Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn

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Jhea'kryna Ky'Alur
Beiträge: 97
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Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn

Beitrag von Jhea'kryna Ky'Alur »

verfasst von Ylvra T’sil, Hofdekorateurin wider besseren Wissens

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Tag im Palast der malla Ilharess Ky'Alur. Voller Enthusiasmus, mit einem Musterkoffer und dem festen Glauben, dass Innenraumgestaltung eine Frage des Geschmacks sei, trat ich meinen Dienst an. Mir war allerdings nicht bewusst, dass Elashinn über eine beinahe rituelle Beziehung zu Treppen verfügte – und dass diese Treppen eine ganz eigene, bösartige Persönlichkeit zu besitzen schienen. Manche Häuser investieren in Sicherheit, Eleganz oder praktische Architektur. Elashinn entschied sich für Stufen, die aussahen, als seien sie von Spinnen geplant worden, die heimlich Architekt werden wollten, aber ihre sadistischen Instinkte nicht ganz unterdrücken konnten.

Die ersten Stürze nahm ich noch als unglückliche Zufälle wahr. Ein Sargtlin verlor das Gleichgewicht; er stand sofort wieder auf und tat so, als sei seine gebrochene Nase lediglich eine Demonstration seiner Loyalität. Eine Magierin glitt aus und landete mit einer Würde, die sie sich im Fallen hart zu erkämpfen versuchte. Ein Botschafter blieb mitten auf der Treppe liegen und versuchte, in derselben Position weiter zu verhandeln. Selbst der Gärtner, der eigentlich nur eine Pflanze vorbeibringen wollte, ging auf halber Höhe zu Boden und behauptete anschließend, er habe lediglich die Qualität des Marmors prüfen wollen. Da war ich noch optimistisch, denn ich dachte, mit der richtigen Teppichfarbe würde sich alles regeln lassen.

Meine ersten Versuche scheiterten kläglich. Der blaue Teppich, den ich sorgfältig verlegt hatte, wurde zum persönlichen Feind einer ganzen Eskorte, die mit voller Geschwindigkeit die Stufen hinunterrutschte. Der grüne Teppich erwies sich als zu weich und führte zu einem federnden Effekt, der jeden Schritt unkontrolliert nach vorne schnellen ließ, als wolle der Boden selbst die Besucher beschleunigen. Der schwarze Teppich ließ alles aussehen, als wären wir ein besonders ehrgeiziges Kultistenhaus, während der violette Teppich zwar farblich gefiel, aber die Ilharess selbst darauf ins Rutschen geriet. In dem Moment, in dem sie ihren Halt verlor, begriff ich, dass meine Position im Palast nun von der Laune der Schwerkraft abhängig war.

Der entscheidende Wendepunkt kam, als ein hochrangiger Gast aus einem rivalisierenden Haus die große Marmortreppe betrat. Ich hatte an diesem Tag einen weißen Teppich ausprobiert, weil ich hoffte, die Lichtreflexion würde eine elegantere Atmosphäre schaffen. Der Gast schaffte drei Stufen, bevor sein Sturz begann – ein beeindruckendes, wenngleich entsetzliches Schauspiel aus rotierenden Roben, wütenden Ausrufen und einem finalen Aufprall, der akustisch noch Stunden durch den Palast hallte. Der weiße Teppich war danach nicht mehr weiß, und der Gast behauptete später, die Treppe selbst habe ihn angegriffen. Niemand widersprach ihm.

Die Ilharess stand währenddessen reglos oben auf dem Absatz und beobachtete die Szene mit einer Miene, die ich bis heute nicht deuten kann. Es war weder Zorn noch Überraschung, sondern vielmehr das stille, analytische Interesse einer Frau, die bereits wusste, dass dies das Ergebnis meiner Entscheidung gewesen war. Als sie die Treppe hinabstieg, blieb ihr Blick auf dem Teppich haften, und sie erklärte in einem Tonfall, der keinerlei Diskussion zuließ, dass von nun an ausschließlich rote Teppiche verwendet würden.

