Die Vision [Sternenfall]

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Deralon Fen'dur
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Registriert: 07 Mai 2025, 10:48

Die Vision [Sternenfall]

Beitrag von Deralon Fen'dur »

Die hohen, farbig gefassten Fenster der Kapelle warfen sanfte Bahnen von Gold- und Blautönen über die Steinfliesen. Deralon kniete vor dem Altar, die Hände fest um das Symbol Tyraels geschlossen, den Blick gesenkt. Der Raum war still – so still, dass selbst der Hauch eines Atemzuges wie ein Gebet wirkte.

Er sprach keine lauten Worte. Sein Gebet war innerlich, tief, getragen von Pflicht und Sehnsucht.

„Führe mich. Zeige mir den Weg, den ich gehen soll. Gib mir zu erkennen, was verborgen liegt.“

Und in dem Moment, da seine Gedanken sich lösten und sein Geist zur Ruhe kam, geschah es.

Die Kapelle verblasste.

Er stand in einer Halle aus Licht.

Ein gewaltiger Raum, grenzenlos und doch eng wie ein Herzschlag. Der Boden – weiß wie gebrochener Marmor. Die Luft – still, ohne Klang.

Rüstungen lagen dort, zerschlagen, als hätte ein uralter Kampf geendet. Banner, einst getragen mit stolzem Sinn, lagen nur noch als Aschefäden am Boden.

Vor ihm ragte eine Lanze aus reinem Glanz – oder besser: das, was von ihr übrig war. In zwei Hälften zerbrochen, stumpf, ohne Strahlkraft. Ein einzelner Funken Licht glomm noch an ihrer Spitze, flackerte… und erlosch.

Dann hallte eine Stimme durch die Leere, weder nah noch fern:

„Der Schild ist gefallen – und das Urteil schweigt.“

Ein kalter Wind brach in die Halle. Nicht wie Wind, der atmet, sondern wie etwas, das Leben fortträgt. Die Stille danach schmerzte, scharf wie Klinge an nackter Seele.

Und dann hörte er den Ruf.

Kein Flehen.

Kein Hilferuf.

Sondern Vergessen.

Ein Wunsch nach Auslöschung, nach dem Ende von Erinnerung und Sinn.

Und bevor er fragen konnte, bevor er verstehen konnte, durchbrach ein dumpfer, gewaltiger Schlag die Vision – der ferne Einschlag eines Meteors, urgewaltig, unaufhaltsam. Die Schockwelle raste durch Raum und Licht und traf ihn bis in das tiefste Zentrum seines Wesens.

Nicht als wäre etwas dort draußen gefallen.

Sondern als wäre etwas in ihm zerbrochen.

Mit einem scharfen Atemzug fuhr er zurück in die Kapelle. Die Kerzen flackerten. Seine Hände bebten. Die Stille des Gotteshauses war wieder da, aber nun schwer, drückend, als hätte etwas Unsichtbares seinen Platz darin eingenommen.

Deralon verharrte noch lange kniend.

Er wusste: Das war keine bloße Vision.

Es war eine Botschaft.

Und eine Warnung.

Etwas Heiliges war gestürzt.
Etwas, das niemals hätte fallen dürfen.

Und nun ruhte die Frage auf ihm wie ein Schwert an der Kehle:

Was geschieht, wenn selbst das Licht wankt?