Tath’raens Schritte waren leise – nicht aus Rücksicht, sondern aus Gewohnheit. Der Mensch hinter ihm dagegen klang, als würden Pantoffeln über Kies laufen: weich, aber nicht lautlos. Aetherium. Ein Name wie ein Artefakt. Er war zurückhaltend, doch Tath’raen spürte seine Macht wie einen stillen Druck an der Wirbelsäule – dieses feine, schwer zu greifende Echo von Magie. Die Art, wie seine blauen Augen den Tunnel betrachteten, als könnte er die Struktur selbst durchdringen, war unangenehm. Nicht respektlos – aber zu offen. Zu wissend. Sie hatten nicht viel gesprochen. Aetherium hatte keine dummen Fragen gestellt, was ihm Pluspunkte einbrachte. Ein menschlicher Magier, der wusste, wann er den Mund hielt – selten genug.Dieser Foreneintrag ist eine Fortsetzung der Geschichte von Lyr'sa und Tath'raen, der sich ursprünglich hier: viewtopic.php?t=251 und hier: viewtopic.php?t=260 entwickelt hat.
Dann die Biegung. Der Geruch wechselte: Ruß, heißes Wachs, modriger Tau. Und da war sie. Lyr’sa. Klein. Schmutzig. Mit einem Eimer in der Hand, der aussah, als würde er gleich kippen – so wie sie selbst. Tath’raens Blick traf ihren für einen Moment. Nur kurz. Genug, um die Überraschung darin zu sehen. Nicht Trotz. Nicht einmal Scham. Eher etwas dazwischen.
Dann bemerkte er, wie Aetheriums Schritt hinter ihm langsamer wurde. Der Mensch sagte kein Wort, aber Tath’raen sah aus dem Augenwinkel, wie sich dessen Blick auf Lyr’sa richtete – abschätzend, mit dem kühlen Interesse eines Forschers, der einen Riss in einem Kristall untersucht. Das war nicht gut. Tath’raen machte eine halbe Drehung, gerade genug, um Aetherium zwischen sich und der Szene zu halten. Und dann sprach er: „Was machst du hier?!“ Die Stimme war schärfer, als sie sein musste – ein Werkzeug. „Willst du unseren Gast beschämen? Aus dem Weg!“ Er sah, wie sie zusammenzuckte, wie sie einen Schritt zurückwich, dann seitlich in die nasse Nebengasse schlüpfte. Keine Worte. Kein Blick. Genau so, wie es sein sollte – zumindest nach außen. Aber Tath’raen registrierte das Zittern ihrer Finger um den Eimer. Den Schatten auf ihrem Gesicht. Die Art, wie sie kleiner wurde, als sie es schon war. Er wartete nicht. Drehte sich wieder vorwärts, ließ Aetherium den Weg passieren. Der Magier schwieg – höflich oder klug genug, es nicht zu kommentieren.
Aber tief in Tath’raens Brust, hinter der geflochtenen Kette aus Schweigen, Disziplin und Befehlsgehorsam, legte sich ein Gedanke zur Seite, wie eine scharfe Klinge zur späteren Prüfung: Sie war eine Drow. Er war ein Mensch. Und sie hatte weggesehen. Nicht aus Angst vor ihm. Sondern aus Angst, gesehen zu werden.
