Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

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Alniira
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Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

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Ein Stern im Netz

Das Netz aus Kontakten, das Alniira so mühsam gesponnen hatte, schien sich auszudehnen, selbst ohne ihr direktes Zutun. Doch nicht immer auf eine Weise, die ihr gefiel. Im Qu'ellar Ky'Alur brodelte es. Gerüchte krochen wie Spinnen aus den Schatten, ein leises Murmeln, das selbst die streng gehüteten Ohren der Jabressen Dartha zu erreichen schien. Die Ilharess Jhea'kryna Ky'Alur hatte einen Gast eingeladen. Einen Menschen. Ausgerechnet einen Aetherium von Finsterrode in die eisigen Tiefen ihres Hauses in Elashinn. Und der Anlass? Ein Stern am Himmel.
„Ein Mensch? Im Herzen unseres Hauses? Wegen eines Sterns? Welch eine Farce!“, spottete Alniiras innerer Monolog, ihre Lippen verzogen sich zu einem fast unsichtbaren, bitteren Lächeln. „Die Ilharess von Ky'Alur, eine Matrone von Lolths gnadenlosem Willen, ist auf die primitive Weisheit eines Oberflächenbewohners angewiesen, um ein himmlisches Phänomen zu deuten? Lolth selbst würde vor Wut schäumen, wenn sie dieses Zeichen der Schwäche sähe.“
Es war mehr als nur ein Riss in der Fassade, es war ein Bruch in der dogmatischen Reinheit, die die Drow so eifersüchtig hüteten. Die oberste Matrone, die ein Symbol für Lolths unerschütterliche Kontrolle sein sollte, kniete vor dem Wissen eines Sterblichen. Für Alniira war es ein offenkundiges Zeichen der Ineffizienz. Das gesamte Konstrukt, der ewige Kampf um die Gunst Lolths, der Verrat um des Verrats willen – es war ein Gefängnis, das die Drow selbst schwächte, indem es sie blind für die wahre Natur der Macht machte. Jhea'krynas Abhängigkeit von einem Menschen, einem Aetherium von Finsterrode, war der Dolch in ihrem Rücken.

Alniira selbst hatte pragmatische Beziehungen zu Menschen und anderen Oberflächenrassen aufgebaut. Sie nutzte ihre Talente und ihr Vermögen, um Fäden zu ihnen zu spinnen, Verbindungen zu schaffen, die ihr dienten. Aber sie war keine Priesterin, keine Verkörperung von Lolths Willen. Ihre Interaktionen waren eine bewusste Strategie, um ihr eigenes Netz zu weben – ein Netz, das von den starren Dogmen des Unterreichs losgelöst war. Doch eine Ilharess? Eine, die Lolth die Treue geschworen hatte? Das war ein Verrat, ein Zeichen verzweifelter Schwäche, die Alniira mit kühler Amüsiertheit betrachtete.

Ein kühler Gedanke schoss ihr durch den Kopf, so verlockend wie ein Spinnenseidenfaden im Mondlicht.
„Ich könnte nach Menzoberranzan zurückkehren. Die Wahrheit über Jhea'kryna Ky'Alurs Verrat an Lolth berichten – ihre Schande, die sie durch diesen Aetherium von Finsterrode über das Haus bringt. Haus Ky'Alur würde ausgelöscht, vielleicht sogar noch bevor die Sonne am Himmel aufgeht. Und meine Stellung… meine Stellung würde sich über Nacht verbessern. Ich wäre die treue Dienerin, die die Schwäche eines rivalisierenden Hauses aufgedeckt und damit ihre Matrone und Lolth geehrt hat.“
Die Vorstellung war berauschend. Das kleinste Zeichen von Schwäche wurde im Unterreich gnadenlos ausgenutzt, und dieser Aetherium von Finsterrode war mehr als nur ein Zeichen; er war der offenstehende Hals.

Doch Alniira war nicht blind für die tiefere Spielart, das immerwährende Netz der Intrigen. Dieser Aetherium von Finsterrode, dieser Stern am Himmel – sie waren nicht nur ein Zeichen von Jhea'krynas Schwäche. Sie waren auch eine Trumpfkarte. Ein Geheimnis, das sie ausspielen konnte, wenn der Zeitpunkt reif war, um ihr eigenes Netz zu stärken, anstatt es für die kurzsichtigen Ziele Menzoberranzans oder die primitiven Intrigen anderer Häuser zu opfern. Sie hatte ihre eigene Agenda, die weit über das bloße Überleben oder die blinde Loyalität hinausging.

Sie schloss die Augen, ihr Geist raste, die Fäden der Möglichkeiten zogen sich zusammen. Der Stern. Der Mensch. Die Ilharess. Alles miteinander verbunden, alles Teil eines größeren, komplexeren Geflechts. Sie war gekommen, um zu lernen, um zu überleben, um Macht zu weben. Und dieses unerwartete Ereignis war ein neuer Faden, dicker und stärker als alles, was sie bisher in den Händen gehalten hatte.
„Nein“, entschied Alniira, ihre Augen öffneten sich, dunkel und entschlossen. „Ich werde nicht zurückkehren. Nicht jetzt. Dieses Spiel hat gerade erst begonnen – und ich habe die besten Karten.“
Stattdessen würde sie beobachten. Sie würde jede Bewegung, jedes geflüsterte Wort im Haus Ky'Alur verfolgen. Sie würde die Gespräche belauschen, die Blicke deuten, die geheimen Treffen erschnüffeln. Ihr Ziel war es, so viel wie möglich über diesen Stern und den Aetherium von Finsterrode zu erfahren. Das Wissen, das sie erlangen würde, wäre ihr wahres Werkzeug, um ihr Netz der Abhängigkeiten weiter auszubauen und zu verstärken.

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