Wolfszorn und Menschenschicksal

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Rianon
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Rianon »

Rianon verharrte still neben dem verletzten Schmied, sein Blick auf dessen blasses Gesicht gerichtet. Das Leben entglitt ihm, das spürte er deutlich – der Herzschlag des Mannes war unruhig, sein Atem unregelmäßig, das Rasseln in seiner Brust kaum zu überhören. Für einen Augenblick ließ Rianon die Lider sinken, sammelte sich, rang mit sich selbst. Er wusste, was er tun musste, und dennoch zögerte er. Diese Entscheidung war endgültig. Kein Zurück, kein zweites Leben, keine Rückkehr in das, was der Mann einmal gewesen war. Die Saat in ihm war da, das wusste er – er konnte ihren Geruch fast schmecken, dieses uralte Erbe, das tief im Blut schlummerte wie eine Flamme unter kalter Asche. Ein Funke reichte, um sie zu entfachen… aber dieser Funke konnte alles verändern.
Alniira stand stumm hinter ihm, ihre Gestalt wie ein Schatten unter den knorrigen Ästen. Ihre roten Augen ruhten auf ihm, unergründlich und still, und ohne ein Wort hob sie leicht die Schnauze – ein stummes Zeichen, dass sie seine Entscheidung akzeptierte. Koda und Naya warteten am Rand der Lichtung, die Muskeln gespannt, die Lefzen noch leicht blutverschmiert.
Rianon beugte sich zu dem Mann hinunter, sodass ihre Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren. Sein Atem war ruhig, kontrolliert. „Es wird Schmerz bringen, mehr als du glaubst ertragen zu können,“ flüsterte Rianon, seine Stimme rau und tief, beinahe wie ein fernes Grollen. „Aber du wirst leben. Und von diesem Moment an… wirst du einer von uns sein.“ Die Lider des Mannes zuckten, ein schwacher Laut entrang sich seiner Kehle – keine Worte mehr, nur der Hauch von Zustimmung. Seine Hand lag noch immer auf Rianons, kraftlos, aber fest genug, um eine Antwort zu geben.
Rianon schloss die Augen, ließ seinen inneren Wolf hervortreten, und spürte, wie sich seine Gestalt veränderte. Die Verwandlung kam fließend: Muskeln spannten sich, Knochen knirschten leise, sein Kiefer verlängerte sich, Fänge wuchsen unter seinem Zahnfleisch hervor. Sein grünes Fell schimmerte im flackernden Licht der sinkenden Sonne. Er öffnete die Augen. Goldene, wilde Pupillen fixierten den Mann, und dann senkte er langsam seinen Kopf. Für einen Herzschlag lang verharrte er, hörte das schwache, unregelmäßige Pochen des Herzens, und dann schlugen seine Fänge tief in Talos’ Schulter.
Ein dumpfer Laut entwich dem Schmied, halb Schrei, halb Keuchen, als die Zähne sein Fleisch durchdrangen und die Saat mit dem Blut vermischt wurde. Sofort schoss eine Hitze durch den sterbenden Körper, als würde Feuer durch seine Adern gepresst, und sein Rücken bog sich reflexartig durch. Sein Atem riss stoßweise, und sein Herz begann, unkontrolliert zu rasen. Der Schmerz war überwältigend, brennend, zerschneidend – so, als würde sein ganzer Körper gleichzeitig sterben und wiedergeboren werden.
Rianon zog sich zurück, seine Fänge glänzten dunkelrot. Er legte eine Pfote auf den Kopf des Mannes, um ihn sanft in der Realität zu halten, während dessen Körper zu zittern begann. Seine Muskeln zuckten, als würden unsichtbare Kräfte an ihnen reißen, sein Atem ging stoßweise, die Adern an seinem Hals traten hervor. „Atme…“ dachte Rianon, „Lass es zu. Kämpfe nicht dagegen.“
Hinter ihnen begann Koda leise zu knurren, während Naya nervös den Boden scharrte. Selbst Alniira trat näher. Denn wenn dieser Mensch die Verwandlung nicht überstand, würde er entweder zerbrechen… oder als etwas anderes erwachen. Dann, mit einem letzten, krampfhaften Atemzug, ließ der Mann seinen Kopf zurücksinken. Seine Lider flatterten, sein Blick verschwamm, aber das Pochen seines Herzens stabilisierte sich. Die Saat war geweckt. Ein Teil des alten Mannes war gestorben – und ein neues, ungezähmtes Leben begann in ihm zu brennen.
Rianon verharrte über ihm, sein Atem schwer. In seinen Augen lag kein Triumph, sondern Sorge. Er wusste, dass dieser Mann von nun an einen Weg beschreiten würde, der kein leichter war. Einen Weg, den er nie ganz verlassen könnte. Er würde ihm dabei helfen, so wie einst Alniira ihm half. Doch zunächst, muss er hier weg...wenig später zerrten vier Wölfe an dem bewusstlosen Mann und schleppten ihn in ein neues Leben, welches in einer Höhle beginnen würde.
Alniira Vrammyr
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Alniira Vrammyr »

Das sanfte, pulsierende Licht der Mondrunen auf Alniiras Schwert war die einzige Lichtquelle, die die Dunkelheit der Höhle durchdrang, abgesehen vom fernen, verspielten Jaulen der Welpen aus den hinteren Kammern. Alniira kniete neben dem bewusstlosen Schmied, ihr Gesicht im bläulichen Schimmer eine Maske aus Konzentration und Sorge. Die Luft war erfüllt vom erdigen Geruch der Höhle, dem scharfen Duft von Blut und dem bitteren Aroma der Heilkräuter, die sie auf seine Wunden gelegt hatte.

