Die Legierung: 2 Teile Runensilber, 1 Teil Meeresstahl

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gelöschter Charakter_779
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Die Legierung: 2 Teile Runensilber, 1 Teil Meeresstahl

Beitrag von gelöschter Charakter_779 »

Die T?r quietschte, als sie ge?ffnet wurde ? zu hoch f?r einen Raum, der regelm??ig benutzt wurde.
Lyr?sa trat vorsichtig ein. Ihre Finger ber?hrten den Griff noch lange, als sie schon drei Schritte im Inneren stand.
Der Raum war gr??er als ihre alte Schmiedeecke, fast doppelt so tief. Keine Fenster, nur ein schmaler Schacht, aus dem der Geruch von altem Metall aufstieg.
Die Werkzeuge waren geordnet ? zu ordentlich. Hammer, Zangen, Kr?mml?ffel, alles aufgereiht wie f?r eine Vorf?hrung.

In der Mitte stand ein massiver Gussblock aus schwarzem Stein. Glatt, unber?hrt. Kein Kratzer.
Lyr?sa sp?rte die feinen H?rchen in ihrem Nacken aufsteigen. Sie war allein. Ganz sicher. Und doch ? nicht.
Die W?nde waren kahl, bis auf eine einzige eingeritzte Linie im hinteren Teil: ein unscheinbarer Dorn, etwa auf Augenh?he. Kein zuf?lliger Kratzer.

Sie ?ffnete vorsichtig eine der unteren Schubladen. Leere. Nur in der hintersten Ecke lag ein St?ck Papier ? trocken, aber fleckig.
Sie zog es hervor. Der Umschlag war verschlossen. Schwarzwachs. Ein Dornensiegel.
Ihre Finger zitterten leicht, als sie es aufbrach. Es war nicht unterzeichnet ? doch sie kannte die Handschrift.
?Du wurdest gew?hlt.
Ein besserer Raum. F?r bessere Arbeit.
Nutze ihn. Oder geh wieder.?
Kein Name. Kein Fluch. Aber eine Entscheidung.

Lyr?sa schluckte. Ihre Lippen waren trocken.
Sie steckte den Zettel ein. Niemand sollte ihn sehen.

Sie ging den Raum ab. Z?hlte Schmelztiegel, pr?fte die Ofenzufuhr. Die Leitungen waren alt, aber stabil. Das Kontrollventil war aus echtem Dunlor-Messing ? keine einfache Zutat.
Es war eine gute Werkstatt. Keine Falle. Noch nicht.
Dann, am Folgetag, kam ein neuer Bote. Eine schwarze Pergamentrolle, dieses Mal mit silbernem Siegel: das pers?nliche Zeichen der Ilharess.
Lyr?sa entrollte sie in der Werkstatt. Niemand sah es. Niemand sollte es sehen.
?Du wirst sieben Schl?ssel gie?en.
Sie sind f?r T?ren, die andere nicht ?ffnen sollen.
Die Legierung: 2 Teile Runensilber, 1 Teil Meeresstahl.
Sie m?ssen singen, wenn sie den Rost ber?hren.?
Ein zweiter Abschnitt in anderer Tinte, blasser, sch?rfer:
?Brichst du einen ? brichst du dich selbst.?
Lyr?sa las die Zeilen dreimal. Dann rollte sie das Pergament zusammen. Langsam. Vorsichtig.
Runensilber. Meeresstahl. Keine gew?hnliche Mischung.

Sie griff nach ihrem Notizbuch ? jenen verschmierten Seiten, die sie seit Jahren bei sich trug. Darin: abgeschriebene Rezepte, fremde Beobachtungen, halb-erfundene L?sungen.
Sie fand einen Ansatz. Tief im hinteren Teil. Notiert in einem Moment zwischen Angst und Hoffnung.

Runensilber war empfindlich gegen Hitze. Meeresstahl dagegen brauchte extreme Temperatur, um zu flie?en.
Zwei Widerspr?che. Und sie sollte sie vereinen.

Sie seufzte. "Oh nau.... Warum immer ich?"

Dann wischte sich die H?nde an einem Tuch ab. Staubig. Schwarz. Alt.

Die erste Probe war klein. Ein Bruchst?ck nur. Sie wog es exakt ab. 2:1. Runensilber zu Meeresstahl.
Der erste Schmelzversuch explodierte beinahe. Die Mischung trennte sich sofort. Wie ?l und Wasser. Und das bei exakt 840 Grad.

Lyr?sa biss sich auf die Zunge, um nicht zu fluchen. Ihre H?nde zitterten. Doch sie atmete durch.
Sie testete erneut. Weniger Runensilber. Eine andere Gussform. Dieses Mal hielt die Mischung ? kurz.
Dann zog sie sich zur?ck, setzte sich in eine Ecke. Die Wand war kalt. Ihre Knie ebenfalls.

Sie schloss die Augen. F?r einen Moment wollte sie nichts mehr sehen ? keine Schlacke, keine Formen, keine Anweisungen. Nur Dunkelheit. Aber selbst die lie? sie nicht los.
?Oh nau...?, murmelte sie und rieb sich mit ru?verschmierten Fingern die Stirn. ?Warum immer ich...?

Ein metallisches Knacken lie? sie aufhorchen ? der Ofen war bereit. Die Temperatur hielt.
Sie atmete durch, langsam, lang. Dann stand sie auf, schleppte sich zur?ck zum Tisch und begann, die Legierung erneut anzusetzen. Ein klein wenig mehr Meeresstahl. Etwas weniger Runensilber.
?Zweiter Versuch... wenn?s wieder schiefgeht, fress ich die Form...?

Ihre H?nde zitterten nicht mehr. Noch nicht.

Der zweite Schmelzversuch war nur minimal besser als der erste. Der dritte ? ein trauriger Klumpen. Lyr?sa sa? da, in ihrer neuen Werkstatt, die pl?tzlich viel zu gro? wirkte. Ihre H?nde waren ru?geschw?rzt, ein Daumen war rot, verbrannt. Der Geruch von geschmolzenem Zorn lag in der Luft.

?Oh nau??, murmelte sie leise.

Die Legierung widersetzte sich. Immer wieder. Nicht, weil sie zu dumm war ? das wusste sie. Sondern weil das Material nicht stimmte. Es war verunreinigt, unrein in der Matrix, zu alt oder zu oft recycelt.

Und dann fiel es ihr ein.

Ein Ort. Tief unter Elashinn. Eine vergessene Seitenkammer im unteren Adernsystem, l?ngst versiegelt, als die Hauptader der Mine eingest?rzt war. Damals war sie noch eine Novizin in der Melee-Magthere gewesen, zur Strafarbeit eingeteilt. Sie sollte dort Erz abtragen ? allein, mit stumpfem Werkzeug, und drei gebrochenen Fingern.

Dort hatte sie es gesehen.

Ein d?nner Aderstreifen in der Wand. Blaugl?nzend, mit einem leichten Schimmer. Zuerst hielt sie es f?r einen Erzspiegel ? doch es war Meeresstahl, roher, unber?hrter. Kein anderer hatte es bemerkt. Kein anderer wollte es bemerken. Die Kammer war gef?hrlich ? einsturzgef?hrdet, instabil, vergessen.

Aber sie hatte sich das Muster der G?nge eingepr?gt. Die Position der St?tzpfeiler. Den leichten Versatz in der Wandverkleidung, der den alten Eingang verbarg.
Es war ein Ort, den niemand mehr suchte. Und den niemand mehr kannte.
Nur sie.

Lyr?sa stand langsam auf. Ihre Knie schmerzten. Aber ihr Blick war klar.
Sie w?rde hinabsteigen.

