Die Bedeutung von Namen
Die blonde junge Frau, um die 24 Sommer, fand sich wieder in einer Taverne ein, jedoch war sie deutlich behaglicher. Es schien ein angenehmer Knotenpunkt für Reisende zu sein, durch den ein aromatischer Geruch von Holzfeuer und süßem Most zog. Sie hatte ihr Haar gebürstet, ihre Zähne geputzt und war bereit, zu ihrem Haus zurückzukehren. Mit einem fast unmerklichen Zucken des Mundwinkels setzte sie sich vorsichtig, erfüllt von seltenem Wohlbehagen.
„Bratkartoffeln mit feuriger Tomatensauce“, bestellte sie. Die Kundschaft war durchmischt, aber interessant, dachte sie, ein wachsamer, stämmiger Zwerg, und sogar eine Elfin mit spitzen Ohren, die Augen ausstechen könnten.
"Gibt es nicht, aber Pasteten mit Kohl." Erwiderte die Elfin.
"Wie bitte, dann wird meine Haut grün wie deine." antwortete Heidi mit einem vorsichtigen schmunzeln, stimmte aber zu. Die Elfin lächelte gelassen, und etwas beruhigendes schimmerte in ihren Augen.
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie einen Streit, und etwas Lärm brach aus. Wie ein splitternder Ast zeigte ein knochiger Finger auf sie, getragen von einem Ankläger, dessen wetterzerfetzte Kleidung, ein Schafspelz kaum mehr als Lumpen, seine Entbehrungen verriet.
Sie fluchte, ihr Teller war kaum angerührt, und stopfte schnell ein paar große Bissen in den Mund. Etwas.. unglückliches würde geschehen, sie spürte wie ein Schatten über ihr Herz zog. Die Stimme des Anklägers wurde lauter.
„Die Hexe dort! Sie hat Otto niedergemäht! Und einen königlichen Gardisten mit einer Axt zerhackt! Untier!“
Der stämmige Zwerg baute sich vor ihr auf, scheinbar um für Ruhe zu sorgen. Oder sie vor die Tür zu setzen.
Etwas Unglückliches, in der Tat. Sie leerte ihr Glas Most, gurgelte sogar ein wenig damit, um den Geschmack auszukosten, bevor sie es geräuschvoll auf den Tisch knallte. Zeit zu gehen. Oder ihrer Berserkerwut gewähren zu lassen. Besser nicht.
„Haltet sie fest! Haltet sie!“
Sie bemerkte ein paar Gestalten, die sich ihr näherten, und knurrte. Ein roter Schleier legte sich prompt über ihre Augen, und die Welt wurde hart und gnadenlos scharf. Sie sog jedes Geräusch auf, jede ungesagte Drohung.
Es kostete sie all ihre Mühe, es nicht zu tun; vielleicht beruhigte sie das gute Essen ein wenig. „Ihr wisst nicht, wer ich bin.“ Immerhin ein paar Worte vermochte sie herauszubringen.
Die Elfin näherte sich und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Liebes, wie ist dein Name?“
Energisch zuckte sie mit den Achseln, beruhigte sich aber dennoch merklich. Durch die blutrote Sicht sah die Elfin mit ihrer grünen Haut aus, als stiege aus ihr eine Flamme empor bis zur Decke. Ihre Haut, das grün-blaue Innere einer tanzenden Flamme.
Die blonde junge Frau atmete aus, und Antwortete dann:
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Teil 1: viewtopic.php?t=262
Teil 2: viewtopic.php?t=325
Teil 3: oben
ooc: Die Familie von Wolfenreich ist gegenwärtig gleichermaßen gefürchtet wie mythenumwoben, ihr Einfluss im politischen Gefüge ist bisher allerdings kaum spürbar und der Adel nicht in der Welt etabliert. Wer die Familie kennt, hat dies meist zufälligen oder kurzen ingame Begegnungen zu verdanken wie dieser.
Die Bedeutung von Namen [Sternenfall]
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Re: Die Bedeutung von Namen [Sternenfall]
„Heidi“, kurz hielt sie inne.
„Heidi von Wolfenreich.“
„Heidi von Wolfenreich.“
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Der Blick hinter den Namen
Es war noch früh am Abend, als sie kam.
Eine Frau wie ein unerwarteter Windstoß – nicht laut, nicht stürmisch, aber deutlich genug, um Staub aufzuwirbeln. Blondes Haar, zu ordentlich für die holprigen Wege Valmorras. Sauber gebürstet, sorgfältig eingeflochten. Der Gang kontrolliert, beinahe zögerlich, doch mit dem festen Willen, gesehen zu werden. Lirael sah sie, wie sie viele sah – mit einem Blick, der prüfte, ohne zu bewerten. Noch.
Die Bestellung kam rasch, und rasch auch der erste Spruch.