Sie hatte getan, was sie konnte. Die tiefen Stichwunden in Schulter und Rücken hatte sie gereinigt und mit einem Umschlag aus Moos und zerstoßenen Blättern bedeckt. Es war ein primitives Wissen, erlernt in den Schatten Elashinns und verfeinert durch die Instinkte des Waldes, doch sie wusste, dass es an seine Grenzen stieß. Dieser Mann, dieser Talos, brauchte mehr als Kräuter. Er brauchte einen Heiler – oder ein Wunder.
Alniira hat geschrieben:Wach auf, Sturkopf… Wach auf.
Ihr Flüstern verlor sich im Echo der Höhle. Sie tauchte ein Tuch in einen Wasserschlauch und tupfte ihm vorsichtig die schweißnasse Stirn. Er war so groß, so massiv im Vergleich zu ihr, selbst in seiner menschlichen Gestalt. Seine Hände, schwielig und rau von unzähligen Stunden am Amboss, lagen schlaff neben ihm. Es war seltsam, einen Menschen so verletzlich zu sehen. Einen, der für den Wald geblutet hatte.

Draußen spürte sie die Präsenz von Naya und Koda, die Wache hielten – ein stiller, wölfischer Wall gegen die Außenwelt. Doch eine Präsenz fehlte – Rianon. Sein vertrauter, erdiger Geruch war verschwunden, verweht vom Nachtwind. Eiskalte Verwirrung durchfuhr Alniira, gefolgt von aufkeimender Angst. Warum war er fort? Gerade jetzt? Er hatte sie mit dem verletzten Menschen allein gelassen. Mit einer Verantwortung, die sie nie gewollt hatte.
Alniira hat geschrieben:Wir haben ihn gerettet… aber wofür, wenn er hier stirbt? Wenn mein bisschen Wissen nicht ausreicht? Rianon... wo bist du?
Panik kroch in ihr hoch, kalt und vertraut. Sie drückte sie beiseite, zwang sich zur Ruhe. Sie hatte die Saat in ihm gerochen, genau wie Rianon. Sie wusste, was seine Rettung bedeutete, welche Bürde ihm auferlegt worden war. Wenn er jetzt starb, wäre es eine grausame Ironie des Schicksals – und die Schuld würde allein auf ihren Schultern lasten.

Sie beugte sich über ihn, lauschte seinem flachen, rasselnden Atem. Er war noch da. Sein Herz schlug noch. Aber wie lange? Verlassen und unsicher wusste sie, dass sie die Nacht nicht überstehen konnte, ohne eine Entscheidung zu treffen.
Alniira hat geschrieben:Ich kann nicht zulassen, dass du stirbst. Nicht nach allem. Wenn du nicht bald deine Augen öffnest, Schmied, dann muss ich um Hilfe bitten… und die Göttin mögen uns beistehen, was dann geschieht.
Ihre Hand legte sich unbewusst auf den Griff ihres Schwertes, dessen leuchtende Klinge neben ihr lag. Die Luft in der Höhle wurde dick und schwer, ein Gemisch aus Sorge, Blut und der erdrückenden Last der Verantwortung. Sie musste atmen, einen klaren Gedanken fassen. Leise, um den Schmied nicht zu stören, erhob sie sich und trat hinaus in die kühle Nachtluft.

Draußen, nur wenige Schritte vom Eingang entfernt, lag ein großer, vom Mondlicht blass beschienener Felsbrocken. Sie kletterte hinauf, setzte sich und zog die Knie an, den Blick in den weiten, sternenklaren Himmel gerichtet. Die Sorge war nicht verschwunden, aber hier draußen, unter dem wachsamen Auge ihrer Göttin, fühlte sich die Last nicht mehr ganz so erdrückend an. Hier konnte sie nachdenken.
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Talos
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Talos »

