Es wehte eine leichte Brise durch das Hafenviertel. Sie konnte das Salz schmecken welches in der Luft lag. Der Blick schweifte über die Schiffe welche sanft von den Wellen bewegt wurden. Die Nacht hatte sich wie ein Tuch über die Stadt gelegt. Die Geschäftigkeit des Tages ruhte und man hörte gedämpfte Stimmen aus den Schenken. Gelegentlich torkelte ein Seemann gestützt im Arm einer Dame den Weg entlang. Dies wird noch eine lange Nacht ging es ihr durch den Kopf, als sie das Maunzen einer Katze hörte. Sie drehte sich in die Richtung aus der sie das Geräusch vernahm, als sie das sanfte Streichen an ihrem Bein verspürte.
"Hallo" sprach sie während sie sich bückte. Ihre Hand fuhr über das Fell und sie konnte das Vibrieren spüren und hören. "Du wirst mir sicher helfen können" und ihr Griff verfestigte sich im Genick. Sie flüsterte ein paar Worte in die Ohren der Katze und schon entspannte sich das Tier in ihrer Hand. Gerade als sie sich auf den Weg machte zu ihrem Ruderboot, stolperte ein einsamer Seemann aus einer Kneipe direkt in ihre Arme. Unsanft ließ sie das Tier fallen, welches sich sogleich aufrappelte und in einer dunklen Gasse verschwand.
Ärgerlich wendete sich sie dem Mann den sie nun stützen musste, damit er nicht umfiel. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. "Hallo starker Mann. So einsam in dieser Nacht" sagte sie und legte den Arm um den Seemann der sich schwer auf sie stützten musste. Es waren nur noch wenige Meter zur Mole und dem kleinen Ruderboot welches auf sie wartete. Shenia flüsterte ihm etwas ins Ohr und während er nun sanft entschlummerte ließ sie ihn in das Boot gleiten so sanft es ihr möglich war. Ein Schritt und sie stand auf der Ruderbank. Ein Griff zum Poller und sie löste die Leine. Dann ließ sie sich zurückfallen auf die Bank und griff nach den Riemen.
Der Mond schien klar, es gab wenig Wellengang. Es war ein einzigartiges Glitzermeer welches sich ihr dar bot. Doch sie hatte keine Augen für die Schönheit der Nacht. Ruhig und gleichmäßig zog sie die Riemen zurück. Hob sie aus dem Wasser und beugte sich vor. Wieder und wieder. Es brauchte eine Weile ehe sie den Hafen hinter sich gelassen hatte und etwas abseits der Stadt unweit der Küste lag. Es waren wohl 50 Schritt bis zur Küste. Sie ließ den Blick wieder über das Meer gleiten. Die Lichter der Stadt waren fern. Ansonsten konnte man nicht sehen, dass jemand in der Nähe war.
Sie öffnete ihre Sicht für die magische Welt. Die Welt um sie herum begann zu leuchten. Der Blick auf den Mann im Bug des Bootes strahlte ein sanftes Leuchten aus. Und dann wurde sie gewahr wie das Meer glitzerte. Sie lehnte sich etwas über den Rand und ein Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. War die magische Welt hier über dem Meer der Nacht so gleich. Nur hier und da beleuchtet von einzelnen Punkten, durchkreuzt von Linien. So war die Welt unter der Meeresoberfläche ein strahlender Sternenhimmel. Überall um sie herum konnte sie leuchtende Punkte des Lebens sehen. Und je länger sie verharrte desto mehr konnte sie ausmachen. Große und zunehmend immer kleinere strahlende Lichter. Welch Ironie. Kein Leben ohne Wasser. Und doch war diese Welt dort unten so todbringend. Zumindest für Wesen die hier an der Oberfläche lebten.
