Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

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Jhea'kryna Ky'Alur
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Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

Beitrag von Jhea'kryna Ky'Alur »

Die Tore des Thronsaals standen weit offen, doch kein Empfangskomitee erwartete die Ilharess. Der Raum war still, zu still – nur das dumpfe Echo ihrer Schritte auf schwarzem Obsidian begleitete ihren Weg. Die hohen Säulen warfen lange Schatten, und die Reihen der kunstvoll gearbeiteten Stühle zu beiden Seiten des Throns waren erschreckend leer.

Am Fuß der Stufe, die zu ihrem erhöhten Sitz führte – eine architektonische Notwendigkeit, um ihre geringe Körpergröße mit gebührender Präsenz zu untermauern – stand Ly’saar. Der Dunkelelf hatte sich nicht hingesetzt, doch seine Augen hafteten auf dem Thron, als könne er darin einen Spiegel sehen.

Jhea’kryna hielt inne, das Gesicht eine Maske aus Neugier und Spott.

„Du darfst ihn ruhig berühren. Aber vergiss nicht, wer darauf platz nimmt.“, hauchte sie mit einem angedeuteten Lächeln, während sie mit langsamen, geschmeidigen Schritten die Stufe erklomm und sich auf dem purpur gepolsterten Thron niederließ. Ihre Hand ruhte dabei federleicht auf der Armlehne, als sei sie selbst der Mittelpunkt einer Spinnwebe – reglos, aber jederzeit tödlich.

Ly’saar hob nur leicht eine Braue, ließ sich aber nicht weiter provozieren. Stattdessen ließ er seinen Blick durch den leeren Saal wandern.

"Es ist ruhig. Viele Stühle sind leer“, sagte er leise.

Jhea’s goldene Augen verengten sich, und ihr Blick senkte sich kurz. „Die Oberwelt hat ihre Spuren hinterlassen – oder ihre Versprechen. Viele sind nicht zurückgekehrt... und jene, die es taten, sind nicht mehr dieselben.“, murmelte sie, ehe sie sich wieder aufrichtete.

Sie schwieg einen Moment, dann drehte sie ihren Kopf nur leicht, als würde sie nicht zu Ly’saar, sondern zu einer der Schattenstatuen sprechen. „Aetherium von Finsterrode... ein Name, der Wurzeln schlägt, wo andere nur Asche hinterlassen. Er wird wissen wollen, wohin die alten Völker streben.“

Sie sah ihn nun direkt an. „Du wirst ihm meine Antwort überbringen. Sag ihm, dass ich seine Einladung zu weiteren Gesprächen annehme. Doch sag ihm nicht, warum. Noch nicht.“

Ly’saar neigte leicht das Haupt. „Soll ich... subtil vorgehen? Oder brachial?“

Ein leichtes Zucken umspielte ihre Lippen, doch ihr Blick blieb kühl. „Subtil, Ly’saar. Bitte enttäusche mich nicht.“

Der Dunkelelf nickte langsam, ein Schatten von Amüsement in seinem Blick. „Dann sollte ich wohl Alniira aufsuchen. Ich glaube, sie könnte mir nützlich sein.“

„Mach das. Die Details dieses Anliegens überlasse ich dir“, antwortete Jhea leise und ließ ihre Finger über das geschnitzte Relief der Armlehne gleiten – eine Szene aus einem alten Ritual, Spinnen, Blut und Triumph. Ihr Blick verlor sich für einen Moment.

Dann hob sie das Kinn leicht. „Und erinnere ihn daran... dass jede Einladung auch eine Prüfung ist.“

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Auf cremefarbenen, schwerem Pergament geschrieben - glatt poliert und mit einem leicht metallischem Schimmer, wie ihn nur die filigranen Hände der Meister der Werkstätten Elashinns fertigen können. Die Handschrift ist kunstvoll aufgetragen, gestochen scharf und mit filigranen kaligraphischen Schwüngen.

Zusammengefaltet ist das Schreiben einem feinen schwarzen Seidenband umschlungen, das in einem losen Knoten liegt - eine Geste der Offenheit, doch nicht der Preisgabe.
Darüber befinden sich zwei Siegel:

Das äußere Siegel: in rotem Wachs geprägt, das Zeichen des Hauses Ky'Alur.

Das innere Siege: in tiefvioletten Wachs, fast schwarz, trägt es das persönliche Zeichen Jhea'krynas, in Form einer stilisierten Spinne mit weit aufgespannten Beinen, deren Körper ein stilisiertes Auge umschließt. Ein Symbol von Wachsamkeit, List und Kontrolle. Dieses Siegel sichert den eigentlichen Inhalt und verrät dem kundigem Empfänger: Diese Worte sind nur für deine Augen bestimmt.

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"An den Hochgeschätzten Aetherium von Finsterrode,
Bewahrer alter Pfade, Hüter verborgenen Wissens,
dessen Worte tiefer klingen als das Echo der Unterwelt,

es war mir ein wohlverdientes Erinnern, als mir Eure Worte über die Versammlung der alten Völker in den Sinn kamen – Worte, die in einer Zeit gesprochen wurden, in der das Gewebe der Zukunft sich noch in Fäden vor uns spannte.

Es ist lange her, seit unsere Wege sich unter jenen besonderen Umständen kreuzten, an die wir uns gewiss beide erinnern – jeder auf seine Weise. Wie ich sehe war es weise von mir, ein Werkzeug nicht zu zerbrechen, das sich noch als nützlich erweisen konnte. Und ich zweifle nicht daran, dass Ihr ebenso über Erinnerung wie Weitblick verfügt.

Mit Interesse habe ich vernommen, dass Ihr in Euren jüngsten Worten angedeutet habt, die alten Völker würden sich erneut in Moonglow sammeln. Diese Strömung lässt mich aufmerken.

Ihr hattet einst angedeutet, dass Ihr offen für ein näher geführtes Gespräch wäret – ich denke, der Zeitpunkt, diese Gelegenheit zu ergreifen, könnte günstig sein. Es gibt Überlegungen meinerseits, die vielleicht in das größere Gewebe Eurer Ambitionen passen… oder es auf interessante Weise bereichern.

Ich werde in den kommenden Zyklen selbst nahe der Quelle verweilen und würde es als Zeichen des guten Willens ansehen, wenn Ihr ein Gespräch – diskret wie stets – einrichten lassen würdet.

Bis dahin möge Euer Kreis stabil bleiben und Eure Knoten sich fest ziehen.

— Ky’Alur"

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Shezar
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Der Auftrag eines Drachen

Beitrag von Shezar »

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Schwarze Wolken lagen tief über den zerklüfteten Gipfeln, als Shezar – gehüllt in dunkle Roben – die Baracke der Außenstelle des Blackrocksyndikats im Norden von Britain betrat. Sein Besuch war nicht angekündigt. Wie so oft, wenn er sich selbst ein unverfälschtes Bild vom Stand der Dinge machen wollte. Keine besonderen Vorkommnisse, kein Alarm – nur die schlichte Gewohnheit, selbst dort zu erscheinen, wo Qualität eine Rolle spielt. Und wie so oft, war es gerade diese Gewohnheit, die ihn zur rechten Zeit am rechten Ort sein ließ.

Kaum war er an der Außenstelle angekommen, als die Erde unter seinen Füßen leicht zu vibrieren begann. Zuerst dachte er an einen Erdrutsch. Dann an einen Explosion in den Stollen der Mine. Doch es war keines von beiden. Ein dunkler Schatten legte sich über das Gebiet, gefolgt vom tiefen Dröhnen gewaltiger Schwingen.

Ein Drache, dachte Shezar.

Nicht irgendeiner. Dieses Wesen war von einer überirdischen Aura umgeben. Die Schuppen tiefschwarz, von einem silbrigen Schimmer durchzogen. Seine Augen brannten nicht wie Feuer, sondern wie kühles, uraltes Licht. Kein wildes Tier, sondern Intelligenz – Reichtum – Macht. Shezar blieb stehen, die Hand an der Innentasche seines Mantels. Ein Abwehrzauber auf den Lippen.

