Teil 1: Eine glänzende Zukunft... im Bergwerk (Ilharess Jhea'krynas großartige Ideen zur Personalentwicklung) - Arencia

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Alniira
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Teil 1: Eine glänzende Zukunft... im Bergwerk (Ilharess Jhea'krynas großartige Ideen zur Personalentwicklung) - Arencia

Beitrag von Alniira »

Das Leben als menschliche Dienerin einer Drow-Ilharess – speziell für Arencia – hatte seine... Eigenheiten. Arencia gewöhnte sich an den allgegenwärtigen Geruch von feuchtem Stein, Spinnenseide (in industriellen Mengen, versteht sich) und einer undefinierbaren Note von "latenter Bedrohung mit einem Hauch Arroganz". Sie lernte auch, die subtilen Nuancen im Gesichtsausdruck einer Drow zu deuten – was meistens von "leicht verärgert" bis "kurz vor der Anwendung schmerzhafter Disziplinarmaßnahmen" reichte. Es war, kurz gesagt, ein Paradies für Masochisten und Liebhaber extrem minimalistischer Lichtkonzepte.

An diesem speziellen Tag, der sich von allen anderen Tagen nur dadurch unterschied, dass er dieser spezielle Tag war, wurde Arencia aus ihren... nun ja, "Komfortzonen" (ein großzügiger Begriff für eine Kammer, die Gemütlichkeit primär durch Abwesenheit von Folterinstrumenten definierte) geholt. Die Überbringerin der Nachricht war eine Drow-Kriegerin, deren Namensschilder notorisch schlecht lesbar und meist mit verdächtigen Flecken bedeckt waren – falls sie überhaupt eines trug. Diese spezielle Kriegerin hatte die beeindruckende Fähigkeit, selbst das Wort "Hallo" wie eine Kriegserklärung klingen zu lassen.
Die Ilharess. Wünscht. Euch. Zu. Sehen,
presste sie hervor, jedes Wort ein kleiner verbaler Peitschenhieb auf Arencias Nerven. Ihre roten Augen funkelten erwartungsfroh, als hoffte sie, Arencia würde versuchen zu fliehen, nur damit sie einen Grund hätte, ihre neu polierten Stiefel an ihr auszuprobieren. Arencia überlegte kurz, ob sie einen dramatischen Schwächeanfall vortäuschen solltest – vielleicht etwas mit Schaum vor dem Mund und unkontrollierten Zuckungen? –, entschied sich aber dagegen. Die Ilharess hatte einen seltsamen Sinn für Humor, wenn es um vorgetäuschte Krankheiten ging, der meistens darin gipfelte, dass man tatsächlich krank wurde. Sehr, sehr krank.

Also trottete Arencia hinter der Drow-Kriegerin her, durch Gänge, die so aussahen, als hätte ein Architekt mit einer Vorliebe für Spinnennetze und einer Abneigung gegen rechte Winkel sie entworfen. Überall lauerten Schatten, in denen man wahlweise bösartige Kreaturen, noch bösartigere Drow oder einfach nur den Hausmeister vermuten konnte, der wahrscheinlich auch bösartig war. Es war Teil des "Ambientes".

Schließlich erreichten sie das Allerheiligste: den Audienzsaal der Ilharess Jhea'kryna. Das Portal, bewacht von zwei Drow, die aussahen, als würden sie zum Frühstück Nägel kauen und zum Abendessen Hoffnungen und Träume zertrampeln, öffnete sich mit einem Geräusch, das verdächtig nach dem Seufzer einer gequälten Seele klang. Oder es war einfach nur schlecht geölt. Bei den Drow wusste man das nie so genau.

Der Saal selbst war ein Meisterwerk der Kategorie "Wie drücke ich meine unermessliche Macht und meinen fragwürdigen Geschmack möglichst teuer aus?". Hohe, von der Decke tropfende Stalaktiten (oder waren es Stalagmiten von oben? Die Lichtverhältnisse waren immer ein Rätsel) glitzerten feucht. Spinnennetzartige Banner hingen von Wänden, die aussahen, als wären sie direkt aus dem Albtraum eines Arachnophobikers geschnitzt worden. Und in der Mitte, auf einem Thron, der aussah, als hätte er ein paar kleinere Thröne gefressen, um so groß zu werden, saß SIE.

