Ein Hauch Mysterium

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Talia Xerodes
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Ein Hauch Mysterium

Beitrag von Talia Xerodes »

Die Taverne lag im Halbdunkel.
Verlassen. Still.

Nur das leise Knacken der Holzbohlen begleitete Talias Schritte, als sie eintrat – müde vom Tag, den Kopf voller Zahlen, der Körper schwer vom Arbeiten. Kein Wirt. Kein Gast. Nur der Geruch von altem Wein und glühender Kohle.

Sie setzte sich. Wie so oft. Aus Gewohnheit, nicht Erwartung. Der Wunsch nach Ruhe in einem Glas. Der Feierabend eines langen Arbeitstages.

Dann öffnete sich die Tür.

Ein Schatten trat ein, federnd, fast lautlos. Die Silhouette schmal, der Blick hell.
Sein Name: Yadran Toranas.

Er sprach sanft, beinahe beiläufig – und doch schnitten seine Fragen tiefer, als es die Worte vermuten ließen. Er musterte sie, nannte sie bildhübsch, verglich sie mit jemandem aus seiner Vergangenheit.

„Ich kannte eine Talia... Sie war wie der Morgen an einem Frühlingstag… jung, unverdorben…“

Die Art, wie er es sagte – als würde er die Erinnerung schmecken.
Talia wurde unruhig. Sie spürte ihren Dolch in der Tasche, tastete unauffällig danach. Doch sie griff nicht zu.

Er sprach von Magie, von verlorenen Konzilen, von einem Leben, das der Wind trug. Seine Worte wirkten erlesen – und doch atmete jedes davon Einsamkeit.
Sein Blick blieb zu lange auf ihren Händen liegen.

„Ihr habt Ähnlichkeit mit ihr…“

Und trotz der Beklommenheit, trotz allem, was ihr inneres Warnsystem auslöste, blieb sie.
Sie ließ sich auf seine Worte ein. Vielleicht, weil sie wusste, wie es ist, einsam zu sein.
Vielleicht, weil Neugier manchmal stärker ist als Vernunft.
Als er ihr das „Orakel“ zeigen wollte, zögerte sie.
Dann nahm sie seine Hand.

„Euch wird kein Leid geschehen…“

Das Portal, das sich öffnete, war lautlos – wie ein Riss in der Realität.
Ein Ort dahinter: still, funkelnd, abgerückt von allem, was sie kannte.
Sie sprachen weiter – über Welten, über Freiheit, über Leben und Tod.

Später brachte er sie zurück nach Britain. Höflich. Fast ehrfürchtig.
Er verbeugte sich. Verabschiedete sich mit Worten, die zu einem Märchen passten.
Und verblasste.

---------------------------

Ein paar Tage vergingen.

Es war später Abend. Die Tür des Kontors war gerade abgeschlossen, als er wieder da war. Einfach so.
Gleicher Blick. Gleiche Ruhe. Aber irgendetwas war... wärmer.

Talia war überrascht. Vielleicht auch ein wenig erfreut – ein Gefühl, das sie sich selbst nicht eingestand.
Sie lud ihn ein zum Spaziergang. Zum Hafen.

Dort redeten sie über Götter, Freiheit, und das Leben, das jeder für sich führt. Er sprach weniger in Andeutungen – aber nie ganz offen.
Dann zog er wortlos drei rohe Diamanten hervor und legte sie in ihre Hand. Keine Forderung. Kein Zweck.

„Keine Bereicherung… ein Zeichen von Freiheit.“

Talia sagte nichts. Aber sie spürte, dass das hier kein normales Geschenk war.

Später – zurück in der Taverne – tranken sie gemeinsam. Zum ersten Mal stießen sie an. Lachten.
Etwas an ihm wirkte menschlich. Kurz. Zerbrechlich.

Und genau in diesem Moment… ging er.
Wortlos.
Verblassend.
Wie Schatten, die fliehen, wenn das Licht zu hell wird.

Zurück blieb:
Ein leeres Glas.
Drei funkelnde Steine.
Und ein Name, der sich nicht abschütteln ließ.

