Kommen ein Drache, ein Waldelf und der Tod in einen Wald...

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Rianon
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Kommen ein Drache, ein Waldelf und der Tod in einen Wald...

Beitrag von Rianon »

Melara nor teloramin,

noch bin ich mir nicht sicher, ob mir heute tatsächlich mächtige Wesen begegnet sind oder ob ich nur träumte. Aber lass mich von vorn beginnen: Ich war heute im Außenposten meiner Brüder und Schwestern, die weit im Norden ihre Wache begonnen haben. Über solch drastische Maßnahmen wunderte ich mich, da der Wald und die Wiesen, die den Außenposten umgeben, so friedlich und im Einklang mit der Natur wirken. Ich sollte noch lernen, wieso meine Brüder und Schwestern hier so laut das Lied der Klingen singen.

Trotzdem erlaubten sie mir ihren Wald zu betreten und so wanderte ich einige Stunden durch das lichte Unterholz. Und dann sah ich ihn: Cealindor roquar finar nor silivania shal'yen eledharn. In seiner ganzen Pracht trat er auf eine Lichtung, mir gegenüber. War es ein Zeichen, dass Cealindor, dieser Mustang, dessen Fell die Farbe der Lichtelfen trägt, auf mich zukam. In mir zog mich ein Band zu ihm, doch Cealindor ist wählerisch und lässt sich nicht leicht auf einen Bund ein. Und so näherte ich mich ihm und versuchte über Stunden hinweg mich seiner würdig zu erweisen. Doch meine Versuche wurden zwei Mal unterbrochen…

Plötzlich hallte ein Donner, gefolgt von einer Erschütterung des Bodens durch den Wald. Die Baumkronen raschelten und die Hasen huschten davon. Eine Gefahr? Ich konnte kaum meine Situation erfasse, da tauchte zwischen den Bäumen ein schwarzer Drache auf. Finster sah er auf mich herab und aus seinen Nüstern stieg Qualm. Mit wuterfüllter Stimme verlangte er zu wissen, was ich ein seinem Wald tue. In all meiner Geduld erklärte ich ihm die Situation, doch er wurde nur wütender und behauptete kühn, dass er der Wächter dieses Waldes sei und ich wie ein Dieb das Leben hier stehlen würde. Nur mit viel Selbstbeherrschung brachte ich es fertig, vor diesem mächtigen Wesen stehen zu bleiben, auch wenn mir die Angst durch den Körper flutete. Je mehr sich der schwarze Drache in Rage redete, desto mehr dämmerte mir: Dies kann nicht der Wächter des Waldes sein. Ein so zorniges Wesen an einem so friedlichen Ort? Ein Drache, der nicht einmal die Farben des Waldes trägt? Dieses Wesen war ein Lügner! In einem Anflug von Kühnheit konfrontierte ich das Untier; keine kluge Entscheidung, da es – auch wenn es ein Lügner ist – immer noch große Macht besaß. Kaum sprach ich meine Worte, schleuderte es einen Blitz auf mich. Schmerzen. Dann erwachte ich auf dem Boden. Mit einer letzten Drohung verschwand der schwarze Drache wieder. Aber er hatte unrecht: Ich war hier im Namen der Natur, um einen Bund zu knüpfen. Also zog ich los, um erneut nach Cealindor zu suchen.

Dann wurde ich das zweite Mal unterbrochen. Ich entdeckte den Mustang nicht, doch eine Person in zerlumpten dunklen Kutten trat auf mich zu. Die Person hatte eine raue und kehlige Stimme und behauptete der Tod höchstselbst zu sein. Sie sei gekommen, da hier jemand oder etwas sein Ende erwartete – sie frage mich, ob ich dies sei. Perplex wie ich war, äußerte ich meine Unsicherheit. Wer kennt schon die Wege, welche die Natur für uns erwählt? Ehrlich antwortete ich, dass ich keine Antwort für ihn habe. Daraufhin bot er an, um Leben und Tod zu…würfeln. In mir sträubte sich alles bei der Vorstellung, dass Leben und Tod zu einem Glücksspiel wurden! Anscheinend akzeptierte die Person meine Ablehnung und bot mir dann ihren Frieden an…für immer. Auch das musste ich ablehnen, denn ich hatte noch eine Bestimmung, die ich zwar nicht kenne, aber spüre. Fast enttäuscht verabschiedete sich die Person, der Tod, von mir und meinte, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden…um mir den letzten Frieden zu bringen.