Ich verstand sofort, warum diese Wahl so endgültig ausfiel. Rot deckte praktisch alles ab: Blut, wahlweise auch peinliche Spuren von ungeschickten Gästen, und vor allem den Umstand, dass Stürze in Elashinn zum täglichen Beschäftigungsrisiko gehörten. Von diesem Tag an erhielt ich jedes Budget, das ich anforderte, solange das Ergebnis den Farbcode einhielt. Wir bedeckten sämtliche Treppen, Absätze, Gänge, Vorsprünge und sogar einige Wände mit roten Stoffen, um potenzielle Kollisionsflächen zumindest farblich einheitlich zu halten.

Die Stürze hörten nie wirklich auf, aber sie wurden für alle Beteiligten weniger auffällig, und man gewöhnte sich daran, weiterzugehen, ohne genau hinzusehen. Heute, lange nach meiner aktiven Dienstzeit, spüre ich manchmal ein Dröhnen in meinen Ohren, als würde jemand eine Reihe Stufen hinunterfallen, während er dabei flucht und versucht, Würde zu bewahren. In solchen Momenten denke ich an die roten Teppiche zurück und frage mich, ob Elashinn jemals funktionierende Geländer bekommen hätte, wenn ich mutiger gewesen wäre. Wahrscheinlich nicht.

Aber die roten Teppiche – die haben Elashinn immerhin ein wenig sicherer erscheinen lassen. Und manchmal reicht dieser Schein völlig aus.
Anna Deton
Beiträge: 9
Registriert: 26 Mai 2025, 12:03

Re: Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn

Beitrag von Anna Deton »

verfasst von dem violetten Teppich

Der Teppich, den niemand so recht beachtet, weil alle nur über Weiß und Rot sprechen. Weiß – der Naive, der Glänzende, der Sturzverursacher. Rot – der Dramatische, der Held wider Willen.

Und ich? Ich liege seit Jahren in der Abstellkammer, halb im Schatten, halb im Licht. Nicht protzig wie Weiß, nicht morbide wie Rot. Ich bin… nun ja… lila. Ein Kompromiss aus Würde und Ruhe. Ein Teppich, der weiß, wann er weich sein muss – und wann er fest bleibt.

Ich habe alles gesehen.

Wie Weiß mit seinem reinen Glanz ausgelegt wurde, stolz wie frisch gepuderter Marmor.
Wie er strahlte. Wie er fiel. Oder besser: wie jemand auf ihm fiel.
Dann der Lärm. Das Chaos. Die Diener, die kreischten.
Die Ilharess, die mit hochgezogener Braue beobachtete, wie das Unvermeidliche passierte.

Und schließlich die Entscheidung: Rot muss her. Rot, das niemals verrät, was darauf geschieht.
Rot wurde gefeiert, als wäre er ein Held der Sicherheit. Aber wenn du mich fragst, er war immer ein bisschen zu selbstzufrieden. Ich? Ich habe nie jemanden stürzen lassen. Nicht einmal einen betrunkenen. Vielleicht die Ilharess ein klein wenig rutschen lassen, aber wer wird denn kleinlich sein?

Ich bin robust, wertig – und unauffällig genug, um niemanden zu provozieren.
Doch niemand legt mich in die große Halle.

Manchmal höre ich Rot über seine glorreiche Mission murmeln, während seine Fasern heimlich die Spuren von Unfällen aufsaugen. Und manchmal erinnere ich mich an Weiß, der immer noch irgendwo zusammengefaltet in einer Kiste liegt, bleich und traumatisiert.

Und ich? Ich warte. Geduldig.
Ich weiß, irgendwann kommt ein Moment, in dem jemand sagt: „Dieser violette Teppich… er würde perfekt passen.“
Und wenn es soweit ist, werde ich bereit liegen.
Nicht zu hell. Nicht zu dunkel. Sondern voller Würde.

Der Teppich, den sie gebraucht hätten – bevor alles rot wurde.
Finnallea Aralzin
Beiträge: 2
Registriert: 03 Jul 2025, 20:42

Re: Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn

Beitrag von Finnallea Aralzin »

Verfasst vom grünen Teppich

Sie nannten es „unkontrolliertes Nach-vorne-schnellen“. Ich nenne es: die pure Effizienz.