Yadran.
Zuletzt geändert von Talia Xerodes am 21 Jul 2025, 09:55, insgesamt 2-mal geändert.
Yadran Toranas
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Re: Ein Hauch Mysterium

Beitrag von Yadran Toranas »

Die Taverne flackert im Schatten, das Holz ächzt. Ich bin hier , etwas zog mich her, aber was?
Der Durst in mir summt wie ein alter Schwur und dort saß Sie.
Ihr Name ist Talia. Eine lichte Silhouette durch das Zwielicht, wie ein Lichtstrahl durch schwarzes Wasser.
Talia. Ihr Name schlägt in mir nach, pocht gegen die Kuppel meines Verstandes. Es gibt so viele Talias und doch nur diese eine. Sie sieht Ihr ähnlich.
Ich höre Ihr Herz pochen, kann schon fast Ihren Geschmack erahnen.
Zu laut. Zu süß. Zu unschuldig.
Ich will sie haben. Nein, ich darf Sie nicht haben, ich will sie verschonen. Ich will, ich will nicht, ich… ich weiß es nicht mehr.
Meine Worte: wie Nebel, der sich nicht greifen lässt. Ich sage ihr Dinge, halbwahr, halbvergessen. Ich sehe in ihre Augen und frage mich, wie viele Male ich sie schon liebt oder getötet habe. Vielleicht ist sie ein Traum. Vielleicht bin ich einer. Was ist es? Fieber?
Sie berührt mich. Eine Hand auf meiner und ein gleißender Schmerz von Erinnerung spaltet mich.
Ich öffne ein Tor. Zeige ihr Bedeutungen, die ich selbst nicht mehr verstehe. Ich führe sie hindurch, lasse sie die fremde Stille schmecken. Ich sollte sie auslöschen. Ich kann es nicht. Oder doch? Ich weiß es nicht. Ich weiß es nie. Vielleicht morgen. Vielleicht vor einer Ewigkeit schon.
Sie lacht. Ich spüre beinahe mein Herz , als würde es für einen Moment beschleunigen, dann verlangsamen, dann… stillstehen. Es schlug doch schon so lange nicht mehr wie kann das sein?
Ich schenke ihr Diamanten. Geschenke, die keine sind. Ich weiß nicht warum. Weiß nie, warum ich gebe oder nehme. Doch, weil ich überleben muss.
Ich beobachte uns beide von oben während Sie spricht. Sie steht mir, es gefällt mir, wie Sie mich ansieht.
Wer bin ich, wenn ich mit ihr bin? Ein Rätsel ohne Lösung. Ein Räuber, ein Ritter, ein flüchtiger Schatten im Dunst zwischen Begehren und Mitleid.
Die Gier in mir, so süß, so bitter, wächst mit jedem Augenschlag. Ich möchte sie retten, möchte sie verderben. Manchmal, träume ich, dass ich sie aus versehen töte. Ich weine Blut.
Dann erwache ich mit dem Geschmack ihres Lachens auf der Zunge. Bitter. Selig.
Ich gehe immer wenn das Licht zu nah kommt. Ich weiche vor dem Tag zurück. Doch in Talias Nähe habe ich nicht mehr das Gefühl es zu müssen? Ihr Name in meiner Kehle. Ihr Herzschlag in meinen Ohren.
Schatten halten mich, reißen an mir. Ich bin Hunger, bin Erlösung, bin Verlust. Ich weiß nicht, was ich will, bis ich es fast getan habe.
Noch habe ich nicht gewählt.
Oder?
Vielleicht wache ich eines Morgens auf und bin voller Blut, Ihrem Blut. Und Sie für immer fort. Vielleicht fällt ihre Stimme wie Staub auf meine Knochen.
Vielleicht bin ich ihr Schicksal.
Vielleicht auch nur ihr Schatten.
Vielleicht bin ich verloren.
Vielleicht ...vielleicht ...vielleicht ...da ist es wieder das Rot. Ich muss gehen, bevor ich Sie aus versehen töte.
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Talia Xerodes
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Ein Hauch Mysterium - Teil II

Beitrag von Talia Xerodes »

Der Abend war lau und still, als Talia allein auf der Bank saß. Der Tag war vergangen, nur ihr Atem und das Rauschen der Nacht blieben.

Und dann sah sie ihn wieder. Aus dem Augenwinkel.
Yadran.

