Sehr geehrte Redaktion des Moonglower Booten,
ich, ein eifriger Leser unserer hiesigen Zeitung und Bewunderer der Eloquenz und Weitsichtigkeit der enthaltenen Beiträge, möchte mich mit diesem Leserbrief an Sie wenden, um auf einen Missstand auf unserer schönen Insel hinzuweisen, der erst kürzlich durch eine Kunstperformance in der AAM ins wahre Licht gerückt wurde. Leider, so musste ich feststellen, fand die Aktion keinerlei Erwähnung in unserer wohllöblichen Zeitung! Ein Skandal für sich! Daher will ich gerne auf diese Aktion aufmerksam machen und liefere kostenlos auch einen Beitrag aus meiner eigenen Feder, da ich mit den Künstlern noch vor Ort sprechen konnte, bevor sie die Installation beendeten.
Moonglow. Bis vorvorgestern konnten Besucher, Studierende und Lehrpersonen der Akademie zu Moonglow Zeuge einer Kunstperformance der besonderen Art werden. In dem großen Versammlungssaal, in dem regelmäßig dieser Tage die Aufnahmeprüfungen stattfinden, platzierte eine Künstlergruppe, die aus Sicherheitsgründen nicht namentlich erwähnt werden will, mehrere Tiere auf der Tribüne, um auf den Missstand im Lehrpersonal der Akademie aufmerksam zu machen. So fanden sich ein Ochse, ein Walross, ein Huhn und eine Schlange auf der eigentlich ehrwürdigen Bühne wieder; jedes Tier mit einem purpurnen Umhang der Damen und Herren Erzmagister bestückt. Die Tiere wurden vorher von der Künstlergruppe gefragt und erhielten eine entsprechende Gage im Austausch sowie die Zusicherung, dass sie innerhalb der Akademie keinen Schaden erleiden werden.
Auf Anfrage des Unterzeichnenden äußerte sich die Künstlergruppe wie folgt zu den Tieren:
„Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass seit geraumer Zeit Personen an dieser Institution unterrichten, denen man nach allen rechtlichen und ethischen Maßstäben die Lehrlizenz entziehen sollte! Diese Akademie verliert durch jene Personen ihren Glanz und ihre Glorie, wir gar immunisiert gegen Würde. Wie ein Zoo leiten diese sogenannten „Erzmagister“ das Haus und behandeln alle ankommenden Studierenden wie den letzten Dreck. Das muss ein Ende haben und nur unter den Augen der Öffentlichkeit sollte Aufarbeitung geleistet werden; wir brauchen einen öffentlichen Diskurs. Die Tiere, alles freundliche Wesen, die dieser Performance zugestimmt haben, erklärten sich bereit das Klischee ihres Seins zu verkörpern:
- Der Ochse steht für Nat Sagosch. Einen viel zu eitlen Mann, der nicht bemerkt, wie kümmerlich ein Intellekt wirkt, wenn er jeden nur mit „Es“ anspricht. Hat der Mann nie gelernt, dass es in unserer schönen Sprache auch noch andere Pronomen gibt? Er sollte froh sein, dass überhaupt jemand bei ihm unterrichtet werden will. Haben sie gehört, dass er erst kürzlich in Düsterhafen eine Waldelfe verbrannte? Ein Monster hinrissigster Art! Die Kurzsichtigkeit, mit der dieser „Magister“ hier wütet, schadet der Akademie enorm. Wir treten ein für Weitsichtigkeit und Weltoffenheit anstelle von Engstirnigkeit und Rassismus!
- Das Walross ist stellvertretend für Fizbain hier. Leider erklärte sich kein grünhäutiges Tier bereit, dieses Ekelpaket zu symbolisieren. Wir fragen uns, warum diese Person überhaupt an der Akademie lehren darf, da er ein vollkommen isolierter Mann ist, der lange keine Anhänger oder Unterstützter um sich gescharrt hat. Wie eben das einsame Walross auf seinem Felsen das jedoch denkt, er sei der König der Gezeiten und alle müssten ihm huldigen. Eine Schande, wenn Sie mich fragen!
- Das Huh spielt die Rolle der Ilharess Ky’Alur, der Dunkelelfin, wenn Sie sich erinnern. Wir glauben, dass diese Dame sich feige hinter den Regeln und Gepflogenheiten der Akademie versteckt, sie gar ausnutzt, da sie anderen Fall niemals auf dieser Insel sein dürfte, ohne dass die Stadtwachen sie ergreifen müssten. Stellen Sie sich das mal vor: Die tyrannische Herrscherin der Drow und Unterdrückerin aller freiheitsliebenden Völker soll die nächste Generation unserer Magier ausbilden! Ich Prophezeie Ihnen, dass sie alles tun wird, um die Köpfe der jungen Magier zu verdrehen und ihren Zwecken zu eigen macht. Wir steuern offenen Auges auf eine Katastrophe zu. Wer um alles in der Welt hat dies zugelassen? Sehen Sie mal: Bei jedem Aufnahmegespräch bringt diese Frau ihre ungehobelten Speichellecker mit, die nur störend auf den hinteren Rängen der großen Halle sitzen. Traut sie sich selbst nicht, ihre Meinung zu sagen? Dann versteckt sie sich gerne hinter leeren Drohungen oder entfaltet gefährliche Schriftrollen, nur um die Aufnahmeinteressierten einzuschüchtern. Eine Schande für das Ansehen unserer schönen Akademie, sage ich Ihnen.
- Die Schlange ist für Bareti hier. Ich muss fast schon mit Bedauern sagen, dass ich von Bareti, unserer eigentlich beliebten Tavernenwirtin hier in Moonglow, massiv enttäuscht bin. Es mehren sich die Gerüchte, dass Bareti heimlich in ihrem Hinterzimmer an ihren Getränken panscht und fragwürdige Substanzen in ihren Most mischt. Einige Gäste berichten, dass sie halluzinogene Effekte bemerkten und Dinge erlebten, die nicht sein können. Wenn Sie mich fragen, dann sollte das Ordnungsamt, die Stadtwache und ein Gerichtsmediziner sich der Sache annehmen. Und zur Akademie: Stellen Sie sich doch mal vor, was die Schüler von Bareti alles anstellen, wenn ihnen der Gebrauch mit Giften aller Art so unbedacht beigebracht wird. Niemand kann mehr einen Bierhumpen auf unserer Insel anfassen, ohne befürchten zu müssen, dass er nie wieder aufwacht.
Aus all diesen Gründen fordern wir mit dieser Kunstperformance den Aufsichtsrat der Akademie dazu auf, dass sie ihr Lehrpersonal noch einmal prüfen und umgehend Änderungen in dessen Zusammensetzung vornehmen!“
Inwieweit die Aussagen der Künstler tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen, kann dieser Beitrag leider nicht beantworten. Jedoch ist im Kern festzuhalten, dass das gewählte Lehrpersonal unserer schönen Akademie nicht mehr den Standards entspricht, wie einst. Die Schauspieler der Performance, die vier Tiere, geben noch offene Interviews im Moonglower Zoo. Interessierte sind dazu eingeladen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Höflichst
Karl Klatsch
Einwohner von Moonglow
Anbei ein Bild der Performance
