Seite 1 von 1

Die Durchdringung der magischen Barriere vor blassem Grund...und ein Ork

Verfasst: 25 Aug 2025, 14:04
von Kaimond Devenor
Meine Gedanken fühlen sich an wie ein Strudel, der sich zunächst langsam und dann immer schneller dreht. Die Rotation als angenehm zu beschreiben, wäre ein Euphemismus ohnegleichen gewesen. Verschiedene Fragmente meiner Erinnerungen werden durcheinandergeworfen, überlageren sich, als hätte man die Regale einer Abteilung einer Bibliothek umgeworfen und stünde nun vor dem Haufen Bücher. Jede Seite ist kostbar, jeder Einband sorgsam gepflegt damit sie an den richtigen Platz kamen. Doch mein Geist vermag sie nicht mehr an die rechten Stellen zu legen, als die Verbindung mich fortzieht. Es tauchen jedoch auch noch Schnipsel aus den Büchern gänzlich anderer Bibliotheken, die mit einem Geheimgang miteinander verbunden sind, auf, die jäh herausgerissen wurden. Sie lassen meine Erinnerungen noch weiter fragmentieren.

Ich stehe in einem roten Meer, feurig Gestalt ist nicht fern. Ich sehe eine Rothaarige, die mein Leben nimmt, spüre den Moment mit einem kurzen Stich in meinem Herzen, doch dies war nichts im Vergleich zu den vorherigen Toden. Ein Teil dieser Erinnerungen verblasst.

Ich erinnere mich an Laveniyas Gesicht, ihren Namen, ihr Sein und eine kalte Hand umschließt mein Herz in flirrender Traurigkeit kurz bevor diese Seite erneut entrissen wird und im Äther verschwindet. Andere Erinnerungsseiten flatterten umher nur allzu lose. Ein weiteres Gesicht - Oderin Duranges. Meine Klinge ist bereit, den Tanz zu tanzen, um ihn aufzuhalten – um jeden Preis. Sah es denn sonst niemand? Den Wahn im Glauben? Den Glauben im Wahn? Noch immer zittern meine Finger, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Nie zuvor war es mir so schwergefallen, die Klinge zu ziehen und Sünden auf mich zu laden.

Es folgt eine Periode der Dunkelheit in der ich weitergezogen werden tiefer und tiefer hinein in das Nirgendwo, bis aus dem Nirgendwo ein Irgendwo wird. Ich stehe an einem Ufer und meine Augen heften sich an die weite See. Es dauert einen Moment, bis ich einen Drang in mir hochkommen spüre und mir des brennenden Wassers in meinem Mund und meinen Lungen gewahr werde. Ich spucke es aus, hustend und prustend.
Aetherium ist dort. Verbündeter, Gardist, Vorgesetzter einst. Wir beide haben eine Ruhe, die uns zu eigen war, die uns verband. Ein Freund, so glaube ich zumindest, seit langer Zeit.
Dort ist ein Ork. Ein Ork? Ein Ork! Er sitzt dort. Ich verstehe nicht. Bin ich in einem Fiebertraum? Ich habe noch immer keine Klinge. Er macht ein Feuer. Ich verstehe nicht.
Eine Frau ist dort. Ihr Gesicht blass, ihre Haare dunkel. Es ist das Gesicht aus dem Wasser, das Gesicht des Todes. Sie stößt die Spiegelscherben in mir, an ohne es vermutlich zu wissen. Die Melodie einer tiefen Sehnsucht wird in mir gesummt. Ich möchte ihr nahe sein, nein ich muss ihr nahe sein! Etwas in mir braucht diese Verbindung. Ich will sie berühren. Es ist als ob etwas in mir fehlt, das nur sie füllen kann. Die Spiegelscherben schnappen freudig nach mir, treiben mich an.

Aetherium…du stellst dich mir in den Weg. Wieso? Ich verstehe nicht, nein DU verstehst nicht. Ich brauche dies. Es ist wichtig. Ich bitte dich!
Mein Geist ist nicht aufgeräumt, nicht ruhig genug. Ich kann mich nicht fokussieren. Zu viele Fragen stellst du mir, mein Freund. Fragen auf die ich keine Antworten habe.

