Im Schatten von Britain

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gelöschter Charakter_430
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Re: Im Schatten von Britain

Beitrag von gelöschter Charakter_430 »

Ulaf unter Tage

Der dumpfe Klang von Stahl auf Stein hallte durch die engen Gänge. Es war ein gleichmäßiger, fast beruhigender Rhythmus – unterbrochen nur vom leisen Knirschen der Lorenräder, dem Schaben von Schaufeln und dem gelegentlichen dumpfen Fluch, wenn ein Werkzeug abrutschte oder ein Balken nicht auf Anhieb passte.

Mit verschränkten Armen stand Ulaf ein gutes Stück hinter dem aktuellen Tunnelkopf. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die Pfeife zwischen den Zähnen. Der schwere Tabakduft mischte sich mit kalter Erde, Schweiß und frischem Harz. Das Licht der Leuchtrunen, die entlang der Träger schimmerten, spiegelte sich matt in seinen funkelnden Augen.

„Zu flach,“ brummte er schließlich und trat vor. Mit einem kräftigen Ruck stieß er den Keil aus der frisch eingesetzten Balkenverbindung und korrigierte den Winkel eigenhändig. „Wenn das so bleibt, senkt sich der ganze Abschnitt. Und das brauch ma hier unten wie 'n Loch im Kopf.“

Er griff zur Axt – keine Waffe, sondern ein scharfes, gut gepflegtes Werkzeug mit Zwergenzeichen am Schaft – und begradigte den Querträger. Neben ihm standen zwei Männer aus dem Syndikat, schweigend, schwitzend, nicht sicher, ob sie helfen oder einfach nur nicht im Weg stehen sollten.

„Los, stützt’s ab. Jetzt.“ Der Ton ließ keinen Widerspruch zu, war aber nicht schroff – eher wie der feste Griff eines Vaters, der sein Kind beim Klettern sichert.

Ulaf war nicht nur der Planer. Er war einer von denen, die den Stein schmeckten, den Boden hörten und an den Fingerspitzen spürten, ob die Wand hielt. Wenn etwas knirschte, war er der Erste, der das Werkzeug wechselte. Wenn ein Abschnitt lag, der schwer zu sichern war, übernahm er selbst. Keine Scheu vor Dreck, kein Respekt vor der Dunkelheit.
„Stützen. Trennen. Ablenken. Atmen.“ murmelte er wie ein Mantra, während er weiterging und mit der flachen Hand das Holz prüfte. Jeder Balken, jeder Schnitt musste stimmen.

Er prüfte das Gefälle, sah nach den Runen, die der Magier Vadan eingebrannt hatte – zufrieden nickte er. „Die Dinger taugen was“, grummelte er. „Kein Ruß, keine Brandgefahr. Hält. Das ist selten. Gebt ihm meinen Dank.“

Als später die Pause kam und der Schweiß in Rinnen aus den Nacken tropfte, saß Ulaf nicht im Schatten. Er hockte bei der Lorre, reparierte eine gebrochene Achse. Niemand hatte ihn gebeten. Niemand wunderte sich.

Er war halt Ulaf. Der Geode. Der, der hört, wenn der Berg atmet. Und solange der Tunnel noch nicht stand, ruhte er nicht
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Auriel Toleno
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Unregelmäßigkeiten

Beitrag von Auriel Toleno »

Es waren einige Tage vergangen in denen er die neuen Rekruten in abwechselnder Zusammenstellung führte. Einige von ihnen waren vielversprechend. Andere würden selbst zurücktreten. Wie immer waren es die dazwischen, die die meiste Arbeit machten. Doch auch diese würde er noch in die eine oder andere Gruppe sortieren können.

Gedanklich hatte er die Patrouille abgeschlossen und war bereits dabei, den Papierkram auszuformulieren. Doch etwas zog seine Aufmerksamkeit wieder ins hier und jetzt zurück. Zerknirscht nahm er zur Kenntnis, wie das Gedankenkonstrukt aus sorgfältigen Formulierungen sich zunächst in Nebel und schließlich in Nichts auflöste.
Doch da war wieder das Geräusch, das ihn aufhören ließ. Das leise Echo des Klackerns von Zugtieren und Wagenrädern auf Kopfsteinpflaster, das sie schon seit dem Rückweg aus der Weststadt begleitete. An sich war das auch zu dieser überaus frühen Morgenstunde kein ungewöhnliches Geräusch. Eine Stadt wie Britain schlief nie. Sie ruhte höchstens. Irgendwelche Zünfte gab es immer, die Arbeit zu erledigen hatten, damit am Morgen alles für die erste Kundschaft bereit war. Hier schien es jedoch jemand eilig zu haben. Eilig genug, dass die Gardisten sie nicht abhängten, jedoch nicht so eilig, dass sie die Gardisten überholten oder auch nur in Sicht kamen.
Wenn Auriel eines weniger mochte als sich mit kleinen Fischen aufzuhalten, waren es Leute, die die Garde scheuten.

