von Xemor » 21 Jul 2025, 16:37
Xemor verharrte noch in jener Geste – die Knöchel leicht erhoben über der Tischkante, eingefroren.
Langsam senkte er die Hand zurück auf das Holz, als würde erst jetzt der Bann nachlassen. Seine Augen folgten dem entschwindenden Rücken des Novizen, der mit hartem Schritt und aufgewühltem Stolz im Flur verschwand. Dann, ohne sich wirklich in den Mittelpunkt zu drängen, sprach er – beinahe mehr zu sich selbst als zu irgendjemand im Raum.
„Es ist nur … vielleicht muss man gar keinen ‚Dämon‘ sehen, wo keiner ist. Vielleicht wäre es klüger, den Ursprung solcher Worte zu hinterfragen – bevor wir uns in Thesen verlieren.“
Die Worte kamen leise, ein wenig schüchtern, in einem Tonfall zwischen Nachdenklichkeit und leiser Verwirrung. Kein Vorwurf, kein Spott. Nur der Versuch, zu verstehen. Ein Gedanke, der sich unaufdringlich in die Stille legte.
Xemor lehnte sich aus dem Schatten hervor – einem Schatten, den er stets bevorzugte, um unbemerkt zu bleiben. Zuerst blickte er an der Gruppe vorbei, dann beugte er sich langsam vor, die Stimme gedämpft, als spräche er mehr mit dem Raum als mit Cassius.
„Ein Primitiver, der einen Dämon beschwört…“ Seine Lippen zuckten zu einem leisen, fast spöttischen Lachen, das in der stillen Kammer kaum hörbar war. „Wirklich? So viel Vertrauen setzt er in diese Primitiven?“
Da war es wieder – dieses Wort: Primitive.
Es kam ihm wie selbstverständlich über die Lippen, und doch hallte es in seinem Inneren nach. Der Einfluss seines Meisters – schleichend, aber stetig – bohrte sich längst in seine Gedankenwelt. Was einst nur ein fremder Begriff war, wurde mehr und mehr Teil seiner eigenen Sprache. Und vielleicht… auch seiner Überzeugung.
„Einen Dämon zu beschwören mag ja noch möglich sein. Aber ihn zu kontrollieren…“ Er hielt kurz inne, das Lachen wurde klarer, fast herablassend. „… oder wenigstens zu befrieden, das ist eine ganz andere Sache. Wer auch immer so etwas annimmt – er ist im besten Fall ein Optimist.“
Xemors Blick wanderte nun direkt zu Cassius, als suchte er darin eine Reaktion. „Höchst unwahrscheinlich. Falls diese Worte – 'intellektuelle Dringlichkeit' – tatsächlich aus dem Munde eines Primitiven stammen, dann vermute ich… bestenfalls ein Missverständnis. Vielleicht ein Sklave, ein niederen Diener, der gerade so in der Lage ist, Worte zu formen.
‚Intellektuelle Dringlichkeit‘ also?
Meine These dazu: Primitive verstehen darunter nichts anderes als ein hastiges Durcheinander von Worten, mit dem sie ihre Unsicherheit kaschieren wollen. Am offensichtlichsten zeigt sich das bei vielen Magiern an der Akademie. Für sie bedeutet es, möglichst intellektuell und hochtrabend zu debattieren, um Wichtigkeit vorzutäuschen – um eben nicht den Eindruck eines Primitiven zu erwecken, ohne wirklich zu begreifen, was sie da sagen oder warum es wichtig sein sollte.“
Seine Worte klangen ruhig und deutlich, doch zugleich unsicher, während er sich langsam wieder in den Schatten zurücklehnte.
Ohne weiter über die Thesen zu sinnieren, schien Xemor plötzlich in seinen Gedanken zu versinken.
Was war nur aus ihm geworden?
Vor nicht allzu langer Zeit war er ein aufgeweckter, neugieriger Bursche gewesen, der nur lernen, sich Wissen aneignen, dem Licht auf die Spur kommen wollte. Doch jetzt saß er hier, versuchte sich mit den anderen Novizen intellektuell zu messen – intellektuell dringlich zu messen. Ein spöttisches Grinsen huschte über sein Gesicht.
Sein Kopf schmerzte.
„Primitive und Intellektuelle Dringlichkeit, sind die Primitiven nicht alles nur Ameisen, welche hastig – dringlich, vor sich hin wuseln und eine Bedeutung suchen? Aber wo ist da der Intellekt?“
murmelte er aus dem Schatten heraus, seine Stimme kaum mehr als ein Gedanke, der sich in den Raum verlor.
Sein Blick blieb starr, abgewandt – als gelte diese Feststellung nur den anderen.
Nicht ihm.