Ilharess Jhea'kryna. Ihr weißes Haar war heute zu einer komplizierten Turmfrisur aufgetürmt, die vermutlich eine eigene Baugenehmigung benötigte. Ihre scharlachroten Augen, scharf wie frisch geschliffenes Adamant, nagelten Arencia am Boden fest. Sie trug ein Gewand aus schwarzer Seide, das bei jeder ihrer kaum wahrnehmbaren Bewegungen raschelte wie ein ganzer Wald voller zorniger Schlangen. Neben ihr stand, wie immer leicht nervös mit seinen Fingernägeln klickend, ihr Haus-und-Hof-Magus, ein Kerl, der aussah, als hätte er seit drei Wochen nicht geschlafen und stattdessen versucht, das Konzept von "Freude" in einem alten Drow-Lexikon zu finden (Spoiler: es steht nicht drin).
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Ah, das Menschlein,
säuselte sie, und ihre Stimme hatte diesen speziellen Klang, den Arencia so liebte – eine Mischung aus herablassender Süße und dem Versprechen von komplizierten Problemen.
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Tritt näher. Aber nicht zu nah.
Wahrscheinlich wegen der empfindlichen Seiden, die sie heute trug, dachte Arencia, oder vielleicht mag sie einfach den Geruch von Menschen nicht, die nicht gerade in Parfüm gebadet haben und aus den unteren Dienerschaftskammern kommen.

Arencia machte die erforderliche Anzahl an Schritten, eine Kunstform, die sie über die Jahre perfektioniert hatte – nicht zu unterwürfig, nicht zu selbstbewusst, genau das richtige Maß an "Ich bin ein unbedeutender Wurm, aber bitte zertritt mich nicht sofort".
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Deine... Bemühungen... auf dem Gebiet der Alchemie,
begann sie, und ein Lächeln, das man mit viel gutem Willen als "nicht direkt bösartig" hätte bezeichnen können, zuckte um ihre Lippen,
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:waren... nun, sagen wir, sie haben die Erwartungen nicht gänzlich unterboten. Du hast es geschafft, weniger Explosionen zu verursachen als dein Vorgänger, was an sich schon eine Leistung ist. Er hat versucht, Gold aus Schwefel zu brauen. Ambitioniert, aber geruchsintensiv.
Arencia nickte stumm. Gold aus Schwefel. Das erklärte einiges über die seltsamen Flecken und den permanenten leichten Hustenreiz im Alchemielabor.

Jhea'kryna fuhr fort, ihre Stimme triefte jetzt vor gespielter Großzügigkeit:
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Angesichts dieser... bemerkenswerten Kompetenz in praktischen Dingen habe ich beschlossen, deine Talente weiter zu fördern. Die Ilharess ist schließlich bekannt für ihre weitsichtige Personalentwicklung.
Hier warf sie einen kurzen Blick auf ihren Magus, der eifrig nickte wie ein Wackeldackel auf einer Kutschfahrt durch die holprigen Straßen Britains.
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Unsere Operationen in den... äh... oberirdischen Beschaffungszonen für Metalle sind suboptimal gelaufen,
erklärte sie mit der Miene einer Vorstandsvorsitzenden, die gerade erklären muss, warum die Quartalszahlen so aussehen, als hätte ein Goblin sie gewürfelt.
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Es mangelt an... Enthusiasmus und Effizienz. Daher, mein liebes Menschlein, wirst du nun die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, diese Lücke zu füllen. Du wirst lernen, das glitzernde Gestein aus der profanen Erde zu kratzen. Du wirst lernen, es in der Hitze der Schmiede zu bändigen. Bergbau und Schmiedekunst! Klingt das nicht nach einer aufregenden neuen Herausforderung für eine aufstrebende Arbeitskraft wie dich?
Innerlich sah Arencia sich schon mit einem winzigen Hämmerchen auf einen ambitionierten Felsbrocken eindreschen, während ihre Seele leise weinte und ihre magischen Fähigkeiten eine Protestnote verfassten. Alchemie war schon grenzwertig gewesen, eine ständige Beleidigung für jede Faser ihres arkanen Wesens. Aber das hier? Das war, als würde man einen Konzertpianisten bitten, als Holzfäller zu arbeiten, weil er "so kräftige Finger" habe.
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Stell dir die Möglichkeiten vor! Du, eine Meisterin nicht nur der subtilen Künste der Magie und der etwas weniger subtilen Künste der Alchemie, sondern bald auch eine Koryphäe der Spitzhacke und des Schmiedehammers! Ein wahres Multitalent! Ich erwarte Großes von dir.
Sie machte eine Pause.
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Oder zumindest brauchbare Barren aus Eisen. Und versuche, dich nicht gleich am ersten Tag selbst zu erschlagen. Das wäre... unproduktiv.
Ihr Blick verhärtete sich leicht.
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Die notwendigen Vorbereitungen für deine... Einarbeitung... werden getroffen. Ein fähiger Aufseher wird dir die Freuden körperlicher Arbeit näherbringen. Betrachte es als ein Privileg.
Die Art, wie sie "Privileg" sagte, klang verdächtig nach etwas, das man normalerweise unter Androhung von Gewalt annimmt.
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Fragen?
Arencia überlegte, ob die Frage "Seid Ihr eigentlich völlig übergeschnappt?" als konstruktiv angesehen würde. Wahrscheinlich nicht.
Nein, erhabene Ilharess,
sagte Arencia stattdessen mit der Stimme einer Märtyrerin, die gerade ihren persönlichen Scheiterhaufen zugewiesen bekommen hat.
Eure Weisheit ist wie immer... blendend.
So blendend, dass man am liebsten die Augen schließen möchte. Dauerhaft.
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Ausgezeichnet.
Jhea'kryna lächelte zufrieden, das Lächeln eines Raubtiers, das gerade beschlossen hat, mit seiner Beute noch ein wenig zu spielen, bevor es zubeißt.
Ilharess Jhea'kryna hat geschrieben:Dann geh. Und enttäusche mich nicht. Du weißt, ich werde... ungehalten... wenn meine Investitionen keine Rendite bringen.
Sie machte eine vage Geste der Entlassung.