„Die Nacht...der Wind ...der Duft… Ein Gefühl...wer weiß das so genau.“

Er setzte sich zu ihr. Still, ruhig, wie eine Erscheinung. Sie spürte seinen Blick nicht direkt – nur seine Präsenz. Und doch wuchs ihr Lächeln, wie von selbst. Ihr Herz schlug schneller, aber sie ließ es sich nicht anmerken.

Sie fragte ihn, warum er zurückgekehrt war. Seine Antworten waren vage, fast poetisch.
Er wirkte nachdenklich, beinahe zerrissen. Sie versuchte es zu verstehen.
Und als sie die drei Diamanten hervorholte, die er ihr geschenkt hatte, blickte er – nicht auf die Steine – sondern auf ihre Hände. Auf das pulsierende Rot unter der Haut.

„Das frage ich mich auch... es ist ein Spiel mit dem Feuer.“

Talia fragte, was er damit meinte. Und zum ersten Mal wich sein Blick aus. Seine Worte wurden schwerer.
Von früher sprach er. Von einer anderen Zeit. Von Verlust. Von Entscheidungen, die man nicht zurücknehmen kann.

„Vielleicht erinnert ihr mich an eine Zeit, in der ich noch glücklich war.“

Sie sprachen lange. Über Schicksal, Absicht und das seltsame Gefühl, das ihre Wege immer wieder kreuzte.
Er wirkte verloren. Einsam.
Und sie… neugierig. Offen.

„Ich glaube, ich bin einfach nur… ein wenig einsam.“

Dann streckte er die Hand aus.
Sie zögerte kaum. Ihre Hand legte sich in seine. Und wieder führte er sie fort – diesmal nach Landsend. Eine Ruine, gezeichnet von der Vergangenheit. Eine alte Liebe von ihm sei dort einst gewesen, sagte er. Stark, mächtig – und längst tot.

„Schatten aus der Vergangenheit…“

Am Feuer tauschten sie Gedanken aus. Erinnerungen. Sehnsüchte. Er sprach von einem weiteren Ort, den sie gemeinsam besuchen müssten – und sie folgte ihm auch dorthin.
Dort, an einem Ort voller Stille und Erinnerungen, wurde Talia klar, wie viele Leben Yadran überdauert hatte.
Wie viel Tod ihn umgab.
Und wie viel Verlust.

„Ein Leben endet... ein neues beginnt.“

Als sie ihm Trost spenden wollte, mit einer zarten Umarmung – wich er erschrocken zurück. Er wandte sich ab. Sein Gesicht verzerrte sich, für einen Augenblick, zu einer Fratze.

„Ich kann nicht... Achtung!“

Er bat um Verzeihung. Und sie, verletzt, zog sich zurück.

Nach einem Moment der Stille

„Was tun wir hier eigentlich, Yadran…?“

Er zögerte für einen Moment.
„Wir haben die Schatten der Vergangenheit gejagt.“

Sie beschlossen zu gehen. Zurück nach Britain.
Er sprach von Zukunft, von Zeit, die er noch brauche.
Ein seltsamer Frieden legte sich über die Szene – bis er ihn selbst zerstörte.

„Wenn es Euch nach Bettgeflüster gezogen hat… Tut es mir leid, Euch enttäuscht zu haben.“

Talia erschrak.
Empört. Gekränkt.

„Ich wollte Euch lediglich Trost mit einer Umarmung spenden.“

Er versuchte, seine Worte zu erklären – doch es war zu spät.

Sie wandte sich ab. Verärgert.
Sie wollte gerade gehen.


Da er hielt sie auf. Drehte sie sanft zu sich.
Seine Stimme, seine Präsenz, seine Augen – alles schien sie auf fast magische Weise zu durchdringen.
Und bevor sie verstand, was geschah, legte er seine kühlen Lippen auf ihre.

Ein Kuss.
Leise. Unerwartet.
Und verstörend schön.

Sie ließ ihn geschehen – für einen Moment.
Dann kam sie zu sich. Drückte ihn sanft zurück.
Verwirrt. Zerrissen. Zwischen Furcht und einem Gefühl, das sie nicht genau benennen konnte.
War es Glück?

Er flüsterte nur noch ein kurzes: „Gute Nacht!“

Und ehe sie antworten konnte, drehte sie sich um. Fast hypnotisch.

Sie ging.

