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Kerzenlicht und kalter Schwei?

Verfasst: 19 Jun 2025, 17:59
von gelöschter Charakter_779
Die Nacht hatte sich wie ein dunkles Tuch ?ber die Insel Moonglow gelegt. Nur aus der kleinen Taverne drang noch Licht, warm und best?ndig, als trotze es der K?lte der Welt. Stimmen mischten sich mit dem Knistern des Feuers, gelegentlich unterbrochen vom dumpfen Pochen eines Bechers auf Holz. Lyr?sa stand im Schatten des Eingangs, halb verborgen von der h?lzernen T?r. Ihr Blick huschte ?ber die Fenster, die Stimmen darin ? sie erkannte einige. Und doch blieb sie reglos.

Leise ?ffnete sie die T?r und schob sich in den Schankraum. Nicht wie eine Kundin, sondern wie jemand, der nicht gesehen werden will. Ihr Blick blieb gesenkt, ihr Gang flach und an die W?nde gedr?ckt. Schatten waren ihr Schutz. Sie schlich sich zum dritten Tisch hinten im Raum ? dort, wo Bareti manchmal Dinge deponierte. Vielleicht eine Nachricht. Vielleicht ein Kontakt. Das Blackrocksyndikat hatte sich lange nicht gemeldet.

Doch kaum hatte sie den Tisch erreicht, durchfuhr sie eine Stimme wie ein Messer durch weiche Butter.

?Du bist sp?t.?

Lyr?sa erstarrte. Die Kehle wie zugeschn?rt. Langsam hob sie den Blick ? und sah Bareti, an die Theke gelehnt, mit verschr?nkten Armen und einem nur milden Stirnrunzeln. Nichts Bedrohliches. Aber entgehen konnte sie ihr nicht mehr.

?Ich? wollte nur kurz schauen?? murmelte Lyr?sa. ?Ob vielleicht? jemand etwas dagelassen hat.?

?Jemand?? Bareti schnaubte leise und kam n?her. ?Du meinst Nachrichten aus Elashinn??

Lyr?sa wich der Frage aus. ?Vielleicht. Vielleicht auch? von weiter weg. Ich h?re nur gern, was drau?en so geschieht.?

Bareti lie? das Thema fallen, doch ihr Blick blieb auf der Drow. ?Setz dich. Du siehst aus, als w?rst du zwei Tage durchgerannt.?

Wie ein ge?bter Reflex setzte sich Lyr?sa sofort. Ihre Schultern blieben gebeugt, die H?nde auf dem Scho? gefaltet. Sie wagte es nicht, Bareti anzusehen. Erst als sich eine weitere Gestalt n?herte, hob sie langsam den Kopf.

?Lyr?sa?? Lirael stand mit einem freundlichen L?cheln vor ihr. ?Ich erinnere mich an dich. Bareti hat deinen Namen erw?hnt. Es ist sch?n, dich zu sehen.?

Lyr?sa erwiderte den Blick nur kurz, dann wich sie ihm wieder aus. ?Ich bin nur kurz hier. Ich? wollte nichts st?ren.?

?Du st?rst nicht?, sagte Bareti ruhig und stellte eine dampfende Tasse vor ihr ab. ?Du kommst, weil du sonst nirgends hin kannst.?

Lyr?sas Finger umklammerten das Gef??. Sie zitterten leicht. ?Ich hatte es schon einmal versucht?, sagte sie leise. ?Zu fliehen. Aber sie haben mich zur?ckgeholt.? Ihre Stimme zerschnitt die Luft wie ein Messer durch Glas. ?Xurina hat mich geholt. Ich? dachte... sie ist doch eine Schwester.?

?Und jetzt?? fragte Lirael sanft, fast vorsichtig.

?Jetzt bin ich... was immer die Ilharess will.? Ihre Stimme klang wie kaltes Metall, lange nicht mehr ber?hrt. ?Nichts weiter.?

?Unsinn?, sagte Bareti leise. ?Du bist hier. Und hier bist du mehr.?

Ein Moment verstrich. Nur das leise Knistern des Feuers erf?llte die Stille. Lyr?sa sa? da, wie in sich selbst zusammengefallen ? aber etwas in ihrem Blick war noch da. Trotz. Vielleicht Hoffnung. Vielleicht nur Schmerz.

?Ich danke euch?, fl?sterte sie.