Nicht aus Stolz. Nicht aus Rebellion.
Sondern, weil sie wusste: Niemand au?er ihr wird diese Schl?ssel schmieden.
Und wenn sie es nicht schaffte ? nun?

Dann musste die Ilharess halt ein neues Spielzeug finden.


Bild
Zuletzt geändert von gelöschter Charakter_779 am 16 Jun 2025, 21:59, insgesamt 1-mal geändert.
gelöschter Charakter_779
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Re: Die Legierung: 2 Teile Runensilber, 1 Teil Meeresstahl

Beitrag von gelöschter Charakter_779 »

Der Stollen war tiefer, als sie es in Erinnerung hatte.
Die Luft wurde dicker mit jedem Schritt. Alte St?tzpfeiler aus dunkel verwittertem Holz knarrten ?ber ihr, als w?rde die Dunkelheit selbst sich anstrengen, ihr Gewicht zu verbergen. Lyr?sa hatte keine Fackel mitgenommen ? nur eine einfache Leuchtkristall-Linse, in Stoff gewickelt, damit sie nicht zu grell auffiel.

Weniger Licht war besser als all zu gro?e Aufmerksamkeit.
Der Eingang war noch da. Verh?llt von eingest?rztem Ger?ll, wie ein vergessenes Maul im Boden. Sie fand den Riss, durch den man sich schieben konnte ? nur ein halber Schritt breit, aber tief genug, dass man sich verlieren konnte.

Sie kroch hinein, langsam, tastend, zitternd.
?Oh nau...?, fluchte sie leise, als ihr Mantelsaum h?ngenblieb. Sie riss ihn los. Nicht jetzt.

Die Kammer war noch da. Kalt, glitschig an den W?nden, aber unber?hrt. An der R?ckseite der Raumwand gl?nzte ein Streifen ? wie ein eingefrorener Blitz: blauschimmerndes, fast lebendes Metall. Meeresstahl.
Sie zog Hammer und Mei?el.
Der erste Schlag hallte zu laut. Der zweite splitterte etwas ab ? nicht genug. Sie konzentrierte sich, atmete ruhig, schlug pr?ziser. Langsam f?llte sie ihren Beutel mit handtellergro?en St?cken. Nur eine Handvoll, aber genug f?r mehrere Versuche.

Dann h?rte sie es.
Ein Kratzen. Irgendwo im Gang hinter ihr.
Sie erstarrte. Ihre Hand glitt zum Kurzschwert.
Das Kratzen wurde zum Schaben. Dann ? ein keuchendes, blubberndes Ger?usch.

Aus der Dunkelheit kroch eine Grauschuppe ? ein reptilienhaftes Tunnelwesen, blind, hungrig, etwa so gro? wie ein Wildschwein, aber mit Armen und einem zu langen Hals. Seine Haut war schuppig, kalkgrau, von Pilzsporen bedeckt. Kein intelligentes Wesen, aber gef?hrlich genug, wenn man allein war.
Lyr?sa wich zur?ck. Zu wenig Platz. Kein Ausweg hinter ihr. Sie riss das Schwert frei, das Herz schlug ihr bis in die Kehle.

Die Kreatur fauchte, stie? sich ab ? schneller als erwartet. Sie wich zur Seite, parierte mit der Klinge, aber das Maul erwischte sie am Oberschenkel ? ein Kratzer nur, aber sie taumelte.
?Nau, nau, NAU!? schrie sie, schlug wild um sich. Der Hammer fiel ihr aus der Hand. Sie trat, traf das Ding am Kiefer ? es fiel zur?ck, aber nicht genug. Ein weiterer Hieb, ein Krallenschlag, der ihre Sch?rze aufriss.


Die Klinge hatte getroffen ? tief genug, um Fleisch zu durchtrennen, aber nicht sofort t?dlich.
Der Grauschuppe wimmerte ? ein kehliges, feuchtes Zischen ?, w?hrend er sich am Boden wand, Krallen zuckten ?ber Stein, als suche er nach Halt oder Beute. Die Pilzsporen auf seinem R?cken gl?hten schwach im D?mmerlicht, als wollten sie um Hilfe schreien.

Lyr?sa taumelte zur?ck, das Schwert noch in der Hand. Blut rann ?ber ihre Wade, warm, pulsierend, aber nicht tief. Sie fluchte ? ein langgezogenes, zischendes ?Nau...? ? w?hrend sie dem Tier erneut gegen?bertrat.

?Nimm dies, du garstiges Biest! Du stirbst jetzt. H?r endlich.... auf zu winseln.?, keuchte sie.

Sie hob den Hammer, der neben dem leblosen Bein des Tieres lag, und schlug zu ? direkt auf den Sch?delansatz.
Der Ton war dumpf. Feucht.
Der K?rper zuckte noch einmal, dann wurde er schlaff.

Lyr?sa keuchte. Ihre Hand zitterte. Ihr Oberschenkel brannte. Aber sie lebte. Und das Vieh ? nicht mehr.


Bild
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Hoch oben, nur einen Vorsprung entfernt, sa? Vel?kharon in der Dunkelheit wie eine Spinne in ihrem Netz.

Er hatte die Spur gelegt. Die Kammer ge?ffnet. Das Ding geweckt.
Er hatte nicht erwartet, dass sie zur?ckkommen w?rde ? zumindest nicht lebendig.
Sein Blick ruhte auf der zusammengesunkenen Gestalt, die nun das tote Biest beiseite schob, um den Zugang zum Tunnel freizur?umen.

Sie humpelte. Aber sie kam zur?ck.

?Ein Kratzer h?tte gereicht? eine Panik. Ein falscher Tritt. Und sie w?re aus dem Weg gewesen.?

Er betrachtete die Krallenspuren an der Wand, die Blutspur am Boden.

?W?re??

Er ballte die Hand zur Faust, lie? sie wieder los. Die Fingerspitzen zuckten kurz ?ber den Griff des Messers an seinem G?rtel ? nicht zum Ziehen. Nur als Erinnerung.

Sie h?tte scheitern sollen.
Nicht triumphieren ? denn das war es nicht.
Aber auch nicht? durchkommen.

Vel?kharon schnaubte leise. Kein Laut, nur ein Ausatmen der Missgunst.

?Also wird sie st?rker.?

Ein Gedanke, der ihm nicht gefiel.
Denn was st?rker wird, das w?chst aus dem Griff.
Und was w?chst? das wirft Schatten.

Sein Blick wanderte ?ber sie, wie sie sich aufrichtete, die Tasche mit den Erzst?cken an sich zog, die Wunde abband.

Dann wandte er sich ab ? still, wie er gekommen war.
Aber mit neuer Rechnung.

?N?chstes Mal? kein Tier. Kein Zufall. Kein Spiel.?

?N?chstes Mal? ist es pers?nlich.?
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gelöschter Charakter_779
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Glutofen der Pr?fung

Beitrag von gelöschter Charakter_779 »

Die Werkstatt war still bis auf das Tropfen aus einem undichten Rohr und das gelegentliche Knacken alter Holzbalken unterbrachen das Schweigen.
Lyr?sa trat ein, einen Finger an der Wand entlang fahrend. Ru? blieb daran h?ngen. Spuren von altem Rauch.
Sie sch?ttelte sich. Dann trat sie ganz ein, lie? die T?r fast zufallen, aber nicht einrasten.

Der Raum roch nach Eisen, altem ?l und etwas anderem? etwas, das sie nicht benennen konnte. Sie schob den Gedanken beiseite.
Sie hatte Arbeit zu tun.
Der neue Tiegel stand noch unausgegossen in der Ecke. Sie zog die Sch?rze zurecht, band die Armsch?tzer fest und rollte die Schultern.

