Informationen
Bibliothek
Spielwelt
Medien
Account

Kapitel 5

Was geht im Kopf eines Wesens vor, das Unsterblich ist?
Wie lange kann ein Wesen Leben ohne nicht irgendwann einmal wirklich alle ausprobiert zu haben?
Kann einem Unsterblichen langweilig werden?

Als sich damals die Erstgeborenen alleine auf ihrer riesigen Welt zurecht finden mußten, weil die vier Brüder ihren Krieg nun in anderen Welten weiter führten, gründeten viele von ihnen neue Familien, aus denen nach und nach die späteren Rassen entstanden.
Hista Kindail war einer der wenigen, die sich nicht dieser Art des Vergnügens hingaben, denn er war längst mit Rondra verheiratet und gemeinsam lebten sie Jahrtausende glücklich und beobachteten wie sich Schattenwelt langsam weiter entwickelte.

Als Rondra ihn jedoch verlassen mußte, zerbrach etwas in dem Mann. Selbst die Tochter, die ihm seine Frau zu Abschied geschenkt hatte konnte ihn darüber nicht hinweg trösten. So machte sich Hista Kindail auf den Weg und besuchte die Orte, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Für Jahrhunderte wurde er nicht mehr gesehen und die Nachfahren seiner Brüder und Schwestern vergaßen ihn schließlich.
Das Volk der Waldelfen war zu diesem Zeitpunkt das am weit verbreitetste, obwohl sie seit den großen Kriegen an der Seite der Lichtelfen gegen die Drow absolut friedfertig waren und sich nur in höchster Not mit der Waffe in der Hand verteidigten. Sie hatten, bis auf sehr wenige Ausnamen, unter allen anderen Rassen Freunde und jeder Fremde war ihnen ein gern gesehener Gast, den sie mit freundlichen Worten begrüßten und ihm einen Platz zum Ausruhen anboten.
Viele andere Rassen beneideten die Waldelfen zwar, aber jedem war klar, daß der Weg der Waldelfen der einzig wahre Weg sei und im stillen Einverständnis folgten sie diesem Weg.
Es war eine Zeit des Friedens und nicht einmal die Drow konnten ihn stören.
Keiner ahnte das sich zu diesem Zeitpunkt der Erstgeborene Hista Kindail auf ein Spiel mit dem Tod einließ, das erst Jahrtausende später beendet werden sollte.
Es war eine Wette zwischen den beiden ungleichen Wesen. Der Tod wußte, das er Hista's Seele niemals besitzen würde, da dieser Mann unsterblich war. Der einzige Weg an die Seele des Unsterblichen zu kommen wäre die, daß dieser sie ihm freiwillig geben mußte.
Hista ließ sich auf die Wette ein und für sehr lange Zeit sah es auch so aus, als ob er sie gewinnen konnte.

Es dauerte eine Weile bis die Waldelfen begriffen, das es etwas oder jemanden geben mußte, der ihnen nicht wohlgesonnen war. Immer mehr Familienmitglieder verschwanden spurlos. Ganze Dörfer wurden einfach dem Erdboden gleich gemacht und ihre Bewohner nie wieder gesehen. In den Wäldern von Schattenwelt wurde es still.
Immer seltener hörte man das Lachen fröhlicher Kinder. Die Waldelfen zogen sich zurück und der Wald, der ihnen einst Schutz und Lebensraum zugleich gewesen war, wurde zu einem bedrohlichem Zuschauer.
Dies blieb den anderen Rassen nicht verborgen, doch aus Angst um das eigene Leben zogen sie sich von den Waldelfen zurück.
Langsam drangen die neuen Rassen, zu denen auch die Menschen gehörten in die Wälder ein. Ohne das sie es selbst merkten, wurden gerade sie zu einem der wichtigsten Faktoren im Plan von Hista Kindail, mit dem er die Wette mit dem Tod gewinnen wollte.
Mit der Hilfe eines riesigen weißen Drachens, den er aus den Klauen der Umrazin Zwerge befreien konnte, hatte er fast das gesamte Volk der Waldelfen ausgerottet, aber eben nur fast. Fünf Jungen und fünf Mädchen ließ er leben.

Allein und hilflos irrten sie durch die Wälder und fanden schließlich Unterschlupf bei den Menschen.
Damals war das Verhältnis zwischen den beiden Rassen noch lange nicht so angespannt wie heute und so nahmen sich die Menschen der verlassenen Waldelfenkinder an und erzogen sie, wie man eben Kinder erzieht.
Und genau da ging Hista's Plan erst richtig auf. Ein Volk auslöschen, das war kein Problem, aber ihre Gedanken, Geschichten und Lieder ausrotten, das konnte nur mit Hilfe der Menschen gelingen. Und so kam es, das die Elfenkinder zwar nicht ihre Herkunft verbergen konnten, doch aber ihre Wurzeln vergaßen.
Hunderte Jahre später gab es wieder sehr viele Waldelfen auf Schattenwelt, doch keiner erinnerte sich mehr an die Ahnen und deren Weg des Friedens.
Die Waldelfen waren zu Menschen geworden, die sich nur körperlich von ihnen Unterschieden.
Alle?
Nein!
Ein kleiner Waldelfenjunge, der mit angesehen hatte, wie sein Dorf niedergebrannt wurde und wie Hista Kindail inmitten des Dorfes gestanden hatte und dem Treiben des Drachens zu sah, dieser Junge war einer der zehn Überlebenden Waldelfen gewesen. Sein Haar hatte sich an jenem Tage Weiß gefärbt und er hatte später das Glück, von einer Menschenfamilie aufgenommen zu werden, die ihr Leben selbst den Waldelfen zu verdanken hatten und jede Geschichte und jedes Lied seiner Ahnen kannten. Sie erzogen ihn nicht wie einen Menschen. Sie erzogen ihn wie einen Waldelfen.
Und etwas mehr als Tausend Jahre später, kam ein seltsamer alter Elf aus dem Wald und betrat die Heimatstadt der Waldelfen.
Sein Name lautete Sisamen Luista! Er erzählte von den Ahnen und sang die alten Lieder. Er begann den Waldelfen, die ihm zuhören wollten von ihren Fehlern zu erzählen. Er zeigte ihnen wie ihre Vorfahren einst lebten und wie die Gedanken der Menschen langsam aber sicher ihre eigenen verdrängt hatten und sie innerlich zu Menschen geworden waren.
Bei vielen löste das tiefe Trauer aus und sie gingen fort in die Wälder um mit ihrer Trauer alleine zu sein. Einige zweifelten sehr stark und wiederum andere lachten Sisamen einfach aus, weil sie ihm nicht glaubten.
Sisamen erkannte sehr schnell, das einige in ihm einen neuen Führer sehen wollten, doch genau das wollte er nicht sein. Er machte seinen neuen Freunden klar, das alle Waldelfen eine einzige Familie seien und es keinen Führer bedarf. Wenn jeder auf den anderen aufpassen würde und ihm in der Not beistehen täte, dann würden die Waldelfen eines Tages wieder den Weg der Ahnen gehen und wirklich ein mächtiges Volk werden.
Vielleicht wollte Sisamen am Anfang mit seinen neuen Familienmitgliedern etwas zu schnell den Weg seiner Ahnen erreichen, denn eines Tages, als er gerade aus dem Labyrinth kam, da geschah etwas das ihn sehr betrübte.

Sisamen rannte durch den Wald. In seinem Herzen fühlte er etwas, das er niemals zuvor gefühlt hatte. Freude über den Fund den er in diesem seltsamen Labyrinth gemacht hatte lies ihn Weinen vor Glück.
Das war sie. Die Eichel des Baumes war zurückgekehrt nach Schattenwelt und ein neues Zeitalter für die Waldelfen würde anbrechen. Der Baum, seit Anbeginn der Zeit auf dieser Welt, das älteste Lebewesen, war nach Schattenwelt zurück gekehrt.
Außer Atem lehnte er sich gegen einen riesigen Yewbaum, der ihm Schatten spendete.
Seine Gedanken schweiften zu seinen neuen Freunden, Cassy, die niedliche Waldelfin mit der sanften Stimme. Sie hätte seine Enkeltochter sein können.
Woodrolf, der ihm jedes Wort von den Lippen saugte.
Gandalon der Mann mit der Weisheit der Ahnen.
Runflinger, der bei einem Überfall der Drow seine Zunge verloren hatte und seit dem nicht mehr sprechen konnte.
Sie würden sich mit ihm über diesen Fund freuen. Die Eichel, aus der schon vor hunderttausenden von Jahren der erste Yewbaum gewachsen war, hatte dieser Welt und seinem Volk, das so verblendet von den Gedanken der Menschen war, eine zweite Chance gegeben. Sie würden den ersten Baum erneut pflanzen und dann endlich würden die Waldelfen dieser Welt wieder zu dem werden, was sie einst gewesen waren.
Ein einziges großes Volk, das jeder anderen Rasse die Stirn bieten konnte!
Voller Vorfreude auf das Treffen mit seinen neuen Freunden machte Sisamen sich auf den weiteren Weg, als er nach einigen Meilen plötzlich einen Mann bemerkte, der unter einem Yewbaum kniete und um sich herum ein paar kleine Feuer angezündet hatte.
Leise schlich er näher heran und erkannte plötzlich Woodrolf, der gerade einen Dolch anhob und ihn sich in die Brust rammen wollte.
Sisamen wurde leichenblaß. Er kannte das Ritual. Woodrolf wollte aus dem Leben scheiden. Alles in ihm schrie nach dem "Warum", aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Fassungslos bemerkte er, wie irgendjemand oder irgendetwas Woodrolf davon abzuhalten schien. Es sah wie eine innere Zwiesprache aus. Nach einer Weile löschte Woodrolf die Feuer, sprang auf und rannte mit Tränen in den Augen in den Wald hinein.
Sisamen aber saß noch Stunden an seinem Platz und Tränen liefen über seine Wangen.
War es seine Schuld?
War es der Weg der Ahnen, den er diesen jungen Waldelfen zeigte, die Woodrolf so weit gebracht hatte sein Leben durch dieses Ritual zu beenden?
Traurig griff er nach der Eichel und holte sie aus seinem Brustbeutel. Was würde es den Waldelfen der heutigen Zeit wirklich bringen, das der Baum erneut erblühen würde?
Hatten sich die Zeiten nicht geändert? Damals als die Ahnen noch lebten gab es noch keine Menschen auf dieser Welt. Die Dämonen der Hölle waren kaum eine Gefahr und die Kinder konnten noch ohne Angst durch die Wälder streifen.
Nicht einmal ein ORK hätte es gewagt ein unschuldiges Kind zu töten und nun waren sie nicht einmal in der Nähe der Städte sicher.
War sein Weg des Friedens wirklich der Richtige?
Sisamen weinte wie ein kleines Kind. In ihm wuchs das Wissen, das vielleicht sogar er dafür verantwortlich war, wenn sein Volk aussterben würde.
Die Tränen tropften auf die Hand, in der er die Eichel hielt und wie ein Schwamm fing die Eichel die Tränen auf...
Ein letztes mal beschloß er, nach Yew zu gehen um sich von seiner Familie zu verabschieden. Er hatte zu schnell zu viel von ihnen verlangt und in seinem Kopf hämmerten nun selbst die Zweifel, ob es richtig war ihnen den Weg der Ahnen wieder zu bringen.

Groß war jedoch sein Erstaunen, als er viele Waldelfen und auch Freunde aus anderen Rassen vor den Toren der Stadt traf.
Niemals hatte er damit gerechnet, daß der Samen den er in den Herzen einiger weniger pflanzte viel schneller aufgegangen war, als er selbst glaubte. Gerade Woodrolf, Gandalon, Cassy, Runflinger und Andariel und viele mehr hatten längst erkannt das ihnen etwas fehlte und sich mit sehr vielen Waldelfen darüber unterhalten. Und währen Sisamen traurig die jungen wilden Waldelfen beobachtete, hatte sich unbemerkt der Samen verselbstständigt und neue Anhänger gefunden.

