Im Schatten von Britain

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Re: Im Schatten von Britain

von Rianon » 09 Jul 2025, 00:22

Rianon war nicht oft in Britain unterwegs...zu viele Steine. Wie die Menschen in einer so toten Umgebung leben konnten...das war ihm unverständlich...bardoc. Jedoch war es von Zeit zu Zeit nötig in die Stadt zu gehen, da Nerria mitbekommen hatte, dass der beste Hafer hier verkauft wurde. Mittlerweile hatte Rianon es aufgegeben, die Stute davon zu überzeugen, dass sie auf eine billige Reklame hereingefallen war; sie war zu störrisch, um ihm zu glauben. Also schlenderte er durch die Gassen der Stadt und nahm die seltsame Umgebung in sich auf.
Jeder in der Stadt ging seinen eigenen Geschäften nach. Jeder seiner Grüße wurde mit einem unklaren Murmeln abgeschüttelt. Hinter der Britain-Bank traf er auf einen Handwerker, der sich immerhin höflich als Myrtas vorgestellt hatte, jedoch auch "keine Zeit zum Plaudern" hatte. Der Mann roch auffällig nach feuchter Erde, Pilzen und frisch geschlagenem Holz und sein Gesicht war mit Erde beschmiert. Ungewöhnlich, dafür dass er erst kürzlich aus dem reichen Handelshaus stolperte. Aber wer war Rianon, die Eigenarten der Menschen zu verstehen. Also ging er weiter seines Weges.
Er war ein gutes Stück weitergegangen, als seine Ohren zuckten und er irritiert feststellte, dass der Wind zu ihm flüsterte und das knistern von Maige in der Luft lag...oder besser gesagt unter seinen Füßen. Er legte sich auf den Boden und lauschte, um die Worte besser verstehen zu können...aber ein regelmäßiges Pochen von unten war zu laut, als dass man irgedetwas hätte verstehen können. Um ihn herum liefen irritierte Menschen umher. Nach kurzer Zeit bereits stand er wieder auf und ärgerte sich über das unverschähmte Pochen unter der Erde, was den Gesang des Windes übertönte. Er würde die Menschen und ihre komischen Vorhaben wohl nie verstehen. Aber Hafer wussten sie anzubauen...zu seinem Leidwesen.

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Der Wind im nicht mehr dunklen

von Vadan » 08 Jul 2025, 23:25

Die Tage gingen dahin, die Arbeiten im Tunnel schritten voran. Beinahe täglich kam Vadan in den Kontor, schlängelte sich an den Kunden vorbei und verschwand ...

Es ist ruhig in den Gängen des Kontors, dort wo niemand hin kommt. Die Gesichter im inneren sind bekannt, jeder kennt sich. Und er sah sie nun täglich. Er stieg herab in den Tunnel, immer Tagsüber, wenn die Arbeiten ruhten - dann war seine Arbeit gekommen. Er inspizierten den Fortschritt der letzten Nacht und brachte weitere, glimmende Glyphen an.

Eines aber machte ihm Gedanken ...

Luft

Jedes mal, wenn er hier unten war, bemerkte er, wie schlecht die Luft war. Es war stickig, schwül-warm und nicht das kleinste Bisschen Wind erfrischte den Stollen. Doch er war Tagsüber allein hier unten, wie muss es nur nachts sein. Nachts, wenn man nicht alleine war. Wenn man arbeitete, sich anstrengte, schwitzte? Er wollte es sich nicht ausmahlen, nahm sich aber fest vor, sich einmal Nachts die Arbeiten anzuschauen, die Atmosphäre zu fühlen.

Zwei Tage später war es so weit. Er kam erst gar nicht Tagsüber und erschien erst beim letzten Sonnenschein im Kontor. Es war nichts los, und so machte er sich auf, hinunter zum Schacht.

Was machst du hier?

Vadan schaute sich um und erblickte Celdion.

Ich habe zu arbeiten erwiderte Vadan.

Aber doch nicht um diese Tageszeit?