Nicht als Liebende.
Nicht als Feindin.
Sondern als jemand, die sich nicht sicher war, ob sie zurückkommen sollte.
Zuletzt geändert von Talia Xerodes am 21 Jul 2025, 09:55, insgesamt 1-mal geändert.
Yadran Toranas
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Re: Ein Hauch Mysterium

Beitrag von Yadran Toranas »

Die Schatten der Stadt in Britain flackerten im Schein des sterbenden Feuers. Noch hallte Talias Schritt in der Dunkelheit nach, ihr Duft lag wie Erinnerung zwischen den Steinen und in der Luft zwischen ihnen.
Yadran stand reglos, starrte in die Flammen, sein Blick tief, dunkel, von einem Entschluss überschattet, der eben erst in ihm gereift war. Er lächelte und neigte dabei sein Haupt leicht nach vorne.
Sie war ihm nahe gekommen. Sie war zu nah.
Zu tief hatte sie in die Schatten seiner Vergangenheit geblickt. Zu viele Fragen hatte Sie gestellt, auf die es keine Antworten gab, ohne einen Preis zu zahlen.
Er spürte es mit jeder Faser seines Wesens: Ihre Nähe ließ ihn taumeln zwischen Hoffnung und Gefahr. Er war verloren.
Ein Leben wie ihres, so strahlend, so menschlich, zu unschuldig zu wertvoll und zu süß, um von ihm verschlungen zu werden.
Und doch…
Er wusste, er konnte sie nicht gehen lassen.
Nein er wollte Sie nicht gehen lassen. Er wollte egoistisch sein, feige, niederträchtig und arrogant.
Er wollte etwas nur für sich haben. Für alle Ewigkeit.
Es war keine Entscheidung, die leichtfiel. Sondern eine, zu der ihn Jahrhunderte der Verluste gezwungen hatten.
Sein Herz krampfte bei dem Gedanken, sein Atem wurde kurz nicht aus Angst, sondern aus Erkenntnis.
Aber Herz und Atem war doch nur ein Reflex?
Sie muss sterben.
Nicht aus Hass.
Nicht aus Wut.
Sondern, weil er Sie haben wollte.
Er hob die Hand, betrachtete die Linie der Finger, ihre Berührung noch spürbar, warm, wirklich.
Bald würde nichts davon übrig bleiben. Er genoss den Moment.
Talia war fort, doch sie ahnte nichts von der Wahl, die er getroffen hatte.
Er würde sie suchen. Er würde Sie finden, egal wo Sie sich verstecken würde.
Warten, bis sie wieder allein war am Rande der Stadt, zwischen den Schatten der alten Mauern oder draußen im Wind an der klirrenden Küste von Landsend, kam für ihn nicht in Frage. Er wollte es in die Nacht hinausschreien hinaus heulen und das ein oder andere Wesen der Nacht erschrecken. Er war kein Niemand, er gehörte der Blutlinie an, die sich den Vampirfürsten entgegengestellt hatte und es als einzige Blutlinie sogar unbeschadet ohne Verluste überlebt hatte. Pures Chaos, Pure Anarchie und pure Vernichtung.
Seine Gedanken kreisten düster und unerbittlich:
"Diesmal gibt es kein Zurück."
Dennoch zögerte er.
Der Gedanke an ihren Blick, an das feine Zittern ihrer Stimme, ließ ihn hadern und doch die Entscheidung brannte nun in seinem Inneren wie ein Schwur. Die Entscheidung erregte ihn regelrecht. Brachte das Blut in Wallung und brannte wie ein Feuersturm in seiner Brust.
Der Jäger ist bereit.
Zuletzt geändert von Yadran Toranas am 21 Jul 2025, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Talia Xerodes
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Ein Hauch Mysterium - Teil III

Beitrag von Talia Xerodes »

„Ein Kuss für die Ewigkeit…“


Talia wartete.
Zwischen den Blumen. Allein mit ihren Gedanken und den drei Diamanten in ihrer Hand – Symbol für etwas, das sie längst nicht mehr verstand.

Dann bewegte sich etwas im Dickicht.
Ein Schatten auf vier Pfoten, ein Raubtier, das sie längst kannte.

Yadran.

Er trat aus der Dunkelheit, verwandelte sich zurück, stand da wie ein Wesen zwischen Welten.
Sie erschrak. Und doch spürte sie: Dies war kein Überfall. Es war das Schicksal, das sie längst eingelassen hatte.

