Erinnerungen

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Nat Sagosch
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Erinnerungen

Beitrag von Nat Sagosch »

„Erinnert ihr euch …“ sprach er, ohne den Blick von dem Studienobjekt auf seinem Tisch abzuwenden, zu dem anderen Magier im Raum „ … an jene Akademie auf Moonglow? Wir haben diesen Räumlichkeiten jüngst wieder einen Besuch abgestattet.“ für einen kurzen Augenblick hält er inne und ergänzt dann, als wolle er sich dafür beim zweiten Magier entschuldigen „Ihr wisst schon, um die gelegentlichen Stunden der Langeweile zu füllen“

Ohne auf eine Antwort seines Gesprächspartners zu warten lässt er von dem Gegenstand vor sich ab und erhebt sich, nur um einige wenige Schritte in die Mitte des Raumes zu machen. Sinnierend, mehr ein Selbstgespräch und nicht darauf achtend ob der andere Magier ihm überhaupt zuhört führt er weiter aus.
„Es war ja schon damals schwer unter all diesem Pack von Primitiven, welche dachten sie seien Magier nur weil sie eine kleine Kerze entzünden konnten, jene zu finden die wirklich Potential hatten … so es diese denn überhaupt gab. Doch jetzt?“ Ein beiläufiger Blick auf die Fingerspitzen seiner rechten Hand, als würde er prüfen ob sich dort Schmutz angesammelt hat, folgt, ehe er fortfährt.

„Wir hören schon eure Worte Quevain, dass wir zu nachsichtig und milde mit jenem unfähigen Volk seien und nur unsere Zeit verschwenden. Und doch verspüren wir gerade den Wunsch uns auf ein erneutes Experiment einzulassen und nach dem einen winzigen Funken Potential zu suchen der sich an diesen Ort verwirrt haben mag. Im schlechtesten Fall sehen wir unsere Erfahrungen mit diesem Ort bestätigt und hatten zumindest ein wenig Kurzweil“
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Cassius Dessin
Beiträge: 2
Registriert: 31 Mai 2025, 20:50
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Träume aus Meeresschaum

Beitrag von Cassius Dessin »

