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Der erste Tag
Verfasst: 31 Mai 2025, 14:02
von Lyr'sa Teb'inyon
Vor über einem Jahrhundert...
Reges Treiben herrschte auf dem Exerzierplatz als sie ihn zum ersten Mal betrat. Von überall in der Stadt waren sie gekommen. Junge Drow, die in verschiedenen Gruppen zur Akademie gebracht wurden. Einige in Begleitung einiger älterer Drow. Ihrer Eltern, älterer Geschwister oder Bediensteten, das konnte man nicht so genau sagen. Sie selbst war ebenfalls mit einer Gruppe anderer Jugendlicher zur Melee Magthere - der Kriegerschule - gekommen, und hatte wie die meisten anderen nur das bei sich, was wie gerade am Leibe trug. Ein kurzes Kleid gehörte bei ihr dazu, und dazu noch ein Paar Stiefel. Nicht viel, aber mehr hatte sie auch nie benötigt in der doch einigermaßen behüteten Umgebung ihrer Gruppe Jungdrow die seit sie zurückdenken konnte zusammen war. Es war seit jeher so, dass die jungen Drow eines Hauses in eine Krippe, einen Hort oder ähnliches gegeben wurden, und von einer älteren Drow oder in einigen Fällen einem menschlichen Sklaven betreut wurden. Lyr'sa, aufgewachsen im Hause Teb'inyon, hatte eine menschliche Ziehmutter, und sie behauptete sogar sagen zu können dass sie diese eigentlich mochte. Sie wurde jäh aus den Gedanken gerissen als einer ihrer Begleiter, ein hagerer kleiner Drow namens Alton sie anstieß und zu einer anderen Gruppe Drow zeigte. Diese waren eindeutig älter, und die lockere Art und Weise wie sie da standen, in ihren Rüstungen, ließ nur den Schluss nahe, dass sie Ausbilder waren. "Es sieht so aus als werden wir schon beobachtet" stellte er leise flüsternd fest, und die Anderen nickten nach seiner Bemerkung.
Sie nickte ebenfalls, aber nur schwach, und sah mehr oder weniger erschrocken hinüber zu den Älteren die sie mit einer Kaltblütigkeit ansahen die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Hier auf ihrer Seite war alles was sie kannte. Das behütete Leben, die Gemeinschaft innerhalb ihrer Gruppe, sogar ein zarter Hauch des Vertrauens wenn man so wollte. Und dort drüben? Dort standen die Ausbilder, aus deren Augen Eiseskälte zu ihnen herüberschlug, das Unbekannte, und an sich nur die Verheißung auf einen schnellen und viel zu frühen Tod. Es machte ihr Angst und sie fühlte sich unbehaglich. Ja sogar so unbehaglich dass sie sogar direkt nach Altons Hand griff und sich an dieser festklammerte "Du hast doch keine Angst?" fragte er, und sie schüttelte vehement den Kopf. Ihr stand es natürlich gar nicht zu so etwas wie Angst zu empfinden, dennoch tat sie es. Und das war offensichtlich, und dennoch blieb ihr nur die Möglichkeit es zu leugnen.
"Ich bin Phaer'nar" begann eine tiefe Stimme sie allesamt anzubrüllen, und forderte augenblicklich sämtliche Aufmerksamkeit. "Und ihr seid Dreck!" beschimpfte er sie direkt weiter. "Ich werde dafür sorgen dass ihr die verdammt besten Kämpfer werdet die Elashinn je gesehen hat. Ihr werdet leiden, ihr werdet fluchen, ihr werdet spucken und ihr werdet mich hassen. Hasst mich mit all eurer Inbrunst, denn nur so könnt ihr die besten werden." fuhr er fort, während er durch die Reihen der Gruppe wanderte und urplötzlich vor Alton stehen blieb. "Und ihr werdet uns nie direkt ansprechen... niemals" sogleich starrte er Alton ins Gesicht "Hast du das Verstanden?!" "Äh... Ja, Meister!" antwortete dieser sogleich und schluckte erst einmal schwer, just bevor er zu Boden fiel, nachdem Phaer'nar ihm mit der geballten Faust in die Magengegend schlug. "Ich sagte, sprecht mich nicht an!" Er sah verächtlich auf den jungen Alton herab, und wandte sich dann herum und trat vor die Gruppe, während er seine Ärmel hinaufrollte, und einem der anderen seinen Gürtel mit Waffen und dergleichen reichte. "Du willst dich rächen?" fragte er über die Schulter gen Alton gerichtet, "Dann komm... und bring deine Freunde mit. Hier - jetzt!" stichelte er, und machte sich nicht einmal die Mühe sich umzudrehen um den ersten Angriff kommen zu sehen. Dennoch hatte er seinen Ellenbogen in das Gesicht eines jungen gerammt der zu eilig nach vorn stürmte und Phaer mit blanker Wildheit denn überlegtem taktieren zu fall bringen wollte. Eilig drehte sich Phaer herum, packte sich den Nächsten und schleuderte ihn mit aller macht in einen Dritten.