Bericht Gandalon Mareste

Die Elfen und Elfenfreunde kamen in Strömen aus dem Wald vor die Toren Yew´s - Sisamen Luista hatte eine wichtige Entdeckung gemacht und wollte vor allen Elfen des Waldes über sie sprechen. Bevor Sisamen jedoch seine Entdeckung mit dem Volk der Elfen und ihren Freunden teilen konnte, wurden Stimmen in der Menge laut, die bei Sisamen Rat suchten, der wohl der letzte Überlebende aus den alten Zeiten der Ahnen war...
Er war es auch gewesen, der den Elfen des Waldes von längst vergessenen Wegen der wahren Elfen des Waldes berichtet hatte und hierüber wurde viel geredet und sinniert - denn es ist ein schwerer Weg in dieser, von Hass und Verfall gekennzeichneten Welt!
Während dieser Zeit hielt Sisamen in seiner rechten Hand einen kleinen Gegenstand fest umspannt, und mancher hatte die Hand wohl mit einem Blick bedacht, der Mauern zu durchblicken trachtete, und wenn man den Berichten von der Sehschärfe der Elfen glauben schenken will, so mag wohl der eine oder andere schon einen kleinen grünlichen Gegenstand erahnt zu haben, doch in dem Moment, da Sisamen die Hand öffnen wollte, wurde ein Donnern laut, das den ganzen Wald durchschallte und die, für die Ohren der Elfen, rauhen und unmelodischen Stimmen der Menschen hallten durch den Wald.
Gar mancher Waldelf war in dem Moment eines Wimpernzuckens in dem schützenden Schatten der Bäume verschwunden, doch hatten einige in den Stimmen die Paladine erkannt und liefen ihnen freudig entgegen, denn es gab schon lange Freundschaftsbande unter Angehörigen des Volkes der Schönen und der edlen Menschen der Paladine.
So begab es sich, daß die Paladine des Mondes die Elfen um Rat und Hilfe baten, denn es stand schlimm um Schattenwelt!
Aus einem düsteren Tor strömten seelenlose Untote, eine blutige Bahn der Zerstörung auf dieser Welt hinterlassend und die Wissenden sprachen davon, daß jene Verdammten aus anderen Welten stammen! Für eine Zeit war ein geheimnisvolles Buch die Hoffnung jener Wissenden - doch war guter Rat teuer, als niemand die Schrift dieses Buches zu entziffern vermochte... bis ein kleines Kind kam, ein kleines Kind, das etwas sah, das den Augen der großen und weisen Erwachsenen verborgen geblieben war.
Dennoch, als die Paladine das Tor zu schließen suchten, mussten sie merken, dass etwas zu fehlen schien. Zwar zeigte das Portal mit jeder gelesenen Zeile des Buches eine neue Veränderung und es sah wohl gut aus, doch strömten, nachdem die Worte zu Ende vorgetragen waren, die Untoten in noch größerer Menge aus dem dunklen Portal!
So suchten die Paladine bei Hista Kindail Rat, dieser wies sie an, nach Yewbäumen auf der Insel, auf der das unglückselige Portal stand, zu suchen, doch war die Insel zu jung, und keiner dieser Bäume war zu finden. Dies alles erzählten die Paladine den Elfen des Waldes, denn Hista Kindail hatte sie ausgesandt um bei ihnen um Hilfe zu bitten! Die Mienen der Waldelfen waren nachdenklich als sie die düsteren Worte der Menschen hörten, denn es war zu befürchten, dass die Welle der Untoten bis nach Yew herüber schwappen würde!
So bemerkte mancher, der in tiefe Gedanken versunken war, nicht welche Veränderung mit Sisamen Luista vorgegangen war, bis dieser einen markerschütternden Schrei los ließ, voller Hass und Schmerz - es war ein Schrei, der wohl alle Anwesenden bis in seine Träume verfolgen würde!
"HISTA KINDAIL!!!"
Der ganze Wald schallte wieder von der Bitterkeit, die in Sisamen's Stimme lag und purer Hass blitzte in den Augen des alten Elfen, die Hände zu einem weißen zitternden Ball verspannt und Blut tropfte aus den, von tief vergrabenen Fingern aufgerissenen Handballen. Mit rauher, zischender Stimme wiederholte der Elf den Namen, und sein Körper schien bis in die kleinste Sehne, den kleinsten Muskel verspannt. Alle Anwesenden sahen Sisamen bestürzt an und mit leiser, mühsam beherrschter Stimme begann Sisamen Luista von dem Schlächter der Elfen zu berichten, von einem Mann, der vor langer Zeit mit einem Drachen ganze Dörfer der Waldelfen überfiel und niedermetzelte, mit grausamen Lachen ihre Körper von seinem Drachen zerfetzen und verbrennen lies!
Ganze 10 vom Volke der Waldelfen ließ er damals am Leben und dieser Schlächter der Elfen hieß Hista Kindail!
Da wurde große Unruhe unter den Elfen des Waldes und auch die Paladine schienen bis ins Mark erschüttert, denn Hista Kindail war von ihnen als ein weiser Mann geachtet, der schon so manches schlimme Schicksal von dieser Welt abgewandt hatte! Mit leiser stimme sprach Gandalon in die Menge, daß vielleicht Gelroos Aufschluss geben könne, Gelroos, der Schmied, der Freund der Elfen und der Freund Hista Kindail´s!
Alle sahen zu der Stelle an der Gelroos, leicht vom Schatten eines Baumes im Hintergrund bedeckt, gestanden hatte - doch hatte kaum einer in dieser Stunde der Aufregung bemerkt, dass Gelroos mit leisem Fluchen gegangen war..
Worte die wohl niemals ihren Weg in die Bücher der Geschichtsschreiber finden werden, sollte man eines Tages von dieser Begebenheit berichten. So machten sich Elfen und Paladine auf die Suche nach jenem Mann, denn er war vielleicht der einzige, der mehr von dem Schlächter der Elfen erzählen konnte als alle anderen dieser Welt...

Viconia Hun'ett stürzte in ein Welle der Gefühle, die sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht gekannt hatte. Ihr Glaube an Lloth, der ungebrochen schien, lies sie vieles nicht verstehen und innerlich wehrte sie sich gegen diese neuen Erkenntnisse. Doch sobald Hista Kindail in ihrer Nähe erschien, verschwamm ihre Sicht für die Realität.
Sie liebte. Sie liebte einen Mann, der nicht zu ihrem Volk gehörte. Sie wußte das sie damit gegen Lloth's Gesetze verstieß und in ihrem Innern kämpften die Zweifel.

Auch Hista war sich im klaren darüber, das er Viconia gefährdete. Doch alles im ihm sehnte sich nach ihren Berührungen und ihrer Nähe. In ihm ging eine Veränderung vor. Längst hatte er wieder einen Weg eingeschlagen, schon lange bevor er sterblich geworden war, der wieder Osten folgte. Er hatte viele Freunde gefunden. Und seit über 50.000 Jahren war er das erste mal wieder verliebt.

Oft trafen sich die beiden heimlich und unbeobachtet von der Außenwelt. Längst hatte Viconia ungehinderten Zutritt zu seinem Grundstück, doch bemerkten bald auch die Außenstehenden, das es zwischen den beiden gefunkt hatte. Crow Do'Urden und Hista trennten sich im Streit und Crow schwor dem Erstgeborenen, wenn er seine Tochter nicht in Ruhe lassen würde, ihn beim nächsten mal zu töten!
Vierna Do'Urden, befahl ihrer Enkeltochter gar den Rothäutigen zu töten und Viconia wußte das sie Recht hatte, trotzdem brachte sie es nicht übers Herz.
Sabrea Hun'ett, die eigentlich hätte Ilharess des Hauses Hun'ett hätte werden sollen, bevor die damalige Valharess das Blutritual an der Halbdrow Viconia ausgeführt hatte, schmiedete heimlich Pläne um Viconia zu töten. Das die jetzt auch noch in diesen roten Erstgeborenen verliebt war, kam ihr gerade Recht.
Sie beauftragte einen Mann Namens Baku damit die Ilharess zu töten.
Baku, der eigentlich in die stumme Halbdrow Aliryn verliebt war und diese auch heiraten wollte, versprach sich einen großen Vorteil davon, der zukünftigen Ilharess des Hauses Hun'ett einen Dienst zu erweisen. Ohne groß weiter über sein Handeln nachzudenken, lauerte er Viconia auf und überfiel sie in einem Moment, da sie alleine unterwegs war.
Weit entfernt an einer ganz anderen Stelle spürte Hista Kindail jeden Schwerthieb, der Viconia verletzte. Die Verbindung durch den Teil seines Herzens und dem Stein des Lebens der in ihren beiden Brüsten schlug, zeigte auch bei ihm deutliche Spuren!
Doch Baku verlor den Kampf und floh schwerverletzt. Viconia sah dem angeschlagenem Gegner hinterher. Wut und Hass lag in ihrem Blick. Sie kannte den Mann zumindest vom sehen her und wußte von seiner Zugehörigkeit zu einer Gilde die sich Lords of War nannte.
Doch bevor Viconia ihr Haus gegen diese Gilde in den Krieg führen konnte, trat Baku aus eben dieser Gilde aus, um seine Kameraden nicht zu gefährden.
Doch längst hatte er sich einen Plan zurechtgelegt und mit vielen Freunden und Gilden abgeklärt, das sie ihm helfen würden, sollte Viconia tatsächlich gegen die Lords of War in den Krieg ziehen!
Irgendwie gelang es Vierna Do'Urden, Baku in Gewahrsam zu nehmen, da sie von dem Attentat auf ihre Enkeltochter erfahren hatte. Erst als die Ilharess des Hauses Do'Urden dem Menschen versprach den Auftraggeber des Attentates nicht an Viconia zu verraten, rückte Baku mit dem Namen heraus. Wahrscheinlich, weil ihm Vierna nicht gerade freundlich behandelte. Als Vierna jedoch erfuhr, das es sich bei der Auftraggeberin um eine hausinterne Angelegenheit der Hun'ett handelte, entließ sie den Menschen mit den Worten, das sie die Angelegenheiten eines anderen Hauses nichts angehen würden!
Baku aber war froh, mit dem Leben davon gekommen zu sein!

Doch Hista und Viconia hatten längst den Verdacht, das es sich bei dem Auftraggeber um einen Mann oder eine Frau aus den eigenen Reihen handeln mußte. Gemeinsam mit Elvanshalee Hun'ett, die Viconia treu ergeben war, beschlossen die drei einen hinterhältigen Plan. Elvanshalee begann, wenn Viconia nicht in der Nähe war, schlecht über Viconia zu reden und sich darüber aufzuregen, das die Ilharess in einen Mann einer anderen Rasse verliebt sei. Schnell sprangen die Mitglieder des Hauses Hun'ett auf die Worte an und schon bald kristallisierte sich eine bestimmte Person heraus, die als möglicher Attentäter in Betracht kam.
Natürlich berichtete Elvanshalee ihrer Ilharess von ihrem Verdacht und Viconia setzte zum Gegenschlag an.
In einem Gespräch mit Sabrea forderte sie diese auf, ihr den Attentäter lebend zu bringen, da sie ihn verhören wollte.
Triumphierend sahen sich Hista und Viconia in die Augen, als Sabrea hinaus stürmte um den Attentäter zu suchen. Mit keinem Wort hatte Viconia den Namen des Attentäters verlauten lassen und doch brachte Sabrea einige Stunden später Baku zu ihrer Ilharess.
Innerlich kochte Viconia vor Wut, war sie doch jetzt sicher, in Sabrea die Auftraggeberin gefunden zu haben, aber der letzte Beweis fehlte noch. Also stellte sie Baku zur Rede, doch weder er noch Sabrea ließen erkennen, daß sie erwischt worden waren. Baku hatte sogar die Frechheit mit lässiger Stimme zu behaupten, das er diese Drow überhaupt nicht kannte, dabei meinte er natürlich Sabrea. Doch ein Blick zu Hista, der die beiden schon oft zusammen an der Arena gesehen hatte, verriet Viconia, das er log.
Voller Haß auf die beiden befahl Viconia Sabrea den Menschen hier und jetzt zu töten. Ohne mit der Wimper zu zucken griff Sabrea zu ihrem Schwert und erstach den Menschen. Als Hista und Viconia jedoch außer Sichtweite waren bückte sie sich zu dem Toten hinab und untersuchte seine Wunde. Wie vermutet, war sie nicht tödlich gewesen. Der Mensch war nur bewußtlos.
Sabrea war klar, das sie jetzt Hilfe benötigen würde um Viconia den Platz streitig zu machen und auch das sie dabei sehr vorsichtig sein mußte, denn das Viconia bereits einen Verdacht gegen sie hegte, lag auf der Hand. Also beschloß sie sich an die Meisterin der Intrigen zu wenden : Vierna Do'Urden!

Doch Viconia erfuhr schnell, das Baku noch lebte. In ihrer Wut konnte auch Hista sie nicht mehr zurückhalten und wie eine Furie rannte sie davon um Sabrea zur Rede zu stellen! Tagelang rannte sie der verhaßten Frau hinterher und ihre Wut stieg ins Unermessliche. Jeder der ihr über den Weg lief, benötigte verdammt gute Beine um ihr schnellstmöglich aus dem Weg zu gehen. Nicht vielen gelang es!
Hista, der gehofft hatte, das Viconia durch ihre neuen Gefühle, die sie im Strom der Zeit kennen gelernt hatte etwas behutsamer mit den Wesen dieser Welt umgehen würde, sah die Zerstörung die Viconia in ihrem Hass auf Sabrea anrichtete. Doch der Versuch ihr es auszureden, schien den gleichen Effekt zu haben, als ob man gegen eine Wand sprechen würde.
Ging es um Angelegenheiten der Drow, hatte sich Viconia kein bisschen verändert!
Schließlich fand sie Sabrea auf dem Gelände der Do'Urden, zu dem sie aus früheren Zeiten noch einen Schlüssel hatte.
Es erforderte mehr als Selbstbeherrschung um nicht sofort über die verhaßte Drow herzufallen. Denn Vierna, die ebenfalls Anwesend war, hätte sie ohne zu zögern sofort getötet, planten die beiden doch gerade die Neubesetzung des Hauses Hun'ett.
Doch Vierna wußte, noch war Viconia die Ilharess der Hun'ett und es war sehr gefährlich sich in die internen Intrigen eines anderen Hauses einzumischen. Also schwieg sie lieber und beobachtete vergnügt den Machtkampf zwischen den beiden Frauen!
Mehrmals forderte Viconia Sabrea auf ihr zu folgen und das Grundstück der Do'Urden zu verlassen. Doch Sabrea ahnte bereits, das dies ihren Tod bedeuten würde und so versteckte sie sich hinter fadenscheinigen Ausreden, das sie bereits Befehle von Vierna hätte und diese ja höher gestellt wäre als Viconia.
Das war zu viel für Viconia. Mit überschlagener Stimme schrie sie Sabrea an und verwies sie aus dem Hause Hun'ett, nahm ihr vor Vierna als Zeugin alle Titel und rannte mit den Worten vom Gelände der Do'Urden,
"WENN DU SCHON NICHT MEINEN BEFEHLEN GEHORCHEN WILLST, DANN GEHÖRST DU AUCH NICHT MEHR IN MEIN HAUS!"
In Sabrea brach eine Welt zusammen. Hauslos!
Verzweifelt sah sie zu Vierna, die amüsiert lächelte. Vielleicht hoffte Sabrea in diesem Moment, das die Ilharess ihr anbot in ihr Haus zu kommen, doch Vierna schwieg. Eine Drow, die gegen die eigene Ilharess war, konnte sie nicht gebrauchen.
Sabrea hatte verloren. Sie hatte gepokert. Zu hoch, wie sich jetzt heraus stellte. Am Boden zerstört verließ sie das Gelände der Do'Urden. Sie war Hauslos, Freiwild für jeden Drow. Das erste mal in ihrem Leben weinte die Drow, doch niemand sah die Tränen, die im Boden versanken.
Niemand?

Die Fähigkeit Ereignisse voraus zu sehen, hatte Kilana schon oft zu ihrem Vorteil genutzt. Und so war es auch diesmal.
Sie sah, die jetzt hauslose Drow, das Grundstück verlassen und folgte ihr unauffällig. Sie wußte bereits das Sabrea in ihre Falle gehen würde. Schon lange hatte sie sich eine Drow gewünscht und diese junge Kriegerin war stark. Sie könnte sie gut in ihrem Clan gebrauchen, doch noch brauchte Sabrea eine Weile bis sie bereit wäre, das Ritual über sich ergehen zu lassen. Erst wenn sie bereit war aus dem Leben zu scheiden, würde Kilana ihr helfen.
Diabolisch grinsend ließ sie die Drow in den nächsten Tagen nicht mehr aus den Augen.

