Alniira von Haus Vrammyr: Die geschickte Hand im Schatten
Verfasst: 27 Mai 2025, 10:59
Alniira, eine Dunkelelfin aus dem berüchtigten Menzoberranzan, war dazu bestimmt, den Pfad der Priesterschaft Lolths zu beschreiten. Doch ihr Schicksal nahm einen unerwarteten Verlauf, gezeichnet von Intrigen, einem verzweifelten Überlebenskampf und einer inneren Sehnsucht, die gefährlich von den Dogmen ihrer Rasse abwich.
Die Bürde der Bestimmung
Geboren in das einflussreiche Haus Vrammyr, wurde Alniiras außergewöhnliches Talent für filigrane Handwerkskunst früh erkannt. Ihre Hände formten Edelsteine zu schimmernden Kunstwerken und schmiedeten feine Mechanismen mit einer Präzision, die selbst die erfahrensten Handwerker in den Schatten stellte. Doch in Menzoberranzan war jedes Talent ein Werkzeug im Dienst der Spinnengöttin Lolth. Alniira wurde dazu ausersehen, ihre Fähigkeiten in der Priesterschaft einzusetzen – um prunkvolle, oft grausame Kultgegenstände oder tödliche, kunstvoll verzierte Fallen für die Matronenmütter und Hohepriesterinnen zu schaffen.
Sie lernte die Rituale, die Gebete und die blutigen Opfer. Doch während ihre Hände gehorsam Lolths Symbole formten, regte sich in ihrem Inneren eine stille Abneigung. Sie verlor sich oft in der reinen Symmetrie eines perfekt geschliffenen Kristalls oder der unerwarteten Harmonie von Farben in einem Mineral. Manchmal, wenn sie ein Werkstück bearbeitete, das für einen besonders grausamen Zweck bestimmt war, überkam sie ein flüchtiges Gefühl der Übelkeit, ein Widerwille, der sich nicht erklären ließ. Sie sah die Schönheit in Dingen, die keinen direkten Nutzen oder Machtanspruch hatten, ein gefährlicher Gedanke in einer Gesellschaft, die nur Stärke und Unterwerfung kannte. Gelegentlich wurde sie von vagen Träumen heimgesucht – nicht von Spinnen und Dunkelheit, sondern von einem sanften, silbernen Licht und einer Melodie, die sie im Unterreich nie gehört hatte. Solche Gedanken und Gefühle unterdrückte sie sofort als Schwäche.
Velras Fall und Alniiras Chance
Der Zeitpunkt ihrer endgültigen Weihe zur Priesterin rückte näher. Alniira wusste, dass sie die geforderte absolute Hingabe und Grausamkeit nicht aufbringen konnte, ohne ihr Innerstes zu verraten. Sie überlegte, wie sie "versagen" könnte, ohne sofort den Tod zu finden.
Doch das Schicksal, oder vielleicht Lolths eigene chaotische Natur, spielte ihr in die Hände. Ihre ältere Schwester Velra, bekannt für ihre ungezügelte Grausamkeit und ihren rücksichtslosen Ehrgeiz, beging einen fatalen Fehler. In einem Anfall blinder Wut folterte und tötete Velra einen scheinbar unbedeutenden Sklaven. Was Velra nicht wusste – und was nur die Matronenmutter und wenige Vertraute wussten – war, dass dieser Sklave ein unersetzlicher Spion war, der kritische Informationen über ein rivalisierendes Haus lieferte. Velras Tat war nicht nur ein Akt sinnloser Brutalität, sondern ein schwerer Schlag gegen die strategischen Interessen von Haus Vrammyr.
Der Zorn der Matronenmutter war furchtbar. Velra wurde öffentlich für ihren Verrat am Haus bestraft – ein qualvolles Ende, das als Exempel diente. In dem darauf folgenden Chaos und der internen Untersuchung, die Velras weitreichende Verstrickungen aufdeckte, trat Alniiras "Versagen" in der Priesterschaft in den Hintergrund. Die Matronenmutter, die bereits einen schweren Verlust erlitten hatte, konnte es sich nicht leisten, ein weiteres Talent zu verschwenden. Alniira wurde nicht hingerichtet. Stattdessen wurde sie in die tiefsten Werkstätten des Hauses verbannt, um ihre "Schuld" durch unermüdliche Arbeit abzuarbeiten. Sie war nun eine geduldete, aber stets überwachte Handwerkerin, die dem Haus dienen musste.