Der Drache sprach. Nicht in Lauten. Sondern direkt in Shezars Geist.

„Ich habe gehört, ihr habt Konakte. Ich suche einen Menschen. Aetherium von Finsterrode.“

Shezars Blick blieb ruhig. Keine Bewegung. Keine Antwort. Noch nicht. Der Drache neigte den Kopf, der Atem stieg dampfend aus seinen Nüstern.

„Ich zahle. Fünf Tausend jetzt. Weitere Fünf, wenn ihr mir die Tür öffnet und den Kontakt herstellt.“

Eine Krallenhand löste sich vom Boden. Eine kleine Truhe landete sachte im Staub. Gold.

Shezar nickte knapp.

„Wir können liefern.“

Solche Aufträge waren für das Blackrocksyndikat keineswegs ungewöhnlich. Durch sein weit verzweigtes Netzwerk und die exzellenten Kontakte in nahezu jeden Winkel war das Syndikat in der Lage, innerhalb kürzester Zeit alles und jeden ausfindig zu machen – vorausgesetzt, das Gold stimmte. Diskretion, Effizienz und Ergebnisorientierung waren dabei keine Versprechen, sondern gelebte Praxis.

Ein kurzes Zucken am Rande der Drachenschnauze. Ein Ausdruck von Zufriedenheit. Danach neigte der Drache seinen gewaltigen Schädel ein Stück zur Seite, seine Augen – tief wie flüssiges Obsidian – ruhten für einen langen Moment auf Shezar. Dann erklang seine Stimme erneut.

„Ich weiß um die Drow, der ihr Zuflucht gewährt habt. Sie arbeitet noch immer in euren Minen – unter eurem Schutz.“

Er machte eine kurze Pause, die nicht dem Zögern, sondern der Betonung diente.

„Sie ist es, die mir von eurem Ergebnis berichten wird. Sie ist meine Verbindungsperson zu euch"

Dann hob sich der Koloss wieder in die Lüfte. Kein Wort über seinen Namen. Kein Zeichen seiner Herkunft. Doch der Nekromant wusste, was er gespürt hatte: Der Drache war kein Tier. Er war ein Drow. Und ein Erzmagier obendrein.

Kaum war Drache verschwunden, warf sich Shezar die Kapuze über und machte sich auf den Weg zurück in die Stadt.

Aetherium von Finsterrode.

Der Name war ihm nicht geläufig. Doch seine Kontakte in Britain flüsterten bald: Der Mann hielt sich oft in der Taverne von Lady Bareti auf. Offenbar ein Mann der Wissenschaft. Oder der Magie. Oder beides.

Shezar handelte sofort. Noch am selben Abend gab er Anweisungen an seine Agenten: Die Taverne sollte unauffällig, aber lückenlos überwacht werden. Tag und Nacht. Kein Besuch von Aetherium sollte unbemerkt bleiben. Doch nicht nur Späher sollten sich um die Sache kümmern.

Talia – die Sonderbeauftragte für Handelsangelegenheiten mit der Taverne – wurde direkt betraut, die eigentliche Kontaktaufnahme zu übernehmen. Niemand sonst war diplomatischer, unauffälliger, zugleich aber auch so präzise im Vorgehen. Gleichzeitig wandte sich Shezar an Celdion. Sein alter Weggefährte und rechte Hand im Syndikat hatte früher bereits Kontakt zu Aetherium gehabt. Er kannte dessen Denkweise, seine Angewohnheiten, seinen Tagesrhythmus. Auch er erhielt einen klaren Auftrag: Wenn sich eine Gelegenheit bot, sollte er zugreifen. Kein Zwang, kein Risiko. Nachdem er alle Weisungen erteilt hatte, trat Shezar nochmal ins freie seines Turms. Die Sonne war untergegangen. Der Wind hatte sich gelegt. Er blickte in den Himmel, dorthin, wo der Drache verschwunden war. Dann drehte er sich um und verschwand wieder in seinem Turm.
Alniira
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Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

Beitrag von Alniira »

Ein Keller voller Schatten

Der kalte, modrige Geruch des Ky'Alur-Anwesens kroch Alniira in die Nase, ein permanenter, widerlicher Begleiter. Jeder Atemzug war ein stiller Protest der Lungen. Der Keller war eine einzige, erdrückende Umarmung der Finsternis. Die wenigen, spärlichen Lichtquellen, flackernde Dochte, die eher Verzweiflung als Helligkeit spendeten, kämpften einen aussichtslosen Krieg gegen die alles verschlingenden Schatten. Sie tanzten an den Wänden, schienen in jeder Nische und jedem Winkel zu lauern, bereit, jeden Ansatz von Wärme zu verschlucken. Gleich rechts von ihr, hinter einer rostigen, metallisch klagenden Tür, lagen die Kerker und Folterkammern. Alniira brauchte nicht hineinzusehen. Das Wissen allein war wie ein Stein in der Magengrube. Die Luft selbst schien dort zu schreien, selbst wenn die dicken Mauern die Laute dämpften. Jeder, der noch einen Funken Verstand besaß, würde hier von einem Gefühl des Unbehagens, der tiefen Abscheu, in die Knochen gefressen.
Und ich sitze hier, tue so, als wäre es der normalste Ort der Welt, um ein Kunstwerk zu erschaffen. Manchmal frage ich mich, ob mein Sinn für Normalität einfach im Keller geblieben ist. Oder ob ich nur zu gut darin bin, das Offensichtliche zu ignorieren. Ein Talent, das man in den Unterlanden entwickeln muss, um nicht wahnsinnig zu werden. Hier oben scheint es auch nützlich zu sein.
Ab und an huschte Sorn Ky'Alur vorbei, ein Schatten im Schatten, sein Gesicht eine Maske der widerlichen Heiterkeit, die Alniira Übelkeit verursachte. Es war diese Art von Lächeln, das man nur bei jemandem sah, der in seinen dunkelsten Neigungen vollkommen aufging, ein Lächeln, das aus dem Herzen einer verdorbenen Seele kam. Sobald er im Nachbarraum verschwand, erfüllten Schreie den Keller, die sich bald zu einem schwachen Wimmern wandelten – ein Geräusch, das im Knochenmark nachhallte und sich wie ein kalter Schleier über alles legte. Sorns Vergnügen war fast greifbar, ein widerwärtiger Dunst, der sich mit dem Staub in der Luft vermischte und den ohnehin schon schweren Geruch von modrigem Gestein und Fäulnis verstärkte.
Dieses Lächeln… es ist so widerlich. So falsch. Und doch trägt er es mit der Selbstverständlichkeit eines Bäckers, der frisches Brot anpreist. Als wäre Folter eine ehrenwerte Handwerkskunst. Wie kann jemand so viel Freude an dem Leid anderer empfinden? Es ist die Norm, wo ich herkomme. Die Norm. Aber das macht es nicht richtig. Das macht es nicht weniger abscheulich. Bloß keine Regung zeigen, Alniira. Zeig ihnen nicht, dass du anders bist. Nicht in diesem Loch. Sie würden es riechen wie ein Rudel hungriger Wölfe das Blut eines Frischlings. Und das ist das Letzte, was ich jetzt brauche.
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Eine unheimliche Präsenz