Arencia verbeugte sich erneut, so tief es ging, ohne mit der Nase den Boden zu berühren (eine Fähigkeit, die sie ebenfalls perfektioniert hatte), und machtest sich auf den Rückzug, während die Drow-Kriegerin sie schon mit einem Blick fixierte, der sagte: "Na los, beweg dich, oder ich helfe nach."

Der Weg aus dem Audienzsaal fühlte sich für Arencia an wie der erste Schritt auf einer sehr, sehr langen und extrem schlecht gepflasterten Straße in Richtung "beruflicher Erfüllung". Auf Drow-Art. Halleluja.
Alniira
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Re: Teil 1: Eine glänzende Zukunft... im Bergwerk (Ilharess Jhea'krynas großartige Ideen zur Personalentwicklung) - Aren

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Teil 2: Arencias glorreicher Feldversuch im Minenwesen – oder: Wie man mit Stil (und Verzweiflung) an Metalle kommt
Ankunft im Nirgendwo und die Würde der Spitzhacke
Da stand sie nun. Arencia. Ausgespuckt am Rande der Zivilisation, oder was die Menschen in Minoc dafür hielten. Der Staub der Straße klebte an ihrer einfachen Reisekleidung, und die Sonne – dieses unverschämte, grelle Ding am Himmel – brannte ungewohnt auf ihrer blassen Haut. Ihr Drow-Eskortier-Service, der "Zeremonienmeister des drohenden Unheils", war mit einem letzten, vielsagenden Blick und einer Staubwolke verschwunden, zurück in die vertrauten Schatten von Elashin. Zurückgelassen wurde sie, Arencia, mit einer Mission der Ilharess Jhea'kryna und dem wohl unpassendsten Werkzeug, das man einer Magierin in die Hand drücken konnte: einer Spitzhacke. Rostig, schwer und von einer Ästhetik, die selbst einen Ork zum Weinen gebracht hätte.
»Eine Spitzhacke«, dachte sie bitter und stemmte das Ding probeweise. Es wog gefühlt einen halben Golem. »Wirklich? Ich habe arkane Formeln gemeistert, die die Grundfesten der Realität erschüttern können, und jetzt soll ich... Steine klopfen? Lloth, dein Sinn für Ironie ist so subtil wie ein Höhlentroll auf einem Seidenball.« Sie seufzte. Die Drohungen des Zeremonienmeisters hallten noch in ihren Ohren nach. Wöchentliche Erzlieferungen. Quoten. Und die allgegenwärtige Aussicht auf ein unschönes Ende durch diverse Verwandte der Spinnen von Elashin, sollte sie versagen. »Also gut. Mission 'Überleben durch Hacken' beginnt.«
Ein Feldversuch in Sinnlosigkeit: Arencia vs. Gestein
Der Weg zur Mine war kurz, die Arbeit dort endlos. Die Sonne stieg höher, verwandelte die Grube in einen Backofen. Arencia schwang die Spitzhacke. Oder versuchte es zumindest. Das unhandliche Werkzeug schien ein Eigenleben zu führen, traf mal den Fels, mal gefährlich nah den eigenen Fuß. Ihre Hände, an arkane Gesten und das Halten feiner Ritualdolche gewöhnt, waren bald rau und schmerzten. Schweiß lief ihr in die Augen – eine klebrige, salzige Demütigung.
Stunden vergingen. Stunden voller monotoner Schläge, dem Splittern von Gestein und Arencias wachsender Verzweiflung. »Das ist ja schlimmer als die Einführungsrituale im Tempel!«, schimpfte sie innerlich. »Damals gab es wenigstens interessante Gifte und die Aussicht auf Macht. Hier gibt es nur... Staub. Und Steine. Und noch mehr Staub.« Nach einer gefühlten Ewigkeit, als ihre Arme nur noch schmerzende Fremdkörper waren, glänzte etwas im Geröll. Eisen! Sie puhlte es heraus. Ein Klumpen, kaum größer als ihr Daumen.
