Paranax, Ariane und eine Hand voll Diener, waren nach Britain zur Audienz angereist, zwei Schatten zwischen den lauten Stimmen,
eingewoben in die Menge der Gäste aus den drei Städten und Speichelleckern, die der Einladung der Königin gefolgt waren.
Er trug eine alte, jedoch tadellos gepflegte Plattenrüstung eines von ihm erlegten Ordensritters, mit genug Zierde und Rang, um jegliche Fragen im Keim zu ersticken.
Nichtmal seinen Helm musste er abnehmen, geschweige denn hat der Hauptmann der Wache nicht daran gedacht unter seinem Umhang nachzusehen.
Denn die offence Bewegung beider Hände zur Seite hatte ihm gereicht um es als für in Ordnung zu empfinden.
„Und solche Männer und Frauen wähnen sich Wachen eines Reiches… armselig.“ schüttelte er unglaubwürdig den Kopf
Ariane fiel unter all den anderen Menschen kaum auf, sie war normal gekleidet, unbewaffnet,
noch nicht bekannt und lediglich als Unterstützung und Schreiberin mitgereist.
Die Audienz war ein kurzes Schauspiel aus Angst und reiner Ignoranz. Es gab keine interessanten Informationen,
die dem
Schattenbund hätten von Nutzen sein können. Weder in Bezug auf Düsterhafen, noch diplomatisch oder wegen der Schattenwesen im Ettintal.
Talfan gab keinen Mucks von sich, er stand einfach starr, ohne sichtbare Bewegungen mit einem Blick in die Leere im hinteren Bereich der Tribüne.
Dann plötzlich Chaos, das selbst Paranax nicht erwartet hatte, am Hof der Königin. Einer der Dunkelelfen hob seine Arme, ein lauter Knall, ein Blitz - und der Sohn der Gräfin, Leuemund, fiel zu Boden.
Schockstarre unter den Adligen, eine unfassbare Untätigkeit der Wachen und eine Königin die stiller blieb als der Tote neben Talfan.
„Würde es denn wirklich so einfach sein? Diese Stadt, sowie der gesamte Apparat ist doch zum Scheitern verurteilt…“ murmelte er schmunzelnd zu sich.
Und keine einzige Antwort auf die Fragen, die sie wegen Düsterhafen mitgebracht hatten.
Die Audienz wurde abrupt beendet, die Wachen haben alle Anwesenden vor das Schloss gesetzt.
„Nun… Ich würde sagen das ist anders abgelaufen als ich es ehrlich gesagt erwartet habe, aber dennoch ein Schritt in die richtige Richtung für Düsterhafen und das Reich“ sprach er trocken in Richtung von Ariane, als sie sich gerade auf ihre Pferde zubewegten.
Die beiden hatten nicht länger als nötig in diesem Nest aus höfischer Blindheit verweilt.
Noch bevor die letzten Gäste begriffen, was eigentlich geschehen war, ritten die beiden bereits wieder in Richtung Düsterhafen.
Den mitgereisten Dienern, welche er vor Stadt hat warten lassen, befahl er sich sofort:
• an den nördlichen, südlichen und westlichen Stadtausgängen,
• an den Hafen und
• in das Adelsviertel,
unter die Leute zu mischen und jede Bewegung, jedes Flüstern, jeden Schritt der Familie Wolfenreich unverzüglich zu melden.
Es durfte ab jetzt nichts mehr unbemerkt geschehen.
Sie machten sich auf den Weg und als sie die letzten Hügel vor Düsterhafen erreichten, nahe des verlassenen Anwesens,
sahen sie in der Ferne - riesige schwarze Rauchschwaden, die schwer in der Luft hingen und jede Hoffnung zu ersticken wussten.
Paranax setzte sein Pferd zu einem raschen Galopp Richtung Stadt an und mit jedem Herzschlag
wuchs die Gewissheit in ihm, dass der erste Schritt des Plans vollzogen war.
Der
Schattenbund hatte gehandelt, denn das Anwesen des Grafen, oder vielmehr das, was davon übrig war, Bestätigte es.
Der Orden reagierte ohne zu zögern und hat gemeinsam mit den Servants begonnen:
• Bewaffnete Diener am Hafen abzustellen,
• Posten an den Hauptwegen zu platzieren und
• Späher außerhalb der Stadt zu positionieren.
Des weiteren wurde den, offensichtlich geschockten und noch immer führungslosen Gardisten der Stadt,
angeboten ihre Arbeit weiter zu verrichten unter einer neuen, alten Führung.
Niemand sollte die Stadt ungesehen verlassen.
Niemand sollte ungesehen hineinkommen.
Düsterhafen, sowie das Reich, war fortan ein Schachbrett und der
Schattenbund setzte die Figuren.