von Yon Essray » 13 Okt 2025, 16:58
„Nur wer ohne Zeichen glaubt, hat das Dunkel verstanden.“
– Überlieferung aus den Aufzeichnungen des Schwertbundes
Seit dem Sternenfall herrschte Stille.
Keine Träume mehr. Keine Visionen. Keine Zeichen.
Nur Schweigen – das tiefe, ehrliche Schweigen Arachnans.
Yon Essray hatte geglaubt, auf das Schweigen vorbereitet zu sein. Doch als es kam, fühlte es sich an wie das Ende allen Glaubens.
Der Himmel hatte Feuer gespien, und viele nannten es ein Wunder – andere ein göttliches Gericht.
Für Yon war es ein Ruf.
Ein Ruf, der unbeantwortet blieb.
Der Träumer schwieg.
Er wartete. Betete. Suchte.
Doch nichts kam zurück – nur der eigene Atem in der Kälte des Morgens.
Wo einst ein göttliches Wispern in den Schatten seiner Seele wohnte, herrschte nun Leere. Kein Trost. Keine Richtung. Nur die Erinnerung an jene Worte, die ihm einst Halt gegeben hatten.
In dieser Leere erwachte eine neue Stimme – seine eigene.
Und sie flüsterte: Wenn der Engel schweigt, muss der Mensch handeln.
So führte ihn sein Weg nach Düsterhafen – eine Stadt, die selbst in der Finsternis Schatten warf.
Hier sammelten sich die Vergessenen, die Verstoßenen, die, die keinen Gott mehr hatten.
Und genau hier, dachte Yon, musste der Glaube neu entzündet werden – nicht durch Wunder, sondern durch den Willen der Sterblichen.
Er trug eine Robe aus dunklem, verblichenem Rot – die Farbe des Opfers. Kein edles Purpur, sondern das matte, bräunliche Rot getrockneten Blutes.
Für ihn war sie Symbol und Mahnung zugleich: Arachnans Feuer hatte ihn gezeichnet, und auch wenn die Flamme erloschen schien, glühte sie in ihm weiter.
Wo Yon sprach, brachte er Worte. Manche nannten es Predigt, andere Wahnsinn.
Doch die Verlorenen hörten ihm zu.
Er sprach von der Prüfung im Schweigen, davon, dass der Dunkle Engel nicht fort war, sondern schlief – und dass es an seinen Kindern lag, seinen Traum zu bewahren, bis er wieder erwachte.
„Wir sind sein Atem, solange er schweigt.
Sein Schwert, solange er ruht.“
In dieser Zeit hörte er vom Schwertbund des Dunklen Engels – einem Orden, der nicht nur glaubte, sondern handelte.
Keine Priester in goldenen Hallen, keine Schwätzer mit Heiligenschein.
Krieger, die die Flamme lebten, auch wenn sie brannte.
Yon suchte sie auf. Nicht, um Ruhm zu finden, sondern Richtung.
Die Wege führten Yon schließlich an die Grenzen des Ordens.
In einem alten Tempel, halb im Nebel verborgen, fand er, wonach er gesucht hatte.
Dort wurde er von einem Mann namens Aurion empfangen – ein Bruder des Schwertbundes, dessen Blick mehr prüfte, als seine Worte verrieten.
Yon stellte sich vor, sprach von seinem Weg und von Arachnans Schweigen.
Aurion hörte zu, ohne zu urteilen, und führte ihn schließlich in die Hallen des Bundes.
Dort wartete der Gildenstein – und die Entscheidung, ob Yon würdig war, den Schwur zu sprechen.
Als er schließlich vor dem Gildenstein stand, kniete er nieder. Nicht aus Unterwürfigkeit, sondern aus Anerkennung für das, was Arachnan in ihnen weitertrug.
Er wusste: Der Schwertbund war kein Ort für Schwache.
Doch hier, in seinem Schatten, konnte sein Glaube überleben.
Er sprach seinen Schwur – leise, aber mit ungebrochener Klarheit:
„Ich bin Yon Essray, Diener des Schweigens, Träger des Feuers.
Arachnan spricht nicht – und doch höre ich ihn.
Nicht in Worten, sondern im Willen.
Ich schwöre, den Dunklen Engel zu ehren, auch wenn er mich nicht erhört.
Zu handeln, wo andere warten.
Zu opfern, wo andere beten.
Denn das Schweigen ist nicht das Ende – es ist die Prüfung.“
Der Stein nahm seinen Schwur an.
Ein Windstoß fegte über den Hof, als lausche selbst der Himmel.
Seit diesem Tag war Yon Teil des Schwertbundes. Kein Anführer, kein Held – ein Wanderer.
Doch mit jedem Sonnenaufgang wuchs sein Entschluss.
Wenn Arachnan schwieg, würde er selbst das Wort sein.
Wenn das Licht triumphierte, würde er das Feuer neu entfachen.
Man sah ihn fortan oft auf den Mauern von Düsterhafen – die rote Robe im Wind, das Gesicht im Schein der Fackeln.
Er sprach selten. Doch wenn er sprach, klangen seine Worte wie Gebete – und wie Drohungen zugleich.
„Der Engel schläft nicht – er träumt.
Und wer in seinem Traum wandelt, trägt die Verantwortung, ihn zu vollenden.“
So wurde Yon Essray zur Stimme im Schweigen.
Zum Zeugen eines Glaubens, der ohne Zeichen auskam.
Und zum Schatten, in dem das Feuer weiterlebte –
bis selbst die Sterne verstummen.