?Du bist eine Schmiedin?, murmelte sie, halb sp?ttisch, halb trotzig. ?Also benimm dich auch so.?
Sie schlug sich mit den Handfl?chen beider H?nde auf die Wange. Das weckte sie auf, und st?rkte ihre Konzentration.

Zuerst der Tiegel. Eine Mischung, wie sie sie schon oft in Gedanken geformt hatte ? doch diesmal sollte er halten. Nicht rei?en, nicht bl?ttern, nicht unter der Hitze zerbersten.

Sie kniete sich neben den Tisch, auf dem bereits ein flacher Haufen br?unlicher K?rnung lag:
Schamotte ? gebrannter, zersto?ener Altlehm. Sie hatte ihn zuvor stundenlang mit dem Sieb ges?ubert, bis nur noch grobe, aber gleichm??ige K?rnung ?brig geblieben war.

Dazu kam Kalkton aus dem Uth?Sarith-Becken, fein, plastisch, leicht klebrig. Er w?rde die Masse binden, aber auch rissanf?llig machen, wenn sie zu hastig arbeitete.
Ein Spritzer Mondglasstaub ? sie hatte eine Phiole davon von einer alten Linse abgeschabt ?, und ein L?ffel gebleichter Brandpilzasche aus der Alchemiekiste. Das letzte f?r die innere Festigkeit. F?r das Durchhalten im Feuer.

Sie mischte, pr?fte die K?rnung, knetete mit dem Daumen.
?Zu trocken?, murmelte sie, goss ein wenig Wasser hinzu. Die Masse begann sich zu f?gen.
Rau, aber geschmeidig. Z?h, aber formbar.
Wie sie selbst, dachte sie mit einem schiefen Grinsen.

?Wenn du jetzt noch platzst? schick ich dich zur?ck zu Lolth.?
Dann formte sie die Halbschale, dr?ckte die W?nde langsam hoch, lie? das Material an den R?ndern etwas dicker ? gegen das erste Kriechen der Hitze.

Sie legte ihn auf das Trockengitter, bedeckte ihn mit einem alten Korb, damit er langsam abbinden konnte, und sie nicht unbedacht dagegen stie?.

Nur noch zwei Stunden. Vielleicht drei.
Dann w?re er bereit f?r die erste Glut.

Dann machte sie sich an den Rennofen. Ein einfacher Aufbau, wie sie ihn in ihren ersten Lehrjahren verwendet hatte. Zwei Zuluft?ffnungen, mittig ein Brennbett aus Kohle und Harzkugeln. Der Luftkanal war schief, aber das lie? sich regeln. Sie baute still, konzentriert. Die Ger?usche des Feuers waren ihr lieber als Stimmen.
Nach fast zwei Stunden war alles bereit. Der Tiegel warm. Der Ofen vorbereitet.

Sie nahm das erste Erzst?ck ? das schwerste, das tiefblaue mit dem leichten Glimmer. Ihre Hand zitterte kaum noch.
Sie legte es behutsam ins Zentrum des Brennraums. Z?ndete die Mischung mit einem Funken aus ihrer Runenzange.
Flammen schlugen empor.

?Zu viel Harz?, murmelte sie. ?Egal.?

Sie trat an die Werkbank zur?ck, um die n?chsten Erzst?cke vorzubereiten. Doch ihr Blick blieb an etwas h?ngen.
Ein kleines Fass ? tiefbraun, lederumwickelt, die R?nder mit ru?iger Asche verschmiert.
Es stand dicht an der Wand, fast im Schatten des Ofens.

War das vorhin schon da gewesen?
Sie trat n?her, runzelte die Stirn. Es roch? scharf. Bitter. Nicht wie Brennholz oder Kohle. Mehr wie warmer Teer.

Sie streckte die Hand aus. Ihre Finger blieben klebrig. Absichtlich hier abgestellt.

Ein leiser Laut lie? sie herumfahren ? wie ein Atemzug hinter der T?r.
Dann, durch die Spalte zwischen T?r und Rahmen ? kaum breiter als ein Fingerglied ? sah sie eine Bewegung.

Ein Schatten hob den Arm.
Etwas flog durch die Luft.
Sie duckte sich reflexartig, doch zu sp?t: Ein kleines Objekt ? glasig, rund, mit Z?ndb?ndern ? schlug klirrend auf das Fass.

Ein Schnappen. Ein Zischen. Dann: Hitze.
Flammen leckten ?ber das Fass, stiegen an der Wand empor wie brennende Ranken.
Sie riss sich herum, stolperte r?ckw?rts.

?Nau...!? entfuhr es ihr. ?Du verdammter??

Noch w?hrend sie die T?r erreichte, h?rte sie das Klicken. Der Riegel. Von au?en.

Dann ? das Gitter. Die Augen. Die K?lte.


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Velkharon stand reglos vor der T?r, das Gesicht halb im Schatten, w?hrend sich das warme Flackern des Feuers langsam auf dem Metallgitter spiegelte.
Ein erster, dumpfer Schlag gegen die T?r. Dann Husten. W?rgend. Sto?weise.

Seine Augen verengten sich leicht. Nicht vor Sorge ? vor Genuss.
Die Ger?usche hinter dem Eisen waren Musik.
Kein Schrei, keine Bitten. Nur das Kratzen der Lunge, das panische Atmen, das sich gegen die Glut stemmte.

Er trat n?her, legte eine Hand ans Gitter, f?hlte die beginnende Hitze im Metall.
?So klingt Schw?che?, murmelte er, fast ehrf?rchtig.

Der Rauch war nun auch au?en zu riechen. Etwas in ihm wollte stehenbleiben, l?nger lauschen, das ganze Bild auskosten: wie die Kleine da drinnen versuchte, sich mit ihren armseligen Mitteln zu retten ? wie sie langsam verstand, dass dies kein Unfall war. Dass sie gemeint war. Dass es kein Entkommen gab.
Ein Hustensto? wurde zu einem kurzen Kreischen. Metall polterte. Etwas st?rzte.

Velkharon schloss kurz die Augen. Er l?chelte nicht ? seine Lippen zuckten nur kaum merklich. Genug, um das Gef?hl zu verraten.
Dann trat er zur?ck.
Er drehte sich um, ohne Eile, ohne Blick zur?ck.
Der Gang nahm ihn auf, so selbstverst?ndlich wie ein Schatten seinen Ursprung.

Hinter ihm brannte es weiter.
Er wusste, sie w?rde sterben.
gelöschter Charakter_779
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Dunkelheit, Rauch und Schatten

Beitrag von gelöschter Charakter_779 »

Der Rauch war z?h geworden. Schwer, ?lig, voller bei?ender Schwaden, die sich in ihren Hals fra?en wie hei?e Nadeln. Lyr?sa hustete, stolperte gegen die Wand, die ihre Hitze nun direkt auf ihre Haut ?bertrug. Die Luft knisterte ? nicht mehr von Glut, sondern von der Panik, die in ihr wuchs. Ihr Blick suchte das Scharnier der T?r, den Riegel, das Schloss. Doch alles war verschlossen. Von au?en.

?Nau? du verdammter...!? rief sie heiser, die Stimme kaum mehr als ein Kr?chzen.

Durch den Gittereinsatz im oberen Drittel der T?r hatte sie ihn gesehen ? den Schatten, die Silhouette, die Augen. Beobachtend. Dann hatte er den Riegel gesenkt. Langsam. Gen?sslich. Sie hatte das dumpfe Ger?usch noch im Ohr, wie ein Urteil. Velkharon.

