Audienz in Elashinn
Verfasst: 29 Jun 2025, 15:53
Lyr’sa stand in der letzten Reihe.
Zwischen den hohen Säulen drängten sich die Krieger, Magier und Priesterinnen des Hauses – und sie, in ihrem besten Kleid mit einer zurückgebundenem Haar, und der bestickten Schachtel in Händen, war kaum mehr als ein Schatten am Rand. Vor ihr standen Dutzende. Größere. Wichtigere. Sie sah kaum mehr als Rücken, Schulterplatten, Umhänge aus gewebter Schattenseide.
Nur wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, erkannte sie in der Ferne die Umrisse des Thrones. Doch den Blick dorthin vermied sie.
Stattdessen betrachtete sie das, was an den Wänden und auf Podesten zu sehen war – die Insignien des Hauses. Schmuckstücke, alte Waffen, Opfergaben, Erinnerungsfragmente. Reliquien aus Jahrhunderten, manche älter als ihre Mutter. Ein Schild, gespalten von einem Dämonenschwert. Eine Maske aus Spinnenknochen. Eine Klangharfe aus Silberadern, deren Saiten von selbst zu zittern schienen, wenn man den Atem anhielt. Lyr’sa hielt ihn an. Die Saiten bewegten sich nicht.
Neben ihr raunte jemand über das Geschenk, das soeben vorgeführt wurde. Etwas Lebendiges. Etwas Bewegliches. Sie hörte ein kehliges Knurren, gefolgt von einer Stimme, die Worte sprach, die wie sorgfältig eingeübte Höflichkeit klangen. Alniira vermutlich. Lyr’sa verzog das Gesicht und wandte sich rasch wieder den Schauobjekten zu.
Ihre Finger krampften sich fester um die Schachtel. Das Tuch darin war feucht vom Dampf der Werkstatt, ein Rest vom Morgengrauen.
Kein Geschenk. Eine Schuld.
Das hier war nicht ihre Bühne. Das war niemals ihre Bühne.
Aber irgendwann würde man ihren Namen aufrufen.
Und wenn es soweit war, dann würde sie gehen.
Vor. Knie nieder. Gib ab. Sag nichts. Geh zurück in die Tiefe. Fall nicht auf.
Das war alles, was sie sich vorgenommen hatte.

Zwischen den hohen Säulen drängten sich die Krieger, Magier und Priesterinnen des Hauses – und sie, in ihrem besten Kleid mit einer zurückgebundenem Haar, und der bestickten Schachtel in Händen, war kaum mehr als ein Schatten am Rand. Vor ihr standen Dutzende. Größere. Wichtigere. Sie sah kaum mehr als Rücken, Schulterplatten, Umhänge aus gewebter Schattenseide.
Nur wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, erkannte sie in der Ferne die Umrisse des Thrones. Doch den Blick dorthin vermied sie.
Stattdessen betrachtete sie das, was an den Wänden und auf Podesten zu sehen war – die Insignien des Hauses. Schmuckstücke, alte Waffen, Opfergaben, Erinnerungsfragmente. Reliquien aus Jahrhunderten, manche älter als ihre Mutter. Ein Schild, gespalten von einem Dämonenschwert. Eine Maske aus Spinnenknochen. Eine Klangharfe aus Silberadern, deren Saiten von selbst zu zittern schienen, wenn man den Atem anhielt. Lyr’sa hielt ihn an. Die Saiten bewegten sich nicht.
Neben ihr raunte jemand über das Geschenk, das soeben vorgeführt wurde. Etwas Lebendiges. Etwas Bewegliches. Sie hörte ein kehliges Knurren, gefolgt von einer Stimme, die Worte sprach, die wie sorgfältig eingeübte Höflichkeit klangen. Alniira vermutlich. Lyr’sa verzog das Gesicht und wandte sich rasch wieder den Schauobjekten zu.
Ihre Finger krampften sich fester um die Schachtel. Das Tuch darin war feucht vom Dampf der Werkstatt, ein Rest vom Morgengrauen.
Kein Geschenk. Eine Schuld.
Das hier war nicht ihre Bühne. Das war niemals ihre Bühne.
Aber irgendwann würde man ihren Namen aufrufen.
Und wenn es soweit war, dann würde sie gehen.
Vor. Knie nieder. Gib ab. Sag nichts. Geh zurück in die Tiefe. Fall nicht auf.
Das war alles, was sie sich vorgenommen hatte.