Plötzlich fröstelte Alniira, ein eiskalter Hauch strich über ihren Nacken, obwohl keine Brise den stickigen Keller durchzog. Die feinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf. Ein Schatten fiel über sie, obwohl keine der spärlichen Lichtquellen eine solche Verdunklung erklären konnte. Sie hatte Ly'Saar Ky'Alur nicht kommen sehen. Er stand einfach da, neben ihr, als wäre er aus den Schatten selbst gewachsen, ein dunkler, schlanker Umriss, seine Augen auf ihre Hände gerichtet, die den Edelstein schliffen. Von ihm ging eine seltsame Ruhe aus, eine Aura, die sie noch nie zuvor gespürt hatte, ein Gewicht, das die Luft schwer machte. Er schien mit der Dunkelheit zu verschmelzen, ein Teil von ihr zu sein, eine lebendige Verkörperung der Nacht, älter als die Steine des Fundaments.
Wie kann er so still sein? Ich habe ihn nicht gehört. Keinen Schritt, kein Geräusch. Er ist wie ein Geist. Oder schlimmer: ein Jäger, der sich an sein Opfer heranpirscht, ohne auch nur einen Zweig unter den Füßen knacken zu lassen. Und ich bin wohl das Opfer, das nicht einmal merkt, dass es gejagt wird, bis die Zähne im Fleisch stecken. Eine wahrhaft erbauliche Erkenntnis.
Ihre Finger zitterten, nicht vor Angst – es war etwas anderes, tieferes, eine undefinierbare Unsicherheit, die sich wie eiskalte Nadeln unter ihre Haut bohrte. Die Präsenz dieses Mannes war ungleich der Sorns. Sie war… anders. Bedrohlicher auf eine ruhige, unaufdringliche Weise, wie die Stille vor dem Sturm, die Stille vor dem Fall.

Als sie fertig war, erfüllte eine leise, aber raumfüllende Stimme den Keller. Ly'Saars Worte schienen in allem widerzuhallen, als würden die alten Steine und die modrige Luft selbst mit ihm schwingen, die gleiche, unheimliche Frequenz annehmen, als wären sie Teil eines einzigen, dunklen Akkords.

Alniira, wir benötigen deine Dienste. Du kannst deinen Wert für das Quellar beweisen.

Sie blickte auf und nickte stumm. Worte schienen in ihrer Kehle stecken zu bleiben, sinnlos angesichts der Macht, die dieser Mann ausstrahlte. Manchmal war Schweigen die klügste Antwort.

Aeterium von Finsterrode, finde ihn“, fuhr er fort, ohne eine Miene zu verziehen, seine Augen blieben auf Alniira geheftet, als würde er ihre Seele abtasten. „Ich habe etwas für ihn von der Ilharess.

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Die Suche in der Maskerade

Alniira zog ihre Kapuze tief ins Gesicht. Eine Dunkelelfe in Moonglow war so unauffällig wie ein Feuerelementar in einem Schneesturm, das gerade eine Fackel schwenkte und dabei ein Loblied auf Lolth sang.
Bloß nicht auffallen. Bloß nicht erkannt werden. Eine Dunkelelfe, die unbehelligt durch Menschenlande streift – das wäre ja noch schöner. Als ob die Leute nicht schon genug Gründe hätten, mit Fackeln und Heugabeln herumzurennen. Es ist immer dasselbe mit diesen Oberweltlern. Ein Schatten zu viel und schon brennt das Dorf.
Ihr erster Halt war die Taverne, ein Ort, an dem sich Gerüchte sammelten wie Fliegen um einen Kadaver – laut und allgegenwärtig. Ein wahres Paradies für jeden, der Informationen brauchte, ohne selbst zu viel zu verraten.

Sie erspähte einen normal gebauten Schmied in der Nähe, dessen Gesicht jedoch auffallend blass wirkte, fast kreidefarben, als hätte er die letzten zehn Jahre in einem Bergwerk verbracht oder das Sonnenlicht komplett gemieden. Sein Gesicht war vom Ruß seiner Arbeit geschwärzt, ein starker Kontrast zu seiner Haut.
Finsterrode… keine Beschreibung. Nur ein Name. Das ist ja wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, nur dass die Nadel vermutlich selbst eine Nadel sucht. Und ich bin die arme Idiotin, die alle Heuhaufen der Welt durchsuchen darf. Brilliant.
„Entschuldigen Sie, mein Herr“, begann Alniira, ihre Stimme so tief und unauffällig wie möglich haltend, kaum mehr als ein Flüstern. „Ich suche eine Person. Man nannte mir den Namen Aeterium von Finsterrode. Treibt er sich hier in der Taverne herum? Ich habe gehört, dies sei ein Ort des Wissens.“ Sie versuchte, den Hinweis auf den Ort des Wissens mit einem subtilen Nicken zu unterstreichen, als würde sie ein geheimes Verständnis andeuten, das nicht existierte.

Der Schmied, dessen Augen so dunkel wie Kohle waren, musterte sie kurz mit einer seltsamen, fast leeren Neugier, die dann aber schnell weiterwanderte. „Finsterrode? Ja, der ist hier schon ab und an. Aber seit ein paar Tagen hab ich ihn nicht gesehen. Hat sich wohl verzogen, der Gute.
Ein Teilerfolg. Oder auch: Ein Tropfen auf dem heißen Stein, der in der Wüste verdampft, bevor er die Oberfläche erreicht. Aber immerhin kein kompletter Fehlschlag. Das muss ich mir merken: Wenn man keine Ahnung hat, ist ein Tropfen schon ein Ozean. Und wenn man keine Ahnung hat, sind blasse Schmiede mit leeren Augen auch nicht hilfreich. Der Kerl hat das Sonnenlicht wohl noch nie gesehen, oder er hat ein eher… unübliches Schlafverhalten.
Der Weg führte sie weiter zum Minoc Mining Camp.
Vielleicht ein Schmied? Oder ein Minenarbeiter? Die Informationen sind so dünn wie der Faden einer Spinne, die gerade erst mit dem Weben begonnen hat. Ich habe mehr Informationen über die genaue Anzahl der Splitter in meinem Nagel als über diesen Finsterrode. Wahrscheinlich ein weiterer verschollener Eigenbrötler, der seine Existenz als Geheimnis behandelt.
Sie traf einen mürrischen Zwerg, dessen Gesicht so zerfurcht war wie die Minen selbst, und der über alles und jeden schimpfte, was nicht Zwerg war oder aus Stein bestand. Zwerge wussten zwar viel über ihre Stollen und Gesteine, über ihre engen Tunnel und die Beschaffenheit des Erdreiches, aber von der Welt außerhalb ihrer engen Gemeinschaft schien er wenig gehört zu haben. Sein Blick war so eng wie ein frisch gegrabener Schacht. Von einem Finsterrode hatte er noch nie gehört.
Na toll. Das war ja wieder ein Erfolg. Wer hätte gedacht, dass ein griesgrämiger Zwerg nicht alles weiß? Er wusste nicht mal, dass sein eigenes Leben eine Katastrophe ist. Vielleicht hätte ich ihn nach dem genauen Ort seines letzten schlechten Essens fragen sollen, darauf hätte er sicher eine Antwort gehabt. Oder nach der Anzahl der Steine in seinem Bart.
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Der Chimäre auf der Spur