?Du kannst heute Nacht bleiben, wenn du willst?, sagte Bareti ruhig. ?Ich finde dir eine Decke.?

Lyr?sa blinzelte. Ihre Augen wurden feucht, doch sie hielt sich gerade. ?Wenn? wenn die Ilharess davon erf?hrt??

?Sie erf?hrt nichts.? Baretis Stimme war wie ein Versprechen.

Und zum ersten Mal an diesem Abend wagte Lyr?sa einen Atemzug, der nicht von Angst durchzogen war. Nur f?r einen Moment. Sie nahm die Tasse, hob sie mit beiden H?nden, als w?re sie etwas Kostbares.

Lyr?sa senkte den Blick, als Lirael n?her trat. Ihre Finger rutschten nerv?s an den Rand der Sch?rze, dann hob sie z?gerlich die Hand, rieb sich ?ber den linken Unterarm. Eine Geste, die zu beil?ufig sein wollte, um nicht aufzufallen ? und damit genau das Gegenteil erreichte.

?Geht?s dir gut?? Liraels Stimme war leise, beinahe besorgt.

Lyr?sa zuckte zusammen, zwang ein L?cheln auf ihre Lippen. ?Xas?? Sie lie? die Hand sinken. ?Ich wurde nur? ein wenig befragt, und einige Dinge klargemacht... das ist alles.? Wieder dieses Zucken um den Mund, als wolle sie Worte verwerfen, noch bevor sie gesprochen wurden. ?Nichts, was eine der Ilythiiry nicht aushalten kann.?

?Befragt?? Bareti, die gerade mit einem feuchten Tuch eine der Flaschen hinter der Theke polierte, wandte sich um und musterte sie. ?Das klingt nicht nach einem freundlichen Plausch.?

Lyr?sa wich den Blicken aus. ?Ich hab... ach es war nichts? Ein Schatten schlich sich ?ber ihr Gesicht, und sie winkte ab, w?hrend sie hastig einen Schluck trank bevor sie weitersprach. ?Ich hab's ?berlebt. Das z?hlt.?

Lirael warf Bareti einen besorgten Blick zu, dann sah sie Lyr?sa wieder an. ?Aber du zitterst??

Lyr?sas Stimme wurde d?nn. ?Es war nur der Anfang. Sie wollten wissen, ob ich etwas wusste. Ich wusste nichts?? Sie verstummte, dann schob sie nach: ?Man hat mir nicht geglaubt.?

Einen Moment lang herrschte Schweigen. Nur das Knistern aus der Feuerstelle und das entfernte Klirren eines Bechers f?llten die Stille.

?Ich hab gelernt, still zu sein. Alles andere? ist gef?hrlich.? Dann, beinahe entschuldigend, ein leises: ?Es war wirklich nicht so schlimm.?

Doch die Spannung in ihren Schultern verriet das Gegenteil. Die Art, wie sie den Griff der Tasse krampfig festhielt, wie ihre Stimme einen Hauch zu schnell, ein wenig zu hell klang. Und in ihren Augen ? dort flackerte f?r einen Moment etwas, das Lirael nicht benennen konnte, aber das ihr das Herz schwer machte.

?Ich wei? nicht, was sie dir angetan haben?? begann Lirael z?gernd.

?Vith.? Lyr?sa fluchte, aber es war mehr ein gehauchtes Sto?gebet. ?Gi ussta quar Valsharess?? Ihre Finger verkrampften sich auf dem Stoff. ?Ich bin keine Kriegerin. Ich bin Schmiedin. Ich will einfach nur arbeiten??

?Und du hast eine gute Arbeit gemacht?, warf Bareti dazwischen. ?Wer das nicht sieht, ist blind oder dumm.?

Lyr?sa hob den Blick, ein Moment der W?rme blitzte auf ? dann wich er wieder, als sich ihre Gedanken verfinsterten. Die Erinnerung sa? zu tief.

?Sie wollten mich brechen?, fl?sterte sie. ?Ich glaube, sie haben es geschafft.?

Keiner widersprach. Und niemand, nicht einmal Bareti, wagte es, zu sagen, dass das nicht stimmte.

Bareti sah sie lange an. Dann trocknete sie sich die H?nde an einem Tuch, legte es zur Seite und trat n?her. Ihre Stimme war ruhig, fast m?tterlich, ohne den Hauch von Mitleid ? nur schlichtem Mitgef?hl.