„Nur wer ohne Zeichen glaubt, hat das Dunkel verstanden.“
– Überlieferung aus den Aufzeichnungen des Schwertbundes
Seit dem Sternenfall herrschte Stille.
Keine Träume mehr. Keine Visionen. Keine Zeichen.
Nur Schweigen – das tiefe, ehrliche Schweigen Arachnans.
Yon Essray hatte geglaubt, auf das Schweigen vorbereitet zu sein. Doch als es kam, fühlte es sich an wie das Ende allen Glaubens.
Der Himmel hatte Feuer gespien, und viele nannten es ein Wunder – andere ein göttliches Gericht.
Für Yon war es ein Ruf.
Ein Ruf, der unbeantwortet blieb.
Der Träumer schwieg.
Er wartete. Betete. Suchte.
Doch nichts kam zurück – nur der eigene Atem in der Kälte des Morgens.
Wo einst ein göttliches Wispern in den Schatten seiner Seele wohnte, herrschte nun Leere. Kein Trost. Keine Richtung. Nur die Erinnerung an jene Worte, die ihm einst Halt gegeben hatten.
In dieser Leere erwachte eine neue Stimme – seine eigene.
Und sie flüsterte: Wenn der Engel schweigt, muss der Mensch handeln.
So führte ihn sein Weg nach Düsterhafen – eine Stadt, die selbst in der Finsternis Schatten warf.
Hier sammelten sich die Vergessenen, die Verstoßenen, die, die keinen Gott mehr hatten.
Und genau hier, dachte Yon, musste der Glaube neu entzündet werden – nicht durch Wunder, sondern durch den Willen der Sterblichen.
Er trug eine Robe aus dunklem, verblichenem Rot – die Farbe des Opfers. Kein edles Purpur, sondern das matte, bräunliche Rot getrockneten Blutes.
Für ihn war sie Symbol und Mahnung zugleich: Arachnans Feuer hatte ihn gezeichnet, und auch wenn die Flamme erloschen schien, glühte sie in ihm weiter.
Wo Yon sprach, brachte er Worte. Manche nannten es Predigt, andere Wahnsinn.
Doch die Verlorenen hörten ihm zu.
Er sprach von der Prüfung im Schweigen, davon, dass der Dunkle Engel nicht fort war, sondern schlief – und dass es an seinen Kindern lag, seinen Traum zu bewahren, bis er wieder erwachte.
„Wir sind sein Atem, solange er schweigt.
Sein Schwert, solange er ruht.“
In dieser Zeit hörte er vom Schwertbund des Dunklen Engels – einem Orden, der nicht nur glaubte, sondern handelte.
Keine Priester in goldenen Hallen, keine Schwätzer mit Heiligenschein.
Krieger, die die Flamme lebten, auch wenn sie brannte.
Yon suchte sie auf. Nicht, um Ruhm zu finden, sondern Richtung.
Die Wege führten Yon schließlich an die Grenzen des Ordens.
In einem alten Tempel, halb im Nebel verborgen, fand er, wonach er gesucht hatte.
Dort wurde er von einem Mann namens Aurion empfangen – ein Bruder des Schwertbundes, dessen Blick mehr prüfte, als seine Worte verrieten.
Yon stellte sich vor, sprach von seinem Weg und von Arachnans Schweigen.
Aurion hörte zu, ohne zu urteilen, und führte ihn schließlich in die Hallen des Bundes.
Dort wartete der Gildenstein – und die Entscheidung, ob Yon würdig war, den Schwur zu sprechen.
Als er schließlich vor dem Gildenstein stand, kniete er nieder. Nicht aus Unterwürfigkeit, sondern aus Anerkennung für das, was Arachnan in ihnen weitertrug.
Er wusste: Der Schwertbund war kein Ort für Schwache.
Doch hier, in seinem Schatten, konnte sein Glaube überleben.
Er sprach seinen Schwur – leise, aber mit ungebrochener Klarheit:
„Ich bin Yon Essray, Diener des Schweigens, Träger des Feuers.
Arachnan spricht nicht – und doch höre ich ihn.
Nicht in Worten, sondern im Willen.
Ich schwöre, den Dunklen Engel zu ehren, auch wenn er mich nicht erhört.
Zu handeln, wo andere warten.
Zu opfern, wo andere beten.
Denn das Schweigen ist nicht das Ende – es ist die Prüfung.“
Der Stein nahm seinen Schwur an.
Ein Windstoß fegte über den Hof, als lausche selbst der Himmel.
Seit diesem Tag war Yon Teil des Schwertbundes. Kein Anführer, kein Held – ein Wanderer.
Doch mit jedem Sonnenaufgang wuchs sein Entschluss.
Wenn Arachnan schwieg, würde er selbst das Wort sein.
Wenn das Licht triumphierte, würde er das Feuer neu entfachen.
Man sah ihn fortan oft auf den Mauern von Düsterhafen – die rote Robe im Wind, das Gesicht im Schein der Fackeln.
Er sprach selten. Doch wenn er sprach, klangen seine Worte wie Gebete – und wie Drohungen zugleich.
„Der Engel schläft nicht – er träumt.
Und wer in seinem Traum wandelt, trägt die Verantwortung, ihn zu vollenden.“
So wurde Yon Essray zur Stimme im Schweigen.
Zum Zeugen eines Glaubens, der ohne Zeichen auskam.
Und zum Schatten, in dem das Feuer weiterlebte –
bis selbst die Sterne verstummen.