Ein neuer Weg

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Samjuel La Com
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Ein neuer Weg

Beitrag von Samjuel La Com »

Die Sonne war l?ngst untergegangen, doch Samjuel sa? noch immer im Schatten des Schreins. Die Hallen um ihn herum lagen im Dunkeln, nur das Licht der Sterne fiel durch das geborstene Fenster an der Nordseite. Staub tanzte im matten Schein, als w?rde die Zeit selbst sich darin wiegen.

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Er war zur?ckgekehrt. Und doch sp?rte er, dass etwas in ihm geblieben war, irgendwo drau?en ? in den Jahren zwischen Schlachtfeldern, Herbergen, S?mpfen und Ruinen. Die Mauern um ihn herum waren die gleichen wie einst, und doch empfand er keinen Trost in ihrer Vertrautheit. Der junge Krieger, der hier einst stand, voller Ehrfurcht vor Ryonars Statue, existierte nicht mehr.

Damals hatte er geglaubt, das Richtige sei einfach: das B?se zu erkennen, das Schwert zu ziehen, Ehre zu wahren, den rechten Pfad nie zu verlassen. Doch drau?en, fernab der alten Hallen, hatte er gesehen, wie oft das Falsche in goldene R?stung geh?llt war und das Gerechte in Lumpen wanderte. Wie oft die Schwachen von denen im Licht vergessen wurden. Wie selten Ryonars Ruf wirklich erklang ? und wie oft nur Schweigen blieb, wenn man ihn am n?tigsten brauchte.

Er hatte gebetet, gefleht, geschrien ? an einsamen N?chten, im Regen, mit blutigen H?nden. Doch Ryonar hatte nie geantwortet. Oder vielleicht hatte Samjuel einfach nur verlernt zu h?ren.

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Und doch? er war nicht gebrochen. Etwas in ihm war geblieben. Kein leuchtender Glaube mehr, keine lodernde Ideologie. Nur ein leises, hartes Gl?hen. Die Pflicht, weiterzugehen. Jene Art von Entschlossenheit, die weder aus Hoffnung noch aus Gewissheit w?chst, sondern aus der blo?en Weigerung, aufzugeben.

In dieser Stille, in diesem leeren, heiligen Ort ? da fragte er sich zum ersten Mal: War es wirklich Ryonar gewesen, der ihn all die Jahre getragen hatte?

Seine Finger strichen ?ber die eingravierten Worte in der kalten Steinplatte vor dem Schrein. Die Schrift war verblasst, fast unkenntlich. Und mit ihm auch etwas in Samjuel selbst.

In den folgenden Tagen blieb er in der Festung, half beim Reinigen der Hallen, sprach mit den neu angekommenen Paladin Kazhar Rontre, h?rte seine Geschichten. Mit Kazhar sprach Samjuel oft ?ber Ryonar, doch seine Worte klangen leer. Rezitiert, nicht gef?hlt. Eher Befehl als Glaube.

Eines Abends sa? er allein an der s?dlichen Mauer, wo das Gestein von Efeu ?berwuchert war. Dort fand er in einem Riss der Mauer einen alten Codex ? halb vermodert, halb verbrannt, doch noch lesbar. Es war kein Buch Ryonars. Der Titel war fremd: ?Das Herz des Morgens ? Betrachtungen ?ber Tyrael.?

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Er hatte den Namen Tyrael schon oft geh?rt. Als Kind, aus dem Mund seiner Mutter, die noch alte Gebete kannte. Sp?ter bei den Priestern in Britain, bei feierlichen M?rschen oder an der Seite der Paladine des Mondes. Doch er hatte ihn nie wirklich verstanden. Zu gro? war Tyrael ihm erschienen, zu fern, zu heilig. Nicht wie Ryonar ? der Begleiter, der schweigende W?chter.

Doch je mehr er las, desto mehr erkannte er, was ihm fehlte: Nicht ein Gott, der k?mpfte. Sondern ein Licht, das blieb ? selbst wenn man fiel.

Die n?chsten Wochen verbrachte Samjuel mit dem Studium. In Trinsic, in Britain, bei einem alten Bibliothekar im Kloster zu Yew. Er begann, die Lehren Tyraels zu verstehen: nicht als Dogma, sondern als Verhei?ung. Eine Wahrheit, die niemandem verschlossen blieb ? nicht den Reinen, nicht den S?hnenden, nicht einmal den Schuldigen.

Er h?rte die Geschichten von Seraphim, die einst durch die Schatten zogen, um verlorene Seelen heimzuf?hren. Er las vom Kodex der letztg?ltigen Weisheit, dessen vier Grundpfeiler ihm wie Spiegel seiner eigenen Reise erschienen: Mut, Wahrheit, Liebe, Erl?sung.

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Und je mehr er las, desto mehr fiel ihm auf: Tyrael hatte ihn nie gerufen. Aber er war immer da gewesen.