In seinen Träumen rannte er durch einen finsteren und dichten Wald. Verletzt und blutend, wankte er durch das Geäst. Er stolperte von Baum zu Baum und immer wieder hörte er ihre Stimmen. Leise und so weit entfernt als würden sie ihn durch den kühlen Wald rufen. Er solle nicht aufgeben. Sich am Leben festbeißen.
Mit jedem Ruf nach ihm wurde der Wald lichter und das Licht das er sah, heller. Umso weiter er voran schritt desto mehr heilten seine Wunden. Das Licht erfüllte ihn zunehmend mit einer wohligen Wärme und ließ ihn schneller und schneller werden. Sein Stolpern wurde zu einem Schlurfen, zu einem Gehen, zu einem Laufen und schlussendlich zu einem Rennen.
Er rannte so schnell er konnte dem Licht entgegen und folgte den Rufen.
Die Bäume um ihn herum wurden immer spärlicher bis er auf einer große Waldlichtung zum Stillstand kam über der ein riesiger Vollmond thronte.
Bei seinem nächsten Zwinkern war er auf der selben Lichtung jedoch bei Tag. Die Sonne strahlte hell auf ihn herab und um ihn herum tobten Hasen und Rehe. Ein lauer Frühlingswind strich ihm ums Gesicht und lies ihn tief durchatmen.
Er fühlte keinen Schmerz mehr. Nur Wärme und Ruhe.
Neben ihm waren ein paar Wölfe die ihn, fröhlich hechelnd, neugierig anschauten. Einer ihrer Welpen trottete auf ihn zu. Er hob die Hand um sie dem Welpen zum Beschnuppern entgegen zu recken und sah - eine pechschwarze Pfote. Er blickte an sich hinab und sah mehr pechschwarzes Fell. Seine Augen weiteten sich als er mit einem Aufschrei in der Höhle zu sich kam.
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Rianon
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Rianon »

Rianon schob sich langsam in die Höhle, das Licht des frühen Morgens hing noch in silbrigen Fäden zwischen den Bäumen. Seine Pfoten glitten lautlos über den feuchten Boden, und der Duft von Moos, Erde und Blut lag schwer in der Luft. In seinem Maul trug er ein kleines Bündel Kräuter, die er sorgsam aus dem Wald gesammelt hatte – bitter duftende Blätter, die er sonst auf Wunden von Hirschen und Rehen legte. Menschen waren doch ähnlich gebaut, dachte er sich mit einem Anflug von Unsicherheit. Zumindest hoffte er das.
Die Höhle war kühl und dunkel, nur durch eine schmale Öffnung fiel ein Streifen Licht, der die Umrisse des Mannes erhellte. Talos lag dort, die Brust schwer atmend, Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Doch kaum, dass Rianons Augen ihn fanden, schnellte Talos auf. Mit einem erstickten Aufschrei fuhr er hoch, die Hände tasteten nach dem eigenen Körper. Seine Augen waren geweitet, das Atmen heftig, fast schon ein Knurren zwischen den Zähnen.
Rianon blieb stehen. Ein innerer Riss spannte sich in ihm auf. Ein Teil wollte den Blick abwenden, weil er wusste, was er diesem Mann angetan hatte – ein Schicksal, das nicht mehr rückgängig zu machen war. Ein anderer Teil aber war der Wolf, der ihn dazu drängte, Talos nicht allein in diesem Chaos zu lassen.
Er ließ das Kräuterbündel vorsichtig auf den Boden fallen und trat näher, seine Augen fest auf den Schmied gerichtet. Noch immer schwieg er, während in ihm die Stimmen tobten. Der Adler in ihm war stolz und streng, pochte darauf, dass jede Tat Verantwortung nach sich zog. Der Wolf war pragmatisch: er hatte den Mann gebissen, also war dieser nun Rudel. Der Elf aber, der tiefste Teil Rianons, trauerte um das Ende eines Menschenlebens, wie es einmal gewesen war.
Talos‘ Blick huschte zwischen seinen eigenen Händen und Rianon hin und her, als würde er im Schatten des Wolfes die Antwort suchen. Seine Lippen zitterten, und das Einzige, was er hervorbrachte, war ein krächzendes: „Was… bin ich?“ Rianon verwandelte sich. Es hatte keinen Sinn vor diesem Welpen, der nun zu ihnen gehörte, die Maskerade aufrecht zu halten. Knochen knackten, Muskeln verschoben sich, das grüne Fell wich der Haut des Elfen. Am Ende stand er dort, still, mit einem Ausdruck zwischen Schuld und Entschlossenheit. Er kniete sich neben Talos, nahm vorsichtig die Kräuter auf und legte sie neben ihn. „Du bist nicht mehr, was du warst,“ sprach er leise. „Ich habe dir das Leben genommen, das du kanntest… und dir ein anderes geschenkt. Ob du es annimmst, ob du stark genug bist, diesen Weg zu gehen, das musst du selbst entscheiden.“ Einen Moment schwieg er, dann legte er eine Hand auf Talos’ Schulter, schwer wie ein Schwur. „Aber du bist nicht allein. Wir bringen es dir bei.“

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Alniira Vrammyr
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Alniira Vrammyr »

Der Wald atmete in der Dämmerung, ein leises, beständiges Flüstern, das Alniira jedoch kaum wahrnahm.
Sie bewegte sich wie ein Geist zwischen den Stämmen, ein schwarzer Schatten in einer schwarzen Robe, der jeden bekannten Pfad mied.
Das schwere Bündel auf ihrem Rücken war mehr als nur eine physische Last; es war das Gewicht einer Welt, die auf ihren schmalen Schultern zusammenzubrechen drohte.
Darin befanden sich die Früchte ihrer gefährlichen Reise:
Heilkräuter aus dem Barbarendorf, deren erdiger Geruch sich mit dem von geräuchertem Fleisch mischte.
Nahrung für das Rudel, ein paar getrocknete Beeren für die Welpen und eine Handvoll fade Wurzeln für einen Mann, der vielleicht nie wieder erwachen würde.