Sie sprachen. Über Freiheit. Über Gefühle, die wie Wellen kamen: mal warm, mal kalt.
Er fragte sie nach einem Tanz. Und dann – in einem Moment völliger Klarheit – bekannte er:

„Ich habe mich in Euch verliebt…“

Talia war überfordert. Innerlich zerrissen.
Und trotzdem legte sie ihre Hand in seine.
Kam näher.

„Für immer?“

„Für… immer.“

Was dann folgte, war kein einfacher Kuss. Es war ein Schwur.
Ein stilles Bündnis, in Blut geschrieben.
Seine Lippen trafen ihre – kalt und doch einladend.
Ein Moment der Vollkommenheit, kurz und scharf wie ein erster Frost.

Dann veränderte sich etwas.
Die Umarmung wurde fester. Die Zärtlichkeit wich einem Hunger.
Die Diamanten rollten ihr aus der Hand. Sie fielen, aber landeten nicht. Die Zeit schien sie festzuhalten.

Sie spürte, wie seine Lippen zu Zähnen wurden.
Wie die Welt in warme Dunkelheit tauchte.
Wie Erinnerung und Bewusstsein langsam verblassten.

Sie wusste nicht, was mit ihr geschieht. War es Schmerz? War es Freude?
Ein letzter Blick empor zu den funkelnden Sternen der Nacht.
Eine Träne, die langsam ihre Wange herunterrollte.
Ein Lächeln, das sich nicht zwischen Trauer und Glück entscheiden konnte.

Sie sackte nieder.
Ein letzter Hauch. Ein letztes Flüstern auf den Lippen.

„Yadran…“

Ein letztes Geräusch. Drei Diamanten, die ins blutverschmierte Gras fielen.

Dann war da nur noch Stille.


Doch der Tod war nicht das Ende.

Er fing sie auf.
Behielt sie in den Armen.
Und gab ihr zurück, was er genommen hatte – anders, verändert.

Er öffnete ihren Mund. Rote Tränen tropften hinein – seine.
Ihr Körper zuckte, krampfte, wurde neu geformt.
Und als sie die Augen öffnete, war alles anders. Schärfer. Lauter. Greifbarer.

„Willkommen zurück… mein Engel der Nacht…“

Talia war wiedergeboren.
Nicht als Mensch. Nicht als Opfer.
Sondern als Geschöpf der Dunkelheit.

Yadran zeigte ihr, was sie nun war – und was sie brauchte:
Blut.
Frisch. Schnell. Jetzt.

Ein Opfer bot sich an – eine Dunkelelfe.
Yadran lockte, verführte, betörte.
Talia… jagte.
Ihre Zähne fanden den Hals.
Und mit jeder Sekunde floss mehr Kraft in ihren Leib.

„Wir töten sie nicht…“ mahnte Yadran.

Talia ließ ab.
Nur kurz.
Dann erneut der Hunger.
Ein zweites Mal.

Erst als sie satt war, wich das Brennen in ihrem Inneren.
Ihr Lächeln war verändert – dunkler, spitzer.
Die Augen glühten.

Am Ende blieb nur Stille zurück.
Ein schlafendes Opfer.
Ein neuer Körper.
Und ein Gefühl von Macht, das durch ihre Adern pulsierte.

„Willkommen im ewigen Leben.“

Und über allem lag etwas, das stärker war als jede Regel.
Etwas, das in seinen Blicken lag.
In ihrem Lächeln.
Etwas, das man nicht lehren konnte –
nur spüren.
gelöschter Charakter_770
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Registriert: 30 Mai 2025, 17:15

Ein Hauch Mysterium - Teil III.1 "CSI:Elashin"

Beitrag von gelöschter Charakter_770 »