Tief unten in der Erde saß Triel Dro'Olathurl auf ihrem Thron und sah ihrer kleinen Tochter beim spielen mit den Köpfen erschlagener Raynoranhänger zu, als plötzlich Lloth erschien.
Die Valharess ahnte schlimmes, doch was sie dann von ihrer Göttin zu hören bekam, verschlug ihr die Sprache. Während sie den Worten in kniender Haltung lauschte, fiel ihr Blick auf ihre kleine Tochter, die eines der Beine der riesigen Spinne streichelte. Nur zu gut erinnerte sie sich daran, das diese Tochter nicht ihr Kind, sondern das von Lloth war und das sie sterben würde, wenn ihre Tochter alt genug war, ihren Thron zu besteigen. Sie schluckte und als Lloth genauso schnell wieder verschwunden war, wie sie aufgetaucht war, schritt sie auf ihre Tochter zu und verpasste ihr einen Fußtritt in die Seite, daß die Kleine einmal durch den halben Saal geschleudert wurde,
"ICH HASSE DICH!" schrie sie ihr hinterher.
Dann begab sie sich in die Räume der Wächterinnen und rief Shurdiia Kilsek zu sich,
"Du kennst Vierna Do'Urden?"
Die Wächterin und Raynorjägerin nickte bejahend.
"Gut, dann wirst du wieder aufbrechen zur Oberwelt und ihr folgendes berichten..."

Bericht Gandalon Mareste

Die Luft hing schwer über jenem Tag, da die Elfen und Elfenfreunde sich erneut trafen, um mit dem inzwischen wieder anwesenden Gelroos über Hista Kindail, dem einstigem Schlächter der Elfen, zu beraten...auch in der Mitte der Elfen war eine Unbekannte, welche sich mit dem Namen Bríd Ní Bhriain vorstellte - ihre Schönheit war die einer wahren Elfin, doch lag eine Blässe in ihren Zügen, die ihr etwas unreelles verlieh... Gelroos hatte wieder seinen schattigen Platz im Hintergrund eingenommen, am Fuße einer mächtigen Eiche, und gab sich gelassen...nur für jene, die ihn gut kannten, war zu sehen welche Aufgebrachtheit und Verunsicherung hinter seinen gegerbten Zügen versteckt lag.
In diesem Moment begann Bríd Ní Bhriain am ganzen Körper zu zittern und die Blässe verstärkte sich, wenn überhaupt möglich, in ihren zarten Gliedern...
so geschah es, dass die Ohnmacht sie erfasste.
Die Elfen des Waldes scharten sich besorgt um sie und zweifelten nach kurzem Durchsuchen daran, dass ein normaler Schwächeanfall sie zu Boden gestreckt hätte.Obgleich die Elfin mit verdrehten Augen und schwachem Puls eindeutig noch immer der Ohnmacht anheim gefallen war, fing sie an mit schwacher zittriger Stimme zu den Elfen zu sprechen und die seltsame Entrücktheit, die in ihrer Ausstrahlung lag ließ manchen Elfen bestürzt zurückweichen...
"Tot.." flüsterte sie heiser, "ich sehe den Tot, er ... er wendet sich zu einem Mann...er greift nach ihm..."
Die Stimme gurgelt panisch und erstickt für eine kurze Weile, und einem jeden der Umstehenden war klar, dass diese Frau fürchterliches sehen muß. Mit besorgten Fragen stürmen sie auf sie ein, doch Eliévim reagierte auf nichts, statt dessen verdrehten sich ihre Augen als würden sie mit aller Kraft grausamen Bildern ausweichen. Mit dem gleichen Entsetzen in der Stimme, die sich auch in ihren Augen widerspiegelten, sprach sie weiter,
"Ein Mann...er gibt sein Leben...um zu retten den..."
Die Stimme haucht nach kurzem Zögern die Worte aus,
"heiligen Baum..."
Große Aufregung machte sich da unter den Elfen des Waldes breit und viele versuchten sie mit mehr oder weniger sanften Worten zum sprechen zu bringen, doch umsonst, leise stöhnend richtete sich die Elfin auf und sah aus großen Augen die sie umgebende Menge an,
"Was...Wo?..."
Sie schien verstört zu sein und einige der Elfen erklärten ihr was soeben vorgefallen war, denn sie hatte Worte von Bedeutung gesprochen. Es hatte sich inzwischen herumgesprochen, das Sisamen den letzten Ableger, eine Eichel des heiligen Urbaumes gefunden hatte den alle verloren geglaubt hatten und so fragte mit besorgter Stimme Gandalon, ob Sisamen in Gefahr sei und eine kalte Hand der Furcht streckte in diesem Moment die Klauen nach seinem Herzen aus.
Da sprang Sisamen aus dem Walde und begrüßte einen jeden der Anwesenden herzlich, wie es seine Art ist, und schnell waren die düsteren Worte Bríd Ní Bhriain's  vergessen.

Nach kurzem Moment des Glücks herrschte wieder Spannung unter den Elfen, denn alle wußten was nun kommen würde, Gelroos würde über seinen Freund Hista Kindail berichten, den Schlächter der Elfen, dem Mann der einst vor langer Zeit mit seinem Drachen die Söhne des Waldes erbarmungslos jagte und einen jeden von ihnen zerfleischen ließ. So trat Gelroos gefasst vor und sprach zu Sisamen,
"Ich weiß nun, das mein Freund auch der ist, der all dieses Greuel von dem ihr erzählt habt, getan hat... an den Elfen"
Mit einem fast trotzigem Blick sah er Sisamen direkt in die Augen und sprach mit fester Stimme weiter,
"... doch ihr mögt euch täuschen, wenn ihr nach vergangenen Taten über diesen Mann urteilt. Er hat viele gute Taten auf dieser Welt vollbracht, die wohl kaum einer auf dieser Welt hätte vollbringen können..." die tiefe Basstimme hatte sich leicht erhoben und er sah jedem der Elfen herausfordernd in die Augen, um am Ende wieder Sisamen anzusehen und er erblasste über den Anblick der sich ihm bot.
Sisamen war zu einem kaum beherrschten zitternden Knäuel des Hasses geworden, das Gesicht zu einer grausamen Fratze gezogen und um seinen Mund lag eine grausige Kälte, eine Welt abgrundtiefer Gefühle. Jeder, der einen nüchternen Gedanken in jenem Moment hätte fassen können, wäre wohl unwillkürlich an die Verwandtschaft mit den Drows erinnert worden.
Beide Gegenüberstehenden im Auge behaltend, trat Gandalon einen Schritt vor, zwischen die Beiden, und erhob die Stimme zu Gelroos,
"Wenn ihr dem Vernichter eures Volkes gegenübertreten könntet," er schluckte, "würdet ihr verzeihen? Würdet ihr dies wirklich tun und sei er in seinem Wesen gewandelt?"
Gelroos antwortete mit brummender Stimme,
"Marrach ist tot, er wird niemals wieder zurückkehren, ich werde ihn nie wiedersehen."
Gandalon stellte den Kopf schief und sah ihn mit drängendem Nachdruck fragend an. Da fiel die Maske der Unberührtheit von Gelroos ab und seine mächtigen Schultern sackten zusammen. Mit leiser Stimme murmelte er,
"Ich wollte Kindail, meinen Freund, im ersten Moment des Zorns töten..."
Seine Wangenknochen zuckten und er sah seine riesigen geballten Fäuste, die schon so viel erschaffen und selten zerstört hatten, nachdenklich an und verstummte. Da wurde ein leises gequältes Seufzen laut und alle Versammelten sahen zu Sisamen. Er schien etwas sagen zu wollen und seine Lippen zitterten als er sprach, als würden sie ihren Dienst verweigern,
"Ich... Ich ver...ich verzeihe..."
Niemals hatte man wohl auf dieser Welt Worte gehört, die gequälter gesprochen wurden und alles Leben im Walde schien in diesem Moment zu schweigen, die Zeit wie stillstehend...
und Gelroos wurde in diesem Moment mit einem Male bleich wie eine weiß getünchte Wand, seine Augen weit aufgerissen starrte er über Sisamen's Schultern,
"dort..." er zeigte auf eine Stelle, doch niemand sah etwas - um so mehr schien Gelroos zu sehen, denn er begann auf etwas oder jemanden zu zurennen.
Dies war die erste Begegnung seid langem eines Sterblichen mit den Geistern des Waldes, nichts wurde gesprochen und nun sahen auch alle Anwesenden eine verschwommene Geister - Gestalt, die aus dem Gewand des Waldes selbst gesponnen zu sein schien. Ebenso überraschend wie ihr Erscheinen war, war sie auch verschwunden und lies die Versammelten betroffen zurück.
In die Stille sprach Sisamen, noch immer mit belegter Stimme, zu den Elfen des Waldes und den Paladinen, die inzwischen auch eingetroffen waren,
"Ihr wollt wissen, wie das Portal geschlossen werden kann? Ich fürchte ich weiß es! Die Kraft, die in dieser kleinen Frucht des Bodens steckt, hat vielleicht die Macht dazu..." bei diesen Worten hob Sisamen den Arm weit in die Luft und zeigt einem jeden die letzte Eichel des heiligen Baumes, die letzte Möglichkeit, das je ein Wesen seiner Art auf dieser Welt existieren würde, "Doch wisset, der heilige Baum könnte Schaden nehmen und gar vollständig zerstört werden. Es ist die eurige Entscheidung, die Entscheidung des VOLKES der Waldelfen!"
Bei dem Wort Volk erhob sich Sisamen's Stimme dröhnend und ein Funkeln war in seinen Augen das aus der Inbrunst seines Seins zu stammen schien.
Einige Stimmen wurden sofort mit eben solchen Gefühlen laut.
So sprach Woodrolf,
"Wenn wir die Wunden dieser Welt mit diesem Opfer ein wenig lindern können...so sei es... wir können etwas bewirken!!!"
Und Gandalon sprach dazu
"Uns wurde wohl alles genommen, und erst seit kurzem liegen wieder Dinge in den Händen der Elfen des Waldes... und dennoch, wenn wir die Grauheit dieser Welt verändern können so werden wir diese geben!"
Viele Stimmen sprachen ähnliches und die Elfen des Waldes beschlossen, daß dieser Schritt gegangen werden solle.

Die Paladine des Mondes hatten bis zu jenem Moment beobachtend geschwiegen, doch erhob nun einer unter ihnen die Stimme und sprach davon, das es mehrere Portale gäbe, und welches nun wohl geschlossen werden solle. So kam die Frage auf, ob durch das andere bekannte, welches sich in dem dunklen Tempel des Tribunals befinden sollte, auch untote Wesen in diese Welt strömen.
Da niemand dies beantworten konnte, machte man sich auf um vielleicht näheres an Ort und Stelle herauszufinden.
Als man vor den Mauern des düsteren Geländes ankam sank so manchem der Mut. Die Pechschwarzen Mauern schienen bis in den Himmel empor zu ragen und mancher zweifelte daran, das dies das Werk normaler Sterblicher sein könne, das Bild von Riesenhaften Wesen machte sich in den Köpfen der Gruppe breit, wie sie mit Bauklötzen einen grauenhaften Ort erschufen.
Von dem Tempel war nur die Spitze sichtbar, die in den bewölkten Himmel stach, kaum mehr sah man, geschweige denn ein Portal.
Ein durch Mark und Bein schallendes Krachen wurde laut und alle lenkten ihren Blick auf Gelroos, der mit seiner Spitzhacke die Mauer bearbeitete, nur um kurz darauf ein Fluchen auszustoßen, zu dessen Ausführlichkeit wohl nur er in der Lage ist,
"Nu... da ist alle Mühe vergebens, da kommt nichts durch" sprach er mit trockener Basstimme.
So versammelten sich alle vor dem Gitterportal, das durch die Stangen hindurch einen winzigen Einblick auf eine kränklich vergilbte Wiese verschaffte. Standen nun da, verwarfen und fassten immer abenteuerliche Pläne, wobei wohl erwähnenswert währe, wie einer der flinksten Elfen des Waldes, mit dem Namen Runflinger, sich mit einer langen Holzstange daran machte, die Mauer im Stabhochsprung zu nehmen. Das ganze endete in einem lautem schallendem Knall begleitet von einem abermaligem, diesmal elfischen Fluchen, wobei man sich wohl über den elfischen Ursprung streiten mag, und ihn wohl eher den Zwergen zuschreiben mag... sei's drum.

In diesem Moment wurden die Herzen der Entschlossenen schwer. Dieses Gefühl steigerte sich rasch und vermischte sich mit der Ahnung von etwas Unheilsamen, ein Umdrehen und Verknoten des Magens, als stände man vor einer Klippe, zum Springen gezwungen, dem Sturz in den sicheren Tot.
Sie waren so in diese düsteren Gedanken vertieft, dass sie erst einen kurzen Augenblick später den Verursacher bemerkten... was war er? Schwer zu beschreiben...
Man mag erst einmal an eine dunkle Wolke des alles verschlingenden Nichts denken, ein abartiges Loch, das nicht hätte sein dürfen und diejenigen, die bei diesem Anblick einen Hauch von kühlem Verstand beisammen hatten, würden wohl eine Dämonengestalt erkennen, deren Hörner die Wolken entzwei stoben lassen... doch was bedeuten Form und Gestalt schon, wenn man Raynor, der Gott des Zerfalls und der Zerstörung ist?
Dieser war, man kann es nicht anders sagen... er existierte vor den Elfen des Waldes und den Paladinen.
Alle sanken in die Knie oder standen einfach mit offenem Mund da, aus dem der Speichel von Sterblichen rann... zusammenfassen... zusammenreißen... beten...
Dies mögen wohl die Gedanken aller gewesen sein, die schreiend in den Köpfen, gleichgültig ob Elf oder Paladine, laut wurden. Die Paladine des Mondes sanken wie ein Mann in die Knie, ihr glänzendes Schwert, in vielen Situationen in ihrem Leben ein treuer Begleiter gewesen, nutzlos in den Boden gerammt, das Gesicht gen Himmel gestreckt und heilige Worte des Gebets sprechend.
Die Elfen mit Texten der Lieder der Ahnen murmelnd, zum Singen fehlte ihnen die Kraft zum Atmen und viele Gebete um Hilfe an die Geister des Waldes wurden laut...
Die Überwältigung des ersten Augenblicks verging bei den meisten und zurück blieb die bodenlose Lehre, die von der Gottheit Raynor ausging.
Als eine Stimme die wohl Berge erzittern hätte lassen ertönte,
"WAS WOLLT IHR?"
Eine dicke Schweißperle bildete sich auf Sisamen's hoher Stirn als er vor Raynor trat und erbärmlich stammelnd Antwort gab,
"Wir sind gekommen um... um zu sehen ob... ob Untote... Untote aus diesem Portal hinter..." mehr als eine Armbewegung in die Richtung des dunklen Tempels bekam Sisamen nicht mehr hin und die leise murmelnden Stimmen, die in seinem Rücken Gebete sprachen, waren in seinen Ohren kaum mehr als eine zusammengeschmolzene Masse von monotonem Rauschen.
Ein grausiges Lachen... war es ein Lachen? ...nun wir wollen es so nennen... es erfüllte die Welt, die es für diese paar Leute damals gab und die Stimme sprach,
"ICH HABE VIELE DIENER! UND NICHT ALLE SIND TOTE!"
Da ging ein Ruck durch Sisamen's Statur und er riss sich ab von Raynor. In jenem Moment, da er sich von ihm abwandte, fiel auch ein teil des dunklen Schleiers, der sein Denken belegt hatte und mit einem listigen Lächeln sprach er zu Gandalon,
"Keine Untoten hier..."
Gandalon konnte nur leicht nicken, nahm nur war, wie Sisamen sich umdrehte und zu Raynor etwas von "mögest du ewig herrschen" murmelte und dann, wie es ihn wegdrängte... weg von diesem Ort!

