Eine neue Ordnung
Verfasst: 10 Nov 2025, 19:58
Der Himmel brannte. Nicht wie in Schlachten etwa, in denen Feuerpfeile den Nachthimmel erhellten, sondern in einem Licht, das selbst die Dunkelheit zerschnitt. Es regnete Feuer. Glühende Brocken, große Felsen. Man könnte meinen, Sterne fielen vom Himmel. Doch mit einer Kraft, die noch kein Lebewesen jemals zuvor erlebt.
Die Erde bebte, Flüsse verdampften. Wälder verbrannten zu Staub. Die bisher bekannte Welt, sie sollte sich durch dieses Ereignis auf seltsame und unwiederbringliche Art und Weise verändern.
Als ihn das Licht und die darauf folgende Schockwelle des Einschlags traf, wurde alles schwarz um ihn. Er fühlte keinen Schmerz. Nur Leere. Keine Gedanken. Unendliche Stille. Nichts. Sein Körper, getragen von der Kraft des Einschlags wandelte schwerelos durch den Raum. Dann blitzen Erinnerungen vor ihm auf. War es ihm eine gute Erinnerung, so sollte diese nun ein tragisches Ende aufzeigen. Waren es Erinnerungen an Freunde, so waren diese Feinde. Alles war anders. Aus Grün wurde Rot. Aus Hell wurde Dunkel. Nichts so, wie es einmal war.
Lang war die Zeit bis zu seinem Widererwachen. Eine gefühlte Ewigkeit. Langsam zu Bewusstsein kommend, tastete er vorsichtig die unmittelbare Umgebung seines Körpers ab. Sand zwischen den Fingern reibend atmete er tief ein. Nochmal. Und noch einmal. Es roch nach Salz, Schimmel und kalter Asche. Er hörte Wellen, das Rauschen des Meeres. Er schlug langsam die Augen auf. Geblendet hob er langsam seinen Kopf. Ihm tat alles weh, sämtliche Knochen in seinem geschundenen Körper.
Die Augen weit geöffnet, lag er an einem Strand. Die Brandung schwarz wie Tinte. Am Horizont ragte eine unbekannte Küstenlinie. Weit und breit keine Menschenseele. Die Sterne am Himmel — sie sahen falsch aus. Zu viele. Zu nah. Lucio suchte nach seinem alten Dolch. Eine Art Glücksbringer aus Kindheitstagen, den er immer bei sich trug. Dieser war noch im halb zerfetzten Halfter. Es beruhigte ihn ein wenig. Die Klinge stumpf, aber echt. Und doch schnitt er sich an seiner linken Hand. Schmerz. Stechend. Beißend. Ein Beweis, dass er selbst noch real war. Langsam lief das Blut entlang seiner Finger. Warm. Echt.
Erstmal richtig aufgerappelt riss er ein Stück seines Hemdes ab und verband sogleich die Wunde. Dann, ohne jegliches Ziel vor Augen lief er langsam los. Orientierungslos. Er lief und lief. Tagelang. Er kam entlang verlassener Dörfer, die aussahen wie Nachbildungen seiner Erinnerungen, nur… verzogen. Ein Wirtshaus mit demselben Namen. Leer und schon längst verlassen. Eine Kapelle mit vertrauter Form. Ohne Götterbilder, ohne Gläubige. Es war, als hätte jemand seine Welt aus Lehm neu geformt — gleich genug, um ihn zu täuschen, aber fremd genug, um ihn zu verstören.
Tag um Tag wanderte er durch verbrannte Lande. Die Luft war schwer von Asche, der Himmel bedeckt von grauer Wolke, durch die nur manchmal ein schwacher Schimmer drang. Überall stieß er auf Krater, in denen grünlich glühende Brocken lagen – Überreste der Kometen, die niedergegangen waren. Manche leuchteten pulsierend, andere flüsternd – Worte, die fast menschlich klangen.
Alsbald begegnete er anderen – Reisenden, Flüchtlingen, Menschen mit leeren Blicken. Verwahrlost. Sie sprachen von einem neuen Königreich. Von drei Grafschaften, die es zusammenhielt. Von Städten, die gefallen waren, und von Orten, an die niemand mehr zurückkehrte.