Tath’raen war stinksauer und dies selbst über die Maße eines Drow hinaus. Die Erniedrigung vor der Yathren, die ihn bezichtigte seine Pflichten vernachlässigt zu haben, war eine Sache, aber der Grund für diese Erniedrigung eine ganz andere: Irgendjemand hatte Lyr’sa, seine Schutzbefohlene, während ihrer Arbeit in der alten Sassharahraszanar Mine feige von hinten überfallen. Die Wut brodelte ihn ihm hoch wie saure Galle, wenn er sich diese Situation auch nur vorstellte. Seine Schutzbefohlene…nein seine Lyr’sa wurde überfallen! Das war ein Privileg, was nur ihm gehörte und er würde es sich zurückholen.
Als er auf dem Weg zur Mine war, rekapitulierte er die Ereignisse: Erst war er zu seinem Kontrollgang aufgebrochen. Lyr’sa durfte alleine arbeiten und brauchte nicht immer einen Babysitter. Auf dem Weg zur Mine hatte er sich überlegt, welche Lore er umschmeißen würde, damit Lyr’sa mit dem Aufsammeln des Erzes beschäftigt ist. Doch als er an der Mina ankam, war sie vollkommen still, als sei sie verlassen. Stutzig und mit gezogenem Krummsäbel ging er hinein und fand eine Szene, die nicht von einem Verbrechen erzählte, sondern es herausschrie: Eine Spitzhacke auf dem Boden, ein Bolzen in der Wand, die dazugehörige Armbrust auf dem Boden, viele Stiefelabdrücke und dazu Lyr’sa, wie sie vollkommen geschwächt, bleich und schweißnass an einem Stalagmiten lehnte. Wieder kochte die Wut in ihm hoch.
In der Mine angekommen schaute er sich die dortigen Spuren das erste Mal genauer an. Dort waren seine und Lyr’sas Spuren, genauso wie die Pfotenabdrücke der räudigen Katze, die sie an dem Abend bis nach Elashin verfolgte. Er kniete sich hin und schaute genauer…da waren mehr Spuren. Es war nicht schwierig zu erkennen, dass Lyr’sa von zwei Personen überfallen wurde. Feige, aber nicht dumm – schließlich war Lyr’sa eine Drow, auch wenn sie unfähig in allen Belangen ist. Dann erkannte Tath’raen das Muster der Abdrücke: Der eine lenkte Lyr’sa ab – derjenige, auf den sie mit der Armbrust schoss und verfehlte. Die zweite Person schlich um Lyr’sa herum und griff von hinten an. Aber womit? Eine Tatwaffe war nicht zurückgeblieben und das Blut, welches er finden konnte, war marginal wenig. Bloß einige Spritzer an dem Stalagmiten. Aber Lyr’sa sah aus, als hätte sie sehr viel Blut verloren. Etwas passte hier nicht zusammen und Tath’raen wird nicht aufgeben, bis er das Geheimnis gelüftet hat.
Anstatt zu viel nachzudenken folgte Tath’raen den Spuren der Angreifer. Idioten, die sorglos vernachlässigten, ihre Spuren zu verwischen. Bis zu dem Ort, der „Taverne“ genannt wird, konnte er den Spuren folgen…vielleicht hat jemand hier etwas bemerkt. Falls dem so ist, wird er es herausfinden, auf die nette oder die nicht so nette Art und Weise. Schließlich war er nicht irgendein Sargtlin, sondern verfügte über die Ressourcen, die Hälfte aller Sargtline – die kompetente Hälfte – zu befehligen. Ein warmer Gedanke machte sich dabei in Tath’raens Hinterkopf breit: Die Jagt war eröffnet, die Beute unklar, Kollateralschäden wahrscheinlich – das wird ein Fest werden. Und falls die Sargtline unter seinem Befehl unzureichend sind, wird er nicht zögern, bis zur Malla Ilharess zu kriechen, um mit ihrer Hilfe die Schuldigen zu finden. Meister Sorn kann schon mal einen Platz in seiner „Herberge“ vorbereiten…
Yadran Toranas
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Re: Ein Hauch Mysterium

Beitrag von Yadran Toranas »