Ihre Reise ging weiter nach Britain. Dort mischte sie sich unter die Menge, lauschte diskret, versuchte, Fetzen von Gesprächen aufzuschnappen. Gerüchte waren wie Brotkrumen, man musste genug sammeln, um den Weg zu finden – und hoffen, dass die Vögel sie nicht gefressen hatten. Eine wahre Kunst, unauffällig zu sein, wenn man sich ständig fragte, ob jeder Blick, der sie streifte, nicht doch zu lange war. Sie erfuhr, dass am Trainingsplatz einige Leute waren, die vielleicht Auskunft geben könnten.
Das ist es wert, es zu versuchen. Schlimmer als ein fluchender Zwerg oder ein blasser Schmied kann es kaum werden. Oder? Nur nicht zu optimistisch werden, Alniira. Das endet meistens in einem Desaster.
Am Trainingsplatz angekommen, stockte ihr der Atem. Eine bekannte Gestalt. Die Chimäre. Halb Mensch, halb … etwas anderes. Eine Viertel? Ein Achtel? Wer wusste das schon genau bei diesem Kerl, dessen Abstammung so kompliziert war wie die Verwandtschaftsverhältnisse in einem Drow-Haus? Er trainierte mit einer anderen Person, die das Siegel von Schwert und Stab trug, ein Zeichen von Autorität und Ausbildung, das Respekt forderte.
Vorsicht. Bloß nicht zu offensichtlich sein, aber er muss mich erkennen. Eine Dunkelelfe, die plötzlich Fragen stellt… Das könnte ungemütlich werden. Ich muss es subtil angehen. So subtil wie ein Schatten, der sich langsam nähert. Er mag sprunghaft sein, aber er ist nicht dumm. Hoffe ich.
Sie näherte sich langsam, zitierte einige seiner früheren Aussagen, warf ihm Fragen zu, die nur sie beide verstehen konnten, kleine Codeschnipsel aus vergangenen Begegnungen. Das Gespräch war ein Tanz, ein Hin und Her, gespickt mit seinen üblichen Abschweifungen.
Er ist so unkonzentriert. Manchmal wünschte ich, seine Gedanken würden auch nur für eine Minute auf einem einzigen Pfad bleiben. Es ist schwer, ihm zu folgen, aber das macht ihn auch unberechenbar. Und manchmal führt sein Wirrwarr zu überraschenden Ergebnissen. Man muss nur geduldig genug sein, um das Chaos zu verstehen.
Doch dann, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, durchbrach ein Satz die wandelnden Gedanken und die chimärischen Abschweifungen, schnitt durch den Lärm des Trainingsplatzes und Alniiras eigene Ungeduld:

Dort ist die Person, die ihr sucht.

Alniira folgte seinem Blick. Aeterium von Finsterrode

Die Unruhe in Alniira erreichte ihren Höhepunkt. Was nun? Der Kreis schloss sich. Das Warten hatte ein Ende. Das Spiel konnte beginnen.
Aetherium von Finsterrode
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"Plane das Unerwartete"

Beitrag von Aetherium von Finsterrode »

Gleichmäßige Schritte von Stiefeln, die auf dem Pflasterstein leise widerhallen.
Jeder dieser Schritte mit solch traumwandlerischer Sicherheit ausgeführt, als würde jede auch noch so kleine Unebenheit des Bodens dem Schreitenden bekannt sein, ohne dass er sich das bewusst ins Gedächtnis rufen müsste.
Alles hier in den Gassen Britains ist dem Mann so vertraut und doch zugleich fremd. Er erinnert sich an unzählige Streifgänge, an das Wahren der Ordnung in seiner aktiven Zeit im Dienst der Krone, an die Geschehnisse, in denen er hier involviert war und auf die ein oder andere Weise eingewirkt hat.

Erinnerungen an Freunde, Gefährten, Menschen und... andere Wesen, die er auch nach seiner Gardezeit unter Hilfe und Schutz gestellt hat. Sorge, Beunruhigung hat Einzug gehalten in die Betrachtungen des widersprüchlichen Mannes, dessen präzise Bewegungen und gradliniges Voranschreiten auf die militärische Ausbildung schließen lassen könnten, welche jedoch in Kontrast steht zu der wallenden dunkelblauen Robe, die erkennbar zu den Insignien eines Gelehrten und Magus gehören mag. Darunter trägt der Magus bei Bewegung leise knarzendes ledernes Rüstzeug.
Der Blick der veränderten, tiefblauen Augen vermag Rückschlüsse auf einen aufmerksamen und scharfen Geist geben.

Doch etwas scheint ihn zu beschäftigen. Er sinniert über die Warnungen, die ihn aus vielen verschiedenen Kanälen zugetragen werden. Visionen, eine ungreifbare Gefahr mit unbekannten, doch zu erwartenden sehr hohem Potenzial flächendeckende Auswirkung zu zeigen. Und doch... noch sind die Informationen zu spärlich und zu wenig belastbar um daraus etwaige Gegenmaßnahmen abzuleiten. Er überlegt, welche Bündnisse er abrufen, welche Gefallen er einfordern und welchen Kräften er sich stellen sollte. Egal was kam, er würde sich dem entgegenstellen - doch: Er muss erst mehr darüber herausfinden...

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Ohne groß an ein bestimmtes Ziel zu denken, hält er auf das Schloss zu, biegt dann, einer Eingebung folgend, zum Exerzierplatz der Garde ab, wo er selbst so viele Momente seines Lebens trainierend und später die Ausbildung der Rekruten überwacht hat.
Das vertraute Knirschen unter den Stiefeln, das kurze Gefühl als der Bannzauber, der verhindert dass man sich auf magischen Wege Zutritt verschaffen kann, den ehemaligen Befehlshaber der Gardetruppen einschließt.

Einen kurzen Augenblick ausgedehnter Stille, da schallt ihm ein Ruf von der Mitte des Kampfplatzes entgegen: "Dort ist die Person die ihr sucht. Aetherium, hier wartet eine Botin auf Dich!"

Gekleidet in die ihm eigene Ruhe und Aufmerksamkeit tritt Aetherium näher. Eine Botin? Dazu eine, die sich versucht wortwörtlich bedeckt zu halten. Der Blick der seltsamen blauen Augen erfasst die kleinere Gestalt vor ihm. Ein kurzer Wortwechsel, die Entscheidung einen ruhigeren Platz zum Reden aufzusuchen.
Es ergeht ein letzter, flüchtiger Abschiedsgruß zu seinem ehemaligen Gardekameraden, Arcomagus Fizbain Kelnorem, der sich daraufhin wieder seinen Übungen widmet. Die Aufmerksamkeit Aetheriums liegt auf der Botin, die ihm nach draußen folgt.
Im Schatten der Wehrmauer stößt Aetherium eine Pforte im Raum auf, beide schreiten hindurch und finden sich im Ostteil der Königsstadt wieder, in der der Kampfmagier ein repräsentatives Haus besitzt, das er nur für geschäftliche Angelegenheiten nutzt.
Der Gast wird hereingebeten und das erste Rätsel enthüllt... Eine Beauftragte des Hauses Ky'Alur - eine Drow in der Königsstadt. Augenscheinlich nervös und nur Handwerkerin. Sucht Aetherium um anzukünden, dass ihm eine Botschaft zugebracht werden soll; hat die Botschaft jedoch nicht selbst dabei.

Aetherium begegnet dem Gespräch mit der ihm eigenen Ruhe und Aufmerksamkeit. Der Verstand arbeitet, analysiert, wägt ab.
Es war lange her dass er das diplomatische Spiel mit der Ilharess des Qu'ellar Ky'Alur gewagt hatte und seine gesetzten Ziele um Haaresbreite erreichte. Es war ein Tanz auf Worten gewesen... ein gar tödlicher Tanz. Doch hatte der Magus es damals vollbracht, Elashinn samt der von ihm eingeforderten Geisel zu verlassen. Gegen sein Wort, dass zu anderer Zeit ein neues Gespräch aufgenommen würde.
Nun... dies scheint wohl der Moment zu sein. Und zugleich ein Zeichen, denn Aetherium vermutet als Motiv das, was ihn derzeit ebenfalls umtreibt.
Wenn eine Macht, wie die der Ilharess Kontakte zur Oberfläche spinnt, musste sich wahrlich viel bewegen. Somit war es das Risiko wert.

Aetherium sagt der Botin der Drow, dass sie ihren Auftrag erledigt habe und er dies wohlwollend erwähnen würde, wenn die richtige Nachricht eintreffen mag. Er selbst forderte nur freies Geleit auf dem gesamten Hin- und Rückwege und während der Unterredung. Dies Konditionen sollte Alniira übermitteln. Angaben zum Treffpunkt soll am Domizil in schriftlicher Form hinterlegt werden.

