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Kilera

Charakterdaten
Erstellt | 20.02.2001 08:07:38 - vor 8918 Tagen |
Rasse | Menschen |
Klasse | Handwerker |
Geschlecht | Männlich |
Geschichte
Der erste Tag eines „neuen“ Lebens – Kilera, Schmied
Die ersten zarten Strahlen der Morgensonne durchdringen die schmalen, rußgeschwärzten Fensterläden der kleinen Kammer im Sandsteinhaus des Schmieds. Draußen liegt die Natur – der Wald, die Wiesen, die Mine – noch in einem fast lautlosen Halbschlaf. Nur das entfernte Gurren einer Taube auf dem Dach und das Knarzen eines alten Scharniers am Holzfenster künden vom Beginn eines neuen Tages. Der Tau glitzert auf den Schindeln der Nachbarhäuser, während ein dünner Schleier aus Nebel auf Gräsern, Steinen und Mauern liegt und diese wie eine Geisel gefangen hält. Es ist ein nebliger und kühler Morgen, die Luft riecht nach feuchtem Holz und Stein.
Kilera schlägt abrupt die Augen auf.
Sein Atem geht schwer, als hätte er gegen etwas Unsichtbares angekämpft. Der Traum – nein, der Alptraum – liegt noch schwer auf seiner Brust, wie der letzte Dampf der Kohle, mit der eine unermüdlich arbeitende Esse entzündet wurde. Die Bilder verblassen bereits, doch das Gefühl bleibt haften, wie der metallische Geschmack von Eisen auf der Zunge. Er war an einem Ort ohne Zeit gewesen. Kein Altern, kein Verfall – nur endlose Stille. Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte, eingesperrt in einen Zustand der Reglosigkeit. Und doch war er sich selbst geblieben, unverändert, körperlich nicht gealtert. Nur der Geist hatte gelitten – verwirrt und suchend, in einer Welt, die sich seinem Begreifen entzog.
Mit einem leisen Fluch fährt Kilera sich durch das lange, von Ruß geschwärzte Haar und schwingt die Beine aus dem Bett. Der Boden unter seinen Füßen ist kalt. Um seinen Geist zu ordnen, gibt es nur eine Lösung: Arbeit. Sein Handwerk. Der Lärm des Hammers, die Wärme der Glut – darin liegt Wahrheit. Greifbar. Verlässlich.
Kaum eine Stunde später steht Kilera an seinem Schmiedeplatz. Von Weitem wirkt die alte Schmiede unscheinbar, doch je näher man der Esse und dem Amboss kommt, desto stärker entfaltet sich eine Atmosphäre, die wie ein stilles Echo vergangener Generationen anmutet. Der Geruch von Eisen, Schmieröl und verkohltem Holz hängt schwer in der Luft. Er mischt sich mit dem würzigen Duft von altem Leder und einem Hauch Asche. Ein stetiges Knistern begleitet die auflodernde Glut der Esse, während der Amboss im Zentrum des Platzes in der Morgensonne schimmert – wie ein steinernes Herz.
In direkter Nähe stehen Kisten, in denen Zangen, Hämmer, Feilen und andere Werkzeuge verwahrt sind. Staub tanzt im Licht der aufgehenden Sonne und legt sich auf alles wie eine Erinnerung an vergangene Werke.
Kilera zieht seine Schürze über, gezeichnet von zahllosen Schlackenflecken, und beginnt, die Esse zu schüren. Der Blasebalg röchelt kurz, dann erwacht die Glut mit neuem Leben. Gelbes Licht flackert über dem Schmiedeplatz, taucht Werkzeuge und Wände in eine warme, lebendige Atmosphäre. Ein feiner Schweißfilm legt sich bereits auf seine Stirn – noch bevor das erste Metall erhitzt wird.
Heute soll ein Plattenharnisch entstehen – ein Werk aus Geduld, Können und körperlicher Hingabe. Kilera beginnt mit den Brustplatten. Er nimmt ein Stück Stahl, legt es in die Esse und wartet geduldig. Das Metall färbt sich erst rot, dann orange, schließlich gelblich – der Moment, in dem es bereit ist, geformt zu werden.
Mit geübten, kräftigen Schlägen treibt er das glühende Metall auf dem Amboss. Jeder Hieb des Hammers hallt durch die Schmiede wie der Schlag eines riesigen Herzens.
KLING – KLONG – KLING
Die Funken tanzen um seine Stiefel. Der Klang wirkt auf Kilera wie ein rhythmisches Lied, beinahe meditativ. Die Brustplatte nimmt langsam Form an – gewölbt, geschwungen, der natürlichen Linie des Körpers folgend.
KLING – KLONG – KLING
Die Funken tanzen um seine Stiefel. Der Klang wirkt auf Kilera wie ein rhythmisches Lied, beinahe meditativ. Die Brustplatte nimmt langsam Form an – gewölbt, geschwungen, der natürlichen Linie des Körpers folgend.
In der Nähe der Esse ist es warm, fast heiß, aber nicht unangenehm. Die Glut wärmt nicht nur die Umgebung, sondern auch Kilera selbst. Sein Körper erinnert sich an jeden Handgriff, jede Bewegung. Es ist, als hätte der Traum nie stattgefunden – als wäre die Zeit zurückgekehrt und hätte ihn wieder verankert in der Wirklichkeit.
Er wechselt zum Rückenstück, dann zu den Schulterplatten. Jedes einzelne Element wird geformt, gehärtet, gehämmert, poliert. Die Nieten, sorgfältig gesetzt, verbinden die Stücke miteinander. Zwischen den Arbeitsgängen legt Kilera das Metall in das Ölbad – es zischt, Dampf steigt auf, und mit ihm der vertraute Geruch von heißem Eisen, der sich wie eine Decke über seine Gedanken legt.
Am Nachmittag schließlich liegt der Harnisch vor ihm – glänzend, massiv und doch elegant. In seinen Formen liegt nicht nur Schutz, sondern auch ein Versprechen. Ein Zeugnis dessen, was seine Hände vermögen. Die dunklen Gedanken des Morgens sind verblasst – vertrieben durch Feuer, Schweiß und das Werk, das nun vollendet vor ihm ruht.
Kilera lehnt sich gegen den Amboss, die Finger noch immer schwarz vom Ruß, und atmet tief durch.
Der Tag neigt sich dem Abend zu. Aber an seinem Schmiedeplatz – in seinem Reich aus Stahl, Rauch und Glut – ist er angekommen. Wach. Und lebendig.
Gildeninformationen
Keiner Gilde zugehörig