Die Flucht an die Oberfläche und ein riskantes Bündnis
Doch Alniira wusste, dass dies nur ein Aufschub war. Ihre Position war prekär, und sie würde jederzeit zur nächsten Sündenbock-Kandidatin werden können. Die Erinnerung an Velras Schicksal und die tiefe Abneigung gegen die sinnlose Grausamkeit, die sie umgab, festigten ihren Entschluss. Sie musste entkommen. Während das Haus Vrammyr mit seinen internen Problemen beschäftigt war, nutzte Alniira jede Gelegenheit. Mit der Präzision ihrer geschulten Hände und dem Wissen über geheime Gänge, das sie durch ihre Arbeit erworben hatte, plante sie ihre Flucht. Es war eine verzweifelte, gefährliche Reise durch die tückischen Tunnel des Unterreichs, ihr einziges Ziel: die Oberfläche.
An der Oberfläche angekommen, war Alniira eine Fremde in einer noch feindseligeren Welt. Sie wusste, dass sie Informationen benötigte, um ihren nächsten Schritt zu planen. Gerüchte über ein Drow-Haus namens Ky'Alur, das sich an der Oberfläche etabliert hatte, waren ihr zu Ohren gekommen, doch der genaue Standort und die Umstände waren ihr unbekannt. In ihrer Not und mit einem pragmatischen Kalkül, das sie in Menzoberranzan gelernt hatte, suchte sie Kontakt zum Blackrock Syndicat, einem Menschen-Syndicat, das für seine weitreichenden Informationsnetzwerke und seine Bereitschaft, mit jedem zu handeln, bekannt war.
Alniira bot ihre außergewöhnlichen handwerklichen Fähigkeiten als Gegenleistung für Informationen an. Sie fertigte filigrane Schlösser, reparierte komplexe Mechanismen oder veredelte kleine Gegenstände für das Syndicat, während sie geschickt nach Hinweisen auf Haus Ky'Alur fragte. Das Syndicat, das immer auf der Suche nach nützlichen Kontakten und Talenten war, nutzte Alniiras Fähigkeiten, um im Gegenzug die benötigten Informationen zu liefern. Es war ein Zweckbündnis, das Alniira die nötigen Daten verschaffte, um ihren Weg zu Haus Ky'Alur zu finden.
Die kühne Lüge und Haus Ky'Alur
Mit den gesammelten Informationen im Gepäck fand Alniira Haus Ky'Alur. In ihrer Not sah sie nur einen Weg, um zu überleben und nicht als einfache Flüchtige zu enden. Sie suchte die Audienz bei der Ilharess von Haus Ky'Alur und legte ihre kühne Lüge dar: "Große Ilharess," begann Alniira mit einer sorgfältig einstudierten Miene der Ergebenheit, "ich bin Alniira, eine Handwerkerin aus dem Hause Vrammyr in Menzoberranzan. Meine Matron, die mein besonderes Talent erkannt hat, hat einen speziellen Plan für meine Entwicklung vorgesehen. Es ist ihr Wille, dass ich die einzigartigen Herausforderungen und die Überlebenskunst der Dienerinnen Lolths an der Oberfläche erfahre. Sie ist überzeugt, dass ich, indem ich einem so angesehenen und an der Oberfläche erfolgreichen Haus wie Ky'Alur diene und von ihm lerne, meine Fähigkeiten verfeinere und als noch wertvolleres Werkzeug Lolths und meines Hauses nach Menzoberranzan zurückkehren werde."
Die Ilharess von Ky'Alur war misstrauisch, wie jede Drow-Matrone es sein würde. Doch Alniiras überragende Handwerkskunst, die sie in ersten Proben demonstrierte, und die vage, aber plausible Natur ihrer "Mission" überzeugten sie, Alniira unter strenger Beobachtung aufzunehmen. Haus Vrammyr schwieg unterdessen über Alniiras Flucht, um weiteren Gesichtsverlust zu vermeiden.
Ein Leben im Zwielicht
Nun lebt Alniira bei Haus Ky'Alur, eine Lüge, die sie jeden Tag aufs Neue leben muss. Sie dient dem Haus mit ihren Fähigkeiten, stellt kunstvolle Gegenstände her, die Lolth ehren, und versucht, sich einer einflussreichen Person unentbehrlich zu machen, um einen gewissen "Leumund" und Schutz zu erlangen. Sie beobachtet genau die internen Machtspiele und die Bedürfnisse der Mächtigen, um ihre Nützlichkeit strategisch einzusetzen.