Sie rannte zur T?r, r?ttelte, schlug dagegen. Das Eisen blieb unbewegt. Ihre Finger waren ru?geschw?rzt, zitternd. Sie f?hlte, wie ihr K?rper an seine Grenzen stie? ? der Rauch, das Feuer, die Hitze? sie war eingesperrt. Die Flammen fra?en sich bereits an das Regal, an das Fass mit den Schmier?len. Sie wusste, was als N?chstes folgen w?rde.

Dann ? eine Bewegung im Rauch. Vor der zugemauerten Wand, dort, wo fr?her ein Lagerraum gewesen sein mochte. Etwas stimmte nicht. Der Rauch? ja, er wurde dort nicht dichter ? er wurde? gesogen. Ein Str?mung, kaum sichtbar, aber klar. Dort musste Luft sein. Ein Hohlraum.
Sie taumelte hin?ber, ihre Knie versagten beinahe den Dienst. Mit der flachen Hand klopfte sie gegen die Steine ? dumpf, dumpf? hohl.

?Da bist du...?, fl?sterte sie heiser.

Sie sah sich um ? dann die Kette. Ein Hebezug. Daneben ihr Amboss. Sie warf den Amboss an das Seil, befestigte die Kette mit zitternden H?nden daran, schwang das improvisierte Geschoss gegen die Mauer. Einmal. Zweimal. Beim dritten Mal platzte der Putz. Der vierte Schlag lie? einen Ziegel nachgeben. Dann noch einer. Stein splitterte, eine ?ffnung tat sich auf.
Sie kroch hindurch. Der Rauch drang hinter ihr her, aber sie sp?rte den Luftzug, k?hl, uralt. Es war ein Schacht. Eng. Abw?rts f?hrend. Ihre Finger klammerten sich an das rau geschlagene Gestein, rutschten. Dann gab der Boden nach ? sie fiel.

F?r einen Moment war da nichts als Dunkelheit, ein stummer Schrei und das Pochen ihres Herzens. Dann traf sie auf ? nicht hart, aber heftig genug, dass ihr die Luft wegblieb. Sie keuchte. Hustete. Richtete sich langsam auf. Um sie: Schw?rze. Feucht. Die Wand hinter ihr flackerte von fernen Feuerschatten ? ?ber ihr, weit ?ber ihr, die Werkstatt in Flammen.

Lyr?sa lag auf dem Boden eines alten Raumes, feucht, staubig, mit der K?lte vergessener Zeiten in den Knochen. Als sie sich aufrichtete, zitterten ihre Beine. Das war? das war kein normaler Raum. Die W?nde waren aus grob behauenen Steinplatten, von Feuchtigkeit ?berzogen. ?berall lagen Reste ? altes Werkzeug, zersplitterte R?stungen, verrostete Kriegsger?te. Und dazwischen? Knochen. Gebogene, gebrochene, nicht ordentlich bestattet.

Sie keuchte. Richtete sich auf, trat einen Schritt zur?ck. Etwas? stimmte hier nicht.

Eine Stimme. Nein ? viele Stimmen. Fl?stern. Aus der Dunkelheit. Oder aus ihrem Kopf?

?Versagt...?
?Nicht stark genug...?
?Du bist wie sie??
?Nicht wie dein Bruder??

Ihre Finger griffen nach dem Dolch an ihrem G?rtel, ihre Augen weiteten sich. Ein Sarglin tauchte aus dem Schatten auf ? kopflos. Eine Geistererscheinung? Sie wich zur?ck. Dann ein zweiter. Dann? Felynkacha. Ihre Mutter. Mit leeren Augenh?hlen.

?Du warst mein Fehler...?, hauchte die Gestalt.

?Nau! Nein!?, schrie Lyr?sa. Sie rannte. Stolperte. Rannte weiter.

Die Schatten verfolgten sie nicht. Aber sie h?rte das Lachen. Es war in ihr. ?ber ihr. Um sie.
Weiter, weiter immer weiter. Dann trat Sie ins Leere. Sie fiel. Kein Aufprall. Kein Schmerz. Nur Schw?rze.

?? ????????? ? 𝔎𝔶'𝔄𝔩𝔲𝔯 ? ????????? ??


Luft. Kalte, feuchte, unbewegte Luft.
Lyr?sa riss die Augen auf. Ihr ganzer K?rper zitterte. Die Knie stie?en hart auf Stein, das Atmen ging sto?weise, ihre Haut klebte vor Angstschwei? ? aber auch vor echter Hitze.

Die Flammen waren? fort? Nein. Nicht die Flammen. Nur das? andere.
Sie st?tzte sich auf. Ihre Finger ber?hrten feuchten Fels, keine Knochen. Kein Blut. Kein Wispern. Kein geisterhafter Blick ihrer Mutter.

?Oh nau...?, fl?sterte sie, fast wimmernd. ?Das war? das war nicht? echt.?

Ihr Herz schlug noch immer wie ein Schmiedehammer in ihrer Brust. Der Boden unter ihr war real. Die Hitze war noch immer in den Kleidern. Das Feuer war also nicht eingebildet. Nur? das, was danach kam.
Sie atmete tief durch ? und hustete wieder. Rauch. Er war noch da. Schw?cher, weiter oben, aber sie konnte ihn riechen. Es war nicht vorbei. Sie hatte es irgendwie geschafft, dem Brand zu entkommen ? vielleicht nur gerade so. Aber jetzt war sie hier unten. Und lebendig. Sie tastete nach ihrem G?rtel, fand Hammer, Dolch ? alles noch da. Nur der letzte Rest Klarheit, der fehlte. Sie schloss f?r einen Moment die Augen. Dann ?ffnete sie sie wieder ? und stand auf.

Das war nicht das Ende. Nur der n?chste Anfang.

Sie sah sich um. Sah einen Gang. Uralt. Vergessen - vermutlich. Eine Seite war bereits eingest?rzt. Nicht k?rzlich sondern vor Urzeiten.
Sie folge dem Gang in die andere Richtung und betrat einen Raum.

Der Raum war still. Zu still. Kein Echo ihrer Schritte auf dem glatten Boden, kein Tropfen, kein Fl?stern, nur das dumpfe Rauschen ihres eigenen Blutes in den Ohren. Lyr?sa trat z?gerlich weiter, ihre Finger tasteten ?ber das k?hle Gestein der Wand. Dann ? eine ?ffnung, ein hoher Bogen, wie aus purem Schwarz gemei?elt.

Dahinter: Spiegel.

Zehn. Zwanzig. Vielleicht mehr. Kaum zu z?hlen, denn sie waren nicht gleichm??ig verteilt. Manche standen schief, andere ragten aus dem Boden wie gezackte Kristalle. Manche hingen wie gest?rzte Portr?ts von der Decke. Und jeder einzelne zeigte: sie selbst. Dutzendfach. Hunderte Male.

Doch nicht nur sie.

Einige Spiegelbilder blinzelten nicht. Andere bewegten sich schneller. Oder langsamer. Eine Lyr?sa trug keinen Gurt. Eine andere hatte keine Narben. Eine weitere starrte sie mit blutunterlaufenen Augen an, weinte ? lautlos. Ein halbes Dutzend hatte das Haar k?rzer oder das Gesicht entstellt. Zwei verzerrten sich im Spiegel zu etwas, das wie sie begann ? aber nicht sie blieb.

Lyr?sa stockte.

Dieser Ort...
Sie hatte davon geh?rt. Fl?sternd, in abgebrochenen S?tzen, von Novizinnen und niederen Hausdienerinnen, wenn sie glaubten, unbeobachtet zu sein. Der Raum der Pr?fungen. Ein Ort, der in den Tiefen der Stadt verborgen lag, weit unter der eigentlichen Akademie, unterhalb der Kammern der Kriegerinnen, weit jenseits des kartografierten Bereichs.