Die düstere Silhouette der dunklen Mauer hinter sich lassend, eilten Paladine und Elfen dem schützenden Schatten des Waldes entgegen und fanden bald eine kleine Lichtung, auf der sie sich niederließen, viele wahren verstört. Man kann wohl nicht behaupten, daß sowohl Paladine als auch Elfen eine ruhige Vergangenheit in Frieden hinter sich hatten, im Gegenteil, viele der Elfen sahen, wenn sie hinter sich blickten, eine Vergangenheit in Scherben liegend und erst die Wiedervereinigung hatte so manchem eine feste Wurzel im Leben geben können.
Auch das Leben der Paladine war gezeichnet von einem Leben, voller Verzicht und Verlusten. Im Kampf um ein kleines Licht in dieser Welt traten ihnen immer wieder Wesen entgegen, ob durch offenen Kampf oder durch Intrigen ihren finsteren Zielen dienend eine Gefahr für das Leben. Und dennoch, niemand der Anwesenden war jemals einer so geballten Dunkelheit gegenüber getreten, und der sterbliche Verstand ist zu klein um diese Begegnung in Gedanken fassen zu können.
Aus den Augenwinkeln nahm Woodrolf eine Bewegung wahr, vielmehr war es wohl ein Hauch, eine Ahnung von Bewegung und als er näher hinsah, wurde ihm eine schleierhafte Gestalt, die Gestalt eines Geistes des Waldes offenbar.
Sie sprach nicht, sie stand nur da und sah sie an.
Ein Blick... eine Sehnsucht lag in ihm, eine Sehnsucht nach Leben und eine Trauer, die unbeschreiblich war.
Sie griff nach den Herzen der Anwesenden und keiner blieb unberührt. Die Elfen des Waldes traten einen Schritt näher, wagten jedoch nicht bis ganz an sie heran zu treten, denn es war eine sie, dies war jedem bewusst.
Die ehemaligen, wunderschönen Züge waren nicht vom körperlichen Verfall des Todes angerührt, es war eher ein Spiegel der Seele, der ihr Äußeres prägte und ihre Augen waren das Fenster zu den tiefsten Gründen ihres Seins, ein Sein voller Trauer, eine Trauer um was?
Unwillkürlich wurde leises Schluchzen laut, und die Schultern von Gandalon zuckten leicht, zu sehr war er berührt und auch Sisamen, dem ältesten der lebenden Elfen standen die Tränen in den Augen.
Die gesamte Schar der Elfen war so berührt, das Emotionen nicht zurückgehalten werden konnten und sie sammelten sich weinend ehrfürchtig um den Geist des Waldes. Es war ein sehr persönlicher Moment für einen jeden einzelnen unter ihnen. Gedanken an Verlorenes in ihren Leben brach hervor unter den trauernden Augen des Geistes und sie fragten sie, wie sie helfen könnten.
Doch sie sprach nicht, sie sah sie nur an, eine ganze Welt des Kummers lag in ihrem Blick und da war noch etwas bekanntes.
Mit einem Male materialisierte sich die riesenhafte dunkle Gestalt Raynor's hinter dem Geist des Waldes - ein Gegensatz, wie er arger nicht hätte sein können, traf aufeinander, und Raynor sprach mit donnernder Stimme,
"IHR WÜRMER; MIR SCHEINT HIER IST ETWAS, DAS MIR GEHÖRT! DIESER SCHLÜSSEL WIRD EUCH NIE HELFEN KÖNNEN..."
Wieder dieses grauenhafte Lachen und Raynor griff mit riesenhafter Hand nach dem Geist des Waldes, griff nach ihm und verschwand mit ihm.
Eine hilflose Bestürzung machte sich unter der Gruppe breit und Sisamen sprach zu Gandalon,
"Es war wie damals, als ich Gelroos zum ersten Male traf, diese Ausstrahlung, der Geist des Waldes erinnert mich an... Gelroos!"
Gandalon trat an seine Seite und antwortete,
"Ihr habt recht... es ist... ich kann es nicht beschreiben, doch es liegt etwas bekanntes in ihr. Wir müssen mit Gelroos sprechen."
Alle, die die Worte gehört hatten, sahen sich nach Gelroos um, doch wie so oft war er einfach still und leise verschwunden. Einige meinten er währe schon fort, seit sie von der dunklen Festung gegangen waren.

Bericht Runflinger

Wir waren erschöpft und der Weg schien endlos. Wir hatten Yew beinahe erreicht. Unsere Mägen knurrten doch meiner Freude entsprechend, da wir es fast geschafft hatten.
Endlich vertraute Bäume. Die Sorge um die jungen Elfen lastete schwer auf mir, warum auch hatte ich sie mitgenommen. Ich hätte wissen sollen das sie den erfahrenen Kriegern der Menschen und Elfen nicht würden folgen können. Nun das Tor hat sich vor uns geschlossen und uns blieb nichts anderes als der Weg durch eine lange Schlucht und anschließend durch einen düsteren Wald, der nicht so war wie der, welchen die Elfen gewohnt sind. Immer ging ich etwas voran, um sicher zu sein das wir in keinen Hinterhalt der Drow oder der Ork´s laufen würden.
Doch plötzlich, aus meinen Gedanken aufschreckend, sah ich das sich etwas bewegte, kein Ork soviel war sicher, denn wenn sich ein Ork bewegte dann anders - lauter. Ich drehte mich um und deutete Terrin und Afiron zu warten und sich nicht zu bewegen. Vorsichtig Ich schlich weiter.
Was ich dann sah erscheint mir bis heute als ein Traum. Eine Elfe, jung und von unglaublicher Schönheit. Sie saß auf einem Pferd, ein Tier das ihre Anmut und Schönheit widerspiegelte, doch sahen meine Augen nur sie.
Als sie mich erblickte schien sie verwirrt und nicht zu wissen wie sie reagieren sollte.
Ich ging langsam näher, die Hände vor und die Handflächen nach oben gerichtet, um sie nicht weiter zu verängstigen. Als plötzlich die beiden anderen Elfen hinter mir aus dem Wald stürmten. Voll Freude schreiend, als sie erkannten wen wir da gefunden hatten.
Ich drehte mich verärgert um und sah die beiden kopfschüttelnd an. Wie ich mich jedoch wieder zu der Elfin umwandte, sah ich nur noch den Saum ihres Kleides hinter den Bäumen verschwinden. Schnell wendete ich mich zu den jungen Elfen und deutete in Richtung Yew, daß sie den Weg in den heimatlichen Wald finden sollten.
Nicht sicher ob ich die zwei alleine lassen sollte, lief ich los in die Richtung in der sie verschwunden war.
Bis heute bin ich nicht sicher weshalb ich ihr folgte und die anderen allein lies, doch denke ich das mein Handeln richtig war und ihre Augen...
Ich schreibe es ihrer verwirrtheit und Angst zu das ich sie wieder einholen konnte, doch auf einmal stand sie und ihr Pferd vor mir. Ich versuchte ruhig zu wirken und begann sogleich wenn auch völlig außer Atem zu lächeln was, wie ich sah, auch gleich Wirkung zeigte, wenn auch nur in kleinem maße.
Vorsichtig holte ich einen Apfel aus meiner Umhängetasche und bot ihn ihr an.
Langsam, mich nicht aus den Augen lassend, kam sie näher und griff nach dem Apfel. Als sie ihn eingehen gemustert hatte lies sie ihn in einer ihrer Taschen verschwinden. Nun schon etwas entspannter setzte ich mich ins Gras und deutete ihr sich neben mich zu setzten. Nach einiger zeit in der sie mich anstarrte lies sie sich neben mir im Gras nieder. Ihre Augen so tief so vollkommen so...
Sie versuchte auch mit mir zu sprechen, doch konnte ich ihr ja nicht antworten. So nahm ich wie gewohnt meine Tafel zur Hand und begann darauf zu schreiben. Ihre Augen folgten meinen Händen als ich die Worte auf die Tafel schrieb, aber als ich ihren Blick bemerkte hielt ich inne. Ich deutete auf die Schrift und sah sie an. Sie lächelte. Ich deutete wieder auf die Schrift und sie fragte mich darauf wozu das Muster gut sei. Da erkannte ich das sie die Schrift nicht entziffern konnte. Ein Seufzen entrann meiner Kehle und nach kurzem Überlegen begann ich damit in feinen Zügen auf meine Tafel zu Zeichnen.
Ich versuchte ihr klar zu machen das es mehr von unserer Art gab und das sie keine Angst zu haben brauche. Als sie endlich verstanden hatte was ich meinte wollte sie die anderen sehen und ich begann von Zweifeln geplagt sie nach Yew zu führen.
Wie würde sie auf all die Elfen reagieren?
Sie schien noch immer sehr verängstig, doch gleichermaßen auch erregt und voll freudiger Erwartung. Als wir Yew erreichten, sah ich Cassy, meine alte Freundin. Ich ging zu ihr und bat sie darum allen zu sagen das wir kommen würden und vor allem das sie ruhig bleiben sollten und nicht vor Freude zu springen zu tanzen und zu feiern.
Als sie die Elfe sah erfüllte sie meinen Wunsch und nach einiger Überzeugungskunst und der Demonstration das man den Weg nach Yew ohne Gefahr beschreiten konnte gelangten wir nach Yew.
Sie schien ängstlich und stellte sich sogleich unter einen Baum. Ich deutete auf mein Lama und lächelte sie an. Darauf ging ich zu Sisamen der unter dem großen Baum in Yew saß und bat ihn darum auf sie achtzugeben, denn ich war von der Reise zu erschöpft um mich noch weiter um sie kümmern zu können.
Als Sisamen mir versicherte das es ihr an nichts mangeln werde, schlief ich beruhigt unter dem Baum ein, immer das Bild vor Augen wie sie mich ansah. Dieser Blick ihrer Augen, der in meinen brannte wie Feuer.
Der Blick der auf meiner Seele lastete wie die Schuld auf der eines Diebes...

Bericht Gandalon Mareste

Einige Tage später trafen sich die Waldelfen, die Paladine und Gelroos am Platz der Übung. Mit einem leichten Lächeln fragte Gelroos sie warum es denn schon wieder so wichtig sei, daß er mit seiner Anwesenheit glänzen mußte. Woodrolf hatte extra den beschwerlichen Weg in das Gebiet um Vesper auf sich genommen um ihn zu diesem Treffen einzuladen
So erzählten die Elfen des Waldes Gelroos von ihren Beobachtungen und es traf ihn tief, zu hören in wessen Hand sein Volk nun lag. Mit blitzenden Augen stand er da, seine Pranken zu Fäusten geballt und sprach mit bitterer Stimme,
"Zu viel hast du dir nehmen wollen, Raynor... das wird dein Verderben sein! Mein...Volk, ...meine Familie..."
Trauer erfüllte sein Angesicht und er mußte sich setzen, zu erschüttert war er von der Kunde und seine Stimme erstickte von selbst unter Flüchen gegen Raynor und die Trauer um sein Volk.
Als er jedoch aufsah, blickte er in das Gesicht seiner Mutter... er wußte es nicht und dennoch wurden in ihm Gefühle laut, die wohl von niemandem niedergeschrieben werden können. Mit geöffneten Armen rannte der Geist des Waldes auf Gelroos zu und verschwand in dem Moment, da sie seinen Körper berührte. Es war ein Hilferuf, doch wie konnte geholfen werden?

Sie berieten was zu tun sei und es wurde sich an die Worte Raynor's erinnert, das die Geister des Waldes ein Schlüssel seien.
Wozu?
Um die dunklen Portale zu schließen?
Sie wußten es nicht sicher und so entschlossen sie, daß Hista Kindail um Rat zu fragen wäre, denn er war es gewesen, der nach einem Yewbaum hatte suchen lassen und der vielleicht mehr Wissen hatte als alle anderen. Er war der einzige, der vielleicht wußte wo das Tal des Wolfes liegen würde. Das Tal, von dem Legenden berichten, das dort die Geister des Waldes zuhause sein würden.
So verging wieder ein Ereignis schwerer Tag und der Schatten der Nacht senkte sich über den Wald.