Shenia löste ihren Blick von der Tiefe. Sie setzte sich aufrecht auf die Bank und formte mit beiden Händen eine Kugel groß genug um den Seemann zu umfassen, der dort beinahe zusammengerollt im Bug lag. Dann konzentrierte sie sich auf die Luft. Nun begann sie die Magie durch sich fließen zu lassen und presste die Luft zwischen den Handflächen in einer dünnen Schicht zusammen. Es waren nur wenige Momente, dann griff sie nach der unsichtbaren Kugel welche sich im Boot gebildet hatte, hob sie mit ihrer Magie an und ließ sie neben dem Boot ins Meer fallen. Deutlich hob sich das Leuchten des Mannes ab, wie es sanft auf und ab in den Wellen tanzte. Es bedarf nur wenig Kraft um die Kugel aufrecht zu halten. Doch allein um sich vor Wasser an der Oberfläche zu schützen, wären ihre Fähigkeiten wohl kaum zu nutze. Ein Boot und Kleidung mag dahingehend ausreichen. Es verbarg sich sicher mehr hinter der Aufgabe. Oder darunter. Und wieder wanderte ihr Blick in die Tiefe. "So tief wie man es benötigt"
Sie drehte die rechte Hand mit der Handfläche nach unten und drückte sie leicht herunter. Die Kugel folgte ihrer Bewegung und tauchte unter die Oberfläche. Musste sie zu Beginn noch Kraft aufwänden um die Kugel herunter zu drücken, sank sie wenig später nun fast von alleine. Doch je tiefer sie nach unten sank, desto stärker spürte sie den Druck der auf der Kugel lastete. Und ihre Kraft floss nun in die Stabilisierung der Kugel. Immer noch sank der Mann in der Kugel, als sie bemerkte das etwas nicht stimmte. Sie spürte wie der Lebensfunke des Menschen zu flackern begann. Kaum merklich hob sich ihr Brustkorb und ein Seufzen kam ihr über die Lippen, als sie den magischen Fluss zur Luftbarriere löste. Langsam kehrte ihre Sicht wieder in die reale Welt zurück und blickte in die dunkle Nacht hinaus. "Dann also die zweite Variante."
Shenia stand auf und fuhr sich mit der rechten Hand über das Gesicht und den mittleren Finger sacht gegen die Haut gedrückt. Tiefer ließ sie die Hand gleiten, erst über Hals und Kehlkopf, bis sie am Brustbein ankam. Nun öffnete sich ihr Mund und sie musste nach Luft schnappen. In kurzen Zügen probierte sie Luft einzusaugen, während sie kaum dazu kam auszuatmen. Immer kurzatmiger war ihr Japsen nach Luft. Doch dann ließ sie sich zur Seite ins fallen. Umfangen vom kalten Wasser waren ihre Atemzüge immer noch auf der Suche nach Luft fanden aber nur dass flüssige Nass. Kurz überkam sie Panik als sie einen tiefen Schwall dabei einzog. Und doch verging nun die Gier nach Luft. Langsam beruhigte sie sich jetzt wieder. Gleichmäßig zog sie das Wasser durch den Mund ein und wieder aus.
Sie gab sich noch einen Moment der Ruhe und stellte fest, dass das Meer keineswegs ruhig war. Deutlich vernahm sie ein gleichmäßiges Knistern. Doch sie war hier aus einem anderen Grund. Wieder wechselte ihre Sicht auf die magische Ebene. Und dann beugte sie sich vor und begann in die Tiefe zu schwimmen. Ohne Luft in den Lungen verspürte sie den Druck des Wassers der auf ihr lastete kaum. Und doch begann sie einen kleinen magischen Schild um sich aufzubauen. Es galt sich vor unliebsamen Überraschungen von den Meeresbewohnern abzuschirmen. Immer tiefer sank sie. Und dann erreichte sie den Boden. Sie setzte sich im Schneidersitz hin und blickte sich um. Das Leben schwamm um sie herum, von Zeit zu Zeit kamen auch einzelne Fische zu ihr. Betrachteten den ungewohnten Besucher.
Eine Weile ließ sie noch die Eindrücke auf sich wirken. Dann erhob sie sich, stieß sich vom Boden ab und schwamm wieder der Oberfläche entgegen. Kaum durchbrach sie die Grenzfläche kam ein Schwall Wasser aus ihrem Mund. Mühsam zog sie sich ins Boot. Immer wieder Wasser spuckend und dann wieder japsend. Schnell bevor die Panik sie übermannen konnte fuhr sie mit ihrer Hand diesmal vom Brustbein aufwärts bis über ihr Gesicht. Ein tiefer Atemzug füllte ihre Lungen wieder mit der dringend gesuchten Luft und ihr Atem beruhigte sich zusehends. Die beiden Zeigefinger aneinander gedrückt zog sie die Magie erneut in sich ein. Dann öffnete sie die beiden Hände und drückte das Wasser aus der Kleidung und wenige Momente später saß sie wieder trocken im Boot.
Die Riemen tauchten kurz darauf wieder ins Wasser. Und im gleichmäßigen Takt ihrer Ruderzüge bewegte sich das Boot langsam wieder in den Hafen. Schnell war das Boot festgemacht und ihre Schritte trugen sie in ihr Heim. Die Feder kratzte über das Papier
Ich bin in der Lage.
Shenia Damotil.