Mir wurde schwarz vor Augen. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einer Waldlichtung und Cealindor starrte mir in die Augen. Er hat den Bund akzeptiert. Waren all die Begegnungen eine Prüfung des goldenen Mustangs, waren sie Einbildung oder… real? Ich denke jetzt bereits länger darüber nach und habe das Gefühl, dass eine Prophezeiung hinter diesen Begegnungen steckt. Ein falscher Waldgeist, eine Bedrohung – und dann der Tod selbst? Etwas steht bevor, das spüre ich an meinen Ohrenspitzen.

Ai eleda'sul feranor silme nar, ar yl 'lelya na kelvar, amin nauva sinome!
Arencia
Beiträge: 9
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Re: Kommen ein Drache, ein Waldelf und der Tod in einen Wald...

Beitrag von Arencia »

Arencia bewegte sich wie ein Schatten durch das dichte Unterholz des Waldes, jeder lautlose Schritt ein Zeugnis ihrer neuen, untoten Natur. Die Gedanken kreisten, ein steter Versuch, die Fragmente ihrer zerbrochenen Vergangenheit mit der kalten Realität ihres jetzigen Daseins in Einklang zu bringen – ein Dasein als Dienerin der verhassten Dunkelelfen, nur um die benötigte Lebenskraft zu erhalten, die ihre knöcherne Form zusammenhielt.
Arencia, innerlich hat geschrieben:Noch immer so fremd... diese Stille in mir, wo einst ein Herz schlug. Und dieser unaufhörliche, nagende Hunger...
Plötzlich durchbrach eine Empfindung ihre Grübeleien – eine Welle starker, pulsierender Lebenskraft. Anders als das allgegenwärtige, diffuse Leben des Waldes. Konzentriert. Verlockend. Sie folgte dieser unsichtbaren Fährte, ihre Sinne, geschärft durch den Tod und die Wiedererweckung, unfehlbar.

Bald darauf erblickte sie die Quelle: einen Waldelfen, der auf einer kleinen Lichtung einem Pferd hinterherlief und mit ihm sprach, als wäre es ein ebenbürtiger Gesprächspartner. Ein Bild von solch klischeehafter Reinheit, dass es Arencia fast ein trockenes Kichern entlockt hätte.
Arencia, innerlich hat geschrieben:Wie rührend. Und wie erbärmlich naiv. Dieses unbeschwerte Schwelgen im Sein... Er hat keine Ahnung, was wirklich in den Schatten dieser Welt lauert. Oder in ihm selbst.
Ihre eigene zynische Philosophie formte sich zu einem Plan. Jedes denkende Individuum, so ihre Überzeugung, musste unter der Last des Verstehens seiner Umwelt irgendwann zerbrechen. Zweifel, Ängste, Sorgen – sie mussten auch in diesem Elfen schlummern. Man musste sie nur finden und nähren, bis die Seele reif war für die Ernte.

Sie zog eine alte, dunkle Robe über, die ihre skelettierte Gestalt und ihr Antlitz verbarg, und trat aus den Schatten auf die Lichtung. Mit einer Stimme, kaum mehr als ein Grabeshauch, doch klar und deutlich, konfrontierte sie den Elfen mit der Behauptung, seine Zeit sei gekommen und sie sei hier, um ihn zu holen.
Sie bohrte weiter, fragte ihn nach seinem wahren Glück, nach verborgenen Ängsten, ungestillten Verlangen oder Zweifeln, die ihn in schlaflosen Stunden heimsuchen könnten.
Sie beobachtete ihn genau, suchte nach dem kleinsten Zucken, der kleinsten Unsicherheit in seinen Augen. Doch der Elf blickte sie nur mit einer Mischung aus Verwirrung und einer seltsamen Gelassenheit an. Keine Spur von den erhofften Rissen in seiner Fassade.
Arencia, innerlich hat geschrieben:Nichts. Absolut nichts. Entweder ist er ein Meister der Verstellung, oder seine Seele ist so flach und unberührt wie ein stiller Teich. Enttäuschend. Aber vielleicht... vielleicht gibt es einen anderen Weg, ihn seiner kostbaren Lebenskraft zu entledigen.
Ein neuer Gedanke formte sich. Wenn die Korruption durch innere Dämonen nicht fruchtete, vielleicht dann die Verführung durch äußeren Anreiz? Ein Spiel.

