Sternenfall - Offenbarung

Forum für den roten Faden der Schattenwelt, Events und Quests. Wissen aus diesem Forum kann im Spiel erarbeitet werden.
Maranos van Ascheberg
Beiträge: 10
Registriert: 29 Sep 2025, 21:35

Sternenfall - Offenbarung

Beitrag von Maranos van Ascheberg »

Die Nacht über Iomen war still – zu still. Kein Wind strich durch die verkohlten Bäume, kein Tier wagte sich in die verwüsteten Täler. Nur das dumpfe Echo vergessener Schreie hallte leise zwischen den zerbrochenen Mauern.

Maranos van Ascheberg ging allein.
Seine Schritte hallten auf dem schwarzen Stein, wo einst der Tempel der Nok’tau gestanden hatte – Malions heiliger Ort, die Quelle der Schatten.
Die Hallen waren gefallen, versunken in Feuer und Magie, gebrochen unter dem Gewicht der Menschen und ihrer törichten Hoffnung.

Doch Maranos war zurückgekehrt.

Er war nicht irgendein Überlebender.
Er war Marenier Ma’Adrak, der Magier der Furcht, Gesegneter Malions, Bewahrer des Schweigens.
Er hatte Jahre im Exil von Iomen gewandelt, zwischen Asche und Geisterstaub, wartend, forschend, lauschend auf ein Zeichen seines Herrn.

Und nun – endlich – spürte er es.

Ein Zittern unter der Erde.
Zuerst kaum wahrnehmbar, dann wie ein pochendes Herz.
Er sank auf ein Knie, legte die Hand in den Staub, und ein schneidendes, uraltes Flüstern drang in seine Gedanken:

„... du hast mich nicht vergessen.“

Seine Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln.
„Niemals, mein Meister.“

Vor ihm lag das, was vom Stein der Nok’tau übrig war – geborsten, halb im Boden versunken, von Rissen durchzogen, die in einem unheiligen Rhythmus pulsierten.
Mit jeder Sekunde leuchteten sie heller – rot wie frisches Blut.

Maranos fühlte, wie sich die Macht darin regte, wie der Bann der Sterblichen zu bröckeln begann.
Er wusste, was es bedeutete:
Malion erwachte.

„Der Kreis zerbricht... die Ketten reißen,“ flüsterte er ehrfürchtig. „Und du, Herr der Finsternis, erhebst dich aus deinem Traum.“

Ein Schrei gellte über das Tal – nicht menschlich, nicht tierisch, sondern alt, wie das Echo der Schöpfung selbst.
Der Boden bebte, Steine splitterten.
Maranos hob den Blick.

Über ihm öffnete sich der Himmel.

Ein Licht – schwarz wie Obsidian – wuchs zwischen den Sternen.
Er sah ihn deutlich:
Einen Stern, dunkel und doch brennend, mit einem feurigen Schweif, der den Himmel zerschnitt.

Der Dunkle Stern.

Asche fiel vom Himmel wie Regen, heiß und bitter.
Maranos breitete die Arme aus, das Gesicht erhoben, die Augen im Widerschein des brennenden Firmaments.
Er spürte, wie die alte Macht zurückkehrte – kalt, mächtig, vertraut.

„Er kehrt heim...“, flüsterte er ehrfürchtig. „Der Schatten der Welt kehrt heim.“

Ein Windstoß fuhr durch die Ruinen.
In der Ferne erklang eine Stimme, kaum hörbar, doch deutlich in seinem Geist:

„Bereite meinen Weg, Marenier.
Der Stern ist mein Zeichen.
Die Zeit der Menschen endet – und die Zeit des Dunklen beginnt.“

Maranos sank auf die Knie, Tränen aus schwarzer Asche und Blut rannen über sein Gesicht.
„So sei es, Herr Malion.
Ich werde die Furcht wieder säen.
Ich werde dein Licht auslöschen, Stern um Stern.“

Der Dunkle Stern glühte heller, und ein Donnern durchzuckte den Himmel.
Die Erde öffnete sich – und aus der Tiefe drang ein Atem, alt wie die Zeit.
Etwas erwachte.

Und während Iomen in fernen Flammen erstrahlte, stand der Magier der Furcht allein inmitten der brennenden Nacht, die Augen zum Stern gerichtet,
und wusste – die Rückkehr Malions hatte begonnen.
Vigilator
Beiträge: 7
Registriert: 11 Aug 2025, 23:47

Sternenfall - Offenbarung des Nichts

Beitrag von Vigilator »

Etwas starb.

War dies alles ein Traumgespinst - ein Aufbäumen, ein letzter Atemzug?
Wie als sei ein Tau plötzlich gekappt, das Maranos immer mit dem verband, was ihn antrieb - wie der letzte Tropfen, der im Wüstensand versickert und die ausgedörrte Kehle dringend benetzen müsste, wie die Erkenntnis, dass der Durst ungestillt und die Präsenz Malions gänzlich allen Sinnen entrissen ist. Nur eine Erinnerung, ein Traumgespinst, ein Aufbäumen - kein Atemzug mehr.

Wo zuvor die Hoffnung auf etwas Erwachendes verblieb - verging etwas.

Malion wirkte nicht mehr.
Maranos van Ascheberg
Beiträge: 10
Registriert: 29 Sep 2025, 21:35

Re: Sternenfall - Offenbarung

Beitrag von Maranos van Ascheberg »

Die Kerzen in der Kirche brannten nieder, als Maranos noch immer reglos auf der Bank saß.

Der Traum der alten Zeit, hatte ihn für einen kurzen Moment eingeholt, dennoch war sein Glauben stärker den je.

Die Zeit schien in diesem Raum anders zu vergehen, als würde jeder Atemzug den Schleier zwischen der Welt und Malions Reich etwas weiter öffnen.

Doch dann… veränderte sich etwas.
Ein Druck lag plötzlich in der Luft, schwer, dunkel, heiß.

Die Runen auf dem Altar, die eben noch ruhig pulsierten, begannen flackernd aufzuleuchten. Schatten kräuselten sich am Boden, als wären sie lebendig, und eine stille Hitze stieg auf wie die Glut eines Feuers, das man nicht sehen konnte.

Maranos hob den Kopf.

„Du bist unruhig, Fürst.“

Es war kein laut gesprochenes Gebet — eher ein Gedanke, ein Hauch, der in die Tiefe der Schatten geschickt wurde.

Ein Wispern antwortete.
Ein Ton wie brennendes Papier, kaum hörbar, und doch durchdringend.

Er verstand die Botschaft.

Nicht in Worten, sondern in einem Gefühl, einem Impuls:

Unruhe ist Nahrung. Furcht ist Saat. Die Stadt wankt.

Maranos lächelte schwach.
„Ja… sie wankt. Und sie sucht jemanden, den sie verantwortlich machen kann.“

Die Schatten zitterten wie eine stumme Zustimmung.
Antworten