Vadan nahm sich die Zeit. Es ist gut, das jeder vorsichtig war, auch ihm gegenüber. Er erklärte Celdion sein anliegen und wollt sich vergewissern, wie die Luft dort unten ist. Celdion nickte nur knapp. Eine Minute später war Vadan auch schon im Tunnel.

Es war schlimmer als erwartet. Die Luft - quasi nicht vorhanden. Stickig, hohe Luftfeuchte. Vadan wusste, das bei Minen und Bergbauarbeiten "Wetterschächte" gegraben werden. Querstollen an die Oberfläche. Dadurch konnte man das Klima unten regulieren, Luft reinlassen, Luftfeuchte heraus. Doch dies war keine Option. Wetterschächte waren groß. Es war keine Gefahr, ob jemand so einen entdecken würden. Die Frage war nur: wie schnell. Also keinen Wetterschacht. Aber was nun?

Vadan dachte nach, doch es war schwer hier unten. Die Nacht war noch nicht weit voran geschritten, doch es war schon kaum auszuhalten. Vadan verließ den Tunnel, huschte durch den Kontor und ... verschwand.

Es war stockfinstere Nacht, er sollte eigentlich schlafen, doch dazu war kein Zeit. Wenn er nicht etwas unternehmen würde, würde irgendwann der erste dort unten umklappen. Etwas, das man sich nicht leisten konnte. Ein Wetterschacht war keine Option. Ein Wetterschacht, der Wind brachte...

Wind

Hur

Es fiel ihm fast wie Schuppen von den Augen. Er ist Vadan, ein mächtiger Zauberer. Zumindest war er eingebildet genug, um dies zu denken.

Hur ... was noch? Wind alleine reicht nicht, er musste sich durch den Tunnel bewegen ... die Arbeiter erfrischen, den Schweiß herausblasen.

Por - Was noch?

Mani - Ein wenig Heilung kann nie Schaden

Por Hur Mani - doch er will nicht jeden Abend dort stehen und die Magie erneut walten lassen. Einmal gesprochen, das sollte ausreichen. Nicht nur bis die Arbeiten zu Ende sind, auch danach - Tym

Por Hur Mani Tym - Er war von sich selbst begeistert. Und nun, welche Reagenzien?

Doch dies schien noch einfacher: Alraune, schwarze Perle und Spinnenseide. Eventuell noch ein wenig Ginseng. Wind, der auch noch kleine Abschürfungen heilt. Vadan war von sich selbst überzeugt - nun musste dies nur noch wirken. Er schnappte sich die Reagenzien und machte sich auf den Weg. Sobald der letzte Arbeiter den Schacht verlassen hatte machte er sich ans Werk.

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Re: Im Schatten von Britain

von Negon Ataran » 06 Jul 2025, 17:43

Die dritte Woche der Arbeiten hatte begonnen. Der Schacht war mittlerweile über 150 Meter tief ins Erdreich gegraben, die Luft schwer, feucht und angereichert mit dem staubigen Geruch aufgewühlter Jahrhunderte. Die Männer arbeiteten schweigend, in routinierten Ablösungen, die Runen an den Balken glimmten gedämpft wie schlafende Augen in der Dunkelheit.

Doch mit der Tiefe kamen neue Probleme. Feine Risse im Deckgewölbe, unvermutete Taschen aus mürbem Gestein, ein leises Tropfen, das niemand erklären konnte. Ulaf, der Zwerg, runzelte die Stirn. Turgon spürte es in den Vibrationen des Bodens unter seinen Stiefeln. Und Shezar, der nie leicht zu beunruhigen war, rief in einer mondlosen Nacht Negon Ataran.

Negon war ein schweigsamer Mann, hager, mit einem Gesicht wie aus grauem Stein gemeißelt. Seine Haare waren von der Farbe bleicher Asche, und seine Augen schimmerten blassblau wie das Eis eines toten Sees. Man sagte, er könne die Sprache der Erde hören und lesen, was die Jahrhunderte darunter verborgen hatten. Wo andere Blind gruben, wusste Negon, wohin sie greifen mussten.