?Das G?stezimmer oben ist frei. Frisch gemacht, saubere Decken. Kein Mensch wird dich da st?ren.?

Lyr?sa z?gerte. Ihr Blick huschte zum Fenster, hinaus in die n?chtliche Dunkelheit, als erwarte sie dort in der Ferne bereits die Silhouette von ihr ? der Ilharess. Ein Fr?steln durchfuhr sie, so leise, dass man es fast nicht bemerkte. Sie presste die Lippen aufeinander.

?Ich? wei? nicht.? Ihre Stimme war br?chig. ?Wenn sie kommt? sie wird mich holen. Vielleicht ist sie schon unterwegs. Ich darf nicht hier sein?? Die Worte stolperten aus ihr heraus, mehr Gedanke als ?berzeugung.

Bareti sch?ttelte nur leicht den Kopf. ?Wenn jemand kommt, dann sprechen sie erst mit mir. Und bis dahin bist du sicher. Ich hol dir eine Kerze.?

Widerwillig, mit stockenden Schritten, lie? Lyr?sa sich schlie?lich die schmale Treppe zur oberen Etage hinauff?hren. Der Boden knarzte leise, das Holz atmete in der W?rme der Taverne. In dem kleinen Raum wartete bereits eine Decke auf dem Bett, ein Tischchen mit einem Krug Wasser, ein stilles Fenster zur R?ckseite des Geb?udes.

Kaum war sie allein, zog sie die T?r mit zitternder Hand zu, legte den Riegel vor ? dann stand sie einfach nur da, wie erstarrt. Ihre Augen wanderten ?ber den Raum, jeden Winkel, jede Schattenfalte, jede Ritze im Holz. Schlie?lich kauerte sie sich neben das Bett, nicht darauf ? in die dunkle Ecke, wo der Kerzenschein sie nicht ganz ber?hrte.

Sie zog die Knie an die Brust, umklammerte ihre Sch?rze, den Blick starr auf das T?rblatt gerichtet.

Jede knarrende Diele, jedes leise Knarzen der Dachsparren oder des Apfelbaumes vor dem Fenster, lie? sie zusammenzucken. Ihre Gedanken liefen im Kreis ? Was, wenn sie kommt? Was, wenn sie mich sp?rt? Ich h?tte nicht herkommen sollen? Ich bin dumm. Ich bin schwach.

Sie versuchte, sich zu beruhigen, murmelte alte Weisheiten und Gebete an Lloth, wie sie sie einst gelernt hatte. Doch der Schlaf fand keinen Weg zu ihr. Die ganze Nacht blieb sie wach, versteckt in der Ecke, das Gesicht halb im Schatten, halb im Kerzenschein.

Und mit jeder Stunde, die verstrich, schien die Angst nicht zu weichen, sondern tiefer in ihr Herz zu kriechen ? wie eine Erinnerung daran, dass man dem Netz der Ilharess nie ganz entkommt.

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Re: Kerzenlicht und kalter Schwei?

Verfasst: 19 Jun 2025, 22:25
von gelöschter Charakter_770
Er stand in der Nische zwischen zwei H?usern, halb verborgen hinter einer alten Regenrinne, wo das Licht der Taverne nicht reichte. Der Boden unter seinen Stiefeln war matschig vom Regen des Vortags, die Luft feucht, scharf. Der Geruch von nassem Holz, Pferden und Bier hing in der Nacht wie ein dumpfer Schleier. Tath?raens Umriss war ruhig, aber seine Augen ruhten wach auf der Taverne. Seit Lyr?sa das Geb?ude betreten hatte, hatte er sich keinen Schritt ger?hrt. Er wusste nicht, was sie hier suchte. Er wusste nur, dass sie es nicht offen getan hatte. Sie war geschlichen. Als m?sste sie um Vergebung bitten, einfach atmen zu d?rfen. Und das war es, was ihn hielt. Nicht Neugier. Nicht Misstrauen. Sondern der Eid, den er sich selbst gegeben hatte, als er ihren abgemagerten, geschundenen K?rper sah. Als er gesehen hatte, wie sie wieder in den Griff der Ilharess zur?ckgetrieben wurde. Als diese widerliche Waldelfe Lirael ? verflucht freundlich, verflucht ehrlich ? ihm mit Worten in den Kopf geschnitten hatte, die noch immer bluteten: ?Du warst dort?, hatte sie gesagt. ?Und du hast nichts getan.? Und schlimmer noch: Sie hatte recht gehabt. Er hatte geschworen, dass das nicht noch einmal passieren w?rde. Nicht, solange er es verhindern konnte. Lyr?sa war eine Schmiedin. Keine K?mpferin, keine Intrigantin, kein Spielstein f?r den Hof. Nur jemand, der ?berleben wollte. Aber sie war in einem Spiel gelandet, das keine Neutralit?t kannte.