Doch unter der Oberfläche ihrer vorgetäuschten Loyalität brodelt es. Die ständige Notwendigkeit, ihre innere Abscheu vor der Grausamkeit zu verbergen und sich an die Dogmen Lolths zu halten, zehrt an ihr. Manchmal, wenn sie ein besonders reines Material bearbeitet, erinnert sie sich an die Träume vom silbernen Licht oder an das Gefühl der Übelkeit beim Anblick sinnloser Zerstörung. Sie weiß, dass sie in einer neuen Höhle der Spinne lebt, doch eine unbekannte Sehnsucht nach etwas anderem, etwas, das sie nicht benennen kann und das gefährlich von Lolths Pfad abweicht, wächst in ihr, ein Geheimnis, das sie um jeden Preis bewahren muss.
Die Begegnung an der Taverne-Mine
Kürzlich, auf dem Weg zu einer entlegenen Mine nahe eines Ortes, der nur "Taverne" genannt wird, stieß Alniira auf ein unerklärliches Phänomen. Seltsame, schimmernde Mauern aus reiner Magie standen in der Landschaft, eine davon direkt vor ihrem Pfad. Alniira, stets pragmatisch und auf Effizienz bedacht, zögerte nicht, die Ursache zu suchen.
Sie traf auf eine Gestalt, die sie noch nie zuvor gesehen hatte: eine grüne Silhouette, menschenähnlich, doch mit imposanten Flügeln, einer Haut, die an Drachenschuppen erinnerte, und einem Wolfsgebiss, das in einem breiten Grinsen entblößt war – eine Kreatur, die an eine Chimäre, gemischt mit menschlichen Zügen, erinnerte. Ohne Umschweife forderte Alniira die Gestalt auf, die störende Mauer zu entfernen.
Zu ihrer Überraschung reagierte das Wesen nicht mit Feindseligkeit, sondern mit Neugier. Es stellte sich als Gelehrter vor, ein Suchender nach Wissen. Das Gespräch entwickelte sich schnell von den mysteriösen Mauern zu tiefgründigeren Themen: Glaube, Gottheiten, Engel und Dämonen. Der Gelehrte legte Alniira seine Theorie dar, dass Götter ihre Macht nicht aus inhärenter Göttlichkeit, sondern aus dem Glauben der Sterblichen schöpfen. Er sprach auch von Lolth und äußerte die kühne Vermutung, dass die Spinnengöttin einst lediglich eine mächtige Spinnendämonin gewesen sein könnte, deren unfassbare Macht und Einfluss allein durch den blinden Glauben und die unermüdliche Verehrung der Drow gewachsen war. Diese Worte, so ketzerisch und doch so provokativ, hallten in Alniira nach, ein weiteres Echo in der Stille ihrer unterdrückten Gedanken.
Die Bürde der Bestimmung
Geboren in das einflussreiche Haus Vrammyr, wurde Alniiras außergewöhnliches Talent für filigrane Handwerkskunst früh erkannt. Ihre Hände formten Edelsteine zu schimmernden Kunstwerken und schmiedeten feine Mechanismen mit einer Präzision, die selbst die erfahrensten Handwerker in den Schatten stellte. Doch in Menzoberranzan war jedes Talent ein Werkzeug im Dienst der Spinnengöttin Lolth. Alniira wurde dazu ausersehen, ihre Fähigkeiten in der Priesterschaft einzusetzen – um prunkvolle, oft grausame Kultgegenstände oder tödliche, kunstvoll verzierte Fallen für die Matronenmütter und Hohepriesterinnen zu schaffen.
Sie lernte die Rituale, die Gebete und die blutigen Opfer. Doch während ihre Hände gehorsam Lolths Symbole formten, regte sich in ihrem Inneren eine stille Abneigung. Sie verlor sich oft in der reinen Symmetrie eines perfekt geschliffenen Kristalls oder der unerwarteten Harmonie von Farben in einem Mineral. Manchmal, wenn sie ein Werkstück bearbeitete, das für einen besonders grausamen Zweck bestimmt war, überkam sie ein flüchtiges Gefühl der Übelkeit, ein Widerwille, der sich nicht erklären ließ. Sie sah die Schönheit in Dingen, die keinen direkten Nutzen oder Machtanspruch hatten, ein gefährlicher Gedanke in einer Gesellschaft, die nur Stärke und Unterwerfung kannte. Gelegentlich wurde sie von vagen Träumen heimgesucht – nicht von Spinnen und Dunkelheit, sondern von einem sanften, silbernen Licht und einer Melodie, die sie im Unterreich nie gehört hatte. Solche Gedanken und Gefühle unterdrückte sie sofort als Schwäche.