Er erschien ohne Vorankündigung. Am Rand der Stadt, zur Stunde, als selbst die Hunde verstummten. Celdion führte ihn schweigend zum Schacht, reichte ihm eine kleine Öllampe und eine Ledermappe mit den Plänen. Negon nahm sie nicht. Er nickte nur und stieg hinab.

In der Tiefe angekommen, begutachtete er den Tunnel nicht wie die anderen mit Maßstab und Seil. Er legte die bloßen Hände an die feuchten Wände, schloss die Augen und verharrte. Minuten vergingen. Die anderen Arbeiter hielten den Atem an. Selbst das Tropfen schien zu verstummen.

Dann sprach Negon zum ersten Mal.
„Ihr grabt gut“, sagte er mit einer Stimme, die klang wie Kiesel, die in einem alten Brunnen versinken. „Aber ihr grabt blind.“

Er bedeutete Turgon und zwei andere, ihm zu folgen. Einige Schritte weiter, bei einem bereits verstärkten Abschnitt, blieb er stehen, zeigte auf einen schmalen Riss im Deckengewölbe, kaum einen Finger breit. „Hier verläuft ein alter Hohlraum. Noch geschlossen, aber der Druck steigt. Zwei Nächte, vielleicht drei — und es fällt euch auf die Köpfe.“

Ulaf fluchte leise, als er es selbst erkannte. Niemand hatte den feinen Linienbruch gesehen.

„Wie groß?“, fragte Shezar.

Negon kniete nieder, zog ein schmales Messer aus dem Stiefel und schabte etwas Gestein heraus. Er hielt es ans Licht der Runen. „Ein alter Lagerstollen aus der Zeit vor eurer Stadt. Vielleicht 20 Meter lang. Einsturzgefährdet. Wir umgehen ihn.“

„Das kostet Zeit“, brummte Ulaf.

„Das kostet Leben, wenn ihr es nicht tut“, entgegnete Negon.

Sie änderten die Trasse. In derselben Nacht begann Negon, mit farblosem Pulver Markierungen an den Wänden zu setzen, unsichtbar für alle außer ihm. Er spürte den Druck im Gestein, das Zittern der Schichten, das Wispern alter Risse. Drei weitere kritische Stellen entdeckte er in den nächsten Nächten — allesamt unsichtbar für Auge und Werkzeug.

Mehr noch: Er schlug vor, einen natürlichen, vergessenen Hohlraum für die Lagerung des Aushubs zu nutzen. Eine kleine Kammer, dreißig Meter abseits des geplanten Tunnels. Niemand außer ihm hatte sie gefunden. Der Raum war stabil, trocken und weit genug entfernt, um nicht zu kollabieren.
Dank Negons Führung gewannen sie Tage.

Am Ende der Woche standen weitere 40 Meter Tunnel. Sicher, verstärkt, und niemand war zu Schaden gekommen. In der Tiefe erzählten sich die Männer, dass Negon nicht nur die Erde hörte, sondern auch die Schatten der Vergangenheit sehen konnte. Turgon jedenfalls glaubte daran, als Negon ihn eines Nachts mit einem einzigen Blick zurückhielt, Sekunden bevor ein morsch gewordener Träger brach.

Sie sprachen nicht viel miteinander. Ein Nicken reichte. Ein stilles Band unter Männern, die mehr mit der Dunkelheit vertraut waren als mit dem Licht.

In der fünften Nacht verschwand Negon, so lautlos, wie er gekommen war.

Doch an den Stützbalken der letzten Kammer hinterließ er ein Zeichen — drei vertikale Striche, eingeritzt ins Holz. Ein uraltes Erdwächterzeichen. Es bedeutete: Der Weg ist sicher. Für jetzt.

Die Männer verstanden. Und sie gruben weiter

Unregelmäßigkeiten

von Auriel Toleno » 05 Jul 2025, 20:56

Es waren einige Tage vergangen in denen er die neuen Rekruten in abwechselnder Zusammenstellung führte. Einige von ihnen waren vielversprechend. Andere würden selbst zurücktreten. Wie immer waren es die dazwischen, die die meiste Arbeit machten. Doch auch diese würde er noch in die eine oder andere Gruppe sortieren können.

