Ein Spiel mit dem Feuer

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gelöschter Charakter_503
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Registriert: 07 Mai 2025, 09:48

Ein Spiel mit dem Feuer

Beitrag von gelöschter Charakter_503 »

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Der Turm war still. Keine Schritte, keine Stimmen, nur das gleichm??ige Knacken des Holzes im Dachgeb?lk, wenn der Wind daran zerrte, als wolle er hinein.

Shezar sa? aufrecht an seinem Schreibtisch, die Finger ineinander verschr?nkt, den Blick nicht auf ein Buch, sondern auf ein Glas gerichtet. Es stand genau in der Mitte der Arbeitsfl?che. Darin trieben zwei Augen. Blass. Tr?b nur an den R?ndern. Er hatte sie einem Pl?nderer entnommen, der t?richt genug gewesen war, sich an Waren des Syndikats zu vergreifen. Die Strafe war effizient, nicht grausam ? aber Shezar hatte es sich nicht nehmen lassen, den Kopf vor der Entsorgung zu ?ffnen und einige ausgew?hlte St?cke zu entnehmen.

Er studierte Augen gern. Nicht nur aus medizinischem Interesse ? sondern, weil sie oft mehr ?ber den Tr?ger verrieten als alles, was der Mund je sprach. Diese hier: feig. Unruhig. Kein Rest von ?berzeugung in der Iris. Nur ?ngste ? und Hoffnungslosigkeit. Die Farbe? Unklar. Irgendwas Zwischen Schlick und D?mmerung.

?Warum?, murmelte Shezar leise, ohne Ironie, ?ist die Vielfalt der Iris so gro?, wenn doch alle gleich sehen?? Keine Frage f?r B?cher. Eher eine f?r Geduld. Und Gelegenheit.

Sein Blick wanderte ?ber den Schreibtisch ? zu einem einzelnen Pergament. Kein Auftrag. Kein Befehl. Nur ein Gedanke in Worten geschrieben.

Die Drow.

Eine, nicht viele. Eine weibliche Drow. H?userlos, handwerklich begabt. F?r eine Elfe scheinbar noch recht Jung und von ihresgleichen wohl noch nicht entdeckt. Schutzlos. Ein Zustand, der in dieser Welt gef?hrlich sein k?nnte.

Das Syndikat k?nnte sie aufnehmen. Nicht ?ffentlich. Nicht als Aush?ngeschild. Aber als Knotenpunkt. Als k?nftige Verbindung. Als Investition in die Zukunft.

Shezar lehnte sich zur?ck, lie? den Blick zur Flamme der Lampe schweifen, die leise flackerte. Was sprach dagegen?

Sie ist eine Drow. Und damit f?r viele ein Feindbild. Dunkel, fremd, gef?hrlich. Wer den Drow zu nahe kommt, ?berlebt oft nicht. Und wer sie sch?tzt, muss sie im Zweifel auch rechtfertigen und kann damit schnell zur Zielscheibe werden. Zudem: Sollte sie eines Tages von einem ihresgleichen aufgenommen werden ? tr?gt sie, was sie wei?, mit sich. Das Wissen um Strukturen und Namen. Ein Risiko f?r das Syndiakt.

Aber: Was spr?che daf?r?

Sie ist unbelastet. Ohne Haus. Ein leeres Pergament ? bereit, mit Loyalit?t beschrieben zu werden. Wer sie sch?tzt, setzt den Anker. Mit ihr lie?e sich vielleicht eine T?r ?ffnen, die f?r Menschen sonst verschlossen bleibt: Ein Zugang zur Drow-Gesellschaft, zu ihren M?rkten, ihrer Macht, ihrem Wissen. Ein m?glicher Pakt?. Nicht aus Freundschaft ? aber gest?tzt auf gemeinsame Interessen. Wenn man ihr jetzt R?ckhalt gibt, kann man ihn vielleicht sp?ter einfordern. Und wenn sie eines Tages aufsteigt, wird sie sich vielleicht erinnern, wer sie als Erste nicht gef?rchtet, sondern gef?rdert hat.

Der Schutz durch das Syndikat sind keine Almosen ? es ist ein Kalk?l. Gew?hrt wird, was dem Ziel dient.

Shezar richtete sich wieder auf. Er sah erneut auf das Glas. Die Augen trieben noch immer. Tot. Unbrauchbar, aber lehrreich.

Die Drow sucht kein Mitleid ? sie sucht M?glichkeiten. Gibt man ihr Schutz, wird sie vielleicht sp?ter zuh?ren. Vielleicht wird sie sich sp?ter erinnern, wer zuerst die Hand gereicht hat.

Er hatte eine Entscheidung getroffen. Keine laute, keine hastige ? sondern eine, wie sie im Innern reift, wenn die Argumente l?ngst abgewogen sind. Er stand auf, l?schte das Licht, ?ffnete die T?r seines Turms und trat hinaus.

Die Nacht nahm ihn still auf ? ohne Fragen, aber m?glicherweise mit Konsequenz.
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