Als Alniira gegangen war, erhebt sich Aetherium und geht in sein Schreibzimmer. Hier verfasst er drei Schreiben, die mit seinem persönlichen Siegel verschlossen werden. Eines der Siegel belegt er mit einem Schutzzauber, die Depesche wird einem dienstbaren Geist in Form eines Kindes übergeben, das schon zuverlässig den ein oder anderen Brief im Auftrag des Magus zugestellt hatte.
Zurück im Schreibzimmer schaut Aeth auf die verbliebenen Umschläge. Er erlaubt sich ein kleines Seufzen auszustoßen - dann steckt er diese Schreiben in eine geschützte Tasche seiner Robe.

"Es wird Zeit... Zeit, dem Netz der Spinne entgegenzueilen, Zeit, Strategie und Taktik zusammenzubringen... Zeit, das Schicksal ein weiteres Mal nicht bestimmen zu lassen, sondern selbst in die Hände zu nehmen. Zeit, ein wenig... unerwartet zu sein."

Er nimmt seinen Magierstab, legt eine ganz bestimmte Wegesrune in seinen Beutel, prüft eine Ausrüstung ein letztes Mal und fokussiert sich auf eine weitere Rune - die Umgebung verschwimmt. Hier geschieht viel, doch schließlich übergibt er die beiden Briefe, nimmt Versprechen ab, dass diese erst geöffnet werden, wenn er eine Weile fern bleibt. Ein finaler Rettungsanker...

Nach der Verabschiedung verlässt Aetherium das Haus des Freundes. Er entnimmt dem Beutel die besondere Wegmarke. "Tanz im Netz der Spinne, doch ich ziehe unerwartete Fäden. Für eine Zukunft."
Noch einmal füllt er die Lungen mit der Luft des Waldes, spürt den Wind im Antlitz.
Dann öffnet er die Augen, die Umgebung verschwimmt. Die Ebene vor dem Eingang ins Unterreich. Dort, wie die Drow schon ihre Gebietsansprüche auch an der Oberwelt stellen. Verborgene Augen, wachend, aufmerksam ungesehen und auch tödlich.

Aeth flüstert kurz zu sich selbst: "Fortes fortuna adiuvat."

Laut erhebt er dann die Stimme: den Stab langsam vor sich ins Gras sinken lassend: "Ich, Aetherium von Finsterrode, komme in friedlicher Absicht um der persönlichen Einladung der Ilharess des Qu'ellar Ky'Alur zu folgen. Es gab just einen Sternenfall, dieser deutet eine schicksalhafte Wendung für alle Völker an. Lasst uns reden!"

Bewegung um ihn herum... der Magus steht gerade aufgerichtet, die blauen Augen wie von inneren Blitzen erleuchtet.
Er ist eingehüllt ihn die ihm eigene Aura der Ruhe... und wartet auf das, was kommen mag.


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Jhea'kryna Ky'Alur
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Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

Beitrag von Jhea'kryna Ky'Alur »

Die Tore Elashinns standen offen – ein seltenes Bild am Eingang einer Stadt, der sich für gewöhnlich wie ein Kiefer aus schwarzem Gestein verschloss, bereit jeden Eindringling zu zermalmen. Kurz hinter dem Eingang zur Stadt hatten sich Krieger und Kriegerinnen des Hauses Ky'Alur formiert. Dunkle Bänderpanzer spiegelten das fahle Licht der biolumineszenten Pilzsäulen wider, die das Höhlendach weit über ihnen erleuchteten.

Der Weg durch die Stadt war eine Prozession, jedoch keine triumphale. Überall lagen noch Trümmer eines Einsturzes. Risse durchzogen einige der äußeren Tunnel. Staub bedeckte einige der Überreste der anderen älteren Häuser, Noquar, Zauviir den Narbondel im Zentrum der Stadt welcher gerade die Farben des Hauses Ky'Alur trug. Und doch war da etwas Unnachgiebiges im Blick der Wachen. Das Haus Ky’Alur würde nicht weichen – noch nicht.

Aetherium schritt ruhig durch die Straßen, seinen Stab in der Rechten, die Runentasche nah am Körper. Seine Aura vibrierte leicht, als spürte sie das Gewicht der Felsen ringsum, die Bedrohung aus der Tiefe – und den Blick von hundert Augen in der Dunkelheit. Seine Stimme hatte sich gelegt, seine Präsenz jedoch nicht.

„Euer Name wurde bereits geflüstert,“ sagte eine Drow mit silbernen Augen und kühler Miene als Sie sich dem Anwesen des Hauses Ky'Alur näherten. Sie trat aus dem Schatten eines Felspfeilers und maß den Magus mit einem Blick, der ebenso höflich wie gefährlich war. „Die Ilharess bereitet sich auf Eure Ankunft vor. Folgt mir, Magus von Finsterrode.“

Vor dem Thronsaal hielten sie inne. Zwei Jabressen Dartha – stumme Kriegerinnen mit versiegeltem Mund und gebleichten Gesichtsschleiern – öffneten die schweren Tore. Ein Klang wie das Schleifen alter Klingen hallte durch die Kammer. Alniira stand hinter der sich öffnenden Tür neigte den Kopf. „Die Ilharess erwartet Euch.“

Der Thronsaal war von düsterer Schönheit. Schwarzer Obsidian wölbte sich über den Raum, durchzogen von schimmernden Adern aus Vraezil, einem lichtempfindlichen Kristall. Die Wände waren mit Trophäen aus uralten Zeiten geschmückt – Schwerter, Speere, Stelen zerbrochener Banner, Zeichen vergangener Triumphe. Über jeder Tür hingen Symbole siegreicher Duelle, und in Nischen ruhten die Rüstungen legendärer Kriegerinnen, nicht als Leichenreste, sondern als Vermächtnis.

Am Ende der großen Halle stand der Thron – aus Knochen, Stein und Silber. Und auf ihm saß Jhea’kryna.

Sie trug ein Gewand aus Gewebe, das aussah, als sei es aus Schatten und Blut gesponnen. Ihre Krone war flach, aber mit zackigen Spitzen versehen, die sich in alle Richtungen reckten. Ihre Augen, kühl wie das Wasser des Sees Narthar'dil, richteten sich auf den Ankömmling – unbewegt, lauernd, abschätzend.
Zu ihrer Rechten stand Xurina, die Veldriss. Ihre Gestalt war schmal, ihre Bewegungen elegant wie das Streichen einer Klinge. Kein Ausdruck lag auf ihrem Gesicht – nur die Ruhe einer Kreatur, die jederzeit töten konnte.

Sorn hingegen lehnte halb an einer Säule, in dunklem Purpur gewandet, ein leises Lächeln auf den Lippen. Die Art von Lächeln, die eher ein Versprechen war – eines, das niemand hören wollte. Seine Augen glänzten, als Aetherium eintrat.

Und dort – fast unbemerkt – war Lyr’sa. Die Schmiedin hatte sich zurückgezogen, hielt eine Kanne mit dampfendem Tee, bereit, zu dienen, obwohl sie nicht dazu geboren war. Ihre Augen blickten kurz auf, als sie Aetherium sah – und sanken sofort wieder zu Boden.

Jhea'kryna erhob sich nicht. Ihre Finger ruhten regungslos auf der kunstvoll geschnitzten Armlehne ihres Thrones. In ihrem Gesicht lag jene kühle Starrheit, die weder Zustimmung noch Ablehnung verriet – nur tiefe Erwartung. Als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme wie aus tiefem Gestein geformt: „Aetherium von Finsterrode. Ihr habt unsere Einladung angenommen. Und das inmitten von Zeichen, die selbst die Sterne aus der Bahn werfen.“

Der Magus neigte leicht das Haupt. Nicht tief – doch mit der Haltung eines Mannes, der sein Gewicht kennt. „Die Einladung war zu verlockend, um sie abzulehnen, edle Ilharess. Und die Zeichen… sie sprechen von einer Zeit des Wandels. In der Wissen wie das Eure und das meine nicht gegeneinanderstehen sollte.“

Ein kaum merkliches Zucken durchlief Jheas Mundwinkel. „Und Ihr glaubt, wir hätten Interesse an... Austausch?“

„Ich glaube,“ erwiderte Aetherium ruhig, „dass selbst uralte Macht keine Ausnahme ist, wenn das Fundament zu beben beginnt. Und dass es Orte geben mag, an denen sich das Rätsel dieser Erschütterungen klären lässt. Etwa dort, wo sich die Disziplinen vereinen: in Moonglow.“

Ein Wispern ging durch den Saal, wie das Flüstern unzähliger Insekten in tiefer Finsternis. Lyr’sa trat einen Schritt zurück, das Tablett mit der silbernen Kanne noch in der Hand.

