An verschiedenen Stellen in den Buchhandlungen und Schreiberstuben der Welt verbreitet sich der Groschenroman.
F?r nur 5 Goldst?cke pro Teil!
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Das Cover zeigt ein romantisch gemaltes Hafenpanorama bei Sonnenuntergang, in warmen Gold- und Rosatönen getaucht. Im Vordergrund hält ein breitschultriger Seemann mit offener Hemdbrust eine junge Frau in den Armen – ihr wallendes Kleid flattert dramatisch im Wind. Hinter ihnen ragt das Segel eines Schiffes empor, über dem Möwen kreisen. In ihren Blicken: Verzweiflung, Sehnsucht – und ewige Liebe.
Die Märkte von Trinsic lagen schwer unter dem Glanz der Morgensonne, die wie goldene Tinte über die Dächer der ehrwürdigen Stadt rann. Zwischen den Ständen aus Seide, Gewürzen und feinem Obst aus den südlichen Inseln schritt Alenya Mirellan, die Tochter des ehrwürdigen Händlers Tomas Mirellan, mit dem Anmut einer adligen Schwanenjungfrau. Ihr langes, haselnussfarbenes Haar war kunstvoll geflochten, ihr Kleid ein Traum aus perlengrauer Seide, die ihre makellose Gestalt wie von Zauberhand umspielte.
Sie war die Zierde Trinsics, und jeder Mann, ob Kaufmann oder Schreiber, sah ihr nach. Doch ihr Blick fiel an diesem Tag auf keinen von ihnen - sondern auf Jorek Veland, einen Seemann, wie er im Buche stand: gebräunte Haut, ein offenes Leinenhemd, das die muskulöse Brust kaum zu bändigen vermochte, und ein Lächeln, das selbst die kühlen Brisen des Südmeers zum Stocken brachte.
"Verzeiht, Herrin", sagte er, als er unbeholfen gegen ihren Korb mit frischen Mandeln stieß. "Manch' Wind ist zu stark für meine Füße. Dürfte ich Euch Ersatz leisten?"
Alenya errötete bis zu den Ohrenspitzen. Sie war die Tochter eines Hauses, das mit Kalikostoffen und alchemistischen Gl#sern handelte, keine, die mit Matrosen tändeln sollte. Und doch - sie lachte.
"Vielleicht", erwiderte sie leise, "könnt Ihr Euch mit einem Lächeln freikaufen.?"
Die Tage vergingen in gestohlenen Blicken, in Briefen unter Orangenbäumen, in kurzen Gesprächen am Brunnenrand. Jorek erzählte von den Inseln jenseits des Horizonts, von sturmumtosten Nächten in der Bucht von Nujel’m, von Sternenkarten, die er auswendig kannte wie andere die Psalmen.
Doch als Alenya das erste Mal in kindlicher Offenheit ihren Eltern von ihm erzählte, wurde der Himmel ihrer jungen Liebe schlagartig düster.
„Ein Seemann!“, donnerte Tomas Mirellan. „Was kommt als Nächstes? Ein Ork mit einer Geige?! Sie haben in jedem Hafen ein anderes Herz, das sie brechen!“
„Er ist anders!“, widersprach Alenya mit tränennassen Augen. „Er liebt mich!“
„Sieh dich doch an“, sagte ihre Mutter bitter. „Verliebt wie ein Schulmädchen, das glaubt, dass der Wind nur für sie singt.“
Man sperrte sie ein. Verbot ihr den Markt. Die Briefe wurden abgefangen.
Doch Alenya – wie die Heldinnen alter Geschichten – ließ sich nicht brechen.
In einer Nacht, in der der Südwind an den Fenstern heulte wie ein klagender Wolf, schlich sich Alenya aus dem Haus. Ihre Füße trugen sie zum Hafen, wo Joreks Schiff, die „Goldene Welle“, auf die Morgendämmerung wartete.
„Was tust du hier?!“, fragte Jorek entsetzt, als sie plötzlich in seinem Quartier stand, klatschnass vom Regen, das Haar gelöst, die Lippen zitternd.
„Ich gehe mit dir“, flüsterte sie. „Wohin du willst. Ich bin nicht aus Glas. Ich bin aus Fleisch. Und ich liebe dich.“
Er wollte sie fortschicken. Doch er konnte nicht.