„Nur drei Bastionen stehen noch“, sagten manche.
„Britain. Moonglow. Düsterhafen.“
Doch selbst die seien nicht sicher. Etwas – ein Fluch – habe das Land umschlungen. Ein dunkler Gürtel, den niemand durchdringen könne.
Lucio zog weiter. Er trug den Staub der alten Welt auf der Haut und den Zweifel der neuen in der Brust. Manchmal glaubte er, Stimmen zu hören – jene seiner Gefährten, die ihn aus der Vergangenheit riefen. Doch sobald er sich umdrehte, war da nichts außer Nebel.
Er nahm die Richtung gen Westen. Nach Tagen des Marsches roch er erneut das Salz in der Luft. Doch das Meer sang kein Lied mehr. Die Wellen schlugen träge gegen zerbrochene Kais, und dort, wo einst stolze Handelsschiffe lagen, dümpelten Wracks im dreckigen Wasser.
Das war Düsterhafen – oder das, was davon übrig war.
Die Stadt war überfüllt. Überlebende aus allen Himmelsrichtungen suchten Schutz.
Die Straßen waren eng, feucht, übervölkert. Zwischen den bröckelnden Fassaden drängten sich Stände, an denen Hungernde ihre letzten Münzen tauschten.
In den Slums, jenseits der alten Stadtmauer, stapelten sich Bretterhütten und Tücher über Abflusskanälen. Kinder mit Rußgesichtern spähten aus den Schatten, und irgendwo fauchte eine Katze zwischen Müllhaufen.
Lucio zog seine mit Brandlöchern versehene Kapuze tiefer ins Gesicht. Der Griff seines Dolches fühlte sich schwerer an als sonst. Hier war alles anders. Hier war die Welt selbst der Feind. Er blieb an einer Kreuzung stehen, wo das Wasser knöcheltief stand. Von fern drang der Klang einer Glocke herüber – dumpf, traurig, wie das Herz dieser neuen Welt. Lucio hob den Blick. Asche fiel vom Himmel wie Schnee.
„Dann soll es eben hier beginnen“, murmelte er.
Und ging weiter – tiefer hinein in die Slums von Düsterhafen, wo Hoffnung und Verderben denselben Atem teilten. Neugierig darauf, was die Zukunft für ihn bereit halten würde.
Die Erde bebte, Flüsse verdampften. Wälder verbrannten zu Staub. Die bisher bekannte Welt, sie sollte sich durch dieses Ereignis auf seltsame und unwiederbringliche Art und Weise verändern.
Als ihn das Licht und die darauf folgende Schockwelle des Einschlags traf, wurde alles schwarz um ihn. Er fühlte keinen Schmerz. Nur Leere. Keine Gedanken. Unendliche Stille. Nichts. Sein Körper, getragen von der Kraft des Einschlags wandelte schwerelos durch den Raum. Dann blitzen Erinnerungen vor ihm auf. War es ihm eine gute Erinnerung, so sollte diese nun ein tragisches Ende aufzeigen. Waren es Erinnerungen an Freunde, so waren diese Feinde. Alles war anders. Aus Grün wurde Rot. Aus Hell wurde Dunkel. Nichts so, wie es einmal war.
Lang war die Zeit bis zu seinem Widererwachen. Eine gefühlte Ewigkeit. Langsam zu Bewusstsein kommend, tastete er vorsichtig die unmittelbare Umgebung seines Körpers ab. Sand zwischen den Fingern reibend atmete er tief ein. Nochmal. Und noch einmal. Es roch nach Salz, Schimmel und kalter Asche. Er hörte Wellen, das Rauschen des Meeres. Er schlug langsam die Augen auf. Geblendet hob er langsam seinen Kopf. Ihm tat alles weh, sämtliche Knochen in seinem geschundenen Körper.