Alton der mit Lyr'sa als einer der letzten kam, sprang zur Seite und wich den beiden Anderen aus, ehe er einen Dolch aus einer versteckten Scheide in seinem Ärmel in die Faust brachte und damit nach Phaer'nar schlug. Dieser blockte den Angriff mit seinem Unterarm und nahm billigend in Kauf dass die Klinge knapp an der Elle vorbei durch die Haut schnitt. Es musste Phaer ein überdrowisches Maß an Selbstbeherrschung kosten als er die Faust Altons packte und mit dieser den Dolch aus seinem Unterarm zog. Er hob eilig das Bein und rammte sein Knie in Altons Weichteile. Dieser ließ augenblicklich den Dolch fallen, den Phaer noch in der Luft zu packen bekam, und mit einem sauberen Schnitt die Kehle auftrennte. Alton war tot bevor er auf dem Boden aufschlug, und dies versetzte Lyr'sa einen doch recht schweren Schock. Mit Alton hatte sie so viel Zeit verbracht, dass sie sich eine ohne ihn gar nicht vorstellen konnte. Die letzten 20 Jahre waren sie beinah täglich zusammen gewesen. Hatten den Ausführungen über Lloth und ihre Dogmen von den Lehrern gelauscht, den menschlichen Sklaven ihre Streiche gespielt oder geheime Überfallaktionen auf die Küche geplant und ausgeführt.
Es war an sich eine schöne Zeit gewesen, besonders wenn sie nach einem erfolgreichen Raubzug dann den Geschichten ihrer Amme, der Menschenfrau, lauschen konnten, die große Geschichten erzählen konnte. Von mutigen Kriegern und gemeinen Räubern, von großen Drachen und sagenhaften Schätzen - also all das was kleinen Kinder, ob Mensch ob Drow, gern hörten um sich die Langeweile zu vertreiben. All dies war in dem Augenblick vorbei als sie die rote Lache unter Altons Leib größer werden sah. Sie schluckte schwer und besann sich darauf dass ihr Ausbilder dies angerichtet hatte, und just wurde ihr ihre Sterblichkeit bewusst als sie die Klinge Altons nun an ihrer Kehle spürte.
"Zu einfach" stichelte er weiter, und gab Lyr'sa frei. Er trat einen Schritt zurück, und urplötzlich flog seine geballte Faust auf Lyr´sas Nasenbein zu. Es krachte einmal, und sie schmeckte den furchtbar metallischen Geschmack von Blut auf ihrer Zunge. Der Schlag trieb ihr die Tränen in die Augen und sie hielt sich die Nase die zu sprudeln anfing wie ein Geysir in seinen besten Tagen. Sie ging zu Boden und hielt sich die Nase.
"Du willst Kriegerin werden?! Du hast ja nicht einmal einen einzigen Versuch unternommen mich anzugreifen!" spottete er lachend drauf los. Lyr'sa wischte sich die Tränen aus den Augen und zwang sich mehr aus purem Willen auf die Beine. Einen lauten Schrei ausstoßend stürzte sie sich nun auf Phaer'nar der ihr ihren ersten Freund genommen hatte. Sie sah sprichwörtlich rot. Sie wollte seine Kehle mit bloßen Händen herausreißen. Ihm sein noch schlagendes Herz zeigen, ihm die Klinge aus der Hand reißen und ihn in handliche Würfel schneiden. Doch bei all dem was sie sich vornahm, übersah sie, wie schon der erste, seinen Ellenbogen der ihr wieder genau auf die Nase traf. Sie ging wieder zu Boden, und erneut stand er über ihr. "Versuch es erneut!" befahl er, und gerade als sie sich aufrichten wollte, zog er ihr mit einen lapidaren Fußfeger die Beine unterm Körper weg.
"Ich bewundere deine Hartnäckigkeit", meinte er diesmal mit einer ein wenig sanfteren Stimme als noch zuvor "Aber ich gebe dir einen Rat... bleib liegen." Gerade noch wollte sie sich aufrichten, da spürte sie seinen Fuß auf ihrer Brust.
"Bleib liegen!" Sie war sich nicht so recht sicher ob sie seine Stimmlage sicher erkannt hatte, aber sie fragte sich ernsthaft ob dieser brutale Schläge, ob Phaer´nar zu etwas anderem als Zerstörung fähig war. Und dann... War das eine Andeutung eines Lächelns? Sie wagte ihren Augen kaum zu trauen, noch immer standen Tränen in ihren Augen. Ein Mix aus Trauer,Wut und Trotz brandete durch ihren Körper, und ließ sie nicht klar denken. Das letzte an was sie sich erinnern konnte, war das Klappern des Dolches den Phaer'nar achtlos neben Alton geworfen hatte. Gnädige schwärze umfing sie, und ersparte ihr weitere peinliche Auftritte vor versammelter Mannschaft... vor den Gruppen junger Kriegeranwärter der verschiedenen Häuser Elashinns...

Re: Der erste Tag
Verfasst: 31 Mai 2025, 22:22
von Lyr'sa Teb'inyon
Vor 120 Jahren
Klassenzimmer...