Jhea'kryna stand auf – langsam, aber mit jener inneren Kraft, die keinen Zweifel ließ, wer hier über Leben und Tod entschied. Ihr Kleid glitt wie lebendige Finsternis über die Stufen herab. Als sie sprach, klang es leiser, fast nachdenklich – doch jedes Wort schnitt scharf wie Glas: „Ihr seid belesen, Aetherium. Und das macht Euch gefährlich. Doch auch nützlich. Denn nicht jeder kann unterscheiden zwischen dem Versiegen der eigenen Stärke und dem Sturz der Welt.“

Mit langsamer Eleganz blieb sie vor dem Magier stehen, auf derselben Stufe, den Thron nun über sich. Ihre Haltung war ruhig, jede Geste kontrolliert – doch etwas in ihrer Aura hatte sich verändert. Nicht Unterwerfung, nein – aber eine Öffnung. Wie das leichte Anheben eines Schleiers, das gerade genug enthüllte, um Verlockung mit Warnung zu mischen.

„Wenn Ihr mir folgt...“, sagte sie mit jener seidigen Stimme, die weniger eine Einladung war als ein unausweichliches Faktum, „...gibt es Dinge, die kein Hof hören muss.“

Sie drehte sich halb zur Seite, das Profil scharf gezeichnet gegen das flackernde Licht. Nur für den Bruchteil eines Wimpernschlags trafen sich ihre Augen mit seinen – ein Blick, in dem weder Vertrauen noch Feindseligkeit lagen, sondern nur eines: Zweck.

Es war keine Audienz mehr. Kein Empfang.

Es war der Auftakt zu einer Unterredung, von der beide wussten, dass sie das Netz verändern konnte, in dem sie sich bewegten.

Was nun folgte, war ein Gespräch zwischen Schatten – über Macht, über Wissen, über die Stille einer Göttin und die verlockende Möglichkeit, Magie in neuen Bahnen zu denken. Vielleicht ein Handel. Vielleicht ein Spiel. Vielleicht der Anfang vom Ende.

Und Aetherium wusste: Der Tanz hatte gerade erst begonnen.
Lyr'sa Teb'inyon
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Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

Beitrag von Lyr'sa Teb'inyon »

Lyr’sa hatte den Entschluss gefasst, Aetherium gebührend zu empfangen. Sie hatte sich früh am äußeren Weg positioniert, ihr schlichtes Gewand zurechtgerückt, das Haar grob geflochten. In ihren Augen lag der letzte Rest Stolz – oder zumindest der Versuch, ihn aufrechtzuerhalten. Sie stand mit mehreren anderen Drow an der Seite des äußeren Weges, das Tor in Sichtweite, den Blick gesenkt, aber aufmerksam. Ihr Platz war nicht klar zugewiesen worden, und so hatte sie entschieden, sich nützlich zu machen – falls der Empfang nicht reibungslos verlief, wollte sie das Tor öffnen oder anderweitig helfen. Als sich erste Schritte näherten, trat Ly’saar, der Magister des Hauses, an die Gruppe heran. Sein Blick blieb an Lyr’sa hängen, misstrauisch wie eine Klinge am Hals.

„Was tust Du hier?“ fragte er scharf, seine Stimme wie kalter Stahl zwischen den Anwesenden. Lyr’sa trat einen halben Schritt vor. „Ich… ich bin hier, um gegebenenfalls das Tor zu öffnen, Meister.“ Für einen Moment war es still, dann fauchte Ly’saar verächtlich. „Glaubt Ihr, ich wüsste nicht, wie ein Schloss funktioniert? Oder wähnt Ihr euch gar wichtig in diesem Empfang?“ Seine Worte ließen keinen Platz für Antwort.

Die anderen Drow hielten sich still, keiner stellte sich vor sie, keiner blickte zu ihr. Dann kam Tath’raen aus dem Seiteneingang, sagte kein Wort, legte ihr nur fest die Hand auf den Oberarm und stieß sie ohne Gewalt, aber entschieden in Richtung der Stadt zurück. Es war keine Strafe, eher ein Verweis auf ihren Platz – den sie einmal mehr nicht hatte halten dürfen.

Schweigend kehrte Lyr’sa in die Hallen unter der Stadt zurück. Dort erwarteten sie niedere Dienste: Die Latrinengänge mussten gereinigt, die Kohlepfannen der Empfangshalle aufgefüllt werden. Der Ruß haftete an ihren Fingern, der stechende Geruch an ihren Haaren. Niemand lobte sie, niemand achtete auf ihre Mühe – aber das Feuer brannte, der Gestank wich, und der Weg glänzte, als wäre nichts geschehen.

Dann wandte sie sich dem Reibstein zu, schwer und unnachgiebig, und dem Boden des äußeren Mosaikwegs, den man für den Empfang polieren wollte. Ihre Finger schmerzten vom Druck, die Schultern brannten, doch sie arbeitete mit sturem Fleiß. Während sie den Stein kreisen ließ, huschte ihr Blick immer wieder zu den anderen Drow am Tor – aufrecht, bewaffnet, mit Haltung, nicht mit Schmutz bedeckt. Wache zu halten war ehrenvoll, sichtbar, beinahe mühelos im Vergleich zu dieser niederen Schinderei. Dass sie einst zu ihnen gehört hatte, oder hätte gehören sollen, erschien nun wie ein ferner Spott der Erinnerung.
Lyr'sa Teb'inyon
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Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

Beitrag von Lyr'sa Teb'inyon »

Zwei Stunden waren vergangen, seit die Prozession an ihr vorbeigezogen war – zwei Stunden, in denen Lyr’sa die Latrinengänge geschrubbt, Kohlepfannen geschleppt und den Wachs über dem glatten Mosaik mit rußigen Tüchern aufpoliert hatte. Die Hitze hing noch immer in den Gängen, ihre Tunika klebte ihr an der Haut, und der Geschmack von Asche und Metall lag auf der Zunge. Während ihre Hände arbeiteten, kreisten ihre Gedanken unablässig um das, was sie verpasst hatte: die Audienz, das Gespräch mit der Ilharess, den ersten Eindruck, den Aetherium im Qu’ellar hinterlassen hatte.

Sie stellte sich vor, wie die Ilharess sich erhoben hatte, wie ihre Stimme durch den Audienzsaal hallte. Ob Aetherium ihr würdig begegnet war? Ob Ly’saar wieder seine Arroganz zur Schau getragen hatte? Was mit Thath’raen war – ob man ihm Anweisungen gab, Befehle, Aufgaben? Sie stellte sich vor, wie die anderen Drow sich dabei an den Wänden aufgestellt hatten, in ihrer schwarzen Pracht, mit Haltung und erhobenem Haupt. Währenddessen hatte sie sich in das das Abwasser der unteren Gänge niederknien müssen und den Boden gescheuert.

Jetzt war es später Nachmittag, die Schatten hatten sich über die Gänge gelegt, und sie schleppte den Eimer mit rußigem Wasser zurück zum Schacht. Gerade bog sie um eine Ecke des oberen Zuwegs, als ihr zwei Gestalten entgegenkamen – begleitet von zwei weiteren Wachen. Tath’raen ging vorne, das Gesicht wie üblich diszipliniert und verschlossen, und direkt hinter ihm: Aetherium.