Kurz rangen beide Gedanken in ihm. Den Rekruten ein gutes Beispiel geben oder sich nicht zum Ende der Schicht noch mit Nichtigkeiten abgeben. Doch keiner der Gedanken gewann entschieden die Oberhand. Und wo wurde es die dritte Option: erst einmal schauen mit wem man es zu tun hatte. Nach der nächsten scharfen Biegung wies er die Rekruten wie so oft geübt mit Handzeichen zum Halten an. Er stellte sich ihnen gegenüber und musterte sie eindringlich. Eine unangenehme Stille entstand, die sich nach und nach über die Gasse ausbreitete. Schließlich, nach unendlich zähen Herzschlägen wurde diese vom leisen Poltern eines Wagens durchschnitten. Weitere Aufgabenblicke in denen Auriel die Rekruten prüfend musterte, vergingen. Schließlich kam der Wagen um die Ecke und Auriel fuhr zackig herum.

Ein einfacher Karren, zwei Männer, Weinfässer. Die Fässer waren teilweise verschmutzt. Ein seltsames Gesamtbild. Dass Auriel hier fündig würde, wenn er bohrte, davon war er überzeugt. Man wurde immer fündig, wenn man nur tief genug grub. Nur war es selten ein erwünschtes magisches Metall und zu oft die Wurzeln von wucherndem Kupfergras. Den Blick hatte er fest auf die beiden Kerle gerichtet, während er eine Spur zu laut grüßte. Vielleicht auch zwei Spuren. Jedoch ohne sie weiter aufzuhalten. Nein, für kleine Fische war es heute schon zu spät.
gelöschter Charakter_533
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Re: Im Schatten von Britain

Beitrag von gelöschter Charakter_533 »

Die dritte Woche der Arbeiten hatte begonnen. Der Schacht war mittlerweile über 150 Meter tief ins Erdreich gegraben, die Luft schwer, feucht und angereichert mit dem staubigen Geruch aufgewühlter Jahrhunderte. Die Männer arbeiteten schweigend, in routinierten Ablösungen, die Runen an den Balken glimmten gedämpft wie schlafende Augen in der Dunkelheit.

Doch mit der Tiefe kamen neue Probleme. Feine Risse im Deckgewölbe, unvermutete Taschen aus mürbem Gestein, ein leises Tropfen, das niemand erklären konnte. Ulaf, der Zwerg, runzelte die Stirn. Turgon spürte es in den Vibrationen des Bodens unter seinen Stiefeln. Und Shezar, der nie leicht zu beunruhigen war, rief in einer mondlosen Nacht Negon Ataran.

Negon war ein schweigsamer Mann, hager, mit einem Gesicht wie aus grauem Stein gemeißelt. Seine Haare waren von der Farbe bleicher Asche, und seine Augen schimmerten blassblau wie das Eis eines toten Sees. Man sagte, er könne die Sprache der Erde hören und lesen, was die Jahrhunderte darunter verborgen hatten. Wo andere Blind gruben, wusste Negon, wohin sie greifen mussten.

Er erschien ohne Vorankündigung. Am Rand der Stadt, zur Stunde, als selbst die Hunde verstummten. Celdion führte ihn schweigend zum Schacht, reichte ihm eine kleine Öllampe und eine Ledermappe mit den Plänen. Negon nahm sie nicht. Er nickte nur und stieg hinab.

In der Tiefe angekommen, begutachtete er den Tunnel nicht wie die anderen mit Maßstab und Seil. Er legte die bloßen Hände an die feuchten Wände, schloss die Augen und verharrte. Minuten vergingen. Die anderen Arbeiter hielten den Atem an. Selbst das Tropfen schien zu verstummen.

Dann sprach Negon zum ersten Mal.
„Ihr grabt gut“, sagte er mit einer Stimme, die klang wie Kiesel, die in einem alten Brunnen versinken. „Aber ihr grabt blind.“

Er bedeutete Turgon und zwei andere, ihm zu folgen. Einige Schritte weiter, bei einem bereits verstärkten Abschnitt, blieb er stehen, zeigte auf einen schmalen Riss im Deckengewölbe, kaum einen Finger breit. „Hier verläuft ein alter Hohlraum. Noch geschlossen, aber der Druck steigt. Zwei Nächte, vielleicht drei — und es fällt euch auf die Köpfe.“

Ulaf fluchte leise, als er es selbst erkannte. Niemand hatte den feinen Linienbruch gesehen.