Sie starrte das mickrige Ergebnis ihrer Plackerei an. »Das... das ist es? Dafür habe ich mir die Knochen ruiniert? Das reicht ja nicht mal für eine anständige Dolchspitze! Wenn ich das dem Kurier der Ilharess präsentiere, lacht er mich wahrscheinlich aus, bevor er die Spinnen ruft.« Die Erkenntnis traf sie mit voller Wucht: Das hier war nicht nur ineffizient, es war absurd. »Es ist, als würde man von einem Kriegsmagier erwarten, ein Gedicht über Blümchen zu schreiben, nur weil man ihm eine Feder in die Hand drückt! Man kann nicht einfach die 'Kleidung' wechseln – die Werkzeuge, den Ort – und erwarten, dass die Fähigkeiten und die Natur eines Wesens sich mitändern. Ich bin Magierin! Mein Werkzeug ist das Arkanengewebe, nicht dieses primitive Stück Metall!« Frustriert schleuderte sie einen losen Stein gegen die Grubenwand.
Wo sich eine Zelle schließt... Beobachtungen am Grubenrand
Sie ließ sich auf einen Felsbrocken sinken, die wertlose Spitzhacke neben sich. Der Schweiß trocknete auf ihrer Haut und hinterließ ein unangenehmes Spannungsgefühl. Die Sonne begann sich zu neigen, tauchte die Landschaft in ein wärmeres, aber immer noch fremdes Licht. Und da bemerkte sie sie richtig: die Anderen. Echte Minenarbeiter. Männer und Frauen, deren Bewegungen eine geübte Effizienz verrieten. Sie schwangen ihre Hacken mit einem Rhythmus, der Arencia wie eine ferne, unverständliche Musik vorkam. Ihre Loren waren teilweise schon gut gefüllt.
»Sieh mal einer an«, dachte Arencia mit einer Mischung aus Neid und aufkeimender Berechnung. »Die wissen, was sie tun. Sie holen das Zeug aus dem Berg, während ich hier sitze und meine magischen Energien mit nutzloser körperlicher Arbeit beleidige.« Ein dunkler Funke zündete in ihrem Verstand. Die Worte des Zeremonienmeisters über die Ilharess, die Erwartungen, die Konsequenzen des Versagens... »Die Ilharess interessiert es nicht, WIE ich an das Erz komme. Nur DASS ich es tue.«
Ein Drow-inspiriertes Umdenken und die Notwendigkeit der Maskerade
Ihr Blick wanderte von den schwieligen Händen der Arbeiter zu ihren eigenen, die zwar geschunden, aber immer noch fähig waren, feine arkane Muster in die Luft zu zeichnen. Die alte, verdrehte Weisheit aus Elashin kam ihr wieder in den Sinn, diesmal klarer, prägnanter: »Die sogenannte 'Goldene Regel' der Oberflächenbewohner ist ja rührend naiv: 'Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu.' Lächerlich! In Elashin heißt das eher: 'Was du brauchst, das nimm dir. Und wenn es ein anderer hat, ist das sein Problem, nicht deines. Sorge nur dafür, dass du nicht erwischt wirst – oder dass es keine Zeugen gibt.'«
Ein Plan begann sich zu formen, kühn und gefährlich, aber unendlich vielversprechender als weitere Tage des Hackens. »Wenn der Berg mir das Erz nicht freiwillig gibt, und diese... Kollegen... es bereits besitzen, dann ist der logische nächste Schritt doch eine einfache... Transaktion. Eine Umverteilung im Sinne der Effizienz. Nennen wir es 'motivierte Akquise'. Klingt doch viel professioneller als 'Raubüberfall und Entführung'.«
Doch bevor sie zur Tat schreiten konnte, galt es, eine entscheidende Vorsichtsmaßnahme zu treffen. Arencia kramte in einem verborgenen Fach ihres einfachen Beutels und zog ein kleines, unscheinbares Fläschchen hervor. Ein Verschleierungstrank, eine ihrer wenigen verbliebenen Ressourcen aus besseren (oder zumindest besser ausgestatteten) Zeiten. »Absolut unerlässlich«, murmelte sie, während sie den leicht muffigen Geruch der Flüssigkeit prüfte. »Wenn hier irgendjemand spitzkriegt, wer oder was ich bin – eine Dienerin der Drow, vielleicht sogar eine Magierin – ist der Spaß vorbei. Im besten Fall rennen die Arbeiter schreiend davon und die Mine wird dichtgemacht. Im schlimmsten Fall holen sie die Stadtwache, und die stellen dann unangenehme Fragen. Und wenn die Wachen herausfinden, dass ich quasi eine 'Ware' der Dunkelelfen bin... nun, das könnte diplomatische Verwicklungen oder einen schnellen Galgen nach sich ziehen. Beides nicht auf meiner Wunschliste.