Und wieder stand vor ihnen im Klassenzimmer einer der Lehrer die keinen Sinn für einen spannenden oder fesselnden Vortrag hatten. Seit Stunden schon leierte dieser einige Passagen über den Kampf der Drow über die Oberflächenbewohner, über Verrat und Lloths Errettung herab, ohne auch nur die geringste Emotion zu zeigen. Lyr'sa hatte die Ausführungen schonmal gehört, vor etlichen Jahren mit den anderen hatte eine ältere Drowfrau ihnen just das selbe erzählt. Aber bei ihrer Beschreibung geriet ihr Blut in Wallung, und sie wäre am liebsten aufgestanden um sich direkt an der Oberfläche mit dem erstbesten Menschen oder Elfen anzulegen - wenngleich sie erst 7 war. Aber er hier...? Sie hatte das Kinn auf den Handballen gestützt und rutschte kurz ab. Sogleich packte sie eine Hand, nein eher ein Schraubstock, im Nacken und Phaer'nar sprach "Du hörst nicht zu... deine Gedanken kreisen!" "Ähja..." "Du sollst mich nicht ansprechen." bellte er und gab ihr direkt eine Ohrfeige. "Steh auf und komm mit!" Sie sah sich verwundert um, und fand es gar nicht angenehm im Fokus sämtlicher anderer Schüler zu stehen. Bis auf den Lehrer der noch immer in gleicher Monotonie seinen Vortrag hielt...
Sie erhob sich von ihrem Pult und folgte Phaer'nar hinaus auf den Übungsplatz, dicht gefolgt von den anderen Schülern die den Unterricht so kurzerhand schwänzten. Kaum auf dem Übungsplatz angekommen kam ein weiterer Drow herbei und reichte Phaer'nar 2 Peitschen. "Wenn du dich nicht auf den Unterricht konzentrieren kannst, dann kannst du ja ein wenig hiermit üben." Phaer'nar warf ihr eine der Peitschen zu, absichtlich zu kuz gezielt, so dass Lyr'sa erst einmal einige Schritte darauf zu gehen musste. Doch bevor sie diese erreichen konnte, schnellte bereits Phaer'nars Peitsche auf sie zu und wickelte sich um ihren Hals. Sie röchelte und versuchte die Peitsche schnellstmöglich von ihrem Hals zu bekommen, aber er riss nur weiter an dieser und zerrte sie zu sich herüber. Panik stieg in Lyr'sa auf, und sie sank auf die Knie herab, während sie noch immer versuchte die Peitsche von ihrem Hals zu befreien. Sie musste es schaffen, denn sie hatte ernsthafte Zweifel daran ob er sie wieder befreien würde. Auf dem Schlachtfeld gibt es keine Regeln keine Gnade, und so lange ihr seid, seid ihr auf einem Schlachtfeld. hatten die ersten Worte geheissen die im ersten Unterricht gesprochen wurden. Sie hatte wenig bedürfnis danach wie Alton als anschauliches Beispiel zu enden. Sie hatte verdammt wenig bedürfnis danach hier vor aller Augen zu krepieren, nach Luft ringend und auf den Knien...
Ein Surren... dann gab die Peitsche nach. Sie fiel rückwärts auf den Boden herab und konnte sich die Peitsche so weit vom Hals befreien dass sie wieder atmen konnte. Sie hörte eine weitere Stimme, konnte diese aber zunächst nicht zuordnen... "Ich denke das reicht" sprach der Neuankömmling einer der anderen Lehrer der Akademie. "Wie kannst du es wagen?" echauffierte sich Phaer'nar dem offenbar der Blutdurst in den Augen stand. "Wir brauchen Krieger - keine toten" "Wie kannst du es wagen mich hier vor all den Nichtsnutzen zu unterbrechen?" Phaer'nar brachte sogleich ein Schwert in seine Hand und richtete dessen Spitze auf ihn "ich fordere dich" "Das wird nicht nötig sein..." sprach der Neue eher beiläufig. Es waren die Worte die einen allzu hitzköpfigen Krieger die Gelegenheit geben sollten es sich nochmal zu überlegen, ohne dass er dabei sein Gesicht verlor. Besonders an der Kriegerakademie war dies von großem Nutzen da die Lehrer auch weiterhin als allheilig angesehen werden konnten.
"Ich sagte, ich will dich töten" wiederholte Phaer'nar seine Herausforderung und sprang sogleich auf den Neuen zu. Dieser hatte ebenfalls schnell seinen Säbel in der Hand und parierte augenblicklich eine Reihe Schläge Phaer'nars ohne auch nur ins Strauchen zu kommen. Der Kampf wogte einige Augenblicke bis sich eine weitere Stimme in das Geschehen mischte. Ehrfürchtiges Raunen ging durch die Reihen als sich Maya zu Wort meldete. "Hört sofort mit dieser Idiotie auf" keifte sie in ihrer unmissverständlichen Art und Weise. Der zweite Lehrer hörte auch sogleich auf, fixierte Maya, aber Phaer'nars Blutdurst war noch nicht gestillt. Er rammte sein Schwert nach vorn, wurde nur beiläufig parriert und trieb dies in die Rippen seines Gegenübers. Ungläubig dreinblickend sank er zu Boden und blieb in einer sich schnell ausbreitenden Blutlache liegen. "Oh sharess..." fluchte Maya, und fuhr fort "das hättest du nicht tun müssen Phaer'nar. Er war ein guter Krieger. Geh, schick die jungen wieder zum Unterricht!" Lyr'sa hatte sich wieder einigermaßen auf die Beine gebracht und sah Maya ebenfalls ehrfürchtig an, wie sie in ihrer weiten Robe, mit dem uralten Gesicht über ihr stand. "Sieh was du angerichtet hast" deutete Maya um sich, und gab Lyr'sa noch eine Ohrfeige mit auf dem Weg. "Ich werde ein Auge auf dich werfen... Entweder wirst du die verdammt beste Krieger die diese Schule je gesehen hat, oder ich werde dich vernichten." raunte sie noch und ein Knall ihrer Peitsche trieb Lyr'sa mit aller Geschwindigkeit hinüber zu den Lehrsälen...