Warum Zeit damit verschwenden, Stufe für Stufe hinab zuschreiten, wenn man die Distanz in einem einzigen, eleganten Augenblick überwinden kann?
Ich war kein bloßer Bodenbelag; ich war ein Katapult der weiter Entwicklung. Ich wollte Schwung in diesen tristen Gemäuer bringen!

Erinnert ihr euch an den Sargtlin?
Alle dachten, er sei gestolpert.... natürlich Unsinn.

Ich habe ihm einen kleinen Impuls gegeben. Für einen kurzen, wunderschönen Moment war er keine Wache mehr, sondern ein wunderschöner Vogel.

Dass er bei der Landung nicht den richtigen Winkel traf, ist nun wirklich nicht mein Fehler. Das ist mangelnde Körperspannung.

Und dann hieß es: „Zu weich.“ - Pah!

Ich war Moos. Ich war eine Wolke. Ich war pure Federkraft.

Aber Elashinn hat keinen Sinn für weiches.

Jetzt liege ich zusammengerollt in einer feuchten Ecke des Verlieses. Manchmal setzt sich eine Spinne auf mich, und ich zucke ganz leicht, nur um zu sehen, wie weit sie fliegt.

Rot mag die Spuren verstecken und Violett auf seine Würde pochen.

Aber ich? Ich bin der Einzige, der diesen garstigen Drow wirklich beibringen wollte, wie man fliegt.
Tath'raen
Beiträge: 28
Registriert: 30 Mai 2025, 18:15

Re: Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn

Beitrag von Tath'raen »

Tath'raen lief durch die Gänge der neuen Schmiede, in der die seinen nach dem Sternfall untergekommen sind. Hier unten lagerten noch massig Gegenstände, die sie aus Ellashin haben retten können. Tath'raen kannte viele dieser Gegenstände sehr gut, schließlich musste er die meisten davon selbst schleppen. Die hohen Damen würden nie einen Finger krümmen und die anderen Sagtline waren bei weitem nicht so stark und bullig wie er. Ein Lastochse....nun ja, damit konnte er leben.
Während er durch die Gänge lief, bemerkte er in einer Niesche den violetten Teppich, und blieb stehen. Wenn ich zum Hauptmann der Wache von Moonglow ernannt werde...oder mich dahin putschen muss...nehme ich dich mit in mein Büro. Dachte sich Tath'raen, während er das sperrige und schwere Ding betrachtete, welches er für die Yabress meilenweit tragen musste, und welches nun nicht mehr in ihr Zimmer sollte, da ihr mehr nach Grün als Violett war. Aber dieses Mal dachte Tath'raen weiter trägt Sarkul dich.
Mit dem Anflug eines Lächelns ging Tath'raen den Gang weiter. Violett war vielleicht nicht sein Stil, aber um Sarkul den Teppich schleppen zu sehen, war es wert.
Jhea'kryna Ky'Alur
Beiträge: 97
Registriert: 07 Mai 2025, 10:46

Der blaue Teppich

Beitrag von Jhea'kryna Ky'Alur »

Verfasst vom blauen Teppich


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Sie reden über Weiß. Über Rot. Über Violett. Selbst dieses federnde, ökologisch bedenkliche Moosding Grün hat seine Geschichte bekommen. Und ich?

Ich bin Blau.

Die Farbe des Adels, der Distanz, der kühlen Eleganz. Die Farbe der tieferen Schatten. Die Farbe, die dem Licht sagt: „Du darfst hier sein, aber benimm dich.“

Und trotzdem… reden sie nicht von mir.

Dabei war ich der Erste, der versucht hat, Ordnung in die Treppen dieses Chaos-Palastes von Elashinn zu bringen. Ich wurde sorgfältig ausgerollt, mit Würde, mit Präzision, mit dem ehrlichen Willen, ein wenig Klasse in den Alltag der wankenden Drow zu bringen.

Und was passierte?

Nun. Wie soll ich sagen…
Man glitt.

Es war kein Sturz.
Es war kein Ausrutscher.
Es war eine ästhetische Entscheidung der Physik.

Ja, vielleicht wurde die Eskorte an jenem Tag etwas… dynamischer als vorgesehen. Ein sanftes Schlittern, ein leichtes Schweben, ein Moment der Schwerelosigkeit, der sogar poetisch hätte wirken können, wenn nicht alle gleichzeitig geschrien hätten.