Es war ein angenehm milder Nachmittag in Moonglow. Die Sonne hatte sich bereits vom Zenit verabschiedet, schien jedoch keine Anstalten zu machen, in Wärme und Licht abzuebben.
Entsprechend geschäftig war das Treiben in und um die Akademie an diesem Tag. Auch auf den Wegen rund um Moonglow flanierten hier und dort kleinere Grüppchen. Oft waren sie in Gespräche oder Turteleien vertieft und nahmen den jungen Mann kaum wahr, der am Rand eines Wegs auf einer Bank saß.
Dieser wirkte in seinem Äußeren ausgesprochen unauffällig. Er trug eine hellgraue grob gewobene Flachshose, eine dunkelgraue Tunika aus fein gewobenem Flachs und einen Gürtel aus grobem, hell gebleichtem Nesseltuch, dessen Ende er an der Seite noch einmal durch den Gürtel geführt und der ihm anschließend dennoch bis zu den Knien reichte, wo er in einer schlichten, aus Knochen geschnitzten und blank polierten Spitze endete. Neben ihm an die Bank gelehnt war eine Umhängetasche aus dem gleichen, hellen Nesseltuch, welches auf einem kleinen, rostbraunen Pentagon aus nach Firnis duftendem Wachstuch stand und so vor dem schmutzigen Boden geschützt wurde.
Etwas auffälliger war dagegen die Haltung des jungen Mannes. Der Rücken schoss gerade, wie mit einem Lot gezogen empor, der Blick der blass-grauen Augen war auf einen Punkt weit vor sich gerichtet und verriet seine Zielstrebigkeit exakt diesen Punkt zu fokussieren durch kein Zucken, kein einziges Blinzeln. Die Hände waren auf den Oberschenkeln fixiert und dort, wo sie den Stoff der Hose berührten, konnte ein aufmerksamer Beobachter eine dunkle Umrandung aus Schweiß bemerken.
Von außen war so kaum zu erkennen, was in dem jungen Mann vor sich ging. Wie seine Gedanken rasten und die Panikattacke nur mühsam im Zaum zu halten war.
“Unmöglich!” schrie es in seinem Geiste immer wieder. “Wie konnten dort nur Menschen leben? Geschweige denn in Ruhe lernen und Wissen schöpfen‽”
“So viel Lärm und Chaos. Waren die Tische jemals gereinigt worden? Verunreinigte das nicht zwangsläufig jedes Experiment und damit jegliche Forschung dieser ‘Akademie’‽ Wer hatte sich die Ordnung dieser Bibliothek ausgedacht‽ Ein einziges Durcheinander an vollkommen unharmonischen Buchrücken. Ein Auf und Ab an Farben und Größen von deren bloßer Betrachtung die armen Eleven seekrank werden mussten! Wobei das Wort ‘arm’ sie vermutlich zu sehr in Schutz nahm, hatten sie es doch im Griff, ihre Umgebung angemessen mitzugestalten.” So raste er in seinen Gedanken durch ein Labyrinth aus den Räumen, die er in der Akademie gesehen hatte. Einer schlimmer als der andere. Und so stürzte er in eine tiefe Schlucht. Jeglicher Halt war ihm unter den Füßen weggezogen. Er hatte alles seit Jahren genauestens geplant. Die Korrespondenz mit verschiedenen Häusern, durch die er sich genaustens die Tagesabläufe und Zimmer beschreiben ließ, bis er eines gefunden hatte, das ihm zur Untermiete zusagte. Für ein ganzes Jahr hatte er sich bereits eingemietet und im Voraus gezahlt. Genauestens die Ausgaben für diese Zeit kalkuliert und bereitgelegt. Ein Jahr schien ihm ausreichend Zeit zu sein, eine kleine Anstellung an der Akademie zu finden. Es gab mehr als genug Jugendliche, die nicht einmal einfachsten, sich selbst verstehenden Grundlagen der Ordnung an den Tag legten. Gegen diese wäre es kein Problem gewesen sich zu behaupten, noch bevor er auch nur das erste Fachbuch aufgeschlagen und das erste Wort eines Präzeptors vernommen hätte.
Doch nun wurde ihm speiübel bei dem Gedanken diese ‘Bildungseinrichtung’ wieder zu betreten, geschweige denn ein ganzes Jahr darin zu ertragen.
“Wo gehen denn all die Eleven hin, die ohne Zweifel in Scharen jedes Jahr das Studium abbrechen? Irgendwo musste es doch einen Ort geben, wo man Ordnung schätzte und nicht jeder einfach alles stehen und liegen ließ. Wo es etwas bedeutete, in Ruhe zur rechten Zeit zu lernen!” hallte es durch seine Gedanken, während sein inneres Auge das Labyrinth durch die hohe Hauptpforte verließ und sein Blick auf das Brett mit den wirr durcheinanderhängenden Anschlägen fiel. Doch jetzt bemerkte er etwas, das er vorhin, als er die Akademie tatsächlich verlassen hatte, noch nicht für voll nahm. Irgendetwas an der Art und Weise wie es ausgerichtet war, wie es exakt und präzise an einer ganz bestimmten Stelle hing, augenscheinlich dem goldenen Schnitt folgend. Wie die umgebenden Aushänge etwas verrückt worden waren, dass sich ein sauberer, gleichmäßiger Rahmen ergab, der es jedem Blick gebot, an ihm hängen zu bleiben.
Und so las er ihn jetzt in Gedanken zum ersten Mal richtig durch. Und er verstand.
Cassius Dessin
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Planänderungen

Beitrag von Cassius Dessin »