Gedanklich hatte er die Patrouille abgeschlossen und war bereits dabei, den Papierkram auszuformulieren. Doch etwas zog seine Aufmerksamkeit wieder ins hier und jetzt zurück. Zerknirscht nahm er zur Kenntnis, wie das Gedankenkonstrukt aus sorgfältigen Formulierungen sich zunächst in Nebel und schließlich in Nichts auflöste.
Doch da war wieder das Geräusch, das ihn aufhören ließ. Das leise Echo des Klackerns von Zugtieren und Wagenrädern auf Kopfsteinpflaster, das sie schon seit dem Rückweg aus der Weststadt begleitete. An sich war das auch zu dieser überaus frühen Morgenstunde kein ungewöhnliches Geräusch. Eine Stadt wie Britain schlief nie. Sie ruhte höchstens. Irgendwelche Zünfte gab es immer, die Arbeit zu erledigen hatten, damit am Morgen alles für die erste Kundschaft bereit war. Hier schien es jedoch jemand eilig zu haben. Eilig genug, dass die Gardisten sie nicht abhängten, jedoch nicht so eilig, dass sie die Gardisten überholten oder auch nur in Sicht kamen.
Wenn Auriel eines weniger mochte als sich mit kleinen Fischen aufzuhalten, waren es Leute, die die Garde scheuten.

Kurz rangen beide Gedanken in ihm. Den Rekruten ein gutes Beispiel geben oder sich nicht zum Ende der Schicht noch mit Nichtigkeiten abgeben. Doch keiner der Gedanken gewann entschieden die Oberhand. Und wo wurde es die dritte Option: erst einmal schauen mit wem man es zu tun hatte. Nach der nächsten scharfen Biegung wies er die Rekruten wie so oft geübt mit Handzeichen zum Halten an. Er stellte sich ihnen gegenüber und musterte sie eindringlich. Eine unangenehme Stille entstand, die sich nach und nach über die Gasse ausbreitete. Schließlich, nach unendlich zähen Herzschlägen wurde diese vom leisen Poltern eines Wagens durchschnitten. Weitere Aufgabenblicke in denen Auriel die Rekruten prüfend musterte, vergingen. Schließlich kam der Wagen um die Ecke und Auriel fuhr zackig herum.

Ein einfacher Karren, zwei Männer, Weinfässer. Die Fässer waren teilweise verschmutzt. Ein seltsames Gesamtbild. Dass Auriel hier fündig würde, wenn er bohrte, davon war er überzeugt. Man wurde immer fündig, wenn man nur tief genug grub. Nur war es selten ein erwünschtes magisches Metall und zu oft die Wurzeln von wucherndem Kupfergras. Den Blick hatte er fest auf die beiden Kerle gerichtet, während er eine Spur zu laut grüßte. Vielleicht auch zwei Spuren. Jedoch ohne sie weiter aufzuhalten. Nein, für kleine Fische war es heute schon zu spät.

Re: Im Schatten von Britain

von Ulaf Runendonner » 05 Jul 2025, 15:57

Ulaf unter Tage

Der dumpfe Klang von Stahl auf Stein hallte durch die engen Gänge. Es war ein gleichmäßiger, fast beruhigender Rhythmus – unterbrochen nur vom leisen Knirschen der Lorenräder, dem Schaben von Schaufeln und dem gelegentlichen dumpfen Fluch, wenn ein Werkzeug abrutschte oder ein Balken nicht auf Anhieb passte.

Mit verschränkten Armen stand Ulaf ein gutes Stück hinter dem aktuellen Tunnelkopf. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die Pfeife zwischen den Zähnen. Der schwere Tabakduft mischte sich mit kalter Erde, Schweiß und frischem Harz. Das Licht der Leuchtrunen, die entlang der Träger schimmerten, spiegelte sich matt in seinen funkelnden Augen.