Jeder lautlose Schritt, der sie tiefer in die Sicherheit des Yew Waldes zurückbrachte, war ein Schritt tiefer in ihre eigene Finsternis.
Die Bäume um sie herum waren stumme Zeugen ihres inneren Chaos.
Alniira hat geschrieben:Ein Geist… Rianon ist fort, einfach verschwunden. Ein Thron… der alte Wolf ist Asche, vom Wind verweht. Ein Leben… Talos, ein Fremder, hängt an einem seidenen Faden, den ich in Händen halte.
Und ich? Ich bin nur eine Ausgestoßene, die Diebin spielt, um eine Familie zu ernähren, die keine Führung mehr hat.
Ihre Mission war ein Erfolg gewesen. In ihrer Wolfsgestalt hatte sie sich dem Misstrauen der Barbaren genähert, hatte unterwürfig gewirkt, hatte gejagt und ihre Beute geteilt, bis ihr Anblick vertraut war.
Ein paar flüchtige Momente der Unachtsamkeit im Dorf hatten genügt, um die wertvollen Kräuter und die Nahrung an sich zu bringen.
Ein Sieg. Doch er schmeckte bitter, wie Asche auf der Zunge. Was nützte ein voller Magen, wenn die Seele hungerte?
Was nützte ein geheilter Körper, wenn das Herz des Rudels aufgehört hatte zu schlagen?
Alniira hat geschrieben:Ohne Rianon sind wir nur eine Ansammlung von Jägern ohne Ziel. Ein Lied ohne Melodie. Ich kann sie füttern, aber ich kann sie nicht führen… Ich finde den Weg nicht… nicht aus diesem neuen Dunkel.
Endlich erreichte sie die ihr bekannte Lichtung nahe dem Wolfsbau.
Der Ort, der einst ein Heiligtum des Friedens und des Tanzes gewesen war, schien sie nun mit stummer Anklage zu mustern.
Mit einer Bewegung, die von unendlicher Müdigkeit zeugte, ließ sie das schwere Bündel ins Moos gleiten.
Die Leckereien für die Welpen rollten heraus, doch der Anblick bereitete ihr keine Freude.

Sie setzte sich, zog die Knie an die Brust und ließ die Kapuze ihrer Robe zurückfallen.
Es war tiefe Nacht geworden. Der Mond stand hoch am Himmel, und sein Licht fiel nicht sanft, sondern wie ein kalter, flüssiger Wasserfall aus Silber auf ihre dunkle Haut, auf ihre weißen Haare.

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Sie hob den Kopf, bot dem Licht ihre Kehle dar, als erwarte sie einen Gnadenstoß.

Dann schloss sie die Augen. Und die mentale Festung, die sie so lange bewahrt hatte, zerbrach.
Eine einzige, heiße Träne löste sich, dann eine zweite. Lautlos rannen sie über ihre Wangen, Spuren aus flüssigem Schmerz im kalten Licht des Mondes.

Die Tränen auf Alniiras Wangen hinterließen kalte Spuren auf ihrer Haut. Doch die Leere, die sie hinterließen, war kälter.
Sie saß regungslos, eine Statue aus Trauer im Tempel des Mondlichts. Aus der Stille ihres Schmerzes stieg eine Melodie auf, leise, kaum hörbar.
Ein altes Lied, das sie nie gelernt, aber immer gekannt hatte, summte auf ihren Lippen.
Es war die Melodie ihrer Seele, und als sie die Augen öffnete, waren ihre Worte kein Gebet mehr, sondern ein Flüstern an eine alte Freundin.
Alniira hat geschrieben:Du fließt durch meine Träume, leise, schwer wie Rauch im Wind.
Du bist das Lied, das keiner kennt, doch jeder hört, wenn Schatten sind.
Ihr Flüstern wurde fester, eine Beschwörung, eine Anrufung. Sie sprach nicht zu einem fernen Gott am Himmel, sondern zu der Präsenz, die sie in den Blättern, im Moos, im Licht selbst spürte.
Alniira hat geschrieben:Du bist nicht fern, du bist nicht kalt, du bist das Mondlicht in Gestalt.
Du bist Eilistraee, mein Kreis, der alles hält.
Das Mondlicht, meine Welt.
In dem Moment, als das letzte Wort ihre Lippen verließ, explodierte die Stille.

Mit einer einzigen, fließenden Bewegung sprang sie auf. Die schwarze Robe löste sich von ihren Schultern und fiel wie ein welkes Blatt zu Boden, enthüllte die kampfbereite Gestalt darunter.
Mit einer Geschwindigkeit, die kein menschliches Auge hätte verfolgen können, zischte ihre Hand zum Schwertgriff.
Die Klinge verließ die Scheide mit einem leisen, singenden Ton, gerade rechtzeitig, um einen unsichtbaren Hieb abzufangen, der auf ihr Herz gezielt hatte.
Ein mentaler Ruck fuhr durch ihre Klinge, ein reiner Schock aus Willenskraft, der ihre Seele erschütterte.
Die Mondrunen flammten gleißend hell auf und tauchten die Lichtung in ein geisterhaftes, blaues Licht.