Ein Ort, den niemand freiwillig aufsuchte ? denn wer ihn betrat, tat es meist nicht auf eigenen Wunsch.
Er diente schon zu ihrer Zeit nicht mehr der Ausbildung. Nicht einmal der Strafe. Er diente der Erkenntnis. Der Zerm?rbung. Der Enth?llung.

Und manchmal? dem Vergessen.

Sie hatte geglaubt, es sei nur eine Geschichte. Ein M?rchen an der Melee-Magthere erz?hlt von Maya und den anderen, um junge Drow zur Disziplin zu erziehen. Doch jetzt, im Zentrum dieser Spiegel, wusste sie es besser. Die Luft schmeckte wie Eisen und altem Staub. Etwas an diesem Raum war lebendig ? nicht k?rperlich, sondern? bewusst.

Lyr?sa fr?stelte. Und die Spiegel begannen zu fl?stern.

Und dann: Ein Splitter.

Ein einzelner Splitter aus einem zersprungenen Spiegel. Er lag am Boden, eingebettet in einen Rahmen aus staubigem Stein, kaum gr??er als ihre Handfl?che. Doch was sie darin sah, schnitt tiefer als jede Klinge.

Ein Gesicht. Drow. Weiblich.

Makellos. Die Haut glatt wie schwarzes Porzellan, die Wangenknochen scharf, das Kinn edel, das Haar silbern. Augen von einem durchdringenden Violett, wie aus einem Alptraum geschnitten ? oder aus alten Versen, in denen Sch?nheit Schmerz bedeutete. Der Blick war stolz. Sp?ttisch. Zeitlos. Lyr?sa f?hlte, wie ihre Kehle trocken wurde, ihre Finger leicht zitterten.

Dann, kaum sichtbar: Spinnenbeine. Sechs. Acht. Eine Bewegung im Hintergrund, sehnig, lautlos. Und ehe sie sich versah, war das Bild weg.

Lyr?sa fuhr herum.
Nichts.
Nur Spiegel. Und Dunkelheit.
Ein Schauer ?berlief sie. Sie presste die Lippen aufeinander, wich zur?ck. Dann kam das Ger?usch.

Klick-klack. Klick.
Ein Kratzen. Ein Kriechen.
Ein Kichern. Ein Fl?stern.

Lyr'sa rannte.

Der Raum schien sich zu drehen, zu dehnen. Jeder Ausgang f?hrte zur?ck ins Labyrinth der Spiegel. Ihre Schritte hallten nun doch ? viele Schritte, zu viele. Nicht alle geh?rten ihr.

Dann: Seide.

Sie st?rzte in ein Netz, spannte sich fest, fiel auf die Knie, zappelte ? und blieb h?ngen. Die feinen Str?nge klebten an ihrer Haut, an ihrer Kleidung. Jeder Widerstand schien das Gewebe nur fester um sie zu ziehen.

?Nun? wen haben wir denn da.?

Die Stimme war alt. Weiblich. S?? wie Gift.

Lyr?sa blickte auf. Sie sah sie.

Die Drider war gro?. Der menschliche Oberk?rper schwebte ?ber dem massiven Spinnenleib, elegant und grausam zugleich. Ihr Gesicht war dasselbe wie in der Scherbe ? nur jetzt noch lebendiger, noch sch?ner. Ihre Lippen verzogen sich zu einem L?cheln, das nichts Gutes kannte.

?Ein kleines M?dchen aus dem Hause Ky'Alur?, hauchte die Stimme der Drider. Tief, sinnlich, mit einem kehligen Akzent, der fast schmeichelte. ?So zerbrechlich.?

Sie n?herte sich. Ihr K?rper schob sich langsam ?ber das Netz, das kaum bebte unter ihrem Gewicht. Die seidigen B?nder knisterten um Lyr?sas Glieder, hielten sie in einer Mischung aus Zwang und Z?rtlichkeit. Der Blick der Drider wanderte, neugierig, pr?fend ? wie der einer Bildhauerin vor unfertigem Marmor.

Eine lange, fingerartige Klaue ? menschlich, sch?n, gepflegt ? streichelte eine Str?hne aus Lyr?sas Gesicht. Ihre Hand war kalt. Glatt. Und doch versp?rte Lyr?sa Hitze, wie von innen.

?Ich erinnere mich an dein Gesicht?, fl?sterte die Drider. ?Du warst dort. Als sie uns verbrannten. Als sie sangen. Und du... hast geschwiegen.?
Ihre Worte waren kein Vorwurf. Kein Zorn. Sie waren... sanft. Und das machte sie schlimmer.

?Ich war eine Mutter. Eine Priesterin. Eine Tochter von Zauviir.?
Ihre Finger legten sich auf Lyr?sas Kehle, ohne Druck ? doch alles in Lyr?sa schrie.
?Du hast zugesehen, als sie uns zerbrachen. Sag mir, kleine Teb'inyon? hast du es genossen??

Der Mund der Drider n?herte sich ihrem Ohr. Die Lippen streiften es. Ihre Spinnenbeine zogen Kreise im Netz, als hielte sie ein uraltes Ritual ab, in das Lyr?sa eingesponnen war.
?Du zitterst? Aber das gef?llt mir.?

Dann hielt sie inne. Ihr Blick wurde sch?rfer.
?Du bist nicht stark. Noch nicht. Aber du hast bis hierher ?berlebt. Und das... ist selten.?
Ein leises, kehliges Kichern. Ihre H?nde wanderten zu Lyr?sas Schultern, strichen ihre Arme entlang, als wolle sie sie wie Stoff pr?fen.
?Vielleicht rei?e ich dich nicht in St?cke. Noch nicht. Vielleicht schenke ich dir etwas, das du viel tiefer sp?rst??

?Vhyl'zyrr,? hauchte Lyr'sa ? ein Name, den man einst im Fl?stern ausgesprochen hatte, um nicht selbst zur Zielscheibe zu werden. Die einstige Priesterin des Hauses Zauviir.

?Du erinnerst dich?? Die Stimme war samtig, schmeichelnd. Fast traurig. Fast.

?Du warst dabei, Lyr?sa. Als sie mein Haus ausl?schten. Als meine Schwestern brannten. Als die heiligen Alt?re zertr?mmert wurden? von deinen H?nden. Von deiner Feigheit.?

Lyr?sa riss an den klebrigen F?den, die sich um ihre Beine zogen. ?Es war? ich war nur ein Werkzeug!? Sie keuchte, panisch. ?Ich? ich hatte keine Wahl!?

?Du hattest immer eine Wahl.? Vhyl?zyrr schob sich n?her, mit eleganter Grazilit?t auf acht lautlosen Beinen. Die Seide spannte sich fester, mit jedem Schritt zog es Lyr?sa ein St?ck mehr in das Netz. ?Und du hast gew?hlt, Lyr?sa. Jetzt darfst du kosten, wie das schmeckt.?

Sie glitt an Lyr?sas Seite, ihre H?nde ? noch immer sch?n, noch immer die einer Hohepriesterin ? strichen ihr ?ber die Wange, den Hals. Lyr?sa versuchte sich zu winden, doch der Widerstand des Netzes wurde gr??er.

?Du f?rchtest dich?? Vhyl?zyrrs Lippen ber?hrten beinahe ihr Ohr. ?Doch da ist mehr. Ich rieche es. Das Zittern, ja ? aber auch? Verlangen??

?Warum... t?test du mich nicht??

Die Drider l?chelte.
?Weil ich dich leiden sehen will. Und weil ich wissen will, ob du mich anflehst... bevor ich dir Lloth zeige.?

Sie zog eine ihrer Spinnenbeine zur?ck und schnitt mit einem leichten Ruck das Netz in einer Ecke an. Nicht genug, um Lyr?sa freizugeben ? aber genug, damit sie ein wenig schwankte. Eine Warnung. Ein Versprechen.