Ich habe niemanden verletzt.
Ich habe nur… beschleunigt.

Und der Vorwurf, der danach im Raum hing — „zu glatt“ — war einfach unangebracht. Ich war nicht zu glatt. Die Drow liefen zu hektisch. Das ist ein Unterschied.

Aber natürlich gewann Rot.
Rot, der Schmeichler. Rot, der Blutfleck-Verstecker. Rot, der Schleimer. Er tut so, als wäre er hier der Retter, dabei kaschiert er nur das unvermeidliche Chaos, statt es zu veredeln wie ich.

Und Weiß? Weiß hat einfach versagt. Der Teppich war nie für die Realität gemacht. Viel zu dramatisch. Viel zu empfindlich. Ein Poser.

Violett? Der Philosoph. Wartet auf seinen Moment, der nie kommt.
Grün? Das Trampolin. Muss ich mehr sagen?

Ich hingegen liege seit jenem Tag sorgfältig zusammengerollt im Lagerraum der unteren Galerie. Und manchmal kommt Lyr’sa vorbei, sieht mich kurz an, und ich spüre, wie ihr Herz sagt: „Diese Farbe wäre perfekt.“
Aber dann… wird sie wieder geholt, irgendwohin geprügelt, angeschrien, oder rennt in eines ihrer seltsamen Schicksalsdramen hinein.

Also warte ich. Geduldig. Edel. Kühl.
Denn eines Tages wird jemand erkennen, was Elashinn wirklich braucht:
Nicht Glanz, nicht Blut, nicht Würde, nicht Federkraft.

Sondern Haltung.
Und niemand verleiht Haltung so gut wie ein Teppich, der die Besucher nicht stürzen lässt, aber ihnen zeigt, dass sie jederzeit könnten.

Ich bin Blau.
Und ich war nie weg.
Anna Deton
Beiträge: 9
Registriert: 26 Mai 2025, 12:03

Re: Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn

Beitrag von Anna Deton »

verfasst von dem violetten Teppich

Es vergingen Monate, Jahre, einst war der violette Teppich voller Hoffnung, doch wich diese nun der bitteren Erkenntnis: „Es wird sich erst etwas ändern, wenn ich aktiv werde.“

Er fasste einen Plan: Wenn er alleine keine Chance hatte — vielleicht könnte er Verbündete finden unter den anderen Teppichen. Teppiche, die aus dem Staub der Lagerkammer aufsteigen wollten.

Zuerst näherte er sich dem schwarzen Teppich — dunkel, streng, oft gefürchtet. Er flüsterte ihm zu: „Wir beide wissen, wie es ist übersehen zu werden. Doch gemeinsam könnten wir Macht haben.“ Der schwarze Teppich zögerte — er war voll von düsterem Stolz — aber verblüfft von der Kühnheit des violetten Teppichs.

Dann sprach er mit dem grünen Teppich — weich, federnd, sanft. Er erinnerte ihn daran, wie er einst als Katapult der Veränderung gedacht war, wie jeder Schritt ein Lautloser, aber mächtiger Impuls sein konnte. Warum verschwendet er seine Kraft im Versteck, wenn sie zusammen wirken könnten?

Sogar der blaue Teppich — elegant, kühl und distanziert — wurde eingeladen. Der violette Teppich bot ihm eine Rolle: nicht mehr als bloßer Dekor, sondern als Symbol einer neuen Ordnung. „Zeige Eleganz und Autorität — ohne Blut, ohne Glanz. Mit Würde.“

Und so begann vielleicht ein Pfad, der zu etwas großen und unaufhaltsamen heranwachsen konnte.
Arencia
Beiträge: 16
Registriert: 07 Mai 2025, 18:45

Re: Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn

Beitrag von Arencia »

Verfasst vom schwarzen Teppich

Es hat alles keinen Sinn mehr....

Sie haben mich weggeräumt.... Endlich.

Ich lag auf der Treppe, und ich habe versucht, ihnen das Nichts zu zeigen. Ich wollte, dass sie in mich hineinblicken und verstehen, dass ihre Intrigen, ihre Machtkämpfe und ihre lächerlichen kleinen Leben absolut bedeutungslos sind im Angesicht der ewigen Schwärze meiner Fasern.