Einen Moment lang blieb Lyr’sa stehen, den Eimer noch in der Hand, den Blick gesenkt. Der Gang war schmal, ein Ausweichen nicht sofort möglich, und so verharrte sie, unschlüssig. Tath’raens Blick traf den ihren – kühl, aber nicht feindselig. Dann fiel Aetheriums Blick auf sie, ruhig und abschätzend, ohne Überheblichkeit. Ein Hauch von Aufmerksamkeit, der sie zugleich traf und beschämte.

„Was machst du hier?!“ fuhr Tath’raen sie an, die Stimme scharf vor Eifer und Pflicht. „Willst du unseren Gast beschämen? Aus dem Weg!“

Lyr’sa zuckte zusammen, drückte sich hastig an die Wand, dann in eine schmale Nebengasse, zwei Stufen tiefer. Der Boden war feucht vom Tauwasser, das aus den oberen Gängen sickerte, doch sie sagte nichts. Sie wartete reglos, den Blick auf ihre eigenen Füße gerichtet. Ihre Finger krampften sich um den Henkel des Eimers, doch es war nicht das Gewicht, das sie spürte – es war der brennende Knoten in ihrer Brust.

Sie hasste sich. Dafür, dass sie schwieg. Dafür, dass sie es nicht wagte, dem Jaluken Tath’raen entgegenzutreten. Sie war eine Jalil, geboren über ihm. Sie hätte das Recht gehabt, ihn zurechtzuweisen, ihn zu ohrfeigen, ihn zu demütigen, wenn sie es gewollt hätte. Doch sie tat es nicht. Sie traute sich nicht. Nicht nach der Schande der Melee-Magthere. Nicht nach all den Niederlagen.

In ihren Träumen war sie stark. Sie siegte. Ihre Feinde lagen zu ihren Füßen, niedergerungen von Klingen, die sie selbst geschmiedet hatte – oder von stählernen Kreaturen, Golems aus schwarzem Erz und rauchender Magie, geschaffen mit ihrem Verstand. Aber das war alles, was es war: ein Traum. Ihr fehlte das Können, die Mittel, das Vertrauen. Und so stand sie da, klein und beschmutzt, mit schmerzenden Schultern, und wartete, bis sie wieder vergessen wurde.
Tath'raen
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Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

Beitrag von Tath'raen »

Die Geschichte von Lyr'sa und Tath'raen klammern wir hier aus, um die eigentliche Story nicht zu unterbrechen. Die Geschichte der beiden Drow geht hier weiter: viewtopic.php?t=312
Jhea'kryna Ky'Alur
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Re: Das Zupfen an den Saiten der Harfe die die Welt erschüttern

Beitrag von Jhea'kryna Ky'Alur »

Jhea’kryna saß auf ihrem Thron und wartete. Ihre Haltung war aufrecht, unnahbar. Ihre Hände ruhten auf den Armlehnen wie Dolche in der Scheide, und ihr Blick war bereits zur Tür gewandt, bevor sie sich öffnete.

Ly’saar trat ein, hinter ihm Aetherium.

Er hat sich wieder Zeit gelassen. Wahrscheinlich wieder eines seiner „Willkommensrituale“…

Ihr Blick huschte über ihren Jabukken del Sorcere - ihren Erzmagier- , dessen Miene – gewohnt überlegen – einen Hauch von Überheblichkeit zeigte.
Zu viel geredet, zu viel riskiert. Aber sein Platz ist noch sicher. Noch.

Aetherium war wie erwartet nicht unterwürfig. Das war er nie gewesen. In dunklem Silber und tiefem Schwarz, mit dem Glanz von Silberfäden auf seiner Robe, trat er ein wie einer, der um seinen Wert wusste. Doch verbeugte er sich. Tief genug, um Etikette zu wahren. Flach genug, um sich nicht zu unterwerfen.

Er hat gelernt. Oder er weiß genau, was er spielt. Vielleicht beides.

Die folgende Begrüßung war höflich, beinahe knapp. Sie diente der Öffentlichkeit. Worte für den Hof, das Gefolge, Gesten für die Spione in den Schatten.

Dann erhob sie sich und bedeutete ihm mit einem Wink, ihr zu folgen. Zwei Wachen blieben zurück. Das Arbeitszimmer war durch einen Gang und zwei versiegelte Türen getrennt. Der Ort war abgeschirmt. Sicher. Und voller Gift.

Drinnen, zwischen Pergamentrollen, Tränken, einer geschwärzten Kristallkugel und einem seltsam gewachsenen Pilzterrarium, ließ sie sich auf ihrem gepolsterte Stuhl nieder und bot Aetherium einen weniger bequemen Stuhl gegenüber an.

„Ihr sprecht von Umbruch.“ Sie sprach das Wort mit Bedacht aus. „Aber ihr meint Erschütterung.“

Aetherium nickte langsam. „Das Arkanum... ihr habt einen anderen Namen?"

"Das Netz... das Gewebe..."

"Wie überaus passend... also das Arkanum wie wir es nennen, ist nicht mehr stabil. Es wandelt sich. Etwas stört seine Bahnen. Und nicht nur das der Drow. Alle Völker sind betroffen.“

Natürlich sind sie das. Und vielleicht wird es Zeit, dass sie endlich zahlen.

„Und Ihr meint, es sei ein Angriff? Oder ein Naturphänomen?“ fragte sie, ohne ihre Miene zu verziehen.

„Weder noch. Es ist… wie ein Widerhall. Etwas Uraltes. Vielleicht Erwachendes.“

Das Wort gefällt mir nicht.

Sie schwieg einen Moment, musterte ihn mit halbgeschlossenen Lidern.
Wenn dies wirklich eine Gefahr ist, wird sie mein Volk zuerst treffen. Und dann jene, die uns bedrohen könnten. Vielleicht... kann man sie umleiten.

„Ich werde die Archive der Sorcere öffnen lassen“, sagte sie leise. „Wenn dort etwas über solche… Störungen zu finden ist, werden wir es finden.“

„Ihr seid vorsichtig“, sagte Aetherium. Es klang nicht wie ein Vorwurf. Mehr wie eine Feststellung.

„Ich bin Ilharess“, entgegnete sie ruhig.

Von draußen drang das leise Flüstern der Wachen herein, kaum hörbar, aber deutlich für ihre geübten Ohren.

„…wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, Tath’raen…“, zischte Ly’saars Stimme scharf.

Wie vorhersehbar. Er spielt den Leibwächter und den Eifersüchtigen zugleich. Tath’raen ist loyal, aber Ly’saars Zunge ist schärfer als ein Schwert. Noch.

Jhea schloss kurz die Augen.

Ich sollte einen Gemahl erwählen. Früher oder später. Die Große Mutter erwartet es. Aber keiner dieser beiden... ist geeignet. Oder zu geeignet? Ly’saars Forschheit ist anziehend. Wie ein Flammenpilz: schön, heiß und tödlich.

Sie wandte sich Aetherium wieder zu, dessen Blick ruhig geblieben war. Fast zu ruhig.

„Sagt, was erwartet Ihr? Ein Bündnis? Unterstützung? Schutz?“

„Verständnis zuerst“, sagte er leise. „Dann… Zusammenarbeit. Zumindest bis wir wissen, worum es wirklich geht.“

Zusammenarbeit. Ein schönes Wort für das, was keiner kontrollieren kann.

Jhea beugte sich leicht vor. „Wenn Ihr einen Feind benennt – oder ein Ziel –, dann könnte ich bereit sein, das meine zu wählen.“

Aetherium lächelte schwach. „Noch habe ich nur Spuren. Aber eine führt zu einem Sternengucker in Moonglow. Einem Astronom der Akademia ars Magica.“

Die alten Gucker. Sie wittern immer als Erste, wenn sich der Himmel verfärbt.

„Es heißt, er habe in den Sternen etwas gesehen… das nicht sein sollte.“

Jhea'kryna hob die Augenbraue. „Und Ihr wollt ihn befragen.“

„Mit Euch. Sobald Ihr bereit seid.“

Ein Zeichen des Respekts. Oder ein Versuch, mich in den Bann zu ziehen? Vielleicht beides.