In den Blicken der einfachen Leute, die ihm vertrauten, obwohl er nichts besa?.
Im stillen Mut jener, die trotz Angst in die Schlacht gegen das B?se zogen.
Im Funken G?te, wenn er selbst, trotz M?digkeit, das Schwert hob, weil niemand sonst es konnte.

Nicht der laute Ruf eines Adlers hatte ihn getragen. Sondern das sanfte Licht eines neuen Morgens.

An einem grauen Morgen kehrte Samjuel zur?ck zur Ordensfestung. Sie war nun belebter, lauter, aufstrebend. Doch es zog ihn in den alten Schrein, den er vor Wochen verlassen hatte. Dort stand er still, lange, die Stirn gegen den kalten Stein gelegt.

Dann trat er zur?ck. Und legte sein Schwert vor die Statue nieder.

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Nicht aus Trotz.

Aus Dank.

F?r den Weg, den er nun verstanden hatte ? und f?r den, der vor ihm lag.

Er verlie? den Schrein und die Festung der Gef?hrten des Adlers und wandte sich nach Osten, Richtung Britain. Dort, in der Hauptstadt, am Sitz der Kirche Tyraels, wollte er nach weiteren Antworten suchen.

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Samjuel La Com
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Re: Ein neuer Weg

Beitrag von Samjuel La Com »

Im Kloster der Paladine des Mondes

Es waren einige Wochen vergangen, seit Samjuel in Britain angekommen war. In dieser geschäftigen Stadt, die dennoch von dem Glanz heiliger Orte durchzogen war, hatte er sich dem Studium der Lehren Tyraels verschrieben. Tag für Tag verbrachte er Stunden in der großen Kathedrale, las in verstaubten Schriftrollen und lauschte den Predigten der Kleriker. Die bunten Lichtstrahlen der Kirchenfenster malten dabei farbige Muster auf den Steinboden, während Samjuel still in einer Bank saß und versuchte, in Tyraels Worten einen neuen Sinn für sein Leben zu finden. Doch trotz all dieser Mühen spürte er, dass ihm etwas Entscheidendes fehlte.

Samjuel hatte gehofft, in der Stille der Bibliothek und im Gebet Antworten zu finden, doch stattdessen wuchs seine Unruhe. Die Schriften waren weise und die Kleriker hilfsbereit, aber ihre allgemeinen Ratschläge drangen nicht tief genug in sein Herz vor. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie seine Gedanken abschweiften und er an die vergangenen Schlachten dachte – an die Momente, in denen er fest an Ryonar geglaubt hatte, und an den bitteren Verlust dieses Glaubens. Je mehr er sich allein abmühte, desto klarer wurde ihm, dass er jemanden brauchte, der ihn auf diesem neuen Pfad anleiten konnte. Nicht in der Kriegskunst – darin war er bereits erfahren – sondern in der Führung seiner Seele auf dem Weg des Lichts.

In einer sternenklaren Nacht, als Samjuel wieder einmal in der leeren Kirche kniete, stieg eine Erinnerung in ihm auf. Er dachte an Istrugar, den legendären Paladin, mit dem er einst Seite an Seite gekämpft hatte. Istrugar war nicht nur ein gewaltiger Krieger, sondern auch der Mentor seines engen Freundes Nikolaj Argantis gewesen. Wie oft hatte Nikolaj voller Ehrfurcht von der Weisheit und Güte dieses Mannes erzählt. Samjuel spürte ein Auflodern von Hoffnung – vielleicht würde Istrugar auch ihn auf den rechten Weg des Glaubens führen.

Am nächsten Morgen brach Samjuel auf. Er würde nach Yew reisen, wo die Paladine des Mondes ihr Kloster hatten und wo Istrugar als Ordensführer weilte. Ohne zu zögern verließ er Britain und wandte sich gen Norden. Die Reise führte ihn aus den belebten Straßen der Stadt hinaus in die Wildnis, über sanfte Hügel und durch weite Täler, bis die Bäume ringsum höher und dichter wurden. Bald tauchte er in den Wald der Elfen nahe Yew ein – einen uralten Forst, in dem das Licht der Sonne in smaragdfarbenes Zwielicht gefiltert wurde und ein Flüstern in den Baumkronen von der Präsenz verborgener Wächter zeugte.

Der Wald wirkte verwunschen, doch Samjuel spürte, dass er seinem Ziel näherkam. Nach mehreren Tagesmärschen, in denen kalte, klare Luft und das beständige Rauschen der Blätter seine Begleiter waren, erblickte er schließlich zwischen den dunklen Stämmen ein graues Steingebäude mit hohen Bogenfenstern: das Kloster der Paladine des Mondes. Das Kloster lag eingebettet im Grünen, umgeben von uralten Eichen und einem Teppich aus Moos, der seine Schritte dämpfte. Schon von Weitem hörte er gedämpfte Gesänge und sah das warme Flackern zahlreicher Fackeln und Kerzen, die einen Pfad zur Eingangshalle erleuchteten. Je näher er dem heiligen Ort kam, desto schneller schlug sein Herz vor Erwartung.