Sein Blick hob sich zum oberen Fenster. Ein Licht flackerte dort, kaum zu sehen hinter dem Vorhang. Ein schwaches Zeichen ? aber er wusste, dass sie dort war. Vielleicht sa? sie jetzt auf dem Boden, wie er sie sich vorstellte: Schultern eng, der Blick zur T?r, bereit wegzukriechen in jede Ecke, in jeden Spalt, der sie verschwinden lie?. Er fragte sich, ob sie ?berhaupt schlief. Wahrscheinlich nicht.
Nicht in dieser Nacht. Nicht in einer Welt, in der selbst die Erinnerung an Ruhe Angst machte.

Ein Windsto? wehte durch die Gasse. Tath?raen bewegte sich kein bisschen. Die Finger lagen ruhig auf dem Griff des Dolchs an seiner Seite ? nicht aus Nervosit?t, sondern aus Routine. Warten war nichts Neues. Schattenarbeit kannte keine Eile. Ein paar G?ste verlie?en die Taverne. Trunken, laut. Einer lachte. Einer stolperte. Keine Gefahr. Er musterte sie trotzdem, bis sie verschwanden. Dann wieder Stille. Sein Blick ging erneut zum Fenster. Und in seinem Kopf die Worte, die er nie laut sagen w?rde, weil sie ihm wie Verrat vorkamen ? und doch wahr waren: ?Wenn sie kommen? werden sie mich und sie holen. Vielleicht sind sie schon unterwegs. Ich d?rfte nicht hier sein?? Und dann, seine Antwort ? leise gedacht, stumm gesprochen, aber mit derselben Unbeirrtheit, mit der Bareti sie gegeben h?tte: ?Wenn jemand kommt, dann sprechen sie erst mit mir. Und bis dahin? bist du sicher.?

Er blieb. Solange, wie es n?tig war. Ein Schatten vor der T?r. Ein Schwur im Dunkeln. Ein Drow, der diesmal nicht wegsah.

Re: Kerzenlicht und kalter Schwei?

Verfasst: 21 Jun 2025, 11:37
von gelöschter Charakter_779
Das Licht der fr?hen Sonne fiel schr?g durch die Butzenscheiben von Baretis Taverne, malte helle Muster auf die knarzenden Holzdielen und lie? den feinen Staub der Ruhe in goldenen Schlieren tanzen. Der Duft von Pfefferminztee und frischem Brot hing in der Luft, als Lyr?sa zaghaft die T?r ihres Zimmers ?ffnete. Ihre Bewegungen waren steif, jedes Glied f?hlte sich an wie aus Blei gegossen ? nicht vom Schlaf, sondern vom Fehlen desselben.

Sie trat hinaus auf den Gang. Ein Windsto? strich durch ein ge?ffnetes Fenster, und sie zog fr?stelnd die Schultern hoch. Ihr Blick wanderte, suchte nach Gefahr, obwohl sie wusste, dass dies ein anderer Ort war. Oberweltlich. Warm. Und doch nicht sicher.

Unten im Schankraum sa?en Bareti und Nicoletta bereits bei einem dampfenden Tee. Nicoletta, die rothaarige Bardame, mit einem Schal in derselben Farbe wie ihre Lippen, l?chelte, als sie Lyr?sa erblickte.

?Morgen, meine Liebe. Du siehst aus, als h?tte dich ein Oger verdaut und wieder ausgespuckt?, sagte sie mit neckischem Tonfall, griff aber gleichzeitig nach einer zweiten Tasse. ?Tee??

Lyr?sa zuckte zusammen, versuchte ein gequ?ltes L?cheln. ?Ja... gern.?