Wir sind nun in deinem Haus. Du hast uns drei hierhergebracht. Ist der Ork auch hier? Nein? Gut.
Du bist eine Barriere, Aetherium. Etwas in mir möchte dich schlagen, dich aus dem Weg räumen. Endlich lässt du es zu, gibst den Weg frei zu ihr.
Eine Berührung, und es ist still in meinem Kopf, endlich. Das Gemisch der Gefühle ist alchemistisch komplex abgewogen: Eine große Portion Zufriedenheit und Ruhe, Zugehörigkeit, eine Prise Wärme und einige geheime Zutaten, die ich nicht zu erraten vermag, die die Sehnsucht zu stillen vermögen.
Dann spüre ich wie Aetherium sich gegen mich wirft. Mein Kopf schlägt auf und es wird dunkel.
Die Dunkelheit wird rasch durchdrungen und wieder bin ich in einer meiner Iterationen des Todes. Allerdings kenne ich diese bereits. In Kürze wird jemand meine Kehle zuschnüren; nur eine Erinnerung, keine Wahrheit. Ich schaffe es mich davon zu lösen und wie in einem luziden Traum wandle ich nun durch die letzten Momente im Hause Aetheriums.
Es war nicht nur eine Berührung. Ich sehe wie die Hand der Frau sich an meine Wange legt. Kühl ist sie, wie ihre Lippen, die sich den meinen nähern. Ein Kuss wird gegeben, mehr denn genommen. Ich spüre etwas, wenn ich daran denke. Liebe ich sie? Nein, das ist es nicht. Ich kenne sie nicht einmal. Ist es ein niederes Verlangen? Auch das ist es nicht. Ich muss mich konzentrieren.
„Du bist ein Dummkopf, Kaimond“, klingt eine andere, vertraute, tiefere Stimme in mir an.
Dann ist da noch etwas anderes. Worte, die an mir vorbeigeflossen sind, aber nun präsent werden, sich wie kleine Sterne leuchtend in mein Bewusstsein brennen:
Εγω ειμι Ανκαναγαρεια, ω λυπηρος πολεμιστης,
και εγω οδυρομαι οτι σε υποδεχομαι,
εν ταυτη τη απειρω νυκτι,
Ακουε την καρδιαν μου, φθοραν τυπτουσαν,
και γευσαι ψυχρων χειλεων μου τραγωδιαν.
Was bedeutet dies? Warum ist es an mir vorbeigeflossen? Warum erinnere ich mich an die Aussprache?
Ich sehe wie die Frau zurückfällt, wie sich meine Arme sich um sie legen und sie an mich drücken. Nur noch ein Moment. „Habt Dank“, fließt es von meinen Lippen. Sie ist es, die mich aus den Fängen des Todes befreite. Warum ist sie es? Das wird zu eruieren sein. Dann trifft mich Aetherium.
Die Berührung der Verbundenen löste etwas aus. Erinnerungen stobten auf und wurden wie eine Explosion aus reinem Staub in seinen Geist und sein Innerstes getrieben, legten sich in jede feine Ritze. Ein Name blitzt blendend hell in Kaimonds zerrissenem Geist auf: Ancanagar.
An anderer Stelle legte sich ein blickloser Blick auf die drei Personen. Zähne, die keine sind, wurden gebleckt und eine stimmlose Stimme wabert hervor: „Endlich!“.

Jäger und Sammler

Verfasst: 26 Aug 2025, 00:12
von Beobachter
Die letzte Quelle war nicht ergiebig genug, aber das Mahl war notwendig gewesen. Die Wechsel wurden immer anstrengender und verlangten dem Wesen immer mehr ab. In diesem Moment musste entschieden werden, ob eine Jagd oder eine Sammlung nun zu vorzuziehen wäre. Vielleicht war aber auch beides möglich?

Ein blickloser Blick streckte sich und fiel sich auf eine Ansammlung von Holz, Lehm und Steinen inmitten einer Ansammlung von Leben, menschlichem Leben. Britain nennen die Menschen diesen Ort in dieser Sphäre. Die Leben pulsierten wundervoll, aber alles zu nehmen wonach es dürstete, wäre zu gierig gewesen. Zu viel zu nehmen, würde Aufmerksamkeit bedeuten. Eine Aufmerksamkeit, die ganz und gar nicht erwünscht war.

Das Bewusstsein suchte nach etwas Besonderem, das sein Interesse weckte. Es wurde fündig ganz im Herzen dieser Stadt in einer besonders hohen Auftürmung von Steinen. Der Sammlertrieb wurde geweckt. Fließende Nebelfasern glitten durch Wände, die bedeutungslos waren, bis ein prächtiges Schlafgemach erreicht wurde. Dort lag eine Frau, die sich der Präsenz nicht gewahr war. Es musste vorsichtig sein. Die Schnitte mussten im Verborgenen getan werden, wie dereinst auch bei Lamarit und Melan. Diese Laienne de Corridre war nicht von demselben Blute gewesen und somit der Sammlung nicht würdig.

Es sammelte seine Konzentration und tat zunächst einen vorsichtigen, aber präzisen Schnitt und dann einen weiteren mit mehr Selbstvertrauen, bis schließlich ein Teil der Person abgetrennt war. Es war kein Körperteil, sondern eher ein Teil des Seins der Person, der dort zerschnitten wurde. Fingerlose Finger glitten durch die eigene Sammlung, und Stücke aus der Sammlung wurden anstelle des abgetrennten Teils im Sein der Person platziert. Eine dünne Nadel stach eine feine Naht hinein, die keine Naht war, um die Bruchstücke zu verbinden. Dies geschah sehr sorgsam, wie zuvor bei Melan und Lamarit, sodass möglichst wenige Spuren zurückblieben. Schließlich sollte keine Aufmerksamkeit erregt werden.
Plötzlich spürte es Augen auf sich. Nicht die Augen der dort Schlafenden, sondern die Augen derer, die nach ihm fahndeten. Die Präsenz der Häscher war schon fast spürbar. Schnell wurde die Beute umschlossen und der Weg in die Zerrflucht angetreten. Es sprach sprachlos in die Zerrflucht hinein, zu dem abgetrennten Teil in seinen fingerlosen Händen, und ein lippenloses Grinsen flackerte auf: „Seid gegrüßt, Ereteria. Willkommen in meiner Sammlung!“

Auch wenn es wusste, dass diese Teile nicht sprechen konnten und nur ein kleines Fragment eines Ganzen waren, während der größte Teil der Person zurückgelassen wurde, verschaffte diese unnötige Ansprache doch eine gewisse Befriedigung.