In den fr?hen Morgenstunden, als das Licht der Sonne sich nur z?gerlich durch das gr?ne Bl?tterdach von Yew k?mpfte, schritt Parthena Telperien barfu? durch das taunasse Gras. Ihr helles Haar war zu einem losen Zopf gebunden, und auf ihrer Schulter sa? ein kleiner Bl?tenvogel, der hin und wieder leise zwitscherte, als w?rde er ihre Gedanken verstehen. Die Worte von Rianon hallten noch immer in ihrem Herzen wider wie ein ferner, trauriger Gesang: Die Welt war in Gefahr ? Kometen und Feuer aus den Himmeln k?ndigten das Ende an.
Aber sie war keine jener Elfen, die einfach nur warteten. Wenn Hoffnung so leicht verloren ging, dann musste man sie eben pflanzen.
Der Yewbaum, den sie suchte, stand am Rande des heiligen Hains ? ein uralter, knorriger Riese, dessen Stamm so breit war, dass sieben Elfen ihn nicht h?tten umarmen k?nnen. Er war der ?lteste unter seinesgleichen, und manche behaupteten, dass seine Wurzeln bis in die Erinnerungen der Welt reichten.
Parthena kniete sich an seine Seite und legte ihre Hand auf die rissige Rinde. ?Suilad, mellon. Ich wei?, du sp?rst es auch?? Ihre Stimme war leise, fast ehrf?rchtig. ?Die Welt zittert. Viele haben Angst. Aber ich glaube, du kannst uns helfen.?
Sie verharrte lange so, die Fingerspitzen an der Rinde, das Ohr zum Stamm geneigt. Kein Wind bewegte die Zweige, und doch glaubte sie, ein Fl?stern zu h?ren ? wie ein Echo, das aus dem Innersten des Baumes kam.
Dann holte sie aus ihrer Umh?ngetasche ein kleines P?ckchen ? einen Stoffbeutel . Darin war eine Prise pulverisierter Bl?tenstaub und ein Tropfen Wasser aus dem silbernen Quell, den ihr Gro?vater einst geh?tet hatte. Sie mischte beides mit einem winzigen Samen von einem der j?ngeren B?ume, hielt die Mischung an ein knospendes ?stchen des Yew und fl?sterte alte Worte, die sie aus Liedern kannte, nicht aus B?chern: ?Etha i?gelaidh. Na s?la i?ammen.? ? ?ffne dich dem Licht. M?gest du f?r uns leuchten.
Zu ihrer ?berraschung bebte der Zweig leicht. Eine einzelne Knospe, kaum gr??er als ihr Fingernagel, schob sich hervor, prall und lebendig. Parthena riss die Augen auf. Ihr Herz pochte. ?Du willst es also auch?? fl?sterte sie, und l?chelte.
Sie band vorsichtig ein kleines Band aus rotem Gras um den Zweig, um die Stelle zu markieren. Dann zog sie ein Buch hervor und begann, die Beobachtung niederzuschreiben ? nicht als Bericht, sondern als Liedzeile:
Wenn die Welt vergeht in Flammen,
und der Himmel weint aus Stein,
so tr?gt ein Samenkorn den Namen,
der die Hoffnung l?sst gedeihn.
Parthena w?rde wiederkommen. Und sie w?rde die Samen einsammeln, wenn es Zeit war. Wenn niemand sonst den Anfang wagte ? dann eben sie.
Die Knospe der Hoffnung
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Die Gabe des Yewbaums – Parthenas Rückkehr
Zwei Tage waren vergangen, seit Parthena Telperien mit zitternder Stimme zum alten Yewbaum gesprochen hatte. Und seither hatte sie kaum zur Ruhe gefunden. Die Welt war in Aufruhr – selbst wenn der Himmel für die meisten noch ruhig wirkte, spürte sie unter der Haut eine Spannung, als würde das Lied der Welt in Moll umschlagen. Der Gedanke an Kometen, an das drohende Ende, an Feuer, das vom Himmel fällt, ließ sie nachts wach liegen. Doch stärker noch war die Hoffnung, die sie empfunden hatte, als sie die Knospe wachsen sah. Hoffnung, die sie heute zurückführte.