Die Augen weit geöffnet, lag er an einem Strand. Die Brandung schwarz wie Tinte. Am Horizont ragte eine unbekannte Küstenlinie. Weit und breit keine Menschenseele. Die Sterne am Himmel — sie sahen falsch aus. Zu viele. Zu nah. Lucio suchte nach seinem alten Dolch. Eine Art Glücksbringer aus Kindheitstagen, den er immer bei sich trug. Dieser war noch im halb zerfetzten Halfter. Es beruhigte ihn ein wenig. Die Klinge stumpf, aber echt. Und doch schnitt er sich an seiner linken Hand. Schmerz. Stechend. Beißend. Ein Beweis, dass er selbst noch real war. Langsam lief das Blut entlang seiner Finger. Warm. Echt.
Erstmal richtig aufgerappelt riss er ein Stück seines Hemdes ab und verband sogleich die Wunde. Dann, ohne jegliches Ziel vor Augen lief er langsam los. Orientierungslos. Er lief und lief. Tagelang. Er kam entlang verlassener Dörfer, die aussahen wie Nachbildungen seiner Erinnerungen, nur… verzogen. Ein Wirtshaus mit demselben Namen. Leer und schon längst verlassen. Eine Kapelle mit vertrauter Form. Ohne Götterbilder, ohne Gläubige. Es war, als hätte jemand seine Welt aus Lehm neu geformt — gleich genug, um ihn zu täuschen, aber fremd genug, um ihn zu verstören.
Tag um Tag wanderte er durch verbrannte Lande. Die Luft war schwer von Asche, der Himmel bedeckt von grauer Wolke, durch die nur manchmal ein schwacher Schimmer drang. Überall stieß er auf Krater, in denen grünlich glühende Brocken lagen – Überreste der Kometen, die niedergegangen waren. Manche leuchteten pulsierend, andere flüsternd – Worte, die fast menschlich klangen.
Alsbald begegnete er anderen – Reisenden, Flüchtlingen, Menschen mit leeren Blicken. Verwahrlost. Sie sprachen von einem neuen Königreich. Von drei Grafschaften, die es zusammenhielt. Von Städten, die gefallen waren, und von Orten, an die niemand mehr zurückkehrte.
„Nur drei Bastionen stehen noch“, sagten manche.
„Britain. Moonglow. Düsterhafen.“
Doch selbst die seien nicht sicher. Etwas – ein Fluch – habe das Land umschlungen. Ein dunkler Gürtel, den niemand durchdringen könne.
Lucio zog weiter. Er trug den Staub der alten Welt auf der Haut und den Zweifel der neuen in der Brust. Manchmal glaubte er, Stimmen zu hören – jene seiner Gefährten, die ihn aus der Vergangenheit riefen. Doch sobald er sich umdrehte, war da nichts außer Nebel.
Er nahm die Richtung gen Westen. Nach Tagen des Marsches roch er erneut das Salz in der Luft. Doch das Meer sang kein Lied mehr. Die Wellen schlugen träge gegen zerbrochene Kais, und dort, wo einst stolze Handelsschiffe lagen, dümpelten Wracks im dreckigen Wasser.
Das war Düsterhafen – oder das, was davon übrig war.
Die Stadt war überfüllt. Überlebende aus allen Himmelsrichtungen suchten Schutz.
Die Straßen waren eng, feucht, übervölkert. Zwischen den bröckelnden Fassaden drängten sich Stände, an denen Hungernde ihre letzten Münzen tauschten.
In den Slums, jenseits der alten Stadtmauer, stapelten sich Bretterhütten und Tücher über Abflusskanälen. Kinder mit Rußgesichtern spähten aus den Schatten, und irgendwo fauchte eine Katze zwischen Müllhaufen.
Lucio zog seine mit Brandlöchern versehene Kapuze tiefer ins Gesicht. Der Griff seines Dolches fühlte sich schwerer an als sonst. Hier war alles anders. Hier war die Welt selbst der Feind. Er blieb an einer Kreuzung stehen, wo das Wasser knöcheltief stand. Von fern drang der Klang einer Glocke herüber – dumpf, traurig, wie das Herz dieser neuen Welt. Lucio hob den Blick. Asche fiel vom Himmel wie Schnee.
„Dann soll es eben hier beginnen“, murmelte er.
Und ging weiter – tiefer hinein in die Slums von Düsterhafen, wo Hoffnung und Verderben denselben Atem teilten. Neugierig darauf, was die Zukunft für ihn bereit halten würde.