entlegene Stelle, unter einer alten, knorrigen Eiche, deren kahle ?ste wie die Klauen eines kn?chernen Untiers in den fahlen Abendhimmel griffen. Ihre H?nde zitterten, ihr Herz h?mmerte einen wilden Rhythmus gegen ihre Rippen, aber ihr Entschluss war felsenfest, geschmiedet im Feuer ihrer Verzweiflung.

?Findualia,? rief sie in die hereinbrechende Nacht, ihre Stimme lauter und klarer, als sie es selbst erwartet h?tte, getragen von der schieren Intensit?t ihres Flehens, ihrer letzten Hoffnung. ?Findualia, ich rufe dich. An diesem Ort des Todes, wie du es mir gesagt hast. Findualia.?

Sie wiederholte den Namen wie ein Mantra, wie ein verzweifeltes Gebet an ihre letzte, schreckliche Hoffnung, an die Architektin ihrer ersehnten Ausl?schung.

Eine pl?tzliche K?lte zog ?ber den Friedhof, intensiver und schneidender als die nat?rliche Abendluft. Zwischen den Gr?bern schien sich die Dunkelheit zu verdichten, zu einer greifbaren Pr?senz zu werden.
Langsam, fast schwebend, materialisierte sich eine Gestalt. Das fahle Tuch, das sie wie ein Leichentuch umh?llte, darunter die unverkennbaren, scharfen Konturen eines weiblichen Skeletts. Die leeren Augenh?hlen fixierten Arencia.
Ihre Stimme, das vertraute trockene Rascheln, als w?rde Wind ?ber jahrhundertealte Knochen streichen. ?Ich habe deinen Ruf geh?rt, Kind der Schatten und des Staubes. Deine Verzweiflung hallt laut an den Orten des Todes, sie ist wie ein Leuchtfeuer f?r meinesgleichen. Du hast den Weg zu mir gefunden, wie ich es dir einst wies.?
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Sie ist es. Sie ist wirklich gekommen. Meine Einbildung... sie ist wahr geworden. Meine Rettung. Meine einzige, letzte Rettung.
Tr?nen der Erleichterung und des puren, fiebrigen Wahnsinns str?mten Arencia ?ber die Wangen, hinterlie?en helle Spuren auf ihrer staubigen Haut.

Sie st?rzte auf die Knie, die feuchte, kalte Erde des Friedhofs drang durch ihre d?nne Robe, doch sie sp?rte es kaum. ?Findualia. Ich habe versagt. Die Ilharess... sie wird mich vernichten. Dieses Leben... es ist eine endlose Qual. Ich kann nicht mehr.?

Die Worte brachen aus ihr hervor, ein Gest?ndnis ihrer totalen Kapitulation vor dem Leben, vor dem Schmerz, vor der Hoffnungslosigkeit.
?Nehmt mir dieses Leben, Findualia,? schrie sie, ihre Stimme nun heiser und br?chig vor Emotionen, die sie so verzweifelt loswerden wollte. ?Macht mich zu dem, was Ihr seid. Macht mich zu einem Skelett, befreit von diesem Fleisch, diesem Schmerz, diesen verdammten, qu?lenden Gef?hlen. Gebt mir diese Freiheit, die Ihr kennt. L?st meine Probleme, l?scht mein Leid aus. Befreit mich von den Drow, von der Angst, von mir selbst. Bitte. Das ist die einzige L?sung. Die einzige.?

Arencia blickte zu ihr auf, zu dem Skelett im fahlen Licht des Friedhofs. Ihre ganze Existenz, ihr ganzer Wille, lag in diesem Moment in Findualias kn?cherner Hand, ihr Verstand zersplittert in tausend Teile, aber geeint in diesem einen, wahnwitzigen Wunsch nach der ultimativen, kalten Freiheit.

Findualias kn?cherne Gestalt verharrte reglos. Die leeren Augenh?hlen des Skeletts schienen Arencias zitterndes, am Boden kauerndes Ich zu durchdringen. Eine Stille senkte sich ?ber sie, nur unterbrochen von Arencias eigenem, keuchendem Atem. Dann neigte Findualia kaum merklich den Sch?del.

?Das Fleisch ist eine B?rde. Die Seele ein K?fig aus Schmerz. So vernahm ich es einst aus deinem Munde, als die Verzweiflung frisch in dir keimte.? Ihre Stimme war das trockene Rascheln von Knochen auf Grabesstaub, ohne jegliche Emotion, aber mit dem Gewicht von ?onen. ?Der Wunsch nach Beendigung... nach Ver?nderung... ist ein alter Gesang. Ich habe ihn oft vernommen.?

Ein letztes, tiefes Seufzen entrang sich Arencias Brust, ein Laut, der all ihre zerbrochenen Hoffnungen, ihre unertr?gliche Angst vor der Ilharess, das qualvolle Echo der W?rme aus Moonglow und das absolute, chaotische Verlangen nach dem Nichts in sich trug.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Es gibt keinen anderen Weg mehr. Keinen. Nur diesen.
Sie hob den Kopf, blickte in die leeren Augenh?hlen, die das Ende aller Dinge zu spiegeln schienen.

?Es ist so weit...?, fl?sterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch, aber erf?llt von der endg?ltigen Kapitulation. ?T?te mich.?
Findualias Antwort kam ohne Z?gern, flach und endg?ltig wie ein fallender Grabdeckel.

?Wie du willst.?

Ihre kn?cherne Hand hob sich langsam, und eine K?lte, intensiver als alles, was Arencia je gef?hlt hatte, begann von ihr auszustrahlen. Es war keine K?lte der Luft, sondern eine K?lte, die direkt in ihre Seele zu kriechen schien, jede verbliebene W?rme ausl?schend.

Die Worte "Wie du willst" hallten in ihrem schwindenden Bewusstsein wider. Ein grausamer Hohn auf jede Entscheidung, die sie je selbst zu treffen versucht hatte. Und doch... war es nicht genau das, was sie gewollt hatte.
Das Ende der Verantwortung. Das Ende des Kampfes.

Ein unsichtbarer Griff packte ihr Innerstes, eisig und unerbittlich. Es war kein Schmerz im herk?mmlichen Sinne, eher ein Entgleiten, ein Hineingezogenwerden in eine unermessliche, gleichg?ltige Leere.

Die Gesichter der Ilharess, der Wirtin von Moonglow, sie alle zerrissen zu bedeutungslosen Fragmenten vor ihrem inneren Auge und verblassten.
Sie sp?rte, wie sie in die kalten, unbarmherzigen H?nde des Todes glitt, in den ewigen Dienst jener M?chte, die als Lichlords ?ber die endlosen Legionen der Nichtlebenden gebieten.

Ihre letzte bewusste Wahrnehmung war das Gef?hl, Teil von etwas Gr??erem zu werden, einer zahllosen, willenlosen Horde.

Kein Schmerz mehr. Keine Angst. Keine W?rme. Nur... kalt. Und still.
Arencia zu sich selbst hat geschrieben:Endlich... frei...
Das war ihr letzter, verblassender Gedanke, bevor Arencia, die Drow-Wanre, nicht mehr war.
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