Also versteckte er sie im Laderaum, zwischen Kisten voller Gewürze und Fässern mit Rum. Nächte vergingen, Tage auf See, bis plötzlich – ein Schrei aus dem Ausguck.
„Segel! Schwarze Segel!“
Piraten griffen an, mit Enterhaken und blutroten Bannern. Die Goldene Welle war unterlegen. Im Chaos, als Jorek auf Deck kämpfte, wurde Alenya entdeckt – und verschleppt.
Er kam zu spät. Nur ein roter Schleier blieb zurück, zerrissen, wie sein Herz.
Drei Wochen lang suchte Jorek nach der Piratenbarke, die seine Alenya geraubt hatte.
Er verkaufte sein Schwert, seine Jacke, nutzte sogar das letzte Goldstück aus seinem Stiefel, nur um Karten, Gerüchte und ein altes Logbuch zu kaufen, das den Kurs des Freibeuters Captain Marrak verriet. Der Name war Gift in den Gassen von Buccaneers Den – einer ehemaligen Hafenstadt die heute von Piraten und anderem - noch schlimmeren - Gesindel überrannt war. Es roch nach Rum, altem Holz, und gebrochenen Herzen.
Er besuchte die erste Taverne - ein mieses Loch mit gepanschten Drinks und ungewaschenen Huren. Die Krähenschlucht.
Ein Ort, in dem Flüche lauter waren als Gebete. Jorek schlug einen Säufer nieder, der über eine „helle mit Augen wie Glas“ sprach. Doch es war eine falsche Spur – ein Witz, teuer bezahlt mit einem Fausthieb ins Gesicht.
Die zweite Taverne, war nicht viel besser - Der rostige Schlund.
Hier traf er Nell, eine ehemalige Bordell-Kellnerin mit nur einem Auge und einer Zunge wie ein Dolch. Sie trank schwarzen Tee mit Rum und sagte ihm, sie habe Marrak vor wenigen Tagen gesehen – mit einem Mädchen. Nicht gekauft sondern entführt.
„Er bringt sie in den Keller unter dem alten Zollhaus“, flüsterte sie, „da, wo keiner fragt, wenn jemand schreit.“
Mit klopfendem Herzen und gezücktem Messer schlich Jorek sich durch die Schatten von Buccaneers Den. Tropfendes Wasser, fauliger Geruch – und dann: Eine Tür. Massiv. Verriegelt. Dahinter: Stimmen. Ein Lachen, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und ein Wimmern.
Er trat die Tür ein. Der Lichtschein einer Öllampe zitterte an feuchtem Stein.
Alenya.
An Ketten gelegt, das Haar zerzaust, die Wange geschwollen – und doch schöner als in jedem Traum.
„Jorek…?“
„Ich bin gekommen“, sagte er, „um dich heimzuholen.“
Doch bevor er sie erreichte, trat Marrak aus dem Schatten – lang, sehnig, das Gesicht von Narben zerfurcht. In der einen Hand ein silberner Degen, in der anderen einen Haken.
„Schon viele Männer sind für eine Frau gefallen, Junge“, knurrte er. „Willst du dazugehören?“
„Wenn es sie rettet – ja.“
Sie fochten wie Schatten auf nassem Stein. Stahl kreischte gegen Stahl, ein Tanz aus Wut, Liebe und verzweifeltem Mut. Marrak war ein Teufel mit der Klinge – doch Jorek war schneller, getrieben von einer Kraft, die keine Klinge kannte: Hoffnung.
Ein Ausfallschritt. Ein Drehen. Ein letzter, sauberer Hieb.
Marrak fiel.
Und Alenya – zitternd, tränenüberströmt – stürzte in seine Arme.
Epilog – Die Mandeln von Trinsic
Alenya und Jorek kehrten zurück. Nicht in den Schoß der Familie – denn Tomas Mirellan hatte sie verstoßen. Sondern in ein kleines, weiß getünchtes Haus am Rand des Hafens, wo der Duft von Meersalz und Mandelkeksen sich in der Luft vermählte.
Sie lebten nicht reich. Aber sie lebten zusammen.
Und jeden Morgen, wenn Alenya den Markt betrat, um ihre Waren zu verkaufen, blickte sie in ein Gesicht, das ihr mehr war als Gold.
Und der Wind, der durch Trinsic zog, trug nicht nur den Duft ferner Inseln – sondern auch das Flüstern einer großen, schmalzigen, wahren Liebe.