Tagebucheintrag I
Verfasst: 01 Jun 2025, 00:31
von Lyr'sa Teb'inyon
"Wunderbar! Das hab ich ja fein hinbekommen." schrieb Lyr'sa in ihr tagebuch, einem kleinen Luxus den sie sich göntte während sie hier die Ausbildung machen wollte. Eigentlich sollte es ein Zeugnis für ihren Erfolg werden, aber nun... sie fuhr fort "Es es ist nicht einmal ein voller Zyklus des Narbondel vorbei [also gute 24 Stunden] da hab ich mir schon meine beiden wichtigsten Lehrer zum Feind gemacht. Nicht nur dass Phaer'nar mich direkt bei der Ankunft aufs gröbste zusammengeschlagen hat, nein, auch Maya lastet mir noch den Tod Min'trans an. So war der Name meines Retters wie ich später erfahren habe. Wo soll das nur enden? Die anderen meiden mich bereits, keiner von ihnen will etwas mit mir zu tun haben. Kann ich es ihnen verdenken? nein... das fällt schwer, immerhin haben sie nichts damit zu tun dass Phaer'nar oder Maya es auf mich abgesehen haben. Ich hoffe nur ich kann sie doch noch davon überzeugen dass ich es wert bin an der Melee Magthere zu lernen... Ich werde mich mehr anstrengen als die anderen, ich werde die Beste werden... müssen. Ich kann nur hoffen die Gunst Mayas wieder zu erlangen, andernfalls werden das verdammt lange ... 10 Jahre werden die die Ausbildung hier dauern soll. Ich habe verdammt wenig Lust so zu enden wie Alton in einer Blutlache zu Demonstrationszwecken für die Anderen. Als mahnendes Beispiel... Dafür bin ich nicht geschaffen...
Lloth steh mir bei"
Anschließend verstaute sie ihre Tagebuch wieder in einer Mauerritze. Ihr Bett stand sehr dicht an der Wand in einer der hinteren Ecken der Kaserne, und hier hatte sie einen losen Mauerstein gefunden mit einem Fach in dem man einige persönliche Dinge - wie zB ihr Tagebüchlein - verstecken konnte.
Prüfungen
Verfasst: 01 Jun 2025, 09:42
von Lyr'sa Teb'inyon
Vor 115 Jahren
Einige Monate schon waren sie nun an der Melee Magthere, und schon dutzende Vorlesungen waren besucht worden. Viel Theorie über Kampftaktiken, über das wann und wo, und dergleichen wurde ihnen nahe gebracht. Und dann... Endlich war es soweit. Auf dem Übungsplatz wurden die restlichen der Schüler in dreier Gruppen eingeteilt und in das Odeon verbracht. Das Odeon, die Arena, war der Bereich Melee Magtheres in dem auch später die Abschlussprüfung stattfinden sollte. Eine Grube, mit einem Parcour in sich, umringt von einer Ballustrade auf der die Meister nun ihre Plätze einnahmen. Während Phaer'nar erklärte was ihr Aufgabe sein sollte, überprüfte Lyr'sa bereits ihre Waffen und die Rüstung. Es war eine einfache Lederrüstung auf die einzelne Nieten geschlagen wurden. alles andere als eine Rüstung, wenn es nach ihr ging. Sie hatte schon wahre Kunstwerke gesehen die sie wahrlich beeindruckt hatten. Und ihr Schwert...? das war ein Holzschwert umwickelt mit etwas Leder dass den Schlag noch weiter abmildern sollte. Sie hätte sich ernsthaft gewünscht endlich eine richtige Waffe in Händen zu halten. "Habt ihr das alle verstanden?" herrschte Phaer'nar die Schüler an, und warf ein besonderes Auge auf Lyr'sa "Hast DU das verstanden?" Sie sah erst einen Moment lang ertappt drein, ehe sie das Schwert an ihrer Seite zwischen Ellbogen und Körper klemmte, und eine sachte Verneigung ausführte. "Sehr schön, dann fangt an"
Lyr'sa hatte ihre Schwert schon wieder hervorgeholt, und ein weiterer Drow namens Micar begann damit sie und den anderen, Vaer'an einzuteilen. "Wir müssen zusammen arbeiten" meinte er, und deutete zu einer Passage, die zwischen der gemauerten Wand und einem Felsen lag "Schnell jetzt." Zusammen huschten die drei durch den Spalt und fanden sich nach einigen weiteren ähnlichen Passagen auf der jenseitigen Seite des Kampfgebietes. Sie fanden sich im Rücken einer der 5 Gruppen, die im Kampf mit einer anderen war. Sie entschlossen sich sogleich zum Angriff und sprangen auf die offene Fläche hinaus. Micar konnte seinen Gegner sogleich mit einen heftigen Schlag in den Rücken überwältigen und fand sich direkt einem Kämpfer der anderen Gruppe gegenüber, mit dem er jetzt die Holzklinge kreuzte. Lyr'sa hatte mit ihrem Gegner heftigere Probleme. Der entschloss sich nämlich mit seinem jetzigen Feind ein kurzzeitiges Bündnis einzugehen und so fand sie sich schließlich im Kampf mit den Zweien. Sie wehrte sich so gut es ihr möglich war. Parierte einen um den anderen Schlag, war jedoch nicht wirklich in der Lage offensiv agieren zu können. Sie entschloss sich zu einer verzweifelten Aktion, wagte einen Ausfallschritt nach vorn, und stieß ihre Klinge voran, der wohl ihren Gegner getroffen hätte, hätte sie nicht den anderen übersehen der seine Klinge von oben herab auf ihren Schwertarm fahren ließ. Ihr Gegner drehte sich eilig um die eigene Achse und schlug ihr mit seinem Übungsschwert in den Nacken. Sie verlor augenblicklich das Bewusstsein und lag der länge nach im Staub des Odeon...