Die Dunkelheit war nicht länger nur ein Gefühl. Sie war nun hier in ihrem Verstand und manifestierte sich dort zu geisterhaften Angreifern.

Alniira drehte sich auf dem Absatz, ihr Körper eine gespannte Sehne. Vor ihrem geistigen Auge waren sie da – die Schatten ihrer Ängste, die Manifestationen ihrer Verzweiflung.
Ein Ring aus formlosen, lauernden Gestalten, die sie umkreisten. Ihre Klinge zitterte nicht.
Sie hielt sie in einer perfekten Verteidigungshaltung, bereit, jeden Schlag abzufangen, der aus dem Nichts kommen würde.
Es war kein Kampf, um zu siegen. Es war ein Kampf, um zu überleben.
Alniira hat geschrieben:Mutter! Ich, ein Kind des Mondes, eines deiner Kinder, stehe hier im Kampf gegen die Schatten, die mich umringen! Ich weiß nicht weiter!
Ihre Worte wurden von einem Zischen in der Luft unterbrochen. Sie warf sich zur Seite, die Klinge schnellte herum und blockte einen weiteren imaginären Angriff.
Die reine Anstrengung, den mentalen Schlag abzuwehren, ließ ihre Arme erzittern, doch sie hielt stand. Sie konnte nur parieren, ausweichen, sich verteidigen.
An einen eigenen Angriff war nicht zu denken.
Alniira hat geschrieben:Ich weiß nicht, was ich tun soll, Mutter! Das Rudel ist ohne Führung! Rianon hat uns verlassen, hat mich verlassen! Ich weiß nicht, was ich tun soll wegen des Schmieds, der in unserer Höhle vermutlich sterben wird!
Wieder ein Angriff. Diesmal wich sie mit einem verzweifelt anmutenden Sprung nach hinten aus, ihre Füße landeten lautlos im Moos.
Die Schatten drängten näher, spürten ihre wachsende Erschöpfung, ihre schwindende Hoffnung.
Alniira hat geschrieben:Auch der alte Leitwolf ist nicht mehr! Ich brauche Führung! Ich bin allein!
Ihr letzter Ausruf war kein Gebet mehr, sondern ein Schrei, der in der stillen Nacht verhallte.
Die unsichtbaren Angriffe hörten für einen Moment auf. Die Schatten hielten inne, als warteten sie auf ihren Zusammenbruch.
Alniira stand da, keuchend, die leuchtende Klinge zitternd vor sich gehalten, eine einsame Flamme in einer erdrückenden Finsternis, die von allen Seiten nach
Pyrian
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Das ferne Lied des Mondes

Beitrag von Pyrian »

Ein Gewebe aus silbernen Fäden breitet sich im Dunkel aus, schimmernd wie Tautropfen im ersten Licht. Manche Stränge sind zerrissen, andere neu geknüpft, doch dazwischen leuchtet ein Bogen, der sich wie ein Kreis wieder schließt.

Aus der Ferne, kaum greifbar, erklingt eine Melodie – leise, wie ein Lied im Wind, das man nicht ganz erfassen kann. Sie trägt den Rhythmus eines Rudels, vertraut und doch fern, ein Klang, der an den Rändern der Wahrnehmung verweilt.

Aus dem Muster und dem Klang hebt sich die Gestalt eines Wolfes, verschwunden und doch nicht verloren – sein Schatten tritt aus dem Nebel, löst sich vom Rand des Gewebes und wandelt zurück in das Licht. Sein Herzschlag erklingt leise im Chor der Sterne, erst fern, dann näher, bis er sich in das Lied der anderen Fäden einfügt.

Ein stilles Versprechen liegt in diesem Bild: dass kein Pfad endgültig bricht, dass auch der, der verschwand, den Weg zurückfinden wird. Das Gewebe wird neu geflochten, und ein vertrauter Schritt wird wieder an der Seite gehen, wenn die Nacht am dunkelsten scheint.

Und über allem ruht der sanfte Glanz des Mondes – wie eine Hand, die tröstet, wie eine Stimme ohne Worte, die sagt: Es ist noch nicht vollendet. Halte stand, bis die Kreise sich schließen.
Alniira Vrammyr
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Die Rückkehr

Beitrag von Alniira Vrammyr »

Die Vision verblasste, doch ihr Echo blieb, eingewoben in die Stille der Nacht. Ein Gewebe aus Silberfäden, das in Alniiras Geist schimmerte, eine leise, ungreifbare Melodie, die an den Rändern ihres Bewusstseins tanzte.
Rianon. Nicht verloren. Nur auf einem anderen Pfad, der sich wieder mit dem ihren kreuzen würde. Die Worte ihrer Göttin waren kein Befehl gewesen, sondern ein Versprechen.
Ein einziger, gleißender Tropfen Hoffnung in einem Ozean aus Verzweiflung.

