von Parthena Telperien » 29 Jun 2025, 12:35
Zwei Tage waren vergangen, seit Parthena Telperien mit zitternder Stimme zum alten Yewbaum gesprochen hatte. Und seither hatte sie kaum zur Ruhe gefunden. Die Welt war in Aufruhr – selbst wenn der Himmel für die meisten noch ruhig wirkte, spürte sie unter der Haut eine Spannung, als würde das Lied der Welt in Moll umschlagen. Der Gedanke an Kometen, an das drohende Ende, an Feuer, das vom Himmel fällt, ließ sie nachts wach liegen. Doch stärker noch war die Hoffnung, die sie empfunden hatte, als sie die Knospe wachsen sah. Hoffnung, die sie heute zurückführte.
Der Wald von Yew begrüßte sie mit stillem Wispern. Kein Wind bewegte die Äste, und doch schien der Wald selbst zu atmen, zu lauschen. Barfuß trat sie durch das weiche Moos, ein kleiner Beutel um ihre Schulter, ihre Hände gefaltet. Sie sprach kein Wort, bis sie den Hain erreichte – jenen uralten Platz, an dem der gewaltige Yewbaum stand, dessen Rinde älter war als jedes Gedicht.
Und dort – direkt unter dem Zweig, den sie markiert hatte – sah sie es: Ein zarter, junger Setzling. Kaum eine Handspanne hoch, doch sein Stämmchen war aufrecht, und seine Blätter glänzten im dunstigen Licht wie poliertes Smaragdglas. Der Boden um ihn war leicht geöffnet, fast als hätte der Baum selbst die Wurzeln vorsichtig freigelegt. Kein Tier hatte ihn angerührt. Kein Blatt war gekrümmt. Der Setzling wartete. Auf sie.
Parthena blieb zunächst einfach stehen. Dann fiel sie lautlos auf die Knie. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie sie um den kleinen Wurzelballen legte. „Du bist echt...“, hauchte sie, fast ungläubig. Der Blütenvogel, der sie begleitet hatte, flatterte einmal auf und setzte sich dann wieder auf ihre Schulter, als wüsste er, dass hier ein Moment von Bedeutung geschah.
Mit größter Vorsicht hob sie den Setzling aus dem Boden. Die Erde war weich, duftete nach Leben und Altwerden zugleich. Und der kleine Baum ließ sich heben wie ein Kind, das sich nicht wehrt. Parthena hielt ihn in den Händen, als wäre er aus Licht gemacht.
Dann trat sie an den Stamm des großen Baumes heran. Nah genug, um die Muster seiner Rinde zu sehen – Geschichten und Jahresringe, die sich über Jahrhunderte in das Holz gefräst hatten. Sie legte ihre Stirn an das warme, lebendige Holz. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch:
„Le hannon, edhelvenna nîr… Ich danke dir, weiser Baum. Du hast mir geglaubt. Du hast deine Kraft geteilt, obwohl du weißt, wie nah das Ende ist. Und jetzt trage ich einen Teil von dir weiter.“
Sie verharrte so, eine lange Weile. Kein Vogel rief. Kein Zweig knackte. Nur das tiefe, kaum wahrnehmbare Pulsieren, als würde der Baum ihr zuhören.
Dann flüsterte sie weiter: „Ich werde ihn beschützen. Ich werde ihm beibringen, zu wachsen, auch wenn alles fällt. Und wenn wirklich nichts mehr bleibt… dann wird wenigstens einer von euch weiterleben.“
Sie trat einen Schritt zurück, verbeugte sich tief, die Stirn beinahe wieder am Boden. Als sie sich aufrichtete, glänzten ihre Augen feucht. Doch es war keine Trauer darin. Es war Entschlossenheit.
Sie wickelte die Wurzeln vorsichtig in feuchtes Tuch, band den Beutel sicher zu, und trat den Rückweg an. Nicht eilig, nicht mit bangem Herzen, sondern in dem ruhigen, gleichmäßigen Schritt jener, die wissen, was sie tun müssen.
Parthena Telperien – jung, fröhlich, zart – trug nun mehr als nur einen Setzling in den Händen. Sie trug ein Erbe. Ein Versprechen. Und einen Hoffnungsschimmer, der vielleicht eines Tages zu einem ganzen Wald heranwachsen würde.
Erneut zog Sie ihr BUch hervor und begann zu schreiben.
Ein Blatt, so klein, vom Sturm bewegt,
ein Hauch von grünem Sein –
doch wer es in der Seele trägt,
wird nicht verloren sein.
Die Wurzel ruft, der Zweig erwacht,
der Samen schläft nicht stumm.
Selbst in der tiefsten, finstren Nacht
träumt er von Morgen drum.