Re: Prüfungen
Verfasst: 01 Jun 2025, 09:45
von Lyr'sa Teb'inyon
Vor 115 Jahren
"Ich wusste es", schnurrte Phaer'nar "Ich wusste dass Du versagen wirst." Lyr'sa stand vor versammelter Mannschaft auf dem Übungsplatz, die hinter ihr in Reih und Glied standen, während Phaer'nar vor ihr tobte. Sie war eine der ersten die nach so kurzer Zeit im Kampf gefallen war dazu natürlich noch eine Jalil, und natürlich obendrein noch niemanden erledigt, oder wenigstens mitgenommen hatte. Sie hatte versagt. Das war ihr natürlich klar, aber Phaer'nar genügte diese Erkenntnis natürlich nicht. Er musste sie demütigen, sie vernichten - just so wie er es versprochen hatte. Hinter ihr wurde bereits getuschelt und gekichert, was die Demütigung natürlich perfekt machte.
Nach weiteren fünf Minuten andauernder Demütigungen war es endlich überstanden und sie durften wegtreten. Lyr'sa schleppte sich durch Gänge der Melee in den Gemeinschaftsraum ihrer Klasse, in dem bereits andere saßen und den alltäglichen Dingen nachgingen. Rüstungs- und Waffenpflege, oder ein paar Spiele Sava. Als sie den Raum betrat schienen die Gespräche zu verstummen, oder man verließ diesen recht schnell. Sie ging zu ihrer Pritsche, die sie bereits umgeworfen und in den hinteren Bereich der Kammer geschafft worden sah. Seufzend trat sie an die Pritsche heran, richtete diese wieder auf und setzte sich darauf. Zwischenzeitlich war sie allein in dem Quartier, und hatte natürlich alle Zeit über das Geschehene nachzudenken. Sie würde härter und eifriger trainieren müssen um sich den Respekt der anderen zurück zu erlangen. Oder besser noch ein oder zwei Kehlen aufschlitzen. Phaer'nars zuerst...
Nächste Woche jedenfalls würde die Gruppe ihre erste Exkursion in den Mantel Elashinns vornehmen und auf Patrouille gehen. Die Stadt vor den Gefahren des Har'oloth zu schützen war eine notwendige wenngleich wenig angesehene Aufgabe. Aber im Har'oloth galten andere Regeln als im Odeon. Sie würde erfolgreich sein - erfolgreich sein müssen...
Sturm
Verfasst: 01 Jun 2025, 12:44
von Lyr'sa Teb'inyon
Vor 113 Jahren
Unentwegt prasselte der Regen auf den Wald vor dem Höhleneingang herab, der den Weg hinab in den Mantel der Stadt markierte. Das Rauschen der Blätter im Sturm war auch hier unten unüberhörbar gewesen, und zu allem Überfluss trieb der Sturm noch dann und wann eine Schwade kalten Regens mit hinein, so dass die beiden Drow die den Rücken der Anderen decken sollten auch in ihren Umhängen bis auf die Knochen durchnässt wurden.
"Ich hasse es hier" mokierte sich eine der Beiden, und wurde mit einem fahlen Achselzucken des Anderen beantwortet.
"Lass uns da herunter gehen" insistierte sie und deutet einige Schritt abwärts in die Höhle, hinter eine Biegung des Ganges.
"Lass mich ja in Ruhe - ich will nicht dass deine Schande auf mich übergeht. Es ist schon schlimm genug dass ich damit bestraft werde hier mit dir Wache zu schieben, und jetzt schweig", herrschte er sie an.
Lyr'sa hatte schon vor Ewigkeiten aufgegeben auf ihrem Recht als Jalil zu bestehen, und Jaluken ins Wort zu fallen. Es war ein stillschweigendes Abkommen geworden, dass diese ihr nicht auf der Nase herumtanzten, und sie diese dafür nicht anfauchte. Sie konnte damit leben, es erlaubte ihr ungemein ruhig zu leben, denn das Führen hatte sie schon vor einiger Zeit aufgegeben.