Und dieser eine Tropfen reichte aus, um ein Feuer zu entfachen, das so heiß und widersprüchlich war wie ihre eigene Seele.

Das Schwert zitterte noch immer in ihrer Hand, doch nicht mehr aus Furcht.
Es vibrierte im Einklang mit dem leisen, tiefen Knurren, das in ihrer Kehle aufstieg, eine Vibration, die halb Drow, halb Wolf war.
Sie lehnte mit dem Rücken an der rauen Rinde eines alten Baumes, die imaginären Schatten noch immer ein Halbkreis aus lauernder Finsternis vor ihr.
In ihrem Verstand schienen sie zu grinsen, ihre grausamen Fratzen verzogen sich zu einem stummen Spott, als wüssten sie, dass ihre endgültige Niederlage nur eine Frage der Zeit war.
Sie flüsterten ihr Lügen ins Ohr, die aus ihren eigenen Ängsten geboren waren. Ein leeres Versprechen. Eine ferne Melodie. Du bist allein. Er hat dich verlassen.
Alniira hat geschrieben:Ihr glaubt, ihr habt gewonnen…
Doch die Worte ihrer Göttin hatten alles verändert. Sie hatten ihr nicht nur Hoffnung gegeben, sondern auch einen neuen, unerwarteten Zorn. Eine kalte, klare Wut, die nicht gegen die Schatten gerichtet war, sondern gegen den einen Wolf, der gegangen war, als er am meisten gebraucht wurde.
Die Hoffnung war ein Balsam, doch der Zorn war ein Gegengift, das die lähmende Trauer vertrieb.
Alniira hat geschrieben:Er ist nicht verloren… Er hat uns verlassen. Und er wird zurückkehren, als wäre nichts geschehen? Nach all dem Schmerz? Nach all der Angst, die er in uns zurückgelassen hat?
Sie schloss die Augen, um der lauernden Dunkelheit zu entkommen, doch die Bilder, die sie nun sah, waren noch schärfer, noch schmerzhafter.
Es war nicht mehr nur eine Ahnung, es war ein Kaleidoskop ihres zerbrechlichen Glücks, das am seidenen Faden hing. Rianon, dessen Duft sie vermisste wie die Luft zum Atmen, sein Gesicht gezeichnet von einer unsichtbaren Last.
Talos, der große, sterbende Mann in ihrer Höhle, sein rasselnder Atem ein stummer Vorwurf an ihre Unfähigkeit. Naya, die Weise, deren Augen den Schmerz in einer Stille ertrugen, die lauter schrie als jeder Klagelaut.
Koda, dessen junge Kraft von einer Sorge getrübt war, die er nicht verstand. Und die Welpen, deren verspielte Unschuld die einzige reine Flamme in dieser Finsternis war – eine Flamme, die zu erlöschen drohte.

Das Bild traf sie nicht wie eine Erinnerung, sondern wie ein körperlicher Schlag.
Ein Schmerz, so tief und durchdringend, dass er die Grenzen zwischen Geist und Körper auflöste, sie in Stücke riss und neu zusammensetzte.
Als sie die Augen wieder öffnete, war die Welt nicht mehr dieselbe.

Der Wolf war erwacht.

Es war keine Verwandlung aus Fleisch und Knochen, keine Veränderung, die ein Fremder hätte sehen können.
Es war ein Beben im Fundament ihrer Seele, eine Revolution aus reiner Wahrnehmung.
Alniira, die Drow, die Tänzerin, die Denkerin, war nicht länger die Akteurin.
Sie war die Kulisse. Ein stiller, ferner Zuschauer in den Tiefen ihres eigenen Wesens, der mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Schrecken zusah, wie eine andere, wahrhaftigere Kraft die Kontrolle übernahm.
Es war, als würde sie sich selbst im Spiegelbild eines Spiegelbilds eines Spiegelbildes sehen – unendlich weit entfernt und doch unendlich vertraut.
Die Essenz ihres Seins, befreit von den Fesseln des Zweifels.

Ihr Herzschlag, eben noch ein panisches Flattern, wurde zu einem tiefen, donnernden Trommeln.
Ein Rhythmus, der nicht von ihr kam, sondern vom Herz des Waldes selbst, ein Echo des Lebens, das um sie herum pulsierte.
Sie spürte, wie sich die Krallen ihrer Füße in den Boden gruben, nicht nur in das Moos und die weiche Erde, sondern tiefer, durch Schichten von verrottetem Laub und altem Gestein, als würden sie nach dem schlagenden Herzen der Welt selbst greifen.
Sie fanden Halt an etwas Hartem, Unnachgiebigem. Einer Wurzel. Einem Stein. Etwas, das nicht nachgab.

Dieser Halt durchströmte sie, eine Welle purer, ursprünglicher Energie, die jede Faser ihres Körpers und ihres Geistes mit neuer, unerschütterlicher Stabilität füllte.
Langsam beugte sie sich vor, die Muskeln ihres Rückens zeichneten sich unter der Haut ab wie die Hügel einer fremden Landschaft.
Weiter und weiter, bis ihre krallenbewehrte Pranke den feuchten, kühlen Boden berührte. Ihr ganzer Körper war angespannt wie die Sehne eines Bogens, kurz vor dem Abschuss des Pfeils, eine perfekte Symbiose aus latenter Kraft und absoluter Stille.