Zwei Tage waren vergangen, seit Parthena Telperien mit zitternder Stimme zum alten Yewbaum gesprochen hatte. Und seither hatte sie kaum zur Ruhe gefunden. Die Welt war in Aufruhr – selbst wenn der Himmel für die meisten noch ruhig wirkte, spürte sie unter der Haut eine Spannung, als würde das Lied der Welt in Moll umschlagen. Der Gedanke an Kometen, an das drohende Ende, an Feuer, das vom Himmel fällt, ließ sie nachts wach liegen. Doch stärker noch war die Hoffnung, die sie empfunden hatte, als sie die Knospe wachsen sah. Hoffnung, die sie heute zurückführte.
Der Wald von Yew begrüßte sie mit stillem Wispern. Kein Wind bewegte die Äste, und doch schien der Wald selbst zu atmen, zu lauschen. Barfuß trat sie durch das weiche Moos, ein kleiner Beutel um ihre Schulter, ihre Hände gefaltet. Sie sprach kein Wort, bis sie den Hain erreichte – jenen uralten Platz, an dem der gewaltige Yewbaum stand, dessen Rinde älter war als jedes Gedicht.
Und dort – direkt unter dem Zweig, den sie markiert hatte – sah sie es: Ein zarter, junger Setzling. Kaum eine Handspanne hoch, doch sein Stämmchen war aufrecht, und seine Blätter glänzten im dunstigen Licht wie poliertes Smaragdglas. Der Boden um ihn war leicht geöffnet, fast als hätte der Baum selbst die Wurzeln vorsichtig freigelegt. Kein Tier hatte ihn angerührt. Kein Blatt war gekrümmt. Der Setzling wartete. Auf sie.
Parthena blieb zunächst einfach stehen. Dann fiel sie lautlos auf die Knie. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie sie um den kleinen Wurzelballen legte. „Du bist echt...“, hauchte sie, fast ungläubig. Der Blütenvogel, der sie begleitet hatte, flatterte einmal auf und setzte sich dann wieder auf ihre Schulter, als wüsste er, dass hier ein Moment von Bedeutung geschah.
Mit größter Vorsicht hob sie den Setzling aus dem Boden. Die Erde war weich, duftete nach Leben und Altwerden zugleich. Und der kleine Baum ließ sich heben wie ein Kind, das sich nicht wehrt. Parthena hielt ihn in den Händen, als wäre er aus Licht gemacht.
Dann trat sie an den Stamm des großen Baumes heran. Nah genug, um die Muster seiner Rinde zu sehen – Geschichten und Jahresringe, die sich über Jahrhunderte in das Holz gefräst hatten. Sie legte ihre Stirn an das warme, lebendige Holz. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch:
„Le hannon, edhelvenna nîr… Ich danke dir, weiser Baum. Du hast mir geglaubt. Du hast deine Kraft geteilt, obwohl du weißt, wie nah das Ende ist. Und jetzt trage ich einen Teil von dir weiter.“
Sie verharrte so, eine lange Weile. Kein Vogel rief. Kein Zweig knackte. Nur das tiefe, kaum wahrnehmbare Pulsieren, als würde der Baum ihr zuhören.
Dann flüsterte sie weiter: „Ich werde ihn beschützen. Ich werde ihm beibringen, zu wachsen, auch wenn alles fällt. Und wenn wirklich nichts mehr bleibt… dann wird wenigstens einer von euch weiterleben.“
Sie trat einen Schritt zurück, verbeugte sich tief, die Stirn beinahe wieder am Boden. Als sie sich aufrichtete, glänzten ihre Augen feucht. Doch es war keine Trauer darin. Es war Entschlossenheit.
Sie wickelte die Wurzeln vorsichtig in feuchtes Tuch, band den Beutel sicher zu, und trat den Rückweg an. Nicht eilig, nicht mit bangem Herzen, sondern in dem ruhigen, gleichmäßigen Schritt jener, die wissen, was sie tun müssen.
Parthena Telperien – jung, fröhlich, zart – trug nun mehr als nur einen Setzling in den Händen. Sie trug ein Erbe. Ein Versprechen. Und einen Hoffnungsschimmer, der vielleicht eines Tages zu einem ganzen Wald heranwachsen würde.
Erneut zog Sie ihr BUch hervor und begann zu schreiben.
[quote]Ein Blatt, so klein, vom Sturm bewegt,
ein Hauch von grünem Sein –
doch wer es in der Seele trägt,
wird nicht verloren sein.
Die Wurzel ruft, der Zweig erwacht,
der Samen schläft nicht stumm.
Selbst in der tiefsten, finstren Nacht
träumt er von Morgen drum.[/quote]