?Fleh mich an, Lyr?sa. Und ich gebe dir? Gnade.?

Lyr?sa sch?ttelte den Kopf, Tr?nen mischten sich in ihren Schwei?. ?Nau? bitte?? Sie wollte schreien. Aber ein Teil von ihr? wollte wissen, wie es enden w?rde.
Dann sp?rte sie, wie Vhyl?zyrr ihre H?nde umfasste. Ihre Spinnenbeine hielten Lyr?sa fest, als ihre schlanken Finger die ihren ber?hrten, sie wie eine Geliebte umfassten ? und schlie?lich ihre Lippen sanft auf Lyr?sas zitternde Fingerkuppe legten. Ein Kuss. Z?rtlich und zugleich besitzergreifend.

?Ich werde dich nicht t?ten, Lyr?sa. Oh nein. Ich werde dich erinnern lassen. Jede Nacht, jedes Zucken deines K?rpers? soll mir geh?ren.?

Und dann ? Stille. Nur das Klacken von Spinnenbeinen, die sich neu positionierten. Das sanfte Rascheln von Seide, das sich schloss.
Lyr?sa war im Netz.
Doch sie lebte.

Noch.
gelöschter Charakter_779
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Re: Die Legierung: 2 Teile Runensilber, 1 Teil Meeresstahl

Beitrag von gelöschter Charakter_779 »

Das Netz roch nach altem Blut. Kupfrig, scharf, als w?rde es noch nachhallen, das Kreischen jener, die zuvor darin gefangen worden waren. Lyr?sas Brust hob und senkte sich sto?weise. Ihre Finger zitterten, doch suchten sie zielstrebig nach der kleinen Unebenheit in der Innenseite ihrer Armschiene. Dort, wo sie einst eine Feile versteckt hatte ? eine winzige, rostige Klinge, kaum mehr als ein Span aus geh?rtetem Metall, aber scharf genug, um Hoffnung zu s?en.

Die Drider war verschwunden ? nicht weit, das sp?rte sie. Ein kratzendes Schlurfen, ein gelegentliches Kratzen von Chitin auf Stein zeugte von ihrer N?he. Doch die Spinnbeine hatten sich entfernt, trugen sie tiefer in das Gewirr unter der Erde. Vielleicht, dachte Lyr?sa, holt sie noch etwas? ein Messer? Eine Kette?

Oder ein Messer aus Ketten.

Bevor Lyr?sa auch nur wagte, sich zu r?hren, bevor ihre Finger die vertraute Unebenheit an der Armschiene suchten, dr?ngten sich die Bilder in ihr Bewusstsein ? jene schattenhaften Lektionen aus ihrer Ausbildung, die sie mit Zwang, Schmerz und kalter Andacht hatte lernen m?ssen. Lektionen ?ber jene, die versagt hatten. ?ber jene, die Lloth einst erh?rt ? und dann verworfen hatte.

Eine Drider. Verdrehte Wesen, halb Spinne, halb Frau ? einst m?chtige Priesterinnen, gesegnet mit Magie, Einfluss und Sch?nheit. Doch wer zweifelte, wer stolperte, wer sich in Schw?che oder Mitgef?hl verlor? der wurde geformt. Entstellt. Verflucht.

So war es auch ihr beigebracht worden. Und dieser eine Name, den sie nie hatte vergessen k?nnen, hallte ihr jetzt wieder durch den Kopf:

Es war das Haus Ky'Alur gewesen, das den Fall der Zauviir herbeigef?hrt hatte. Und inmitten der Tr?mmer, an einem Altar aus Stein und Blut, hatte Jhea?kryna pers?nlich das Urteil ?ber Vhyl'zyrr Zauviir gesprochen - einer der letzten ?berlebenden des Hauses Zauviir, einer Yathrin.

Das Urteil: Verwandlung. Ein ewiges Leben in Schande.
Ein Leben als Drider.

Lyr?sa wusste, was ihr drohte. Das Spiel aus Verlockung und Folter war nur der Auftakt. Drider fra?en ihre Beute, lebendig, nachdem sie sie zerm?rbt, gebrochen und geliebt hatten. Ihre K?rper verlangten nach Blut, nach W?rme, nach Fleisch ? doch ihr Verstand spielte mit dem Opfer, mal g?tig, mal schmerzhaft z?rtlich, bis alles Menschliche verging.

Lyr?sa begann zu zittern. Ihre Brust schn?rte sich zu, der Atem wurde flach. Noch hallten die fl?sternden Worte in ihrem Ohr, noch f?hlte sie die Finger dieser? Kreatur an ihren Wangen, die Lippen an ihrer Stirn, das Fl?stern zwischen Versprechen und Spott.

Sie w?rde sterben. Nicht jetzt, aber bald. Und es w?rde wehtun. So sehr, dass selbst der Tod Erl?sung w?re.

?Nein...?, hauchte sie. ?Nein? ich... ich lasse das nicht zu??

Die Feile war endlich in ihrer Hand. Ihre Bewegungen waren langsam, zittrig ? nicht nur wegen der Angst, sondern auch wegen der Schmerzen. Die F?den schnitten in ihre Haut. Ihre Gelenke brannten. Doch sie biss die Z?hne zusammen und begann zu s?gen. Einige der Str?nge waren dick wie Finger, z?h wie gegerbte Sehnen. Sie warf sich von Seite zu Seite, verlagert das Gewicht ihres K?rpers, suchte nach einem Punkt, an dem das Netz am wenigsten unter Spannung stand. Die erste Faser riss mit einem leisen Schnappen. Der Laut lie? sie innehalten ? horchte. Nichts.
Als sie den rechten Arm befreien konnte, fiel ein Teil des Netzes herab, schlaff wie Haut. Der Moment war gekommen. Rasch griff sie an ihren G?rtel, tastete nach der kleinen Flasche mit dem dunkelroten, ?ligen Inhalt: alchemistischer Brand. Ihre Finger waren taub. Sie bekam den Korken kaum zu fassen. Mit den Z?hnen zog sie ihn heraus, sp?rte dabei schon, wie ein Tropfen der Fl?ssigkeit an ihrer Lippe brannte.

?Bitte... bitte entz?nde dich nicht??, fl?sterte sie flehend.

Dann kippte sie die Flasche ?ber das Netz, w?hrend sie sich mit aller Kraft drehte und den Rest des Gewebes mit einem lauten Riss zertrennte. Sie fiel ? kopf?ber ? schlug hart auf einem Absatz auf. Die Welt krachte, schmerzte, zuckte. Keuchend stemmte sie sich hoch. Die Stimme der Drider war nah.

?Was f?r eine kleine Dummheit. Ich hatte es fast genossen??

Ein Zischen folgte ? Magie, das konnte sie erkennen. Etwas explodierte ?ber ihr. Funken regneten zu Boden.
Lyr?sa rannte.

Ein Gang, kaum h?her als sie selbst, schimmerte vor ihr. Von Moos ?berwuchert, schr?g nach oben f?hrend. Sie stolperte hinein, rutschte auf Knien weiter, f?hlte, wie ihre Hose aufriss, ihre Haut blutete.
Hinter ihr das Scharren.

?Du kannst rennen, aber wohin willst du schon? Die Dunkelheit ist mein.?

Sie bog um eine Ecke ? der Gang endete abrupt. Felsbrocken blockierten die obere H?lfte, doch darunter war ein Spalt. Kaum breit genug f?r einen schmalen K?rper. Sie zw?ngte sich hindurch. Ihre Rippen schabten ?ber Stein. Sie biss sich auf die Lippe, schmeckte Blut.

?LYR?SA!?

