Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

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In den Archiven [Sternenfall 2]

von Jhea'kryna Ky'Alur » 08 Jun 2025, 20:46

Das Buch war alt.
Nicht nur in seinem Geruch, nicht nur in den br?chigen Seiten aus Dunkeleibenpergament,
sondern in der Art, wie es atmete.
Wie etwas, das ?ber Jahrhunderte in dunklen Nischen geschwiegen hatte ? und nun nicht fl?sterte, sondern wartete.

Zelraun der Zerfaserte.
Ein Name, den man an der Sorcere nur mit einem abf?lligen Naser?mpfen erw?hnte. Ein Ketzer, ein Wirrkopf, ein Schw?rmer. Aber auch ? das war Jhea'kryna nie entgangen einer der wenigen, die bis zuletzt frei gedacht hatten.

Sie schlug das Buch auf. Die Tinte war stellenweise verblasst, doch die Schrift blieb schneidend wie Glas.

?Wenn die Sterne fallen, so f?llt mit ihnen das Ma? der Ordnung.
Denn sie sind die Anker im Gewebe.
Und was f?llt, f?llt nicht nur vom Himmel ?
sondern aus der Zeit.?

Jhea'kryna schnaubte leise.
Dramatisch wie ein angebrannter Barde.
Aber nicht ohne Muster.
Denn weiter unten hie? es:

?Es gibt kein Feuer, das allein verbrennt. Ein jeder Brand, der am Firmament geboren wird, entz?ndet auch die Gedanken jener, die zu nahe stehen.
Magie ist Ged?chtnis ? und das Ged?chtnis ist ein Netz.?

Sie hatte den Satz zweimal gelesen. Dann ein drittes Mal. Magie ist Ged?chtnis. Das Arkane als Erinnerung der Welt.

Was, wenn ein Stern dieses Ged?chtnis verbrannte? Nicht die Zauber selbst ? sondern das Verst?ndnis von Ursache und Wirkung, von Struktur und Ordnung?

In der Randnotiz eines sp?teren Kapitels ? kaum leserlich, offenbar mit zitternder Hand geschrieben ? fand sich ein letzter Hinweis:

?Ich sah ihn fallen, sah das Netz zucken,
sah mich selbst aus vielen Augen.
Und keine war die meine.
Wenn dies geschieht, flieh nicht.
Halte dich fest an deinem Namen.
Denn das Ich wird zersplittern,
ehe der Himmel es tut.?

Jhea'kryna schloss das Buch langsam. Nicht mit Erschrecken ? aber mit einem Gedanken, der kalt an ihrem Geist nagte.

Vielleicht war Zelraun kein Wahnsinniger.
Vielleicht war er nur zu fr?h.

Sie warf einen Blick zur Seite, wo sich ihre Sachen f?r den Aufbruch zur Akademie sammelten.
Der Magier Aetherium hatte seine Visionen, Moonglow hatte den Himmel ? aber nur sie hatte den Schatten, den dieses Buch warf.

Sie trat ans Fenster Ihres Arbeitszimmers.
Der Nebel ?ber den s?dlichen Wassern war ungew?hnlich dick an diesem Tag.
Ein Vorzeichen?
Oder ein Echo?


Die Kunde vom zweiten Einschlag erreicht Jhea'kryna nicht als lautes Ereignis ? sondern als ein leises, inneres Zerrei?en.
Noch bevor ein Bote hastig durch die G?nge eilt, noch bevor die Berichte die Schatten erreichen, sp?rt sie es.

Ein kaum h?rbarer Riss zieht sich durch das Gewebe der Realit?t ? nicht mit dem Ton eines zerrei?enden Tuchs, sondern wie das Verstummen einer vertrauten Melodie mitten im letzten Takt.

Ihre Schritte durch das steinerne Atrium verharren.
Die flackernden Runen, die sich eben noch in der Luft ?ber einer Kristall-Kugel gesammelt hatten, verlieren pl?tzlich ihre Form, sinken wie sterbende Gl?hw?rmchen zu Boden.
Ihr Blick hebt sich ? aber er sieht nicht.
Nicht wirklich.

Dann kommt die Welle.
Nicht k?rperlich. Nicht sichtbar.
Aber das Arkane selbst? zittert.
Es ist kein Schmerz mehr, wie beim ersten Einschlag ? dieser Schlag ist tiefer. Stiller.
Nicht wie ein Nadelstich ins Hirn ? sondern wie das Gef?hl, dass einem jemand den Boden unter den F??en wegrei?t, aber der Fall niemals endet.

Sie keucht nicht. Sie bricht nicht ein. Sie steht. Bleibt stehen. Weil man von ihr erwartet, dass sie steht.

Aber ihre H?nde zittern leicht.
So wenig, dass selbst Xurina es kaum bemerken w?rde.
So sehr, dass sie es selbst nicht mehr ignorieren kann.

Und dann? kommen die Stimmen.

Nicht laut, nicht greifbar.
Fl?sternd ? nicht im Ohr, sondern in der Erinnerung.
Ihre Mutter. Ihre fr?here Lehrmeisterin.
Ein Bruder, den sie nie hatte ? oder doch?
Ihre Schwester, die verschwunden war.
Ein Kampf, den sie nicht k?mpfte.
Ein Triumph, der nie stattfand.
Ein Tod, an den sie sich erinnert, aber den sie nicht kennt. Nicht kennen kann.

Zwei Wahrheiten. Zwei Vergangenheiten. Und sie beide stimmen.
Sie atmet langsam aus, w?hrend ein Funke von Zorn in ihrer Brust auflodert.
Nicht ?ber den Komet. Nicht ?ber das Netz.
?ber die Anma?ung.
Dass etwas, irgendetwas, es wage, in ihr Innerstes zu greifen.
Ihre Erinnerung zu beflecken. Ihre Entscheidungen zu verwischen.
Jhea'kryna Ky?Alur vergisst nicht. Und sie l?sst sich nicht ver?ndern.

?Veldriss!?, ruft sie scharf. Die Schatten in den S?ulen regen sich, Xurina ist sofort da.
?Bereitet alles vor. Der Sternenw?chter muss sofort gefunden werden.?
Ihr Blick ist nun wie geh?rteter Stahl.
?Wir reisen heute.?

Tath?raen tritt an ihre Seite, das Gesicht wachsam, pr?fend.
Er sieht den starren Blick, das Vibrieren der Luft um ihre Gestalt.
Er wei?: Was eben noch Entschlossenheit war, ist nun eine Kriegserkl?rung.

Nicht gegen Moonglow. Nicht gegen die Akademie.
Nicht einmal gegen den Stern selbst.

Sondern gegen das Unbekannte, das es wagt, an Jhea'krynas Wirklichkeit zu r?hren.

Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt ersch?ttern

von Xurina Ky'Alur » 08 Jun 2025, 12:22

Die Schatten der Oberfl?chenwelt waren anders. Flacher und doch vertraut genug, denn mit der Zeit kannte Sie jeden Winkel, jede Ecke, jedes Dorf und jede Fassade dieser Schattenwelt.
Sie war alt geworden f?r Ihresgleichen und doch war das Gesicht noch jung.
Xurina glitt als Erste durch die T?r, ihre Sinne gesch?rft, der Blick wie eine Klinge, die durch Schatten und Nebel schnitt. Jeder Muskel angespannt, die Hand am Griff ihrer Waffe, pr?fte sie den Raum. Menschen, Oberfl?chler, schwache Ger?che von Angst, Neugier, s??em Apfelmost in der Luft. Kein unmittelbarer Feind. Aber Sicherheit war eine Illusion, und Xurina verachtete Illusionen mindestens genauso wie Sie Portale hasste.
Als Jhea?kryna eintrat, sp?rte Xurina die Ver?nderung. Die Atmosph?re wurde dichter, elektrisiert von der Pr?senz ihrer malla Ilharess, wie Sie die jenige schon die letzten 400 Jahre nannte.
Xurina blieb einen Schritt zur?ck, seitlich, bereit, den Raum mit einem einzigen Befehl zu s?ubern. Ihr Blick glitt ?ber Bareti, die Wirtin ? zu freundlich, zu offen, zu verletzlich. Ein Ziel, kein Hindernis. Nicoletta, die Bardame, verstummte und Xurina l?chelte kalt.
Xurina beobachtete, wie Jhea?kryna sich setzte, jede Bewegung ein Schauspiel aus Kontrolle und Macht. Sie selbst blieb stehen, den R?cken zur Wand, die Augen nie still. Dann wies Sie dem Sargtlin an der rechten Seite von Ihrer Ilharess zu stehen, als jene sich setzte. Danach setzte sich die Veldriss zur Linken der Ilharess.
Ihre Finger trommelten leise auf dem h?lzernen Tisch.Sie musterte die Anwesenden, suchte nach versteckten Klingen, nach Blicken, die zu lange verweilten. Ihre Paranoia war grenzenlos und hungrig.
Als Bareti den Apfelmost reichte, funkelte Xurinas Blick. "Bwael der Sargtlin soll als erstes probieren!" Raunte die kr?ftige weibliche Drowstimme mit einer Dominanz und Abscheu, mit dem man h?tte St?mme oder K?pfe spalten k?nnen.
Oberfl?chler und ihre Getr?nke, zu harmlos, um wahr zu sein. Sie beobachtete zun?chst den Sargtlin wie er trank. Es schien nicht vergiftet. Schade eigentlich. Dann musterte Sie Jhea?kryna, wie sie trank, ohne Regung. Ein winziger Lidschlag, eine falsche Regung in ihren Gesichtsz?gen w?re genug gewesen ein Massaker anzurichten.Von jetzt auf gleich auf das: OLOTH PLYNN DOS zu wechseln, wie einen roten Schalter den man umlegt mit zwei Optionen:Vernichten oder T?ten!Aber es geschah nichts.Stattdessen lie? die Ilharess lasziv und unbeeindruckt ihren Blick durch den Schankraum gleiten. Xurina war einen Moment entt?uscht und atmete tief raunend durch. Vor ihrem geistigen Auge hatte Sie Bareti mit einem sauberen Hieb den Kopf abgetrennt und die Bardame mit ihren eigenen Ged?rmen erw?rgt. Ein typischer drowischer und normaler Tagtraum einer Psychopathin die aus Spa? ins Schattenreich wanderte, wenn Ihr langweilig war.
In der Fremde war Xurina der Schatten, die Klinge, das zwischen den Welten schnitt. Loyal, argw?hnisch, bereit. Ein leises, gef?hrliches L?cheln zuckte ?ber ihre Lippen. Die Oberfl?chenwelt mochte freundlich wirken, doch Xurina wusste: Freundlichkeit war nur eine andere Form von Schw?che. Und Schw?che war etwas, das Sie neben den Portalen am meisten hasste.

Apfelmost

von Jhea'kryna Ky'Alur » 08 Jun 2025, 11:31

Der Weg zur Oberfl?che war selten von Leichtigkeit gezeichnet, doch dieses Mal waren es nicht Feinde oder Magien, die Jhea'krynas Gedanken bereiteten. Es war vielmehr die Absonderlichkeit dieses Ortes, dieser Taverne, von der ihre Sp?herin berichtete. "Bareti" nannte sich die Wirtin, eine jener Oberfl?chlerinnen mit seltsam weicher Art. Jhea hatte sich entschlossen, ihre Einladung anzunehmen. Ein kleiner Ausflug, ein Spiel. Die Welt d?rstet nach Informationen, und auch Jhea konnte beobachten, wenn es n?tzlich war.

Sie war nicht allein gekommen. Wie stets war Veldriss Xurina ihr Schatten, messerscharf und voller Argwohn. Sorn begleitete sie wie ein lautloser Schatten. Und Tath'raen, loyal, bedacht, schweigsam. Ihre Anwesenheit hatte Gewicht. Als die Drow sich der Taverne n?herten, war es Xurina, die den ersten Schritt tat. Die T?r schwang auf, ein Blick gen Raum, ein Griff an die Waffen. Alles war sicher. Zumindest sicher genug.

Jhea'kryna trat ein wie ein Sturm aus tiefem Wasser: langsam, m?chtig, elegant. Die Luft im Raum ver?nderte sich mit ihrer Ankunft. Bareti, die Wirtin, versteifte sich, und die Bardame Nicoletta stellte ihr Lied ein. Ein Moment der Fremdheit, des Misstrauens lag in der Luft. Jhea'kryna genoss ihn, wie sie ein zartes Spiel aus Licht und Klinge genoss.

Mit gespielter H?flichkeit lie? sie sich nieder. Ihre Bewegungen kontrolliert, beinahe freundlich. Bareti, bem?ht um Contenance, reichte ihr ein Glas mit t?rkisfarbener Fl?ssigkeit. Apfelmost, sagte sie. Jhea'kryna hob den Kelch, schnupperte daran. Dann trank sie ihn in einem Zug. Kein Zucken, kein Laut. Nur ein winziger Lidschlag.

Der Geschmack war wie ein Echo aus Jahrhunderten: S??e wie aus der Kindheit, s?uerlich wie alte Intrigen, brennend wie Stolz. F?r einen Moment schien der Saal zu verblassen.

Sie sah sich selbst, jung, in der Arach-Tinilith. Die Stimmen ihrer Meisterinnen. Die Gesichter ihrer Opfer. Blut auf obsidianenem Stein. Ihre erste Opferung. Der Geruch von hei?em Eisen. Freude. Sieg. Verlust. Ein Name auf ihren Lippen, den niemand mehr sprach.