Als der nächste Morgen anbrach, machte Gelroos sich auf, um Hista Kindail aufzusuchen und ihn um Rat zu fragen. Was dann geschah, weiß ich nicht genau zu berichten, tatsächlich jedoch hatte sich die Schar wieder getroffen, die Menschen und die Elfen, da Sisamen sie zusammengerufen hatte. Es hieß das eines der Portale  heute geschlossen werden solle. Die Stimmen waren laut, es wurde über den richtigen Weg geredet, wie Raynor zu besiegen sei und was überhaupt zu tun wäre.
Es waren einige unter den Menschen, die neu dazu gekommen waren, denn das Geschehen hatte sich herumgesprochen und eine Handvoll unter ihnen konnte es nicht erwarten neue Scharten in ihre glänzenden Schwerter und Äxte an den Köpfen von Gegnern - welche auch immer - zu schlagen.
Sisamen hatte Not ruhig zu bleiben und erklärte mit mühsam beherrschter Stimme, daß mit dem Schwert in der Hand kopflos los zurennen wohl keine Früchte tragen würde.
Als die Diskussion sich immer mehr ausweitete, wurde in ihrer Mitte ein grüner Schleier gewahr, alles Reden verstummte mit einem Male und die Zeit schien einen Takt langsamer zu schlagen. Es war wieder eine der Geister des Waldes, wieder dieser traurige Blick, wieder diese Sprachlosigkeit, doch nahm sie diesmal einen Stock in ihre schleierhafte Hand und schrieb in den Staub des Bodens >Mein Sohn ist in Gefahr<
Der Stock fiel zu Boden und der Geist des Waldes war verschwunden, bestürzte Gesichter zurücklassend.
"Gelroos!" sprach Gandalon mit rauher Stimme und er sah sich gehetzt um, doch wie immer wenn es um den Schmied ging war er nicht anwesend, "Wir müssen ihn suchen, er ist in Gefahr! "

Sie wußten, daß Gelroos gegen Morgen zu dem Labyrinth, dort wo das Heim Hista Kindail's stehen sollte, aufgebrochen war und so folgten sie ihm dorthin.
Das Labyrinth, wohl einer der seltsamsten Orte auf Schattenwelt. Ein riesiger Landstrich, nur aus Heckenwällen bestehend. Die Äste dieser dort wachsenden Hecken sind mit riesigen Dornen versehen, die mit ihren feinen Widerhaken und reizenden, süßlich riechenden Flüssigkeit, welche aus den Dornansätzen tropft, selbst Lederrüstungen durchschlagen, sollte ihr Träger sich unachtsam dagegen werfen.
Die Tatsache, das diese Büsche nie begannen wild den Weg zu zuwuchern, hatte in jedem Volke Legenden entstehen lassen und meist war Magie es, die unerklärbares erklärte in diesen Geschichten. Ein seltsamer Ort für einen seltsamen Mann.
Es dauerte nicht lange, da war die Gruppe hoffnungslos aufgesplittet und im ganzen Labyrinth verteilt am umherirren.
Ein Söldner, der sich der Gruppe angeschlossen hatte, fand als erster zu Hista's Haus und traf dort auch Kindail selbst. Aus den Worten selbst ergab sich nicht viel nützliches und als Woodrolf, Runflinger und einige andere dazu stießen, fanden sie Hista und den Söldner eher in so etwas wie einen Streit vertieft, als in ein Ersuchen um Rat. Alles wurde durch das Auftauchen Raynor's beendet und wie immer fällt es nun schwer zu berichten, was geschah.
Worte von Raynor gesprochen, wurden laut, ließen die Schädel all jener, die sie vernahmen fast bersten, es waren höhnische Worte voll Zerstörungskraft, mit denen er den Körper von Hista Kindail ergriff und verschwand.
Ratlosigkeit...
Was sollte nun getan werden? Der letzte Anhaltspunkt war ihnen genommen worden, wie sollten sie jemals das Tal der Wölfe finden?
Caya, eine junge Heilerin aus der Schar der Paladine des Mondes hatte eine Idee, oder war es Eingebung? Sie kannte ein Tal, eines das vielleicht der gesuchte Ort sein könnte und.da niemand eine bessere Idee hatte machte man sich auf.
Schon von weitem war das traurige, lang gezogene Heulen eines Wolfes zu hören als sie sich dem Tal näherten. Gandalon wurde stärker als je zuvor bewusst, wieviel Trauer in diesem Ruf der Wildnis lag. Trauer und Sehnsucht, der Ruf eines Wolfes.
Der dichte Baumwuchs teilte sich mit einem Male und gab die Sicht frei auf ein wundersames Tal. Leichte Nebelschleier hielten eifersüchtig den Blick von großen Teilen des von Waldwiese und Büschen bedeckten Grunds des Tales bedeckt. Ein Duft nach Waldblumen und frischem Harz, nach feuchtem Unterholz und Waldboden, all dies nahm Gandalon an diesem Ort viel intensiver wahr und ein erneutes sehnsüchtiges Heulen eines Wolfes ließ ihm einen Schauer über den Nacken jagen Er sprach in dem Moment den Gedanken aus, da er sich mit Gewissheit in sein Denken bohrte,
"Wir sind richtig"
Er sah zuerst Caya und dann alle anderen Anwesenden an,
"Dies ist das Tal der Wölfe."
Wie um sein Sprechen zu bestätigen wurde ein erneutes Heulen laut.
Ein Lächeln huschte über die Gesichter der Elfen, während sich einige der Paladine beunruhigt nach unsichtbaren Schatten im Unterholz umsahen, das letzte Heulen war von sehr nah gekommen...
Die Waldelfen sahen sie sehr wohl, es mochten wohl so fünf an der Zahl gewesen sein. Ein kurzes Aufblitzen eines Jägerauges hier, ein rauhaariger Wolfskörper da, sie schienen überall und nirgendwo zu sein. Ein riesiger schwarzer Wolf trat mit stolzen Schritten aus dem Unterholz, sein ganzer Körper eine Ansammlung aus Sehnen und Muskeln und eine Geschmeidigkeit lag in seinen Schritten, die den todbringenden Jäger verrieten. Ruhig betrachtete der Werwolf die Eindringlinge.
Etwa fünfzehn Schritte entfernt blieb er stehen, vor jener Gruppe, die sein Reich betreten hatte und hob leicht die Lefzen, eine freundliche Aufforderung zu gehen. Die Elfen des Waldes sahen ihn ehrfürchtig an, ein so prachtvolles Tier war wohl keinem von ihnen schon zu Augen gekommen und sie berieten was zu tun sei.
So nahm Julian de Hipru mit einem entschlossenem Ruck seinen elfischen Bogen, den Gelroos gebaut hatte, von der Schulter und reichte ihn Gandalon, der dem Wolf am nächsten stand. Der besah sich den Bogen, las die fein eingeritzten Namenszüge von Gelroos und verstand.
Langsam, ganz langsam trat Gandalon an den Wolf bis auf fünf Schritte heran und legte den Bogen ohne hastige Bewegung auf den Boden. Die Nackenhaare des Schwarzen Wolfes hatten sich aufgerichtet, doch als er sah wie Gandalon sich zurück zog beruhigte er sich wieder. Mit leichten Schritten kam er näher und inspizierte das seltsame Ding, das der Zweibeiner dort hatte liegen lassen. Er schnüffelte daran und mit einem überraschtem Ruck schwang der Kopf des Wolfes hoch um den Mann zu betrachten der den Bogen dort hingelegt hatte. Der Wolf schnupperte noch einmal daran.
Ein langgezogenes markerschütterndes Heulen lies die Kehle des Wolfes erzittern. Er hatte den Geruch erkannt, hatte Gelroos einstmals gerettet und hin und wieder beobachtet. Vorsichtig nahm er den Bogen in die Schnauze und trug ihn ein Stückchen abseits um sich entschlossen mit seinem Hinterteil auf darauf zusetzen. Ihm war die Welt der Menschheit fremd geworden, er konnte mit diesen Gestiken nichts anfangen.
"Wie können wir ihm klarmachen, das Gelroos in Gefahr ist?" wurde die Frage laut.
Nun war es an Gandalon seinen Bogen von der Schulter zu nehmen und er musterte ihn mit einem traurigen Blick. Einst hatte Gelroos ihm diesen Bogen zum Geschenk gemacht und er hatte damals geschworen, daß nichts ihm den Bogen entreißen könnte. Jetzt trat Gandalon aber vorsichtig zum Wolf hin und hielt ihm mit weit ausgestrecktem Arm den Bogen hin. Der Wolf besah sich Gandalon und den Bogen und schnüffelte misstrauisch an dem Bogen. Als er abermals den Geruch von Gelroos erkannte gab der Wolf ein freudiges Jaulen von sich und wedelte mit dem Schwanz. Gandalon zog den Bogen wieder zurück hielt ihn einen Moment ausgestreckt in beiden Händen haltend und mit einem Ruck zerbrach er ihn über den Knien. Der Wolf sprang, durch die plötzliche Bewegung provoziert auf und lies ein besorgniserregendes Knurren hören.
Gandalon wußte in diesem Moment, daß der Wolf ihm wohl seine Kehle zerfetzen würde, sollte er noch eine unvorsichtige Bewegung machen.
Der Wolf stand zum Sprung bereit da, seine Augen blitzten, die Lefzen hochgezogen und jeden Muskel angespannt. Sollten die Fremden es wagen, in das Tal seines Volkes ihre feindlichen Handlungen zu bringen...
Ganz vorsichtig, in einer kaum wahrnehmbaren Bewegung legte Gandalon die zerbrochenen Teile in die Waldwiese und trat langsam, die Handflächen erhoben nach außen ausgestreckt, zurück.
Verwirrt sah der Wolf sich die zwei zerbrochenen Bogenteile an, nahm nach kurzem Zögern auch sie ins Maul und tapste mit den beiden Stücken im Maul zurück zum anderen Bogen, um die Teile dazu zulegen und sich abermals entschlossen darauf zu setzen. Abwarten.
Lange berieten die Elfen und die Paladine und dabei ist ein Satz gefallen...
"Mögen die Geister des Waldes uns beistehen, wie sollen wir dem Wolf klarmachen, dass er uns helfen kann?" oder so ähnlich mag er geheißen haben.
Doch zeigte die Nennung der Geister bei dem Wolf ungeahnte Wirkung, er sprang nach vorne, sah die Gruppe an, drehte sich um und hechtete mit einem Sprung ins Unterholz. Er hatte sie schon früher davon reden hören, und was noch besser war - es lockte sie ohne Blutvergießem wieder fort. Sie wollten wohl den Geistern der Vergangenheit nachspüren.
Die Gruppe begann dem Wolf nach zurennen, doch bald schon hatten sie seinen Schatten verloren und mußten die Spur des Wolfes aufnehmen. So fanden sie den Weg hinter dem Lykanthropen her, der sie an aus dem Tal heraus in südliche Richtung führte.
Es dauerte nicht lange, da fanden sie ihn vor einer Ruine sitzend wieder. Mit schräg gestelltem Kopf sah er sie an, als hätte er schon stundenlang auf sie gewartet, während die meisten der Menschen in schweren Rüstungen erst einmal zu Luft kommen mussten. Einige der Elfen begannen neugierig die Ruinen und die Umgebung abzusuchen, es war ein seltsamer Ort. Er strahlte uralte Würde aus und die Ruinen, sie sprachen von vergangenen Zeiten, von seltsamer Einsamkeit. Nach langem Suchen stellte sich heraus, das bis auf jene seltsame Ausstrahlung nichts zu finden sei und nachdenklich betrachteten sie den Wolf.
"Er will uns etwas zeigen, soviel ist klar." sprach einer der Elfen, "doch, was ist wenn es nichts Verstecktes ist? Wenn es direkt vor unserer Nase liegt? Ich glaube, daß dies der Ort ist, an dem einst die Kinder der Wölfe, das Volk von Gelroos lebte..."
Das Hufgetrappel eines Pferdes wurde laut und ein Reiter ritt im Galopp heran,
"Gelroos wurde bei der Arena gesehen! Es geht ihm gut." sprach die gehetzte Stimme des Boten.
Nerian Bornski formte mit seinem Stab ein Tor, malte mit sicherer Hand die unsichtbaren Konturen, die nach kurzer Zeit ein Magisches Portal bildeten.
Durch dies trafen sie an der Arena ein, um einen vergnügt Wein trinkenden Gelroos anzutreffen.
Gandalon war verwirrt, der Geist des Waldes hatte vor einer Gefahr für Gelroos gewarnt...ein furchtbarer Gedanke drängte sich Gandalon auf, was wenn Raynor alle Seelen der Geister des Waldes brauchte... alle vom Volke der Kinder der Wölfe? Würde es bedeuten, daß dies die Gefahr für Gelroos wäre?
Gandalon und Gelroos sprachen noch tief bis in die Nacht hinein über diese dunklen Wolken, welche die Zukunft zu verdunkeln schien und der gute Wein wollte nicht recht schmecken, bei solch finsteren Gedanken...
Stille und Vergessenheit senkten sich wieder über das Tal, in das einer der Aus- und Eingänge der Höhle lagen.


Bericht Woodrolf und Cassy

In Woodrolf nagten die Zweifel. Seit dem Lady Amy ihm von den Sehnsüchten seiner Schülerin Cassy berichtet hatte, konnte er nicht mehr schlafen.
Ja, er liebte diese junge ungestüme Waldelfin, doch sie war seine Schülerin und ihr ganzes Streben galt einzig dem Wissen nach der Macht der Magie. Gerne wollte er ihr alles zeigen und beibringen was er darüber wußte, aber je mehr er sich dem Weg der Ahnen zuwandte, desto mehr entfernte er sich von seiner Schülerin.
Der Bund des Waldes, eine Gemeinschaft von Waldelfen und Freunden des Waldes war ihr neues Zuhause geworden. Doch Sisamen hatte einmal traurig gesagt, das Freunde des Waldes keine Gemeinschaft oder eine Gilde benötigen würden. Außerdem gab es genug Leute in dieser Gemeinschaft, die in erster Linie nur die Stärke suchten und nicht den Frieden.
Die Waldelfen waren an sich schon eine riesige Familie gewesen und wenn es gelang sie wieder auf den Weg der Ahnen zu führen, dann wäre so etwas wie der Bund des Waldes überflüssig, denn auch Nichtelfen wären dann ein Teil der Familie solange sie sich an die Gesetze des Waldes hielten.
Cassy spürte die Zweifel, die in Woodrolf herrschten und nachdem er von Amy erfahren hatte was Cassy für ihn empfand, stellte er sie zur Rede doch sie wich ihm schüchtern aus. Mit diesem Mann wollte sie ihr Leben verbringen und das war sogar schon vielen anderen aufgefallen, doch er wollte nur nüchtern über diese Sache sprechen und fragte sie mit direkten Worten nach ihren Gefühlen für ihn.
Er warf ihr vor, das sie nicht den Weg der Ahnen gehen wollte, dabei hatte er übersehen, das sie längst diesen Weg gewählt hatte. In Cassy brach eine Welt zusammen und sie suchte Trost bei Julian de Hipru, der für sie immer so etwas wie ein kleiner Bruder war. Oft hatte sie ihn vor den Worten anderer beschützt oder sogar mit ihren Waffen gedeckt und nun brauchte sie ihn. An seiner Schulter weinte sie Tagelang.

In Woodrolf's Kopf herrschte ein heftiger Sturm. Noch vor wenigen Wochen hatten ihn die Zweifel soweit getrieben, das er sich mit einem alten Ritual selbst das Leben nehmen wollte. Irgendetwas hatte ihn davon abgehalten. Waren das damals schon seine Gefühle für die kleine Elfin Cassy gewesen?
Der Bund des Waldes, dem er als Anführer vorstand und der doch eigentlich gegen den Weg der Ahnen arbeitete. Sisamen, Gelroos, Gandalon und Andariel...
Und immer wieder Cassy...
Jede Nacht träumte er von seinen Freunden, doch wo er auch hinsah, er erblickte die traurigen Augen seiner Schülerin, die ihn sehnsuchtsvoll anstarrten.
Selbst als er seinen Posten als ihren Lehrer aufgab, brachte es nicht viel, denn er erkannte nicht, das Cassy ihm bereits auf den Weg der Ahnen gefolgt war. Vielleicht verfolgte er den Weg der Ahnen zu intensiv, aber das merkte er nicht.

Cassy nahm immer mehr Abstand von ihrem geliebten Woodrolf. Bevor Sisamen in ihr Leben getreten war, galten sie bereits als ein heimliches Liebespaar und ihr Zukunft schien klar vorgezeichnet zu sein. Doch auch als Cassy ihn von seinem Versprechen ihr Lehrer zu sein entbunden hatte, schien er nur noch Sisamen und den Weg der Ahnen in seinem Kopf zu haben.