Bareti trat n?her, reichte ihr die Tasse. Ihre Augen wanderten ?ber Lyr?sas Gesicht ? die blassen Ringe unter den Augen, der fahle Ausdruck, das Zucken im linken Mundwinkel.

?Wie hast du geschlafen?? fragte Bareti leise.

Lyr?sa schluckte. ?Gut. Es war sehr behaglich...?, log sie und hasste sich im selben Moment daf?r. Ihre Stimme klang hohl, ausgetrocknet, als h?tte sie die ganze Nacht auf Kieselsteinen gekaut.

Einige Sekunden vergingen, in denen niemand die L?ge ansprach ? aber niemand glaubte sie.

Lyr?sa trat an den kleinen Tisch an der Wand, auf dem ab und an Botenst?cke oder Nachrichten abgelegt wurden. Ihr Blick huschte ?ber die Oberfl?che, dann erstarrte sie. Ein schmaler Streifen Pergament mit dem versiegelten Zeichen des Blackrocksyndikats lag dort. Ihre Finger zitterten kaum sichtbar, als sie es aufnahm und rasch unter ihrer Sch?rze verschwinden lie?.

Doch in diesem Moment ?ffnete sich die T?r.

Tath?raen trat ein.

Er wirkte wie aus dem Schatten gefallen ? ruhig, finster, mit einem Hauch Unwetter in den Bewegungen. Der Drow musterte den Raum, seine Augen glitten nur fl?chtig ?ber Bareti und Nicoletta, bis sie an Lyr?sa h?ngen blieben.

Lyr?sa zuckte zur?ck, schob sich instinktiv hinter eine der h?lzernen St?tzen der Taverne. Vielleicht konnte sie? Nein. Seine Stimme war ruhig, aber unmissverst?ndlich.

?Bleib stehen.?

Lyr?sa gehorchte sofort. Ihre Knie wollten sich beugen, der R?cken senkte sich leicht, als w?re sie ein Hund, der auf Zuruf innehielt. Kein Befehl h?tte sie schneller stoppen k?nnen.

Bareti legte ihm wortlos ein Glas hin, f?llte es mit honigfarbenem Schnaps. Nicoletta trat ein wenig zur Seite, doch beobachtete ihn mit hochgezogener Braue. F?r einen Moment herrschte Stille ? abgesehen vom leisen Klirren der Tassen.

?Was ist das hier?? fragte Nicoletta dann leise. ?Macht ihr eure Entscheidungen nicht selbst, da unten in euren H?hlen??

?Sie ist eine von euch, nicht wahr?? warf Bareti ein. ?Warum sprichst du nicht mit ihr??

Tath?raen trank wortlos. Lyr?sa wagte es nicht, sich zu r?hren.

Dann, als die Stille unertr?glich wurde, winkte er ihr. ?Zum Tresen. Jetzt.?

Lyr?sa ging. Nicht freiwillig, nicht sicher ? aber gehorsam. Sie wirkte wie in Trance, der Blick auf den Boden geheftet. Sie trat langsam n?her, bis sie nur noch eine Arml?nge von ihm entfernt war. Ihre Lippen bebten, als sie zu sprechen begann.

?Es war ein Auftrag. Von... von der Ilharess. Ich bin nicht einfach weggelaufen.?

Tath?raen schnaubte, sah sie durchdringend an. ?Du warst weg. Zu lange. Du hast gelogen.?

?Nein!? Ihre Stimme war pl?tzlich lauter, verzweifelt. ?Jemand... jemand hat meine Schmiede angez?ndet. Ich konnte nicht zur?ck. Ich bin durch den alten Tunnel geflohen und... ich habe sie gesehen.?

?Wen??

?Eine Drider. Sie hat mich fast gefressen.?

Die Blicke der anderen schwankten zwischen Zweifel und Verst?rung.

?Und warum soll ich dir das glauben?? fragte Tath?raen ruhig. ?Eine Geschichte aus Kinderm?rchen??

?Ich l?ge nicht!? rief sie und streifte den ?rmel hoch. Die Brandwunden, verbunden, mit dem Abdruck von Seidenf?den ? eingeschnitten, verklebt, rot ? waren sichtbar.

Bareti sog h?rbar Luft ein.

Nicoletta schwieg.

Lirael kam hinzu, musterte die Szene, sagte aber nichts.