Er betrat den Vorhof und folgte dem Schein der Lichter und den Stimmen bis zur Kapelle des Klosters. Drinnen hatten sich die Paladine des Mondes zu einer Messe versammelt. In Reihen standen oder knieten gepanzerte Gestalten mit weißen Wappenröcken. Vor ihnen, am Altar, stand ein hochgewachsener Mann in strahlender Rüstung und mit einer Präsenz, die den Raum zu füllen schien: Istrugar. Seine Stimme klang fest und zugleich warm, als er gerade den Segen Tyraels über die Versammelten sprach.

Samjuel hielt im Eingang einen Augenblick inne, überwältigt von Ehrfurcht, und wartete das Ende der Zeremonie ab. Als der letzte Choral verklungen war und die Paladine sich langsam zerstreuten, trat er vorsichtig näher. Einige der Ritter warfen ihm fragende Blicke zu, doch niemand hinderte ihn daran, auf Istrugar zuzugehen. Der Ordensführer wandte sich ihm zu, und für einen Moment trafen sich ihre Blicke – Samjuel konnte die Weisheit und Stärke, die von Istrugar ausgingen, beinahe körperlich spüren. Hastig senkte er den Blick und verneigte sich tief, bevor er mit ruhiger, ehrfürchtiger Stimme zu sprechen begann.

„Verzeiht, wenn ich Euch belästige, Lord Istrugar“, hob Samjuel an, während er noch immer gebeugt dastand. „Mein Name ist Samjuel“, fuhr er fort, „und ich bin weit gereist, um Euch zu finden.“ Er hob den Kopf ein wenig, und in seinen Augen spiegelte sich die Unruhe der letzten Monate. „Einst war ich ein treuer Anhänger Ryonars, doch im Krieg...“ Samjuel verstummte und senkte den Blick. Nach kurzem Zögern flüsterte er: „Im Krieg habe ich den Glauben verloren. Ich war verloren.“

Eine tiefe Stille legte sich über den Raum, nur unterbrochen vom fernen Knistern der Kerzen. Istrugar schwieg, und so fasste Samjuel all seinen Mut zusammen und hob den Blick wieder. Seine Stimme war nun fester, getragen von einem Funken Hoffnung. „Tyraels Licht hat mir einen neuen Weg gezeigt, dem ich folgen will“, erklärte er eindringlich. „Doch ich finde diesen Pfad nicht allein. Ich brauche jemanden, der mich lehrt und im Glauben führt.“ Samjuel ballte die Hände zu Fäusten, und schließlich brachen die Worte aus ihm hervor: „Ich bitte Euch demütig – nehmt mich als Schüler an und lehrt mich, in Tyraels Namen zu dienen, so wie Ihr einst Nikolaj geführt habt.“

Istrugar betrachtete Samjuel einen Moment lang schweigend, sein durchdringender Blick prüfend, doch nicht unfreundlich. Dann legte er dem jüngeren Mann eine gepanzerte Hand auf die Schulter. Ein mildes Lächeln umspielte Istrugars Lippen, als er schließlich sprach: „Du hast viel durchgemacht, junger Freund, doch Tyraels Licht führt selbst die Verirrten zurück auf den rechten Pfad.“ Seine Stimme war leise, aber voller Überzeugung. „Wenn es dein aufrichtiger Wunsch ist, im Lichte Tyraels zu wandeln, sollst du diesen Weg nicht länger allein gehen. Ich nehme dich als Knappen in den Orden der Paladine des Mondes auf.“

Samjuel spürte, wie Erleichterung in ihm aufstieg, und wagte es nun, Istrugar wieder anzusehen. Ungläubig suchten seine Augen die des Paladins, bis er erkannte, dass dessen Worte ernst gemeint waren. Tief bewegt sank Samjuel auf ein Knie und neigte den Kopf, während sein Herz vor neuer Hoffnung hämmerte.

Istrugar jedoch hinderte ihn sanft daran, länger zu knien. Er fasste Samjuel unter dem Arm und zog ihn zurück auf die Füße. „Steh auf, Samjuel“, sagte er leise. „Deine Ausbildung beginnt schon bald. Möge Tyraels Gnade dich auf diesem Weg stärken.“

Samjuel erhob sich, und ein Funke neuer Zuversicht flammte in seiner Brust auf. Er war nicht länger verloren. Unter Istrugars Führung würde er seinen Glauben erneuern. Seine Ausbildung zum Paladin des Mondes sollte schon bald beginnen.
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