Der Schrei hallte durch den Tunnel, ein Echo, das durch Mark und Bein ging. Sie war nicht mehr nur eine Beute ? sie war Beleidigung, Herausforderung, Spielzeug.
Ein Blitz schlug nahe dem Eingang ein. Hitze und Druck trafen sie, sie warf sich nach vorne, rollte ?ber Ger?ll. Als sie sich wieder aufrappelte, war der Gang hinter ihr eingest?rzt. Nur ein Spalt Licht drang noch hindurch ? das rot gl?hende Auge der Drider.

?Ich finde dich? Ich koste dich? Ich vernichte dich??

Tr?nen schossen ihr in die Augen. Doch sie schluckte sie herunter. Keinen Ton. Keine Schw?che.
Der n?chste Tunnel war niedriger. Sie musste auf allen Vieren kriechen, ihre Finger glitten durch Staub, durch Asche, durch Knochen.
Einmal glaubte sie eine Bewegung hinter sich zu h?ren, fuhr herum ? doch da war nichts.
Noch ein Tunnel. Dieser f?hrte steil nach unten. Sie stolperte hinein, schlug auf den Ellbogen, dann weiter. Rutsche mehr als dass sie ging. Es roch nach altem Rauch, nach F?ulnis.
Ein Licht.

Flackernd. Ein Riss im Gestein. Und dahinter ? ein Raum.
Sie kroch hindurch. Staub wirbelte auf. Ihre Lunge zog sich zusammen. Es war ein alter Keller. Balken lagen kreuz und quer. Zerbrochene Kisten, altes Werkzeug, Reste von Kleidung.
Sie drehte sich um. Sah, wie der Tunnel hinter ihr beben wollte. Doch die ?ffnung war zu schmal. Die Drider konnte nicht folgen. Nicht hier.
Ein Fauchen. ?Du entkommst mir nicht, Lyr?sa! Ich sehe dich? Ich werde dich sehen!?

Dann Stille.
Nur ihr eigenes Herz. H?mmernd. Unaufh?rlich.
Sie fiel auf die Knie. Zitterte.
Die Stille war nicht leer ? sie war durchsetzt mit Angst. Mit Schuld. Mit Sehnsucht.
Und in der Ecke des Kellers, fast wie ein Schatten, lag etwas, das sie nicht erwartet hatte.

Ein Pifwafi. Aus Rothewolle.

Ein Umhang, der ihr einst geh?rte ? als sie Jabbress war.

Sie hob ihn zitternd auf.

?Ich war wer?, fl?sterte sie.

Dann: ?Ich bin noch.?

Und rollte sich zwischen zwei Balken zusammen, die den Blick verstellten, legte den Schleier ?ber sich wie eine Decke.
Die Tr?nen kamen jetzt. Langsam. Leise.

Doch sie war am Leben.
gelöschter Charakter_487
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Re: Die Legierung: 2 Teile Runensilber, 1 Teil Meeresstahl

Beitrag von gelöschter Charakter_487 »

Wenig am?sierte den Veldruk so sehr, wie die ?berheblichkeit seines eigenen Volkes. ?Wir sind die Dunkelheit.?, ?Wir sind die elegantesten aller Krieger?, ?Niemand entgeht unseren Klingen aus dem Hinterhalt.? Jeder einzelne Sargtlin der Drow blickte auf die anderen V?lker mit diesen Gedanken, und st?ndig verga?en sie die wichtigste Lektion, Spinnen fressen Spinnen, und in der Welt der Drow, gab es auch in der Dunkelheit Schatten.

Velkharon war typisch in diesem Kontext. Gut genug um als Drow durch die Dunkelheit zu schleichen, aber zu von seinen F?higkeiten darin ?berzeugt, um Sorn hinter sich zu bemerken. Das erste Anzeichen, und das Letzte das der Sargtlin noch aktiv wahrnehmen konnte, ein dunkler Sack mit Zug aus bearbeiteter Spinnenseide, die ihm Luft und Blick abschn?rte, bis er das Bewusstsein verlor.

Aufgebahrt f?r ausgew?hltes Publikum, fand der Sargtlin sich in fahlem Kerzenschein wieder, Personen wie Schemen um ihn, au?erhalb seines Blickes, der einzige Bezugspunkt f?r ihn der Veldruk, gekleidet in reinem wei?, eine Maske aus d?nnem Metall, schillernd in verschiedenen Farben durch Kerzenschein.

?Im Wunsch der Mutter Oberin, vollf?hren wir heute das Urteil, auf das alle ihren Platz kennen m?gen, auf das alle lernen, welche Scherze uns zum Lachen bringen, und wann wir uns zu weit aus dem Netz wagen.?

Mit ausschweifender Verbeugung gen Publikum, und einer kleinen Pirouette zur Umkehr, wandte sich Sorn dem fixierten Velkharon zu. ?Nun bring uns zum Lachen Sargtlin, wir haben einige Scherze vorbereitet.?

Die folgenden Stunden eine Kakophonie aus dem Gel?chter des Veldruk und den Schreie des Sargtlin, bis sich Stille ?ber den Saal legte, und Sorn den Raum, gekleidet in tiefem Rot, fast der Hausfarbe selbst, verlie?, zur?ck in die Schatten.
gelöschter Charakter_779
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Re: Die Legierung: 2 Teile Runensilber, 1 Teil Meeresstahl

Beitrag von gelöschter Charakter_779 »

Der bei?ende Geruch von verbranntem ?l und angesengtem Leder lag noch in der Luft, selbst wenn die Sklaven mit R?ucherwerk und nassen T?chern versucht hatten, die Spuren des Feuers zu tilgen. Lyr?sa stand einen Moment lang im schw?rzlich geschw?rzten Eingangsbereich ihrer Schmiede und sah sich die verkohlten Reste ihrer Arbeit an. Zwischen ru?igen Steinplatten, verbogenen Zangen und einem zerborstenen Tiegel glomm noch etwas Asche im Schmelzofen ? wie ein Spott auf die Sorgfalt, mit der sie diesen Ort zuvor eingerichtet hatte. Ihre Finger zuckten, wollten sofort wieder Ordnung schaffen, retten, was noch zu retten war. Doch da war mehr. Ein Flackern von Erinnerung, als das Feuer tobte und sie die Hitze sp?rte, die sich wie fl?ssiges Eisen durch ihre Kehle brannte. Und Velkharon? der sie eingesperrt hatte. Jhea?s Befehl hatte ihm nun das Genick gebrochen.

Sie hatte ihn schreien h?ren. Oder besser: sie hatte geh?rt, wie er aufh?rte zu schreien.

Sorns Klinge hatte seine Haut nicht nur ge?ffnet, sondern wie Pergament von seinem Fleisch gesch?lt, halb?ffentlich ? ein Exempel, wie es im Haus Ky?Alur Brauch war, wenn jemand der Ilharess in den Weg trat. Der Foltermeister hatte sich Zeit genommen. Es hie?, Jhea hatte Tee getrunken, w?hrend Velkharons Herz langsam verstummte.

"Gi usste quar valsharess", fl?sterte Lyr?sa ? nicht als Fluch, sondern als instinktives Sto?gebet an Lloth. Sie wusste nicht, ob sie sich erleichtert oder widernat?rlich befreit f?hlen sollte. Ihre H?nde zitterten, als sie die ersten Schmelzbestandteile der Legierung aufs Neue ansetzte. Alles von vorn. Erz reinigen, verh?tten, mischen, gl?hen, sieben. Wieder gl?hen. Ihre Gelenke protestierten bald, ihr R?cken kr?mmte sich unter der Sch?rze, und doch arbeitete sie stumm. Kein einziges "Oh nau" kam ?ber ihre Lippen.