So kam es, das eines Tages, als sich die Waldelfen und die Paladine trafen, um das Tor auf dem Gelände des Tribunals der Finsternis zu schließen, Woodrolf überhaupt keine Notiz mehr von Cassy nahm und gierig jedes Wort von Sisamen, Gandalon und den Paladinen in sich aufsog.
Traurig verließ Cassy daraufhin den Ort und verschwand wieder zu ihrem kleinem Bruder Julian de Hipru. Doch Gandalon, Sisamen und einigen anderen fiel das auf und sie stellten Woodrolf zur Rede.
Erst als ihm seine Freunde erzählten, was wohl wirklich in der kleinen Elfin vorgehen mußte, erkannte der stolze Waldelf seinen Fehler und sah betrübt zu Boden.
Sisamen und Gandalon traten zu ihm und redeten leise auf ihn ein.
Woodrolf wußte, das dieser Tag über die Zukunft von Schattenwelt entscheiden konnte. Mehr als hundert Wesen wollte aufbrechen um das Tor zu schließen und gegen Raynor anzutreten, wenn er denn auftauchen sollte, doch Sisamen sprach,
"Was nützt ein Sieg in einer Schlacht, wenn der Preis ein gebrochenes Herz ist?"
Und Woodrolf begriff. Lächelnd sah er zu seinen Freunden,
"So werde ich dann aufbrechen und ein Herz reparieren."
Mit diesen Worten wandte er sich um und verschwand zwischen den Bäumen.
Als an diesem Tag das Tor geschlossen wurde, traf tief im Wald einsam und alleine ein Waldelf eine Entscheidung...

Einen Tag später war ein großes Treffen beim Bund des Waldes angesagt und alle Mitglieder waren anwesend, selbst Cassy. Doch die kleine Elfin starrte nur traurig vor sich hin und wenn sie von jemanden angesprochen wurde nickte sie nur geistesabwesend. Dort vorne, am Fuße des Tisches saß der Mann den sie über alles liebte und schien sie überhaupt nicht zu beachten.
Erst als ihr Tischnachbar sie leicht in die Seite stieß und in Richtung Woodrolf nickte hob sie den Kopf und sah traurig in die angegeben Richtung.
Woodrolf stand aufrecht am Tisch und sah sie mit sanften Augen an, er schien auf eine Antwort zu warten. Ihr Blick wanderte von einem zum anderen und sie bemerkte das alle am Tisch in ihre Richtung sahen, leise und verunsichert fragte sie ihren Nachbarn,
"Was... ?"
Er lächelte sie an und in diesem Moment wiederholte Woodrolf seine Frage,
"Cassy, ich fragte gerade ob du meine Frau werden möchtest?"
Ihr Herz machte einen Sprung, hätte sie gestanden, dann wäre sie jetzt zu Boden gesackt, denn sie spürte deutlich wie ihre Knie weich wurden. Ein Glücksgefühl, das man niemals beschreiben könnte durchströmte ihren Körper. Atemlos hauchte sie,
"Ja..." und nachdem sie einmal geschluckt hatte wiederholte sie mit fester Stimme, "Ja, ich will deine Frau werden!"

Bericht Sabrea

Viconia verließ mit einem zufriedenen Lächeln und funkelnden Augen das Anwesen der Do'Urden. Sie ließ Sabrea und Vierna an dem großen Besprechungstisch zurück. Mit großen Augen und die Welt nicht mehr verstehend sah Sabrea zur Ilharess Do'Urden. Vierna sagte nicht viel über das was eben geschehen war, sondern gab ihr einen Schlüssel zu einem kleinen Versteck in den Sümpfen,
"Du müsst nun vorsichtig sein, Sabrea. Viconia wird dich jagen lassen und erst Ruhe geben, wenn Sie deinen Kopf in ihren Händen hält." waren Vierna´s letzte Worte an Sie.
Langsam erhob sich Sabrea von ihrem Stuhl und verließ schweigend das Anwesen, und lief Richtung Vesper.
Sie schlich langsam und sehr vorsichtig in die Stadt. Immer wieder sah sie sich um, ihre Augen wachsam nach anderen Drows Ausschau haltend. Sabrea wußte, daß sie jetzt ohne Haus und Rang, wie Freiwild für alle anderen ihrer Rasse war. So drückte sie sich an die Häuserwände, immer Deckung suchend, versuchend sich geräuschlos fortzubewegen.
Heimlich und still erledigte sie einige Angelegenheiten und kaufte ein paar Lebensmittel die sie brauchte, um möglichst lange in dem sumpfigen Versteck ausharren zu können.
Froh das sie nicht einen Drow traf, murmelte sie leise die Worte für einen Reisezauber zum Versteck.
Das Versteck befand sich zwischen Vierna's Anwesen und den riesigen Bergen in einem kleinem Haus das Geschütz in einem kleinem Wäldchen stand.
Plötzlich schreckte sie auf, reckte ihren Kopf einem nur zu bekanntem Geräusch entgegen. Metall hörte sie gegen festes Leder rasseln. Leise schlich sie dem Rasseln entgegen und da sah sie die Ursache des Lärms, eine Frau die an den Toren des Do'Urden Anwesens rüttelte und aus ihren Bewegungen und ihrem wütenden Stöhnen war zu schließen das sie sehr zornig war.
Obwohl sie auf diese Entfernung nichts erkennen konnte, wußte sie ganz genau, das dort am Tor Viconia stand.
Sabrea´s Atem wurde schneller, viele Gedanken schossen ihr auf einmal durch den Kopf. Sie musste hier weg bevor Viconia sie entdeckte.
Sie war hier nicht sicher, langsam schlich sie rückwärts und behielt dabei Viconia immer im Auge dabei. Als sie die verhaßte Drow nicht mehr im Blickwinkel hatte, wandte sie sich um und lief so schnell sie ihre Füße trugen davon. Am Sumpf vorbei, rein in den Wald. Sabrea rannte bis sie so erschöpft war, das ihr Körper kraftlos ins Gras sank.
Stundenlang saß sie nur schweigend da, bemüht zu begreifen was mit ihr passiert war. Immer wieder schlugen ihre Fäuste auf das weiche Gras. Sie hatte sich doch richtig verhalten, den einzigen Fehler den sie gemacht hatte war, das Viconia noch lebte. Ihre Augen funkelten bei diesem Gedanken, in ihnen konnte man die Verachtung und den Hass sehen den sie für die Ilharess empfand. Sie fühlte sich verlassen, verraten und verkauft, wie gerne würde sie zurück in die Unterwelt gehen. Aber sie konnte das Risiko nicht eingehen, Hauslose Drows würden nicht lebend die Heimat erreichen.
Sabrea dachte zurück an damals als sie das erste mal die Oberwelt zu Gesicht bekommen hatte, gemeinsam mit ihren Geschwistern. Die Oberwelt mit ihrem grellen Licht welches ihre Augen reizte, aber auch die Herausforderung, die Macht ihres Hauses und den Glauben Lloth's hier weiter auszubreiten und zu vergrößern. Wie stark sie sich gefühlt hatte damals, und heute...?
Sabrea fühlte sich wie ein gehetztes Tier, ausgestoßen vom Rudel das ihr eigentlich Schutz geben sollte.

Sie war allein, voller Wut, Zorn und neuen bisher ungekannten Gefühlen.Verzweiflung und Einsamkeit.
Verzweiflung da sie nur versucht hatte die Gunst Lloth's zu erhalten für ihr Haus, niemand sonst hatte doch den Mut gehabt sich gegen die Ilharess und ihrem Frevel zu stellen. Sabrea war immer bedacht darauf gewesen Lloth's Willen zu befolgen, und sie hatte doch keine andere Wahl gehabt. oder doch?
Sicher hatten auch die Gier nach mehr Macht und ihr Neid, das Ihrige dazu beigetragen ihre Mutter meucheln lassen zu wollen.
Dann diese Einsamkeit, nie zuvor war sie so allein wie jetzt. Sabrea kannte viele Colnbluth, aber die verstanden sie nicht richtig. Ihre Art zu Leben war so ganz anders und nur unter Drow fühlten sich Drow richtig wohl.
Sie dachte an die vielen kleinen Machtspiele und Intrigen untereinander und ein kleines Schmunzeln huschte über ihre Lippen. Sie liebte diese Spielchen und es wurde ihr so richtig bewusst das sie nun auf das alles verzichten mußte.
Diese Bestrafung war schlimmer als der Tod, sie durfte leben und jeden Tag sehen was sie alles verloren hatte.
Sabrea würde jeden Tag ein Stück sterben, innerlich sterben und das jeden Tag ein Stückchen mehr. Als dieser Gedanke durch ihrem Kopf schoss, glitten ihre Finger zur Gürteltasche und suchte nach etwas.
Nach einigem Minuten zog sie eine kleine gläserne Phiole mit einer grünlichen Flüssigkeit darin hervor.
Sie öffnete die Phiole und führte sie langsam zu ihren Lippen...

Die Phiole klirrte an die nahestehende Tanne und die grüne Flüssigkeit rann die Baumrinde herab. Ihre Hände ballten sich.
>NAU!< ging es ihr durch den Kopf, >diesen Gefallen werde ich Niemandem tun.<
Traurig krabbelte sie ins Unterholz, bedeckte sich mit Sträuchern und fiel in einen unruhigen leichten Schlaf.

Bericht Ende

**********

Shurdiia Kilsek rüttelte am Tor des Do'Urden Geländes. Nach einer Weile kam Talice Do'Urden leicht gereizt und wollte gerade aufbrausen, als sie die fremde Drow erblickte.
Alle Drow der Oberwelt waren in diesem Moment hier, es gab sonst niemanden mehr außerhalb des Geländes. Blitzartig wurde ihr klar, das diese Drow da vor dem Tor aus der Unterwelt kommen mußte. Bereits ahnend, das etwas schlimmes passiert sein mußte, öffnete sie das Tor und fragte nach dem Grund ihres Auftauchens.
Shurdiia Kilsek nannte ihren Namen und ihren Titel und sah das ängstliche aufflammen in den Augen der Oberweltdrow. Wortlos deutete Talice, ihr zu folgen. An der riesigen Steintafel saßen sie alle und sahen erstaunt auf den Neuankömmling. Einzig Vierna lachte ihr freundlich entgegen. Sie erkannte ihre alte Gefährtin aus den Tagen in Underdark und der Akademie des Kryss sofort wieder, doch an dem ernsten Blick mit dem Shurdiia die anwesenden musterte, ahnte sie sofort, das die Feier der Drow eine andere Wendung nehmen würde als es geplant war.
Mit einem leichten knurrenden Unterton in der Stimme rief sie um Ruhe und als sich jeder Drow in ihre Richtung gewandt hatte, stellte sie Shurdiia kurz vor und bat dann die Gesannte der Valharess ihr Anliegen vorzutragen.

Während ihr stechender Blick einen Drow nach den anderem durchbohrte, fing Shurdiia an zu erklären,
"Ich bin von der Valharess beauftragt worden, euch folgende Botschaft mitzuteilen. Lloth selbst sprach zu ihr und gab ihr das Wissen über die Anhänger Raynor's..." dabei fiel ihr Blick auf Viconia Hun'ett, "... die sich hier auf der Oberfläche verkrochen haben."
Mit dem Zeigefinger wies sie direkt auf Viconia,
"In deinem Haus sitzen die Verräter, Viconia! Die Verräter, die es wagten die geflohenen Anhänger Raynor's aus der Unterwelt zu verstecken."
Alle Blicke fielen auf Viconia, die leichenblaß auf die fremde Drow starrte. Langsam erhob sie sich und ihre Augen glühten vor Hass und Zorn als sie mit gepreßter Stimme auf die Anschuldigung reagierte,
"Gib mir die Namen der Verräter und ich lasse sie eigenhändig hinrichten!" zischte sie.
Doch Shurdiia schüttelte lächelnd den Kopf,
"Nein. Das wirst Du nicht, den vom heutigen Tage an gibt es das Haus Hun'ett nicht mehr auf Schattenwelt. Du und deine Tochter Elvanshalee habt als einzige die Erlaubnis von Lloth bekommen weiter zul eben und würde Sabrea noch unter euch leben, hätte auch sie diese Ehre erfahren. Doch genau wie Du deine Widersacherin aus dem Weg geräumt hast Viconia, seid auch ihr beide vom heutigen Tage an Hauslos. Du hast versagt Viconia!"
Vierna Do'Urden und alle anderen Drow sahen fassungslos zwischen den beiden Frauen hin und her. Bis vor wenigen Minuten, war dieses Fest noch schön gewesen. Mann hatte gefangene Waldelfen gequält und ihr lebend gezapftes Blut getrunken. Doch die Stille die jetzt über dem Gelände lag war mehr als drückend.
Langsam erhob sich die Ilharess Do'Urden und sah Shurdiia mit kalten Augen an,
"Du weißt das dies den Tod von Viconia und Elvanshalee bedeutet. Hauslos zu sein bedeutet den Segen Lloth's verloren zu haben. Jeder hier kann sie ohne mit der Wimper zu Zucken sofort töten."
Die Gesannte der Valharess blickte der Ilharess, ohne eine Regung zu zeigen, in die Augen,
"Xas. Ich weiß das. Doch dem Einsatz den Viconia in der Unterwelt zeigte, hat sie es zu verdanken, daß ich sie und ihre Brut nicht gleich hier und jetzt töte. Die Valharess Triel Dro'Olathurl überläßt dir die Entscheidung - Vierna Do'Urden - was jetzt mit diesen beiden hauslosen Drow geschehen soll. Verlassen sie dieses Grundstück, töte ich sie!"
Vierna hatte Mühe sich zu beherrschen, doch jeder anwesende Drow wußte, das sie kurz davor stand, sich auf die Drow aus der Unterwelt zu stürzen. Mit zischender Stimme sagte sie,
"Ich werde nicht zu lassen, das meine Enkeltochter als hauslose Drow stirbt und wenn Viconia und Elvanshalee sich jetzt und hier entscheiden in mein Haus einzutreten, dann werde ich..."
Dan'tra Noquar sprang auf und schrie wütend in Richtung Vierna,
"Du wirst sie nicht in dein Haus aufnehmen..." und mit dem Zeigefinger auf Viconia weisend, "Sie bringt Schande über das ganze Volk der Drow..."
Vierna funkelte Dan'tra an, doch die redete weiter,
"Erst wird die Tochter deines Sohnes mit einer Hexe durch ein Ritual zur Drow gemacht, was an sich schon eine Sache war, der kaum jemand wirklich etwas abgewinnen konnte, dann machst Du sie zu Ilharess des Hauses Hun'ett, obwohl diesen Titel längst jemand anderer verdient hatte und nun turtelt diese Hure auch noch mit einem Menschen herum, verliert ihr Haus, weil sie nicht aufpaßt was ihre Angehörigen für eine Scheiße bauen und jetzt willst Du sie auch noch dafür in dein Haus aufnehmen???"
Mit hochrotem Kopf, die Fäuste auf die schwere Tischplatte gestemmt, starrte sie mit verhaßtem Blick auf Vierna Do'Urden, die sie mit zusammen gekniffenen Augen musterte. Bevor sie jedoch antworten konnte, sprach Crow Do'Urden mit leiser Stimme und einem Blick der jeden Waldelfen sofort getötet hätte, in Richtung der Ilharess Noquar,
"Wenn du noch ein Wort sagst Dan'tra, dann gibt es auch kein Haus Noquar mehr!"
Vierna machte jedoch eine wegwerfende Handbewegung in seine Richtung und an ihrem Blick erkannte Crow, das er jetzt lieber schweigen sollte.
"RUHE!" schrie Vierna in Richtung der Noquar, die leise murmelnd ihrer Ilharess Recht gaben.
Es wurde totenstill und alle sahen wieder zu der Ilharess Do'Urden.
Mit ruhiger Stimme sprach diese in Richtung Shurdiia,
"Ich werde nach Underdark aufbrechen und mit der Valharess reden..."
Die Gesannte lächelte sie kopfschüttelnd an,
"Nein das wirst du nicht. Die Tore sind verschlossen. Kein Drow der Oberwelt wird jemals wieder Underdark betreten, solange dazu nicht der Befehl der Valharess gegeben wurde."
Vierna riß entsetzt die Augen auf,
"WAS...???" rief sie entsetzt.
"Solange die Anhänger Raynor's unter den Drow noch auf der Oberwelt wandeln und von Euch versteckt werden, sind die Tore nach Underdark für niemanden zu öffnen. So ist es seit wenigen Tagen Gesetz!" erklärte Shurdiia seelenruhig, "Selbst ich, die euch diese Nachricht überbrachte, darf erst wieder zurück wenn auch der letzte Drow gestorben ist, der an Raynor glaubt. Meine Aufgabe ist es jeden einzelnen von ihnen zu finden und zu töten."
Vierna musterte die Drow aus der Unterwelt lange und nickte dann verstehend, doch die Ilharess Noquar schien mit dieser Entscheidung nicht einverstanden. Eine Diskussion, die kein Ende nehmen wollte und fast in einem Blutbad zwischen den beiden Häusern endete, entbrannte für einen kurzen Moment. Doch entgegen dem Willen der Noquar, entschieden sich Viconia und Elvanshalee schließlich dem Haus Do'Urden beizutreten und mit Blicken, die Bände sprachen, zogen die Mitglieder des Hauses Noquar vom Gelände der Do'Urden.