„Zu flach,“ brummte er schließlich und trat vor. Mit einem kräftigen Ruck stieß er den Keil aus der frisch eingesetzten Balkenverbindung und korrigierte den Winkel eigenhändig. „Wenn das so bleibt, senkt sich der ganze Abschnitt. Und das brauch ma hier unten wie 'n Loch im Kopf.“

Er griff zur Axt – keine Waffe, sondern ein scharfes, gut gepflegtes Werkzeug mit Zwergenzeichen am Schaft – und begradigte den Querträger. Neben ihm standen zwei Männer aus dem Syndikat, schweigend, schwitzend, nicht sicher, ob sie helfen oder einfach nur nicht im Weg stehen sollten.

„Los, stützt’s ab. Jetzt.“ Der Ton ließ keinen Widerspruch zu, war aber nicht schroff – eher wie der feste Griff eines Vaters, der sein Kind beim Klettern sichert.

Ulaf war nicht nur der Planer. Er war einer von denen, die den Stein schmeckten, den Boden hörten und an den Fingerspitzen spürten, ob die Wand hielt. Wenn etwas knirschte, war er der Erste, der das Werkzeug wechselte. Wenn ein Abschnitt lag, der schwer zu sichern war, übernahm er selbst. Keine Scheu vor Dreck, kein Respekt vor der Dunkelheit.
„Stützen. Trennen. Ablenken. Atmen.“ murmelte er wie ein Mantra, während er weiterging und mit der flachen Hand das Holz prüfte. Jeder Balken, jeder Schnitt musste stimmen.

Er prüfte das Gefälle, sah nach den Runen, die der Magier Vadan eingebrannt hatte – zufrieden nickte er. „Die Dinger taugen was“, grummelte er. „Kein Ruß, keine Brandgefahr. Hält. Das ist selten. Gebt ihm meinen Dank.“

Als später die Pause kam und der Schweiß in Rinnen aus den Nacken tropfte, saß Ulaf nicht im Schatten. Er hockte bei der Lorre, reparierte eine gebrochene Achse. Niemand hatte ihn gebeten. Niemand wunderte sich.

Er war halt Ulaf. Der Geode. Der, der hört, wenn der Berg atmet. Und solange der Tunnel noch nicht stand, ruhte er nicht

Re: Im Schatten von Britain

von Turgon » 05 Jul 2025, 15:24

Ein Kapitel aus den Tiefen unter Britain

Der Regen hatte gerade erst aufgehört, als Turgon das Kontor des Blackrocksyndikats betrat. Lächelnd erinnerte er sich an das Gespräch mit Shezar und Celdion. Ein Tunnel, was für eine großartige Idee und wenn es gelang ein Meisterstück.

Er war kein Gelehrter wie Ulaf, dem er zunächst skeptisch gegenüberstand, aber nachdem er die Pläne gesehen hatte, beeindruckend fand, kein Zauberer wie Vadan, kein Planer wie Shezar. Er war ein Minenarbeiter und Schmied. Ein Mann mit breiten Schultern, schwieligen Händen und einer Spitzhacke.

Die Nachricht war klar gewesen:
„Du beginnst bei Neumond. Keine Fragen. Der Schacht unter dem Lager. Grab tief, grab ruhig. Keine Spuren.“
Das war vor Tagen gewesen. Er war beeindruckt wie schnell und unermüdlich alle arbeiteten.

Nun stand er abermals vor dem zugedeckten Eingang. Celdion wartete bereits, reichte ihm eine kleine Öllampe und einen Schluck aus einer kantigen Metallflasche. Der Schnaps brannte wie Feuer. Gut. So wusste man, dass man lebte.

Turgon sagte nichts. Stattdessen löste er die Abdeckung, kramte sein Werkzeug zurecht – Spitzhacke, Brecheisen, ein improvisiertes Hebegeschirr, zwei kurze Seile. Alles, was man braucht, um einen Tunnel ins Erdreich zu schlagen.