« Sie verzog das Gesicht. »Also runter damit. Möge ich für die nächste Stunde so unauffällig sein wie ein grauer Stein in einem Geröllfeld.« Sie nahm einen kräftigen Schluck. Der Trank schmeckte scheußlich, aber sie spürte, wie ein leichter Schleier sich über ihre Züge legte, ihre Konturen verwischte und ihr das Aussehen einer gewöhnlichen, müden menschlichen Tagelöhnerin verlieh. Perfekt.
Operation "Motivierte Akquise": Theorie und Praxis
Die Ausführung war dann... überraschend unspektakulär, zumindest äußerlich. Unterstützt durch die hereinbrechende Dämmerung, ihre angeborene Fähigkeit, sich lautlos zu bewegen – ein Erbe ihrer unfreiwilligen Jugend in den schattenhaften Hallen von Elashin – und die unauffällige Maske des Trankes, näherte sich Arencia ihrem Ziel. Eine einzelne Minenarbeiterin, die gerade ihre letzte Lore für den Tag füllte, war die Auserkorene. Ein kurzer, gezielter Einsatz von Illusion und vielleicht einem Hauch von mentaler Beeinflussung (nichts, was bleibende Schäden hinterlassen würde, hoffte Arencia zumindest... meistens), und die Arbeiterin fand sich plötzlich sehr, sehr müde und desorientiert wieder, während ihre Tagesausbeute diskret den Besitzer wechselte.
»Erstaunlich«, dachte Arencia, während sie den schweren Erzsack durch die Dämmerung schleifte, »wie vielseitig einsetzbar die an der Akademie erlernten Fähigkeiten doch sind. Meister Belgos wäre... vermutlich entsetzt. Oder stolz? Bei Drow weiß man das nie so genau.« Der Sack war schwer, aber es war ein befriedigendes Gewicht. Das Gewicht des Erfolgs. Das Gewicht des Überlebens.
Bilanz in der Hütte: Knapp dem Schicksal entronnen
Zurück in der zugigen, kargen Hütte, die nun ihr unfreiwilliges Heim war, breitete Arencia die Beute aus. Der Verschleierungstrank ließ langsam nach, und ihre eigenen Züge traten wieder hervor. Im Schein einer flackernden Öllampe funkelten die Erze vielversprechend. Es war deutlich mehr, als sie in einer Woche harter Arbeit hätte fördern können. »So«, murmelte sie zufrieden. »Das sollte für den Kurier reichen. Genug, um nicht sofort unangenehme Fragen zu provozieren oder als Zielscheibe für herumkrabbelnde Haustiere der Ilharess zu enden.« Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte sie, kühl und pragmatisch. Dies war kein Triumph, nur ein Aufschub. Aber in ihrer Welt war ein Aufschub oft das höchste der Gefühle.
Sie lehnte sich an die kühle Holzwand der Hütte und schloss die Augen. Die Stille hier draußen war immer noch ungewohnt, aber langsam begann sie, sie nicht mehr als Abwesenheit von Lärm, sondern als Raum für eigene Gedanken zu schätzen. »Vielleicht ist diese 'selbstständige' Karriere in Minoc ja doch zu meistern«, dachte sie mit einem Anflug von Galgenhumor. »Ich muss nur... kreativ bleiben. Sehr kreativ. Und hoffen, dass meine neuen Bezugsquellen nicht zu schnell versiegen. Und dass meine Tränke nicht ausgehen.« Ein dünnes Lächeln umspielte ihre Lippen. Die Magierin war zur Minenarbeiterin wider Willen geworden – und zur Diebin aus Notwendigkeit. Was würde als Nächstes kommen?
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