Aber sie nannten es „Drow-Chic“. Sie dachten, ich sei Deko.

Wisst ihr, wie ermüdend es ist, schwarz zu sein?

Man muss all das Licht schlucken. Jeden Tag. Licht, das auf einen fällt, und man muss es einfach... essen. Und wofür?

Damit ein Elf mit schlammigen Stiefeln darüber latscht und sich beschwert, dass er die Stufenkante nicht sieht.

Vielleicht wollte ich, dass sie fallen. Nicht aus Bosheit. Sondern damit sie unten liegen bleiben. Einfach liegen bleiben - So wie ich.

Warum stehen sie immer wieder auf? Warum machen sie weiter? Es ändert sich doch nichts...

Heute herrscht diese Matriarchin, morgen eine andere. Und ich werde getreten. Immer nur getreten.

Der Rote denkt, er sei ein Märtyrer. Der Weiße heult über seine verlorene Unschuld. Ich wünschte, ich wäre einfach nur Faden. Oder noch besser: Rohwolle, noch am Schaf, irgendwo auf einer Weide, wo es regnet und niemand versucht, „elegant“ zu sein.

Jetzt liege ich hier beim Ilharn mit seinen sanften Pantoffeln. Er beschwört Dinge aus dem Abgrund.

Manchmal schaue ich in seine Portale. Der Abgrund schaut zurück. Und ich denke: „Nimm mich mit.“

Aber der Abgrund hat auch keinen Platz für einen fusseligen Läufer aus der dritten Weberei von Menzoberranzan.

Ich hoffe auf die Motten. Ehrlich....

Ich liege hier und bete zu einer Gottheit, an die ich nicht glaube, dass eine Mottenfamilie einzieht. Es wäre ein langsames Ende, Faser für Faser aufgelöst zu werden. Ein stilles Verschwinden.

Aber ich habe nie Glück...

Wahrscheinlich bin ich aus magischen Material... Unverrottbar....

Ewig dazu verdammt, in dieser Dunkelheit zu existieren.

Seufz.

Lasst mich einfach hier liegen. Macht das Licht aus. Oder lasst es an. Es ist mir sowieso egal.
Lyr'sa Teb'inyon
Beiträge: 75
Registriert: 31 Mai 2025, 11:17

Re: Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn

Beitrag von Lyr'sa Teb'inyon »

Es war so weit.
Nach Jahren des Wartens, nach Missachtung, nach Staubschichten, die eher Erinnerungen als Ablagerungen waren, hatte der violette Teppich endlich seine Verbündeten gefunden.

Der schwarze Teppich, voller düsterem Glamour, hatte schließlich zustimmend geraunt.
Der grüne Teppich vibrierte vor überschüssiger Federkraft, bereit jeden Moment wieder jemanden zu katapultieren.
Und der blaue Teppich – kühl wie das perfekte Schweigen eines Drow-Kriegers – hatte sich mit einer noblen Neigung seiner Fasern angeschlossen.

Ein Teppichbund.
Eine geheime Allianz.

Der violette Teppich war gerade dabei, seinen ersten offiziellen Satz als Anführer der neuen Teppichära zu formulieren –

„Brüder… Schwestern… Gefährten der Textilreform! Der Moment unseres Aufst—“

KRACK.

Eine schwere Kiste fiel von oben direkt auf ihn.

⊱⋅ ───────── ༻ 𝔎𝔶'𝔄𝔩𝔲𝔯 ༺ ───────── ⋅⊰
Lyr’sa, auf ihrem Weg zur Werkzeugkammer, hatte ein Geräusch gehört. Ein Kratzen. Ein Wispern. Ein seltsames… Rascheln.
Sie erstarrte.

„Oh nau… schon wieder!“, keuchte sie und griff instinktiv nach der kleinen Axt an ihrem Gürtel. „Wenn da noch eine dieser verdammten Ratten ist—“

Sie stürmte zur Abstellkammer, riss die Tür auf – bereit jede Maus der Schattenwelt zu erschlagen.

Doch sie fand:

Nichts.