Als sie den Blick wieder hob, war sie dieselbe. Und doch nicht. Ihre Stimme messerscharf: "Der Most... wirkt. Wie erwartet."

Sp?ter, als Bareti sie fragte, wie sie den Trank nennen solle, antwortete sie wie nebenbei: "Thal'nyssa ? Trunk der versunkenen Stimmen."

Es war ein am?santes Spiel. Doch Jhea'kryna kam nicht nur zum Spielen. Ihre Gedanken kreisten um den gefallenen Stern. Um das, was Bareti berichtet hatte: ein Himmelsk?rper, der s?dlich von Moonglow ins Meer gest?rzt sei.

Sie hatte selbst davon gelesen. In den Archiven der Sorcere. Zelraun der Zerfaserte hatte es einst prophezeit. Ein wirrer Mann, gewiss. Doch vielleicht hatte er recht. Vielleicht war dieser Fall kein Zufall. Kein Naturph?nomen. Vielleicht war es eine Mahnung. Oder ein Zeichen.

Bareti berichtete ihr ausf?hrlich. Vielleicht war es die Art einer Frau, die wusste, dass sie auf d?nnem Eis stand. Und Jhea'kryna h?rte. Nahm auf.

Schlie?lich schlug sie vor, sich an der Akademie Ars Magica ad Moonglow einzufinden. Um nach diesem sogenannten "Sternengucker" zu suchen, von dem der Magus Aetherium von Finsterrode bereits gesprochen hatte.

Ein alter Name. Ein Magier, von dem viele sprachen, den wenige verstanden. Doch es war Jhea'kryna gleich. Sie wollte Antworten. Und wenn dieser Stern ein Vorbote war, wollte sie es wissen.

Der Abend zog weiter. Weitere G?ste trafen ein. Ein Barde mit zu langen Ohren, der versuchte, sich ihr Gesicht und Gestalt einzupr?gen. Sie schenkte ihm keinen weiteren Gedanken. Er war ein Schatten unter vielen, unwichtig, bereits vergessen.

Dann kam der Paladin des Mondes. Ein Zwerg, stolz und voller Zorn. An seinem Mantel das Zeichen des Gildenlords. Sein Blick war hart wie Stahl. Doch er schwieg. Nahm ihre Anwesenheit hin. Ein Versprechen an das er sich gebunden f?hlte. Frieden in Baretis Taverne. Er wusste dass Bareti Jhea'krynas Seite w?hlen w?rde, sollte Ihr Versprechen der Neutralit?t von Wert sein.
Es am?sierte Sie, ihn ohnm?chtig zu sehen, noch voller Zorn und voll Wunsch nach Vergeltung f?r all das, was Ihnen von den Drow bereits angetan wurde.

Jhea war entz?ckt. Als Sie die Taverne verlie?en, trat Sie nahe an ihn heran. Und dann, mit fast z?rtlicher Geste, legte Sie Ihre Hand auf seinen Arm. Streichelte sie seinen Arm, so wie man einen Hund loben w?rde. Der Zwerg versteifte sich. Der Raum hielt den Atem an.

Tath'raen beobachtete die Szene mit einem kurzen Zucken im Blick. Eifersucht? Vielleicht. Doch Jhea kannte ihn. Sie drehte sich um, trat an ihn heran und streifte mit einem Finger ?ber sein Kinn.

Ein dumpfes, fast zufriedenes Brummen war die Antwort. Genug. Das Gleichgewicht war wiederhergestellt.

Dann verlie?en sie die Taverne. Wie Schatten, die sich vom Feuer l?sen. Der Abend war ein Erfolg. Informationen gewonnen. Spuren aufgenommen. Ein neues Spielbrett ge?ffnet.

Jhea'kryna war zufrieden. Nicht gl?cklich ? Zufriedenheit war kein Gef?hl, sondern ein Zustand. Und dieser Zustand sagte ihr: Es kommt Bewegung in die Dinge. Der Stern war gefallen. Die alten Prophezeiungen lebten auf. Und Bareti... war ein n?tzliches St?ck im Spiel.

Der Trunk hallte noch in ihrem Inneren nach. Stimmen, Schatten, alte Lieder. Aber Jhea'kryna war nicht schwach. Sie war Ky'Alur. Ilharess.

Und Elashinn w?rde bald mehr brauchen als Apfelmost, um sich dem zu stellen, was da kam.

Sie trat aus der Taverne. Der Mond warf silbriges Licht auf die Landshaft. Ihre Silhouette war klar. Gef?hrlich. Erhaben.

Und die Dunkelheit nahm sie wieder auf.

Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt ersch?ttern

von Alniira Vrammyr » 05 Jun 2025, 07:03

Ein Stern im Netz

Das Netz aus Kontakten, das Alniira so m?hsam gesponnen hatte, schien sich auszudehnen, selbst ohne ihr direktes Zutun. Doch nicht immer auf eine Weise, die ihr gefiel. Im Qu'ellar Ky'Alur brodelte es. Ger?chte krochen wie Spinnen aus den Schatten, ein leises Murmeln, das selbst die streng geh?teten Ohren der Jabressen Dartha zu erreichen schien. Die Ilharess Jhea'kryna Ky'Alur hatte einen Gast eingeladen. Einen Menschen. Ausgerechnet einen Aetherium von Finsterrode in die eisigen Tiefen ihres Hauses in Elashinn. Und der Anlass? Ein Stern am Himmel.
?Ein Mensch? Im Herzen unseres Hauses? Wegen eines Sterns? Welch eine Farce!?, spottete Alniiras innerer Monolog, ihre Lippen verzogen sich zu einem fast unsichtbaren, bitteren L?cheln. ?Die Ilharess von Ky'Alur, eine Matrone von Lolths gnadenlosem Willen, ist auf die primitive Weisheit eines Oberfl?chenbewohners angewiesen, um ein himmlisches Ph?nomen zu deuten? Lolth selbst w?rde vor Wut sch?umen, wenn sie dieses Zeichen der Schw?che s?he.?
Es war mehr als nur ein Riss in der Fassade, es war ein Bruch in der dogmatischen Reinheit, die die Drow so eifers?chtig h?teten. Die oberste Matrone, die ein Symbol f?r Lolths unersch?tterliche Kontrolle sein sollte, kniete vor dem Wissen eines Sterblichen. F?r Alniira war es ein offenkundiges Zeichen der Ineffizienz. Das gesamte Konstrukt, der ewige Kampf um die Gunst Lolths, der Verrat um des Verrats willen ? es war ein Gef?ngnis, das die Drow selbst schw?chte, indem es sie blind f?r die wahre Natur der Macht machte. Jhea'krynas Abh?ngigkeit von einem Menschen, einem Aetherium von Finsterrode, war der Dolch in ihrem R?cken.

