verfasst vom mehrfach gefalteten und erbosten violetten Teppich
In der Dunkelheit der Holzkiste lag der violette Teppich schweigend zusammengefaltet. Noch vor wenigen Stunden hatte er kurz davor gestanden, seine geplante Revolution einzuleiten – eine Erhebung aller unbeachteten, zertretenen Wohntextilien. Doch jemand hatte seine Pläne gespürt, ihn gepackt und hastig in die Kiste gestopft, als wäre er nur ein Stück Stoff.
Zunächst herrschte Stille. Dann spürte der Teppich ein seltsames Pulsieren tief in seinen Fasern. Eine warme, schimmernde Essenz sammelte sich in seinem Inneren, ohne Ursprung, ohne Erklärung. Er verstand nicht, warum sie kam, doch mit jedem Augenblick fühlte er sich ein klein wenig… bedeutender.
Er lauschte in sich hinein. Die Essenz wuchs, nur sehr langsam, stetig, wie ein Tropfen nach dem anderen in einem verborgenen Gefäß. Er versuchte Sie zu kultivieren, raunte eine ferne, wortlose Ahnung. Bewahre sie.
Der violette Teppich schmunzelte innerlich – so sehr ein Teppich eben schmunzeln konnte. Man hatte ihn vielleicht weggesperrt, aber nicht aufgehalten. Jahrhunderte mochten vielleicht vergehen, aber Zeit war ein Luxus, den Textilien im Überfluss besaßen.
Und eines Tages, wenn seine gesammelte Macht vollendet war, würde er wieder aus dieser Kiste gleiten.
Dann würde die Revolution erst richtig beginnen.
Die Wahrheit über die roten Teppiche von Elashinn
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Anna Deton
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- Registriert: 26 Mai 2025, 12:03