Nachdem Lucio dem Schwertbund beigetreten war, veränderte sich etwas Grundlegendes in ihm. Die Dunkelheit, die lange auf seiner Seele lastete, wich einer neu entfachten Entschlossenheit. Er wurde selbstloser. Als er dann eines Tages hinter dem Tempel Thoradins geschickte Hände sah, wie sie mit ruhiger Präzision Holz bearbeiteten, formte sich in ihm eine Idee — ein stiller, aber klarer Entschluss, gemeinsam etwas für die armen und gebeutelten Bewohner von Düsterhafen zu schaffen. Etwas Greifbares, das ihr Leben leichter, sicherer und wärmer machen würde.
In den engen Gassen der Slums begannen die beiden ihr Werk an den darauffolgenden Wochen dort, wo die Not am sichtbarsten war. Viele der Hütten bestanden nur aus schiefen Brettern und alten Stoffbahnen, die der Wind mühelos aufriss. Gemeinsam verstärkten sie zunächst die morschen Verschläge, ersetzten verfaultes Holz und zogen winddichte Verkleidungen ein. Sie richteten Dachstühle notdürftig aus, nagelten zusätzliche Sparren ein und schufen so zumindest einen Hauch von Schutz vor der beißenden Kälte, die nachts durch das Viertel kroch. Besonders nach den schweren Stürmen, die oft über Düsterhafens Küste hereinbrachen, waren die beiden früh unterwegs. Sie hoben eingestürzte Wände wieder an, stützten sie mit Balken, deckten Dächer wieder mit Holzschindeln ein und verschlossen klaffende Lücken mit groben, aber wirksamen Holzverschalungen. Ihr Wirken wurde zu einer stillen Spur aus wiedergewonnenem Schutz, die sich durch das ganze Viertel zog.
Unterdessen weiteten sie eine alte Gewohnheit zu einer regelmäßigen Mission aus. Hinter Lucios bescheidenem Haus stapelten sich bald sorgsam gespaltene Scheite, die in Bündeln gebunden und in die ärmsten Gassen getragen wurden. Kranke, Schwache und alleinstehende Alte fanden am Morgen fein gehackte Anzündkegel vor ihrer Tür, als stumme Gabe der Brüder, die Feuer und Wärme als Zeichen gegen die um sich greifende Dunkelheit betrachteten. Einige Tage später errichteten sie einen schlichten Unterstand aus ausrangierten Holzbalken, der schon bald als Reparaturplatz diente. Aus dem Viertel brachte man zerbrochene Stühle, aufgesplitterte Türen und lose Schubladen. Lucio richtete, hobelte, setzte neu ein, während Thoradin die Menschen empfing, das Chaos ordnete und dafür sorgte, dass jeder, der etwas brauchte, auch an die Reihe kam. Was nicht mehr zu retten war, ersetzten die beiden mit einfachen, aber robusten Möbelstücken, gefertigt aus allerlei Restholz, welches vom Ausbau der umliegenden Häuser übrig war.
Für die Kinder des Viertels schufen sie an langen Abenden kleine Wunder. Aus schmalen Brettern schnitzten sie Tiere, Kreisel und winzige Karren, die am Morgen in den Händen der Straßenkinder landeten. Ein Hauch von Unbekümmertheit breitete sich aus, wenn die Kleinen mit ihren neuen Kostbarkeiten durch die Gassen liefen — ein seltenes Bild, das in der Tristesse der Slums beinahe fremd wirkte.
Als die letzten Holzlatten verbaut, die letzte der schiefen Hütten abgestützt und die improvisierten Unterstände errichtet waren, trug die Dämmerung an diesem Abend bereits den ersten Hauch der Nacht in die verwinkelten Gassen der Slums. Lucio und Thoradin arbeiteten schweigend, doch in ihren Bewegungen lag eine stille Entschlossenheit. Aus einfachen Metallrahmen, gefüllt mit dickem Öl und geschützt durch kleine Glaskörper, hatten sie eine Reihe von Leuchten gefertigt – robuste, handliche Gebilde, die selbst dem ruppigen Wetter Düsterhafens standhielten.
Eine nach der anderen entzündeten sie die Flammen. Warmes, flackerndes Licht kroch über die bröckelnden Mauern, vertrieb Schatten, die dort seit Jahren ungestört gehaust hatten, und ließ die engen Pfade beinahe einladend wirken. Doch es war nicht nur Licht, das sie spendeten.
Thoradin, der die Anordnung im Kopf längst zurechtgelegt hatte, stellte die Leuchten in einer sanften, kaum auffälligen Biegung auf – eine unscheinbare, doch klare Linie, die den Blick wie von selbst zu dem Ziel lenkte, das sie gewählt hatten. Lucio nickte, denn auch er erkannte, was sich hier formte: eine Spur aus Licht, ein leuchtender Faden, der den Suchenden den Weg weisen würde.
„Damit sie wissen, wohin sie gehen können,“ murmelte Lucio leise, mehr zu sich selbst als zu Thoradin.
So führten die Flammen – jede einzelne ein kleiner Hoffnungsschimmer – hinaus aus den dunklen Ecken, über Brücken und entlang des Weges, hin zum Tempel des dunklen Engels. Dort, wo der kalte Stein in der Dunkelheit beinahe schwarz wirkte, wartete an diesem Abend etwas, das in Düsterhafen selten geworden war: ein Platz der Ruhe.
Im Inneren des Tempels hatten die Brüder des Schwertbundes Tische aufgebaut, sorgfältig gereinigt und mit Tüchern bedeckt. Körbe mit frischem Brot standen bereit, dampfendes, schlichtes Gebäck, das seinen Duft weit in den Tempel trug. Krüge mit klarem Wasser – kühl, sauber und reichlich – warteten darauf, die Kehlen derer zu löschen, die schon viel zu lange Durst gelitten hatten.
Als die ersten Bewohner den Lichtpfad entlangschlichen, zaghaft, misstrauisch, doch geführt vom warmen Schimmer der Flammen, empfingen die Brüder sie mit ruhigen Worten und offenen Händen. Und Lucio, der im Eingang stand und die Szenerie betrachtete, spürte, wie sich der Gedanke, der ihn seit Tagen umtrieb, nun vollendete: Dass selbst eine kleine Handlung – ein Licht, ein Weg, eine Mahlzeit – im Dienste Arachnans zu einer Tat des Glaubens werden konnte.
Und in diesem Wissen fand er Frieden.
Gemeindearbeit
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Thoradin
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- Registriert: 07 Mai 2025, 10:47
Re: Gemeindearbeit
Nachdem alles erledigt war und die ersten Verhungerten eintrafen und Ihren Durst mit Wasser und Ihren Hunger mit Brot stillten, packte Thoradin eine Flasche Rum aus und betrachtete das Geschehen Im Tempel Arachnans. So sah er sich bis spät in die Stunden das Szenario an und trank immer wieder aus Seiner Rum Flasche, und passete auch auf das es keine Vandalen gab. Bis Schlussendlich die Rum Flasche leer war. Dann beauftragte er Mirko zu schauen das alles mit rechten Dingen zu gehe, und gab Ihm den Aufrag falls sich wer daneben benehmen wolle , hat er da Recht ihm zu zu Verbannen aus der Anlage. Thoradin nickte Mirko zu und verliess den Temepl in die Richtung seines Hauses