Schon Tage und Nächte waren vergangen als ich Sie beobachtet hatte.
Talia, Sie erweckte mein Wesen voller Kraft und Sehnsucht. Ich war ein Fremdkörper im Reich der Blumen. In Ihrem Reich.
Ich roch ihre Unsicherheit, spürte ihre Traurigkeit und sah die drei Diamanten, die sie krampfhaft umschloss.
Die Menschen gaben solchen Dingen Bedeutung, aber was verstand ich davon?
Jahrhunderte legten sich wie Nebel auf meine Erinnerungen, aber etwas an Talia war anders. Ich konnte nicht vergessen, wie sie mich zuerst angesehen hatte. Unschuldig, froh und ohne Furcht, aber auch ohne Hoffnung.
Ich wagte mich näher. Die Schatten waren meine Verbündeten.
Das Rascheln der Blätter mein Tarnmantel. Schließlich trat ich hinter dem Dickicht hervor, in meiner anderen, animalischen Gestalt, denn ich wollte ihr zeigen, wer ich bin, bevor ich zeige, was ich bin. Ich sah, wie sie erschrak, doch sie wich nicht. Keine Flucht. Etwas in ihr hatte sich vielleicht längst ergeben.
Wir standen uns gegenüber, und die Luft erzitterte vor all dem, was unausgesprochen blieb.
Unsere Worte waren vorsichtig. Die Unsicherheit schmeckte ich auf ihrer Zunge. Freiheit, ja, das versprach ich ihr, aber ich wusste, was mich die Freiheit gekostet hatte.
Gefühle kamen und gingen, wie die Wellen eines kalten Meeres, und wir beide waren treibende Schiffe: mal nah, mal fern.
Ich fragte sie nach einem Tanz. Ich wollte den letzten Schritt nicht erzwingen, aber ich musste sehen, ob sie bereit war. Und doch wollte ich Ihr keine Wahl mehr lassen. Es war zu spät.
Dann, mit all dem Mut, der in mir war, gestand ich, was ich längst wusste: „Ich habe mich in Euch verliebt…“
Sie schwieg erst. Ich sah den inneren Riss in ihr, den uralten Zwiespalt zwischen Angst und Sehnsucht. Ich genoss ihre Verwirrung und Ihre Unsicherheit.
Doch dann legte sie ihre Hand in meine und ich wusste: Es ist soweit. Sie wird nun sterben.
„Für immer?“ fragte sie, leise, wie ein Gebet.
„Für… immer“, erwiderte ich, auch wenn ich wusste, wie wenig dies Menschen verstand.
Der Kuss war nicht bloß ein Kuss. Es war ein Schwur, ein Versprechen und ein Urteil. Ich hielt sie fest, gespannter als zuvor, und spürte ihre Lebenswärme unter meinen kalten Fingern. Ich wollte sie nicht brechen, und doch wusste ich, dass Liebe und Tod bei uns immer das gleiche bedeuteten und bedeuten würden.
Der Hunger übermannte mich. Ich versteckte ihn nicht. Ihre Zartheit, ihr Vertrauen, ich zerriss beides wie Papier. Sie machte mich schwach und hungrig zugleich.
Die Diamanten fielen, ich sah es in Zeitlupe, hörte das leise Klingeln, als hätte die Welt den Atem angehalten.
Ich senkte mein Haupt, fand ihre Ader, ließ den Instinkt sprechen. Der erste Blutstropfen waren so süß, so rein und alles begann zu verschwimmen. Ich nahm Ihr alles ohne zu zögern.
Sie verkrampfte, aber ich hielt sie. Sie sah empor, an den Himmel, eine Träne ran ihr die Wange herunter. Sie sagte meinen Namen und dann war sie fort.
Doch ich konnte sie nicht loslassen. Ich wollte nicht allein sein in dieser Ewigkeit. Ich spürte wie meine roten Tränen ihr in den Mund liefen.
Gab ihr alles, was ich konnte meine Kraft, meine Trauer, meinen Ursprung. Sie verkrampfte unter meiner Umarmung, verwandelte sich, während ihr sterblicher Leib starb und neu geboren wurde. Ich versank in ihren Augen, als sie sie schließlich öffnete: so scharf, so fremd, so wunderschön.

Ich flüsterte: „Willkommen zurück… mein Engel der Nacht…“

Sie zitterte. Der Hunger kam. Ich kannte ihn, das Brennen, das alles verzehrt. Ich öffnete ein Portal und ich zeigte ihr die Beute, eine Dunkelelfe, lockte sie, ließ zu, dass ihr dunkler Instinkt sie führte.
Die Dunkelelfe schoss einen Bolzen auf mich und ich fing ihn mit Zeigefinger und Daumen.
Ich musste Lachen, ich mochte Dunkelelfen schon immer vor allem das Blut. Sie wussten sich zu wehren und Sie waren das einzige Volk was manchmal meine Illusionen durchbrechen konnten.
Doch dieses Mal nicht.
Talia trank, zuerst zaghaft, dann fordernd. Ich musste sie bremsen:„Wir töten sie nicht…“, denn dieses eine Gesetz musste Bestand haben.
Erst als sie abließ, sah ich das Neue an ihr: Zähne, Lächeln, diese unwirkliche Schönheit aus Schatten und Blut. Sie schmeckt die Macht. Sie schmeckt das Leben.
Ich nehme sie in die Arme. Ich flüstere: „Willkommen im ewigen Leben.“
Und in diesem Moment, zwischen Angst und Liebe, wusste ich, was mich an ihr gebunden hatte: Nicht ihre Schwäche, sondern ihre Sehnsucht. Nicht ihr Opfermut, sondern ihr Wille, anders zu sein als alle, die ich je gekannt habe.
Sie sollte nun mein Engel der Nacht sein und ich ein Gefangener ihres neuen, unsterblichen Herzens.