„Wie groß?“, fragte Shezar.

Negon kniete nieder, zog ein schmales Messer aus dem Stiefel und schabte etwas Gestein heraus. Er hielt es ans Licht der Runen. „Ein alter Lagerstollen aus der Zeit vor eurer Stadt. Vielleicht 20 Meter lang. Einsturzgefährdet. Wir umgehen ihn.“

„Das kostet Zeit“, brummte Ulaf.

„Das kostet Leben, wenn ihr es nicht tut“, entgegnete Negon.

Sie änderten die Trasse. In derselben Nacht begann Negon, mit farblosem Pulver Markierungen an den Wänden zu setzen, unsichtbar für alle außer ihm. Er spürte den Druck im Gestein, das Zittern der Schichten, das Wispern alter Risse. Drei weitere kritische Stellen entdeckte er in den nächsten Nächten — allesamt unsichtbar für Auge und Werkzeug.

Mehr noch: Er schlug vor, einen natürlichen, vergessenen Hohlraum für die Lagerung des Aushubs zu nutzen. Eine kleine Kammer, dreißig Meter abseits des geplanten Tunnels. Niemand außer ihm hatte sie gefunden. Der Raum war stabil, trocken und weit genug entfernt, um nicht zu kollabieren.
Dank Negons Führung gewannen sie Tage.

Am Ende der Woche standen weitere 40 Meter Tunnel. Sicher, verstärkt, und niemand war zu Schaden gekommen. In der Tiefe erzählten sich die Männer, dass Negon nicht nur die Erde hörte, sondern auch die Schatten der Vergangenheit sehen konnte. Turgon jedenfalls glaubte daran, als Negon ihn eines Nachts mit einem einzigen Blick zurückhielt, Sekunden bevor ein morsch gewordener Träger brach.

Sie sprachen nicht viel miteinander. Ein Nicken reichte. Ein stilles Band unter Männern, die mehr mit der Dunkelheit vertraut waren als mit dem Licht.

In der fünften Nacht verschwand Negon, so lautlos, wie er gekommen war.

Doch an den Stützbalken der letzten Kammer hinterließ er ein Zeichen — drei vertikale Striche, eingeritzt ins Holz. Ein uraltes Erdwächterzeichen. Es bedeutete: Der Weg ist sicher. Für jetzt.

Die Männer verstanden. Und sie gruben weiter
gelöschter Charakter_565
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Der Wind im nicht mehr dunklen

Beitrag von gelöschter Charakter_565 »

Die Tage gingen dahin, die Arbeiten im Tunnel schritten voran. Beinahe täglich kam Vadan in den Kontor, schlängelte sich an den Kunden vorbei und verschwand ...

Es ist ruhig in den Gängen des Kontors, dort wo niemand hin kommt. Die Gesichter im inneren sind bekannt, jeder kennt sich. Und er sah sie nun täglich. Er stieg herab in den Tunnel, immer Tagsüber, wenn die Arbeiten ruhten - dann war seine Arbeit gekommen. Er inspizierten den Fortschritt der letzten Nacht und brachte weitere, glimmende Glyphen an.

Eines aber machte ihm Gedanken ...

Luft

Jedes mal, wenn er hier unten war, bemerkte er, wie schlecht die Luft war. Es war stickig, schwül-warm und nicht das kleinste Bisschen Wind erfrischte den Stollen. Doch er war Tagsüber allein hier unten, wie muss es nur nachts sein. Nachts, wenn man nicht alleine war. Wenn man arbeitete, sich anstrengte, schwitzte? Er wollte es sich nicht ausmahlen, nahm sich aber fest vor, sich einmal Nachts die Arbeiten anzuschauen, die Atmosphäre zu fühlen.

Zwei Tage später war es so weit. Er kam erst gar nicht Tagsüber und erschien erst beim letzten Sonnenschein im Kontor. Es war nichts los, und so machte er sich auf, hinunter zum Schacht.

Was machst du hier?

Vadan schaute sich um und erblickte Celdion.

Ich habe zu arbeiten erwiderte Vadan.

Aber doch nicht um diese Tageszeit?

Vadan nahm sich die Zeit. Es ist gut, das jeder vorsichtig war, auch ihm gegenüber. Er erklärte Celdion sein anliegen und wollt sich vergewissern, wie die Luft dort unten ist. Celdion nickte nur knapp. Eine Minute später war Vadan auch schon im Tunnel.

