Ein Geschenk der anderen Art
Verfasst: 29 Jun 2025, 05:51
Die Worte der Ilharess brannten sich in Alniiras Geist ein, forderten sie heraus, ihre Grenzen zu überschreiten. Ein „Schatten in einer Flasche“ – das war keine gewöhnliche Forderung. Ihre eigenen Labore im Haus Ky'Alur waren zwar umfassend, aber für solche obskuren Manifestationen von Verderbnis fehlte es an den direkten Verbindungen zur Oberwelt, zu jenen Ecken, in denen die Moral verblasste und der Handel mit dem Unaussprechlichen florierte.
Doch Alniira wusste, wo sie anfangen musste. Im Qu'ellar hatte sie flüsternd vernommen, dass das Blackrock-Syndikat in den vergangenen Zyklen bereits mehrere Fässer mit potenten Giften an das Haus und Organisationen der Oberwelt geliefert hatte. Diese Information war, wie so oft, durch die unsichtbaren Kanäle ihrer eigenen Einflussstrategie zu ihr gelangt. Das Syndikat, jener Schattenspieler im Graubereich von Handel und Kriminalität, war ihre erste und vielversprechendste Anlaufstelle.
„Das Syndikat“, murmelte Alniira innerlich, während sie ihre Reisegewänder anlegte, die ihre drowischen Merkmale geschickt kaschierten. „Sie verstehen die Natur der Dinge, die im Verborgenen blühen. Sie liefern nicht nur Waren; sie liefern Wissen. Und sie sind diskret. Perfekt für das, was die Ilharess verlangt und was ich wirklich brauche.“
Die Tage vergingen, seit der Befehl erteilt worden war, und die Leere der Ungewissheit nagte an Alniiras sonst so unbeirrbarem Gemüt. Jeder flüchtige Gedanke, jede nächtliche Ruhe, wurde von der unerfüllten Forderung der Ilharess überschattet. Ein „Schatten in einer Flasche“ – die Worte tanzten wie Spinnen in ihrem Geist, forderten eine Antwort, die sie noch nicht besaß. Die Unsicherheit war ein rohes, unangenehmes Gefühl, eine Schwäche, die sie zutiefst verabscheute. Sie brauchte eine Spur, einen Ansatzpunkt, und das schnell. Nur das Blackrock-Syndikat, mit seinem weitreichenden Wissen, konnte ihr diese erste Richtung weisen.
Sie arrangierte kein persönliches Treffen. Die Dringlichkeit ihrer Lage, ja, die nagte an ihr, doch die Notwendigkeit absoluter Diskretion wog schwerer. Sie durfte keine direkte Spur legen, die sie mit dieser gefährlichen Suche verband. Stattdessen verfasste sie eine Nachricht, jedes Wort sorgfältig gewählt, um ihre Verzweiflung zu verbergen und gleichzeitig die Dringlichkeit ihrer Anfrage zu kommunizieren. Es war eine chiffrierte Botschaft, in alter Drow-Schrift verfasst, die nur ihr Kontaktmann beim Syndikat, Shezar, würde entziffern können.
Die Nachricht, fest versiegelt und unauffällig, übergab sie einem ihrer vertrauenswürdigsten Boten – einem stummen Sargtling, der für seine unauffällige Effizienz bekannt war und nur Befehle, nicht ihren Inhalt, verstand. Seine Aufgabe war simpel: die Nachricht direkt an Shezar zu überbringen und keine Fragen zu stellen, noch zu beantworten.
In der Botschaft an Shezar hieß es:
„Shezar, das Geschäft des Hauses Ky'Alur dehnt sich aus. Die Ilharess sucht nach neuen Wegen, ihre Autorität zu festigen. Sie benötigt eine Substanz von… außergewöhnlicher Wirkung.“
„Die Ilharess verlangt das Stärkste. Aber was ist 'stark' in diesem Kontext?“, dachte Alniira, während sie die Worte im Geist formulierte, als säße Shezar ihr gegenüber. „Nicht nur das, was den Körper lähmt oder das Herz zum Stillstand bringt. Das kann jeder Alchemist. Sie will etwas, das die Seele formt, das die Realität des Opfers verzerrt. Ich muss Shezar in die richtige Richtung lenken, ohne meine Handlung zu verraten. Er ist ein Händler, kein Philosoph der metaphysischen Verderbnis.“
Die Nachricht fuhr fort: „Ich habe vernommen, das Syndikat hat kürzlich... interessante Lieferungen getätigt. Fässer voller… spezialisierter Elixiere. Ich benötige das stärkste Gift, das ihr beschaffen könnt. Nicht nur tödlich, Shezar. Sondern… verderbend. Etwas, das einen Feind nicht nur von dieser Welt nimmt, sondern seine letzten Momente zu einem Mahnmal der Verzweiflung macht. Etwas, das die Essenz seiner Existenz angreift, es umwertet.“
Alniira sah Shezars gedankliche Reaktion vor sich, wie seine Augenbrauen sich hoben, ein seltenes Zeichen von Überraschung bei ihm. Sie konnte seine gedankliche Antwort beinahe hören: „Verderbend? Wir liefern tödliche Gifte, Alniira. Konzentrate, die selbst einen Drachen zu Fall bringen können. Aber… das ist eine andere Art von Anfrage. Eine, die nach Verderbnis klingt, nicht nach Handel.“