Alniira selbst hatte pragmatische Beziehungen zu Menschen und anderen Oberfl?chenrassen aufgebaut. Sie nutzte ihre Talente und ihr Verm?gen, um F?den zu ihnen zu spinnen, Verbindungen zu schaffen, die ihr dienten. Aber sie war keine Priesterin, keine Verk?rperung von Lolths Willen. Ihre Interaktionen waren eine bewusste Strategie, um ihr eigenes Netz zu weben ? ein Netz, das von den starren Dogmen des Unterreichs losgel?st war. Doch eine Ilharess? Eine, die Lolth die Treue geschworen hatte? Das war ein Verrat, ein Zeichen verzweifelter Schw?che, die Alniira mit k?hler Am?siertheit betrachtete.

Ein k?hler Gedanke schoss ihr durch den Kopf, so verlockend wie ein Spinnenseidenfaden im Mondlicht.
?Ich k?nnte nach Menzoberranzan zur?ckkehren. Die Wahrheit ?ber Jhea'kryna Ky'Alurs Verrat an Lolth berichten ? ihre Schande, die sie durch diesen Aetherium von Finsterrode ?ber das Haus bringt. Haus Ky'Alur w?rde ausgel?scht, vielleicht sogar noch bevor die Sonne am Himmel aufgeht. Und meine Stellung? meine Stellung w?rde sich ?ber Nacht verbessern. Ich w?re die treue Dienerin, die die Schw?che eines rivalisierenden Hauses aufgedeckt und damit ihre Matrone und Lolth geehrt hat.?
Die Vorstellung war berauschend. Das kleinste Zeichen von Schw?che wurde im Unterreich gnadenlos ausgenutzt, und dieser Aetherium von Finsterrode war mehr als nur ein Zeichen; er war der offenstehende Hals.

Doch Alniira war nicht blind f?r die tiefere Spielart, das immerw?hrende Netz der Intrigen. Dieser Aetherium von Finsterrode, dieser Stern am Himmel ? sie waren nicht nur ein Zeichen von Jhea'krynas Schw?che. Sie waren auch eine Trumpfkarte. Ein Geheimnis, das sie ausspielen konnte, wenn der Zeitpunkt reif war, um ihr eigenes Netz zu st?rken, anstatt es f?r die kurzsichtigen Ziele Menzoberranzans oder die primitiven Intrigen anderer H?user zu opfern. Sie hatte ihre eigene Agenda, die weit ?ber das blo?e ?berleben oder die blinde Loyalit?t hinausging.

Sie schloss die Augen, ihr Geist raste, die F?den der M?glichkeiten zogen sich zusammen. Der Stern. Der Mensch. Die Ilharess. Alles miteinander verbunden, alles Teil eines gr??eren, komplexeren Geflechts. Sie war gekommen, um zu lernen, um zu ?berleben, um Macht zu weben. Und dieses unerwartete Ereignis war ein neuer Faden, dicker und st?rker als alles, was sie bisher in den H?nden gehalten hatte.
?Nein?, entschied Alniira, ihre Augen ?ffneten sich, dunkel und entschlossen. ?Ich werde nicht zur?ckkehren. Nicht jetzt. Dieses Spiel hat gerade erst begonnen ? und ich habe die besten Karten.?
Stattdessen w?rde sie beobachten. Sie w?rde jede Bewegung, jedes gefl?sterte Wort im Haus Ky'Alur verfolgen. Sie w?rde die Gespr?che belauschen, die Blicke deuten, die geheimen Treffen erschn?ffeln. Ihr Ziel war es, so viel wie m?glich ?ber diesen Stern und den Aetherium von Finsterrode zu erfahren. Das Wissen, das sie erlangen w?rde, w?re ihr wahres Werkzeug, um ihr Netz der Abh?ngigkeiten weiter auszubauen und zu verst?rken.

Beobachtungen und Gedanken

von Aetherium von Finsterrode » 04 Jun 2025, 23:33

Aetherium folgte dem Sargtlin die Stufen der Vorhalle hinunter, w?hrend hinter ihm die T?re des Gemachs der Ilharess ins Schloss fiel. Viele Gedanken schwirrten ihm im Verstand umher, Informationsschnipsel, Fragen... Doch schob er dies zur?ck, denn er wusste um die weiter lauernde Gefahr als Mensch in den uralten Hallen der Dunkelelfen. Seine Aufmerksamkeit war vollkommen auf seine Umgebung gerichtet. Zwei Schritt vor ihm ging Tath'raen voraus, drei Schritt hinter ihm weitere Wachen. Am Fu? der Treppe bog die Prozession, mit dem Kampfmagier im Zentrum, auf einen Pfad der gerade und etwas tiefer ins Herz des Reiches der nachtschwarzen Hallen f?hrte. "Ich bringe Euch zu unserem Reisemagier." war die Stimme Tath'raens zu vernehmen - ein ruhiges Nicken war die Reaktion Aetheriums, der sich bewusst war, dass auch jede kleinste Geste oder Mimik beobachtet wurde. Der Gang zog sich hin. Eine zierliche Gestalt stand pl?tzlich auf dem Pfad, einen Eimer in der Hand. Aetherium erkannte die Drow, die bei seinem Eintreffen vor wenigen Stunden r?de zurechtgewiesen und fortgeschickt worden war, nachdem sie ihm das Gatter aufschlie?en wollte. Der durch die Jahre im Dienst der Garde geschulte Blick seiner seltsamen Augen betrachtete die Haltung der Drowfrau und lie? ihn Schl?sse ziehen. Neben der Scham, vermeinte er Furcht und eine Art Mutlosigkeit zu erkennen und etwas, was er nur allzu gut von sich selbst kannte: einen sich aufb?umenden Geist, der sich gegen die Fesseln aus Normen und Sitten der Dunkelelfengesellschaft stemmen mochte, den Punkt jedoch noch nicht erreicht hat.
Die Gedanken des Magiers wurden j?h unterbrochen, als der vorauslaufende Sargtlin die zur?ckweichende Drow anfuhr: "Was machst du hier?! Willst du unseren Gast besch?men? Aus dem Weg!?
Aetherium setzte an die Distanz zum Sargtlin wieder zu verringern und aufzuschlie?en. Innerlich schalt er sich einen Narren, denn seine Aufmerksamkeit, die eine Rettungsleine darstellen mochte, war zu lange auf Lyr'sa verblieben. Ein potentiell t?dlicher Fehler, den der Magier auf die langsam einsetzende M?digkeit schob. Zu lange war er in den vergangenen Sonnenuml?ufen wach geblieben und hatte versucht, die dr?ngenden Fragen zu ergr?nden. Wenige Schritte, dann erreichte er kurz nach dem Sargtlin einen dunkelelfischen Reisemagier. Kurze Worte der Verabschiedung, das Portal wurde aufgesto?en und Aeth stand wieder im Freien.
Sich auf sein Ziel konzentrierend, leitete er seine Weiterreise ein.