Einige Tage später fand man vor den Toren von Underdark eine erschlagene Wächterin und nachdem Triel Dro'Olathurl die Leiche untersuchen ließ, war klar, daß die Waffe zum Hause Noquar gehören mußte, mit der der Kopf der Wächterin abgetrennt worden war. Von diesem Moment an richteten sich alle Augen der Unterwelt auf das Haus Noquar. Selbst Lloth, die das Ungeborene Kind von Belgos und Dan'tra bereits gesegnet hatte, richtete ihre Aufmerksamkeit auf dieses Haus.

Hunderte von Kriegern aus allen Richtungen des Landes, die Paladine des Mondes und fast die gesamte Schar der Waldelfen hatten sich vor den Toren des Tribunal der Finsternis versammelt. Wie schon Tage vorher versuchten sie vergeblich das riesige eiserne Tor zu öffnen, doch erst als Nerian Bornsky aus dem seltsamen Buch vorlas, das erst die junge Caya hatte entziffern können, öffnete sich plötzlich wie von Geisterhand das Tor und alle stürmten hinein, jederzeit bereit sich Raynor zu stellen, sollte er auftauchen.
Doch Raynor kam nicht.
Brunhilde, die Raynor mehr haßte als alles andere auf der Welt, hatte er doch ihren Bruder in eine Seele ohne Körper verwandelt, nachdem er sich von Raynor losgesagt hatte, gelang es schließlich in ihrer Wut auf alles was mit Raynor zusammenhing die riesige Tür einzutreten, die in den Turm des Tribunals führte.
Und da stand es, das Tor aus einer anderen Welt. Mitten in der riesigen Halle.
Ehrfürchtig betraten nur die mächtigsten Magier und einige wenige Krieger den Saal, um die Magier zu beschützen, wenn sie dann ihr Ritual vollziehen wollten. In einem großen Kreis stellten sich die Männer der Arkanen Mächte um das finstere Portal auf und begannen die Worte zu wiederholen, die Nerian aus dem Buch vorlas,
"Zazzi, Zamaii, Puidmon der mächtige"
"Sedon der Starke,El,Yod,He,Vau,He,"
"Iah, Agla,behütet mich wenn ich das Tor Versiegele"
"Kein Böses soll von Norden dringen"
"Kein Böses soll von Osten dringen"
"Kein Böses soll von Süden dringen"
"Kein Böses soll von Westen dringen"
"Kein Böses soll vom Himmel kommen"
"Kein Böses soll aus der Tiefe kommen oder dringen"
"brennend Kreis schließt alles ein!"
"Draba,draba, kalta, kalta, entemoss!"
"brennend Kreis schließt alles ein!"
"Draba.draba,kalta,kalta, entemoss!"
" Accar,Zour und Maroud! Verschließt den Kreis"
"und laß kein Übel durch!"
"Draba,draba, kalta,kalta, entemoss!"
hallte es von vielen Stimmen immer wiederholt durch die düstere Halle. Das Tor schien sich zu winden unter diesen mächtigen Worten und veränderte langsam seine Farbe. Als die Magier merkten, das die Worte Wirkung zeigten, wiederholten sie die Worte mit erhobener Stimme.
Und plötzlich spie das Portal einen Geist des Waldes nach dem anderen aus. Für einen Moment stockten die Magier, doch als das Tor plötzlich wieder die alte Farbe anzunehmen drohte, schrien sie die seltsam klingenden Worte noch lauter als vorher und nach einiger Zeit schien es als formte sich aus den Worten eine fremdartige Melodie. Die Magier schienen in eine Art Trance gefallen zu sein, keiner von ihnen hatte die Augen geöffnet und blutiger Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Die Worte schienen sich zu verselbstständigen und längst hatten die Magier den Kontakt zur Realität verloren und sich der Melodie hingegeben die ihnen die Worte des Buches vorzuschreiben schien.
Die Geister des Waldes aber strömten aus dem Tor und verließen den Saal. Draußen vor der Tür fielen die Waldelfen auf die Knie und Tränen der Freude traten in ihre Augen, als sie sahen, wie ein Geist nach dem anderen mit einem lächeln im Gesicht auf Gelroos zu trat und sich bei ihm zu bedanken schien,
"Endlich frei..." waren die Worte die sie sprachen, bevor sie sich auflösten. Nur ein Geist blieb länger vor ihm stehen und streichelte ihm sanft über die Wange.
"Mutter..." seufzte Gelroos und fiel weinend auf die Knie, doch sie sprach zu ihm und alle die in der Nähe standen und diese Szene beobachten konnten, hörten die Worte die sie sprach,
"Jhandur, mein Sohn... Seit über vierzig Jahren warte ich auf diesen Augenblick. Mein Herz erfüllt es mit unsagbarem Stolz zu sehen, daß Du es warst, der unseren Mörder vernichtete und auch jetzt daran beteiligt bist, das wir endlich Frieden finden werden. So wie ihr uns geholfen habt werden wir auch euch helfen, denn wir wissen, wie man das zweite Tor schließen kann. Wenn es an der Zeit ist, werden wir zurückkehren und ein letzes mal auf dieser Welt wandeln um euch dabei zu helfen das Tor zu schließen!"
Gelroos wollte noch so viel fragen, so viel wissen, doch genauso plötzlich wie die anderen Geister vor ihr, löste sie sich auf und war verschwunden. Sein einziger Gedanke kreiste aber um das Wort, das sie gesagt hatte - Jhandur - Was bedeutete das?

In der düsteren Halle aber schien das Tor mit aller Macht zu versuchen sich gegen die Kräfte der Magier zu winden. Längst hatten einige der Krieger ihre Waffen abgelegt und waren in den seltsamen Singsang der Magier mit eingefallen, als plötzlich ein lautes schmerzvolles Stöhnen aus dem Tor drang und für einen Moment eine Hand sichtbar wurde. Blut lief aus dem Tor.
Ein letztes mal sammelten die im Kreis stehenden Männer ihre geistigen Kräfte und ihre Stimmen erklangen noch lauter als vorher. Wieder ertönte das Stöhnen und in dem Moment, als das Tor in sich zusammen fiel, stürzte Hista Kindail aus dem Tor und brach erschöpft und aus den Augen blutend zusammen,
"MEINE AUGEN... ER... ER... ER HAT NOCH MEINE AUGEN..." schrie er und hielt sich die Hände vor das Gesicht.
Erschöpft und sich mit letzter Kraft auf den Beinen haltend halfen die Magier dem Erstgeborenen auf die Beine. Die Arme wie ein Blinder weit von sich gestreckt, taumelte Hista in der Halle umher.
Entsetzt sahen die Anwesenden erst jetzt, was der Erstgeborene mit den Worten gemeint hatte. Er hatte keine Augen mehr. Dort wo die Augen hätten sein sollen, befanden sich zwei dunkle, heftig blutende Wunden. Sie schienen ihm mit Gewalt heraus gerissen worden zu sein.
Die Magier stöhnten entsetzt auf und erst als sie den Erstgeborenen ein wenig beruhigt hatten, erfuhren sie, warum Raynor ihm die Augen gestohlen hatte. Noch schlug der Stein des Lebens in Hista's Herz und Raynor wäre es so niemals möglich gewesen diesen Mann zu töten, doch indem er ihm die Augen nahm, band er den Mann an sich. Ohne Augen war es Hista nicht möglich zu fliehen doch jetzt hatten ihn die Magier aus den Fängen des Gottes befreit und seine Augen waren für immer verloren.
Als Hista vor die Tür trat, sprang Gelroos auf seinen Freund zu und wollte ihn stützen, doch der Erstgeborene stieß ihn von sich. Zu viel hatte der Rothäutige in den letzten Tagen mitgemacht und selbst die anwesenden Waldelfen, die er fast vernichtet hatte, spürten so etwas wie Mitleid mit dem Mann.
Aber Hista wollte in diesem Moment nur einen einzigen um sich haben. Viconia!
Doch Gelroos gelang es schließlich Hista zu überzeugen, das er in seinem Heim am besten aufgehoben wäre und traurig stimmte Hista zu. Einer der Magier öffnete ein magisches Tor zum Haus von Gelroos und gestützt von seinem alten Freund verließen die beiden das Gelände des Tribunal der Finsternis.
Nachdem der Schmied den Erstgeborenen in Bett gelegt und seine Augen verbunden hatte, machte er sich auf die Suche nach Viconia. Er wußte bereits, das sie jetzt eine Do'Urden war und so führte ihn sein Weg zu Vierna. Doch die Ilharess sah nur verachtend auf den Mann lachte ihn aus und sagte dann mit zischender Stimme,
"Sie wird diesen Rivil nie wieder sehen. Als sie noch eine Hun'ett war, konnte ich ihr nichts befehlen, doch jetzt ist sie eine Do'Urden und niemals wieder wird sie mit diesem Mann zusammentreffen. Geh und sag das deinem verkrüppelten Freund!"
Als Gelroos Stunden später wieder bei seinem Haus eintraf, war Hista Kindail verschwunden und vergeblich suchte er ihn. Viel zu lange war der blinde Mann, der diese Welt wie seine Westentasche kannte, bereits unterwegs und Gelroos gab die Suche schließlich auf.

**********

Viconia hatte das Gespräch zwischen Gelroos und Vierna belauscht. Ein Schmerz den sie nie zuvor verspürt hatte durchbohrte ihren Magen und ihr Herz.
Hista nicht mehr sehen? Nie wieder?
In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen und wie im Traum wankte sie davon.
Einige Menschen wollen gesehen haben, wie Viconia geradewegs auf das ehemalige Gebiet der Hun'ett zu gegangen war. Doch im Gegensatz zu sonst schien sie niemanden zu bemerken und die Menschen sahen ihr verwundert hinterher. Einige behaupten sogar, daß sie ihre Tränen gesehen hatten. Doch alle hatten Angst vor dieser Drow und keiner wagte es, sie anzusprechen.
Shurdiia hatte das Gelände der Hun'ett niedergebrannt und die ersten Sträucher suchten sich bereits einen Weg durch die frischen Ruinen.
Mit leeren Augen vor sich hinstarrend stand Viconia lange auf einem kleinem Hügel und sah der untergehenden Sonne hinterher. Die Gedanken wirbelten um die Vergangenheit. Daemona, ihre Mutter, die bereits alles verloren hatte. Crow Do'Urden, der niemals einfach nur Vater gewesen war sondern immer nur der gnadenlose Drow, der alles tat, was Vierna befahl. Sabrea, die einzige Drow die es jemals gewagt hatte sich gegen sie zu stellen. Hista Kindail, der seltsame Mann aus der Vergangenheit dieser Welt, der ihr erst gezeigt hatte, daß es außer Mord, Tot, Haß und blutigen Ritualen auch noch etwas anderes gab... Liebe!
Eine Träne löste sich und lief langsam ihre Wange hinab und sie schmeckte den salzigen Geschmack auf ihren Lippen.
Nein, dieses Leben war es nicht mehr Wert gelebt zu werden. Langsam zog sie ihren kleinen Dolch aus dem Halfter und strich fast zärtlich mit den Fingerspitzen über seine scharfe Schneide. Mit zittriger Stimme flüsterte sie leise,
"Lloth tlu malla; jal ultrinnan zhah xundus..." und nach einem kurzem Moment hinzufügend, "Hista, es tut mir so leid!"
Mit einem Ruck stieß sie sich den Dolch in die Brust, genau dort wo das Herz schlug, das Tharkun ihr eingepflanzt hatte und das nur ein Teil des Herzen des Erstgeborenen war.
Sie spürte den Schmerz nicht und während langsam das Blut aus der Wunde austrat und sie in die Knie sank, ging am Horizont die Sonne unter.