Ihre imaginäre Erwiderung war präzise und unnachgiebig: „In der Tat. Die Ilharess ist… wählerisch. Sie verlangt nach dem Ultimatum. Ein Gift, das so tiefgreifend wirkt, dass der Schmerz über das Physische hinausgeht. Etwas, das die Träume eines Wesens versengt, noch ehe es seinen letzten Atemzug tut. Etwas, das seinen Geist zerreißt. Kennt das Syndikat solche Substanzen? Oder könnt ihr sie beschaffen? Durchstreift mir die dunkelsten Ecken der Welt dafür. Nicht nur die Pfade des Todes, sondern die Abgründe des Geistes. Ich brauche das stärkste, das verderbendste Gift, das eure Chroniken oder eure Spione kennen.“ Ihr imaginärer Blick, rubinrot in der Dunkelheit, bohrte sich in Shezars Augen, ein Flehen in seinen Tiefen, das sie kaum zu zeigen wagte. „Ich brauche eine Richtung. Eine Idee. Etwas, das mich auf den richtigen Pfad führt.“
Sie wusste, Shezar würde ihre wahren Motive zu ergründen versuchen. Er würde vermuten, dass es um eine neue, besonders grausame Bestrafung der Ilharess ging, oder um eine Waffe, die über bloße Klingen hinausging, doch die pure, ungeschminkte Notwendigkeit in ihren Augen würde ihm nicht verborgen bleiben.
Alniira hatte im Voraus einen Beutel mit sorgfältig abgewogenem Gold beigefügt, ein Vorschuss, der die Dringlichkeit ihres Auftrags und ihre Abhängigkeit unterstrich. Die Nachricht endete mit einer klaren Anweisung: „Das Wissen, das dabei gewonnen wird, ist seinen Preis wert. Versteht das. Absolute Diskretion, Shezar. Niemand darf von dieser Suche erfahren. Die Ilharess will ihren Schatten in der Flasche, und ich werde ihn ihr bringen. Ich verlasse mich auf euch.“
Nachdem der Bote die Nachricht fortgetragen hatte, verweilte Alniira noch eine Weile in der Stille ihrer Werkstatt, erfüllt von dem flüchtigen Geruch von Angst, der in der kalten Luft hing. Alniiras Lippen verzogen sich zu einem fast unsichtbaren, triumphierenden Lächeln. Die wahre Jagd hatte soeben begonnen. Und dieses Mal würde sie nicht nur ein Gift finden; sie würde ein Werkzeug finden, das die Grenzen des Geistes selbst neu definierte und die Verzweiflung war nur ein weiterer Katalysator gewesen.
Doch Alniira wusste, wo sie anfangen musste. Im Qu'ellar hatte sie flüsternd vernommen, dass das Blackrock-Syndikat in den vergangenen Zyklen bereits mehrere Fässer mit potenten Giften an das Haus und Organisationen der Oberwelt geliefert hatte. Diese Information war, wie so oft, durch die unsichtbaren Kanäle ihrer eigenen Einflussstrategie zu ihr gelangt. Das Syndikat, jener Schattenspieler im Graubereich von Handel und Kriminalität, war ihre erste und vielversprechendste Anlaufstelle.
„Das Syndikat“, murmelte Alniira innerlich, während sie ihre Reisegewänder anlegte, die ihre drowischen Merkmale geschickt kaschierten. „Sie verstehen die Natur der Dinge, die im Verborgenen blühen. Sie liefern nicht nur Waren; sie liefern Wissen. Und sie sind diskret. Perfekt für das, was die Ilharess verlangt und was ich wirklich brauche.“
Die Tage vergingen, seit der Befehl erteilt worden war, und die Leere der Ungewissheit nagte an Alniiras sonst so unbeirrbarem Gemüt. Jeder flüchtige Gedanke, jede nächtliche Ruhe, wurde von der unerfüllten Forderung der Ilharess überschattet. Ein „Schatten in einer Flasche“ – die Worte tanzten wie Spinnen in ihrem Geist, forderten eine Antwort, die sie noch nicht besaß. Die Unsicherheit war ein rohes, unangenehmes Gefühl, eine Schwäche, die sie zutiefst verabscheute. Sie brauchte eine Spur, einen Ansatzpunkt, und das schnell. Nur das Blackrock-Syndikat, mit seinem weitreichenden Wissen, konnte ihr diese erste Richtung weisen.
Sie arrangierte kein persönliches Treffen. Die Dringlichkeit ihrer Lage, ja, die nagte an ihr, doch die Notwendigkeit absoluter Diskretion wog schwerer. Sie durfte keine direkte Spur legen, die sie mit dieser gefährlichen Suche verband. Stattdessen verfasste sie eine Nachricht, jedes Wort sorgfältig gewählt, um ihre Verzweiflung zu verbergen und gleichzeitig die Dringlichkeit ihrer Anfrage zu kommunizieren. Es war eine chiffrierte Botschaft, in alter Drow-Schrift verfasst, die nur ihr Kontaktmann beim Syndikat, Shezar, würde entziffern können.