Es vergingen einige Tage penibler Planung. Wie es sich für einen soliden Speiseplan gehörte, hatte er genug Puffer eingeplant, um bei Krankheit oder Kälte zusätzliche oder teurere Nahrungsmittel ergänzen zu können. So konnte er jetzt seine Nährstoffaufnahme so weit optimieren, dass er die unerwarteten Kosten einer Reise nach Düsterhafen und einer Unterkunft dort für wenige Tage binnen drei bis sechs Monde allein darüber wieder auszugleichen vermochte. Dieses verlotterte Leben auf Pump und Spontanität missfiel ihm aufs Äußerste und er war froh, dass er hier noch keine Bekanntschaften gemacht hatte, die ihn für diese massive Umplanung hätten verurteilen können. Er spürte erneut das Jucken knapp hinter den Handballen, als er an die Ungewissheit der kommenden Tage dachte. Mittlerweile war er diszipliniert genug geworden, sich nicht mehr die Arme aufzukratzen. Wenn diese Magierschaft sich als tatsächlich so anspruchsvoll herausstellten, wie sie es in ihrem Aushang haben anklingen lassen, hatten sie keine Wahl als sich für ihn zu entscheiden. Doch was, wenn er hinter die Fassade blickte und auch dort nur mediokres Durcheinander herrschte? Ob sie zumindest motiviert wären, etwas Struktur, Ordnung und Reinlichkeit in ihren Alltag zu bringen? Jeder Mensch sollte stets danach streben und insbesondere solche, für die die Zeit ein besonders wertvolles Gut war, welches es sorgsam zu hegen und zu pflegen galt.

“Also gibt es drei Alternativen. Erstens zeigen sie bereits die Tugenden eines ordentlichen, geregelten Tagesablaufs. Das wäre der beste Fall. Zweitens zeigen sie zumindest Potenzial und sind bereit ein paar Anregungen zu diskutieren und umzusetzen. Das wäre dann wohl wie zu Hause. Oder drittens ist es verlorene Lebensmüh und dann habe ich umsonst die Planungen der kommenden Monde durcheinandergebracht. Zwei von drei der Optionen wären in meinem Sinne. Die Chancen stehen gut.”

Und so stand er wenige Tage später in den Straßen Düsterhafens. Seine Habseligkeiten waren bereits in der Unterkunft verstaut, Besorgungen waren getätigt und der Weg zum, im Anschlag beschriebenen Gebäude bei mehreren unabhängigen Personen befragt. Da niemand Überraschungen mag, hatte er seine sein Eintreffen bereits Tags zuvor in einem Schreiben angekündigt und persönlich überbracht. In Gedanken ging er noch einmal seine Vorbereitungen durch. Etwas Aufregung mache sich nun doch breit.

„Auf, auf. Wenn ich jetzt los gehe und die Kontrolle der Stadtwache ähnlich abläuft, wie die letzten Tage, treffe ich exakt zwei Minuten vor der verabredeten Zeit ein und kann zur exakten Zeit anklopfen.“

Und so machte er sich auf den Weg, während er unbewusst mit den Fingernägeln über diese verdammte Stelle knapp hinter dem Handballen kratzte.
Nat Sagosch
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Ein weiterer Primitiver mit Todeswunsch?

Beitrag von Nat Sagosch »

Es war zugleich erheiternd als auch ernüchternd zugleich, wer und was sich alles anmaßte beim großen Turm der Magier vorstellig zu werden. Für einige dieser sich selbst überschätzenden Individuen hatte Kollege ben Mahmud Verwendung finden können. Doch auch dieser hatte nicht unendlich Kapazitäten und so musste man einige leblose Körper dem Totenanger von Düsterhafen übergeben.

Bisher hatte der Magier erst ein Gespräch geführt welches nicht zum Ableben des Deliquenten führte. Interessanterweise war jenes Individuum nicht einmal aufgrund des Aushangs vorstellig geworden sondern lediglich aus allgemeiner Neugier um das Gelände geschlichen.

Und jetzt? Ein nachdenklicher Blick wurde auf das Schreiben in seinen Händen gelenkt? Ein zweites Mal die geringe Aussicht auf Potential? Oder wieder nur Material für ben Mahmud oder den Totenanger?


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