Xemor verharrte noch in jener Geste – die Knöchel leicht erhoben über der Tischkante, eingefroren.
Langsam senkte er die Hand zurück auf das Holz, als würde erst jetzt der Bann nachlassen. Seine Augen folgten dem entschwindenden Rücken des Novizen, der mit hartem Schritt und aufgewühltem Stolz im Flur verschwand. Dann, ohne sich wirklich in den Mittelpunkt zu drängen, sprach er – beinahe mehr zu sich selbst als zu irgendjemand im Raum.
[i]„Es ist nur … vielleicht muss man gar keinen ‚Dämon‘ sehen, wo keiner ist. Vielleicht wäre es klüger, den Ursprung solcher Worte zu hinterfragen – bevor wir uns in Thesen verlieren.“
[/i]
Die Worte kamen leise, ein wenig schüchtern, in einem Tonfall zwischen Nachdenklichkeit und leiser Verwirrung. Kein Vorwurf, kein Spott. Nur der Versuch, zu verstehen. Ein Gedanke, der sich unaufdringlich in die Stille legte.
Xemor lehnte sich aus dem Schatten hervor – einem Schatten, den er stets bevorzugte, um unbemerkt zu bleiben. Zuerst blickte er an der Gruppe vorbei, dann beugte er sich langsam vor, die Stimme gedämpft, als spräche er mehr mit dem Raum als mit Cassius.
[i]„Ein Primitiver, der einen Dämon beschwört…“[/i] Seine Lippen zuckten zu einem leisen, fast spöttischen Lachen, das in der stillen Kammer kaum hörbar war.[i] „Wirklich? So viel Vertrauen setzt er in diese Primitiven?“[/i]
Da war es wieder – dieses Wort: Primitive.
Es kam ihm wie selbstverständlich über die Lippen, und doch hallte es in seinem Inneren nach. Der Einfluss seines Meisters – schleichend, aber stetig – bohrte sich längst in seine Gedankenwelt. Was einst nur ein fremder Begriff war, wurde mehr und mehr Teil seiner eigenen Sprache. Und vielleicht… auch seiner Überzeugung.
[i]„Einen Dämon zu beschwören mag ja noch möglich sein. Aber ihn zu kontrollieren…“[/i] Er hielt kurz inne, das Lachen wurde klarer, fast herablassend. [i]„… oder wenigstens zu befrieden, das ist eine ganz andere Sache. Wer auch immer so etwas annimmt – er ist im besten Fall ein Optimist.“[/i]
Xemors Blick wanderte nun direkt zu Cassius, als suchte er darin eine Reaktion. [i]„Höchst unwahrscheinlich. Falls diese Worte – 'intellektuelle Dringlichkeit' – tatsächlich aus dem Munde eines Primitiven stammen, dann vermute ich… bestenfalls ein Missverständnis. Vielleicht ein Sklave, ein niederen Diener, der gerade so in der Lage ist, Worte zu formen.
‚Intellektuelle Dringlichkeit‘ also?
Meine These dazu: Primitive verstehen darunter nichts anderes als ein hastiges Durcheinander von Worten, mit dem sie ihre Unsicherheit kaschieren wollen. Am offensichtlichsten zeigt sich das bei vielen Magiern an der Akademie. Für sie bedeutet es, möglichst intellektuell und hochtrabend zu debattieren, um Wichtigkeit vorzutäuschen – um eben nicht den Eindruck eines Primitiven zu erwecken, ohne wirklich zu begreifen, was sie da sagen oder warum es wichtig sein sollte.“[/i]
Seine Worte klangen ruhig und deutlich, doch zugleich unsicher, während er sich langsam wieder in den Schatten zurücklehnte.
Ohne weiter über die Thesen zu sinnieren, schien Xemor plötzlich in seinen Gedanken zu versinken.
Was war nur aus ihm geworden?
Vor nicht allzu langer Zeit war er ein aufgeweckter, neugieriger Bursche gewesen, der nur lernen, sich Wissen aneignen, dem Licht auf die Spur kommen wollte. Doch jetzt saß er hier, versuchte sich mit den anderen Novizen intellektuell zu messen – intellektuell dringlich zu messen. Ein spöttisches Grinsen huschte über sein Gesicht.
Sein Kopf schmerzte.
[i]„Primitive und Intellektuelle Dringlichkeit, sind die Primitiven nicht alles nur Ameisen, welche hastig – dringlich, vor sich hin wuseln und eine Bedeutung suchen? Aber wo ist da der Intellekt?“[/i]
murmelte er aus dem Schatten heraus, seine Stimme kaum mehr als ein Gedanke, der sich in den Raum verlor.
Sein Blick blieb starr, abgewandt – als gelte diese Feststellung nur den anderen.
Nicht ihm.