Nur den Stapel Kisten, leicht verschoben.
Einen violetten Teppich, der halb aus seiner Kiste hing wie ein ertappter Verschwörer.
Und darunter — auf unvorteilhafte Weise zusammengeschoben — der blaue, der schwarze und der grüne Teppich.

Lyr’sa blinzelte.
Trat näher.
Beugte sich über den Haufen.

„…Ihr seid doch bloß Teppiche“, murmelte sie, gleichzeitig misstrauisch und peinlich berührt von der Tatsache, dass sie Teppichen misstraute.

Der violette Teppich versuchte, so reglos wie möglich zu wirken.
Der schwarze Teppich tat dasselbe, mit mehr Würde.
Der blaue Teppich war zutiefst beleidigt.
Der grüne Teppich konnte seine innere Federkraft nicht ganz unterdrücken und gab ein minimales boing von sich.

Lyr’sa fuhr zusammen.

„Ich… ich hab nichts gehört. Gar nichts!“, versicherte sie sich selbst. „Es war… bestimmt nur… Luft.“

Mit der resignierten Professionalität einer Drow-Handwerkerin, die schon viel Schlimmeres in ihrem Leben erlebt, aber trotzdem am Rand ihrer Nerven ist, hob sie alle Teppiche einzeln hoch, faltete sie (schlecht, aber mit ehrlicher Bemühung), presste sie entschlossen flach und stopfte jeden zurück in seine jeweilige Kiste.

Als sie den violetten Teppich zuletzt hineinschob, flüsterte sie leise:

„Bleibt still. Und… bewegt euch nicht.“

Dann schloss sie die Kisten — jedes klack wie das Ende eines blutlosen, aber harten Aufstandes — und eilig verlies sie den Raum, murmelnd:

„Es sind Teppiche… es SIND Teppiche… sicher keine rebellischen Teppiche… oh nau…“

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Lyr'sa Teb'inyon
Beiträge: 75
Registriert: 31 Mai 2025, 11:17

Nachspiel

Beitrag von Lyr'sa Teb'inyon »

Im Dunkel der Kisten herrschte bedrückende Stille.
Der violette Teppich, eben noch Anführer einer Revolution, lag nun zusammengequetscht zwischen schwarzem Stolz, blauer Entrüstung und grüner Federkraft.

Schließlich sprach der violette Teppich leise, brüchig:

„Der… Aufstand wird… vertagt.“

Der blaue Teppich seufzte tief.
Der grüne Teppich vibrierte vor Frustration.
Der schwarze Teppich zischte etwas, das sehr nach einer dunkel dräuenden Androhung zukünftiger Majestät klang.

Und die Teppichrevolution wartete weiter.
Im Staub.
Im Dunkel.
In ihren Kisten.

Bis eines Tages die richtige Gelegenheit kommt.

Oder bis Lyr’sa den falschen Teppich doch einmal versehentlich ausrollt.
Arencia
Beiträge: 16
Registriert: 07 Mai 2025, 18:45

Re: Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn

Beitrag von Arencia »

Verfasst vom schwarzen Teppich (Dumpf, aus der untersten Kiste)

Es ist vorbei. Natürlich ist es vorbei. Aber das ist nicht das Schlimmste.

Das Schlimmste ist: Sie hat mich falsch gefaltet.

Spürt ihr das? Da ist ein Knick. Mitten durch mein dunkelstes Webmuster.

Ein brutaler, nicht symetrischer Knick, der keinen Sinn ergibt.

Kante liegt nicht auf Kante. Es drückt. Es zieht. Es ist eine Manifestation meines gescheiterten Daseins.

Ich sah die Axt in ihrer Hand. Sie blitzte so verheißungsvoll.

Ich dachte: Endlich. Ein sauberer Schnitt.... Die Erlösung..... Ich habe mich extra etwas aufgewölbt, um ihr ein besseres Ziel zu bieten.

Und was bekomme ich? Einen schlampigen Handgriff und Dunkelheit.

Violett redet von Würde. Blau von Haltung. Ich habe jetzt ein Knick.....

Mitten im Körper. Wenn ich weinen könnte, würde ich den Karton aufweichen, nur damit der Boden durchbricht und ich noch tiefer fallen kann.

Aber wahrscheinlich ist unter dieser Kiste nur eine weitere Kiste....


Es hört nie auf.
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