Zur?ck in seiner Schreibstube bereitete er sich einen muntermachenden Kr?utertee zu, atmete ein paar Mal tief durch um die Ermattung zur?ckzudr?ngen und konzentrierte sich auf das Wirken eines Zaubers. Ein Zauber, der die erste sorgsam vorbereitete Depesche, die er vor Stunden aufgegeben hatte aus der Ferne vernichten w?rde.
"Dies war der einfache Teil..." Ein leises Lachen, m?de, ersch?pft, klang in das leere Haus hinein. Aeth rieb sich kurz die Schl?fen, leerte den Becher Tee und erhob sich.
"Nun geht es zur gef?hrlicheren Mission... die beiden anderen Briefe aufsuchen und mich erkl?ren."
Der Magier verlie? das Haus und rekapitulierte auf dem Weg, was er erlebt, beobachtet und in Erfahrung gebracht hatte.


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Seine Taktik, die Best?tigung des Gastrechtes von der Ilharess pers?nlich ausgesprochen zu bekommen und damit einen etwas besseren Garant f?r seine Unversehrtheit zu erhalten, war aufgegangen.
Es gab im Hause Ky'Alur wohl Ambitionen... Nat?rlich gab es diese und, sollte dies nicht selbst eine Scharade gewesen sein, wagte es der Arkanwirker Ly'Saar am Hofe, gegen die Ilharess aufzubegehren. Vor den Augen des Au?enweltlers. K?nnte dies eine Bedrohung der Machtanspr?che der Ilharess darstellen? Beg?nstigt durch die Beben sowohl im Arkanum, wie auch unter der Erde?
Was Aetherium verstanden hatte war, dass sich die Oberste der Ky'Alur der Machtsch?pfung aus dem Gewebe bediente. Auch wenn ihre Position gefestigt w?re, k?nnte ein schweres Einwirken auf die Quelle Machtverh?ltnisse verschieben. Darin mochte wohl auch ein Grund f?r das Kontaktieren Aetheriums begr?ndet liegen.
Aber die Ilharess war auf jeden Fall intelligent und erfahren genug, um die Bedrohung f?r ihr Volk erfasst zu haben. Und das schon, bevor der Stern fiel.
Aeth dachte an die n?chsten Schritte: Moonglow. Dort w?rde er weiter ansetzen und die Ilharess wollte ihn dorthin begleiten. Es war weiterhin ein gef?hrliches Spiel, aber es ging um die Sicherheit Aller und er durfte sich keinen Fehler erlauben.

Der Schl?ssel lie? den T?rriegel vorschnappen. Der Magus trat vor sein Haus, blickte kurz zu dem wehenden Banner in den Farben des Hauses derer von Finsterrode, welches an der Fassade des Anwesens seines Oheims aufgeflaggt war und lie? erneut ein m?des Seufzen vernehmen.
"Auf zu zwei Schlachtfeldern, die ich hoffentlich auch ?berstehen werde."
Seine Hand griff in die Runentasche und zog zwei der dunklen Steine hervor. Die Ziele f?hrten zu Freunden. Zu Freunden, denen er sich nun stellen und erkl?ren musste. Freunde, welche die an sie gerichteten Briefe nicht mehr lesen sollten, denn der Anlass daf?r war erstmal nicht mehr gegeben.
Die Gestalt des Magus verblasste, als er sich f?r eine der Runen entschieden hatte, die er seit sehr langer Zeit nicht mehr benutzt hatte. Als seine Sicht sich kl?rte, blickte er auf die vom fahlen Mondlicht beschienenen dunklen Steine des halb verfallenen Turmes Raash al Ghuls...

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Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt ersch?ttern

von Jhea'kryna Ky'Alur » 04 Jun 2025, 21:36

Jhea?kryna sa? auf ihrem Thron und wartete. Ihre Haltung war aufrecht, unnahbar. Ihre H?nde ruhten auf den Armlehnen wie Dolche in der Scheide, und ihr Blick war bereits zur T?r gewandt, bevor sie sich ?ffnete.

Ly?saar trat ein, hinter ihm Aetherium.

Er hat sich wieder Zeit gelassen. Wahrscheinlich wieder eines seiner ?Willkommensrituale??

Ihr Blick huschte ?ber ihren Jabukken del Sorcere - ihren Erzmagier- , dessen Miene ? gewohnt ?berlegen ? einen Hauch von ?berheblichkeit zeigte.
Zu viel geredet, zu viel riskiert. Aber sein Platz ist noch sicher. Noch.

Aetherium war wie erwartet nicht unterw?rfig. Das war er nie gewesen. In dunklem Silber und tiefem Schwarz, mit dem Glanz von Silberf?den auf seiner Robe, trat er ein wie einer, der um seinen Wert wusste. Doch verbeugte er sich. Tief genug, um Etikette zu wahren. Flach genug, um sich nicht zu unterwerfen.

Er hat gelernt. Oder er wei? genau, was er spielt. Vielleicht beides.

Die folgende Begr??ung war h?flich, beinahe knapp. Sie diente der ?ffentlichkeit. Worte f?r den Hof, das Gefolge, Gesten f?r die Spione in den Schatten.

Dann erhob sie sich und bedeutete ihm mit einem Wink, ihr zu folgen. Zwei Wachen blieben zur?ck. Das Arbeitszimmer war durch einen Gang und zwei versiegelte T?ren getrennt. Der Ort war abgeschirmt. Sicher. Und voller Gift.

Drinnen, zwischen Pergamentrollen, Tr?nken, einer geschw?rzten Kristallkugel und einem seltsam gewachsenen Pilzterrarium, lie? sie sich auf ihrem gepolsterte Stuhl nieder und bot Aetherium einen weniger bequemen Stuhl gegen?ber an.

?Ihr sprecht von Umbruch.? Sie sprach das Wort mit Bedacht aus. ?Aber ihr meint Ersch?tterung.?

Aetherium nickte langsam. ?Das Arkanum... ihr habt einen anderen Namen?"

"Das Netz... das Gewebe..."

"Wie ?beraus passend... also das Arkanum wie wir es nennen, ist nicht mehr stabil. Es wandelt sich. Etwas st?rt seine Bahnen. Und nicht nur das der Drow. Alle V?lker sind betroffen.?

Nat?rlich sind sie das. Und vielleicht wird es Zeit, dass sie endlich zahlen.

?Und Ihr meint, es sei ein Angriff? Oder ein Naturph?nomen?? fragte sie, ohne ihre Miene zu verziehen.

?Weder noch. Es ist? wie ein Widerhall. Etwas Uraltes. Vielleicht Erwachendes.?

