Ve'kahrjanda? Wolken, aus denen man die Zukunft lesen kann?
Za'sela Verthar? Paladine, die zweifeln?
Irgendwo nahe der Südgrenze, fast in Rufweite zum Turm des Bundes der Wachenden lag E'lessar im Gras einer kleinen Lichtung auf dem Rücken. In dem schmalen Bereich, wo die Baumkronen etwas Himmel unbedeckt gelassen hatten zogen helle Wolken über den blauen Hintergrund. In den rundlichen, träge dahingleitenden Formen konnte der Endîro zumindest keinen Hinweis auf die Zukunft entdecken - schon gar nicht die dunklen Ahnungen, mit denen der Lord der Paladine des Mondes zu ihm gekommen war.
Aber auch wenn er keine Zeichen ausmachen konnte - konnten sie dennoch da sein. Er ließt das mandra sich umfließen, seine Gestalt auflösen und trat im selben Moment auf das sala'mandra, das Herz der Magie der Elfen.
Schmerzlich sah er auf den Steinkreis. Hier wäre es leichter, den Willen des mandra zu lenken. Aber ohne Malindra oder Shy'lia, um ihm beizustehen war dieser Weg ihm wohl verwehrt.
Aber ihm standen andere Pfade offen. Entschlossen trat er auf einen der Yewbäume am Rande der Lichtung zu. Die Iphaldi um seine Schultern erzitterte, zerstob zu feinem Staub. Erst nach einer Weile fand sie ihre Form wieder, wob sich von kaum sichtbarem Wabern der Luft zu trägen Schlieren, die dann zu festem Stoff erstarrten.
An der ausgestreckten Hand blieb die Verbindung unklar, erzitternd, suchend. E'lessars Augen waren geschlossen, nur im mandra waren seine Sinne auf die Verbindung gerichtet, die er vorsichtig erspürte.
Zunächst nur der Baum vor ihm.
Dann seine Nachbarn auf der Lichtung.
Dann mehr und immer weiter, bis jeder der Yewbäume des biundavar erreicht war. So unterschiedlich wie die Bäume waren, so vielfältig war auch die Verbindung. Einige waren fest, sicher wie ein Handschlag. Andere sanft wie der Frühlingswind, leicht zu übersehen. Viele der Bäume waren die Berührung eines Elfen gewohnt. Einige wenige standen so tief im Wald, dass sogar ein Elf ihnen fremd war. Der Elf wagte es kaum, die Verbindung zu testen. Die Aufregung in seinem Inneren durfte nicht die empfindlichen Stränge der Verbindung entlangwandern.
Fokus.
Sein Atem wurde langsamer. Er nahm sich viel Zeit, jeder einzelnen Verbindung nachzuspüren. Wie im Feuerschein zuckende Schatten an einer zerklüfteten Wand; als kaum erkennbare Formen waren die Eindrücke der einzelnen Bäume. Zu unstet, zu fremd um in seinem Geist zu einem gemeinsamen Abbild geformt zu werden. Er würde mehr als diesen einen Versuch brauchen.
Sammlung.
Sorgsam behielt er die bhandha'mandra bei. Stück für Stück, mit jedem Atemzug kartierte er die Verbindungen. Von Baum zu Baum, von Baum zu Elf, von Elf zu Baum. Erst als er zufrieden war, sicher in dem was er gefunden hatte zog er sich sanft von den meisten der Verbindungen zurück. Nur einige dutzend Bäume, die meisten davon nahe der Lichtung des sala'mandra oder rund um das Kloster der Paladine des Mondes, blieben mit seiner Magie verbunden.
Kahrjanda.
Mühevoll, mit sanften, unablässig suchenden Fingern aus mandra verstärkte er die Bindung, die er zwischen den Bäumen gefunden hatte. Mit jedem Knoten in den unsichtbaren Schnüren wurde des Bild auch für ihn klarer: Der Himmel über dem zentralen Yew. So wie die Baumkronen ihn sahen: Die Blautöne des Himmels waren wie unter einem tiefen Schleier in den Hintergrund gerückt. Die nährende Sonne als Zentrum ihrer Wahrnehmung. Und jede Wolke bedrohlicher Schatten, der das Licht verschluckt. Ob es jemals wiederkehren würde? Die Bäume wussten es nicht, auch nach Äonen.
Orakel.
E'lessar öffnete vorsichtig die Augen. Der Zauber war gewirkt. Langsam öffnete er die Hand, die noch immer den Yewbaum berührte. Ein moosgrüner, wolkenförmiger Stein, kaum größer als eine Pflaume hatte sich aus dem Rand der Iphaldi gebildet. Ein sichtbares Zeichen der Verbindung, die er geschaffen hatte. Wenn es ein Zeichen in den Wolken geben sollte, dann würde er es finden.
Istrugars Visionen
- E'lessar Telperien
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