Für einen einzigen, unendlichen Moment stand die Zeit still. Der Wald hielt den Atem an.

Dann explodierte die Welt.

Mit einem Aufschrei, der halb Heulen, halb Schlachtruf war, stürmte sie los. Das Moos hinter ihr wurde in die Luft gerissen, zerfetzt von der rohen, unbändigen Kraft ihres Antritts.
Ihre Pranken durchfuhren die Luft, durchdrangen die Schattenkreaturen. Es gab keinen Widerstand, kein Geräusch.
Es war, als würde sie durch einen Nebel aus dunklen Gedanken stürmen. Der Schatten des Zweifels, der Schatten der Einsamkeit, der Schatten der Schuld – sie alle zerfielen bei ihrer Berührung, lösten sich in der Dunkelheit des Waldes auf, als hätte es sie nie gegeben.
Sie jagte nicht, sie reinigte.

Sie hielt keuchend inmitten der Lichtung an und sah sich für einen kurzen Moment um.
Die Finsternis war gewichen, verzehrt von der Flamme ihrer Entschlossenheit.
Für einen Herzschlag durchdrang Alniiras Bewusstsein die wilde Klarheit des Wolfes. Ihre Augen fielen auf das Bündel, das sie vor einer Ewigkeit abgelegt hatte.

Die Kräuter. Die Nahrung. Der Grund.

Ohne zu zögern, griff der Werwolf nach dem Beutel, die Bewegung war nicht mehr zögerlich, sondern instinktiv und sicher.
Bewegte sich auf den Weg zurück zur Höhle. Es gab keine Zeit mehr für Zweifel. Es gab nur noch das Rudel.

Der Rückweg war kein Lauf. Es war ein Rausch, ein zielgerichteter Sturm aus reiner Kraft, der sich seinen Weg durch den Yew Wald bahnte.
Alniira, die Drow, war nur noch ein Passagier in einem Körper, der sich mit instinktiver Sicherheit bewegte.
Jeder Schritt war ein kraftvolles, erdverbundenes Statement.
Sie umging die alten Bäume nicht, sondern floss zwischen ihnen hindurch wie ein reißender Fluss, der sein Bett kennt.
Die Welt war ein verschwommener Tunnel aus Grün- und Brauntönen, den sie mit der Effizienz eines Raubtiers durchquerte, das sein Ziel kennt.

Sie roch alles. Den modrigen Duft von verrottendem Holz, das feuchte Aroma von Moos, den süßen Hauch von Nachtblumen.
Sie hörte alles. Das panische Rascheln einer Maus im Unterholz, das ferne, rhythmische Schlagen der Herzen ihres Rudels, das immer näherkam.

Als sie sich dem Wolfsbau näherte, verlangsamte sie nicht. Die Logik der Vorsicht war dem drängenden Instinkt gewichen, so schnell wie möglich zu ihrer Familie zurückzukehren.

Mit einer kraftvollen, aber kontrollierten Bewegung schob sie die dichten Büsche und Ranken, die den Eingang zur Höhle verbargen, beiseite und trat in die kleine Senke vor dem Bau.

Und dort traf ihre entfesselte Macht auf die fragile Realität.

Das Rudel, alarmiert durch ihre plötzliche Ankunft, stand vor der Höhle. Doch in ihren Augen war kein freudiges Wiedererkennen.
Es war eine Mischung aus Verwirrung, Ehrfurcht und instinktiver Vorsicht. Naya war zurückgewichen, das Fell gesträubt, die Lefzen zu einem unsicheren Knurren hochgezogen.
Die anderen Wölfe duckten sich, ihre Körper angespannt. Sie sahen nicht Alniira, die Gefährtin. Sie sahen eine Kriegergestalt von über 2 Metern Höhe, eine Verkörperung des Mondes und der Wildnis, die sie nicht kannten.

Der Wolf in Alniira war verwirrt. Er verstand die Reaktion nicht. Er war zurückgekehrt.
Doch die Unsicherheit in den Augen seiner Familie traf ihn mit der Wucht eines Schlages.
Und in diesem Moment fand Alniiras Bewusstsein einen Riss in der Mauer aus Instinkt und übernahm wieder die Kontrolle.

Ihr wurde schlagartig klar, was sie getan hatte. In ihrer Entschlossenheit hatte sie vergessen, dass die Kraft, die sie nun umarmte, für andere ein Anblick des Schreckens war.
Die aggressive, territoriale Haltung, die sie eingenommen hatte, wich einer weicheren, fragenden Geste. Die Muskeln entspannten sich. Langsam, ganz bewusst, senkte sie ihren massiven Körper ab, machte sich kleiner, um die Bedrohung aus ihrer Erscheinung zu nehmen.
Aus ihrer Kehle kam ein leises, winselndes Geräusch – keine Verzweiflung, sondern eine Frage, ein beschwichtigendes Flehen.