Er ging durch den Durchgang. Die Balken waren gesetzt, und Dank der Runen von Vadan war der Weg gut beleuchtet. Er sog den Duft von kalter Erde, frisch geschlagenem Holz ein und genoss den Klang von Spitzhaken die in die Erde fuhren oder auf Stein trafen. Er lief den Tunnel ab und schätzte das sie die Hälfte der 227 Meter geschafft hatten– circa 120 Meter durch Erde, Lehm und Stein.

Am Ende angekommen, hockte er sich in den dunklen Gang, hier waren noch keine Runen, und lauschte. Er war die Ablösung. Nun war er allein im Tunnel. Keine Schritte, kein Rufen, kein Echo. Nur das Pochen seines eigenen Herzens.

Dann setzte er die Axt an. Nicht schnell. Nicht wütend. Ruhig.
Wie man ein Lied anstimmt, das man sein Leben lang kennt.

Er wusste, dass sie gut vorankamen und das es für ihn mehr als nur Arbeit war– es war etwas, das größer war als er selbst. Kein Lohn konnte das aufwiegen, keine Worte erklären. Aber er fühlte es im Boden. Die Schicht war fest, durchzogen von feinen Wurzeln. Noch kein Lehm. Noch kein Wasser. Das war gut.

Er grub die erste Stunde allein. Dann zwei. Immer in der Dunkelheit, nur sein Atem, das Knirschen des Gesteins und das Kratzen von Eisen auf Erde begleiteten ihn. Alle zwei Meter sicherte er mit Bohlen, die ihm von hinten angereicht wurden. Immer exakt. Immer bedacht.

Nach sechs Stunden war der Schacht vier Meter länger. Der nächste Abschnitt stand. Alle waren zufrieden die Arbeit ging voran und die nächsten Meter getan.


Doch in dieser Nacht sprach niemand.
Turgon kam aus dem Schacht, schmutzig, müde, schweigend.
Celdion stand am Eingang reichte ihm einen Schnaps.
Er nahm den Schnaps, nickte Celdion zu – und verschwand.

Am nächsten Abend würde er wieder zu seiner Schicht kommen.
Und die Nacht darauf auch.

Re: Im Schatten von Britain

von Shezar » 03 Jul 2025, 20:26

Britain, tiefer unter dem Kontor

Der kalte Geruch feuchter Erde mischte sich mit dem harzigen Duft frischer Nadelholzbalken und dem metallischen Klang von Meißeln, die auf Stein trafen. Shezar stand auf dem hölzernen Querträger eines der letzten Ausbaurahmen, die an diesem Abend eingezogen worden waren, und ließ den Blick schweifen.

Der Tunnel war lebendig.

Ein stetiger Rhythmus durchzog das Erdreich – das leise Knarzen von Holz, das dumpfe Schaben von Schaufeln, das Murmeln vereinzelter Stimmen, gedämpft durch Tücher vor dem Mund. Männer und Frauen arbeiteten im flackernden Schimmer der Leuchtrunen, die in gleichmäßigen Abständen in die Tragbalken eingebrannt waren. Vadan hatte ganze Arbeit geleistet. Die Glyphen glommen nicht grell, sondern in einem weichen, gelblichen Schein – hell genug, um zu sehen, aber nicht so hell, dass sie blendeten. Rauchfrei. Sicher. Dauerhaft.

Shezar berührte eine der Runen flüchtig mit den Fingerspitzen. Warm. Stabil.

Sein Blick wanderte weiter über den Tunnel. Die Stützbalken saßen stramm, die Entwässerungsrinnen waren ausgekleidet, der Aushub wurde zügig in die bereitstehenden Leinensäcke verladen. Zwei Träger passierten ihn gerade, stumm, Rücken gekrümmt, Schweiß glänzte an den Schläfen. Auf einer Holztafel an der Wand war die zurückgelegte Strecke mit Kreide markiert worden – 1.180 Meter. Mehr als die Hälfte war geschafft. Der Durchbruch rückte näher, greifbar fast.

Doch der Fortschritt hatte seinen Preis. Müdigkeit stand den Arbeitern ins Gesicht geschrieben. Der Tunnel war feucht, schwer, die Luft stand still, trotz der improvisierten Lüftungsschächte mit ihren leise flatternden Segeln aus Leinen. Shezar wusste, dass jeder Meter härter wurde – das Gestein dichter, der Lärm riskanter.