Velras Fall und Alniiras Chance
Der Zeitpunkt ihrer endgültigen Weihe zur Priesterin rückte näher. Alniira wusste, dass sie die geforderte absolute Hingabe und Grausamkeit nicht aufbringen konnte, ohne ihr Innerstes zu verraten. Sie überlegte, wie sie "versagen" könnte, ohne sofort den Tod zu finden.
Doch das Schicksal, oder vielleicht Lolths eigene chaotische Natur, spielte ihr in die Hände. Ihre ältere Schwester Velra, bekannt für ihre ungezügelte Grausamkeit und ihren rücksichtslosen Ehrgeiz, beging einen fatalen Fehler. In einem Anfall blinder Wut folterte und tötete Velra einen scheinbar unbedeutenden Sklaven. Was Velra nicht wusste – und was nur die Matronenmutter und wenige Vertraute wussten – war, dass dieser Sklave ein unersetzlicher Spion war, der kritische Informationen über ein rivalisierendes Haus lieferte. Velras Tat war nicht nur ein Akt sinnloser Brutalität, sondern ein schwerer Schlag gegen die strategischen Interessen von Haus Vrammyr.
Der Zorn der Matronenmutter war furchtbar. Velra wurde öffentlich für ihren Verrat am Haus bestraft – ein qualvolles Ende, das als Exempel diente. In dem darauf folgenden Chaos und der internen Untersuchung, die Velras weitreichende Verstrickungen aufdeckte, trat Alniiras "Versagen" in der Priesterschaft in den Hintergrund. Die Matronenmutter, die bereits einen schweren Verlust erlitten hatte, konnte es sich nicht leisten, ein weiteres Talent zu verschwenden. Alniira wurde nicht hingerichtet. Stattdessen wurde sie in die tiefsten Werkstätten des Hauses verbannt, um ihre "Schuld" durch unermüdliche Arbeit abzuarbeiten. Sie war nun eine geduldete, aber stets überwachte Handwerkerin, die dem Haus dienen musste.
Die Flucht an die Oberfläche und ein riskantes Bündnis
Doch Alniira wusste, dass dies nur ein Aufschub war. Ihre Position war prekär, und sie würde jederzeit zur nächsten Sündenbock-Kandidatin werden können. Die Erinnerung an Velras Schicksal und die tiefe Abneigung gegen die sinnlose Grausamkeit, die sie umgab, festigten ihren Entschluss. Sie musste entkommen. Während das Haus Vrammyr mit seinen internen Problemen beschäftigt war, nutzte Alniira jede Gelegenheit. Mit der Präzision ihrer geschulten Hände und dem Wissen über geheime Gänge, das sie durch ihre Arbeit erworben hatte, plante sie ihre Flucht. Es war eine verzweifelte, gefährliche Reise durch die tückischen Tunnel des Unterreichs, ihr einziges Ziel: die Oberfläche.
An der Oberfläche angekommen, war Alniira eine Fremde in einer noch feindseligeren Welt. Sie wusste, dass sie Informationen benötigte, um ihren nächsten Schritt zu planen. Gerüchte über ein Drow-Haus namens Ky'Alur, das sich an der Oberfläche etabliert hatte, waren ihr zu Ohren gekommen, doch der genaue Standort und die Umstände waren ihr unbekannt. In ihrer Not und mit einem pragmatischen Kalkül, das sie in Menzoberranzan gelernt hatte, suchte sie Kontakt zum Blackrock Syndicat, einem Menschen-Syndicat, das für seine weitreichenden Informationsnetzwerke und seine Bereitschaft, mit jedem zu handeln, bekannt war.
Alniira bot ihre außergewöhnlichen handwerklichen Fähigkeiten als Gegenleistung für Informationen an. Sie fertigte filigrane Schlösser, reparierte komplexe Mechanismen oder veredelte kleine Gegenstände für das Syndicat, während sie geschickt nach Hinweisen auf Haus Ky'Alur fragte. Das Syndicat, das immer auf der Suche nach nützlichen Kontakten und Talenten war, nutzte Alniiras Fähigkeiten, um im Gegenzug die benötigten Informationen zu liefern. Es war ein Zweckbündnis, das Alniira die nötigen Daten verschaffte, um ihren Weg zu Haus Ky'Alur zu finden.