Sie wich von dem Höhleneingang zurück. Die anderen des Trupps waren an die Oberfläche geeilt und hatten ein nahes Dorf überfallen. 'Die Prüfung des ersten Blutes' wurde dies genannt, und es war eine der höchsten Ehren für einen jungen Drow an der Melee Magthere, daran teilnehmen zu dürfen.
Sie und Alek waren nun nicht dabei. Strafarbeit für Versagen, hieß es. Bei Lyr'sa war dies klar, immerhin schloss sie nun seit Monaten nicht sonderlich gut ab. Sie hatte sich vorgenommen die Beste zu sein... aber nachdem Phear'nar und Maya sie ein ums andere Mal niedermachten hatte sie sich in ihre eigene Welt zurückgezogen. Sie träumte von mechanischen Monstrositäten die sie auf den Feind loslassen würde.
Von großen hölzernen Kriegern, von Golems... mechanischen Golems, einer ganzen Armee die sie schließlich über jeden Makel hinweg erhaben machen würde. Sie bog um die Ecke, und fand einen Sims auf den sie sich setzte. Sie legte den klatschnassen Umhang beiseite und nahm sich ihr Essenspaket aus dem Rucksack.
Lecker...Rothekäse, eine weißgelbliche Masse mit kleinen Löchern, und würzig im Geschmack; etwas Rothefleisch, nur 2 Streifen immerhin kostete es viel; und natürlich etwas von dem guten Blaukappenbrot. Sie riss sich etwas von dem Brotlaib ab, gab etwas von dem Käse darauf und begann es zu essen, während sie weiter von ihrem Golems träumte.
'Es sollte möglich sein...' stellte sie fest, 'wenn denn nur eine Kraftquelle vorhanden wäre...' Sie dachte weiter nach, bis sie einen gurgelnden Schrei vom Eingang her hörte.
Was war das? Schnell legte sie Brot und Käse beiseite, nahm ihre Armbrust zur Hand und streckte den Kopf langsam vor um um die Ecke zu sehen.
Dort oben lehnte Alek gegen die Wand, getroffen von 3 Pfeilen 2 in der Brust, einer in seinem Hals an dem er sich verzweifelt klammerte, während er noch um sein Leben rang. Aus dem nahen Gebüsch kamen 2 Schatten, offenbar Menschen. Der eine packte den Pfeil der in Aleks Hals steckte, riss daran und ein gutes Stück der Hauptschlagader mit, und machte den verzweifelten Bemühungen Aleks damit einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
Das Blut spritzte geradezu aus seinem Hals heraus und nur Augenblicke später stürzte er zu Boden. Er rollte nach einem Fußtritt den Weg hinab und blieb fast vor Lyr'sas Füßen liegen. Sie japste kurz nach Luft als sie sah dass ein gutes Stück von Aleks Hals fehlte, und zog so die Aufmerksamkeit der beiden Menschen auf sich. Sie richtete hastig ihre Armbrust aus, feuerte den einen Schuss den sie hatte, ließ die Waffe fallen und rannte was ihre Beine hergaben.
So eilig sie konnte hastete sie auf einen Abgrund zu, der nur von einer schmalen Felsbrücke am nördlichsten Ende überbrückt wurde, und versuchte so ihre Verfolger von einer solchen abzuhalten. Sie hastete darauf zu, stieß sich vom Rand ab, und nutzte ihre gegebene Kraft zur Levitation dazu den Abgrund recht unbeschadet zu überqueren. Sie sah sich nicht einmal mehr um, sondern hechtete weiter auf einen Tunnelzugang der sie später nach Elashinn führen würde...
Re: Der erste Tag
Verfasst: 01 Jun 2025, 12:51
von Lyr'sa Teb'inyon
"DU weißt nicht?", brüllte Phaer'nar sie an, "Wie 'DU weißt nicht'? DAS wirst du mir erklären müssen Lyr'sa."
Schon seit geraumer Zeit stand Lyr'sa in Phaer'nars Arbeitszimmer. Starr wie eine Salzsäule ließ sie seine Tiraden über sich ergehen. Als die anderen von der Prüfung zurückkehrten, waren sie über die sterblichen Überreste Aleks gestolpert, und natürlich ihr Brot den Käse...
"E... e.. es war so" begann sie und wurde sofort harsch unterbrochen.
"Rede gefälligst anständig mit mir!"
"A...Asanque"
"Hörst du schwer?!?"
"ASANQUE!" brüllte sie so lautstark dass sie schon fast dachte sie würde ihre Zunge mit hinausbrüllen, dann fuhr sie krächzend fort, "Es ging so schnell, ich habe gar nicht gewusst was vor sich ging... Die Menschen kamen sofort aus dem Wald heraus und da war Alek schon tot. Ich habe meine Armbrust abgefeuert, aber wurde dann am Arm getroffen..." Um dies zu untermalen hob sie ihren Arm an den sie in einer Schlinge trug. Sie hatte sich selbst einen Armbrustbolzen mit der Rechten und aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft in den Oberarm getrieben um eine Schussverletzung zu simulieren. Bis eben hatte man ihr dies auch abgekauft, aber nach diesem Gespräch...
"Ich hatte gar keine andere Wahl als zu fliehen" endete sie schließlich.
"Und dabei hast du natürlich Brot und Käse aufeinander gestapelt um die Menschen davon abzuhalten dich weiter zu verfolgen?"