Der Wald von Yew begrüßte sie mit stillem Wispern. Kein Wind bewegte die Äste, und doch schien der Wald selbst zu atmen, zu lauschen. Barfuß trat sie durch das weiche Moos, ein kleiner Beutel um ihre Schulter, ihre Hände gefaltet. Sie sprach kein Wort, bis sie den Hain erreichte – jenen uralten Platz, an dem der gewaltige Yewbaum stand, dessen Rinde älter war als jedes Gedicht.
Und dort – direkt unter dem Zweig, den sie markiert hatte – sah sie es: Ein zarter, junger Setzling. Kaum eine Handspanne hoch, doch sein Stämmchen war aufrecht, und seine Blätter glänzten im dunstigen Licht wie poliertes Smaragdglas. Der Boden um ihn war leicht geöffnet, fast als hätte der Baum selbst die Wurzeln vorsichtig freigelegt. Kein Tier hatte ihn angerührt. Kein Blatt war gekrümmt. Der Setzling wartete. Auf sie.
Parthena blieb zunächst einfach stehen. Dann fiel sie lautlos auf die Knie. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie sie um den kleinen Wurzelballen legte. „Du bist echt...“, hauchte sie, fast ungläubig. Der Blütenvogel, der sie begleitet hatte, flatterte einmal auf und setzte sich dann wieder auf ihre Schulter, als wüsste er, dass hier ein Moment von Bedeutung geschah.
Mit größter Vorsicht hob sie den Setzling aus dem Boden. Die Erde war weich, duftete nach Leben und Altwerden zugleich. Und der kleine Baum ließ sich heben wie ein Kind, das sich nicht wehrt. Parthena hielt ihn in den Händen, als wäre er aus Licht gemacht.
Dann trat sie an den Stamm des großen Baumes heran. Nah genug, um die Muster seiner Rinde zu sehen – Geschichten und Jahresringe, die sich über Jahrhunderte in das Holz gefräst hatten. Sie legte ihre Stirn an das warme, lebendige Holz. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch:
„Le hannon, edhelvenna nîr… Ich danke dir, weiser Baum. Du hast mir geglaubt. Du hast deine Kraft geteilt, obwohl du weißt, wie nah das Ende ist. Und jetzt trage ich einen Teil von dir weiter.“
Sie verharrte so, eine lange Weile. Kein Vogel rief. Kein Zweig knackte. Nur das tiefe, kaum wahrnehmbare Pulsieren, als würde der Baum ihr zuhören.
Dann flüsterte sie weiter: „Ich werde ihn beschützen. Ich werde ihm beibringen, zu wachsen, auch wenn alles fällt. Und wenn wirklich nichts mehr bleibt… dann wird wenigstens einer von euch weiterleben.“
Sie trat einen Schritt zurück, verbeugte sich tief, die Stirn beinahe wieder am Boden. Als sie sich aufrichtete, glänzten ihre Augen feucht. Doch es war keine Trauer darin. Es war Entschlossenheit.
Sie wickelte die Wurzeln vorsichtig in feuchtes Tuch, band den Beutel sicher zu, und trat den Rückweg an. Nicht eilig, nicht mit bangem Herzen, sondern in dem ruhigen, gleichmäßigen Schritt jener, die wissen, was sie tun müssen.
Parthena Telperien – jung, fröhlich, zart – trug nun mehr als nur einen Setzling in den Händen. Sie trug ein Erbe. Ein Versprechen. Und einen Hoffnungsschimmer, der vielleicht eines Tages zu einem ganzen Wald heranwachsen würde.
Erneut zog Sie ihr BUch hervor und begann zu schreiben.