Nach Stunden ? oder Tagen? ? war es so weit: die Schl?ssel waren gegossen, gefeilt, poliert. Jeder exakt nach Ma?, nach dem mystischen Schnittmuster, das Jhea selbst festgelegt hatte. Kein Fehler durfte sich einschleichen. Lyr?sa hatte das Metall mehr als einmal zum Gl?hen gebracht, nur um die feinen Z?hne noch einmal nachzusch?rfen, die Kerben erneut zu ritzen. Jeder Hieb war ein Schritt n?her zur Pr?fung ? oder zur Hinrichtung, wenn es ihr misslang.

Als sie das Set schlie?lich auf einem schwarzen Seidentuch darbot, kniete sie tief, das Haupt gesenkt. Die Ilharess trat aus dem Schatten ihres Throns. Ihr Blick ? messerscharf wie die Spitzen ihrer Diademe ? blieb kalt auf den Schl?sseln liegen. Ohne ein Wort nahm sie den ersten, wog ihn in der Hand, pr?fte das Gewicht, das Spiel, den Schnitt. Einer nach dem anderen folgte. Ihre Finger glitten ?ber das Metall wie Spinnenbeine, tasteten, hielten inne. Minuten vergingen. Dann wieder ein Schl?ssel. Dann Stille.

Lyr?sa kniete w?hrenddessen reglos. Ihr Herz pochte so laut, dass sie glaubte, Jhea m?sse es h?ren. Ihre Kehle war trocken wie Asche, ihr R?cken schmerzte unter dem Druck der gebeugten Haltung, doch sie wagte es nicht, auch nur zu schlucken. Jeder einzelne Schl?ssel war eine Ewigkeit.

Dann ? noch immer ohne ein Urteil ? legte Jhea den letzten Schl?ssel zur?ck auf das Tuch. Ihre Augen ruhten auf Lyr?sa, lange genug, dass die Dunkelheit zwischen ihnen dicker wurde. Dann kam es: ein kaum merkliches Nicken. Keine Worte. Nur dieses kleine Zeichen.

Lyr?sa wagte kaum, Luft zu holen. Ihre Lippen zuckten. "Vith?", murmelte sie stumm, in einer Mischung aus Erleichterung und Furcht. Sie wusste: das n?chste Mal k?nnte Jhea nicht nicken. Und sie wusste: Jhea genoss ihre Angst. Jede Sekunde, die sie auf Knien zubringen musste, war ein Fest f?r die Ilharess.

Doch die Schl?ssel waren angenommen. Und der Velkharon war tot.

Lyr?sa w?rde heute Nacht schlafen k?nnen ? wenn auch mit offenen Augen.
gelöschter Charakter_770
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Registriert: 30 Mai 2025, 17:15

Re: Die Legierung: 2 Teile Runensilber, 1 Teil Meeresstahl

Beitrag von gelöschter Charakter_770 »

Tath?raen hatte Lyr?sa in in der vergangenen Nacht aus der Taverne abgeholt und nach Hause geschickt. Der Ort war neutral, zivilisiert ? ein paar h?fliche Gesichter, ged?mpftes Licht, das Klirren von Bechern. Alles wirkte harmlos, fast belanglos. Und doch lag Sch?rfe in der Luft, wenn Drow sich in solcher Umgebung trafen, ohne Messer in der Hand.
Lyr?sa hatte gesprochen. Viel. Vom Anschlag auf ihr Leben, von Velkharon, von Misstrauen und Manipulation. Sie hatte jedes Detail geschildert, mit zitternder Stimme, aber klarer Klinge in den Worten. Und er ? er hatte sie angesehen, ruhig, unbewegt. Und jedes Wort abgetan wie ein erfahrener Pr?fer, der eine F?lschung erkannte, bevor die Farbe trocken war. F?r ihn war es nichts als eine Schutzbehauptung gewesen. Eine dramatische Ausrede einer Schmiedin, die ?berfordert war ? und sich wichtig machen wollte. Doch Velkharon war nun tot. Nicht durch einen Unfall. Nicht im Duell gefallen. Sorn hatte ihn hingerichtet. ?ffentlich, mit jener kalten, kunstvollen Brutalit?t, f?r die der Foltermeister bekannt war. Kein Missverst?ndnis, kein Zweifel: es war ein Urteil ? vollstreckt mit der Stimme der Ilharess im R?cken. Und pl?tzlich klang Lyr?sas Geschichte nicht mehr ?bertrieben. Sondern genau richtig.
Tath?raen erinnerte sich an ihren Blick in der Taverne. An die Art, wie sie sprach, als w?rde sie selbst kaum glauben, dass sie noch lebte. Er hatte ihr nicht geglaubt. Nicht zugeh?rt, nicht einmal gezuckt. Und jetzt? Jetzt wusste er, dass er falsch gelegen hatte. Aber er w?rde es ihr nicht sagen. Niemals. Er war Drow. Einsicht bedeutete keine Schw?che ? aber das Eingest?ndnis schon. Und Lyr?sa? Sie hatte Recht gehabt. Das musste reichen. Was er nun tun w?rde? Er w?rde aufmerksam bleiben. Ihre Spur verfolgen, ohne dass sie es bemerkte. Und pr?fen, wie viel N?he zu ihr nun gef?hrlich war ? oder n?tzlich. Vielleicht w?rde er das n?chste Mal, wenn sie sprach, nicht so leicht abwinken. Vielleicht w?rde er ihr sogar? zuh?ren. Aber entschuldigen? Nein. Nie.

Und doch?Etwas hatte sich ver?ndert. Lyr?sa war nicht mehr nur die z?he Schmiedin mit dem Trotz in der Stimme und Ru? unter den N?geln. Sie war Teil eines Spiels geworden, das gr??er war, als es zun?chst den Anschein hatte. Wenn Sorn selbst seine Klinge f?r sie erhob, dann bedeutete das, dass sie entweder von strategischem Wert war ? oder gef?hrlich genug, dass man sie nicht fallen lassen durfte. Und Tath?raen? Er war nicht mehr nur ein Schatten, der sie beobachtete. Er war ihr Aufpasser. Das war ihm klar, schon seit jener stillen Geste, die ihn aus dem Gespr?ch mit der Ilharess in ihre N?he beordert hatte. Jhea hatte kein Vertrauen. Sie hatte Kontrolle. Und Tath?raen war das Werkzeug dieser Kontrolle ? ob mit gezogener Klinge oder h?flichem Schweigen. Doch mit jedem Schritt wurde diese Aufgabe schwerer. Denn was sollte ein Aufpasser tun, wenn das Ziel seiner Beobachtung nicht nur ?berlebte, sondern zu wachsen begann? Wenn es pl?tzlich Bedeutung gewann, Tiefe, vielleicht sogar Einfluss?

Er musste wachsam sein.

Wenn sie erneut in Gefahr geriet, w?rde er sie sch?tzen ? nicht aus Mitgef?hl, sondern aus Pflicht. Und wenn sie zu viel wusste, zu weit ging, zu k?hn wurde? w?rde er es zuerst merken. Und dann w?rde er entscheiden, wie weit sie gehen durfte, bevor man ihr erneut das Netz unter den F??en wegriss. Er war ihr Schatten. Nicht ihr Freund. Nicht ihr Feind. Etwas dazwischen ? genau das, was Lyr?sa am meisten f?rchten sollte? und vielleicht irgendwann brauchen w?rde.
gelöschter Charakter_434
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Registriert: 07 Mai 2025, 09:46

Re: Die Legierung: 2 Teile Runensilber, 1 Teil Meeresstahl

Beitrag von gelöschter Charakter_434 »

Der Abschluss dieser Geschichte findet sich unter dem folgenden Link

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