Es waren ein paar Tage seit dem Vorfall im Ettintal vergangen, und die Schlacht hatte deutliche Spuren an seinem Schwert hinterlassen. Die Schneide war abgestumpft, feine Scharten zogen sich durch das Metall. Es war höchste Zeit, die Klinge den geübten Händen von Irena und Dag in der Schmiede zur Reparatur anzuvertrauen. Auf dem Weg dorthin machte er einen Abstecher in Richtung Bank, um noch seine Axt und Hellebarde mitzunehmen, die könnten sie ihm nämlich gleich mitschleifen, wenn er denn schon dort ist.
Die Stadt war durch die anhaltenden Flüchtlingswellen dicht gefüllt, die Gassen schienen voller fremder Gesichter. Der große Lärm und das chaotische Treiben der ersten Tage hatten sich zwar gelegt, doch kaum war er über die schmale Brücke vom Gasthaus hinüber zum Rathaus gegangen, da hörte er bereits aufgebrachte Stimmen durch die Gassen hallen die von Wut, Empörung und ein einem Unterton von Angst begleitet wurden.
„Der hat doch recht, dieses Grafenpack kommt von einem Tag auf den anderen und ermordet einfach unseren Hauptmann, er war doch so ein gutaussehender und attraktiver Mann!“ hört man eine junge Frau klagen
Ein betrunkener warf eine Flasche von hinten gegen das Rathaus mit den Worten „Wo sind denn die, die sich bis jetzt um die Stadt gekümmert haben und warum passiert hier nichts!“
„Das können wir uns nicht gefallen lassen, wohin soll uns das denn noch führen? Sie fangen mit dem Hauptmann an, aber wo hören sie auf? Haben sie vielleicht auch den guten Thane entführt und ermordet? Wusste er zu viel?“ hört man zwischen den Reihen von einem älteren gebrechlichen Herrn
Paranax runzelt die Stirn als ein toter Hauptmann erwähnt wird, er drückt sich durch die aufgebrachte Menge bis zur Anschlagtafel vor und findet die Stellenausschreibung für den Posten des Hauptmanns, sowie darunter das Pergament des unbekannten vor.
„Interessant...“ murmelt er nickend in seine Hand, als er sich mit der Hand durch den Bart fährt, wandte er sich von der Menge ab in Richtung der Bank, um die Waffen abzuholen und anschließend weiter zur Schmiede zu gehen.
Auf dem Weg zu Händlerviertel konnte er beinahe an jeder Ecke neue Gerüchte und halblaute Gespräche mit Vermutungen über den Grafen und den Hauptmann „der das Zeitliche segnete“ vernehmen.
Sein Schritt wurde schneller, angekommen bei Irena und Dag, legte er seine zu aufbereitenden Waffen auf die Werkbank im Eingangsbereich und machte kurz auf sich aufmerksam.
Mit einem kurzen und knappen „Einmal bitte wieder wie neu, so wie immer, ich hole sie mir dann die Tage ab.“ verabschiedete er sich. Man hörte Irena noch etwas über den Zustand der Waffe scherzen, doch da war er schon bei Türe raus. Ohne Umwege in Richtung Süden zum neuen Sitz des Ordens.
Dort angekommen suchte er unverzüglich Maranos auf um ihm ohne große Einleitung die neue Situation und die Entwicklungen in der Stadt mitzuteilen, darunter auch die Nachricht des unbekannten der zum Aufstand und der Vertreibung des Grafen aufruft.
„Die Idee, über die Stadtwache in die Stadtverwaltung zu gelangen, werden wir zunächst beiseiteschieben müssen, es wird ein besserer Zeitpunkt kommen, denn es braut sich offensichtlich etwas Größeres zusammen.“ Der Marenier musterte ihn kurz, nickte ab und wandte sich wieder den Schriftrollen zu mit einem kalten „Wir haben Zeit“, entgegnete er ruhig, fast schon gleichgültig „Sobald du mehr in Erfahrung gebracht hast, vor allem, von wem das ausgeht, gib mir sofort Bescheid. Dann entscheiden wir. “
Nachdenklich wandte er sich ab und verließ die Kirche des Ordens. Sein Ziel war wie so oft die Kneipe am Hafen. Dort hielt er sich meistens am Abend auf um an den Alltagsgeschichten der hart arbeitenden Fischer Düsterhafens teilzuhaben und in ihrem Gerede vielleicht sogar die Furcht zu finden, die bald die ganze Stadt umklammern könnte.