"Ich weiß nicht..."
"Das hatten wir bereits - Lyr'sa" Schließlich mischte sich auch Maya mit ein, die schon längere Zeit still in der Ecke saß.
"Du hattest die Wahl dich einen anständigen Tod zu sterben, wael." Lyr'sa sah Maya geschockt an, und auch Phaer'nar schien dieser Ansicht zu sein. Maya betrachtete Lyr'sas Arm genauer, rückte die Schlinge ein wenig nach, und sah sie vielsagend an. "Ich dulde kein Versagen an meiner Schule - und von dir schon gar nicht. Du hast uns zu oft enttäuscht. Verlassen diese Ort und kehre nie wieder zurück" Lyr'sa glaubte einen Augenblick lang sie würde ein Klingeln in den Ohren hören als sie Maya diese Worte sprechen hörte, aber sie waren doch recht real nachdem sie gefragt wurde ob sie denn Verstanden habe.
"J... Ja.... Malla Jabbress", stotterte sie und ließ den Kopf hängen. Natürlich hatte sie mit einer Strafe gerechnet. Wie Latrinen schrubben, oder die Rothekäfige fegen. Aber damit? Maya fuhr fort.
"Das was du getan hast hätte eigentlich dein Tod sein sollen, wael. Aber ich werde dich nicht umbringen. Nau, du hast dein ganzes Leben den einfachen Weg gewählt, und nun werde ich dir Auftragen weiter zu leben. Soll die Schande dich dein Leben lang begleiten. Wenn ich dir kein Lehrer sein konnte, wird es das Leben selbst sein. Und nun geh!"
Lyr'sa wusste nicht so recht wo ihr der Kopf stand. Sie wollte noch etwas entgegnen, aber 2 strenge Blicke verhießen dass alles nötige bereits gesagt worden war. Sie wandte sich um, unterdrückte angestrengt dass ihr Tränen die Wange herabrollten und verließ das Arbeitszimmer. Sie nahm Umwege durch die Hallen der Melee um endlich in ihrem Zimmer ihr paar Habseligkeiten zusammen zu suchen. Natürlich tarnte sie dies als Aufräumen. Schließlich wollte sie den Anderen im Zimmer nicht diesen Triumph gönnen, sie geschlagen abziehen zu sehen. Sie hatte fast alles beisammen, suchte noch nach ihrem Tagebuch. Aber das war nicht dort wo sie es versteckt hatte. Sie beugte sich nochmals vor und suchte nach der Mauerritze, dem losen Stein und wollte diesen gerade herausziehen als sie bemerkte dass der Stein fehlte und mit ihm ihr Tagebuch. Protestierend wollte sie sich an die Anderen wenden, sie fragen ob sie die Frechheit besessen hatten, als sie Phaer'nar bemerkte der ihr Tagebuch in den Händen hielt und lässig darin herumblätterte.
"Da steht interessantes Zeug drin Lyr'sa, zu schade dass du uns nun verlassen wirst." Höhnte er noch, und gab den Anderen durch diese lässige Bemerkung die Information die sie brauchten um erst zu staunen und dann zu prusten. Lyr'sa von der Schule geflogen... Das war kaum zu glauben, denn dies kam selten vor. Und schon gar nicht bei Jalilen. Normalerweise verloren Unwürdige an dieser Schule ihr Leben und waren keine Schande mehr. Aber irgendwie schien Lyr'sa noch weniger Wert zu sein als der niederste Versager der Melee so, dass sie zur Schau gestellt wurde. Man hätte ihr auch gleich ein Schild mit der Aufschrift 'seht ich bin das nutzloseste Wesen' auf die Stirn kleben können.
Sie packte schnell ihre Habe in einen Sack und rannte so schnell sie konnte, begleitet von dem höhnischen Gelächter aller Anwesenden das Zimmer. Sie würde sich nun eine Grube suchen und dort auf den Tod warten. Gerade hatte sie das Portal der Melee verlassen, als sie auch schon in eine Gruppe andere Drow rannte. Allen voran in reich geschmückten Roben und Kleidern stand des Klerus Ihrer Familie. Dort standen Iymwaeraema, ihre Tante; Felynkacha, ihre Mutter, Orgolldorl, ihr Bruder und natürlich Elaughree ihr Vater.
Orgolldorl ihr Zwillingsbruder war in einer Klasse 2 Jahre vorher untergekommen. Er war von Anfang an talentierter als sie gewesen, und dies ermöglichte ihm schon zu seinem 19ten Lebensjahr an der Melee Magthere aufgenommen zu werden, und fungierte nun als einer der Kyorlen der Wache und Überbringer 'froher' Botschaften. Oh wie hatte er es genossen die Nachricht Phaer'nars entgegen zu nehmen und die gesamte Familie Teb'inyon hierher zu geleiteten.