Ein Kuss für die Ewigkeit, der nicht endete, sondern alles beginnen ließ.
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Talia Xerodes
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Die Diamanten Teil I

Beitrag von Talia Xerodes »

Der Wald lag still, eingehüllt in das gedämpfte Atmen der Blätter. Dort, auf einem moosbewachsenen Baumstamm, saß Talia – neben Yadran – und lernte zu hören.
Nicht mit Ohren, sondern mit Instinkt.

„Du nimmst Geräusche wahr, die kein Mensch wahrnehmen kann…“

Mit geschlossenen Augen lauschte sie der Welt. Vögel, Wind, Wasser. Geräusche, die ihr nun schärfer erschienen, klarer.
Dann: Schritte. Eine Stimme.
Eine Frau, irgendwo zwischen den Bäumen, summte ein Lied.

„Hörst du ihren Herzschlag?“

Erst war es nur ein Rauschen.
Dann, wie aus dem Nichts, wurde alles still.
Und da war es.
Pochen.
Rhythmisch.
Lebendig.
Und verführerisch.

Ihre Augen öffneten sich. Sie leuchteten.
Ihr Blick wurde dunkler.

Yadran erklärte ihr, worauf es ankam – auf das Herz. Auf das Leben darin.
Auf das, was man spürt, wenn der Hunger zu groß wird.

„Dieses Pochen wird entscheiden, ob du dem Wahnsinn anheimfällst… oder überlebst.“

Dann – ganz plötzlich – rammte er sich selbst mit einem Dolch ein Loch in die Hand, sauber, schnell, ohne Zögern.
Ein grotesker Moment, unterbrochen von einem Blick durch das Loch und einem kindischen:

„Gu–Guck!“

Die Wunde heilte, als wäre nie etwas gewesen.
„Unsere Wunden heilen schnell.“

Talia lachte. Und zog, ganz unwillkürlich, ihre eigene Axt.

Ein Spiel?
Ein Test?

„Leg doch mal kurz deinen Arm da hin!“
Sie deutete auf den Baumstamm.

Sie holte aus, doch stockte dann. Ließ die Axt fallen.
Ein Flackern. Bilder schossen ihr durch den Kopf.
Der Wald, so vertraut.

Und dann, Verzweiflung.
Sie kniete sich nieder. Suchte etwas im Gras.

„Wo sind sie..?“

Ihre Stimme war brüchig. Ihre Augen leer.
Sie schaute ihn verzweifelt an.
„Die Diamanten… wo… hast du sie hingetan?“

Yadran beruhigte sie. Sanft.
Er erinnerte sie an die Blumen, an den Ort, an dem sie alles begonnen hatten.
„Du hast sie dort fallen lassen.“

Sie war traurig. Ein Schluchzen.
„Warum habe ich sie fallen gelassen?“

Und dann flüsterte er es:
„Weil du erkannt hast… dass du der Diamant bist.“

Sie weinte.
Nicht laut, nicht verzweifelt – sondern still.
Eine einzelne Träne für all das, was sie verloren hatte. Für das, was sie nun war.

„Ich bin der Diamant…?“
„Du bist mein Diamant!“

Talia wurde ruhiger. Legte sich in seine Arme.
Die Nacht war weich geworden, wie ein Mantel.
Und alles schien fern.

„Ich bin erschöpft…“

„Ruhe dich aus… mein Engel.“

Sie lehnte sich an seine Schulter.
Und in seinem Arm, unter den Augen eines alten Waldes, schlief sie ein.
Zum ersten Mal seit langem – sicher.
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