Ein leises Rascheln ließ ihn sich umdrehen. Anna Sias stand im Licht einer Rune, das ihre Züge nur halb erhellte. Sie hatte ihm von dem Gardisten berichtet, einem gewissen Auriel, der offenbar begonnen hatte, sich in den blinden Winkeln Britains zu bewegen. Shezar hatte den Namen schon gehört – ein Relikt aus besseren Tagen, unbequem, zuverlässig, wachsam.

Jetzt also das. Wenn einer wie Auriel zu nah kam, musste gehandelt werden. Diskret. Klug. Nicht mit Gewalt. Er würde sich etwas überlegen.

Er schwieg einen Moment. Und sprach dann ruhig, fast tonlos:

„Die Transporte. Ab sofort nur noch maximal zu zweit und immer zeitlich versetzt. Nie dieselbe Route zweimal hintereinander. Und keine Säcke mehr, die wie Leichensäcke aussehen. Tücher. Körbe. Weinfässer, meinetwegen. Es muss… normal aussehen.“

Er sah zu Anna, dann zurück in den Tunnel. Die Schritte, die jetzt folgten, würden keine schnellen mehr sein.

Aber noch war Zeit.

Das Licht im dunklen

von Vadan » 03 Jul 2025, 13:12

Vadan öffnete die Tür zum Kontor - Den Haupteingang.

Es hatte gerade erst aufgehört zu regnen, die ersten Bürger Britains befanden sich wieder auf den Straßen. Die meisten hatten, genau so wie er, den Regenerguß in der Taverne verbracht, auf den ersten Sonnenschein und die letzten Regentropfen gewartet. Nun ging wieder jeder seinem Tagesgeschäft nach, es wimmelte nur so in den Straßen von Britain.

Er machte gar keine Anstalten, nicht aufzufallen. Denn genau so viel man am wenigsten auf. Und er ging in den Kontor des Syndikats, viele gehen dort täglich ein und aus. So auch er. Er wurde gerufen, und es war anzunehmen, dass es kaum einer weiß. Er ging hinein, schaute sich um, grüßte jeden und schaute kurze Zeit einigen Mitgliedern zu, wie sie eifrig einige Mixturen erstellten. Das Geschäft blühte.

Kurz darauf ging er weiter und traf Celdion und Shezar, die offenbar mit einigen Mitglieder etwas beredeten. Vadan stellte sich etwas abseits der Gruppe, hörte hin und wieder hin. Es waren Belanglosigkeiten.

Als alles geklärt war, jeder seinem Tagwerk nachging, blieben nur Celdion und Shezar dort. Sie deuteten Vadan mitzukommen. Es ging durch einige Gänge, Treppen herunter und um noch mehr Ecken - und irgendwann standen sie vor dem Schacht. Es war ein Geheimnis, niemand ausserhalb des Syndikats durfte davon wissen. Und auch Vadan hatte nur rudimentäre Kenntnisse, da er mit der ganzen Arbeit nichts zu tuen hatte. Bis jetzt...

Es war Tag, die Sonne stand hoch oben über Britain und die Arbeiten am Schacht ruhten. Vadan schaute hinab in den dunklen Schacht, kein noch so kleiner Strahl der Sonne war zu sehen. Es ging tief hinab ... in die Dunkelheit. Vadan erkannte das Problem sofort.

"Es ist dunkel"

Celdion nickte.

"Deshalb bist DU hier" sagte Celdion. "Wir dachten an Glyphen in den Trägerbalken. Genau so hell, wie sie sein müssen, nicht mehr. Kannst du das?"

Vadan nickte. Er stieg langsam in den Schacht und machte sich an die Arbeit. Bei dem Schwanken in den arkanen Strömen der letzten Zeit würde diese Aufgabe nicht auffallen, zumal er dort unten, soweit unter der Erde, eh nicht auffallen sollte.