Er lächelte immer noch dreckig, und tauschte mit Phaer'nar und dem Rest der Schule die sich in den Torbögen und Festeröffnungen sammelten erfreute Blicke aus. Missbilligende Blicke wurden Lyr'sa von den Priesterinnen zugeworfen, allen voran von Felynkacha die in ihren weit wallenden Kleidern, mit der Stola um ihre Armbeugen und den langen seidigen Haaren einfach bezaubernd aussah blickte geradezu wütend auf Lyr'sa herab. Lyr'sa die ob ihrer Anwesenheit noch immer geschockt war, bekam einen heftigen Tritt in die Kniekehlen, und fiel vorn über auf die Knie herab. "Das hättest du aber gelernt haben sollen", höhnte Orgolldorl und packte Lyr'sas Haarschopf damit diese Felynkacha auch gefälligst ansah. "Du hast uns enttäuscht" begann diese langsam, und war wohl mehr als wütend. Sogar so wütend dass sie gar keine weiteren Worte mehr verlor und einfach nur noch mit ihrer Schlangenpeitsche nach Lyr'sa hieb. Die ersten 5 Schläge hatte Lyr'sa noch mitzählen können. Weniger um das Ergebnis der Litanei zu erfahren als viel mehr aus Reflex. Gnädige Ohnmacht umfing sie, als sie schließlich nach dem gut 14 Schlag derart mit Gift vollgepumpt war, dass sie die restlichen Hiebe und Tritte gar nicht mehr erfuhr...
Talente
Verfasst: 01 Jun 2025, 14:42
von Lyr'sa Teb'inyon
"Und was wird jetzt aus mir", war die durchaus berechtigte Frage die sie Orgolldorl stellte, während er ihr eine Kanne mit Wasser und einen bissen halbverschimmelten Brotes in die Zelle stellte.
"Ich kann es dir einfach machen", erklärte er und tätschelte dabei sein Schwert, "Aber ich werde mich mit Sicherheit nicht gegen die Befehle der Ilharess stellen" lächelte er dann weiter und gab der Kanne einen tritt die ihren Inhalt auf dem Stroh- und Fäkalienbedeckten Boden ergoss. Sie hechtete nach vorn, rutscht von einer der Ketten gehalten arg schräg über den schmierigen Boden und schaffte es noch einen geringen Teil des Wassers in der Kanne zu halten. Sie war über und über mit Unrat übersäht und starrte Orgolldorl aus schmutzverhangenen Augen an.
Jener lachte nur dreckig und verriegelte die Tür von außen. Seit einigen Tagen saß sie nun schon in der Zelle, war hier aufgewacht und hatte zunächst beim besten Willen keine Ahnung wo sie nun steckte. Kerkerzellen waren ihr nämlich bis Dato fremd gewesen. Nun schlürfte sie hastig die letzten Reste Wasser aus der Kanne, brach das Brot und warf den verschimmelten Teil weg, während sie den anderen ebenso hastig verschlang. Nein, sie hatte nicht vor zu sterben, oder doch? Sie war sich nicht so ganz sicher. Aber sie hatte sicher nicht vor hier Ewigkeiten in dem Kerker zu sitzen. Wenn dem so sein sollte... und das würde sie ihre Mutter bestimmt irgendwann fragen können, dann würde sie sich natürlich einfach das Leben nehmen... Aber sie glaubte nicht daran dass ihre Mutter sie hier verschimmeln lassen würde. Auch wenn sie ihr das durchaus zutrauen würde. Nunja, es half alles nichts zunächst einmal würde sie hier unten ihr Dasein fristen müssen, und sie hatte keine Ahnung was sich einige dutzend Meter über ihrem Kopf im großen Saal des Hauses Teb'inyon zutrug...
"Oh, sie hat Talent, ganz sicher. Nur nicht im Kampf. Ich mache ihr keinen Vorwurf daraus dass sie versagt. Doch den Vorwurf den ich ihr mache ist schlichtweg, Feigheit und schlichte Selbstüberschätzung." Gab Phaer'nar von sich als er Felynkacha das Tagebuch Lyr'sas übergab. "Sie hat mich vom ersten Tag weg belogen.", schloss er seinen Bericht ab.
Natürlich war der letzte Vorwurf bestenfalls vager Natur, denn Drow logen zu allen Gelegenheiten, aber vielleicht war es eher seine eigene Enttäuschung darüber dass ihm dies nicht sofort aufgefallen war. Er kniete weiterhin, bevor Felynkacha ihn mit einer saloppen Geste hinfort winkte. Sie hatte genug gehört, und nachdem sie von ihm den Bericht erhalten hatte, hatte sie auch schon eine entsprechende Verwendung für Lyr'sa gefunden. Sie mochte Mechaniken? Sie mochte Metalle? Sollte sie doch in den Minen versauern bis Gras über die Sache gewachsen war! Jedenfalls wollte Felynkacha sie gewiss nicht mehr sehen. Und was gab es da besseres als in die Minen des Qu'ellar Ky'Alur verfrachtet zu werden? Sie musste kurz schmunzeln, denn immerhin war sie so zwei Sorgen los. Zum einen die unfähige Jalil, zum anderen die ständigen Forderungen der Boten des Qu'ellars. Hier hatten sie erneut etwas Nachschub, und einen vielleicht fähigen obendrein. Aber sie selbst konnte nichts mehr mit ihr anfangen... "Orgolldorl... sorge dafür dass deine Zwillingsschwester ins Haus Ky'Alur überstellt wird... In Ketten versteht sich!" Das breite Grinsen auf seinem Gesicht konnte nur bedeuten dass ihm jede Sekunde davon gefallen würde...