Es war schlimmer als erwartet. Die Luft - quasi nicht vorhanden. Stickig, hohe Luftfeuchte. Vadan wusste, das bei Minen und Bergbauarbeiten "Wetterschächte" gegraben werden. Querstollen an die Oberfläche. Dadurch konnte man das Klima unten regulieren, Luft reinlassen, Luftfeuchte heraus. Doch dies war keine Option. Wetterschächte waren groß. Es war keine Gefahr, ob jemand so einen entdecken würden. Die Frage war nur: wie schnell. Also keinen Wetterschacht. Aber was nun?

Vadan dachte nach, doch es war schwer hier unten. Die Nacht war noch nicht weit voran geschritten, doch es war schon kaum auszuhalten. Vadan verließ den Tunnel, huschte durch den Kontor und ... verschwand.

Es war stockfinstere Nacht, er sollte eigentlich schlafen, doch dazu war kein Zeit. Wenn er nicht etwas unternehmen würde, würde irgendwann der erste dort unten umklappen. Etwas, das man sich nicht leisten konnte. Ein Wetterschacht war keine Option. Ein Wetterschacht, der Wind brachte...

Wind

Hur

Es fiel ihm fast wie Schuppen von den Augen. Er ist Vadan, ein mächtiger Zauberer. Zumindest war er eingebildet genug, um dies zu denken.

Hur ... was noch? Wind alleine reicht nicht, er musste sich durch den Tunnel bewegen ... die Arbeiter erfrischen, den Schweiß herausblasen.

Por - Was noch?

Mani - Ein wenig Heilung kann nie Schaden

Por Hur Mani - doch er will nicht jeden Abend dort stehen und die Magie erneut walten lassen. Einmal gesprochen, das sollte ausreichen. Nicht nur bis die Arbeiten zu Ende sind, auch danach - Tym

Por Hur Mani Tym - Er war von sich selbst begeistert. Und nun, welche Reagenzien?

Doch dies schien noch einfacher: Alraune, schwarze Perle und Spinnenseide. Eventuell noch ein wenig Ginseng. Wind, der auch noch kleine Abschürfungen heilt. Vadan war von sich selbst überzeugt - nun musste dies nur noch wirken. Er schnappte sich die Reagenzien und machte sich auf den Weg. Sobald der letzte Arbeiter den Schacht verlassen hatte machte er sich ans Werk.

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Rianon
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Registriert: 14 Mai 2025, 16:45
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Re: Im Schatten von Britain

Beitrag von Rianon »

Rianon war nicht oft in Britain unterwegs...zu viele Steine. Wie die Menschen in einer so toten Umgebung leben konnten...das war ihm unverständlich...bardoc. Jedoch war es von Zeit zu Zeit nötig in die Stadt zu gehen, da Nerria mitbekommen hatte, dass der beste Hafer hier verkauft wurde. Mittlerweile hatte Rianon es aufgegeben, die Stute davon zu überzeugen, dass sie auf eine billige Reklame hereingefallen war; sie war zu störrisch, um ihm zu glauben. Also schlenderte er durch die Gassen der Stadt und nahm die seltsame Umgebung in sich auf.
Jeder in der Stadt ging seinen eigenen Geschäften nach. Jeder seiner Grüße wurde mit einem unklaren Murmeln abgeschüttelt. Hinter der Britain-Bank traf er auf einen Handwerker, der sich immerhin höflich als Myrtas vorgestellt hatte, jedoch auch "keine Zeit zum Plaudern" hatte. Der Mann roch auffällig nach feuchter Erde, Pilzen und frisch geschlagenem Holz und sein Gesicht war mit Erde beschmiert. Ungewöhnlich, dafür dass er erst kürzlich aus dem reichen Handelshaus stolperte. Aber wer war Rianon, die Eigenarten der Menschen zu verstehen. Also ging er weiter seines Weges.
Er war ein gutes Stück weitergegangen, als seine Ohren zuckten und er irritiert feststellte, dass der Wind zu ihm flüsterte und das knistern von Maige in der Luft lag...oder besser gesagt unter seinen Füßen. Er legte sich auf den Boden und lauschte, um die Worte besser verstehen zu können...aber ein regelmäßiges Pochen von unten war zu laut, als dass man irgedetwas hätte verstehen können. Um ihn herum liefen irritierte Menschen umher. Nach kurzer Zeit bereits stand er wieder auf und ärgerte sich über das unverschähmte Pochen unter der Erde, was den Gesang des Windes übertönte. Er würde die Menschen und ihre komischen Vorhaben wohl nie verstehen. Aber Hafer wussten sie anzubauen...zu seinem Leidwesen.

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