**********

Hista hatte das Labyrinth erreicht. Er kannte diese Welt seit hunderttausenden von Jahren. Er kannte jeden Fels, jeden Baum und jeden Strauch. Er brauchte seine Augen nicht um einen Weg zu finden. Und als er jetzt durch das Labyrinth wankte, fühlte er sich das erste mal wieder sicher. Er spürte die Magie dieses Ortes und wie sie ihn zu durchfluten schien.
Ja hier war er zu Hause und nie wieder würde er diesen Ort verlassen, jetzt wollte er nur noch eines, Viconia!
Gerade hatte er sein Grundstück in der Mitte des Labyrinths betreten, als ein ihn ein heftiger Schmerz durchzuckte. Seine Hände tasteten automatisch nach der Narbe auf seiner Brust. Sie blutete... Er sank auf die Knie...
Viconia... sie war in Gefahr... und verletzt...
Seit dem sie einen Teil seines Herzens in seiner Brust trug, waren sie auf ewig durch dieses seltsame Band mit einander verbunden. Tat man ihr etwas an, spürte das auch der Erstgeborene.
Verzweifelt über seine Wehrlosigkeit schrie er in die untergehende Sonne,
"LASST SIE DOCH ENDLICH IN RUHE VERDAMMT, WAS HAT SIE EUCH GETAN?"
Aber der Schmerz wurde immer stärker und mit einem Mal begriff Hista, das Viconia nicht verletzt war, sondern gerade im sterben lag.
"NEIN.... NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN...." schrie er und seine Stimme erstarb in einem schluchzen als der Schmerz mit einem mal abbrach.
Viconia war tot und das der Schmerz so lange gedauert hatte, bedeutete nur, das auch der Teil des Steines des Lebens, der sich in Hista's Herz befand gestorben war. In Hista brach eine Welt zusammen. Schon einmal hatte er diese Frau verloren und wiederholen können in das Reich der Lebenden, dafür hatte er sogar seine Unsterblichkeit aufgegeben, doch diesmal hatte er nichts mehr was er aufgeben konnte...
... nichts?
Doch noch hatte er etwas und dann konnten sie auf ewig zusammen sein und niemand, nicht einmal der Tod konnte sie dann wieder trennen. Langsam fuhren seine Hände wieder zu der Narbe auf seiner Brust und fest entschlossen, sein Vorhaben durchzuführen, griff er hinein.
Die Rippen brachen bei der Kraftanstrengung mit lautem Krachen und bevor der Körper den Schmerz überhaupt registriert hatte, hatte seine Hand gefunden, was sie gesucht hatte, sein Herz. Hista spürte wie es schlug, doch das war ihm in diesem Moment nicht mehr wichtig. Seine Faust umklammerte das Herz und mit einem Ruck riß er es sich selbst hinaus und hielt es in die dunkle Nacht.
Bevor sein Körper kraftlos zusammensackte, fuhr seine Faust hinab auf die Erde und mit einem lauten Schmatzen zerstörte er das Herz und damit den Stein des Lebens. Langsam sackte sein Körper auf die Seite und bevor der letzte Funken Leben aus ihm wich, sprach er mit gurgelnder Stimme,
"Ich... hol... dich... heim... Prinzessin..."

Letzter Bericht Gandalon Mareste

Gandalon hatte von dem Gerücht um den Tot Hista Kindail's gehört und im ersten Moment hatte es eine Verbitterung in ihm ausgelöst, nun würden die Elfen wohl niemals die Gründe erfahren, für das sinnlos dünkende Abschlachten, das Hista einst vor langer Zeit an den Elfen des Waldes angerichtet hatte. Keine Antworten, wie so oft in Gandalon's Leben. Und dennoch, wieder war es der Instinkt, der Gandalon zu etwas drängte, das viel größer war, als alle einfachen Antworten dieser Welt.
Entschlossen traf Gandalon Vorbereitungen für eine Wanderung mit ungewöhnlichem Ziel, alles was er mitnahm, war etwas Farbe, die er aus zerstampften Rinden und Wurzeln bestimmter Bäume und Pflanzen gewonnen hatte, einige Äste des heiligen Baumes, ein Geschenk Sisamen´s, etwas Muttererde des fruchtbaren Yewbodens und eine Eichel, die er am Fuße eines mächtigen Yewbaumes gefunden hatte, dem Abkömmling des heiligen Urbaumes und diese Eichel war eine der äußerst seltenen Ableger eben dieses Nachfahren.
Waffen und schützende Tränke ließ Gandalon zurück, denn er wußte, daß dies eine heilige Wanderung war, die nur aus dem Glauben und der Überzeugung an Frieden und Vergebung auf dieser Welt begangen werden konnte.
Der Weg war nicht weit und bald traf der einsame Wanderer an seinem Ziel ein. Das Labyrinth, das einst die Behausung Hista Kindail's war und an dem noch jetzt seine Präsenz zu spüren sein sollte. So hatte er Stimmen belauscht, die am Waldrand ehrfürchtig über die seltsamen Begebenheiten dieser Welt sprachen.
Das Labyrinth selbst wollte Gandalon nicht betreten und so blieb er für eine Weile unschlüssig an seiner Schwelle stehen und erinnerte sich an die zwei Begegnungen, die er in seinem vergleichsweise kurzem Leben mit diesem von seltsamen und zum Teil grausamen Geschichten umrankten Mann hatte.
Das Gesicht zum bewölkten Himmel erhoben, hörte Gandalon auf nach dem warum und weshalb, den Gründen für die Wirren, die er in seinem Leben hatte und deren Verursacher auch dieser Mann war, vor dessen Ruheort er nun stand, zu fragen.
Ein Ruck ging durch seinen Körper, als währe er von unsichtbarer Hand geschüttelt worden und Gandalon begann mit den Farben der Bäume dicke, pastöse und dennoch filigrane Linien auf den Boden zur Schwelle des Labyrinths zu malen. Verschiedene Farben bildeten eine Einheit, umschlungen sich sanft und wurden von dem Boden aufgesogen. Die geschwungenen Linien spannten sich umeinander unter der sicheren Hand Gandalon's und begannen ein abstraktes Gebilde zu erschaffen. Vor seinem Geiste sah er sie schon, bevor sie gemalt waren - jede einzelne Linie, denn er hatte es sich wieder und immer wieder in einsamen Nächten vorgestellt, dieses Zeichen, es hatte einst an dem Hals seiner verstorbenen Mutter gehangen, als Medaillon.
Es war das letzte in der Reihe der alten vergessenen Runenschrift der Elfen des Waldes gewesen, der sich heute jemand entsinnen konnte und wie so vieles des einstigen Wissen durch Gewalt zerstört worden war, einer Rune, die für sich alleine gestellt von der Vergebung sprach, und nun an dem Boden des Eingangs zu Hista Kindail's, Ruheort von der Hand Gandalon's aufgemalt wurde.
Ernst trat Gandalon einen Schritt zurück beschaut sein Werk, nickte leicht und begann ein Lied der Ahnen zu singen. Es war ein trauriges Lied, das von der Sehnsucht nach Frieden, von verlorenem Leben und dem Versprechen von Größerem, von der Vergebung erzählte. Die Stimme klang honigsüß, vielleicht nicht so klar, wie die der Bardenmeister, wie sein Freund Kim einer war, doch hätte sie wohl vorüberziehende Menschen für eine Zeit ihren kühlen Verstand vergessen lassen und Tränen des Glücks und der Trauer, wie sie nun auch Gandalon im Gesicht standen gleichzeitig entlockt.
Nach einer kurzen Weile ließ dieses Lied immer mehr nach, bis Gandalon's Lippen verstummten... und dennoch war die Melodie immer noch hörbar, in dem Rauschen der Bäume, in den Wispern der Grashalme und selbst in den Büschen der Sträucher des Labyrinths aufgenommen und weiter getragen. Mit vorsichtigen Bewegungen um die frisch gemalte Rune nicht zu zerstören, hob Gandalon in der Mitte des Gebildes, dort wo alle Linien konzentrisch zusammen liefen, eine kleine Erdhöhle aus, dann nahm er den Mutterboden Yew´s streckte ihn dem Himmel entgegen, flüstert mit heiserer Stimme leise
"...Leben...", um sie in das Erdloch rieseln zu lassen.
Nachdem der letzte Krümel Erde in das Loch gestreut war, nahm er die Äste des heiligen Urbaumes zur Hand, zerfaserte sie und legte sie ausgebreitet in dieses Erdloch, um auf dieser faserigen Matte die unscheinbare Eichel des Yewbaumes so liebevoll zu betten, wie wohl eine liebende Mutter ihr Kind zur Ruhe gelegt hätte.
Nun legte er die aufgeworfene Erde wieder auf das Loch und malt mit dicker Farbe den Mittelpunkt des Friedenszeichen.
Als alles beendet war trat Gandalon vor, so das nur ein winziger Schritt fehlen würde, als das er sich in dem Labyrinth befunden hätte und sprach mit getragener Stimme dem Wind zu,
"Es ist dir vergeben worden Hista Kindail, der du der einstige Schlächter der Elfen warst und so wahr ich dieses Wort ausspreche, so soll es das letzte mal sein das du diesen Namen bei den Elfen trägst! Du sollst von nun an Ielevan - der Schicksalstragende bei unserem Volke geheißen werden, wenn man von dir spricht... das Zeichen des Friedens, der Vergebung und der Yewbaum, der nun schon beginnt seine Wurzeln zu schlagen, sollen die Wächter zu deinem Ruheort sein, auf das es niemandem gelingen wird deinen Frieden zu stören..."
Gandalon hielt kurz inne und lauschte der Melodie, die er angefangen hatte und die auf seltsame heilig anmutende Art und Weise von den lebenden Pflanzen und Bäumen der Umgebung weiter gemurmelt wurde,
"Fey Ielevan"
Gandalon streckte die Hände über das Labyrinth, als wolle er das gesamte Gebiet umfassen,
"Mögest du deinen Frieden finden, die Elfen des Waldes haben verziehen..."
Mit diesen Worten drehte sich Gandalon um und verschwand im Unterholz des dichten Waldes...

Bericht Ende

**********

Kaum hatte Gandalon den Platz verlassen, trat eine düstere Gestalt unter den Bäumen hervor. Der lange tiefschwarze Umhang zog einen modrigen Geruch hinter sich her und wenn ein stiller Beobachter genau hin gesehen hätte, wäre ihm sicherlich aufgefallen, das diese Figur den Boden nicht berührte.
Unter der riesigen Kapuze glühten kurz zwei leuchtend rote Punkte auf und wie aus dem Nichts entstand eine riesige Sense in der Luft, die von der Gestalt geschickt aufgefangen wurde. Eine Weile schien das Wesen hinter Gandalon hinterher zu starren nur um dann mit einer lahmen Bewegung mit der Sense einmal über den Boden zu fahren und damit das Zeichen, welches Gandalon gemalt hatte zu zerstören.
Eine eisige Stimme erklang unter der Kapuze hervor, als sich das Wesen umwandte und in Richtung Labyrinth blickte,
"Ich habe dieses Spiel gewonnen Hista Kindail. Es wird Zeit."
Doch aus dem Labyrinth erklang plötzlich ein seltsames Lachen, das nur von diesem Wesen und den Tieren gehört werden konnte und kurz darauf erklang die Stimme des Erstgeborenen,
"Ja Tod, du hast unser Spiel gewonnen. Aber meine Seele wird dir niemals gehören."
Die Gestalt in dem schwarzen Gewand hob für den Bruchteil einer Sekunde den Kopf und man konnte das fahle Grinsen eines Totenschädels unter der Kapuze erkennen. Die leeren Augenhöhlen schienen Feuer zu speien. Beide Arme weit von sich gestreckt und die Sense vor sich haltend, schritt der Tod auf den Eingang des Labyrinths zu,
"Du gehörst mir, so wie mir diese kleine Drow gehört, über die du so viel Leid brachtest" schrie er mit einer Stimme, das die Bäume und Gräser vor ihm zurück wichen.
Doch als er die Schwelle zum Labyrinth überschreiten wollte, stieß er gegen eine Unsichtbare Mauer. Vergeblich suchte er nach einem Durchschlupf, aber wo er auch suchte, er konnte das Labyrinth nicht betreten.
Aus dem Zentrum erklang wieder das Lachen des Erstgeborenen,
"Du selbst hast dir diese Mauer aufgebaut Tot, sie war Bestandteil unserer Wette, schon vergessen Seelenfänger?"
Der Tod schrie vor Wut laut auf,
"NIEMALS HAB ICH SOETWAS GEMACHT, DU GEHÖRST MIR!"
"Ich bat dich darum, Tod! Erinnere dich. Ein Bestandteil unserer Wette war, das sich niemals etwas in diesem Labyrinth verändern solle und du stimmtest zu." wehte die Stimme des Erstgeborenen heran.
"UND WAS HAT DAS MIT DEINER SEELE ZU TUN?"
Für wenige Augenblicke herrschte Stille in dem Labyrinth, doch dann erklang wieder die Stimme Hista's,
"Ich bin ein Teil des Labyrinths. Schon immer gewesen... und solange ich meine Heimat nicht freiwillig verlasse, hast Du hier keine Macht!"
Der Tod tobte um das Labyrinth herum und suchte vergeblich nach einer Stelle an der er hinein gelangen konnte, aber vergeblich. Er selbst hatte diese Mauer aufgebaut und war somit von Hista Kindail hintergangen worden. Mit unterdrücktem Haß in der Stimme sprach der Tod noch einmal zu dem Erstgeborenen,
"Dann gib mir die Seele von Viconia, sie gehört nicht zum Labyrinth!"
Das Lachen das darauf aus dem Labyrinth schallte, klang gehässig und belustigt zugleich,
"Komm und hol sie dir, Seelenfänger. Wir warten auf dich!"

Manchmal, in Sternklaren Nächten, wenn ein einsamer Wanderer sich in das Labyrinth verirrt hat, dann hören sie dieses Gespräch, als würde es von den Hecken und Büschen an ihre Ohren getragen. Viele verließen darauf vor Angst schlotternd diesen Ort.
Doch gibt es auch Berichte von Menschen, Elfen und Zwergen, in denen davon die Rede ist, das sie Tagelang in dem riesigen Labyrinth umher geirrt waren und schon fast verhungert und verdurstet Rast gemacht hatten und plötzlich der Geist einer Drow oder eines rothäutigen Mannes erschienen ist und ihnen den Weg aus dem Labyrinth gezeigt hatte.
Ja und manchmal konnte man Nachts bei Vollmond zwei Gestalten auf dem riesigen Turm erkennen, der in der Mitte des Labyrinths steht, und wie sie sich zärtlich küssen.
Drei weiße versteinerte Pferde sollen diesen Turm bewachen...

...so sprechen es die Legenden!