Die Nachricht, fest versiegelt und unauffällig, übergab sie einem ihrer vertrauenswürdigsten Boten – einem stummen Sargtling, der für seine unauffällige Effizienz bekannt war und nur Befehle, nicht ihren Inhalt, verstand. Seine Aufgabe war simpel: die Nachricht direkt an Shezar zu überbringen und keine Fragen zu stellen, noch zu beantworten.
In der Botschaft an Shezar hieß es:
„Shezar, das Geschäft des Hauses Ky'Alur dehnt sich aus. Die Ilharess sucht nach neuen Wegen, ihre Autorität zu festigen. Sie benötigt eine Substanz von… außergewöhnlicher Wirkung.“
„Die Ilharess verlangt das Stärkste. Aber was ist 'stark' in diesem Kontext?“, dachte Alniira, während sie die Worte im Geist formulierte, als säße Shezar ihr gegenüber. „Nicht nur das, was den Körper lähmt oder das Herz zum Stillstand bringt. Das kann jeder Alchemist. Sie will etwas, das die Seele formt, das die Realität des Opfers verzerrt. Ich muss Shezar in die richtige Richtung lenken, ohne meine Handlung zu verraten. Er ist ein Händler, kein Philosoph der metaphysischen Verderbnis.“
Die Nachricht fuhr fort: „Ich habe vernommen, das Syndikat hat kürzlich... interessante Lieferungen getätigt. Fässer voller… spezialisierter Elixiere. Ich benötige das stärkste Gift, das ihr beschaffen könnt. Nicht nur tödlich, Shezar. Sondern… verderbend. Etwas, das einen Feind nicht nur von dieser Welt nimmt, sondern seine letzten Momente zu einem Mahnmal der Verzweiflung macht. Etwas, das die Essenz seiner Existenz angreift, es umwertet.“
Alniira sah Shezars gedankliche Reaktion vor sich, wie seine Augenbrauen sich hoben, ein seltenes Zeichen von Überraschung bei ihm. Sie konnte seine gedankliche Antwort beinahe hören: „Verderbend? Wir liefern tödliche Gifte, Alniira. Konzentrate, die selbst einen Drachen zu Fall bringen können. Aber… das ist eine andere Art von Anfrage. Eine, die nach Verderbnis klingt, nicht nach Handel.“
Ihre imaginäre Erwiderung war präzise und unnachgiebig: „In der Tat. Die Ilharess ist… wählerisch. Sie verlangt nach dem Ultimatum. Ein Gift, das so tiefgreifend wirkt, dass der Schmerz über das Physische hinausgeht. Etwas, das die Träume eines Wesens versengt, noch ehe es seinen letzten Atemzug tut. Etwas, das seinen Geist zerreißt. Kennt das Syndikat solche Substanzen? Oder könnt ihr sie beschaffen? Durchstreift mir die dunkelsten Ecken der Welt dafür. Nicht nur die Pfade des Todes, sondern die Abgründe des Geistes. Ich brauche das stärkste, das verderbendste Gift, das eure Chroniken oder eure Spione kennen.“ Ihr imaginärer Blick, rubinrot in der Dunkelheit, bohrte sich in Shezars Augen, ein Flehen in seinen Tiefen, das sie kaum zu zeigen wagte. „Ich brauche eine Richtung. Eine Idee. Etwas, das mich auf den richtigen Pfad führt.“
Sie wusste, Shezar würde ihre wahren Motive zu ergründen versuchen. Er würde vermuten, dass es um eine neue, besonders grausame Bestrafung der Ilharess ging, oder um eine Waffe, die über bloße Klingen hinausging, doch die pure, ungeschminkte Notwendigkeit in ihren Augen würde ihm nicht verborgen bleiben.
Alniira hatte im Voraus einen Beutel mit sorgfältig abgewogenem Gold beigefügt, ein Vorschuss, der die Dringlichkeit ihres Auftrags und ihre Abhängigkeit unterstrich. Die Nachricht endete mit einer klaren Anweisung: „Das Wissen, das dabei gewonnen wird, ist seinen Preis wert. Versteht das. Absolute Diskretion, Shezar. Niemand darf von dieser Suche erfahren. Die Ilharess will ihren Schatten in der Flasche, und ich werde ihn ihr bringen. Ich verlasse mich auf euch.“
Nachdem der Bote die Nachricht fortgetragen hatte, verweilte Alniira noch eine Weile in der Stille ihrer Werkstatt, erfüllt von dem flüchtigen Geruch von Angst, der in der kalten Luft hing. Alniiras Lippen verzogen sich zu einem fast unsichtbaren, triumphierenden Lächeln. Die wahre Jagd hatte soeben begonnen. Und dieses Mal würde sie nicht nur ein Gift finden; sie würde ein Werkzeug finden, das die Grenzen des Geistes selbst neu definierte und die Verzweiflung war nur ein weiterer Katalysator gewesen.