Am heute Tage wurde uns durch den verlässlichen britannischen Alchemisten Gasper ein abscheuliches Verbrechen zugetragen:
"In der Nacht des 13. Tages des Letzten Himmelsmondes fiel ein namenloses Grauen über den Magierorden von Krehl, jenen uralten Hort des Studiums, der Bewahrung verborgener Lehren und der Erforschung der arkanen Kräfte. In nur einer einzigen Nacht wurde der gesamte Orden ausgelöscht – ein Akt solcher Grausamkeit und Präzision, dass selbst die abgebrühtesten Chronisten verstummten. Alle Mitglieder des Ordens – insgesamt zwölf Männer und Frauen: Magier, Gelehrte, Novizen und Archivare – wurden in den frühen Morgenstunden tot aufgefunden. Überlebende gab es keine. Ihre Körper lagen verstreut in den Hallen und Korridoren, als wären sie wahllos hingeworfen worden, doch bei genauerem Hinsehen offenbarte sich eine unheimliche Systematik.
Die Leiber waren aufgeschnitten, mit einer Präzision, die keinem wilden Tier, keinem gewöhnlichen Unhold zuzuschreiben ist. Lange, saubere Schnitte entblößten das Innere ihrer Körper; Organe fehlten – entnommen, sorgfältig, fast ehrfürchtig, wie von einer Hand, die jedes Gewebe verstand. Die Haut der Opfer war an manchen Stellen kunstvoll zur Seite geklappt, die Knochen freigelegt, als hätte der Täter die Seelen ihrer Träger ebenso sezieren wollen.
Vereinzelt fanden sich Spuren eines Kampfes: Umgeworfene Stühle, gesprungene Schutzrunen, verkohlte Schriftrollen. Manche Magier hatten versucht, sich zu verteidigen – hastig gewirkte Zauber, abgebrochene Bannkreise, halb gesprochenen Worte der Macht, die noch wie leere Hüllen in der Luft verdorrten. Doch ihr Widerstand war vergeblich. Sie hatten die Gefahr nicht kommen sehen. Gegen das, was sie an jenem Abend heimsuchte, waren selbst ihre Künste nur schwaches Licht im Mahlstrom der Dunkelheit gewesen.
Diejenigen, die als erste am Ort des Grauens eintrafen, berichten von einer Kälte, so durchdringend, dass der Atem der Suchenden zu Boden fiel wie Blei. Von einer Stille, die schwer auf den Herzen lastete, drückender als jede Stille der Welt. Der schreckliche Anblick brandte sich in die Seelen der Anwesenden. Manche sagen, die Sterne über Krehl seien in jener Nacht erloschen. Andere behaupten, sie hätten sich abgewandt. "
Ich betone mit Nachdruck, dass dieses abscheuliche Geschehen außerhalb der Grenzen der ehrbaren Baronie Britian stattfand und somit keine Schuld unsere Baronie oder die Grafschaft Rothenstein trifft. Die Ordnung und Ehre unserer Lande bleiben unbefleckt.
Doch als Knappin der goldenen Garde und Tochter des Hauses Rothenstein ist es mir Verpflichtung wie Gewissen, das Volk zu warnen und zur Mithilfe aufzurufen.
Daher setzt der Graf eine Belohnung von 5000 Goldstücken aus, welche dem oder derjenigen zuteilwird, der den Täter zur Strecke bringt und dessen Verurteilung vor einem rechtmäßigen Gericht herbeiführt.
Möge das Licht über den Schuldigen kommen und die Gerechtigkeit siegen.
Für den Ruhm des Herrn Tyrael!
Tyraelyn Aayla von Rothenstein
Knappin der goldenen Garde
Tochter des Grafen Answin Leobold von Rothenstein
Am Hofe zu Britain