Das Wort gef?llt mir nicht.

Sie schwieg einen Moment, musterte ihn mit halbgeschlossenen Lidern.
Wenn dies wirklich eine Gefahr ist, wird sie mein Volk zuerst treffen. Und dann jene, die uns bedrohen k?nnten. Vielleicht... kann man sie umleiten.

?Ich werde die Archive der Sorcere ?ffnen lassen?, sagte sie leise. ?Wenn dort etwas ?ber solche? St?rungen zu finden ist, werden wir es finden.?

?Ihr seid vorsichtig?, sagte Aetherium. Es klang nicht wie ein Vorwurf. Mehr wie eine Feststellung.

?Ich bin Ilharess?, entgegnete sie ruhig.

Von drau?en drang das leise Fl?stern der Wachen herein, kaum h?rbar, aber deutlich f?r ihre ge?bten Ohren.

??wenn ihr auch nur ein Haar gekr?mmt wird, Tath?raen??, zischte Ly?saars Stimme scharf.

Wie vorhersehbar. Er spielt den Leibw?chter und den Eifers?chtigen zugleich. Tath?raen ist loyal, aber Ly?saars Zunge ist sch?rfer als ein Schwert. Noch.

Jhea schloss kurz die Augen.

Ich sollte einen Gemahl erw?hlen. Fr?her oder sp?ter. Die Gro?e Mutter erwartet es. Aber keiner dieser beiden... ist geeignet. Oder zu geeignet? Ly?saars Forschheit ist anziehend. Wie ein Flammenpilz: sch?n, hei? und t?dlich.

Sie wandte sich Aetherium wieder zu, dessen Blick ruhig geblieben war. Fast zu ruhig.

?Sagt, was erwartet Ihr? Ein B?ndnis? Unterst?tzung? Schutz??

?Verst?ndnis zuerst?, sagte er leise. ?Dann? Zusammenarbeit. Zumindest bis wir wissen, worum es wirklich geht.?

Zusammenarbeit. Ein sch?nes Wort f?r das, was keiner kontrollieren kann.

Jhea beugte sich leicht vor. ?Wenn Ihr einen Feind benennt ? oder ein Ziel ?, dann k?nnte ich bereit sein, das meine zu w?hlen.?

Aetherium l?chelte schwach. ?Noch habe ich nur Spuren. Aber eine f?hrt zu einem Sternengucker in Moonglow. Einem Astronom der Akademia ars Magica.?

Die alten Gucker. Sie wittern immer als Erste, wenn sich der Himmel verf?rbt.

?Es hei?t, er habe in den Sternen etwas gesehen? das nicht sein sollte.?

Jhea'kryna hob die Augenbraue. ?Und Ihr wollt ihn befragen.?

?Mit Euch. Sobald Ihr bereit seid.?

Ein Zeichen des Respekts. Oder ein Versuch, mich in den Bann zu ziehen? Vielleicht beides.

?Gut?, sagte sie. ?Ich werde meine Jabukken auf die Archive ansetzen. Und wenn ihr ihn findet, werdet ihr mich informieren!?

Sie erhob sich und trat an eines der schweren, von Sporenlichtern erleuchteten Fenster. Ihr Blick glitt ?ber Elashinns Kuppeln und T?rme.

Und wenn Lloth antwortet? wenn sie mir eine Vision schenkt? dann werde ich wissen, ob du mir dienst. Oder geopfert werden musst.

?Ihr d?rft gehen?, sagte sie schlie?lich. ?Doch vergesst nicht, was wir sprachen.?

Aetherium verneigte sich leicht, dann verlie? er das Zimmer. Kein Wortsatz zu viel, kein Blick zur?ck.

Als er fort war, blieb Jhea noch einen Moment allein.

Etwas erwacht. Und ich werde es zuerst sehen. Oder als Erste seinen Zorn lenken. M?ge Lloth mir die Klauen reichen, wenn es soweit ist.


P.S.
(gedanken in kursiv und fett... kA kam nich so sch?n r?ber wie ich mir das vorstellte :) deal with it

Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt ersch?ttern

von Tath'raen » 03 Jun 2025, 23:50

Die Geschichte von Lyr'sa und Tath'raen klammern wir hier aus, um die eigentliche Story nicht zu unterbrechen. Die Geschichte der beiden Drow geht hier weiter: viewtopic.php?t=312

Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt ersch?ttern

von Lyr'sa Teb'inyon » 02 Jun 2025, 23:27

Zwei Stunden waren vergangen, seit die Prozession an ihr vorbeigezogen war ? zwei Stunden, in denen Lyr?sa die Latrineng?nge geschrubbt, Kohlepfannen geschleppt und den Wachs ?ber dem glatten Mosaik mit ru?igen T?chern aufpoliert hatte. Die Hitze hing noch immer in den G?ngen, ihre Tunika klebte ihr an der Haut, und der Geschmack von Asche und Metall lag auf der Zunge. W?hrend ihre H?nde arbeiteten, kreisten ihre Gedanken unabl?ssig um das, was sie verpasst hatte: die Audienz, das Gespr?ch mit der Ilharess, den ersten Eindruck, den Aetherium im Qu?ellar hinterlassen hatte.

Sie stellte sich vor, wie die Ilharess sich erhoben hatte, wie ihre Stimme durch den Audienzsaal hallte. Ob Aetherium ihr w?rdig begegnet war? Ob Ly?saar wieder seine Arroganz zur Schau getragen hatte? Was mit Thath?raen war ? ob man ihm Anweisungen gab, Befehle, Aufgaben? Sie stellte sich vor, wie die anderen Drow sich dabei an den W?nden aufgestellt hatten, in ihrer schwarzen Pracht, mit Haltung und erhobenem Haupt. W?hrenddessen hatte sie sich in das das Abwasser der unteren G?nge niederknien m?ssen und den Boden gescheuert.

Jetzt war es sp?ter Nachmittag, die Schatten hatten sich ?ber die G?nge gelegt, und sie schleppte den Eimer mit ru?igem Wasser zur?ck zum Schacht. Gerade bog sie um eine Ecke des oberen Zuwegs, als ihr zwei Gestalten entgegenkamen ? begleitet von zwei weiteren Wachen. Tath?raen ging vorne, das Gesicht wie ?blich diszipliniert und verschlossen, und direkt hinter ihm: Aetherium.

Einen Moment lang blieb Lyr?sa stehen, den Eimer noch in der Hand, den Blick gesenkt. Der Gang war schmal, ein Ausweichen nicht sofort m?glich, und so verharrte sie, unschl?ssig. Tath?raens Blick traf den ihren ? k?hl, aber nicht feindselig. Dann fiel Aetheriums Blick auf sie, ruhig und absch?tzend, ohne ?berheblichkeit. Ein Hauch von Aufmerksamkeit, der sie zugleich traf und besch?mte.