Tath?raen betrachtete die Wunden, doch seine Stimme blieb kalt. ?Zieh deinen Mantel an.?

?Was??

?Du kommst mit. Nach Hause.?

Widerstand w?re sinnlos gewesen. Ihre Beine gehorchten, auch wenn ihr Herz rebellierte. Wortlos lie? sie sich von ihm am Arm fassen, der Griff fest, aber nicht grausam. Nur bindend. Ein Band aus Schuld, Angst und Scham.

Bareti trat zur Seite, warf Lyr?sa einen letzten Blick zu. ?Du h?ttest bleiben k?nnen?, fl?sterte sie.

Doch es war zu sp?t.

Tath?raen f?hrte sie hinaus, zur?ck in die Dunkelheit ? zur?ck nach Elashinn.

Und Lyr?sa? Sie lie? es geschehen. Nicht aus ?berzeugung.

Nur aus Gewohnheit.

Re: Kerzenlicht und kalter Schweiß

Verfasst: 29 Jun 2025, 11:41
von gelöschter Charakter_779
Xurinas Stimme war so scharf wie ein frisch geschärfter Dolch.
„Schon wieder du? Was hast du diesmal angestellt, Lyr’sa? Sag’s lieber gleich – ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, deine Trümmer zusammenzukehren.“
Lyr’sa zuckte zusammen, hob die Schultern ein Stück zu hoch und murmelte: „Gar nichts. Ich… Ich soll nur Holz hacken. Für die Werkstatt. Unten war der Vorrat leer.“
Xurina schnaubte verächtlich, musterte sie von oben bis unten – als sei sie etwas, das am Stiefel klebt.
„Wenn du schon nicht produktiv bist, sei wenigstens unauffällig.“

Dann wandte sie sich halb ab, hielt jedoch kurz inne, nur um mit einer spöttisch erhobenen Braue über die Schulter zu fauchen:
„Und: Komm unverletzt zurück. Unversehrt. Und...“ – sie ließ die Worte in die Länge ziehen, als würde sie sie auf der Zunge zergehen lassen – „...unberührt.“

Ein letzter Seitenblick – kalt, abschätzig. Eine Bemerkung, die wie ein schwarzer Dorn nachstach.

Lyr’sa wandte sich rasch ab, biss sich auf die Lippe. In ihren Augen flackerte kurz etwas – eine Mischung aus Frust, Sehnsucht und Zorn, der nie laut werden durfte.
Leise, kaum hörbar, ließ sie die Worte zwischen den Zähnen hervorrutschen:
„Oh nau... wär doch schön, wenn überhaupt mal wer auf die Idee käm’, mich zu berühren...“

Sie zog den Mantel fester um die Schultern und stapfte mit gesenktem Blick los, gefolgt von Tath’raen. Und obwohl sie versuchte, sich die Worte aus dem Kopf zu schütteln – Xurinas Stimme hallte ihr noch lange in den Gedanken nach.

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Die Sporen des Waldbodens waren feucht und warm, der schwere Geruch von Moos und altem Holz lag in der Luft. Tath’raens Schritte waren ruhig, gleichmäßig – fast schon zu ruhig für Lyr’sas flatternde Gedanken.

„Ich wollte das nicht… ich…“, begann sie, doch ihre Stimme versickerte im Grün.
Worte wie diese hatten sie noch nie gerettet.

Plötzlich blieb sie stehen. Ihre Knie gaben nach – oder sie ließ es geschehen, mit einer Bewegung, die mehr Niederlage war als Theatralik. Das dunkle Laub dämpfte ihr Gewicht kaum, als sie auf dem Boden kniete, den Kopf gesenkt, den Blick verborgen.

Dann, wie ein scheuer Hund, der nicht weiß, ob er gebissen wird oder gestreichelt, lehnte sie sich vor und presste ihr Gesicht gegen Tath’raens Bein. Ihre Stirn ruhte dort für einen flüchtigen Moment. Es war keine Geste des Stolzes, sondern eine, die flehte: Bitte... sieh mich. Glaub mir. Finde mich nicht verachtenswert.

„Ich hab’s vermasselt, oder?“ murmelte sie dumpf gegen das Leder seines Stiefels.
„Du wirst mich auch für ’ne Verräterin halten… wie die anderen.“

Es war nicht einmal eine Frage. Nur ein halb gehauchtes Urteil über sich selbst.