„Gut“, sagte sie. „Ich werde meine Jabukken auf die Archive ansetzen. Und wenn ihr ihn findet, werdet ihr mich informieren!“

Sie erhob sich und trat an eines der schweren, von Sporenlichtern erleuchteten Fenster. Ihr Blick glitt über Elashinns Kuppeln und Türme.

Und wenn Lloth antwortet… wenn sie mir eine Vision schenkt… dann werde ich wissen, ob du mir dienst. Oder geopfert werden musst.

„Ihr dürft gehen“, sagte sie schließlich. „Doch vergesst nicht, was wir sprachen.“

Aetherium verneigte sich leicht, dann verließ er das Zimmer. Kein Wortsatz zu viel, kein Blick zurück.

Als er fort war, blieb Jhea noch einen Moment allein.

Etwas erwacht. Und ich werde es zuerst sehen. Oder als Erste seinen Zorn lenken. Möge Lloth mir die Klauen reichen, wenn es soweit ist.


P.S.
(gedanken in kursiv und fett... kA kam nich so schön rüber wie ich mir das vorstellte :) deal with it
Aetherium von Finsterrode
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Beobachtungen und Gedanken

Beitrag von Aetherium von Finsterrode »

Aetherium folgte dem Sargtlin die Stufen der Vorhalle hinunter, während hinter ihm die Türe des Gemachs der Ilharess ins Schloss fiel. Viele Gedanken schwirrten ihm im Verstand umher, Informationsschnipsel, Fragen... Doch schob er dies zurück, denn er wusste um die weiter lauernde Gefahr als Mensch in den uralten Hallen der Dunkelelfen. Seine Aufmerksamkeit war vollkommen auf seine Umgebung gerichtet. Zwei Schritt vor ihm ging Tath'raen voraus, drei Schritt hinter ihm weitere Wachen. Am Fuß der Treppe bog die Prozession, mit dem Kampfmagier im Zentrum, auf einen Pfad der gerade und etwas tiefer ins Herz des Reiches der nachtschwarzen Hallen führte. "Ich bringe Euch zu unserem Reisemagier." war die Stimme Tath'raens zu vernehmen - ein ruhiges Nicken war die Reaktion Aetheriums, der sich bewusst war, dass auch jede kleinste Geste oder Mimik beobachtet wurde. Der Gang zog sich hin. Eine zierliche Gestalt stand plötzlich auf dem Pfad, einen Eimer in der Hand. Aetherium erkannte die Drow, die bei seinem Eintreffen vor wenigen Stunden rüde zurechtgewiesen und fortgeschickt worden war, nachdem sie ihm das Gatter aufschließen wollte. Der durch die Jahre im Dienst der Garde geschulte Blick seiner seltsamen Augen betrachtete die Haltung der Drowfrau und ließ ihn Schlüsse ziehen. Neben der Scham, vermeinte er Furcht und eine Art Mutlosigkeit zu erkennen und etwas, was er nur allzu gut von sich selbst kannte: einen sich aufbäumenden Geist, der sich gegen die Fesseln aus Normen und Sitten der Dunkelelfengesellschaft stemmen mochte, den Punkt jedoch noch nicht erreicht hat.
Die Gedanken des Magiers wurden jäh unterbrochen, als der vorauslaufende Sargtlin die zurückweichende Drow anfuhr: "Was machst du hier?! Willst du unseren Gast beschämen? Aus dem Weg!“
Aetherium setzte an die Distanz zum Sargtlin wieder zu verringern und aufzuschließen. Innerlich schalt er sich einen Narren, denn seine Aufmerksamkeit, die eine Rettungsleine darstellen mochte, war zu lange auf Lyr'sa verblieben. Ein potentiell tödlicher Fehler, den der Magier auf die langsam einsetzende Müdigkeit schob. Zu lange war er in den vergangenen Sonnenumläufen wach geblieben und hatte versucht, die drängenden Fragen zu ergründen. Wenige Schritte, dann erreichte er kurz nach dem Sargtlin einen dunkelelfischen Reisemagier. Kurze Worte der Verabschiedung, das Portal wurde aufgestoßen und Aeth stand wieder im Freien.
Sich auf sein Ziel konzentrierend, leitete er seine Weiterreise ein.

Zurück in seiner Schreibstube bereitete er sich einen muntermachenden Kräutertee zu, atmete ein paar Mal tief durch um die Ermattung zurückzudrängen und konzentrierte sich auf das Wirken eines Zaubers. Ein Zauber, der die erste sorgsam vorbereitete Depesche, die er vor Stunden aufgegeben hatte aus der Ferne vernichten würde.
"Dies war der einfache Teil..." Ein leises Lachen, müde, erschöpft, klang in das leere Haus hinein. Aeth rieb sich kurz die Schläfen, leerte den Becher Tee und erhob sich.
"Nun geht es zur gefährlicheren Mission... die beiden anderen Briefe aufsuchen und mich erklären."
Der Magier verließ das Haus und rekapitulierte auf dem Weg, was er erlebt, beobachtet und in Erfahrung gebracht hatte.


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Seine Taktik, die Bestätigung des Gastrechtes von der Ilharess persönlich ausgesprochen zu bekommen und damit einen etwas besseren Garant für seine Unversehrtheit zu erhalten, war aufgegangen.
Es gab im Hause Ky'Alur wohl Ambitionen... Natürlich gab es diese und, sollte dies nicht selbst eine Scharade gewesen sein, wagte es der Arkanwirker Ly'Saar am Hofe, gegen die Ilharess aufzubegehren. Vor den Augen des Außenweltlers. Könnte dies eine Bedrohung der Machtansprüche der Ilharess darstellen? Begünstigt durch die Beben sowohl im Arkanum, wie auch unter der Erde?
Was Aetherium verstanden hatte war, dass sich die Oberste der Ky'Alur der Machtschöpfung aus dem Gewebe bediente. Auch wenn ihre Position gefestigt wäre, könnte ein schweres Einwirken auf die Quelle Machtverhältnisse verschieben. Darin mochte wohl auch ein Grund für das Kontaktieren Aetheriums begründet liegen.
Aber die Ilharess war auf jeden Fall intelligent und erfahren genug, um die Bedrohung für ihr Volk erfasst zu haben. Und das schon, bevor der Stern fiel.
Aeth dachte an die nächsten Schritte: Moonglow. Dort würde er weiter ansetzen und die Ilharess wollte ihn dorthin begleiten. Es war weiterhin ein gefährliches Spiel, aber es ging um die Sicherheit Aller und er durfte sich keinen Fehler erlauben.

Der Schlüssel ließ den Türriegel vorschnappen. Der Magus trat vor sein Haus, blickte kurz zu dem wehenden Banner in den Farben des Hauses derer von Finsterrode, welches an der Fassade des Anwesens seines Oheims aufgeflaggt war und ließ erneut ein müdes Seufzen vernehmen.
"Auf zu zwei Schlachtfeldern, die ich hoffentlich auch überstehen werde."
Seine Hand griff in die Runentasche und zog zwei der dunklen Steine hervor. Die Ziele führten zu Freunden. Zu Freunden, denen er sich nun stellen und erklären musste. Freunde, welche die an sie gerichteten Briefe nicht mehr lesen sollten, denn der Anlass dafür war erstmal nicht mehr gegeben.
Die Gestalt des Magus verblasste, als er sich für eine der Runen entschieden hatte, die er seit sehr langer Zeit nicht mehr benutzt hatte. Als seine Sicht sich klärte, blickte er auf die vom fahlen Mondlicht beschienenen dunklen Steine des halb verfallenen Turmes Raash al Ghuls...

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Zuletzt geändert von Aetherium von Finsterrode am 05 Jun 2025, 07:30, insgesamt 1-mal geändert.
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