Nach einer langen, angespannten Stille löste sich eine Gestalt aus der erstarrten Gruppe.
Es war Koda. Den Kopf tief gesenkt, näherte er sich vorsichtig. Er blieb vor ihr stehen und schnupperte zögerlich an der krallenbewehrten Pranke.
Der Geruch war fremd, durchdrungen von Drow-Blut und des Mondes. Doch darunter war etwas Vertrautes. Der Geruch von Alniira.

Plötzlich verwandelte sich sein unsicheres Knurren in ein freudiges Jaulen.
Er hatte sie erkannt. Er stieß sie mit seiner Nase an, und sein Schwanz begann zaghaft zu wedeln.
Das war das Zeichen. Die Angst der anderen Wölfe wich einer neugierigen Erleichterung. Einer nach dem anderen kamen sie näher und umringten sie.
Alniiras Gedanken hat geschrieben:Das war der Unterschied zwischen den Wölfen und den Menschen. Hier zählt der Geist, der einen ausmacht, und nicht die Form.
Ein neuer Geruch drang durch die vertrauten Düfte des Rudels. Rianon. Seine Fährte war frisch und führte direkt in den Bau.

Noch immer in der Gestalt des Werwolfs, getrieben von einer Welle überwältigender Gefühle, machte sie sich auf zum Eingang.
Freude, dass er wieder da war. Wut, dass er gegangen war. Traurigkeit, dass sie allein gewesen war.

Sie zwängte ihren massiven Körper durch die enge Öffnung und kroch in die Dunkelheit der Höhle.
Die roten Augen einer Drow, gefangen im Schädel eines Werwolfs, durchdrangen die Finsternis, als sie mit einem leisen, fragenden Winseln den Bau betrat, auf der Suche nach dem Wolf, der zurückgekehrt war.
Talos
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Talos »

Talos schaute zu Rianon dessen Worte wie ein Echo durch seinen Kopf hallten.
Nicht mehr das was er gewesen war?
Das Leben genommen?
Dazu hatte der Wolf sich vor seinen Augen in einen Elf verwandelt!
Er hatte Geschichten gehört von Leuten die zu Bestien geworden sind welche die Nacht und das Unterholz durchstreiften, doch hatte er diese stets als Unsinn abgetan.

Er hatte das Gefühl sein Herz würde ihm gleich aus der Brust springen, so schnell und kräftig schlug es vor Aufregung.
"Was genau bist du? Was bin ich nun?" fragte der Schmied mit zittriger Stimme und schluckte schwer. Eine leichte Panik war für Rianon in Talos Gesicht sichtbar.
Er versuchte sich unter den Schmerzen seiner Wunden aufzurichten und schaute Rianon verunsichert und erwartungsvoll an.
"Ich meine...ich danke dir, du hast mich gerettet. Doch es scheint wir haben viel zu bereden." stellte er fest.

Rianon nickte ihm leicht zu. Dann sah der Elf wie sich der Gesichtsausdruck seines gegenüber schlagartig wandelte. Die Verunsicherung und Erwartung war purer Furcht gewichen und seine weit aufgerissen Augen starrten gebannt zum Höhleneingang, wo nun eine riesige Bestie stand und das Treiben des Elfen und Schmied beobachtet hatte.

"D-Da...W-Was ist..." krächzte Talos leise. Er stieß einige kurzatmige Luftstöße aus, wie Wellen die an einer steilen Küste zerschellten.
Rianon folgte seinem Blick und sah, was der Schmied sah.
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Rianon
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Re: Wolfszorn und Menschenschicksal

Beitrag von Rianon »

"D-Da...W-Was ist..." krächzte Talos leise. Freude, Wut und Traurigkeit ist dort, dachte Rianon als er Alniira sah. Sehen brauchte er sie dazu gar nicht unbedingt, er roch ihre Gefühle. Ungeachtet der anderen Gefühle war ein wütender Werwolf (und dazu noch eine wütende Drow) äußerst gefährlich. Rianon hätte Talos gerne gesagt, dass er keine Furcht haben braucht, aber das stimmte nicht. Stattdessen reagierte Rianon so, wie es es immer tat: impulsiv seinen eigenen Gefühlen und seinem Bedürfnis nach Harmonie folgend, ohne wirklich darüber nachzudenken, welche Konsequenzen entstehen könnten. Also stand er auf und rannte. Er rannte so schnell er nur konnte, stolperte dabei fast über einen kleinen Stein auf dem Höhlenboden. Er ruderte mit den Armen und streckte sie letztendlich nach forne aus, doch den folgenden Aufprall konnte - wollte - er gar nicht verhindern: Er prallte gegen das weiche, schwarze Fell von Alniira, schlang seine Arme um ihren massiven Körper und lachte und gluckste aus tiefsten Herzen mit seiner jugendlichen Elfenstimme, wobei ihm Tränen der Freude über die Wangen liefen. Lediglich "ich bin zurück" und "ich habe dich vermisst" brachte er zwischen seinem Freudenausbruch hervor, allerdings nur undeutlich zu hören, da er es direkt in Alniiras Fell brabbelte.
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