Der Wald von Yew begrüßte sie mit stillem Wispern. Kein Wind bewegte die Äste, und doch schien der Wald selbst zu atmen, zu lauschen. Barfuß trat sie durch das weiche Moos, ein kleiner Beutel um ihre Schulter, ihre Hände gefaltet. Sie sprach kein Wort, bis sie den Hain erreichte – jenen uralten Platz, an dem der gewaltige Yewbaum stand, dessen Rinde älter war als jedes Gedicht.
Und dort – direkt unter dem Zweig, den sie markiert hatte – sah sie es: Ein zarter, junger Setzling. Kaum eine Handspanne hoch, doch sein Stämmchen war aufrecht, und seine Blätter glänzten im dunstigen Licht wie poliertes Smaragdglas. Der Boden um ihn war leicht geöffnet, fast als hätte der Baum selbst die Wurzeln vorsichtig freigelegt. Kein Tier hatte ihn angerührt. Kein Blatt war gekrümmt. Der Setzling wartete. Auf sie.
Parthena blieb zunächst einfach stehen. Dann fiel sie lautlos auf die Knie. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie sie um den kleinen Wurzelballen legte. „Du bist echt...“, hauchte sie, fast ungläubig. Der Blütenvogel, der sie begleitet hatte, flatterte einmal auf und setzte sich dann wieder auf ihre Schulter, als wüsste er, dass hier ein Moment von Bedeutung geschah.
Mit größter Vorsicht hob sie den Setzling aus dem Boden. Die Erde war weich, duftete nach Leben und Altwerden zugleich. Und der kleine Baum ließ sich heben wie ein Kind, das sich nicht wehrt. Parthena hielt ihn in den Händen, als wäre er aus Licht gemacht.
Dann trat sie an den Stamm des großen Baumes heran. Nah genug, um die Muster seiner Rinde zu sehen – Geschichten und Jahresringe, die sich über Jahrhunderte in das Holz gefräst hatten. Sie legte ihre Stirn an das warme, lebendige Holz. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch:
„Le hannon, edhelvenna nîr… Ich danke dir, weiser Baum. Du hast mir geglaubt. Du hast deine Kraft geteilt, obwohl du weißt, wie nah das Ende ist. Und jetzt trage ich einen Teil von dir weiter.“
Sie verharrte so, eine lange Weile. Kein Vogel rief. Kein Zweig knackte. Nur das tiefe, kaum wahrnehmbare Pulsieren, als würde der Baum ihr zuhören.
Dann flüsterte sie weiter: „Ich werde ihn beschützen. Ich werde ihm beibringen, zu wachsen, auch wenn alles fällt. Und wenn wirklich nichts mehr bleibt… dann wird wenigstens einer von euch weiterleben.“
Sie trat einen Schritt zurück, verbeugte sich tief, die Stirn beinahe wieder am Boden. Als sie sich aufrichtete, glänzten ihre Augen feucht. Doch es war keine Trauer darin. Es war Entschlossenheit.
Sie wickelte die Wurzeln vorsichtig in feuchtes Tuch, band den Beutel sicher zu, und trat den Rückweg an. Nicht eilig, nicht mit bangem Herzen, sondern in dem ruhigen, gleichmäßigen Schritt jener, die wissen, was sie tun müssen.
Parthena Telperien – jung, fröhlich, zart – trug nun mehr als nur einen Setzling in den Händen. Sie trug ein Erbe. Ein Versprechen. Und einen Hoffnungsschimmer, der vielleicht eines Tages zu einem ganzen Wald heranwachsen würde.
Erneut zog Sie ihr BUch hervor und begann zu schreiben.
Ein Blatt, so klein, vom Sturm bewegt,
ein Hauch von grünem Sein –
doch wer es in der Seele trägt,
wird nicht verloren sein.
Die Wurzel ruft, der Zweig erwacht,
der Samen schläft nicht stumm.
Selbst in der tiefsten, finstren Nacht
träumt er von Morgen drum.
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