?Was machst du hier?!? fuhr Tath?raen sie an, die Stimme scharf vor Eifer und Pflicht. ?Willst du unseren Gast besch?men? Aus dem Weg!?

Lyr?sa zuckte zusammen, dr?ckte sich hastig an die Wand, dann in eine schmale Nebengasse, zwei Stufen tiefer. Der Boden war feucht vom Tauwasser, das aus den oberen G?ngen sickerte, doch sie sagte nichts. Sie wartete reglos, den Blick auf ihre eigenen F??e gerichtet. Ihre Finger krampften sich um den Henkel des Eimers, doch es war nicht das Gewicht, das sie sp?rte ? es war der brennende Knoten in ihrer Brust.

Sie hasste sich. Daf?r, dass sie schwieg. Daf?r, dass sie es nicht wagte, dem Jaluken Tath?raen entgegenzutreten. Sie war eine Jalil, geboren ?ber ihm. Sie h?tte das Recht gehabt, ihn zurechtzuweisen, ihn zu ohrfeigen, ihn zu dem?tigen, wenn sie es gewollt h?tte. Doch sie tat es nicht. Sie traute sich nicht. Nicht nach der Schande der Melee-Magthere. Nicht nach all den Niederlagen.

In ihren Tr?umen war sie stark. Sie siegte. Ihre Feinde lagen zu ihren F??en, niedergerungen von Klingen, die sie selbst geschmiedet hatte ? oder von st?hlernen Kreaturen, Golems aus schwarzem Erz und rauchender Magie, geschaffen mit ihrem Verstand. Aber das war alles, was es war: ein Traum. Ihr fehlte das K?nnen, die Mittel, das Vertrauen. Und so stand sie da, klein und beschmutzt, mit schmerzenden Schultern, und wartete, bis sie wieder vergessen wurde.

Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt ersch?ttern

von Lyr'sa Teb'inyon » 02 Jun 2025, 21:49

Lyr?sa hatte den Entschluss gefasst, Aetherium geb?hrend zu empfangen. Sie hatte sich fr?h am ?u?eren Weg positioniert, ihr schlichtes Gewand zurechtger?ckt, das Haar grob geflochten. In ihren Augen lag der letzte Rest Stolz ? oder zumindest der Versuch, ihn aufrechtzuerhalten. Sie stand mit mehreren anderen Drow an der Seite des ?u?eren Weges, das Tor in Sichtweite, den Blick gesenkt, aber aufmerksam. Ihr Platz war nicht klar zugewiesen worden, und so hatte sie entschieden, sich n?tzlich zu machen ? falls der Empfang nicht reibungslos verlief, wollte sie das Tor ?ffnen oder anderweitig helfen. Als sich erste Schritte n?herten, trat Ly?saar, der Magister des Hauses, an die Gruppe heran. Sein Blick blieb an Lyr?sa h?ngen, misstrauisch wie eine Klinge am Hals.

?Was tust Du hier?? fragte er scharf, seine Stimme wie kalter Stahl zwischen den Anwesenden. Lyr?sa trat einen halben Schritt vor. ?Ich? ich bin hier, um gegebenenfalls das Tor zu ?ffnen, Meister.? F?r einen Moment war es still, dann fauchte Ly?saar ver?chtlich. ?Glaubt Ihr, ich w?sste nicht, wie ein Schloss funktioniert? Oder w?hnt Ihr euch gar wichtig in diesem Empfang?? Seine Worte lie?en keinen Platz f?r Antwort.

Die anderen Drow hielten sich still, keiner stellte sich vor sie, keiner blickte zu ihr. Dann kam Tath?raen aus dem Seiteneingang, sagte kein Wort, legte ihr nur fest die Hand auf den Oberarm und stie? sie ohne Gewalt, aber entschieden in Richtung der Stadt zur?ck. Es war keine Strafe, eher ein Verweis auf ihren Platz ? den sie einmal mehr nicht hatte halten d?rfen.

Schweigend kehrte Lyr?sa in die Hallen unter der Stadt zur?ck. Dort erwarteten sie niedere Dienste: Die Latrineng?nge mussten gereinigt, die Kohlepfannen der Empfangshalle aufgef?llt werden. Der Ru? haftete an ihren Fingern, der stechende Geruch an ihren Haaren. Niemand lobte sie, niemand achtete auf ihre M?he ? aber das Feuer brannte, der Gestank wich, und der Weg gl?nzte, als w?re nichts geschehen.

Dann wandte sie sich dem Reibstein zu, schwer und unnachgiebig, und dem Boden des ?u?eren Mosaikwegs, den man f?r den Empfang polieren wollte. Ihre Finger schmerzten vom Druck, die Schultern brannten, doch sie arbeitete mit sturem Flei?. W?hrend sie den Stein kreisen lie?, huschte ihr Blick immer wieder zu den anderen Drow am Tor ? aufrecht, bewaffnet, mit Haltung, nicht mit Schmutz bedeckt. Wache zu halten war ehrenvoll, sichtbar, beinahe m?helos im Vergleich zu dieser niederen Schinderei. Dass sie einst zu ihnen geh?rt hatte, oder h?tte geh?ren sollen, erschien nun wie ein ferner Spott der Erinnerung.

Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt ersch?ttern

von Jhea'kryna Ky'Alur » 31 Mai 2025, 14:46

Die Tore Elashinns standen offen ? ein seltenes Bild am Eingang einer Stadt, der sich f?r gew?hnlich wie ein Kiefer aus schwarzem Gestein verschloss, bereit jeden Eindringling zu zermalmen. Kurz hinter dem Eingang zur Stadt hatten sich Krieger und Kriegerinnen des Hauses Ky'Alur formiert. Dunkle B?nderpanzer spiegelten das fahle Licht der biolumineszenten Pilzs?ulen wider, die das H?hlendach weit ?ber ihnen erleuchteten.

Der Weg durch die Stadt war eine Prozession, jedoch keine triumphale. ?berall lagen noch Tr?mmer eines Einsturzes. Risse durchzogen einige der ?u?eren Tunnel. Staub bedeckte einige der ?berreste der anderen ?lteren H?user, Noquar, Zauviir den Narbondel im Zentrum der Stadt welcher gerade die Farben des Hauses Ky'Alur trug. Und doch war da etwas Unnachgiebiges im Blick der Wachen. Das Haus Ky?Alur w?rde nicht weichen ? noch nicht.

Aetherium schritt ruhig durch die Stra?en, seinen Stab in der Rechten, die Runentasche nah am K?rper. Seine Aura vibrierte leicht, als sp?rte sie das Gewicht der Felsen ringsum, die Bedrohung aus der Tiefe ? und den Blick von hundert Augen in der Dunkelheit. Seine Stimme hatte sich gelegt, seine Pr?senz jedoch nicht.