„Wie bitte, dann wird meine Haut grün wie deine.“
Der Ton war spöttisch, aber nicht feindlich. Ein Versuch, sich in Szene zu setzen – oder zu überdecken, dass man sich fremd fühlte. Lirael erwiderte das Schmunzeln mit jenem ruhigen Lächeln, das sie sich antrainiert hatte: weder einladend noch kalt, einfach... da.
„Die Farbe meiner Haut ist das letzte, worüber du dir Gedanken machen solltest.“
Hätte sie fast gesagt.
Stattdessen: nichts. Nur das Lächeln, und das Abwischen eines Bechers.
Die Unruhe kam schneller, als sie gedacht hätte.
Ein Streit entflammte am anderen Ende des Raums, laut, wirr – ein Mann, barfuß fast, mit Worten wie Keulen. Lirael stellte das Tablett ab, noch ehe er zu Ende geschrien hatte. Das Wort Hexe flog wie ein Messer durch den Raum. Gefolgt von Gardist, Axt, Untier. Ihre Hand glitt instinktiv in Richtung der Hüfte, wo kein Bogen war. Nur das Messer zum Schneiden von Brot.
Die Blonde zuckte. Zuerst innerlich, dann sichtbar. Lirael sah, wie sich etwas veränderte – etwas hinter den Augen, etwas Altes, Dunkles. Ein Schatten, der sich aufstellte. Kampf oder Flucht? Oder... beides zugleich?
Und dann der Satz:
„Ihr wisst nicht, wer ich bin.“
Ein Moment der Stille. Lirael trat näher.
Nicht weil sie helfen wollte – noch nicht. Sondern weil sie wissen wollte. Wer diese Frau war, die zwischen Most und Messerklingen wankte. Wer sie war, wenn die Maske rutschte.
Sie legte ihr ruhig eine Hand auf die Schulter. Fester, als nötig gewesen wäre.
„Liebes, wie ist dein Name?“
Nicht aus Freundlichkeit. Sondern aus Vorsicht.
Denn Namen trugen Gewicht. Namen hielten fest.
Und etwas in den Augen der Fremden erinnerte Lirael an Sturm.
Nicht den wilden Wind, sondern den, der aus dem Stillstand erwächst –
wie aus einer heißen Sommernacht, kurz vor dem Bersten.
Eine Frau wie ein unerwarteter Windstoß – nicht laut, nicht stürmisch, aber deutlich genug, um Staub aufzuwirbeln. Blondes Haar, zu ordentlich für die holprigen Wege Valmorras. Sauber gebürstet, sorgfältig eingeflochten. Der Gang kontrolliert, beinahe zögerlich, doch mit dem festen Willen, gesehen zu werden. Lirael sah sie, wie sie viele sah – mit einem Blick, der prüfte, ohne zu bewerten. Noch.
Die Bestellung kam rasch, und rasch auch der erste Spruch.
„Wie bitte, dann wird meine Haut grün wie deine.“
Der Ton war spöttisch, aber nicht feindlich. Ein Versuch, sich in Szene zu setzen – oder zu überdecken, dass man sich fremd fühlte. Lirael erwiderte das Schmunzeln mit jenem ruhigen Lächeln, das sie sich antrainiert hatte: weder einladend noch kalt, einfach... da.
„Die Farbe meiner Haut ist das letzte, worüber du dir Gedanken machen solltest.“
Hätte sie fast gesagt.
Stattdessen: nichts. Nur das Lächeln, und das Abwischen eines Bechers.
Die Unruhe kam schneller, als sie gedacht hätte.
Ein Streit entflammte am anderen Ende des Raums, laut, wirr – ein Mann, barfuß fast, mit Worten wie Keulen. Lirael stellte das Tablett ab, noch ehe er zu Ende geschrien hatte. Das Wort Hexe flog wie ein Messer durch den Raum. Gefolgt von Gardist, Axt, Untier. Ihre Hand glitt instinktiv in Richtung der Hüfte, wo kein Bogen war. Nur das Messer zum Schneiden von Brot.
Die Blonde zuckte. Zuerst innerlich, dann sichtbar. Lirael sah, wie sich etwas veränderte – etwas hinter den Augen, etwas Altes, Dunkles. Ein Schatten, der sich aufstellte. Kampf oder Flucht? Oder... beides zugleich?
Und dann der Satz:
„Ihr wisst nicht, wer ich bin.“
Ein Moment der Stille. Lirael trat näher.
Nicht weil sie helfen wollte – noch nicht. Sondern weil sie wissen wollte. Wer diese Frau war, die zwischen Most und Messerklingen wankte. Wer sie war, wenn die Maske rutschte.
Sie legte ihr ruhig eine Hand auf die Schulter. Fester, als nötig gewesen wäre.
„Liebes, wie ist dein Name?“
Nicht aus Freundlichkeit. Sondern aus Vorsicht.
Denn Namen trugen Gewicht. Namen hielten fest.
Und etwas in den Augen der Fremden erinnerte Lirael an Sturm.
Nicht den wilden Wind, sondern den, der aus dem Stillstand erwächst –
wie aus einer heißen Sommernacht, kurz vor dem Bersten.
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