Loup Garou

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Rianon
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Registriert: 14 Mai 2025, 16:45
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Re: Loup Garou

Beitrag von Rianon »

Rianon erwachte, als ob jemand ihm einen glühenden Dolch zwischen die Rippen geschoben hätte. Schweiß rann in Strömen über seinen Körper, doch als seine Hände danach greifen wollten – waren da keine Hände mehr. Stattdessen: Krallen. Pelz. Ein massiver Brustkorb, der sich mit einer ungewohnten Kraft hob und senkte. Alle Gerüche waren so intensiv, dass es ihn fast würgte. Und dann traf es ihn: der stechende Silberglanz des Vollmondes, der durch das Blätterdach fiel. Panik flackerte auf – nicht wie ein Feuer, sondern wie ein wilder Sturm. Seine Gedanken waren die eines Elfen, doch der Körper war... etwas anderes. Wild. Schwer. Mächtig. Fremd.
Ein kehliger Laut entfuhr ihm – kein Schrei, kein Wort – ein Laut, der durch Mark und Bein schnitt. Er taumelte, seine Läufe noch unkoordiniert, und stürmte los. Seine vier Läufe trugen ihn über Wurzeln, Steine, durch Büsche und über Bäche – wie im Rausch.
Doch noch ehe ihn das Chaos in seinem Innersten verschlingen konnte, blieb er abrupt stehen. Ein Geruch. Vertraut. Warm. Beruhigend.
Ein zweiter Wolf trat aus dem Schatten zwischen zwei knorrigen Bäumen hervor – ihre Silhouette stolz, kraftvoll, und dennoch sanft. Ihre rubinroten Augen trafen seine – und Rianon wusste sofort: Alniira. Kein Wort wurde gesprochen. Nur Blicke. Bewegungen. Atmung. Ein winziges Winseln von ihr, das ihm bedeutete: Du bist nicht allein. Sie trat an ihn heran, rieb ihre Schnauze sanft an seiner Flanke – eine Geste des Vertrauens. Dann drehte sie sich, und ohne zu zögern, folgte er ihr.
Der Wald lag still und silbern da, von Mondlicht getränkt. Unter seinen Pfoten fühlte sich der Waldboden an wie eine pulsierende Haut – lebendig, atmend, voller Geschichten. Gerüche wirbelten wie Nebel durch sein erweitertes Bewusstsein – die Spuren von Hasen, Pilzen, altem Moos und frisch zerbrochenem Holz. Er roch die Spuren der Nacht. Er fühlte sie. Bald schon rannten sie. Nicht gehetzt – sondern geführt von einem inneren Rhythmus. Als würde der Wald ihn endlich ganz aufnehmen. Nicht mehr als Fremden, sondern als Teil von ihm. Er war kein Elf mehr. Nicht ganz. Aber auch kein Tier. Er war beides. Und während er Seite an Seite mit Alniira durch das silberne Geäst jagte, begann ein neuer Teil von Rianon zu erwachen. Nicht schwach. Nicht krank. Nicht gebrochen. Sondern wild und lebendig, aber in Balance.
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