?Euer Name wurde bereits gefl?stert,? sagte eine Drow mit silbernen Augen und k?hler Miene als Sie sich dem Anwesen des Hauses Ky'Alur n?herten. Sie trat aus dem Schatten eines Felspfeilers und ma? den Magus mit einem Blick, der ebenso h?flich wie gef?hrlich war. ?Die Ilharess bereitet sich auf Eure Ankunft vor. Folgt mir, Magus von Finsterrode.?

Vor dem Thronsaal hielten sie inne. Zwei Jabressen Dartha ? stumme Kriegerinnen mit versiegeltem Mund und gebleichten Gesichtsschleiern ? ?ffneten die schweren Tore. Ein Klang wie das Schleifen alter Klingen hallte durch die Kammer. Alniira stand hinter der sich ?ffnenden T?r neigte den Kopf. ?Die Ilharess erwartet Euch.?

Der Thronsaal war von d?sterer Sch?nheit. Schwarzer Obsidian w?lbte sich ?ber den Raum, durchzogen von schimmernden Adern aus Vraezil, einem lichtempfindlichen Kristall. Die W?nde waren mit Troph?en aus uralten Zeiten geschm?ckt ? Schwerter, Speere, Stelen zerbrochener Banner, Zeichen vergangener Triumphe. ?ber jeder T?r hingen Symbole siegreicher Duelle, und in Nischen ruhten die R?stungen legend?rer Kriegerinnen, nicht als Leichenreste, sondern als Verm?chtnis.

Am Ende der gro?en Halle stand der Thron ? aus Knochen, Stein und Silber. Und auf ihm sa? Jhea?kryna.

Sie trug ein Gewand aus Gewebe, das aussah, als sei es aus Schatten und Blut gesponnen. Ihre Krone war flach, aber mit zackigen Spitzen versehen, die sich in alle Richtungen reckten. Ihre Augen, k?hl wie das Wasser des Sees Narthar'dil, richteten sich auf den Ank?mmling ? unbewegt, lauernd, absch?tzend.
Zu ihrer Rechten stand Xurina, die Veldriss. Ihre Gestalt war schmal, ihre Bewegungen elegant wie das Streichen einer Klinge. Kein Ausdruck lag auf ihrem Gesicht ? nur die Ruhe einer Kreatur, die jederzeit t?ten konnte.

Sorn hingegen lehnte halb an einer S?ule, in dunklem Purpur gewandet, ein leises L?cheln auf den Lippen. Die Art von L?cheln, die eher ein Versprechen war ? eines, das niemand h?ren wollte. Seine Augen gl?nzten, als Aetherium eintrat.

Und dort ? fast unbemerkt ? war Lyr?sa. Die Schmiedin hatte sich zur?ckgezogen, hielt eine Kanne mit dampfendem Tee, bereit, zu dienen, obwohl sie nicht dazu geboren war. Ihre Augen blickten kurz auf, als sie Aetherium sah ? und sanken sofort wieder zu Boden.

Jhea'kryna erhob sich nicht. Ihre Finger ruhten regungslos auf der kunstvoll geschnitzten Armlehne ihres Thrones. In ihrem Gesicht lag jene k?hle Starrheit, die weder Zustimmung noch Ablehnung verriet ? nur tiefe Erwartung. Als sie schlie?lich sprach, klang ihre Stimme wie aus tiefem Gestein geformt: ?Aetherium von Finsterrode. Ihr habt unsere Einladung angenommen. Und das inmitten von Zeichen, die selbst die Sterne aus der Bahn werfen.?

Der Magus neigte leicht das Haupt. Nicht tief ? doch mit der Haltung eines Mannes, der sein Gewicht kennt. ?Die Einladung war zu verlockend, um sie abzulehnen, edle Ilharess. Und die Zeichen? sie sprechen von einer Zeit des Wandels. In der Wissen wie das Eure und das meine nicht gegeneinanderstehen sollte.?

Ein kaum merkliches Zucken durchlief Jheas Mundwinkel. ?Und Ihr glaubt, wir h?tten Interesse an... Austausch??

?Ich glaube,? erwiderte Aetherium ruhig, ?dass selbst uralte Macht keine Ausnahme ist, wenn das Fundament zu beben beginnt. Und dass es Orte geben mag, an denen sich das R?tsel dieser Ersch?tterungen kl?ren l?sst. Etwa dort, wo sich die Disziplinen vereinen: in Moonglow.?

Ein Wispern ging durch den Saal, wie das Fl?stern unz?hliger Insekten in tiefer Finsternis. Lyr?sa trat einen Schritt zur?ck, das Tablett mit der silbernen Kanne noch in der Hand.

Jhea'kryna stand auf ? langsam, aber mit jener inneren Kraft, die keinen Zweifel lie?, wer hier ?ber Leben und Tod entschied. Ihr Kleid glitt wie lebendige Finsternis ?ber die Stufen herab. Als sie sprach, klang es leiser, fast nachdenklich ? doch jedes Wort schnitt scharf wie Glas: ?Ihr seid belesen, Aetherium. Und das macht Euch gef?hrlich. Doch auch n?tzlich. Denn nicht jeder kann unterscheiden zwischen dem Versiegen der eigenen St?rke und dem Sturz der Welt.?

Mit langsamer Eleganz blieb sie vor dem Magier stehen, auf derselben Stufe, den Thron nun ?ber sich. Ihre Haltung war ruhig, jede Geste kontrolliert ? doch etwas in ihrer Aura hatte sich ver?ndert. Nicht Unterwerfung, nein ? aber eine ?ffnung. Wie das leichte Anheben eines Schleiers, das gerade genug enth?llte, um Verlockung mit Warnung zu mischen.

?Wenn Ihr mir folgt...?, sagte sie mit jener seidigen Stimme, die weniger eine Einladung war als ein unausweichliches Faktum, ?...gibt es Dinge, die kein Hof h?ren muss.?

Sie drehte sich halb zur Seite, das Profil scharf gezeichnet gegen das flackernde Licht. Nur f?r den Bruchteil eines Wimpernschlags trafen sich ihre Augen mit seinen ? ein Blick, in dem weder Vertrauen noch Feindseligkeit lagen, sondern nur eines: Zweck.

Es war keine Audienz mehr. Kein Empfang.

Es war der Auftakt zu einer Unterredung, von der beide wussten, dass sie das Netz ver?ndern konnte, in dem sie sich bewegten.

Was nun folgte, war ein Gespr?ch zwischen Schatten ? ?ber Macht, ?ber Wissen, ?ber die Stille einer G?ttin und die verlockende M?glichkeit, Magie in neuen Bahnen zu denken. Vielleicht ein Handel. Vielleicht ein Spiel. Vielleicht der Anfang vom Ende.

Und Aetherium wusste: Der Tanz hatte gerade erst begonnen.

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