Es dauerte eine Weile, da kam er wieder aus dem Schacht heraus. Es war getan. Weit war der Stollen noch nicht, es gab noch einiges zu tun. Er würde wiederkommen, täglich. Er war eh beinahe täglich im Kontor, ausfallen würde er also nicht. Nachts wird gegraben, tagsüber für Licht gesorgt.

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Die Patrouille

von Auriel Toleno » 02 Jul 2025, 20:25

Ernst Schritt Auriel die Reihe junger Gardisten ab. Entgegen dem, was diese vermuten mochten, arbeitete er am liebsten mit denen, die noch frisch, unverbraucht und voller Potenzial waren. Aus genau diesem Grund bevorzugte er auch den Rang des Feldwebels. Weniger Politik und mehr Beinarbeit als früher.
An jedem der Gardisten gab es etwas zu bemängeln. Das lag schlicht in der Natur der Sache. Die Erfahrung würde mir der Zeit kommen. Vor allem war es aber die richtige Einstellung, die er in die Köpfe drillte.
Fast wäre ihm ein Schmunzeln über die Lippen gekommen, als er unwillkürlich daran dachte, wie die Rollen vertauscht waren und er die Drills eines Barrack von Finsterrode oder Aladar Delorions empfing. Doch den Gedanken wischte er rasch wieder zur Seite als er den schweren Gleichschritt aus Richtung des Haupttores hörte. Es war Zeit zur Ablösung. Und so führte Auriel den Trupp junger Gardisten in ihren blank polieren Rüstungen an dem eintreffenden Trupp vorbei und in Richtung Weststadt, dem tiefen Abendrot entgegen.

Re: Im Schatten von Britain

von Anna Sias » 02 Jul 2025, 19:45

Ein Gespräch im Vorübergehen

Anna Sias betrat die kleine Taverne über der Bank – ein schmaler, etwas dunkler Raum mit wenigen Tischen und einem einfachen Tresen, der zu später Stunde kaum noch Gäste anzog. Sie war nur hier, um eine Nachricht abzuholen, die ihr ein Kontakt hier deponiert hatte. Nichts, was viel Zeit in Anspruch nehmen sollte.

Als sie gerade an den kleinen Holzschrank hinter dem Tresen trat, um das vereinbarte Pergament an sich zu nehmen, fielen ihr gedämpfte Stimmen auf. Zwei junge Gardisten saßen an einem der hinteren Tische – nicht weit entfernt, aber offenbar überzeugt, unbeobachtet zu sein.

„… hast du das mitbekommen? Auriel hat es bemerkt“, sagte der eine leise, während er sich über seinen Krug beugte.

„Was?“, fragte der andere träge und nippte an seinem Bier.

„Die Patrouille. Er hat gemerkt, dass der Abschnitt um die Bank nicht so gewissenhaft gelaufen ist, wie er sollte. Nicht immer, aber oft genug.“

„Ach, das war doch nur ein Versehen im Dienstplan, oder?“

„Das glaubt vielleicht der Hauptmann. Auriel nicht. Er hat’s genau beobachtet. Er hat sogar selbst angefangen, den Weg zu gehen. Einfach so. Nachts.“

Der zweite Gardist verzog das Gesicht. „Der nimmt’s aber auch immer genau.“

„Zu genau. Er wird wiederkommen. Und er wird nicht einfach drüber wegsehen.“


Anna ließ den Schrank langsam zufallen, als hätte sie das Gespräch gar nicht gehört. Doch in Gedanken schärfte sich bereits ein neuer Fokus.

Auriel. Er war niemand, den man unterschätzen durfte – und offenbar hatte er nicht nur die Lücke gesehen, sondern auch die Nachlässigkeit bemerkt.
Das war gefährlich. Aber auch nützlich, denn: Wer so aufmerksam ist, hinterlässt selbst Spuren.

Anna verließ die Taverne so ruhig, als wäre nichts gewesen. Aber in ihrem Inneren war die Entscheidung längst gefallen: Sie würde zwei Schritte voraus bleiben müssen.
Und sie wusste jetzt, dass Auriel bereits auf dem Weg war.

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