Die kühne Lüge und Haus Ky'Alur
Mit den gesammelten Informationen im Gepäck fand Alniira Haus Ky'Alur. In ihrer Not sah sie nur einen Weg, um zu überleben und nicht als einfache Flüchtige zu enden. Sie suchte die Audienz bei der Ilharess von Haus Ky'Alur und legte ihre kühne Lüge dar: "Große Ilharess," begann Alniira mit einer sorgfältig einstudierten Miene der Ergebenheit, "ich bin Alniira, eine Handwerkerin aus dem Hause Vrammyr in Menzoberranzan. Meine Matron, die mein besonderes Talent erkannt hat, hat einen speziellen Plan für meine Entwicklung vorgesehen. Es ist ihr Wille, dass ich die einzigartigen Herausforderungen und die Überlebenskunst der Dienerinnen Lolths an der Oberfläche erfahre. Sie ist überzeugt, dass ich, indem ich einem so angesehenen und an der Oberfläche erfolgreichen Haus wie Ky'Alur diene und von ihm lerne, meine Fähigkeiten verfeinere und als noch wertvolleres Werkzeug Lolths und meines Hauses nach Menzoberranzan zurückkehren werde."
Die Ilharess von Ky'Alur war misstrauisch, wie jede Drow-Matrone es sein würde. Doch Alniiras überragende Handwerkskunst, die sie in ersten Proben demonstrierte, und die vage, aber plausible Natur ihrer "Mission" überzeugten sie, Alniira unter strenger Beobachtung aufzunehmen. Haus Vrammyr schwieg unterdessen über Alniiras Flucht, um weiteren Gesichtsverlust zu vermeiden.
Ein Leben im Zwielicht
Nun lebt Alniira bei Haus Ky'Alur, eine Lüge, die sie jeden Tag aufs Neue leben muss. Sie dient dem Haus mit ihren Fähigkeiten, stellt kunstvolle Gegenstände her, die Lolth ehren, und versucht, sich einer einflussreichen Person unentbehrlich zu machen, um einen gewissen "Leumund" und Schutz zu erlangen. Sie beobachtet genau die internen Machtspiele und die Bedürfnisse der Mächtigen, um ihre Nützlichkeit strategisch einzusetzen.
Doch unter der Oberfläche ihrer vorgetäuschten Loyalität brodelt es. Die ständige Notwendigkeit, ihre innere Abscheu vor der Grausamkeit zu verbergen und sich an die Dogmen Lolths zu halten, zehrt an ihr. Manchmal, wenn sie ein besonders reines Material bearbeitet, erinnert sie sich an die Träume vom silbernen Licht oder an das Gefühl der Übelkeit beim Anblick sinnloser Zerstörung. Sie weiß, dass sie in einer neuen Höhle der Spinne lebt, doch eine unbekannte Sehnsucht nach etwas anderem, etwas, das sie nicht benennen kann und das gefährlich von Lolths Pfad abweicht, wächst in ihr, ein Geheimnis, das sie um jeden Preis bewahren muss.
Die Begegnung an der Taverne-Mine
Kürzlich, auf dem Weg zu einer entlegenen Mine nahe eines Ortes, der nur "Taverne" genannt wird, stieß Alniira auf ein unerklärliches Phänomen. Seltsame, schimmernde Mauern aus reiner Magie standen in der Landschaft, eine davon direkt vor ihrem Pfad. Alniira, stets pragmatisch und auf Effizienz bedacht, zögerte nicht, die Ursache zu suchen.
Sie traf auf eine Gestalt, die sie noch nie zuvor gesehen hatte: eine grüne Silhouette, menschenähnlich, doch mit imposanten Flügeln, einer Haut, die an Drachenschuppen erinnerte, und einem Wolfsgebiss, das in einem breiten Grinsen entblößt war – eine Kreatur, die an eine Chimäre, gemischt mit menschlichen Zügen, erinnerte. Ohne Umschweife forderte Alniira die Gestalt auf, die störende Mauer zu entfernen.
Zu ihrer Überraschung reagierte das Wesen nicht mit Feindseligkeit, sondern mit Neugier. Es stellte sich als Gelehrter vor, ein Suchender nach Wissen. Das Gespräch entwickelte sich schnell von den mysteriösen Mauern zu tiefgründigeren Themen: Glaube, Gottheiten, Engel und Dämonen. Der Gelehrte legte Alniira seine Theorie dar, dass Götter ihre Macht nicht aus inhärenter Göttlichkeit, sondern aus dem Glauben der Sterblichen schöpfen. Er sprach auch von Lolth und äußerte die kühne Vermutung, dass die Spinnengöttin einst lediglich eine mächtige Spinnendämonin gewesen sein könnte, deren unfassbare Macht und Einfluss allein durch den blinden Glauben und die unermüdliche Verehrung der Drow gewachsen war. Diese Worte, so ketzerisch und doch so provokativ, hallten in Alniira nach, ein weiteres Echo in der Stille ihrer unterdrückten Gedanken.