Sie ließ einen Moment der Stille verstreichen. Mit ruhiger, fast schon sanfter Stimme, die jedoch einen unheilvollen Unterton trug, sprach sie ihn erneut an. Sie merkte an, dass er entweder sehr zufrieden mit seinem Los scheine oder sehr geschickt darin sei, seine Narben zu verbergen. Dann unterbreitete sie ihm den Vorschlag eines Spiels, eines einfachen Spiels, bei dem der Einsatz sein bisheriges Verständnis von Wert auf die Probe stellen könnte. Sie fragte, ob er bereit wäre, sein Glück – oder sein Geschick – gegen eine Unbekannte wie sie zu setzen, wenn der Preis oder der Verlust alles verändern könnte.

Der Waldelf musterte sie lange, sein Blick klar und ohne Furcht. Dann schüttelte er langsam den Kopf. Er erklärte seine Weigerung damit, dass er nicht um sein Leben spiele. Es widerstrebe ihm zutiefst, das Leben als ein Glücksspiel zu betrachten; jeder Tag sei ein Geschenk und kein Einsatz für einen ungewissen Ausgang.
Arencia spürte, wie eine kalte Welle der Frustration sie durchfuhr. Die Essenz seiner Worte, gesprochen mit einer Überzeugung, die sie gleichermaßen irritierte und verblüffte, hallte in der kognitiven Leere nach, die ihren untoten Verstand darstellte.
Arencia, innerlich hat geschrieben:"Es widerstrebt ihm, dass das Leben ein Glücksspiel wäre..." Was für eine noble Torheit. Als ob das Schicksal nicht ohnehin ständig mit uns allen würfelt, ob wir nun wollen oder nicht. Und "Geschenk"... ein Geschenk, das man mir brutal entrissen hat.
Sie wandte sich ohne eine weitere Entgegnung ab und ließ den Elfen mit seinem Pferd und seinen Prinzipien zurück.

Die Bäume schlossen sich wieder um sie, und die Aura seiner Lebenskraft verblasste mit jedem Schritt. Zurück blieb die bittere Asche eines doppelt gescheiterten Versuchs.
Arencia, innerlich hat geschrieben:Prinzipien. Welch ein Luxus. Leicht aufrechtzuerhalten, wenn man nicht jeden Tag um die Essenz des eigenen Weiterbestehens ringen muss. Ob er wohl auch so spräche, wenn die Alternative das langsame Verlöschen wäre, das Zerfallen zu Staub, wie es mir ohne die Gnade – oder den Fluch – widerfahren wäre?
Ihr eigenes früheres Urteil über die Lächerlichkeit der Situation kehrte wie ein Bumerang zu ihr zurück, diesmal mit ihr selbst als Zielscheibe.
Arencia, innerlich hat geschrieben:Zwei Ansätze. Beide gescheitert. Der erste vielleicht zu plump, der zweite zu direkt für jemanden, der sein Leben so hochhält, dass er es nicht einmal aufs Spiel setzen würde. Lächerlich... ja, meine eigene Naivität ist es, die hier lächerlich ist. Ich habe die Tiefe seiner... nun, nennen wir es Sturheit... oder vielleicht sogar seiner Integrität... unterschätzt.
Ein leises, inneres Knirschen, als würde trockener Knochen auf Knochen reiben – eine Empfindung, die ihr mittlerweile vertraut geworden war. Sie musste ihre Methoden überdenken, ihre Werkzeuge schärfen.

Der kalte Hunger nach Lebenskraft blieb, ein unnachgiebiger Motor, der sie antrieb. Dieser Elf, mit seinen Prinzipien und seiner Lebensfreude, war für den Moment außer Reichweite. Ein kleiner Stachel der Enttäuschung, aber nicht mehr. Die Welt war voll von Seelen, voll von Leben, das darauf wartete, geerntet zu werden.
Arencia, innerlich hat geschrieben:Jeder Irrtum ist eine Lektion. Jeder Widerstand eine neue Variable in der komplexen Gleichung meines neuen Seins. Ich werde lernen, mich anpassen, und das nächste Mal wird meine Taktik feiner sein, meine Verführung subtiler, vielleicht sogar unwiderstehlicher. Die Jagd ist nicht vorbei; sie definiert sich nur neu, ebenso wie die Jägerin selbst.
Mit diesen Gedanken setzte Arencia ihren Weg fort, eine dunkle Silhouette, die tiefer in die Schatten des Waldes glitt, bereits die nächste Begegnung, die nächste Lektion, die nächste potentielle Quelle von Lebenskraft erwartend.
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